Titel: | Ueber die amerikanischen Dampfbothe. Von Hrn. C. Redfield von New-York. |
Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. LXIX., S. 353 |
Download: | XML |
LXIX.
Ueber die amerikanischen Dampfbothe. Von Hrn.
C. Redfield von
New-York.
Aus dem American-Journal of Science, Januar 1833, im Edinburgh, New
Philosophical-Journal, April bis Julius 1833, S.
55.
Redfield, uͤber die amerikanischen Dampfbothe.
Die große Zunahme der Zahl der Dampfbothe, welche auf den Gewaͤssern der
Vereinigten Staaten innerhalb der lezten 15 Jahre Statt fand, und welche eben so
große Ueberraschung als Zufriedenheit erregte, wird wo moͤglich noch von den
Verbesserungen uͤbertroffen, welche waͤhrend dieser Zeit an deren Bau
und Einrichtung erfunden und angebracht worden. Vor dem Beginne dieser Periode hatte
die Dampfmaschine in Hinsicht ihrer Leistungen als Triebkraft beinahe schon den
hoͤchsten Grad von selbst die Anwendung ihrer Kraͤfte zum Behufe der
Schifffahrt hielt man, obschon sie damals noch minder weit fortgeschritten war,
beinahe bis auf denselben Grad von Vollkommenheit gediehen. Vor 10 Jahren legten die
Dampfbothe, die den Hudson befuhren, und welche unstreitbar die besten der damaligen
Zeitperiode waren, den Weg von Albany nach New-York, je nachdem die
Umstaͤnde guͤnstig waren, in 18 bis 30 Stunden zuruͤk, und 5
Jahre spaͤter wurden schon 1 bis 4 Schiffe, von denen jedes uͤber 200
Tonnen Ladung hatte, denselben Weg innerhalb derselben Zeit von einem einzigen,
Dampfbothe bugsirt!
Die Kraft und die Geschwindigkeit der Dampfbothe auf dem Hudson sowohl, als auf dem
Mississippi und anderwaͤrts, hat bis auf den heutigen Tag noch
jaͤhrlich zugenommen. Im Jahre 1827 wurde der Weg von New-York nach
Albany, eine Streke, deren Laͤnge man zu 150 Meilen angibt, unter
guͤnstigen Umstaͤnden in 12 Stunden zuruͤkgelegt; im Jahre 1829
brauchte man nur mehr 10 Stunden 30 Minuten; und im Jahre 1831 10 Stunden 15
Minuten, wobei die Zeit, die das Anhalten an verschiedenen Orten erforderte, mit
eingerechnet ist. Der riesenhafte Aufschwung, den Wissenschaften und Kuͤnste
in neuerer Zeit nahmen, hatte jedoch hiermit noch seinen hoͤchsten Punkt
nicht erreicht, denn im Jahre 1832 wurde derselbe Weg, mit Einschluß der zu dem
mehrmaligen Landen noͤthigen Zeit, in 9 Stunden 18 Minuten
zuruͤkgelegt! Ja es ist sogar wahrscheinlich, daß man diese Streke mit den
Mitteln, die wir bereits besizen, oder die eben jezt in Ausfuͤhrung begriffen
sind, in weniger dann 9 Stunden wird zuruͤklegen koͤnnen, ungeachtet
der Schwierigkeiten, mit denen die Schifffahrt theils wegen der Seichtigkeit des
Wassers, theils wegen anderer Gruͤnde, in der Nahe von Albany
verknuͤpft ist. Bemerke muß hierbei werden, daß die angegebene Laͤnge
der Streke durchaus nicht zu hoch angegeben ist, wie dieß bei den Wasserstraßen im
Inneren gewoͤhnlich der Fall ist; auch kann der Beistand, den die Fluth beim
Stromaufwaͤrtsfahren leistet, fuͤr die ganze Streke im Durchschnitte
nicht hoͤher, als zu einer Meile per Stunde
angeschlagen werden; waͤhrend stromabwaͤrts wenig oder gar nichts auf
diesem Wege gewonnen werden kann, indem Ebbe und Fluth alle 3 Stunden oder selbst
innerhalb kuͤrzerer Zeitraͤume wechseln. Auf der ganzen Fahrt wird
gewoͤhnlich 12 Mal gelandet, und an 6 Plaͤzen werden die Dampfbothe
sogar gekehrt und an den Werften festgemacht.
