Titel: Verbesserungen an den Kutschen, Wagen und anderen zum Transporte von Reisenden sowohl als Gütern bestimmten Räderfuhrwerken, dieselben mögen von Pferden gezogen oder durch Dampf getrieben werden, auf welche Verbesserungen sich John Reedhead, Mechaniker zu Henry-Street, Vauxhall, Grafschaft Surrey, am 29. Januar 1833 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 50, Jahrgang 1833, Nr. LXX., S. 321
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LXX. Verbesserungen an den Kutschen, Wagen und anderen zum Transporte von Reisenden sowohl als Guͤtern bestimmten Raͤderfuhrwerken, dieselben moͤgen von Pferden gezogen oder durch Dampf getrieben werden, auf welche Verbesserungen sich John Reedhead, Mechaniker zu Henry-Street, Vauxhall, Grafschaft Surrey, am 29. Januar 1833 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. September 1835, S. 79. Mit Abbildung auf Tab. V. Reedhead, Verbesserungen an den Raͤderfuhrwerken. Die gegenwaͤrtige Erfindung besteht 1) in einer neuen Methode das Vordergestell der Wagen zu bauen und einzurichten, wodurch das Sperren oder Durchlaufen der vorderen Raͤder leichter und mit groͤßerer Sicherheit moͤglich wird, als an den gewoͤhnlichen Wagen; 2) in einer neuen Methode die Raͤder an dem Wagen aufzuziehen, nach welcher jedes Rad eine eigene kurze Achse hat, und nach welcher der Wagen auf Gegenreibungsrollen ruht, wodurch die gewoͤhnliche Reibung bedeutend vermindert wird; und 3) endlich in einer Vorrichtung, durch welche die Geschwindigkeit der Fuhrwerke beim Vergabfahren vermindert wird. Fig. 15 ist ein Grundriß eines nach diesem Patente erbauten Vordergestelles eines Wagens, der von Pferden gezogen werden soll; man sieht hier die vorderen Raͤder in der Stellung, die sie haben, wenn der Wagen in einer geraden Linie laͤuft. Fig. 16 ist ein aͤhnlicher Grundriß, an welchem die Raͤder jedoch so gesperrt dargestellt sind, wie sie es beim Umwenden des Wagens zu seyn pflegen. Fig. 17 Ist eine vordere Endansicht desselben; Fig. 18 ein Durchschnitt durch den Mittelpunkt der vorderen Achse, und Fig. 19 endlich ein Seitenaufriß einer gewoͤhnlichen, mit den neuen Verbesserungen ausgeruͤsteten Landkutsche. aa sind zwei Schwengel oder Drittel mit ihren Bolzen, welche zum Befestigen der Zugriemen der Geschirre dienen. Diese Schwengel sind mittelst der gebogenen Eisen bb an zwei kurzen Achsen oder Achsenbuͤchsen cc befestigt, und diese lezteren fuͤhren die Achsen der vorderen Raͤder dd und drehen sich an senkrechten Bolzen oder Stiften ee, welche durch die vordere Achse f gehen. Die Schwengel und die Achsenbuͤchsen sind so aufgezogen, daß sie sich parallel mit einander bewegen; leztere nehmen an jeder Bewegung, die den Schwengeln von den Pferden durch das Vorwaͤrtsziehen des Wagens mit, getheilt wird, Antheil, und erzeugen dadurch die Sperrung oder das Durchlaufen der Raͤder, so wie sie in Fig. 16 dargestellt ist. Damit sich die beiden Raͤder und ihre Achsen und Achsenbuͤchsen gleichzeitig mit den Schwengeln aa bewegen, sind die lezteren durch Zapfen mit den Enden der Gelenkstuͤke oder Hebel gg verbunden, die an den Armen ii welche die Deichselstange mittelst eines Angelgewindes oder eines Stiftes h aufnehmen, festgemacht sind. Die Arme ii drehen sich, wenn die Deichsel von einer Seite auf die andere bewegt wird, um einen senkrechten Stift k, welcher durch die Hauptachse f gebt. Die Achsen oo sind in den Naben der Raͤder befestigt, wie dieß aus einer Seitenansicht eines einzelnen Rades in Fig. 20 ersichtlich; sie drehen sich auf folgende Weise innerhalb ihrer Buͤchsen. Die Achsenbuͤchsen, die die Stelle von kurzen Achsen vertreten, werden aus Eisen verfertigt, und bestehen aus einer Haupt- oder Bodenplatte, die man am besten aus Fig. 18 und 21 ersteht. An dieser Bodenplatte ist die Kammer mm angebracht, welche die beiden Gegenreibungsrollen nn fuͤhrt, die sich an kurzen Wellen bewegen, welche durch