Titel: | Bericht des Hrn. Baron Séguier über das verbesserte Spinnrad mit beweglichem oder fliegendem Roken von der Erfindung des Hrn. Lebec in Nantes. |
Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. LXXXIII., S. 407 |
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LXXXIII.
Bericht des Hrn. Baron Séguier uͤber das
verbesserte Spinnrad mit beweglichem oder fliegendem Roken von der Erfindung des Hrn.
Lebec in
Nantes.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Mai 1833, S. 150.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Séguier's Bericht uͤber ein verbessertes
Spinnrad.
Das Spinnrad, welches Hr. Lebec
der Gesellschaft vorlegte, und mittelst welchem er die schoͤnen Garne, die
die Gesellschaft bewunderte, erzielte, ist ein Spinnrad von gewoͤhnlicher
Form, an welchem der Erfinder jedoch mehrere aͤußerst sinnreiche
Verbesserungen angebracht hat.
An den gewoͤhnlichen Spinnraͤdern geschieht das Aufwinden des Fadens
bekanntlich in dem Maße, in welchem er gedreht wird, durch die Verminderung der
Geschwindigkeit der Spule. Diese erhaͤlt zu diesem Behufe ihre Bewegung von
einem Flugrade mittelst einer ausgekehlten Rolle, welche kleiner ist, als die an dem
Spuldrahte oder der Spindel befestigte Rolle. Diese Einrichtung, bei welcher das
Aufwinden continuirlich und unvermeidlich ist, eignete sich natuͤrlich nicht
zum Spinnen der Batistfaden, welche schon bei der geringsten auf sie einwirkenden
Kraft brechen. Auch jenes Mittel, dessen man sich an den Spinnraͤdern im
suͤdlichen Frankreich bediente, um eine Verminderung der Geschwindigkeit der
Spule zu erzeugen, d.h. die Erzeugung einer leichten Reibung des freien Endes der
Spule an ihrer Spindel, welche allein mit einer ausgekehlten Spule versehen ist,
entsprach noch nicht der Zartheit dieser Operation. An den Spinnraͤdern des
Suͤdens reißt naͤmlich die Spindel durch die bloße Beruͤhrung,
in der sie mit der Spule steht, leztere mit sich, und man vermindert die
Geschwindigkeit, die sie dadurch erhaͤlt, durch den Druk eines auf das Ende
der Spule aufgewundenen Fadens. Die Verminderung steht naͤmlich mit der
Spannung des Fadens im Verhaͤltnisse, und leztere wird wie die Spannung der
Saiten an einer Violine mittelst einer Art von Schraube oder Zapfen regulirt.
Bei dieser Einrichtung geschieht nun das Aufwinden nicht mehr gewaltsam, und die
Spinnerinn kann in ihrem Faden, besonders wenn derselbe etwas dik und stark ist,
Kraft genug finden, um die Bewegung der Spule damit anzuhalten. Dessen ungeachtet
ist dieses Verfahren fuͤr einen Batistfaden noch zu eingreifend; es ist
naͤmlich in manchen Fallen nothwendig das Aufwinden anzuhalten, um die
Drehung zu vermehren, ja man muß den Faden manchmal sogar etwas abwinden
koͤnnen, ohne daß man deßhalb das Rad anzuhalten braucht, damit die
Spinnerinn jede Ungleichheit, die allenfalls ihren Fingern entschluͤpfte,
wieder zuruͤkbringen kann.
Es ist nun Hrn. Lebec gelungen,
diese schwierige Aufgabe vollkommen zu loͤsen, indem er statt der Reibung
eines gespannten, auf das Ende der hoͤlzernen Spule wirkenden Fadens jene
einer feinen elastischen Feder anwandte, welche auf eine kleine, metallene, gut
polirte Zwinge, womit er die Spule ausstattet, aufgewunden ist. Die Verminderung der
Reibung, welche in Folge der Beruͤhrung, in der die elastische Feder mit der
polirten Zwinge steht. Statt hat, ist jedoch noch nicht immer hinreichend, um dem
haͤufigen Brechen der Batistfaden vorzubeugen. Die Erfahrung hat nach vielen
Versuchen gezeigt, daß eine intermittirende oder abwechselnd aussezende Reibung
unter allen Vorrichtungen diejenige sey, bei der das Spinnen am leichtesten von
Statten geht. Hr. Lebec hat
daher auch an seinem
Spinnrads mit der Kurbel des Flugrades mittelst elastischer Federn kleine Hebel
verbunden, welche so ausgedacht sind, daß sie bei ihrer Bewegung eine abwechselnde
Spannung und Ausdehnung in der auf die Spule aufgerollten elastischen Feder
hervorbringen. Dabei blieb dieser elastischen Feder jedoch die Eigenschaft, daß ihr,
wie an den oben erwaͤhnten Spinnraͤdern, mittelst einer Violinschraube
die erste Spannung gegeben werden kann.
