| Titel: | Ueber verschiedene Vorrichtungen zum Abfeuern von Kanonen, auf welche sich Hr. Josua Shaw zu Philadelphia am 3. Decbr. 1832 Patente ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. IV., S. 13 | 
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                        IV.
                        Ueber verschiedene Vorrichtungen zum Abfeuern von
                           Kanonen, auf welche sich Hr. Josua
                              Shaw zu Philadelphia am 3. Decbr. 1832 Patente ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
                              November 1833, S. 277.
                        Shaw's Vorrichtungen zum Abfeuern von Kanonen.
                        
                     
                        
                           Hr. Shaw ließ am 3. Decbr. drei von ihm erfundene
                              Vorrichtungen zum Abfeuern von Kanonen patentiren, deren Beschreibungen im Franklin Journal gegeben sind, und also lauten:
                           
                        
                           
                           1. Beschreibung seines gebogenen
                                 Cylinder-Zuͤndrohres. (Cylinder
                                 primer).
                           Das gebogene Cylinder-Zuͤnd- oder Leitungsrohr besteht aus einer
                              Roͤhre aus Metall oder irgend einem anderen geeigneten Materiale, welche
                              Roͤhre mit irgend einem den Chemikern bekannten Zuͤndpulver
                              gefuͤllt ist, und als Zuͤndkraut fuͤr Kanonen im Allgemeinen
                              verwendet wird.
                           Diese gebogene Zuͤndroͤhre, deren Laͤnge je nach dem
                              Geschuͤze, fuͤr welches sie bestimmt ist, verschieden seyn muß, kann 1
                              bis 8 Zolle lang seyn, und an dem einen Ende eine Kruͤmmung oder einen Arm
                              haben, dessen Laͤnge 1/4 bis 1 Zoll und daruͤber betragen kann. Die
                              ganze Zuͤndroͤhre besteht also aus zwei Armen, von denen der
                              laͤngere in das Zuͤndloch gebracht wird, und das Feuer bis zur Ladung
                              fortpflanzt, waͤhrend der kuͤrzere sich bis zu einem beliebigen Punkte
                              erstreken, und daselbst der Wirkung des Hammers oder Hahnes ausgesezt werden kann.
                              Der Hammer oder der Hahn kommt auf diese Weise nicht unmittelbar mit dem
                              Zuͤndloche in Beruͤhrung; das Zuͤndfeld bleibt mithin ganz
                              frei, so daß das Visiren nicht im Geringsten durch diese Vorrichtung
                              beeintraͤchtigt wird.
                           Die Methode, nach welcher der Patenttraͤger seine gebogenen
                              Zuͤndroͤhren verfertigt, ist folgende. Er schmilzt gleiche Theile Blei
                              und Zinn zusammen, und verfertigt aus dieser Legirung mittelst einer Hohldoke und
                              Zugplatte nach der gewoͤhnlichen Methode hohle Cylinder. Dann bestimmt er die
                              Laͤnge der Zuͤndroͤhren, und je nach dieser Laͤnge und
                              dem Geschuͤze, wofuͤr sie bestimmt sind, gibt er ihnen die
                              gehoͤrige Biegung. Hierauf fuͤllt er den Cylinder mit
                              Zuͤndpulver, verschließt ihn an beiden Enden, und taucht ihn in geschmolzenes
                              Wachs oder Firniß. Der Arm, der in das Zuͤndloch kommt, und der das Feuer an
                              die Ladung fortpflanzt, braucht nicht mit Zuͤndpulver gefuͤllt zu
                              seyn; es ist hinreichend, wenn er mit gewoͤhnlichem Schießpulver
                              gefuͤllt ist, da dieß zur Entzuͤndung der Ladung genuͤgt.
                           Will man sich nun der Zuͤndroͤhre bedienen, so bringt man den
                              laͤngeren Arm in das Zuͤndloch der Kanone, und den kuͤrzeren in
                              eine kleine Furche, welche zu dessen Aufnahme in das Zuͤndfeld geschnitten
                              seyn muß, und in der der Hammer oder der Hahn auf sie schlaͤgt. Die
                              Roͤhre braucht eben kein Cylinder zu seyn, sondern kann eben so gut auch
                              irgend eine andere Form haben.
                           Die Vortheile dieser Zuͤndroͤhren sollen seyn: daß die
                              Entzuͤndung durch ein Schloß bewirkt werden kann, welches weit wohlfeiler und
                              einfacher ist, als die gewoͤhnlichen, direct auf das Zuͤndloch schlagenden
                              Schloͤsser; daß das Zuͤndfeld ganz frei, und das Visiren also nicht im
                              Geringsten beeintraͤchtigt ist.
                           
