| Titel: | Bericht des Hrn. Francoeur über verschiedene Uhrmacherarbeiten, welche Hr. Perron von Besançon der Société d'encouragement vorlegte. | 
| Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. VII., S. 24 | 
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                        VII.
                        Bericht des Hrn. Francoeur uͤber verschiedene
                           Uhrmacherarbeiten, welche Hr. Perron von Besançon der Société d'encouragement
                           vorlegte.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. August 1833, S. 249.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Francoeur's Bericht uͤber verschiedene
                           Uhrmacherarbeiten.
                        
                     
                        
                           Hr. Perron hat die Gesellschaft um die Beurtheilung
                              mehrerer Producte seiner Kunst und Gewandtheit gebeten. Diese Gegenstaͤnde
                              sind: 1) eine neue Hemmung fuͤr Pendeluhren; 2) eine neue Art von
                              Compensation, und 3) Plane der Thurmuhr zu Ornans. Die Commission hat die Ehre der
                              Gesellschaft folgende Bemerkungen uͤber diese Gegenstaͤnde
                              vorzutragen.
                           
                        
                           1. Von der Hemmung mit beweglichen
                                 Walzen.
                           Dieses Stuͤk zeichnet sich hauptsaͤchlich durch die Art und Weise aus,
                              auf welche das sogenannte Hemmungsrad arbeitet. Die Zaͤhne dieses Rades sind
                              naͤmlich an den Enden so abgeschnitten, daß sie schiefe Flaͤchen
                              bilden, und auf diese wirken die Arme des Ankers nach einander, damit die Triebkraft
                              dem Pendel wieder jenen Theil der Bewegung zuruͤkgebe, die er durch die
                              Widerstaͤnde verliert. Zur Verminderung der Reibung bringt Hr. Perron an jedem Arme des Ankers eine bewegliche Walze an,
                              welche die Reibungen in Reibungen von der zweiten Gattung verwandelt. Es ist dieß
                              die umgekehrte Graham'sche Hemmung, denn dieser
                              beruͤhmte Kuͤnstler hatte die schiefen Flaͤchen an den Enden
                              der Arme des Ankers angebracht. Uebrigens ist die Hemmung des Hrn. Perron sehr sorgfaͤltig ausgefuͤhrt. Zur
                              Vermeidung des Vorruͤkens sind an dem Anker Nußschrauben angebracht.
                           
                           Was nun die Prioritaͤt der Erfindung betrifft, so muͤssen wir bemerken,
                              daß die Uhrmacher schon seit mehreren Jahren einen Theil der schiefen
                              Flaͤchen des Ankers auf die Zaͤhne des Hemmungsrades zu
                              uͤbertragen suchten. Hr. Duclos that noch mehr;
                              denn er hat an seinen zierlichen Uhren aus Pappendekel, welche so großes Interesse
                              erregten, und welche wegen ihrer sinnreichen Einrichtung auch wirklich der
                              allgemeinen Aufmerksamkeit wuͤrdig waren, diese Flaͤchen ganz auf die
                              Zaͤhne des Rades uͤbergetragen. Der geringe Absaz, welchen diese Uhren
                              hatten, benimmt ihren Einrichtungen nichts von ihrem Verdienste, indem dieses auf
                              anderen Gruͤnden beruht.
                           Hr. Gille hat im lezten Julius ein Patent auf die ruhende
                              Hemmung seiner Pendeluhren mit Weker genommen, und an diesen Uhren auch
                              Raͤder mit schiefen Flaͤchen angebracht, die den Raͤdern der
                              Secunden-Pendeluhr des Hrn. Perron aͤhnlich
                              ist.
                           Die Hemmungen des Hrn. Duclos sind
                              zuruͤkspringende; allein der Ruͤksprung ist an denselben geringer, als
                              an der Hemmung des Hrn. Perron. Hr. Duclos sagt, daß er auch ruhende Hemmungen verfertigt habe, was bei seinem
                              Systeme leicht begreiflich ist. Die Hemmungen des Hrn. Gille sind ruhende; jene des Hrn. Perron
                              hingegen zuruͤkspringende, weil er die schiefen Flaͤchen auf
                              bewegliche Walzen des Ankers wirken laͤßt, und weil die schiefen
                              Flaͤchen nicht mit dem Anker concentrisch sind. Da diese Systeme in den bis
                              jezt uͤber diesen Gegenstand erschienenen Werken nicht beschrieben sind, so
                              schlagen wir vor dieselben im Bulletin bekannt zu
                              machen.
                           Hr. Perron scheint die Pendeluhren aus Pappendekel nicht
                              genau untersucht zu haben; denn er glaubt, daß dieselben mit der Graham'schen Hemmung gehen, waͤhrend es doch gewiß
                              ist, daß die Zaͤhne des Rades mittelst schiefer, an den Enden dieser
                              Zaͤhne befindlicher Flaͤchen auf einen Anker mit Fluͤgeln aus
                              Horn wirken. Er irrt auch, wenn er seine Erfindung als mit einer freien Hemmung
                              ausgestattet darstellt.
                           