Besondere Erwaͤhnung verdient uͤbrigens noch eine andere Modification.
Hr. Lebec hat naͤmlich
bemerkt, daß das Flugrad durch den Fuß mittelst der Kurbel in eine Bewegung versezt
wird, die bei der geringen Masse desselben nicht regelmaͤßig seyn kann. Er
hatte daher die gluͤkliche Idee der Spindel durch Zusaz von vier, im Kreuze
gestellten, kleinen Massen etwas mehr Gewicht zu geben, und die Schnur, welche die
Bewegung des Flugrades auf die Spindel uͤbertraͤgt, sehr loker zu
lassen. Auf diese Weise verlieren sich naͤmlich die Ungleichheiten des
Flugrades in der Geschwindigkeit und dem Gewichte der Spindel, deren Rolle ihre
Umdrehungen fortsezen kann, indem sie unter der Schnur des Flugrades fortgleitet,
wenn dieses langsamer zu laufen anfaͤngt.
Die groͤßte Aufmerksamkeit verdient jedoch jener Apparat, durch welchen Hr.
Lebec den Spinnroken
ersezt haben will. Nach Hrn. Lebec's Einrichtung wird naͤmlich der gut gekaͤmmte
und straͤhnfoͤrmig hergerichtete Flachs in die Mitte von
kreisfoͤrmigen Kaͤmmen gelegt, welche sich zu dessen Aufnahme
oͤffnen, und deren Zaͤhne saͤmmtlich gegen den Mittelpunkt
gerichtet sind. Diese Kaͤmme in der Zahl zu drei sind in gehoͤrigen
Entfernungen von einander auf einem Wagen angebracht, dessen Zwek sogleich
deutlicher erhellen wird. Das Ende des Flachsrupfens oder Straͤhnes, aus
welchem die Spinnerinn die Faden zieht, befindet sich außerdem noch zwischen zwei
kleinen, feinen, gegen einander gedruͤkten Buͤrsten. Der Zwek dieser
Buͤrsten und Kaͤmme besteht darin, zu verhindern, daß die Drehung des
Fadens nicht bis in den Rupfen oder den Straͤhn zuruͤk emporsteigen
kann; sie erhalten saͤmmtliche Faden in paralleler Richtung mit einander, und
machen es moͤglich, daß einer um den andern seiner ganzen Laͤnge nach
ausgezogen werden kann. Dieses Ausziehen geschieht mit dem Lebec'schen Roken auf eine eben so einfache, als neue Weise.
Bei der gewoͤhnlichen Spinnmethode sucht die Spinnerinn den Flachsfaden mit
der Hand in dem Roken, und zieht ihn dann aus, indem sie zwischen dem Spinnrade und
dem Roken einen der Laͤnge desselben gleichkommenden Raum durchlaͤuft.
Da nun Hr. Lebec wohl
erkannte, daß es sehr schwer sey, große Bewegungen zart und gleichfoͤrmig zu machen,
so hatte er die sinnreiche Idee, den auf die angegebene Weise in die Kaͤmme
gebrachten Flachs in einen hoͤlzernen Wagen zu legen, welcher laͤngs
einer schief geneigten Flaͤche laͤuft. Dieser Wagen, der in Folge
seines eigenen Gewichtes gegen den Boden der schiefen Flaͤche zu gelangen
strebt, ist an dem Ende einer Schnur festgemacht, welche oben an der schiefen
Flaͤche uͤber eine Rolle lauft, um dann mit dem anderen Ende um das
Faustgelenk der Spinnerinn gewunden zu werden. Die ganze Einrichtung ist so
getroffen, daß in dem Maße, in welchem sich die Hand, die den Flachsfaden ergreift,
von dem Roken entfernt, die Schnur, indem sie angezogen wird, sich gleichfalls
entfernt, und auf der schiefen Flaͤche zuruͤk emporsteigt. Da sich nun
der Raum zwischen der Hand und dem Roken an beiden Enden verlaͤngert, so wird
der Flachs um eine doppelt so große Streke ausgezogen, als der Raum betraͤgt,
durch welchen sich die Hand bewegte. Bei dieser Vorrichtung braucht also die
Spinnerinn nur mehr leichte Bewegungen zu machen, so daß sie nicht mehr wie bei dem
gewoͤhnlichen Verfahren durch ein zu weites Ausstreken des Armes Gefahr
lauft, den Faden abzureißen.