                        
                           2. Beschreibung seines
                                 Compressions-Kanonenschlosses. (Compression
                                 Cannon Lock.)
                           Das von dem Patenttraͤger erfundene Schloß zum Abfeuern der Kanonen, welchem
                              er den Namen Compressions-Kanonenschloß gab, laͤßt sich im Allgemeinen
                              als einen in der Naͤhe des Zuͤndloches an dem Laufe der Kanone
                              befestigten Hebel beschreiben, welcher Hebel durch die Anwendung der Muskelkraft in
                              schnelle Bewegung versezt wird, und dann ploͤzlich auf ein
                              Percussions-Zuͤndrohr trifft. Das Feuer, welches sich in Folge dieses
                              Stoßes in dem Percussions-Zuͤndrohre entwikelt, dringt durch das
                              Zuͤndloch in die Kammer, und feuert die Ladung ab.
                           Am zwekmaͤßigsten scheint ihm folgende Verbindung dieser Erfindung mit seinem
                              gebogenen Cylinder-Zuͤndrohre. Er schneidet von einer Seite des
                              Zuͤndfeldes bis zum Zuͤndloche eine kleine Furche oder einen kleinen
                              Canal, der zur Aufnahme des einen Armes der Zuͤndroͤhre dient. An die
                              Seite des Zuͤndfeldes, etwas unter der eben erwaͤhnten Furche,
                              schraubt er eine Metallplatte von 3/4 Zoll Dike fest, und von dieser Platte erstrekt
                              sich bis auf gleiche Hoͤhe mit dem Zuͤndloche eine Schulter empor. Die
                              Flaͤche dieser Schulter ist gegen das dike Ende der Kanone gekehrt, und
                              befindet sich in gleicher Hoͤhe mit der vorderen Kante der Furche, so daß das
                              Zuͤndrohr, welches sich laͤngs der Furche erstrekt, und uͤber
                              dieselbe hinaus reicht, auch laͤngs der Flaͤche der Schulter
                              laͤuft. Der Hebel, den der Patenttraͤger anwendet, ist ein solider,
                              vierekiger, staͤhlerner Stab von 2 1/2 bis 3 Zoll Laͤnge,
                              beilaͤufig 3/4 Zoll Breite und 1/2 Zoll Dike. Der Stuͤzpunkt dieses
                              Hebels ist so angebracht, daß sich die beiden Arme in Hinsicht auf die Laͤnge
                              wie 3 zu 1 verhalten. Dieser Stuͤzpunkt besteht aus einem starken, gut
                              gehaͤrteten Stifte, welcher durch die oben beschriebene Platte geht, dem
                              Hebel ein horizontales Spiel gestattet, und etwas hinter der Linie der Furche in die
                              Platte eindringt.
                           Wenn das Schloß nicht in Thaͤtigkeit ist, so liegt der Hebel parallel mit dem
                              Zuͤndfelde, mit seinem laͤngeren Arme gegen die Muͤndung der
                              Kanone gerichtet; und in dieser Stellung wird er auch durch eine Feder erhalten.
                           Wird der Hebel aber herumgedreht, so daß er senkrecht auf der Seite des
                              Zuͤndfeldes steht, so geht der kuͤrzere Arm bei dessen Umdrehung
                              uͤber die Linie der Furche, und wird dann von der Schulter angehalten. Jener
                              Theil des Hebels, der auf diese Weise gegen die Schulter trifft, ist so geformt, daß er mit
                              einer senkrechten Kante gegen dieselbe stoͤßt. An dem einen Ende des
                              laͤngeren Armes, und zwar beilaͤufig 3/4 Zoll von dem eigentlichen
                              Ende desselben entfernt, ist ein Draht, eine Schnur oder ein anderer Zuͤgel
                              befestigt.
                           Das Schloß ist mit Ausnahme des Zuͤgels in ein niedliches messingenes
                              Gehaͤuse von beilaͤufig 4 Zoll Laͤnge auf 1 Zoll Breite und 1
                              Zoll Tiefe eingeschlossen, in welchem Gehaͤuse sich jedoch eine an die Furche
                              des Zuͤndfeldes graͤnzende und zur Aufnahme des Endes der
                              Zuͤndroͤhre dienende Oeffnung, und an der Seite eine andere Oeffnung
                              befindet, die dem Hebel Spielraum gestattet.
                           Wenn die Zuͤndroͤhre in die fuͤr sie bestimmte Furche gebracht
                              worden, so wird der Zuͤgel, den ein Kanonier in der Hand haͤlt, mit
                              Kraft gegen das dikere Ende der Kanone gezogen; dadurch fliegt der Hebel herum, und
                              in Folge davon druͤkt der kuͤrzere Arm das Zuͤndrohr gegen die
                              Schulter des Schlosses, so daß dasselbe losgeht und die Kanone abfeuert.
                           Die Vortheile, die dieses Schloß gewaͤhrt, sollen folgende seyn:
                           Erstens ist es einfach, und folglich wohlfeil, und nicht leicht in Unordnung zu
                              bringen;
                           Zweitens nimmt es einen kleinen Raum ein, und ist gegen Beschaͤdigungen von
                              Außen geschuͤzt;
                           Drittens beeintraͤchtigt es das Visiren der Kanonen nicht im Geringsten; auch
                              koͤnnen die Kanonen eben so gut auf andere Weise abgefeuert werden. Die ganze
                              Vorrichtung kann auch verschiedene Modificationen erleiden.
                           
