Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. XCVIII., S. 434 |
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XCVIII.
Miszellen.
Miszellen.
Project zu einem neuen großen Tunnel zu London.
Unter den mannigfaltigen großartigen Plaͤnen und Unternehmungen, die man in
neuester Zeit zu London in Vorschlag brachte, zeichnet sich vorzuͤglich das
Project zu einem Tunnel und einer Eisenbahn aus, die sich von dem noͤrdlichen
Ende der neuen Londonbruͤke bis Unbridgeroad erstreken soll, und von der sich
Arme an den Ursprung der London-Birmingham-Eisenbahn bei
Hampstead-road, und an den Ursprung der projectirten großen Eisenbahn nach
dem Westen von England bei Millbank erstreken muͤßten. Dieser ungeheuere
Tunnel wuͤrde nur 5 englische Meilen lang werden,
und unter den belebtesten Straßen Londons wegfuͤhren! Was den
beruͤchtigten Themse-Tunnel betrifft, so zeigte Hr. Radier in einer der lezten Sizungen der Academie der
Wissenschaften zu Paris an, daß sich die englische Regierung entschlossen habe, die
Fonds zu seiner Vollendung anzuweisen. Hr. Navier will
dieß aus einem Briefe des Hrn. Brunel wissen; doch
bezweifeln englische Blaͤtter, und namentlich das Mechanics' Magazine, die Richtigkeit dieser Angabe.
Dampfschifffahrt zwischen Nord-Amerika und
England.
Man hat in den lezten Wochen den Kiel zu einem praͤchtigen und großartigen
Dampfbothe gelegt, welches regelmaͤßig zwischen New-York und Liverpool
hin und her fahren soll, und wodurch die Verbindung zwischen den beiden
groͤßten Fabrik- und Handelsstaaten neuerdings einen bedeutenden
Aufschwung erhalten muß. Das neue Dampfboth soll mit nicht weniger als 4
Dampfmaschinen arbeiten, und die Gesellschaft, die dessen Ausruͤstung
unternahm, will ein solches Capital darauf verwenden, daß an dem Gelingen dieses
Unternehmens und an der musterhaftesten Ausstattung dieses Schiffes nicht gezweifelt
werden darf. Die Fahrt nach den Vereinigten Staaten duͤrfte auf diese Weise
eine wahre Lustreise werden. (Mechanics' Magazine, No.
537)
Ueber die Leistungen der Dampfmaschinen in Cornwallis.
Das Product der gehobenen Pfunde mit der Zahl der Fuße, auf welche dieselben in einer
gegebenen Zeit gehoben wurden, dividirt durch die Zahl der Bushels Steinkohlen (den
Bushel zu 84 Pfund angenommen), welche innerhalb derselben Seit verbrannt werden,
gibt die sogenannte Leistung der Dampfmaschinen und diese gibt ihrerseits wieder den
besten Pruͤfstein fuͤr die vergleichsweise Guͤte dieser
Maschinen. Die HH. Boulton und Watt haben diese Methode die Leistungen der Dampfmaschinen zu ermitteln
eingefuͤhrt. Die Zahl der Lasten, welche durch jede Maschine in einer
bestimmten Zeit bewegt wurde, wird durch den sogenannten, an dem großen Schwengel
angebrachten Zaͤhler bestimmt. Dieser Zaͤhler steht mit einer Reihe
von Raͤdern und Getrieben in Verbindung, welche durch ein nach beiden Seiten
rollendes Gewicht in Bewegung gesezt werden, waͤhrend dieses Gewicht selbst
wieder mittelst einer den Hemmungen der Uhren aͤhnlichen Hemmung wirkt. Der
Berichterstatter uͤber saͤmmtliche Maschinen in Cornwallis, Hr.
Capitaͤn Thomas Lean von Marazion, hat den
Schluͤssel zu dem Gehaͤuse, in welchem sich der Zaͤhler
befindet; er besucht jede Maschine monatlich ein Mal, nimmt die Zahl der monatlich
gemachten Hube auf, ermittelt genau die Summe der verbrauchten Kohlen und die
Zunahme oder Abnahme der Last der Maschine, so wie noͤthigen Falles auch
andere Umstaͤnde. Alle die Dampfkessel der großen Maschinen sind cylindrisch
und roͤhrenfoͤrmig; sie wurden von Trevithick erfunden, und bewaͤhrten sich in Hinsicht auf den
Verbrauch an Kohlen als die vortheilhaftesten unter allen bisher
gebraͤuchlichen Kesseln. – Folgende Tabelle ist nun ein Auszug aus den
monatlichen Berichten uͤber die Dampfmaschinen in Cornwallis, woraus man
ersieht, wie viel Pfunde die fuͤnf besten Maschinen in dem mit dem Junius
1833 abgelaufenen Jahre bei einem Verbrauche von 1 Bushel Kohlen auf einen Fuß
Hoͤhe hoben.
