Titel: | Auszug aus dem Berichte der HH. Girardin, Lebret und Léguillon über den an dem Spitale zu Rouen errichteten Apparat zum Ausziehen der Knochengallerte. |
Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. LXXXVII., S. 378 |
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LXXXVII.
Auszug aus dem Berichte der HH. Girardin, Lebret und Léguillon uͤber den
an dem Spitale zu Rouen errichteten Apparat zum Ausziehen der Knochengallerte.Man vergleiche hieruͤber die fruͤheren im Polyt. Journale bekannt
gemachten Aufsaͤze, so wie die denselben beigefuͤgten Bemerkungen,
denen wir uns abermals anschließen muͤssen. Die Gallertsuppen sind
vortrefflich, wenn es darauf ankommt, den Menschen um wenig Geld etwas in den
Magen zu bringen, was den Hunger beschwichtigt und doch einiger Maßen
naͤhrt; sie stehen aber zuverlaͤssig einer gut bereiteten
Fleischbruͤhe nach, wenn man eine staͤrkende Nahrung sucht. Wenn
man nach dem neuen Correctionssysteme, in der Ueberzeugung, daß vegetabilische
Nahrung den Menschen folgsamer, geduldiger und gelehriger mache, als
animalische, in den Corrections- und Zuchthaͤusern bloß
vegetabilische Kost einzufuͤhren gedenkt, so duͤrfte die
Gallertsuppe allerdings den Vorzug vor der Fastensuppe der franzoͤsischen
Detentionshaͤuser verdienen. Man darf bei ihr gewiß nicht
fuͤrchten, daß die Menschen dadurch zu vollbluͤtig oder gar
uͤberreizt werden.A. d. Ueb.
Aus dem Recueil industriel. August 1833, S.
117.
Bericht uͤber den zu Rouen errichteten Apparat.
Die HH. Edwards und Balzac
sagen am Schluͤsse ihrer hoͤchst interessanten Abhandlung uͤber
die gewissenhaften und von großem Scharfsinne zeugenden Versuche, die sie
uͤber die Ernaͤhrung verschiedener Thiere mit Knochengallerte
anstellten: „Man hat versichert, daß man sich auf eine sehr gesunde und
wohlfeile Art ernaͤhren koͤnne, wenn man statt der
gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Fleischbruͤhe eine Suppe
genießen wuͤrde, die aus Knochengallerte und aus dem vierten Theile jenes
Fleisches bereitet waͤre, welches man zur Bereitung der
gewoͤhnlichen Fleischbruͤhe verwendet. Wir haben aber bei unseren
Versuchen gefunden, daß man, selbst wenn matt noch eine weit geringere Menge
Fleisch im Verhaͤltnisse zur Knochengallerte anwendet, doch eine Suppe
erhaͤlt, die in Hinsicht auf Nahrhaftigkeit der gewoͤhnlichen
Fleischbruͤhe nicht nachsteht.“ Die Anhaͤnger und
Vertheidiger der Gallertsuppen-Anstalten konnten sich keine
guͤnstigeren Resultate wuͤnschen, als jene der HH. Edwards und Balzac waren.
Diese Resultate stimmen so sehr mit dem uͤberein, was die Praxis im Großen
lehrte, daß selbst jene, die fruͤher noch so sehr gegen die Gallertsuppen
eingenommen waren, nach und nach von ihren Ansichten zuruͤkkommen
muͤssen.
Wir wollen hier nicht bei den aus mehrfachen Berichten bekannten Thatsachen
verweilen, sondern uns nur auf eine Auseinandersezung der Kosten der verschiedenen
von der Commission untersuchten, mit Gallerteaufloͤsung bereiteten Gerichte
beschraͤnken.
1) Die reine Gallerteaufloͤsung kommt nicht hoͤher, als der Liter auf
einen Centime zu stehen, wie aus folgender Rechnung erhellt.
1200 Liter, welche taͤglich im Spitale zu Rouen verbraucht werden, kosten
naͤmlich:
an Knochen 80 Kilogr., die 100 Kilogr. zu 8
Fr.
6 Fr.
40 Cent.
an Steinkohlen 2 Hectoliter à 3 Fr. 50 Cent.