die Seidenwaͤnde und die Scheidewand am oberen Theile der Kammern gehen. Diese Gegenreibungsrollen ruhen auf den cylindrischen Theilen der Achse o eines jeden Rades und tragen das Gewicht der Kutsche. p ist ein Zapfenlager, welches in der Achsenbuͤchse in der Platte l festgemacht ist, damit sich das Ende der Achse o darin bewegen kann. Die Achse wird durch einen Halsring und durch eine an ihrem Ende angebrachte Schraubenmutter in gehoͤriger Stellung erhalten. e ist der oben erwaͤhnte senkrechte Stift oder Bolzen, um welchen sich die Achsenstange dreht, wenn die Raͤder sperren oder durchlaufen. Dieser Bolzen ist innerhalb der Buͤchse verdikt, und mit einem Loche versehen, durch welches die Achse geht; er ist ferner an der Platte l und an den Wanden der Buͤchse festgemacht. Fig. 21 ist ein Grundriß oder eine horizontale Ansicht einer Achse und ihrer Buͤchse, welche einem der Vorderraͤder angehoͤrt. An der unteren Seite der Hauptachse ist ein Stuͤk q befestigt, welches die Enden der Platten p stuͤzt, und auf diese Weise die Stifte ee von dem Druke befreit, dem sie sonst ausgesezt seyn wuͤrden. Die Achsen der Hinteren Raͤder sind an aͤhnlichen Platten ll mit Zapfenlagern und Kammern mit Gegenreibungsrollen aufgezogen; da diese Raͤder jedoch nicht durchzulaufen brauchen, so sind diese Platten mittelst Schraubenmuttern an der unteren Seite der hinteren Achse festgemacht. Es sind auch kleine Oeffnungen oder Thuͤrchen angebracht, welche entfernt werden koͤnnen, damit sich die Schraubenmuttern und Halsringe der Zapfenlager p abschrauben lassen, wenn das Rad von dem Wagen abgenommen werden soll, wozu man dann die Achse bloß aus der Buͤchse herauszuziehen braucht. Sollte man es noͤthig finden, so koͤnnten an der unteren Seite der Platte! auch andere Kammern mit Reibungsrollen angebracht werden, auf denen das Ende der Achsen ruhen wuͤrde, so daß das Zapfenlager p befreit waͤre. Zum Behufe des Anhaltens der Bewegung eines Wagens uͤber einen Huͤgel herab ist an den Speicher von einem der Hinteren Ras der mittelst Klammern oder auf eine sonstige andere Weise ein ausgekehltes Reibungs- oder Bremserad (friction or brakewheel) t angebracht. u ist ein Bremseband oder eine Metallfeder, welches um das Reibungsrad laͤuft, und welches mit dem einen Ende an dem an der Hinteren Achse befindlichen Pfosten v, mit dem anderen Ende hingegen mittelst eines Gefuͤges an dem kuͤrzeren Ende des Hebels w befestigt ist, der seinen Stuͤzpunkt in dem Pfosten v hat. Dieser Hebel erstrekt sich bis zu dem Hinteren Size an der Außenseite der Kutsche empor, wie aus Fig. 19 ersichtlich, wo er unter der Aufsicht des Waͤchters und der Reisenden steht. Wenn nun der Wagen uͤber einen Abhang herabrollt, oder wenn die Pferde durchgehen wollen, so wird das laͤngere Ende des Hebels herabgedruͤkt; dadurch wird das kuͤrzere Ende emporsteigen, und die Folge hiervon wird seyn, daß das Band oder die Feder u mit der Oberflaͤche des Reibungsrades in Beruͤhrung kommt, und folglich dessen Umdrehungen und ein zu schnelles Fortrollen des Wagens verhindert. Statt daß man die Reibungsbremse, wie in Fig. 19, an den Hinteren Raͤdern anbringt, kann dieselbe auch an den vorderen Raͤdern angebracht werden, wo dann das Ende des langen Hebels an dem Fußtritte herauflaͤuft, und unter die Aufsicht und Leitung des Kutschers kommt. Der Pfosten, der als Stuͤzpunkt dient, kann sich in diesem Falle, um das Durchlaufen der Raͤder nicht zu hindern, an einem Zapfen bewegen. Man wird finden, daß der Patenttraͤger in Folge dieser seiner Verbesserungen an den Wagen viel groͤßere Vorderraͤder anwenden kann, als dieß gewoͤhnlich der Fall zu seyn pflegt, und daß die Schwengel immer einen rechten Winkel mit der Bahn oder dem Zuge der Pferde bilden werden, woraus eine große Erleichterung fuͤr die Pferde, und immer ein directer und gleicher Zug erfolgen muß.

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