Textabbildung Bd. 50, S. 435
Julius. Borlase's Maschine, Grube Wheal
Vor. Cylinder von 80 Zoll im Durchmesser. Mechaniker Thom. Richards.; Wilsons's
Maschine, Grube Wheal Towan. Mechaniker Samuel Grose. Trelawny's Maschine; Shear's
Maschine, Cosolidated Mines. Cylinder v. 65 Zoll im Durchmesser. Mechaniker Hocking
und Loam. Hudson's Maschine, Grube East Crinnes. Cylinder v. 76 Zoll im Durchmesser.
Mechaniker Sims und Sohn.; Pfd.; August. do. Swan's Maschine, Grube Binner Downs.
Cylinder von 70 Zoll. Mechan. Gregor u. Thomas. September. October. Leeds's
Maschine, Grube Great Work. Cylinder von 60 Zoll. November. Powlet's Maschine, Grube
Marazion. December. Polgooth's Maschine, Grube Polgooth. Cylinder von 66 Zoll.
Taylor's Maschine.
Textabbildung Bd. 50, S. 436
Januar 1833. Borlase's Maschine, Grube
Wheal Vor. Cylinder von 80 Zoll im Durchmesser. Mechan. Thom. Richards.; Wilsons's
Maschine, Grube Wheal Towan. Polgooth's Maschine, Grube Polgooth. Druce's Maschine.
Mechaniker Samuel Grose. Wheal Darlington Maschine, Grube Wheal Darlington.
Mechaniker Eustice u. Sohn. Februar. do. Trelawny's Maschine Maͤrz. Wheal
Leisure Maschine, Grube Wheal Leisure. Cylinder von 66 Zoll im D. Mechaniker S.
Truran. Leeds's Maschine. April. Grube Great Work. Mai. Junius.
Ueber die Anwendung des DextrinsVergl. Polyt. Journal Bd. L. S.
195. bei der Fabrikation von Papier-Tapeten.
Hr. Payen zeigte in der Société d'encouragement vom 21. August mehrere Muster von
Papier-Tapeten mit glattem Grunde vor, auf welchen sich gefaͤrbte und
mit Wolle belegte Zeichnungen befanden, und an denen statt des Gummi's mit Vortheil
das Dextrin gebraucht worden war. Die Farben klebten aͤußerst fest an diesen
Mustern, und der Ton der Farben war durch die Durchsichtigkeit der neuen Substanz
erhoͤht worden. Man konnte deßhalb auch bloß mit dem Nußbraun oder Bistre die
Schatten verschiedener Farben, wie das Gelb, Lilas, Orange, Roth hervorbringen. (Bulletin de la Société d'encouragement.
August 1833, S. 280.)
Recept zur Fabrikation von kuͤnstlichem Cider oder
Obstmost.
Das Journal des connaissances usuelles, October 1833, S.
222, empfiehlt folgendes etwas sonderbare Recept zur Fabrikation von
kuͤnstlichem Cider oder Obstmost. Man nehme 12 Kilogr. kaͤufliche
Weinbeeren, 500 Grammen Wachholderbeeren, 125 Grammen Coriander, 10 Grammen Zimmet,
stoße alles dieß leicht zusammen, und bringe es in ein Faß, welches 2 1/2 Hektoliter
fassen kann, und welches bis auf einige Maß mit Wasser gefuͤllt wird. Dann
seze man 1 Kilogr. 5000 Grammen braune Cassonade und 2 Liter Branntwein zu, und
ruͤhre das Gemenge taͤglich ein Mal mir einem Stoke um. Wenn der
Keller eine Temperatur von beilaͤufig 10° hat, so wird das
Getraͤnk in 12 bis 14 Tagen fertig seyn, so daß man das Faß zuspunden und das
Getraͤnk abziehen kann, nachdem man es vorher mit Hausenblase geklaͤrt
hat. Die abgezogenen Flaschen soll man 8 Tage lang abwechselnd legen und
stellen.
Verfahren, um Weinfaͤssern den Schimmelgeruch zu
nehmen.
