Titel: | Bericht, welchen Hr. Vallot über einen von Hrn. Pichonnier, Messerschmied zu Paris, rue Saint Martin, No. 10 vorgelegten Federnschneider erstattete. |
Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. VI., S. 11 |
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VI.
Bericht, welchen Hr. Vallot uͤber einen von Hrn. Pichonnier, Messerschmied zu
Paris, rue Saint Martin, No. 10 vorgelegten Federnschneider
erstattete.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Junius 1833, S. 177.
Bericht uͤber einen vorgelegten Federnschneider.
Hr. Pichonnier hat der Gesellschaft Federnschneider mit
mehreren Schnaͤbeln, auf welche er ein Patent genommen, und
Federmesserklingen mit doppelter und dreifacher Schneide von verschiedenen Formen, mit und ohne
Radirmesser vorgelegt, woruͤber ich der Gesellschaft Bericht zu erstatten
beauftragt bin.
Die Federnschneider bieten in Hinsicht auf ihren Mechanismus und auf die Art und
Weise sich derselben zu bedienen, nichts Besonderes dar. Sie gehoͤren
naͤmlich zu den gewoͤhnlichen Federnschneidern mit Schnepper oder
Schwengel, und unterscheiden sich von diesen nur durch die Verhaͤltnisse der
einzelnen Theile und durch die Haͤrtung der Wangen, in Folge deren sie viel
dauerhafter werden, so daß man denselben durchaus nicht vorwerfen kann, daß sie sich
schnell abstumpfen. Dieser bei den gewoͤhnlichen Federnschneidern allerdings
gegruͤndete Vorwurf duͤrfte auch die Ursache seyn, warum diese
Instrumente ungeachtet des geringen Preises, um den sie gegenwaͤrtig bereits
zu haben sind, im Ganzen doch noch so wenig verbreitet sind.
Die Verbesserung, auf welche Hr. Pichonnier sein Patent
nahm, besteht darin, daß er an einem einzigen oder an mehreren Schneppern oder
Schwengeln in demselben Hefte zwei, drei und vier Schnaͤbel anbringt, so daß
man in einem einzigen Instrumente von geringem Umfange alle die Federnschneider
vereint hat, die man braucht, um die Federn fuͤr verschiedene Arten von
Schrift zu schneiden. Diese Verbesserung scheint uns nicht so wichtig, wie jene,
welche Hr. Weber im Jahr 1829 an den Federnschneidern
anbrachte, und die die Gesellschaft auch zu wuͤrdigen wußte, indem man in
Folge dieser Verbesserung im Stande ist, den Schnitt der Feder mit einem Male zu
bewirken, ohne daß man dem Kiele vorher mit einer Federmesserklinge Luft zu machen
braucht. Allein es ist nicht zu laͤugnen, daß die Ausfuͤhrung eines
Instrumentes, an welchem mehrere Wangen mittelst eines einzigen Schneppers oder
Schwengels in Bewegung gesezt werden sollen, wegen der großen Genauigkeit, welche
noͤthig ist, wenn das Spiel der einen Wange nicht durch jenes der anderen
beeintraͤchtigt werden soll, große Schwierigkeiten darbot.
Dem sey nun wie ihm wolle, so war die Hauptabsicht, in welcher Hr. Pichonnier der Gesellschaft seinen Federnschneider
vorlegte, die, die große Soliditaͤt und die Sorgfalt, mit welcher sein
Instrument verfertigt ist, ausmitteln zu lassen. Diese Eigenschaften hat die
Commission nun auch wirklich zu erproben gesucht. Sie hat aus den Federnschneidern
des Patenttraͤgers einige gewaͤhlt, ohne sie auszusuchen, und
dieselben Proben unterworfen, die gewiß kein gewoͤhnlicher Federnschneider
auszuhalten im Stande waͤre. Sie hat mit denselben kleine schmiedeiserne
Roͤhren und selbst Uhrfedern durchschnitten, ohne daß deren Schneide hierbei
auch nur im geringsten gelitten haͤtte, und ohne daß sie die geringste
Ausbesserung bedurft haͤtte, um dann wieder einen vollkommen reinen Federschnitt damit zu
bewerkstelligen.
Die Wangen dieser Instrumente lassen sich mit groͤßter Leichtigkeit abnehmen
und wieder einsezen; sie widerstunden der Einwirkung der Feile, eine Eigenschaft,
die den gewoͤhnlichen Federnschneidern, welche sich in sehr kurzer Zeit
abstumpfen, durchaus nicht zukommt. Deren Zugehoͤr und die Hebel sind so gut
proportionirt, daß sie jedem erforderlichen Druke widerstehen koͤnnen, ohne
eine Veraͤnderung der Form zu erleiden.
Alle Versuche, welche mit diesen Federnschneidern angestellt wurden, erwiesen die
Guͤte dieser Instrumente. Wir haben einige derselben zerbrochen, um uns von
der Guͤte der Haͤrtung zu uͤberzeugen, und dieselbe
vortrefflich befunden. Hr. Pichonnier liefert seine
Instrumente nach den Modellen oder Angaben, die man ihm mittheilt; ihr Preis
betraͤgt 5 Franken per Schnabel.
Was die Federmesser-Klingen betrifft, so hat Hr. Pichonnier 15 verschiedene Muster davon vorgelegt, von denen einige bis an
sechserlei Schneiden haben. Der Nuzen, den sie gewaͤhren, ist, daß man sich
ihrer zu verschiedenen Zweken bedienen kann, so daß sie, obschon sie eigentlich mehr
sonderbar als nuͤzlich zu seyn scheinen, doch vielen Personen angenehm und
bequem seyn duͤrften. Es duͤrfte auch wirklich manchmal angenehm seyn,
wenn man mit einem und demselben Messer Federn, Bleistifte, lithographische Stifte
schneiden, radiren etc. koͤnnte, so daß Hr. Pichonnier wirklich Dank fuͤr seine Erfindung verdienen
moͤchte.