                        
                           2. Von dem Compensator der
                                 Pendeluhr.
                           Hr. Perron bringt unter der Linse einen horizontalen,
                              bimetallischen oder aus zweierlei Metallen bestehenden Arm an, welchen er an der
                              Aufhaͤngestange befestigt, so daß die Linse bei den Veraͤnderungen der
                              Temperatur durch die Formveraͤnderung dieses Stabes hinauf- oder
                              herabsteigt, damit auf diese Weise der Mittelpunkt der Schwingung versezt, und die
                              Laͤnge der Aufhaͤngung unwandelbar gemacht wird.
                           Es ist offenbar, daß Hr. Perron die fruͤheren, der
                              seinigen aͤhnlichen Erfindungen nicht kannte; denn sein Pendel ist bis auf einige
                              Verschiedenheiten in der Form einem Pendel, welches sich schon lange Zeit
                              uͤber in der Sammlung der Gesellschaft befindet, vollkommen gleich. Der
                              Compensationsstab dieses lezteren ist naͤmlich gerade, waͤhrend jener
                              des Hrn. Perron gekruͤmmt ist. Hr. Duclos, der dieses Pendel einst der Gesellschaft
                              vorlegte, fuͤhlte wohl, daß dasselbe wegen der Schwierigkeit, mit der sich
                              der Apparat reguliren laͤßt, in der Anwendung Hindernisse finden
                              duͤrfte; uͤbrigens hat er viele Pendeluhren nach diesem Principe
                              verfertigt, und namentlich eine fuͤr das Observatorium zu Nantes, welche in
                              der Industrieausstellung vom Jahre 1821 zu sehen war. Dieses Verfahren wurde ferner
                              auch bei mehreren Thurmuhren aus der Fabrik des Hrn. Cahier von Tillay befolgt.
                           
                        
                           3. Von der Thurmuhr zu
                                 Ornans.
                           Die Thurmuhr zu Ornans, welche Hr. Perron in einer
                              deutlichen, aber etwas nachlaͤssigen Zeichnung vorlegte, ist zwar sehr gut
                              ausgefuͤhrt, enthaͤlt aber in ihrer Einrichtung nichts Neues. Das bei
                              ihr befolgte System ist ganz dasselbe, wie jenes an den sogenannten
                              Jura-Uhren. Eine Stundenschneke regulirt den Gang des Rechens, und ersezt das
                              gewoͤhnliche Zaͤhlrad, und dieser Rechen steigt auf einen Grad herab,
                              welcher die Zahl der Schlaͤge bestimmt, die der Hammer macht, wenn sich der
                              Rechen erhebt. Eben dieß gilt auch von dem Schlagwerke der Viertelstunden, welches
                              durch eine Schneke mit zwoͤlf Zaͤhnen, von denen jeder drei Grade hat,
                              regulirt wird. Derjenige dieser Grade, auf welchen der zweite Rechen trifft,
                              bestimmt den Hammer einen, zwei oder drei Schlaͤge zu machen. Die ganze
                              Einrichtung ist sehr sinnreich, sie bietet jedoch, wie gesagt, nichts Neues dar.
                           Die von Hrn. Perron vorgelegten Gegenstaͤnde geben
                              einen neuen Beweis von dem Scharfsinne und den Kenntnissen dieses Kuͤnstlers.
                              Das System der Hemmungsraͤder mit schiefen Flaͤchen wird sich sehr
                              nuͤzlich bewaͤhren, und duͤrfte, weil es viel leichter
                              auszufuͤhren ist, an den Taschenuhren mit Vortheil das Cylinderrad ersezen.
                              Die Raͤder mit schiefen, auf Stifte wirkende Flaͤchen scheinen sich
                              naͤmlich mehr fuͤr die Taschenuhren, als fuͤr die Pendeluhren
                              zu eignen, weil dadurch, vorausgesezt, daß sie wie an den englischen und
                              schweizerischen Taschenuhren an der Unruhe angebracht werden, eine freie Hemmung
                              entsteht. Schon dadurch, daß hier Ankerstifte wirken, wird die Wirkung viel
                              sicherer, waͤhrend die Hemmung an den Pendeluhren ungeachtet der beweglichen
                              Stifte keine freie, und nicht ein Mal eine ruhende seyn kann. Was uͤbrigens
                              die Prioritaͤt der Erfindung betrifft, so lassen wir diese Frage dahin
                              gestellt seyn, indem Hr. Perron versichert, schon im Jahre 1798 Uhren nach
                              diesem Systeme verfertigt zu haben.
                           Die Commission schlaͤgt daher vor die Hemmungen der HH. Perron, Gille und Duclos, so wie die
                              Compensatoren der HH. Perron und Duchemin durch Beschreibungen und Abbildungen allgemein bekannt zu
                              machen.
                           
