Titel: | Ueber eine Modification an dem Volta'schen Elektrophor. Von Johann Phillips, F. G. S. |
Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. L., S. 242 |
Download: | XML |
L.
Ueber eine Modification an dem Volta'schen Elektrophor. Von
Johann Phillips, F. G.
S.
Aus dem London and Edinburgh Philosophical Magazine and
Journal of Science. Mai 1833, S. 363.
Mit einer Abbildung aus Tab. IV.
Ueber eine Modification an dem Volta'schen Elektrophor.
Ich hatte vor drei Jahren bei mehreren Arbeiten einen Elektrophor noͤthig, und
brachte bei dieser Gelegenheit eine, wie mir scheint, neue Modification an demselben
an, die ich um so weniger mitzutheilen Anstand nehme, als sie mir sehr gute Dienste
leistete.
Der gewoͤhnliche Elektrophor aͤußert seine Wirkung in Folge einer
Verbindung, welche, waͤhrend der isolirte Dekel auf die in elektrischer
Aufregung befindliche Oberflaͤche gebracht wird, zwischen diesem Dekel und
einem zur Erde fuͤhrenden Koͤrper hergestellt wird. Gewoͤhnlich
wird diese Verbindung mittelst des Fingers des Arbeiters hergestellt; wenn aber die
von dem Instrumente erzeugte Elektricitaͤt angesammelt, oder wenn schnell
hinter einander Funken erzeugt werden sollen, so ist dieses Verfahren so
muͤhselig und langweilig, daß man haͤufig selbst in Faͤllen, in
denen man mit der Wirkung eines Elektrophors vollkommen ausreichen wuͤrde,
lieber zum Gebrauche einer Elektrisirmaschine seine Zuflucht nimmt.
Da nun die Beruͤhrung mit dem Finger keinen anderen Zwek hat, als den, die
noͤthige Verbindung zwischen dem Dekel und der Erde herzustellen, und da
dieselbe Wirkung Statt finden muͤßte, wenn unter denselben Umstaͤnden
eine momentane Verbindung zwischen dem Dekel und der metallischen Basis des
Harzkuchens hergestellt wuͤrde, so suchte ich dieß durch folgende drei
Methoden zu bewerkstelligen.
Nach der ersten Methode lasse ich naͤmlich von der metallische Basis aus
uͤber den Rand des Harzes einen Messingdraht mit einer Kugel emporsteigen, an
welche der Rand des Dekels oder eine an demselben befindliche messingene Kugel
gebracht wird. Diese Methode gelingt sehr gut, besonders mit kleinen Dekeln, welche
mit Leichtigkeit und Sicherheit an jeden bestimmten Theil der sogenannten Sohle des
Elektrophors gerichtet werden koͤnnen.
Die zweite Methode besteht darin, daß ich quer uͤber die Oberflaͤche
des Harzkuchens einen Streifen Zinnfolio laufen lasse, und diesen an beiden Enden mit der
metallischen Basis verbinde. Diese Methode, welche gleichfalls vollkommen
entspricht, eignet sich hauptsaͤchlich fuͤr große Kreise, deren Dekel,
wenn sie auch uneben sind, auf diese Weise doch sicher einen Leitungspunkt finden
werden.
Nach der dritten Methode durchbohre ich den Harzkuchen in der Mitte und an irgend
anderen Stellen bis zur Metallplatte, und bringe an alle diese Stellen
Messingdraͤhte, deren glatte Scheitel sich in gleicher Hoͤhe mit dem
Harze befinden. Wenn die Beruͤhrungsflaͤchen vollkommen eben
waͤren, so wuͤrde ein Draht in der Mitte hinreichen; dieß ist jedoch
selten der Fall, und daher ist es besser, mehrere Drahte anzuwenden.
