Titel: | Bericht des Hrn. Payen über die Stearinkerzen der HH. Motard und Milly. |
Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. CXCIX., S. 458 |
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CXCIX.
Bericht des Hrn. Payen uͤber die Stearinkerzen der HH.
Motard und
Milly.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Mai 1833, S. 156.
Payen's Bericht uͤber die Stearinkerzen.
Man beschaͤftigte sich seit Hr. Chevreul seine gelehrten und wichtigen Untersuchungen uͤber
die fetten Koͤrper bekannt machte, schon mehrere Male mit der Verwendung der
aus dem Talge ausgezogenen, festen, fetten Saͤuren zum Behufe der
Beleuchtung. Hr. Cambacères war einer der ersten, der in dieser Hinsicht zu
merklich guͤnstigen Resultaten gelangte; seither beschaͤftigten sich
vorzuͤglich die HH. Motard und Milly mit diesem Gegenstaͤnde; und sie haben
gegenwaͤrtig der Gesellschaft auch wirklich Muster ihrer Fabrikate vorgelegt,
welche in Hinsicht auf Weiße, Haͤrte und Trokenheit nichts zu
wuͤnschen uͤbrig lassen.
Die neuen Kerzen haben ein sehr schoͤnes und gefaͤlliges
aͤußeres Ansehen; sie sind vollkommen glatt, und an ihrer Oberflaͤche
vorzuͤglich sehr troken und vollkommen ohne Talggeruch. Waͤhrend des
Brennens zeigt ihre aͤußere Schichte, besonders in der Naͤhe der
Flamme, einen Grad von Durchsichtigkeit, welcher jenem der Wachskerzen sehr nahe
kommt. Was die Weiße und den Glanz ihres Lichtes betrifft, so geben sie auch hierin
den Wachskerzen nichts nach; ihr Docht kruͤmmt sich, wie jener der lezteren,
beim Brennen um, und verbrennt außen an der Flamme, so daß man die neuen Kerzen auch
nicht zu puzen braucht. Die Commission hat in Hinsicht auf die Dauer und die
Intensitaͤt des Lichtes dieser Kerzen verschiedene Versuche angestellt und
daraus gefunden, daß die Menge Lichtes, welche beiderlei Arten von Kerzen innerhalb
einer bestimmten Zeit geben, so ziemlich gleich ist, und daß die neuen Kerzen bei
gleichem Gewichte beilaͤufig nur um 1/15 weniger lang brennen, als die
Wachskerzen.
Es scheint der Commission hiernach, daß die neuen Kerzen, welche die HH. Motard und Milly unter dem Namen bougies de l'Étoile verkaufen, und deren Fabrikation sich bereits
jaͤhrlich auf 25,000 Kilogr. belaͤuft, eine der
vorzuͤglichsten, bisher bekannt gewordenen Benuzungen der fetten
Saͤuren zum Behufe der Beleuchtung gewaͤhre. Die neuen Kerzen
vereinigen naͤmlich die hauptsaͤchlichsten Eigenschaften der
Wachskerzen in sich, laufen sogar weniger ab, als diese, und kosten im Großen nur 2
Fr. 5 Cent.; im Kleinen nur 2 Fr. 25 Cent., so daß sie allerdings in Hinsicht auf
Ersparniß einen Vortheil gewaͤhren, der ihnen den Vorzug vor den
uͤbrigen Kerzen sichern duͤrfte.
Die Commission schlaͤgt daher vor, den HH. Motard und Milly fuͤr diese ihre wichtigen
Leistungen die silberne Medaille zuzuerkennen, ein Vorschlag, der in der Sizung vom
15. Mai auch angenommen wurde.