                              I. Beschreibung der Hemmung mit
                                    schiefen Flaͤchen und beweglichen Walzen von Hrn. Perron, Uhrmacher
                                    zu Besançon.
                              Die Hemmung ist bekanntlich der wesentlichste und zarteste Theil an allen zum
                                 Messen der Zeit bestimmten Instrumenten. Die Triebkraft muß mittelst guter
                                 Verzahnungen und ohne Verlust an Kraft an dieselbe gelangen, so daß die Hemmung
                                 einzig nur dazu dient, dem Pendel das wieder zu ersezen, was es, wenn es auf
                                 einer Schneide ruht, durch die Reibung am Aufhaͤngungspunkte, und wenn es
                                 mittelst Federn aufgehaͤngt ist, durch den Widerstand der Luft und der
                                 Aufhaͤngfedern verliert. Dieser Zwek laͤßt sich also erreichen: 1)
                                 wenn man eine Hemmung verfertigt, deren Strich (trainée) auf den Hebeln lang ist, indem man das Pendel nur
                                 kurze Schwingungen beschreiben laͤßt, die bekanntlich mehr isochron oder
                                 gleichmaͤßig sind, als die großen; 2) wenn man kein Oehl an die
                                 Aufhaͤngepunkte bringt, indem das Oehl, wenn es diker wird, die Reibung
                                 vermehrt. Diese Bedingungen werden nun durch die Hemmung mit beweglichen Walzen
                                 erfuͤllt. Hr. Perron versichert diese
                                 beweglichen Walzen an einer astronomischen Pendeluhr angebracht zu haben, an
                                 welcher er die Walzen in Rubinen laufen ließ.
                              Diese Hemmung, welche man in Fig. 1 und 2
                                 abgebildet sieht, besteht aus einem Hemmungsrade C,
                                 deren fuͤnf mit 1, 2, 3, 4 und 5 bezeichnete Zaͤhne eine dreiekige
                                 Form und eine schief abgeschnittene Flaͤche haben. Jeder dieser
                                 Zaͤhne wirkt wechselsweise auf die Walzen, welche mittelst zweier
                                 Bruͤken oder Galgen an den Armen BD
                                 angebracht sind. Der Mittelpunkt der Bewegung dieser Arme oder dieser
                                 Hemmungsstuͤke befindet sich in A. In der
                                 Stellung, in welcher die Hemmung abgebildet ist, hat der Zahn oder das Dreiek 1
                                 eben auf die Walze des Armes B gewirkt, und
                                 denselben von dem Mittelpunkte des Rades entfernt, waͤhrend sich der Arm
                                 D demselben indessen naͤherte. In
                                 demselben Augenblike, in welchem der Zahn 1 die Walze an der Seite B verlaͤßt, ruht der Zahn 2 auf der Walze des
                                 Armes D, der sich in Folge des Impulses, der ihm
                                 durch die Einwirkung des Dreiekes 1 auf die Walze des Armes B mitgetheilt worden, dem Mittelpunkte des Rades zu
                                 naͤhern fortfaͤhrt. Ist die Kraft dieses Impulses erschoͤpft, so
                                 gelangt der Arm D in Folge seiner eigenen Schwere
                                 wieder an seine fruͤhere Stellung zuruͤk; das Dreiek 2 wirkt dann
                                 mit seiner schiefen Flaͤche auf die Mitte des Armes D, und gibt demselben auf diese Weise einen neuen