7 –
–
–
an Arbeitslohn
2 –
40 –
an kleinen Ausgaben
1 –
–
–
–––––––––––––
16 Fr.
80 Cent.
Hiervon sind abzuziehen:
5 Kilogr. geronnenes Knochenfett
erster Guͤte à 1 Fr
5 Fr.
60 Kil. ruͤkstaͤndige
Knochen, 100 Kil. zu 2 Fr. 50 Cent
1 – 50 C.
––––––––
6 –
50 –
––––––––––––
Der Nettopreis der 1200 Liter
Aufloͤsung betraͤgt also
10 Fr.
30 Cent.
so daß der Liter also auf weniger dann eine Centime zu stehen
kommt.
2) Der Liter Gallertsuppe, zu welcher außerdem 1/5 Pfd. Fleischauf den Liter
genommen wurde, kommt nicht hoͤher, als auf 6 1/5 C.
1000 Liter Gallerteaufloͤsung kosten
naͤmlich
10 Fr.
100 Kilogr. Rindfleisch zu 70 Cent
70 –
Gemuͤse, hoͤchstens 40
Kilogr
11 –
5 3/4 Kilogr. Kochsalz, à 50 Cent
2 –
90 C.
1/2 Pfd. geroͤstete Zwiebeln
– –
40 –
3/4 Hectoliter Steinkohlen
2 –
50 –
Ein Taglohn
1 –
20 –
––––––––––
98 Fr.
– C.
Hiervon kommen abzuziehen:
35 Kilogr. gesottenes Rindfleisch à 1 Fr.
35 Fr.
20 Kilogr. Knochen
1 – 60 C.
–––––––––
36 –
60 –
––––––––––
Mithin kosten die 1000 Liter
Fleischbruͤhe
61 Fr.
40 C.
oder der Liter 6 1/5 Centimen.
3) Der Liter Fleischbruͤhe kommt auf 17 1/2 Cent. zu stehen, wie aus folgender
Berechnung erhellt.
500 Kilogr. Rindfleisch, á 70 Cent. kosten.
350 Fr.
– Cent.
Gemuͤse
11 –
–
–
Kochsalz
2
–
90 –
Geroͤstete Zwiebeln
–
–
40 –
Kohle
2
–
50 –
Arbeitslohn
1
–
20 –
––––––––––––
368 Fr.
– Cent.
Hiervon sind abzuziehen:
185 Kilogr. gesottenes Rindfleisch
185 Fr.
100 Kilogr. Knochen
8
–
––––––
93 –
–
–
––––––––––––
Mithin kommen 1000 Liter
Fleischbruͤhe aufoder der Liter auf 17 1/2 Cent.
175 Fr.
– C.
4) Der Liter Juliennesuppe mit Gallerteaufloͤsung bereitet kommt auf. 4 1/2
Cent.
1000 Liter Gallerteaufloͤsung kosten
naͤmlich
10 Fr.
– –
250 Pfd. Gemuͤse (vorzuͤglich
Erdaͤpfel)
25 –
– –
Kochsalz
2 –
90 C.
4 Kilogr. Fett, à 1 Fr
4 –
– –
Kohle
2 –
50 –
Arbeitslohn
1 –
20 –
–––––––––––
Summa
45 Fr.
60 C.
5) Der Liter Reißsuppe kommt nicht hoͤher, als auf 6 1/4 Cent. auf 1000 Liter
kommen naͤmlich 150 Pfd. Reiß, der Cntr. zu 24 Fr.
36 Fr.
– C.
Gemuͤse
7 –
50 –
14 Kilogr. fettes Rindfleisch, á 70 Cent.
9 –
80 –
25 Pfd. Kochsalz à 26 Cent
6 –
75 –
66 Kilogr. Kohlen
2 –
75 –
––––––––––
Summa
62 Fr.
80 C.
Vergleicht man hiermit die Fastensuppe, welche vier Mal in der Woche an die alten
Leute des Spitales vertheilt wird, so wird man finden, um wie Vieles besser die
Gallertsuppe ist. Bei dieser Suppe kommen naͤmlich auf 500 Liter oder 1000
Rationen:
7 Pfd. Butter à 80 Cent
5 Fr.
60 C.
8 Pfd. Kochsalz
1 –
60 –
40 Pfd. Erdaͤpfel
1 –
50 –
Kohle
– –
50 –
–––––––––
Summa
9 Fr.
20 C.
so daß die Nation also ohne Brod auf 1 Centime zu stehen kommt.
