Titel: | Ueber die Gewinnung des Fischleimes oder der Hausenblase aus den Fischschuppen. Von Hrn. De Gonbely zu Lyon. |
Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. XXVI., S. 108 |
Download: | XML |
XXVI.
Ueber die Gewinnung des Fischleimes oder der
Hausenblase aus den Fischschuppen. Von Hrn. De Gonbely zu Lyon.
Aus dem Journal des connaissances usuelles. October
1833, S. 209.
Ueber die Gewinnung des Fischleimes oder der
Hausenblase.
Die Fischschuppen werden, nachdem sie sorgfaͤltig ausgewaschen worden, in eine
Buͤtte gebracht, in welcher man so viel Wasser darauf gießt, daß sie eben
damit bedekt sind. Dann sezt man auf den Centner Fischschuppen 25 Pfund Salzsaͤure zu,
und ruͤhrt die Masse gut um, damit die Schuppen uͤberall mit der
Salzsaͤure in Beruͤhrung kommen, und damit auf diese Weise der in den
Schuppen enthaltene phosphorsaure und kohlensaure Kalk uͤberall angegriffen
und zersezt wird.
Nach einigen Minuten, wenn die Saͤure ihre volle Wirkung vollbracht hat,
waͤscht man die Schuppen neuerdings sorgfaͤltig aus, und laͤßt
sie einige Stunden lang in fließendem Wasser weichen, um ihnen alle Saͤure,
die allenfalls noch darin enthalten seyn moͤchte, zu benehmen. Alle diese
Waschungen muͤssen in Koͤrben, durch welche das Wasser dringen kann,
geschehen.
Die auf diese Weise ihrer Salze beraubten Schuppen werden dann mit einer
Quantitaͤt Wasser, welche dem Gewichte der angewendeten Schuppen gleichkommt,
in einen gewoͤhnlichen verzinnten Kessel mit einem gut schließenden Dekel
gebracht. Unter diesem Kessel unterhaͤlt man dann so lange ein
maͤßiges Feuer, bis das Wasser uͤber den Schuppen steht, und dieselben
leicht in Bewegung sezt, worauf man dann den Inhalt des Kessels, um den
Ruͤkstand von der Fluͤssigkeit abzuscheiden, in einen Korb gießt, der
sich uͤber einer Buͤtte oder einem Troge befindet. Der
Ruͤkstand, der hierbei bleibt, enthaͤlt keine Gallerte mehr, und sieht
hornartig aus.
Die abgelaufene Gallerte oder Fischleim Aufloͤsung wird hierauf neuerdings in
den Kessel gebracht, in welchem man ihr auf jedes 100 Liter der Abkochung 32 Grammen
Alaun zusezt, und dann sorgfaͤltig gekocht, damit sie nirgendwo anbrenne.
Wenn nun diese Mischung zum Sieden kommt, so bildet sich ein sehr haͤufiger
Niederschlag, den man, nachdem das Feuer ausgeloͤscht worden, sich sezen
laͤßt.
Nach einigen Stunden Ruhe wird die Fluͤssigkeit hierauf in ein
laͤngliches Faß abgegossen, in welchem man einen Strom schwefeligsaures Gas
durchstroͤmen laͤßt, das man sich durch Zersezung von
Schwefelsaͤure mittelst Kohle verschafft. Dieses Durchstroͤmen kann
auf sehr einfache Weise bewerkstelligt werden, indem man in den Hals der Phiole, in
der die Zersezung der Schwefelsaͤure bewirkt wird, und die zu diesem Behufe
in einem Sandbade ruht, eine doppelt gebogene Roͤhre einsezt, und den zweiten
Schenkel dieser Roͤhre bis auf den Boden des Fasses, in welchem sich die
abgegossene Fluͤssigkeit befindet, untertauchen laͤßt.
Nach dem Durchstroͤmen des schwefeligsauren Gases wird die Fluͤssigkeit
eine reine und vollkommen klare Farbe erhallen haben; man verwandelt diese Farbe in
ein blaͤuliches Weiß, indem man auf 100 Liter Gallerteabsud einige Grammen
essigsaures Blei zusezt.
Wenn die Fluͤssigkeit hierauf bis auf 20° abgekuͤhlt worden, so
wird sie auf horizontale Tafeln von 5 Fuß Laͤnge auf 1 Fuß Breite
ausgegossen, auf welchen sie sich bald in eine Gallerte verwandelt, die dann
mittelst hoͤlzerner Scheeren in Stuͤke von 5 Zoll Laͤnge auf 3
Zoll Breite geschnitten wird. Diese Stuͤke werden endlich auf Nezen
ausgebreitet und unter dem Dache getroknet, was, je nach dem Zustande der Luft mehr
oder winder schnell erfolgt. Im Winter kann das Troknen auch in einer Trokenstube
geschehen.