Titel: | Versuche über die Wirkung des Kalks auf gewisse Auflösungen von kohlensaurem Kali (Potasche); von Henry Hough Watson. |
Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. LXV., S. 296 |
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LXV.
Versuche uͤber die Wirkung des Kalks auf
gewisse Aufloͤsungen von kohlensaurem Kali (Potasche); von Henry Hough Watson.
Aus the London Edinburgh philosophical Magazine and Journal of
Science. October 1833, S. 314.
Versuche uͤber die Wirkung des Kalks auf gewisse
Aufloͤsungen von kohlensaurem Kali (Potasche).
Hr. Liebig gibt in den Annales de
Chimie et de Physique Bd. XLIX. S. 142Annalen der Pharmacie, Julius 1831 S. 17.A. d. R. folgende Beobachtung an: „wenn ein Theil kohlensaures Kali in vier
Theilen Wasser aufgeloͤst und die Aufloͤsung mit
geloͤschtem Kalk gekocht wird, so verliert das Kalisalz nicht die
geringste Menge Kohlensaͤure; es wird nicht kaustisch, man mag noch so
viel Kalk zusezen, oder das Kochen noch so lange fortsezen.“ Da nun
der erste Theil dieser Angabe mit meinen eigenen Beobachtungen ganz in Widerspruch
ist, so will ich hier einige Versuche beschreiben, die ich unlaͤngst
uͤber denselben Gegenstand anstellte.
Erster Versuch. 50 Gran reines trokenes kohlensaures Kali, welches man durch
Rothgluͤhen des doppeltkohlensauren Salzes erhalten hatte, wurden in 200 Gran
Wasser (ihrem vierfachen Gewichte) aufgeloͤst; die Aufloͤsung versezte
man mit 70 Gran Kalk-Protohydrat.
Das Gemisch wird so schnell als moͤglich zum Kochen gebracht, welche Operation
im Ganzen nur zwei Minuten dauern darf. Die Fluͤssigkeit wird heiß und
unverduͤnnt filtrirt, und ein Theil derselben mit Schwefelsaͤure von
1,135 spec. Gew. behandelt, von welcher sie 60 Granmaße erfordert, ehe ein
Aufbrausen Statt findet, und nur 20 mehr zur Saͤttigung; es werden also 3/4
des kohlensauren Salzes durch den Kalk zersezt.
Der Siedepunkt der Mischung betraͤgt ungefaͤhr 220° F.; ich
finde aber, daß selbst dann eine ziemlich betraͤchtliche Zersezung des
kohlensauren Salzes Statt findet, wenn ein solches Gemisch nur einer Temperatur von
150° F. eine Viertelstunde lang ausgesezt und waͤhrend dieser Zeit
schnell umgeruͤhrt wird.
Zweiter Versuch. 61,4 Gran reines trokenes kohlensaures Kali = 1 Atom, werden in 320
Gran Wasser = 40 Atomen (ungefaͤhr ihrem 5 1/5 fachen Gewichte)
aufgeloͤst; die Aufloͤsung versezt man mit 90 Gran Kalkhydrat: man
versezt das Gemisch außer dem noch mit 50 Gran Wasser, um den Verlust beim Kochen
dadurch auszugleichen. Man erhizt es nun in 1 1/2 Minuten zum Sieden und
unterhaͤlt es 1 1/2 Minuten lang darin, wo sodann, wie man durch das Wiegen
finden wird, die 50 Gran Wasser verdunstet sind.
Die Fluͤssigkeit wird noch heiß und unverduͤnnt filtrirt, und ein Theil
derselben mit Schwefelsaͤure behandelt, derselben, die oben angewandt wurde;
es werden 100 Granmaße erfordert, ehe ein Aufbrausen Statt findet, und nur 5 mehr
zur Saͤttigung. In diesem Falle ließ also der Kalk nur 1/21 Theil des
kohlensauren Salzes unzersezt.
Dritter Versuch. 61,4 Gran reines trokenes kohlensaures Kali = 1 Atom, werden in 480
Gran Wasser (beinahe dem achtfachen Gewichte des kohlensauren Salzes)
aufgeloͤst, und die Aufloͤsung mit 90 Gran Kalkhydrat versezt: man
sezt dem Gemisch dann noch 50 Gran Wasser mehr zu. Es wird wie zuvor gekocht, bis
die zugesezten 50 Gran Wasser verdampft sind.
Die Fluͤssigkeit wird noch heiß und unverduͤnnt filtrirt, wo dann ein
Theil derselben 105 Granmaße der Schwefelsaͤure zur Saͤttigung
erfordert; es entweichen nur einige kleine Blasen von Kohlensaͤure.
Es scheint daher, daß man um aͤzendes Kali zu erhalten, nicht weniger als
ungefaͤhr 53 Atome Wasser (außer dem mit dem Kalk verbundenen) auf jedes Atom
des kohlensauren Salzes anwenden darf. Ich habe hierbei Dr. Dalton's Atomgewichte angewandt.Diese sind bekanntlich sehr fehlerhaft, und werden nur noch von einigen
englischen Chemikern aus Unbekanntschaft mit der auslaͤndischen
Literatur und Nationalstolz angenommen.A. d. R.
Wie Hr. Liebig auf den Schluß kommen kann, daß
kohlensaures Kali keine Kohlensaͤure verliert, wenn man es nur in seinem
vierfachen Gewichte Wasser aufloͤst und mit geloͤschtem Kalk kocht,
begreife ich nicht, es muͤßte denn seyn, daß er einige theoretische Ansichten
dadurch aufrecht erhalten will.Daß dieses nicht der Fall ist, davon kann sich Jedermann uͤberzeugen,
welcher seinen Originalaufsaz liest.A. d. R. Er erklaͤrt die Sache durch die Thatsache, daß concentrirtes Kali dem
Kalk Kohlensaͤure entzieht. Obgleich dieß der Fall seyn mag, so erhellt doch
schon aus dem Resultate meines ersten Versuches, daß die angewandte
Aufloͤsung nicht stark genug ist, um dieses thun zu koͤnnen.