Wir glauben, daß dieser Roken, welchen der Erfinder mit Recht einen beweglichen
genannt hat, auch bei dessen Benuzung zum Spinnen anderer Faserstoffe und aller
anderen Arten von Faden, als der Batistfaden, sowohl in Hinsicht auf die!
Guͤte, als auf die Menge des Productes die guͤnstigsten Resultate
gewahren muß. Die Commission schlaͤgt daher vor, die Gesellschaft
moͤge Hrn. Lebec
fuͤr seine Erfindungen ihre silberne Medaille zuerkennen, – ein
Vorschlag, der von derselben auch in ihrer Sizung vom 15. Mai angenommen wurde.
Beschreibung des Lebec'schen Spinnrades.
Das Aufwinden des gesponnenen Fadens geschieht sowohl bei dem Gebrauche der
gewoͤhnlichen Spinnraͤder, als wenn man sich der Mulejenny's zum
Spinnen des Flachses bedient, mittelst eines leichten Drukes, welcher zum Behufe der
Verminderung der Geschwindigkeit der Bewegung der Spindel auf eine der Seiten der
Spindel ausgeuͤbt wird. Dieser Druk, der ein continuirlich andauernder ist,
hat das Unangenehme, daß er zwei Reibungen: jene der Spule gegen die kleine Schnur
und jene dieser Spule gegen die Spindel hervorbringt. Diese doppelte Reibung, welche
die feinen Faden brechen macht, war bisher Ursache, warum man diese Faden weder mir
dem gewoͤhnlichen Spinnrade, noch mit den Maschinen gehoͤrig zu
spinnen im Stande war.
Das Lebec'sche Spinnrad hilft nun diesem Uebelstande ab;
auf ihm kann dieses Spinnen mit Leichtigkeit und ohne Gefahr des Brechens des Fadens geschehen. Es
besteht dasselbe naͤmlich, wie aus Taf. VI. ersichtlich, aus vier Pfosten
oder Standern AA, welche durch die
Querhoͤlzer BCDE zusammengehalten werden,
und wird von einer Platte F getragen, die selbst wieder
auf dem Fußtritte G festgemacht ist. Zwischen den
Pfosten ist ein senkrechtes Rad J angebracht, an dessen
Achse sich eine Kurbel M befindet, an der an der einen
Seite eine mit dem Tritte H in Verbindung stehende
Schnur, an der anderen Seite hingegen eine elastische Feder N angebracht ist, welche die beiden bogenfoͤrmig gebogenen Hebel
k, deren Zwek weiter unten angegeben werden wird, in
Thaͤtigkeit sezt.
Um das Rad J laͤuft eine Schnur O, welche auch uͤber die an der Spindel v aufgezogene Rolle P
laͤuft, und derselben eine rasche kreisende Bewegung mittheilt. Der Druk
dieser Rolle gegen die Spule y ist kein
fortwaͤhrender, sondern ein unterbrochener oder abwechselnder; er wird
naͤmlich von zwei elastischen Federn qq
ausgeuͤbt, von denen die eine oben, die andere unten um eine polirte Zwinge
oder einen Ring geht, welcher einen Koͤrper mit der Spule ausmacht. Das
Aussezen der Bewegung wird durch eine staͤhlerne Schwengelstange o hervorgebracht, welche horizontal und parallel mit der
Spindel gestellt ist. An dem Hinteren Theile dieser Stange befinden sich zwei
gebogene Hebel kk', von denen der eine
kuͤrzere und zur rechten Seite befindliche k' das
Gegengewicht t traͤgt, welches dazu
beitraͤgt, die Stange o emporsteigen zu machen,
waͤhrend an dem laͤngeren k die elastische
Feder N festgemacht ist. Diese Einrichtung ersieht man
deutlich aus Fig.