Hr. Brard gibt im Journal des
connaissances usuelles, Novbr. 1833 folgende Methode an, nach welcher man
Weinfaͤssern und Bottichen schnell den Schimmelgeruch benehmen kann. Man soll
naͤmlich die Faͤsser oder Bottiche auswaschen, dann auf je 100 Liter
Gehalt eine Unze Chlorkalk, eine Unze Schwefelsaͤure und einen Krug Wasser
hineinbringen, und sie hierauf nach allen Seiten mit dieser Fluͤssigkeit
abschuͤtteln. Nach 24 Stunden soll man die Faͤsser, die bisher gut
zugespundet waren, mit einer großen Menge Wassers wiederholt ausspuͤlen. Der
Chlorkalk ohne Schwefelsaͤure zerstoͤrt den Schimmel nicht
vollkommen.
Die Kautschuk-Einfuhr in England.
In dem Jahre, welches mit dem 5. April 1832 ablief, wurden in England nur 29,958
Pfund Kautschuk eingefuͤhrt; vom 5. April 1832 bis zum 5. April 1833 belief
sich die Einfuhr aber bereits auf 178,676 Pfunde, und wahrscheinlich wird sich diese
Quantitaͤt bis zum naͤchsten Jahre noch verdoppeln, da der Verbrauch
dieser nuͤzlichen Substanz, von der man monatlich neue
Anwendungs-Methoden entdekt, in England auf unglaubliche Weise zunimmt. (Mechanics' Magazine, No. 534.)
Literatur.
Ueber die Amtsbefugnisse des Raths der
Gewerbsverstaͤndigen und das rechtliche Verfahren bei demselben, nach den
dahin zielenden franzoͤsischen und diese theils modificirenden, theils
abaͤndernden Gesezen und Veraͤnderungen. Ein Handbuch fuͤr
Fabrikanten, Professionisten und Geschaͤftsmaͤnner, entworfen und
zusammengestellt von F. P. Gottlieb, Secretaͤr des
koͤnigl. Raths der Gewerbsverstaͤndigen zu Koͤln. Auf Kosten des
Verfassers. Gr. 8. Koͤln 1831. In Commission bei Pet. Schmitz. 281 S.
Obiges Werk des verdienten Hrn. Gottlieb ist nun zwar
schon uͤber 2 Jahre alt, und doch scheint es seines hohen Interesse's
ungeachtet in den suͤddeutschen Staaten sowohl den Fabrikanten und
Gewerbsmaͤnnern, als den Verwaltungsbehoͤrden nur sehr wenig bekannt
geworden zu seyn! Aus diesem Grunde nehmen wir keinen Anstand auch jezt noch auf
dasselbe aufmerksam zu machen; wir thun dieß um so mehr, und um so lieber, als wir
dasselbe zugleich auch seiner Ausfuͤhrung wegen allen unseren Lesern bestens
empfehlen koͤnnen. Hr. Gottlieb hat in seinem
Werke nicht nur das Geschichtliche des Institutes, welches in einigen
Laͤndern unter dem Namen des Rathes der Gewerbsverstaͤndigen besteht,
und welches, obschon fruͤher von Turgot in
Anregung gebracht, doch erst in Folge der franzoͤsischen Revolution ins Leben
trat, beruͤhrt, sondern auch dessen Amtsbefugnisse und dessen Wirkungskreis
in den preußischen Rheinprovinzen, so wie jene des in Berlin nachgebildeten
Fabrikengerichtes, nach den verschiedenen bestehenden Veraͤnderungen
gruͤndlich zusammengestellt. Er hat diese Zusammenstellung ferner mit
mehreren Bemerkungen bereichert, die er sich bei seiner nun 20jaͤhrigen
Wirksamkeit als Secretaͤr des zu Koͤln bestehenden Institutes eigen
machte. Es wird wenige Fabrikanten und Gewerbsmaͤnner geben, die nicht
bereits die Erfahrung gemacht haben, wie mangelhaft und schleppend das Verfahren
unserer Behoͤrden bei so vielen Streitigkeiten ist, die sich im Gewerbsleben
beinahe taͤglich ergeben; wie wenig der groͤßte Theil unserer Beamten
auch nur einen Begriff von Gewerbswesen im Allgemeinen, und noch weniger eine
Kenntniß von einzelnen Gewerben haben, und wie ungeeignete Verfuͤgungen und
Entscheidungen oft in Folge dieser Unkenntniß zu Tage kommen; und doch handelt es
sich nicht leicht in einem Falle mehr um schnelle und auf
Sachkenntniß gegruͤndete, sichere
Entscheidung! Das zwekmaͤßigste Mittel zur Abhuͤlfe dieser schwer auf
unserer Industrie lastenden Uebelstaͤnde scheint gefunden; man hat wenigstens
in manchen Laͤndern Einrichtungen treffen sehen, die bei ihrem nun