Wer die Schwierigkeiten kennt, mit denen das Beschiffen eines Mediums, dessen
Widerstand in einem groͤßeren Verhaͤltnisse, als in dem Quadrate der
Geschwindigkeiten zunimmt, mir Huͤlfe einer kuͤnstlichen Kraft, deren
Reaction aus diesem Medium selbst gewonnen wird, verbunden ist, der wird die oben
angegebenen Geschwindigkeiten gewiß als außerordentliche Leistungen betrachten.
Diese Ansicht wird, ich bin es uͤberzeugt, nicht durch die Geruͤchte,
die sich allenfalls uͤber die Erreichung einer groͤßeren
Geschwindigkeit in mehr offenen Gewaͤssern mittelst Dampfbothen von
geringerer Kraft verbreiten moͤchten, geschwaͤcht werden; denn gar oft
liegt der Grund hiervon darin, daß die wirkliche Laͤnge der Wasserstraße zu
groß angegeben wird, oder daß die Staͤrke und Geschwindigkeit der Fluth hie
und da groͤßere Vortheile gewaͤhrt. Uebrigens geschieht es außerdem
zuweilen, daß sich in die oͤffentlich bekannt gemachten Leistungen irgend
eines besonders beliebten Dampfbothes aus Versehen des Berichterstatters, oder aus
irgend einem anderen Grunde, ein Fehler oder Irrthum von einer Stunde
einschleicht.
Außer den 12 Dampfbothen, welche auf dem Hudson nach verschiedenen Transport-
oder Verkehrs-Linien und zu kurzen Fahrten verwendet werden, haben wir noch
10 andere Dampfbothe erster Classe, welche taͤglich zum Transporte der
Reisenden zwischen New-York und Albany hin und her fahren, naͤmlich:
den Nord-America, den Albany, die Novelty, den Erie, den Champlain, den Ohio,
den New-Philadelphia, den De-Wit-Clinton, die Constitution und
die Constellation. Von diesen fahren die ersten fuͤnf taͤglich Morgens
7 Uhr ab, um die Fahrt nach Albany in 9 1/4 bis 13 Stunden zuruͤkzulegen; die
lezteren fuͤnf fahren gewoͤhnlich um 5 Uhr Abends ab, und brauchen
eben so lange zu ihrer Fahrt. Auf ersteren koͤnnen sich die Reisenden der
angenehmsten Fahrt in freier Luft, des erhebenden Anblikes der
Naturschoͤnheiten am Hudson, und auch der gewohnten Ruhe bei Nacht erfreuen;
und mit Huͤlfe der lezteren koͤnnen thaͤtige und betriebsame
Leute ihre taͤglichen Geschaͤfte an dem einen oder anderen der
bluͤhendsten Orte verrichten, und bei Nacht wieder mit voller Ruhe auf guten
Matrazen und reinem Weißzeuge heimkehren. Der Preis der Fahrt ist gewoͤhnlich
auf 3 Dollars festgesezt.
Die meisten dieser Dampfbothe haben seit ihrer ersten Erbauung in Hinsicht auf
Groͤße, Form und allgemeine Ausstattung wesentliche Veraͤnderungen
erlitten, und zwar hauptsaͤchlich deßhalb, damit sie mit Erfolg in Concurrenz
treten koͤnnen. Ich habe wohl nicht noͤthig, eine geschichtliche
Darstellung der stufenweisen Verbesserungen, welche die Dampfbothe durchliefen, zu
geben, um zu zeigen, auf welchem Grade von Vollkommenheit sie sich dermalen
befinden; es mag genuͤgen, wenn ich hier Einiges uͤber eines derselben
mittheile.