Denjenigen, welche die Natur des Elektrophors nicht genau studirt haben, mag es
vielleicht sonderbar vorkommen, daß die auf der Oberflaͤche des Harzes
befindlichen Draͤhte oder das Zinnfolio beim Emporheben des Dekels die
Elektricitaͤt des Elektrophors nicht auf das natuͤrliche Gleichgewicht
zuruͤkfuͤhren. Dieß erklaͤrt sich jedoch leicht, wenn man sich
erinnert, daß, waͤhrend der Dekel das in elektrischer Aufregung befindliche
Harz und zugleich auch einen zur Erde fuͤhrenden Koͤrper
beruͤhrt, derselbe durch die Induction des Harzes in ein gezwungenes
Gleichgewicht mit dem Harze versezt wird; und daß, wenn der Dekel wieder von dem
Kuchen und also auch von den zur Erde fuͤhrenden Koͤrpern emporgehoben
wird, die Bedingungen dieses Gleichgewichtes um so mehr aufgehoben werden, je weiter
der Dekel entfernt wird. In sehr geringen Entfernungen von dem Harzkuchen hat daher
der Dekel (wie dieß durch Elektroskope gezeigt werden kann) keine merkliche Neigung,
mit irgend einem leitenden Koͤrper zu communiciren, und bei groͤßeren
Entfernungen, bei welchen die Bedingungen des Gleichgewichtes
verhaͤltnißmaͤßig geringer geworden, ist die schlagende Entfernung des
Dekels nicht dem Zwischenraume zwischen den Punkten, welche mit einander
communiciren sollen, gleich.
An zwei der groͤßten Elektrophors, welche ich verfertigte, zeigte sich sowohl
die erste, als die zweite der angegebenen Methoden sehr vorteilhaft; am besten fand
ich jedoch die dritte und lezte. Das groͤßte meiner Instrumente hat eine
gußeiserne Basis von 20,5 Zoll im Durchmesser; die Harzoberflaͤche an
demselben mißt 19,75 Zoll, der Dekel hingegen 16,25 Zoll. Die Harzcomposition
bereitete ich nach Faraday's Angabe in seinem Werke
uͤber die chemischen Manipulationen. Der Dekel besteht aus einer
duͤnnen Kupferplatte, welche am Rande durch einen diken Kupferdraht
verstaͤrkt ist, von welchem an den oberen Theil einer in der Mitte
befindlichen messingenen Roͤhre drei Halbmesserarme laufen. In Folge des Winkels, den diese Arme mit
der Platte bilden, wirken dieselben als starke Spangen, so daß die Platte ihre
Gestalt unveraͤndert beibehaͤlt, und dabei doch sehr leicht ist. In
die mittlere messingene Roͤhre kommt ein walzenfoͤrmiges Stuͤk
Holz, in welches der isolirende, mit Siegellak uͤberzogene, glaͤserne
Griff geschraubt wird.
Dieses Instrument wird selbst bei gewoͤhnlicher Anregung sehr hoͤrbare
glaͤnzende Funken von 2 Zoll Laͤnge und daruͤber geben, so daß
man in kurzer Zeit Flaschen von bedeutender Groͤße damit laden kann. Der
Dekel kann in einer Minute leicht 100 Mal geladen und entladen werden, indem man ihn
nur auf den Kuchen aufzusezen, und dann so schnell, als man will oder kann, wieder
emporzuheben braucht. Zum Behufe des Ladens einer Flasche oder Platte bringe ich den
einen Knopf der Verbindungsstangen in der Naͤhe der isolirten
Oberflaͤche der Flasche oder der Platte, den anderen hingegen einige Zolle
hoch uͤber dem Dekel an; man braucht dann den Dekel nur abwechselnd
aufzusezen und emporzuheben, um die Flasche sehr schnell zu laden.
Ein Instrument von 9 Zoll im Durchmesser, welches ich nach der zweiten der oben
angegebenen Methoden verfertigt hatte, uͤberraschte mich oͤfter durch
die merkwuͤrdige Kraft, mit der es die elektrische Aufregung beibehielt. Ich
erlaube mir nur folgendes Beispiel beizufuͤgen.
Im September 1832 wurde dieses Instrument von einem Hause zu York, in welchem es sich
einige Zeit befunden, in meine 1/3 Meile entfernte Wohnung gebracht, und daselbst
auf ein Fach meiner Buͤcherstelle gesezt. Hier blieb es bis zum 23.
Maͤrz 1833 unberuͤhrt und von Staub bedekt stehen, und doch zeigte es
nach Ablauf dieser langen Zeit noch eine leichte elektrische Aufregung, indem es am
Tageslichte sichtbare elektrische Funken von 1/4 Zoll Laͤnge gab.
In Fig. 45
bezeichnet a auf der gußeisernen als Basis dienenden
Scheibe die Stelle, an der nach der ersten Methode eine Messingkugel angebracht ist;
b den nach der zweiten Methode angebrachten Streifen
Zinnfolio, und ccc die Leitungsdraͤhte nach
der dritten Methode, welche ich fuͤr die beste halte.