Titel: | Beschreibung des Patentes, welches sich Hr. William Ranger, Baumeister zu Brighton, Grafschaft Sussex, am 4. Junius 1833 auf einen Kitt oder eine Composition geben ließ, der er den Namen „Ranger's künstlicher Stein“ beilegte. |
Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. X., S. 26 |
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X.
Beschreibung des Patentes, welches sich Hr.
William Ranger,
Baumeister zu Brighton, Grafschaft Sussex, am 4.
Junius 1833 auf einen Kitt oder eine Composition geben ließ, der er den Namen
„Ranger's kuͤnstlicher
Stein“ beilegte.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. August
1833, S. 81.
Mit Abbildung auf Tab.
I.
Ranger's Beschreibung eines Kittes.
Mein Kitt, mein Cement, oder meine Composition, sagt der Patenttraͤger, ist
zur Bildung oder Erzeugung von kuͤnstlichen Steinbloͤken oder Steinmassen bestimmt,
welche entweder statt der Baksteine und der natuͤrlichen Steinbloͤke,
oder je nach Umstaͤnden in Verbindung mit diesen beiden zum Baue von
Gebaͤuden etc. benuzt werden koͤnnen. Die Bestandtheile, aus welchen
ich denselben zusammenseze, sind: kieselige oder andere geeignete, harte und
unveraͤnderliche Substanzen, Kalkpulver in reinem oder aͤzendem
Zustande, und siedendes oder heißes Wasser. Zuweilen loͤse ich auch eine
groͤßere oder geringere Menge schwefelsaures Eisen, so wie auch
kaͤsige und andere Substanzen in dem Wasser auf. Zur Bereitung des Kalkes
wende ich vorzugsweise solchen Kalkstein an, in welchem etwas Eisen enthalten ist,
wie z.B. den Kalkstein von Dorking oder Reygate in der Grafschaft Surrey, den gelben
oder blauen Liaskalk, oder irgend einen anderen tauglichen Kalkstein. Dabei bediene
ich mich desselben im Zustande eines troknen Pulvers und nicht geloͤscht, wie
dieß gewoͤhnlich zu geschehen pflegt. Die kieseligen oder sonstigen harten
Substanzen, deren ich mich bediene, koͤnnen aus Flußoder Seesand, aus
gesiebtem, gut ausgewaschenem und von allem Seesalze befreitem Kiese, aus
zerschlagenen Kiesel- oder Flintensteinen, Quadersteinen, aus Kupferschlaken
(copperslag), oder irgend anderen geeigneten
Materialien bestehen. Alle diese Substanzen, so wie den Kalk, lasse ich einzeln
mittelst der Haͤnde oder mittelst jener Maschinerien, deren man sich bei der
Fabrikation des roͤmischen Kitts bedient, oder mittelst irgend einer anderen,
zur Fabrikation meines kuͤnstlichen Steines besonders tauglichen Maschine in
feinere oder groͤbere Theilchen verwandeln. Im Allgemeinen wende ich nun
diese Substanzen in folgendem Verhaͤltnisse an: von den kieseligen oder
sonstigen harten Substanzen nehme ich 30 Pfunde, von dem gepulverten Kalke drei
Pfund, und von dem siedenden oder heißen Wasser, in welchem von den oben
angefuͤhrten Substanzen aufgeloͤst ist oder nicht, ein Pfund 12 Unzen.
Ich fand diese Verhaͤltnisse nach meinen bisherigen Erfahrungen in der Praxis
als die besten, behalte mir es aber vor, dieselben nach Bedarf und nach
Umstaͤnden abzuaͤndern.
Ich menge von diesen Substanzen nie eine groͤßere Menge auf ein Mal unter
einander, als zum Fuͤllen des Models eben nothwendig ist, indem wegen der
Hize, die durch das siedende oder heiße Wasser erzeugt wird, das Zusammenbaken
unmittelbar, nachdem die Masse in den Model gebracht worden, beginnt. Im Allgemeinen
wird die Masse nach Ablauf von beilaͤufig 10. Minuten so troken, daß die
Seiten und Enden des Models entfernt werden duͤrfen, und daß der auf dem
Boden des Models bleibende Blok an den Ort gebracht werden kann, an welchem derselbe
erhaͤrten und troknen soll.
Dieses Erhaͤrten und Troknen erfolgt gewoͤhnlich nach 14 Tagen, wo dann
die Steinmasse zur Anwendung fertig ist.