                                 Impuls oder Stoß, worauf dann das Dreiek 3 auf die Walze des Armes B zu ruhen kommt und seinen Impuls erhaͤlt.
                                 Hierauf stemmt sich das Dreiek 4 auf die Walze des Armes D, und diese Wirkung dauert auf diese Weise so lange fort, bis die
                                 Triebkraft erschoͤpft ist.
                              Der Erfinder sagt, daß sich diese Hemmung sehr leicht verfertigen laͤßt,
                                 daß die Reibung bei ihr gering ist, daß sie eine sehr geringe Triebkraft
                                 erfordert, und daß die Walzen nicht eingeoͤhlt zu werden brauchen. Er
                                 bemerkt, daß das Rad an der Graham'schen Ankerhemmung
                                 30 Zaͤhne hat, und auf die Hebel des Ankers und hierauf auf die convexen
                                 und concaven, sehr weit von dem Mittelpunkte der Bewegung des Ankers entfernten
                                 Ruhepunkte wirkt. Dieß veranlaßt eine weit groͤßere Reibung, so daß das,
                                 was durch die Aushebungen (levées) an Kraft
                                 gewonnen wird, auf den Ruhen wieder verloren geht. An der neuen Hemmung ist dieß
                                 gerade umgekehrt; das Rad wirkt indem es sehr klein ist, mittelst kurzer Hebel
                                 auf große, sehr weit von dem Mittelpunkte der Bewegung entfernte Armhebel der
                                 Hemmung; die Ruhen, welche an dem Rade Statt finden, geschehen auf einem sehr
                                 kurzen Hebel, und dieser Hebel verkuͤrzt sich sogar noch durch die großen
                                 Supplementbogen, indem er sich dem Mittelpunkte der Bewegung beilaͤufig
                                 bis auf eine Linie naͤhert. Hieraus erhellt, daß von Seite des Rades eine
                                 große Kraft auf die an den Armen der Hemmung angebrachten Walzen
                                 ausgeuͤbt wird, und daß die Ruhen die Kraft des Impulses aufheben, weil
                                 der wirkende Hebel sich in dem Maße, als die Supplementbogen groͤßer und
                                 groͤßer werden, immer mehr und mehr verkuͤrzt. Es erhellt ferner,
                                 daß diese Hemmung eine sehr freie ist, weil das Rad auf Walzen statt auf Stifte
                                 wirkt; die Walzen haben naͤmlich keine Reibung, und es entsteht folglich
                                 keine Abnuͤzung und mehr Bestaͤndigkeit in dem Isochronismus der
                                 Schwingungen.
                              Statt an dem Hemmungsrade, an dessen Welle sich der Secundenzeiger befinden
                                 sollte, 30 Zaͤhne anzubringen, hat es der Erfinder fuͤr besser
                                 erachtet, dem vorlezten Rade 60 in ein Getriebe mit 10 Fluͤgeln
                                 eingreifende Zaͤhne, und dem Hemmungsrade nur 5 Zaͤhne zu geben.
                                 Die Zaͤhne des Secundenrades stehen immer in denselben
                                 Verhaͤltnissen mir den Fluͤgeln des Getriebes des Hemmungsrades
                                 und mit den Zaͤhnen dieses Rades; der Secundenzeiger muß daher auf einem
                                 gut eingetheilten Zifferblatte die Secunden immer mit großer Genauigkeit
                                 angeben.
                              