Der De-Wit-Clinton hat gegenwaͤrtig,
nachdem er 2 Mal vergroͤßert worden, folgende Dimensionen. Die ganze
Laͤnge auf dem Verdeke betraͤgt 232 Fuß; die Breite des Bauches in der
Hoͤhe der Wasserlinie betraͤgt 28 Fuß; der Vorsprung des Verdekes oder
die Raͤderschuͤzer an jeder Seite messen 18 Fuß; die groͤßte
Breite des Verdekes mit Einschluß der Raͤderschuͤzer mißt 64 Fuß; die
Tiefe des Kielraumes betraͤgt 10 Fuß; die Hoͤhe des oberen Verdekes 11
Fuß; die Laͤnge der großen Cajuͤte 175 Fuß. Er geht nicht uͤber
4 Fuß 6 Zoll tief im Wasser; der Durchmesser seiner Wasserraͤder
betraͤgt 22 Fuß; die Tiefe der Schaufeln mißt 37 Zoll; der Durchmesser der
eisernen Wellen der Wasserraͤder 14 Zoll; die Laͤnge des Winkelhebels
betraͤgt 5 Fuß; die Laͤnge des Kolbenhubes 10 Fuß; der Durchmesser des
Kolbens ist 66 Zoll, so daß dessen Oberflaͤche 3421 Quadratzollen
gleichkommt. Der arbeitende Cylinder, welcher sich in einer senkrechten Stellung befindet, hat
im Ganzen eine Laͤnge von 11 Fuß 10 Zoll; seine Seitenoͤffnungen,
durch welche der Dampf ein- und austritt, messen 42 auf 10 3/4 Zoll. Die
Maschine wird von vier kreisfoͤrmigen Eintrittsklappen, von denen jede 17
Zoll im Durchmesser hat, und von denen sich an jedem Ende des Cylinders zwei
befinden, und von vier Eintrittsklappen von demselben Durchmesser in Bewegung
gesezt. Der Durchmesser der Hauptdampfroͤhren und jener der
Seitenroͤhren betraͤgt 25 Zoll.
Der ganze Rauminhalt des Cylinders mit Ausschluß des Raumes, welchen der Kolben
einnimmt, und mit Einschluß einer der Seitenoͤffnungen, welche sich bis zu
den Klappen erstrekt, belaͤuft sich beinahe auf 252 Kubikfuß, was
beilaͤufig so viel als 1890 Weingallons oder 63 Faͤsser, jedes zu 30
Gallons, ist. Wenn die Maschine also 26 Umdrehungen oder doppelte Hube per Minute zuruͤklegt,Die Maschinen einiger Dampfbothe der Hudsons bewegen sich oft mit einer
Geschwindigkeit von 28 doppelten Kolbenhuͤben per Minute, so daß die Geschwindigkeit des Kolbens 560 Fuß per Minute betraͤgt. A. d. O. so werden waͤhrend der Zeit, waͤhrend welcher die Maschine in
voller Thaͤtigkeit ist, in jeder Minute 13,104 Kubikfuß oder 3276
Faͤsser, in jeder Stunde hingegen 786,240 Kubikfuß oder 196,560
Faͤsser Dampf ausgepumpt werden. Der Dampf kann aber nur waͤhrend
eines Theiles eines jeden Hubes frei aus dem Kessel her eintreten, indem die
Drosselklappe geschlossen wird, so daß sich der Dampf, der fruͤher in den
Cylinder eingetreten, waͤhrend des uͤbrigen Theiles des Hubes in
demselben ausdehnen kann. Wenn der in den Kesseln unterhaltene Druk des Dampfes
einem Druke von 20 Pfunden per Quadratzoll uͤber
den Druk der Atmosphaͤre entspricht (und man unterhaͤlt auf diesem
Dampfbothe oft einen hoͤheren Druk), so kann der wirkliche mittlere Druk auf
den Kolben sicher auf 10 Pfund per jeden Quadratzoll
seiner Oberflaͤche angeschlagen werden. Dazu muß aber noch der Nettodruk der
Atmosphaͤre, den man durch die Anwendung des Verdichters und der Luftpumpe
erhaͤlt, gerechnet werden, – ein Druk, der volle 10 Pfund auf den Zoll
ausmacht, indem das Vacuum in dem Verdichter, den Angaben des Barometers
gemaͤß, meistens von 12 1/2, bis 13 1/2 Pfund auf den Zoll betraͤgt.