langjaͤhrigen Bestehen den wohlthaͤtigsten Einfluß unbestreitbar
beurkundet haben, und dieses Mittel liegt in der Errichtung von Raͤthen der
Gewerbsverstaͤndigen mit gehoͤrig bestimmten Amtsbefugnissen. Die
koͤnigl. preußische Regierung, die so sehr fuͤr das Emporkommen der
Industrie in ihren Staaten sorgt, und die die materiellen Interessen des wichtigsten
Theiles ihrer Buͤrger eben so weise foͤrdert, als vaͤterlich
schuͤzt, hat die großen Vortheile dieser Institute erkannt; sie hat sich
nicht nur nicht gescheut, die in den preußischen Rheinprovinzen von der
franzoͤsischen Verwaltung her bestehenden Raͤthe der
Gewerbsverstaͤndigen beizubehalten, sondern sie hat auch selbst zu Berlin
einen sogenannten Fabrikrath gegruͤndet, dessen Leistungen schon vielseitige
Anerkennung fanden. Moͤchten doch bald auch unsere suͤddeutschen
Regierungen diesem Beispiele folgen, und die Errichtung aͤhnlicher Institute
beschließen! Die Beruͤksichtigung, welche man der Ausbildung unserer
zukuͤnftigen Gewerbsmaͤnner zu schenken anfaͤngt, laͤßt
uns hoffen, daß wir auch diesem Schritte zum Besseren entgegensehen duͤrfen,
und wir haben daher, am Schlusse dieser Anzeige nichts weiter zu thun, als unsere
Gewerbsleute zum Studium der oben erwaͤhnten Schrift des Hrn. Gottlieb aufzufordern, damit sie den Zwek und den Umfang
dieser Institute vollkommen erfassen, und einst den Anforderungen, die man an sie
als Gewerbsraͤthe machen wird, um so ehrenvoller entsprechen.
Handbuch der Dampfmaschinenlehre fuͤr Techniker und
Freunde der Mechanik. Von Dr. Christoph Bernoulli, Professor in Basel. Mit 12 Steindruktafeln.
Klein 8. Stuttgart u. Tuͤbingen, 1833. In der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. XII u. 454 Seiten. Preis 3 fl. 36 kr.
Unter der großen Masse technologischer Werke, welche in neuerer Zeit in Deutschland
erschienen und deren Ueberhandnehmen wenigstens ein erfreuliches Zunehmen des
Interesse's der industriellen Classe Deutschlands an der Foͤrderung der
Kuͤnste und Gewerbe, und ein Streben mit den Fortschritten der uns
vorausgeeilten Nachbarlaͤnder vertraut zu werden beurkundet, befand sich
bisher auch nicht eines,
welches der Lehre von den Dampfmaschinen ausschließlich gewidmet gewesen
waͤre. Die Basse'sche Buchhandlung
foͤrderte zwar ein sogenanntes praktisches Handbuch zur gruͤndlichen
Kenntniß der Dampfmaschinen zu Tage, allein diese kritik- und geistlose, und
mit Unrichtigkeiten uͤberladene Piraterie, die man sich an unserem
Polytechnischen Journale zu begehen erfrechte, verdient weder diesen Namen, noch
uͤberhaupt eine Beruͤksichtigung des Technikers, weil die Originale zu
vielfach darin verstuͤmmelt sind, als daß man sich auf dieselben verlassen
koͤnnte. Einige groͤßere encyclopaͤdische Werke lieferten zwar
sehr schaͤzbare und gruͤndliche Abhandlungen uͤber die
Dampfmaschine, allein dieser wichtige Gegenstand erforderte doch noch immer eine
ausfuͤhrlichere Behandlung; um so mehr, als die großen Encyclopaͤdien
leider unter unseren Gewerbsleuten noch nicht hinlaͤnglich verbreitet, und
daher gar vielen nicht zugaͤnglich sind. Groß und allgemein war daher das
Verlangen einer gruͤndlichen, umfassenden und doch auch dem groͤßeren Theile unseres technischen Publikums
faßlichen Darstellung des gegenwaͤrtigen Zustandes einer Erfindung, der
England die hohe Stufe, auf welche sich seine Industrie schwang, großen Theils zu
verdanken hat, und deren Eingreifen in die verschiedenen Zweige derselben mit jedem
Tage groͤßer und tiefer wird. Diesem Verlangen hat nun der ruͤhmlich
bekannte Hr. Verfasser auf eine Weise entsprochen, die seine fruͤheren
Verdienste um die Verbreitung der wichtigsten Gegenstaͤnde der Maschinenlehre