                           
                              
                              II. Beschreibung der Hemmung des
                                    Hrn. Duclos.
                              Diese Hemmung wurde von Hrn. Duclos an den Uhren
                                 angewendet, die derselbe aus Pappendekel, verfertigte, und die seiner Zeit so
                                 großes Aufsehen machten. Die Raͤder bestanden aus Pappendekel, und die
                                 Fluͤgel des Ankers aus Horn. In Fig. 3 sieht man die
                                 Stellung dieser Hemmung im Augenblike der Aushebung; Fig. 4 zeigt dieselbe
                                 hingegen im Augenblike des Falles.
                              a ist das Aushebungsrad.
                              b sind die Zaͤhne desselben;
                              c sind die Ruhebogen;
                              d ist die Achse des Ankers;
                              e der Anker aus Horn.
                              Die Aushebung geschieht durch die schiefe Flaͤche des Zahnes b; der Fall oder die Ruhe, wenn dieser Zahn den
                                 Anker verlaͤßt, wie man dieß aus Fig. 4 sieht. Die
                                 Ruhebogen sind mit einer und derselben Zirkeloͤffnung gezogen, deren
                                 Mittelpunkt sich in d befindet.
                              
                           
                              III. Beschreibung der Hemmung mit
                                    schiefen Flaͤchen des Hrn. Gille.
                              Diese aus Fig.
                                    5 ersichtliche, ruhende Hemmung ist nach dem Graham'schen Principe gebaut.
                              Das Rad c hat Zaͤhne aa, deren Ende schief abgeschnitten ist, und
                                 auf welche abwechselnd die Fluͤgel bb
                                 des Ankers treffen. Da diese Fluͤgel gleich lang sind, so wird die Unruhe
                                 mit einer regelmaͤßigen Reibung eben so weit auf die eine, als auf die
                                 andere Seite getrieben, wobei die Ruhe auf demselben Kreise Statt findet.
                              
                           
                              IV. Beschreibung des
                                    Compensations-Pendels des Hrn. Perron.
                              Man sieht dieses Pendel in Fig. 6. AB ist die Pendelstange; CD ein aus Stahl und Messing bestehender Stab,
                                 welcher mittelst einer Schraube mit ausgekerbtem Kopfe E an der Pendelstange befestigt ist. Die Pendelstange geht frei durch
                                 die Linse, und diese Linse ist mittelst zweier Laͤufer F, G, mit denen die beiden Stangen H, J durch Charniergelenke verbunden sind, an den
                                 Enden des bimetallischen Stabes CD
                                 aufgehaͤngt. Die beiden Stangen HJ
                                 tragen die Linse naͤmlich mittelst einer durch deren Mittelpunkt gehenden
                                 Schraube, und die ganze Einrichtung ist so getroffen, daß sich die beiden
                                 Stangen sowohl an den Laͤufern, als an dem Mittelpunkte der Linse in
                                 Folge des Temperaturwechsels frei bewegen koͤnnen.
                              