Diese Schaͤzung gibt einen mittleren Druk von 20 Pfunden auf jeden
Quadratzoll des Kolbens; ich will diesen Druk aber, damit man mir ja nicht den
Vorwurf der Uebertreibung machen kann, nur zu 16 Pfund auf den Quadratzoll annehmen,
so daß 3421 Zolle des Kolbens in jeder Minute 52 einfache Hube von 10 Fuß
zuruͤklegen. Schaͤzt man nun die volle Kraft eines Pferdes auf 150
Pfund, welche in einer Stunde 2 1/2 Meile weit bewegt werden, oder auf 33,000 Pfund, welche in einer
Minute einen Fuß hoch gehoben werden, so ergibt sich folgende Formel:
(3421 × 16 × 52 × 10)/33,000 =
28,462,720/33,000 = 826,
nach welcher also eine Kraft von 862 Pferden auf die Maschine
ausgeuͤbt wuͤrde. Von diesem Resultate muß aber nothwendig die Kraft
abgezogen werden, welche noͤthig ist, um die Maschine zu bewegen, oder um die
Reibung und den Widerstand ihrer Theile zu uͤberwinden, welche Reibung jedoch
an solchen großen, auf einen so ausgedehnten Winkelhebel wirkenden Maschinen
verhaͤltnißmaͤßig kleiner ist, als an den kleineren Maschinen. Ich
will uͤbrigens annehmen, daß diese Reibung dem dritten Theile der Kraft
gleich ist, so daß also die wirkliche Triebkraft der Maschine hiernach auf 576
Pferdekraͤfte angeschlagen werden kann. Ein Mechaniker, mit welchem ich
hieruͤber sprach, und unter dessen Leitung einige der Maschinen fuͤr
dieses Dampfboth erbaut worden, schaͤzt den Nettodruk, nach Abzug aller
Reibung etc., auf 12 Pfd. auf jeden Quadratzoll des Kolbens. Dieses moͤchte
der Wahrheit naͤherkommen, so daß die Triebkraft dieser Maschine hiernach 646
Pferdekraͤften gleich waͤre. Diese Resultate moͤgen zwar auf
den ersten Blik Staunen und Zweifel hervorrufen, und doch scheinen dieselben bisher
weder die Aufmerksamkeit der Gelehrten noch jene der praktischen Mechaniker erregt
zu haben.
Ich will nun noch im Allgemeinen die vorzuͤglichsten Dimensionen der
uͤbrigen der genannten Dampfbothe angeben, welche, wenn sie auch nicht in
jeder Hinsicht ganz genau seyn sollten, doch hinreichen duͤrften, um einen
allgemeinen Ueberblik derselben zu geben.
Der Champlain, ein neues Dampfboth, ist 180 Fuß lang und an der Wasserlinie 28 Fuß
breit; er hat zwei Maschinen, von denen jede mit einem 42zoͤlligen Cylinder
und einem 10 Fuß langen Hube arbeitet. Die Raͤder haben 22 Fuß, und machen 26
bis 28 Umdrehungen in einer Minute. Der Erie, welcher gleichfalls neu erbaut ist,
hat dieselbe Groͤße, allein eine etwas groͤßere Kraft, indem dessen
Cylinder 44 Fuß im Durchmesser haben. Beide Bothe fahren zwischen New-York
und der schoͤnen und bluͤhenden Stadt Troy, welche 6 Meilen oberhalb
Albany liegt.
Der North-America ist 218 Fuß lang, mit Einschluß eines Wasserbrechers,
dergleichen auch an den meisten anderen Dampfbothen angebracht wurden; seine Breite
betraͤgt 30 Fuß. Er arbeitet gleichfalls mit zwei Maschinen, deren Cylinder
44 Zoll im Durchmesser haben, und deren Hub 8 Fuß betraͤgt.
Der Albany hat eine Laͤnge von 307 Fuß und eine Breite von 26 Fuß; er arbeitet mit einer
einzigen Maschine, welche einen Cylinder von 65 Zoll hat, und Kolbenhube von 9 Fuß
macht.
Der Ohio mißt 192 Fuß in der Laͤnge und 30 Fuß in der Breite; er hat nur eine
einzige Maschine mit einem Cylinder von 60 Zoll im Durchmesser und einem Kolbenhube
von 9 Zollen.