                        
                           3. Beschreibung seines tragbaren
                                 Kanonenschlosses. (Portable Cannon
                                 Lock.)
                           Das sogenannte tragbare Kanonenschloß besteht, wie der Patenttraͤger sagt, aus
                              einem Druͤker, der in der Naͤhe des Griffes des Schaftes angebracht
                              ist, und welcher mittelst eines Verbindungsdrahtes oder auf eine andere Weise auf
                              ein nach dem Percussionssysteme eingerichtetes Flinten- oder Pistolenschloß
                              wirkt. Der Hammer oder Hahn dieses Schlosses schlaͤgt naͤmlich, wenn
                              er abgelassen wird, auf ein Percussions-Zuͤndkraut, welches an dem
                              Ende eines sogenannten Conductors oder einer Metallroͤhre angebracht wird,
                              die an dem einen Ende zur Aufnahme des Percussions-Zuͤndkrautes
                              eingerichtet ist, waͤhrend ihr anderes Ende in oder an das Zuͤndloch
                              paßt.
                           
                           Der Kanonier bringt, nachdem er den Hahn gespannt, ein
                              Percussions-Zuͤndkraut an das zu dessen Aufnahme zugerichtete Ende des
                              Conductors, waͤhrend er das andere Ende dieses Conductors auf das
                              Zuͤndloch legt, und zieht dann den Druͤker ab. Dadurch faͤllt
                              der Hahn oder der Hammer herab, das Zuͤndkraut wird entzuͤndet, und
                              das auf diese Weise erzeugte Feuer dringt durch den Conductor und das
                              Zuͤndloch in die Kammer der Kanone, und feuert die Ladung ab.
                           Unter den mannigfachen Modificationen, deren dieses Schloß faͤhig ist,
                              beschreibt der Patenttraͤger folgende, die ihm hauptsaͤchlich
                              fuͤr Schiffskanonen sehr passend scheint.
                           Der Schaft (stock) hat die Form eines
                              gewoͤhnlichen Pistolenschaftes von beilaͤufig 20 Zoll Laͤnge.
                              Der Druͤker ist auf dieselbe Weise, wie bei den gewoͤhnlichen Pistolen
                              angebracht, so daß der Zeigefinger der Hand, die den Schaft umfaßt, auf dem
                              Druͤker ruhen kann. Das Schloß wirkt ganz an dem vorderen Ende des Schaftes,
                              und ist in ein metallenes Gehaͤuse eingeschlossen. Das Pflaster (sear) steht durch einen Verbindungsdraht, der der
                              Laͤnge nach durch den Schaft laͤuft, mit dem Druͤker in
                              Verbindung. Der Conductor ist beilaͤufig 2 Zoll lang, bildet mit der Achse
                              des Schaftes einen rechten Winkel, und wird in das Ende des Schlosses eingesezt. Der
                              Hammer oder Hahn hat eine senkrechte Bewegung. Das Zuͤndrohr, dessen man sich
                              in diesem Falle bedient, ist nur eine Modification des oben beschriebenen gebogenen
                              Zuͤndrohres.
                           Dieses Schloß soll alle die Vortheile der Percussionsschloͤsser fuͤr
                              Kanonen haben, und keinen der Nachtheile, die die bisherigen
                              Kanonenschloͤsser mit sich brachten, darbieten.