2. Die Schwengelstange o ist mit einem kleinen
Haken p versehen, an welchem die kleinen elastischen
Federn qq' eingehaͤngt sind, und mit zwei
Anwellen, von denen sie getragen und an ihrer Stelle erhalten wird.
Veranlaßt man nun das Rad J zu Umdrehungen, so wird
dadurch der Schwengelstange o und folglich auch ihrem
Haken q eine steigende und fallende Bewegung
mitgetheilt, welche sich nothwendig auch an die Federn qq fortpflanzt, welche, indem sie abwechselnd gespannt und nachgelassen
werden, einen intermittirenden oder abwechselnd auslassenden Druk auf die Zwinge der
Spule ausuͤben.
Da ferner die kleinen Federn qq an ihrem anderen
Ende an einer Schnur festgemacht sind, welche uͤber einen Zapfen oder eine
Schraube s laͤuft, so kann man dieselben, indem
man diesen Zapfen dreht, bis auf den gehoͤrigen Grad spannen. Ebenso
verhaͤlt es sich mit der großen Feder N, an
welcher die Feder u angebracht ist, welche gleichfalls
mit einer uͤber einen Zapfen s' laufenden Schnur
versehen ist.
Da nun in Folge dieser Verbesserungen der Druk auf die Spule ein sehr geringer ist, so kann
man die feinsten Faden mit diesem Spinnrade spinnen. Das Spinnrad hat alle die
noͤthige Festigkeit und Staͤtigkeit, damit waͤhrend des
Spinnens keine Schwingungen in demselben Statt finden koͤnnen.
Die Fliege, welche der Erfinder anbringen wollte, um die Bewegung zu mildern und zu
reguliren, befindet sich am Scheitel der Spindel, und besteht aus vier kleinen
Massen, von denen zwei mit Staͤbchen w versehen
sind.
Beschreibung des fliegenden Spinnrokens.
Dieser Spinnroken, welchen man in Fig. 5 und 6 sieht, besteht aus einer
schiefen Flaͤche B', laͤngs welcher ein
von den kleinen Rollen aa' getragener Wagen auf
und nieder gleitet. Diese schiefe Flaͤche, welche mit ihrem unteren Ende auf
dem Bodengestelle oder Sokel A festgemacht ist, und von
dem Traͤger C' gestuͤzt wird, ist an ihrem
oberen Theile mit einem Querstuͤke versehen, an welchem sich zwei Rollen D'F' befinden, uͤber die die
Schnuͤre I' und J'
laufen, deren Zwei weiter unten beschrieben werden soll.
Der Wagen E' oder der eigentlich sogenannte Roken besteht
aus einem kleinen Brettchen, welcher duͤnner und kuͤrzer, als die
schiefe Flaͤche B' ist, und an welchem sich an
beiden Seiten zur Leitung seiner Bewegung die Fuͤhrer G befinden. An diesem Wagen sind 4 Kaͤmme befestigt, von denen der
eine gerade ist und aus drei Reihen senkrechter und langer Nadeln besteht,
waͤhrend die drei uͤbrigen Kaͤmme K' kreisfoͤrmig sind, und aus einer gewissen Anzahl Nadeln von
verschiedener Dike L' bestehen, deren Koͤpfe in
einer Garnitur festgemacht sind, waͤhrend sie mit ihren Spizen
saͤmmtlich gegen einen Mittelpunkt hin zusammenlaufen. Der Zwek dieser
Kaͤmme ist, die Flachsfasern von einander zu scheiden und zu trennen, und sie
im Nothfalle selbst zu theilen. Man bringt zu diesem Behufe den Flachs N' zuerst in den geraden Kamm L', und dann, nachdem man die kleinen Thuͤrchen c' der kreisfoͤrmigen Kaͤmme K' geoͤffnet, auch auf die Nadeln dieser
lezteren. Ist dieß geschehen, so schließt man die kleinen Thuͤrchen wieder,
und befestigt sie mittelst der Schnur f', so daß der
Flachs auf diese Weise zwischen die Nadeln der Kaͤmme eingesperrt ist.
Die zwei kleinen Buͤrsten M', welche auf der Basis
des Wagens E' befestigt sind, dienen dazu, den Flachs
von einander geschieden zu erhalten, und ihn zu hindern, sich anzuhaͤufen.