Der New-Philadelphia ist 170 Fuß lang und 24 Fuß breit; er traͤgt eine
Maschine mit einem Cylinder von 55 Zollen im Durchmesser und einem Kolbenhube von 10
Fuß.
Die Constitution ist nach europaͤischem Muster nur 145 Fuß lang und 27 Fuß
breit; ihre einzige Maschine hat einen Cylinder von 42 Zollen im Durchmesser, und
macht Kolbenhube von 9 Fuß.
Die Constellation mißt 149 Fuß in der Laͤnge und 27 Fuß in der Breite; ihre
einzige Maschine hat einen Cylinder von 44 Zollen im Durchmesser, und macht dabei
Kolbenhube von 10 Zollen.
Der Novelty hat 220 Fuß Laͤnge und 25 Fuß Breite; er ist mit zwei Maschinen
ausgestattet, von denen jede einen Cylinder von 30 Zoll im Durchmesser hat, und
Kolbenhube von 6 Fuß macht. Die Maschine arbeitet horizontal und mit Dampf von
hoͤherer Elasticitaͤt; sie hat weder Verdichter noch Luftpumpe.
Die meisten dieser Bothe haben ihre Ruderraͤder unter den
Raͤderschuͤzern und ganz außerhalb dem Koͤrper der Bothe. Der
Erie und der Champlain haben 4 Kessel und eben so viele Rauchfangroͤhren. Der
Novelty hat 4 Reihen von Kesseln, und in jeder Reihe befinden sich 3 Kessel von 40
Zollen im Durchmesser; auch er ist mit 4 Rauchfangen ausgestattet.
Was die persoͤnliche Sicherheit auf den Dampfbothen betrifft, so herrscht
hieruͤber in Nord-America nur mehr sehr wenig Abneigung oder
vorgefaßte Meinung. In fruͤheren Zeiten bediente man sich auf dem Hudson
zweier sogenannter Sicherheitsbarken, die fuͤr den Gebrauch solcher Reisenden
bestimmt waren, welche Angst und Furcht vor den Dampfbothen hatten. Diese Barken,
die an dem Hintertheile eines Dampfbothes angehaͤngt wurden, und in den
Sommermonaten vom J. 1825 bis zum J. 1829 fuhren, schifften mit einer
Geschwindigkeit von 8 bis 9 Meilen in der Stunde. Die große Zunahme in der
Geschwindigkeit und Groͤße der Dampfbothe brachte es jedoch dahin, daß diese
Sicherheitsbarken nun ihre Fahrten eingestellt haben: zum Bedauern derjenigen, die
eine ruhige langsame Fahrt vorziehen, und deren Aengstlichkeit und
Nerven-Reizbarkeit zu groß ist, als daß sie mit Ruhe auf einem Dampfbothe zu
reisen vermoͤchten.
Es wurde bereits schon oft bemerkt, daß man auf den Dampfbothen weit weniger
Unfaͤllen ausgesezt ist, als bei irgend einer anderen Fahrt zu Wasser oder
selbst zu Lande. Ja man hat sogar angegeben und berechnet, daß im Durchschnitte des Jahres nicht so
viele Menschen durch die Explosionen von Dampfmaschinen, als durch, den Bliz
umkommen. Um die Richtigkeit und Genauigkeit dieser Behauptung zu erforschen und zu
pruͤfen, habe ich mir alle die Faͤlle notirt, in welchen im
verflossenen Jahre Menschen durch Blizschlaͤge umgekommen sind. Das Resultat
dieser Forschungen war, daß in New-Hampshire 1, in Massachusetts 1, in
Rhode-Island 1, in Connecticut 2, in New-York 7, in Pennsylvanien 5,
in Delaware 3, in Virginia 1, in Suͤd-Carolina 2, in Louisiana 2 und
in Illinois 1, im Ganzen also 26 Menschen vom Blize getoͤdtet wurden. So
sorgfaͤltig ich mir alle die mir bekannt gewordenen Unfaͤlle dieser
Art auch aufzeichnete, so ist es doch wahrscheinlich, daß die angegebene Zahl kaum
die Haͤlfte der in einem Jahre in den Vereinigten Staaten vom Bliz
getoͤdteten Individuen betraͤgt. Vergleicht man nun hiermit die Liste
der durch die Dampfbothe Verungluͤkten, so wird man finden, daß die ganze
Mortalitaͤt innerhalb 20 Jahren nicht hoͤher als auf 300 Seelen
angegeben wurde; so daß also im Durchschnitte 15 Menschenleben auf ein Jahr kommen.