                              Der Stab CD muß aus gut gehaͤmmertem
                                 Messinge verfertigt und drei Mal so dik als der staͤhlerne Stab seyn,
                                 welcher leztere, nachdem er gehaͤrtet worden und nachdem man ihn blau
                                 anlaufen ließ, mittelst zahlreicher, nahe an einander befindlicher Stifte an den
                                 Messingstab genietet wird, so daß beide Staͤbe gleichsam nur einen und
                                 denselben Koͤrper ausmachen.
                              Hr. Perron hat dem Messingstabe deßhalb eine so
                                 bedeutende Dike gegeben, weil er den staͤhlernen Stab
                                 uͤberwaͤltigen und ihn je nach dem Temperaturgrade nach
                                 verschiedenen Richtungen biegen muß. Diese zusammengesezte Stange kann nun
                                 gerade oder gebogen seyn, wie man aus der Abbildung ersieht. Wenn derselbe bei
                                 einer mittleren Temperatur von 10° gerade ist, so wird er eine convexe
                                 Form annehmen, wenn man ihn in einer Trokenstube einer Hize von 27°
                                 aussezt, weil sich das Messing staͤrker ausdehnt als der Stahl, und weil
                                 sich der zusammengesezte Stahl also kruͤmmen muß. Sinkt die Temperatur
                                 hingegen von diesen 27° wieder auf 0°, so werden sich die beiden
                                 Staͤbe verkuͤrzen; da sich der Messingstab jedoch hierbei mehr
                                 zusammenzieht, als der staͤhlerne, so wird der zusammengesezte Stab
                                 concav werden. Wuͤrden die beiden Metalle von einander getrennt seyn, so
                                 wuͤrde deren ungleiche Ausdehnung nur in gerader Linie Statt finden, und
                                 haͤtten die beiden Staͤbe gleiche Dike, so wuͤrde der
                                 staͤhlerne den messingenen hindern sich zu kruͤmmen.
                              Wenn nun die Pendeluhr mit ihrem bimetallischen Stabe versehen und die Uhr nach
                                 einer Temperatur von 0°, der man sie aussezt, regulirt ist, so wird sich
                                 die Pendelstange, wenn die Temperatur um 27° R. steigt, um 78/360 Linien
                                 verlaͤngern, und die Uhr also in 24 Stunden um 20 bis 25 Secunden zu
                                 spaͤt gehen. Der bimetallische Stab muß laͤnger seyn, als es
                                 noͤthig ist; und wenn die an den beiden Enden angebrachten Laͤufer
                                 F, G die Linse um 90 oder 100/362 Linien heben,
                                 so ist der Stab zu lang. In diesem Falle naͤhert man dann die
                                 Laͤufer dem Mittelpunkte des Stabes, und haͤlt sie an den Punkten
                                 2,2 an; dann wiederholt man den Versuch noch ein Mal, und ist die
                                 Verlaͤngerung noch zu groß, so bringt man die beiden Laͤufer an
                                 die Punkte 3,3. Wenn man nun bei diesem wiederholten Versuche 78/360 Linien
                                 erhaͤlt, so wird der bimetallische Stab gerade das zur Compensation
                                 erforderliche Maß haben, weil er die Linse dann gerade um so viel emporhebt, als
                                 sie in Folge der Verlaͤngerung der Pendelstange herabsank. Auf diese
                                 Weise wird der Mittelpunkt der Pendelschwingung immer gleich weit von dem
                                 Aufhaͤngepunkte entfernt bleiben.
                              In Fig. 7
                                 sieht man ein Stuͤk des bimetallischen Stabes in der Haͤlfte der
                                 natuͤrlichen Groͤße, und so wie er sich fuͤr eine Linse von
                                 beilaͤufig
                                 20 Pfunden eignet, abgebildet. Die beiden punktirten Linien bezeichnen den
                                 Durchgang der Stifte, mittelst welcher die beiden Staͤbe mit einander
                                 verbunden sind; der obere duͤnnere Stab besteht aus Stahl.
                              