Die obere Buͤrste ist in einem beweglichen Gehaͤuse mit Charniergelenk
angebracht, welches man oͤffnet, um den Flachs durchtreten zu lassen; hierauf
wird das Gehaͤuse wieder geschlossen, und mittelst einer kleinen Schnur g', welche man um einen Zapfen oder eine Schraube h' windet, geschlossen erhalten.
Damit nun der Wagen laͤngs der schiefen Flaͤche fortgleite, werden an
dem Haken b', womit er ausgestattet ist, zwei
Schnuͤre angebunden. Die kuͤrzere dieser Schnuͤre I' laͤuft uͤber eine senkrechte Rolle F', und an ihr ist ein Gegengewicht H' aufgehaͤngt, welches etwas leichter ist, als
der fliegende Roken, damit dieser immer von selbst herabsinke. Die laͤngere
Schnur J' endigt sich, nachdem sie uͤber die
Rolle D' gelaufen, in eine Schlinge O', welche die Spinnerinn uͤber das linke
Handwurzelgelenk zieht. Man erhaͤlt auf diese Weise offenbar zwei
Laͤngen Flachs auf ein Mal; die Flachsfaden spannen sich, indem sie an beiden
Enden zugleich angezogen werden, gleichmaͤßig, und legen sich
regelmaͤßiger neben einander, so daß der Faden gleicher und ebener und
glatter gesponnen werden kann, als nach der gewoͤhnlichen Methode, bei
welcher sich die drehende Bewegung, in die jeder Flachsfaden versezt wird, bis an
dessen gewoͤhnlich in mehrere Fasern vertheiltes Ende fortpflanzt, wo dann
diese Fasern die benachbarten Fasern ergreifen, und auf diese Weise die Faden
unordentlich, oder in zu großer Menge, oder gedoppelt herbeigezogen werden. Alle
diese Hindernisse, welche das Spinnen des Flachses mit den gewoͤhnlichen
Spinnraͤdern und mit den Maschinen so schwer und langsam machen, werden durch
die Anwendung der Kaͤmme und der hier beschriebenen Spinnmethode
vermieden.
Hr. Lebec brachte seinen
fliegenden Roken zuerst auf einem Tische neben der Spinnerinn an; auf den Rath eines
Mitgliedes des Conseils hat er denselben nun aber mit dem Spinnrade vereinigt. Zu
diesem Behufe hat er das um Vieles verkleinerte Fußgestell A' mit zwei Loͤchern versehen, durch welche die linken Pfosten des
Spinnrades gehen, so daß der Spinnroken auf diese Weise gehoͤrig fest mit dem
Spinnrade verbunden ist.
Erklaͤrung der Kupfer.
Figur 1 zeigt
das verbesserte Spinnrad im Aufrisse und von der Seite.
Fig. 2 gibt
eine Ansicht desselben von Hinten.
Fig. 3 ist ein
Grundriß des oberen Theiles desselben, wenn man die Einrichtung der Spindel und der
Spule erhoͤht.
Fig. 4 zeigt
die Spule an ihrer Spindel einzeln dargestellt. An allen diesen Figuren sind:
A, die vier Pfosten des Spinnrades.
B, C, D, E, die Querhoͤlzer, wodurch die Pfosten
mit einander verbunden sind.
F, die Bodenplatte, in die sie eingezapft sind.
G, der Fußtritt.
H, der Tritt oder das Pedal.
I, die Saͤule, durch welche die Platte F mit dem Fußtritte G
mittelst der Schraubenmutter K verbunden wird:
J, das große Rad des Spinnrades.
L, die Schnur, die mir dem einen Ende an dem Tritte H, mit dem anderen hingegen an der Kurbel M festgemacht ist.
N, eine elastische Spiralfeder, welche einerseits an der
Kurbel M, andrerseits aber an dem Ende des kleinen
gebogenen Hebels k befestigt ist.
O, eine Schnur, die uͤber den Umfang des Rades
J und uͤber die Rolle P laͤuft, die dadurch umgedreht wird.