Die Unfaͤlle, welche sich im Jahre 1832 durch das Bersten von Dampfkesseln
ereigneten, sind meines Wissens nach folgende: Dampfboth Postboy auf dem Mississippi
1 getoͤdtet; Ohio auf dem Hudson 5 Todte und Ertrunkene; Adam Duncan auf dem
Connecticut 1 Ertrunkener; Connecticut im Hafen von Boston 1 Getoͤdteter;
Monticello auf dem Mississippi 2 Tobte; in Summa also 10 Todte, von denen, so viel
ich in Erfahrung bringen konnte, 3 zu den Reisenden, die uͤbrigen 7 aber zu
dem Maschinenpersonale gehoͤrten. Hieraus erhellt also gewiß hinreichend, wie
wenigen Gefahren die Reisenden auf den Dampfbothen ausgesezt sind.
Welche weitere Verbesserungen sowohl in Hinsicht auf Sicherheit, als auf
Geschwindigkeit noch in der Dampfschifffahrt eintreten werden, kann nur die Zeit
lehren. Das Dampfboth schien noch vor kurzer Zeit das Non
plus ultra der menschlichen Anstrengungen; heut zu Tage wird es aber
bereits von den Leistungen, zu denen die Benuzung des Dampfes auf den Eisenbahnen
fuͤhrte, bei Weitem uͤbertroffen. Wahrscheinlich wurde jedoch in
diesen beiden Departements, welche, praktisch betrachtet, nichts weniger als
Nebenbuhler sind, sondern die einander gegenseitig zu Huͤlfe kommen und
ergaͤnzen sollen, bereits das Maximum der nuͤzenden Kraft erreicht.
Die Kunst, die volle Kraft des Dampfes zu erhalten, und dieselbe auf einer
Fluͤssigkeit, welche die Last traͤgt, und eine fuͤr die
Triebkraft hinreichende Reaction darbietet, zum Fortschaffen von Schiffen zu
benuzen, ist nun so ziemlich bekannt und wohlverstanden; und in Hinsicht auf die Eisenbahnen ist
es ein unumstoͤßlich richtiger Saz, daß eine ebene metallische Flaͤche
das Fuhrwerk nicht nur auf die vollkommenste Art und Weise traͤgt, sondern
auch den geringsten Widerstand zugleich mit der moͤglich besten Reaction
fuͤr die fortschaffende Kraft darbietet, so daß auf derselben also die
vortheilhaftesten Bedingungen zum Transporte von Menschen und Guͤtern mit
einander vereint sind.Die Kraft, welche zum Treiben eines einzigen Dampfbothes erster Classe
verwendet wird, kommt der Kraft von 50 Dampfwagen, jeden zu 12
Pferdekraͤften, gleich. Eine solche Anzahl von Dampfwagen
wuͤrde wahrscheinlich zum Transporte aller gegenwaͤrtig auf
dem Hudson hin- und herfahrender Reisenden und der darauf versendeten
Guͤter hinreichen.A. d. O.
Auf die Errichtung, Ausdehnung und Vermehrung dieser beiden unuͤbertroffenen
Transportmittel hat sich daher der Unternehmungsgeist in unserem schnell
emporbluͤhenden und so regsamen Lande vorzuͤglich zu richten. Man hat
sehr weise gesagt, daß das Fortschreiten und das Verbessern heut zu Tage in allen
Dingen zu rasch und zu ungestuͤm ist, als daß es sich, wenn dich die Klugheit
auch je gebieten koͤnnte, aufhalten ließe; man stoͤre daher dieses
rege Leben, dieses Voraneilen auf der Bahn zum Besseren auch nicht, und
bemuͤhe sich nur, dem Ehrgeize und dem raschen Laufe die gehoͤrige
Richtung zu geben.