Zur Vervollstaͤndigung dieser Notiz uͤber die Fastensuppen des Spitales
zu Ronen macht Hr. Grouvelle folgende Bemerkungen uͤber die
Fastensuppe, welche die Gefangenen in den franzoͤsischen
Detentionshaͤusern das ganze Jahr uͤber, ausgenommen an 2 oder 3
Fasttagen, erhalten.
Die Fastensuppe, sagt Hr. Grouvelle, welche wir in dem
Spitale zu Rouen kosteten und welche daselbst unter der Aufsicht der Administration
mit großer Sorgfalt zubereitet wird, schmekt so gut als eine rein vegetabilische
Suppe nur schmeken kann; allein sie leicht weder zur Ernaͤhrung von
erwachsenen, noch zur Ernaͤhrung von juͤngeren, in ihrer Entwikelung
begriffenen Individuen hin. Wir sahen daher auch, daß nicht nur alle die
juͤngeren Straͤflinge, sondern selbst Kinder von 8–10 Jahren
gezwungen waren, der Suppe eine ungeheure Menge Brod zuzusezen, um dieselbe
nahrhafter zu machen.
Die Fastensuppe fuͤr 100 Gefangene kostet naͤmlich:
an
1,50 Kilogr. Kochsalz à 34 Fr.
– Fr.
50 C.
an
frischen Gemuͤsen, wie Kohl und Porri
1 –
– –
an
7 1/2 Decaliter Kartoffelnoder an 10 Liter Bohnen
2 Fr. 20 Cent.,oder an 5 Kilogr. Reiß 5 Fr.
2 –
25 –
an
Weißbrod, zu 5 Decagrammen auf den Kopf
1 –
50 –
an
2 1/2 Decalit. Kohlen
1 –
25 –
––––––––––
Summa
6 Fr.
50 C.
so daß der Liter also auf 6 1/2
Centimen zu stehen kommt.
Wuͤrde man dieser Suppe nur 100 Liter Gallerteaufloͤsung zusezen, was
nicht hoͤher als auf 1 Franken zu stehen kaͤme, so wuͤrden die
Gefangenen eine weit bessere, gesuͤndere und nahrhaftere Suppe erhalten; und
waͤre auch diese geringe Vermehrung der Kosten nicht zulaͤssig, so
waͤre es besser die Quantitaͤt der Suppe um den achten Theil zu
vermindern, um auf diese Weise wieder den Zusaz der Gallerteaufloͤsung
auszugleichen.
Was die Kranken und die Arbeiter in den Detentionshaͤusern betrifft, so
erhalten sie eine Suppe, welche aus folgenden Ingredienzien bereitet wird.
12 1/2 Kilogr. Rindfleisch, 12 1/2 Decagr.
auf den Kopf
8,000
1 1/2 Kilogr. Kochsalz
0,410
16 Grammen Pfeffer
0,064
1/2 Bund Porri
0,200
1/2 Bund gelbe Ruͤben
0,200
5 Kilogr. Weißbrod, zu 5 Decagr. per Kopf
1,500.
Holz zum Brennen
0,66
––––––
11,034
oder 12 Centimen per Liter.
Der Liter Gallertsuppe erster Guͤte mit 1/2, Pfund Fleisch kommt nicht
hoͤher als auf 1 1/2 Centimen; es waͤre daher leicht an der Suppe der
Kranken eine Ersparniß zu erzielen, und dieselbe noch obendrein besser zu machen,
als sie gegenwaͤrtig ist. Gesezt es kommen auf 300 Gefangene, welche mit
Fastensuppe genaͤhrt werden, nur 50, die Fleischbruͤhe als Nahrung
erhalten, so wuͤrde sich die Fastensuppe der 300 Gefangenen mittelst Gallerte
um 3 Franken animalisiren lassen.