Titel: Ueber eine Verbesserung an den Dampfkesseln mit röhrenförmigen Feuerzügen. Von Hrn. Heinrich Briggs.
Fundstelle: Band 49, Jahrgang 1833, Nr. LXV., S. 346
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LXV. Ueber eine Verbesserung an den Dampfkesseln mit roͤhrenfoͤrmigen Feuerzuͤgen. Von Hrn. Heinrich Briggs. Aus dem Mechanics' Magazine, N. 513, S. 155. Mit Abbildungen auf Tab. V. Briggs Verbesserung an den Dampfkesseln. Ich hatte kuͤrzlich den Bau eines Dampfwagens zum Transporte der Kohlen auf einer Eisenbahn zu leiten, und befolgte hiebei den von Hrn. Stephenson angenommenen Plan eines Kessels mit roͤhrenfoͤrmigen Feuerzuͤgen (tubular-flued boiler), indem mix derselbe seiner Unvollkommenheiten ungeachtet doch noch einer der besten zu seyn schien. Ich kam jedoch hiebei auf eine Verbesserung, die, wie ich glaube, einem der Vorwuͤrfe, den man den Stephensonschen Kesseln machen kann, abhelfen, und also allerdings einer Bekanntmachung wuͤrdig seyn duͤrfte. Aus Dr. Lardner's Abhandlung uͤber die Dampfmaschine und aus einigen anderen Quellen habe ich ersehen, daß man gegen die Stephenson'sche Methode hauptsaͤchlich den Einwurf macht, daß die Laͤngenausdehnung und Zusammenziehung an den Roͤhren fruͤher eintritt, als an dem Kessel, in welchen sie eingesezt sind, und daß folglich die Vernietungen und die Befestigungen der Roͤhren an den Kesselenden bald lose werden, und bedeutenden Verlust verursachen. Ich kam daher auf die Idee, daß man, wenn die Roͤhren nicht besonders klein und zahlreich sind, mit Vortheil an dem Ende einer jeden dieser Roͤhren und an jenem Ende des Kessels, an welchem sich der Rauchfang befindet, Schlußbuͤchsen anbringen koͤnnte, und daß, wenn diese Buͤchsen gehoͤrig dicht mit Hanf ausgefuͤllt oder geliedert erhalten wuͤrden, um dem Druke widerstehen zu koͤnnen, auf diese Weise dem in Folge der Ungleichheit in der Ausdehnung und Zusammenziehung entstehenden Nachtheile abgeholfen werden koͤnnte. Ich stellte also einen Versuch hieruͤber an, und war, obschon ich an dem Gelingen desselben zweifelte, so gluͤklich, zu einem Resultate zu gelangen, welches bei einem Druke von 50 Pfunden auf den Quadratzoll, wie ich denselben brauchte, selbst den sanguinischsten Hoffnungen entsprach. Mein Kessel hat 6 Fuß Laͤnge auf 2 Fuß 9 Zoll im Durchmesser; durch ihn gehen 46 kupferne Feuerzugroͤhren von 1 1/2 Zoll im Lichten. Zur groͤßeren Deutlichkeit fuͤge ich jedoch ein Paar Zeichnungen bei, von denen Fig. 18 und 19 halb so groß, als im wirklichen Maßstabe, Fig. 20 hingegen in einem unbestimmten Maßstabe gezeichnet ist. Fig. 18 zeigt die Art und Weise, auf welche, so viel ich weiß, die Roͤhren gewoͤhnlich eingesezt und befestigt werden, a 1 ist ein Durchschnitt des Endes, welches der Feuerstelle zunaͤchst liegt, waͤhrend a 2 das dem Rauchfange zunaͤchst liegende Ende darstellt, d 1 und d 2 sind Durchschnitte der Kesselenden. Hieraus erhellt offenbar, daß, wenn sich die Roͤhren ausdehnen (was nochwendig fruͤher, als beim Kessel der Fall seyn muß, indem das Feuer zuerst an sie gelangt), die Vernietung an dem Ende a 2 loker oder lose werden muß, indem dieselbe hier nicht wie bei a 1 mit einem Halsringe oder einer Schulter, durch die a 1 am Nachlassen verhindert wird, versehen ist. Man koͤnnte zwar fragen, warum nicht auch an dem Ende a 2 eine solche Schulter angebracht ist; dieß ist jedoch, wie man sich bei einigem Nachdenken alsogleich selbst uͤberzeugen wird, unthunlich, indem die ganze Laͤnge der Roͤhre durch die eine der Oeffnungen eingesezt und eingefuͤhrt werden muß, welche Oeffnung folglich gleiche Dimensionen mit der Roͤhre haben muß. Und selbst wenn eine solche Einrichtung mit einer Schulter an jedem Ende thunlich waͤre, wuͤrde, wenn die Roͤhre nicht zum Theil gebogen waͤre, die Ausdehnungskraft so groß seyn, daß Gefahr des Ausreißens oder einer sonstigen Beschaͤdigung der Kesselenden entstuͤnde. In Fig. 19 sieht man nun, welche Bauart ich bei meinem Kessel angenommen habe. Das der Fellerstelle zunaͤchst liegende Ende der Roͤhre a 1 ist auf eine aͤhnliche Weise befestigt, wie jenes in Fig. 13. Das Ende a 2 hingegen ist vollkommen genau abgedreht, und die Roͤhre selbst von solcher Laͤnge, daß sie 2 1/2 bis 3 Zoll mit uͤber das Kesselende hinausragt. Die Oeffnung, durch welche die Roͤhre hineinragt, ist versenkt, und auf sie wird mittelst der Bolzen und Muttern b der vierekige Dekel c von 1 1/4 Zoll Dike geschraubt, der so ausgebohrt ist, daß er ganz genau an die Roͤhre paßt, und an welchem die innere Muͤndung gleichfalls tief versenkt und mit feinem Hanfwerge ausgefuͤllt ist. Diese Dekel und Bolzen sind, wie man aus Fig. 20 sieht, so gestellt, daß ein Bolzen auf vier Dekel wirkt. An dieser Figur, welche eine Fronteansicht der Stellung der Roͤhren und Dekel geben soll, sind a die Rohrenenden, c die Dekel und b die Bolzenenden oder Schraubenmuttern. Ich habe mich uͤber: zeugt, daß diese Vorrichtung vollkommen dampf- und wasserdicht ist, und daß bei ihr nicht nur die Ausdehnung und Zusammenziehung der Roͤhren auf eine unschaͤdliche Weise vor sich gehen kann, sondern daß man dadurch, wenn man die Roͤhre lang genug macht, auch in Stand gesezt wird, das Ende a 1 abzuschneiden, und eine neue Schulter anzudrehen und anzunieten, im Falle dieselbe durch das Feuer Schaden gelitten haben sollte, so daß man auf diese Weise unter solchen Umstaͤnden das Einsezen von neuen Roͤhren erspart. Sollte man viele Roͤhren von kleinem Durchmesser einsezen wollen, so daß es unthunlich waͤre, fuͤr jede einzeln eine eigene Schlußbuͤchse anzubringen, so koͤnnten diese Roͤhren, wie ich glaube, an dem Rauchfangende des Kessels zu 6 bis 7 vereinigt, und in einer kurzen großen Roͤhre befestigt werden, welche leztere dann eine Schlußbuͤchse erhielte.

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