                           
                              V. Beschreibung des
                                    Compensationspendels des Herrn Duchemin.
                              Fig. 8 ist
                                 ein Laͤngendurchschnitt des Compensators des Hrn. Duchemin.
                              Fig. 9
                                 zeigt denselben in der Haͤlfte der natuͤrlichen Groͤße und
                                 ohne Stellschrauben.
                              Fig. 10
                                 ist ein Querdurchschnitt.
                              Gleiche Buchstaben beziehen sich an saͤmmtlichen Figuren auch auf gleiche
                                 Gegenstaͤnde.
                              A ist die Linse.
                              B, die obere an dem Compensator befestigte
                                 Stange.
                              C, die untere Stange, welche die Linse
                                 traͤgt.
                              D, D, E, E sind die Compensationsstaͤbe,
                                 welche zu 2/3 aus Messing und zu 1/3 aus Stahl bestehen. Die in Fig. 9 durch Punkte
                                 angedeuteten Linien bezeichnen die Kruͤmmungen, welche diese
                                 Staͤbe bei der Ausdehnung erleiden.
                              n ist eine große horizontale Schraube, welche nach
                                 Rechts und nach Links mit Schraubengaͤngen versehen ist, und welche die
                                 beiden als Schraubenmuttern dienenden Stuͤke g,
                                    g traͤgt, von denen die eine nach Rechts, die andere nach Links
                                 mit Schraubengaͤngen ausgestattet ist.
                              FF sind ausgekerbte Knoͤpfe, die sich
                                 an den Enden der Stellschraube nn
                                 befinden.
                              G ist eine Schraubenmutter, die zum Reguliren der
                                 Laͤnge des Pendels dient.
                              Die beiden horizontalen, bimetallischen Staͤbe D,
                                    D, E, E sind an ihren Enden mittelst zweier Platten ii mit einander verbunden. Diese Platten sind
                                 mit Huͤlfe von vier Schrauben befestigt, und werden dadurch auch so weit
                                 von einander entfernt gehalten, daß die beiden Stuͤke gg und die Stellschrauben nn auf dem unteren Stabe EE ruhen koͤnnen, ohne daß sie dabei
                                 den oberen Stab D beruͤhren. Die Stange B ist in den Stab DD des Compensators geschraubt; die Stange C, welche die Linse traͤgt, geht bei s frei durch den unteren Stab EE,
                                 und ist bei l an der Mitte der Stellschraube nn eingehaͤngt.
                              Der Compensator ist so eingerichtet, daß das Messing an den bimetallischen
                                 Staͤben nach Innen gekehrt ist, so daß der Compensator auf diese Weise durch die
                                 Ausdehnung solche Formveraͤnderungen erleidet, wie sie in Fig. 9 durch punktirte
                                 Linien angedeutet sind. Man sieht, daß derselbe durch die Ausdehnung seinen
                                 Parallelismus verloren hat, und daß die Linse durch die doppelte und
                                 gleichzeitige Wirkung der beiden bimetallischen, ausgedehnten Staͤbe des
                                 Compensators an dem Stabe EE
                                 aufgehaͤngt ist.
                              Wenn man nun die Stellschraube nn mittelst
                                 eines der Knoͤpfe F in Bewegung sezt, so
                                 entfernen oder naͤhern sich die Schraubenmuttern gg den Enden des Compensators, je nachdem man
                                 die Schraube nach Links oder nach Rechts dreht. Dieß geschieht, wenn man den
                                 wahren Compensationspunkt finden will, eine Operation, welche geschehen kann,
                                 ohne daß die Pendeluhr in Unordnung geraͤth, weil die als
                                 Schraubenmuttern dienenden Stuͤke gg
                                 bei mittlerer Temperatur auf einer beinahe ebenen und horizontalen
                                 Flaͤche gleiten. Man bemerkt ferner auch, daß das Gewicht der Linse,
                                 welche mittelst der Stange C an der Schraube nn eingehaͤngt ist, diese Schraube auf
                                 die Stuͤke gg druͤkt, und also
                                 bewirkt, daß sich diese gegen die obere Flaͤche des bimetallischen Stabes
                                 EE stemmen; daß dieser Stab durch die
                                 beiden duͤnnen Stahlplatten ii mit dem
                                 oberen Stabe DD verbunden ist, und endlich,
                                 daß der obere Stab an der Pendelstange B befestigt
                                 ist. Die Enden der Stellschraube nn gehen frei
                                 durch die Platten ii; nur wird eines der Enden
                                 durch einen Einschnitt zuruͤkgehalten, durch welchen dieses Ende an einer
                                 und derselben Stelle festgehalten wird, wenn man die Schraube dreht. Der
                                 Erfinder hat alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, damit der Compensator bei den
                                 Bewegungen, welche durch die Veraͤnderungen der Temperatur bewirkt
                                 werden, kein Hinderniß erleide.
                              Der Punkt, an welchem die durch die Veraͤnderungen der Temperatur bewirkte
                                 auf- und absteigende Bewegung am Compensator am ausgesprochensten ist,
                                 befindet sich gegen die Mitte des bimetallischen Stabes EE in der Naͤhe der Stange C bei s. Wenn man die
                                 Stuͤke gg daher diesem Punkte
                                 naͤhert, so wuͤrde die Linse das Maximum ihrer auf- und
                                 absteigenden Bewegung besizen, wenn die Laͤnge der Stangen BC keinen Veraͤnderungen unterworfen
                                 waͤre. Weil aber bei derselben Temperatur, in welcher sich der
                                 Compensator befindet, eine Veraͤnderung in der Laͤnge der Stangen,
                                 d.h. in der Laͤnge des Pendels Statt findet, so muß dieser Unterschied
                                 durch irgend einen Punkt der Bewegung des Compensators an dem bimetallischen
                                 Stabe EE corrigirt oder compensirt werden.
                                 Diesen Punkt muß man nun mit den Stuͤken gg suchen, indem man sie mittelst der Stellschraube nn bewegt, und zwar gegen den Mittelpunkt des
                                 Compensators, wenn die Uhr in Folge der vermehrten Waͤrme
                                 zuruͤkbleibt, gegen die Enden hingegen, wenn sie vorgeht. Diese Operationen werden
                                 vorgenommen, nachdem das Pendel bei verschiedenen Temperaturen probirt
                                 worden.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