Beim Fuͤllen der Model muͤssen alle die einzelnen Theile des Materiales
sorgfaͤltig und fest eingestoßen werden, damit die Luft ausgetrieben wird.
Die uͤberschuͤssige Masse wird dadurch weggeschafft, daß man mit einer
geraden Eisenstange oder mit einem Streicher uͤber den Scheitel des Models
wegfaͤhrt. Ich kann uͤbrigens, wenn man dieß verlangen sollte, alle in
der vorderen Flaͤche des Blokes gelassenen leeren Raͤume oder
Vertiefungen mit Materialien von feinerer Consistenz ausfuͤllen.
Die Model koͤnnen in Hinsicht auf Form und Zusammenfuͤgung je nach der
Gestalt, welche man den kuͤnstlichen Steinmassen geben will, verschieden
abgeaͤndert werden; sie koͤnnen naͤmlich eben, ausgerieft oder
auf irgend eine andere Weise verziert seyn; sie koͤnnen eine vierekige,
kreisrunde oder irgend andere Form haben, so daß es unmoͤglich ist, alle
dieselben durch Zeichnungen darzustellen. Um jedoch eine Idee von dem Baue derselben
zu geben, will ich einige Zeichnungen beifuͤgen, an welchen sich gleiche
Buchstaben durchaus auch auf gleiche Gegenstaͤnde beziehen.
e ist der Boden des Models, welcher auf den beiden
Querstuͤken ff ruht, und durch dieselben
groͤßere Festigkeit erhaͤlt. gg sind
die Seiten des Models, in deren jeder sich zwei aufrechte Furchen hhhh befinden, die, wie man aus dem Grundrisse
Fig. 39
sieht, zur Aufnahme und zum Festhalten der Enden ii des Models an den geeigneten Stellen dienen. Diese Seitenwaͤnde
und Enden werden mittelst vier eiserner Stangen jjjj zusammengehalten, indem deren Enden rechtwinkelig gebogen sind, so
daß sie Klammern bilden. Zwischen die inneren Enden dieser Klammern und die
Seitenwaͤnde des Models werden hoͤlzerne Keile getrieben, durch welche
der Model zusammengehalten wird, wenn man sich desselben bedienen will, und welche
eben so leicht wieder entfernt werden koͤnnen, wenn man den Model aus
einander nehmen will. An dem Boden des Models sind ferner auch zwei hoͤlzerne
Leisten k k befestigt, mittelst welcher die
Seitenwaͤnde und die Enden staͤtig an ihrer Stelle erhalten werden
koͤnnen. Fig. 39 ist ein Grundriß des Models. Fig. 40 gibt einen
Seitenaufriß, und Fig. 41 einen Endaufriß desselben. Fig. 42 ist ein
Seitenaufriß und ein Durchschnitt nach der punktirten Linie ab in Fig. 39. Fig. 43 ist ein
Seitenaufriß oder ein Durchschnitt nach der punktirten Linie cd in Fig. 39.
l bezeichnet in allen Figuren eine Stange, welche durch
Oeffnungen, die sich in den Seitenwaͤnden des Models befinden, gehen, und
durch welche also ein Loch durch den kuͤnstlichen Stein erzeugt wird.
Ich lasse meine kuͤnstlichen Steine in freier Luft erhaͤrten, und
befeuchte sie hierbei sogar einige Male mit Wasser.
Ich erklaͤre schließlich, daß ich die Anwendung des heißen Wassers zum
Anmachen von Moͤrtel nicht als meine Erfindung betrachte; denn meine
Erfindung besteht in der Anwendung von siedendem oder heißem Wasser, in Verbindung
mit troken gepulvertem Aezkalke und kieseligen oder anderen Substanzen, und zwar in
den angegebenen Verhaͤltnissen und nach der angegebenen Methode, um auf diese
Weise kuͤnstliche Steine zu erzeugen.Daß an diesem ganzen Patente nichts Neues ist, werden unsere Leser ersehen,
wenn sie sich an die vielen, fruͤher im polyt. Journale bekannt
gemachten Aufsaͤze uͤber Kitte oder Cemente, und namentlich an
die vortreffliche Preisschrift unseres beruͤhmten Hofrathes und
Akademikers Fuchs, die wir in einem der lezten
Hefte mittheilten, erinnern. Aus dieser lezteren werden sie auch Aufschluß
erhalten, worin das Wesentliche des Verfahrens des Hrn. Ranger beruht.A. d. R.