noch um Vieles erhoͤhte; er hat in dem oben angezeigten Werke die großen
Erwartungen uͤbertreffen, die man sich nach seinen fruͤheren
litterarischen Arbeiten, und namentlich nach seinen vor 9 Jahren erschienenen
Anfangsgruͤnden der Dampfmaschinenlehre, und nach seiner Abhandlung des
betreffenden Artikels in Prechtl's technologischer
Encyclopaͤdie zu machen berechtigt war. Ueberall finden wir in demselben die
Leistungen der englischen und franzoͤsischen Mechaniker und Physiker bis zum
Jahre 1831 sorgfaͤltig benuzt, die Resultate ihrer Versuche kritisch geordnet
und beleuchtet, ihre Erfindungen klar angedeutet, und wo eine ausfuͤhrliche
Beschreibung des Umfanges des Werkes wegen nicht moͤglich war, auf die
Quellen, aus denen er schoͤpfte, hingewiesen.
Wir koͤnnen nicht auf eine Eroͤrterung des ganzen Inhaltes dieses
hoͤchst schaͤzenswerthen Buches eingehen, unser beschraͤnkter
Raum verbietet uns unseren Lesern mehr als unser unumwundenes Urtheil uͤber
dasselbe vorzulegen, und den vom Verfasser befolgten Gang anzudeuten. Der erste, auf
eine kurze Einleitung folgende Abschnitt enthaͤlt naͤmlich historische
Mittheilungen uͤber die Dampfmaschine, in welchen die erste Erfindung
derselben gleichfalls Savery zugestanden wird; der zweite
ist der Physik des Dampfes gewidmet; der dritte handelt von der Erzeugung und
Produktion des Dampfes; der vierte beschreibt die verschiedenen Organe der
eigentlichen Dampfmaschine; der fuͤnfte handelt von der Nuzkraft oder dem
Nuzeffecte der Dampfmaschinen; der sechste ist der Beleuchtung einiger besonderer
Arten von Dampfmaschinen gewidmet; der siebente umfaßt die Dampffuhrwerke, bei deren
Beurtheilung sich der Hr. Professor fuͤr die Thunlichkeit der Befahrung
gewoͤhnlicher Straßen mit Dampfwagen erklaͤrt; der achte und lezte
endlich gibt einen Ueberblik uͤber die Dampfschifffahrt.
Das ganze Werk, welches wir gern in den Haͤnden aller Techniker sehen
moͤchten, und wofuͤr der Hr. Verfasser den innigsten Dank der
Deutschen verdient, hat in typographischer Hinsicht eine gefaͤllige
Ausstattung; der Druk ist angenehm und correct, nur die Steindruktafeln entsprechen
dem gegenwaͤrtigen Standpunkte der Lithographie nicht, obwohl sie in Hinsicht
auf Deutlichkeit allein genuͤgen koͤnnten.
Augustin Pyramus De Candolle's
Pflanzenphysiologie, oder Darstellung der Lebenskraͤfte und
Lebensverrichtungen der Gewaͤchse. Eine Fortsezung der
Pflanzen-Organographie, und eine Einleitung zur Pflanzen-Geographie
und oͤkonomischen Botanik. Aus dem Franzoͤsischen uͤbersezt und
mit Anmerkungen versehen von Johannes Roͤper, Dr. der Medicin, Professor der Botanik an der
Universitaͤt Basel und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften. Gr. 8.
Stuttgart u. Tuͤbingen 1833, in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. Erster Bd. XXXVI u. 462 S.
Es mag vielleicht manchem unserer Leser, nach obigem Titel allein zu schließen,
sonderbar vorkommen, daß wir uns in unserem, ausschließlich der Polytechnik gewidmeten Journale auch
auf die Anzeige eines Handbuches der Pflanzenphysiologie einlassen. Allerdings
koͤnnte man uns den Vorwurf machen hier unseren Wirkungskreis
willkuͤrlich uͤberschritten zu haben, wenn der beruͤhmte
Verfasser in diesem seinem neuesten Werke den Fußstapfen so mancher seiner
Vorgaͤnger gefolgt, und in demselben nur das niedergelegt haͤtte, was
fuͤr den Gelehrten und Botaniker von Profession allein von Interesse seyn
kann; wenn auch er in den Fehler der Mehrzahl der Naturforscher neuerer Zeit
verfallen waͤre, und die gehoͤrige Beruͤksichtigung und
Wuͤrdigung des maͤchtigen Einflusses der Naturgeschichte auf das
allgemeine Wohl und das Fortschreiten der Cultur außer Augen gelassen haͤtte.