P, eine an der Spindel aufgezogene, ausgekehlte
Rolle.
k, ein gebogener, an der Schwengelstange o befestigter Hebel.
k', ein anderer kleinerer Hebel, der ein Gegengewicht
t traͤgt.
o, eine Schwengelstange, die abwechselnd mittelst der
beiden Federn qq eine Reibung auf die Spule
ausuͤbt.
p, ein an der Schwengelstange befestigter Haken, der zur
Aufnahme der elastischen Federn q dient.
qq', elastische Federn, welche die Zwinge der
Spule y umgeben, und zwar die eine q von Oben, die andere q'
von Unten.
r, Fig. 1, ein Ring, welcher
an einem der Querhoͤlzer befestigt ist, und uͤber den eine kleine
Spannungsschnur r' laͤuft, die mit dem einen Ende
an den elastischen Federn q', mit dem anderen hingegen
an dem Zapfen oder der Schraube s festgemacht ist.
ss', zwei Schraubenzapfen, von denen s zum Spannen der elastischen Federn q', s' hingegen zum Spannen der elastischen Feder u dient.
t, ein an dem gebogenen Hebel k' aufgehaͤngtes Gegengewicht.
u, eine elastische Feder, welche zum Reguliren der
Spannung der großen Feder N mittelst der um den Zapfen
s' gewundenen Schnur u'
dient.
v, die Spindel der Spule.
w, zwei kleine Staͤbchen, welche mit zwei am
Scheitel der Spule angebrachten Stuͤken eine Art von Fliege bilden.
x, ein Haken, der sich an einem der Staͤbchen w schiebt, und als Nadelhaͤlter dient.
y, eine hoͤlzerne Spule, auf die der Faden
aufgewunden wird.
z, der auf die Spule aufgewundene Faden, welcher durch
den beweglichen Haken x und den Fluͤgel der
Spindel v geht.
Fig. 5 gibt
einen Aufriß des fliegenden Spinnrokens im Profile gesehen.
Fig. 6 zeigt
denselben von Unten.
Fig. 7 ist der
kreisfoͤrmige Kamm, von Vorne und offen dar gestellt.
Fig. 8 zeigt
die beiden Buͤrsten von Vorne und geschlossen.
A', ist das mit zwei Loͤchern versehene
Fußgestell, in welches die beiden linken Pfosten des Spinnrades eingepaßt
werden.
B', das schief geneigte Brettchen des fliegenden
Spinnrokens.
C', die Stuͤze oder der Traͤger dieses
Brettchens.
D', eine mit der schiefen Flaͤche parallele
Rolle, uͤber welche die Schnur J' geht, die um
das linke Handwurzelgelenk der Spinnerinn geschlungen wird.
E', der eigentliche Wagen oder der eigentliche
Roken.
F', eine senkrechte Rolle, uͤber welche das kurze
Ende der Schnur I' laͤuft.
G', Ohren oder Wangen, welche dem Wagen I' als Leiter oder Fuͤhrer dienen.
H', ein an der Schnur I'
aufgehaͤngtes Gegengewicht.
J', eine Schnur, mittelst welcher man den fliegenden
Roken auf und nieder gleiten macht.
K', drei kreisfoͤrmige, an dem fliegenden Roken
angebrachte Kaͤmme.
L', ein gerader oder senkrechter, an dem Wagen E' befestigter Kamm.
M', eine doppelte Buͤrste, durch welche das
untere Ende des Flachses geht.
N', der zwischen den Kaͤmmen befindliche
Flachs.
O', eine uͤber das linke Handwurzelgelenk der
Spinnerinn geschlungene Schleife der Schnur J'.
aa', Rollen, auf denen sich der Wagen E' bewegt.
b', ein an dem fliegenden Roken befindlicher Haken, an
welchem die Schnuͤre I' und J' eingehaͤngt werden.
c', ein bewegliches Thuͤrchen des
kreisfoͤrmigen Kammes K', welchen man
oͤffnet, um den Flachs auf die Nadeln legen zu koͤnnen.
d', Nadeln, die mit dem Kopfende in dem Kamme K' befestigt sind, waͤhrend sie gegen den
Mittelpunkt hin mit ihren Spizen zusammenlaufen.
e', ein bewegliches Brettchen, welches die obere Reihe
der Buͤrsten M' traͤgt.
f', eine kleine Schnur, mittelst welcher der bewegliche
Theil c' des kreisfoͤrmigen Kammes geschlossen
erhalten wird.
g', eine andere, uͤber den Zapfen h' geschlungene Schnur, mittelst welcher die obere Reihe
von Buͤrsten auf der unteren Reihe festgehalten wird.