Der Verfasser hat diesen gewoͤhnlichen Fehler der Stubengelehrten
gluͤklich vermieden, und uns in seiner Pflanzenphysiologie ein Werk
geschenkt, welches den Anforderungen des rein wissenschaftlichen Botanikers eben so
vollkommen entspricht, als es dem gebildeten Oekonomen, Gaͤrtner, Apotheker
und Chemiker nuͤzlich und belehrend ist. Der Botaniker findet darin Alles,
was bisher im Felde der Pflanzenphysiologie geleistet worden, gelaͤutert
durch den Scharfsinn des Verfassers, geordnet durch seinen klaren und logischen
Geist, und bereichert durch seine langjaͤhrigen eigenen Forschungen; der
Oekonom wird belehrt uͤber den Einfluß des Lichtes, der Elektricitaͤt,
der Temperatur, der Atmosphaͤre, der Gasarten, des Wassers, des Bodens, der
Bestellungsweisen, der Duͤngerarten, der Thiere etc. auf die Pflanzen im
Allgemeinen und auf die in landwirthschaftlicher Hinsicht besonders
merkwuͤrdigen Gewaͤchse; er erhaͤlt eine gruͤndliche
Theorie uͤber die verschiedenen Arten von Bewirthschaftung seines Grund und
Bodens; der Gartenliebhaber und Gaͤrtner von Profession findet auf jeder
Seite Belehrungen uͤber die wichtigsten Gegenstaͤnde, wie uͤber
das Pfropfen und Oculiren, uͤber das Beschneiden, den Ringelschnitt, die
Krankheiten der Pflanzen, die Erzeugung von Bastarden etc. etc.; der Pharmaceut und
Chemiker endlich erhaͤlt die gruͤndlichsten Aufschluͤsse
uͤber die Absonderung vieler der wichtigsten Substanzen, die als
Arzeneikoͤrper, Faͤrbestoffe, chemische Reagentien etc. eine große
Rolle spielen. Doch wir haben nicht noͤthig in eine Aufzaͤhlung der
Vorzuͤge dieses Werkes einzugehen; die Vortrefflichkeit desselben wurde von
den Gelehrten aller Nationen erkannt, und uͤberall wurme dem
beruͤhmten Verfasser nicht bloß von seinen Fachgenossen der ungetheilteste
Beifall gezollt, sondern auch ganze Gesellschaften von Gelehrten und Technikern
gaben ihm die ausgezeichnetsten Beweise ihrer Anerkennung. So ließ ihm z.B. die
Gesellschaft zur Aufmunterung der Kuͤnste etc. in London ihre große goldene
Medaille fuͤr seine Theorie des Fruchtwechsels uͤberreichen. Es bleibt
uns daher unter diesen Umstaͤnden nichts weiter uͤbrig, als die
Leistungen des Hrn. Professors Roͤper als
Uebersezer zu beleuchten. Es freut uns in dieser Hinsicht das deutsche Publikum
versichern zu koͤnnen, daß der wakere und verdienstvolle Hr. Roͤper in dieser Hinsicht wahrhaft Seltenes
geleistet hat; er ist nicht nur uͤberall in den Geist des Verfassers
eingedrungen; er hat nicht nur den klaren fließenden Styl des Originales eben so
angenehm als richtig verdeutscht, sondern er hat mit Huͤlfe der Materialien,
die ihm der Verfasser bereitwillig mittheilte, viele in dem Originale enthaltene
sinnstoͤrende Drukfehler berichtigt, und das Ganze mit so vielen gediegenen
Zusaͤzen bereichert, daß die Uebersezung viele wesentliche Vorzuͤge
vor dem Originale gewaͤhrt. Wir wuͤnschen sehnlich auch die beiden
noch uͤbrigen Baͤnde bald aus der Feder des geistreichen Hrn. Roͤper zu erhalten, und sind uͤberzeugt,
daß das deutsche Publikum ihm warmen Dank dafuͤr wissen wird.