Titel: | Von der Mastung des zur Bereitung von Pökelfleisch bestimmten Hornviehes in Irland. Von Hrn. William B. |
Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. XXX., S. 132 |
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XXX.
Von der Mastung des zur Bereitung von
Poͤkelfleisch bestimmten Hornviehes in Irland. Von Hrn. William B.
Aus dem Englischen im Journal des connaissances usuelles.
November 1833, S. 230.
Von der Mastung des Hornviehes in Irland.
Da die Viehzucht eine der vorzuͤglichsten Erwerbsquellen des
irlaͤndischen Grundbesizers oder Grundholden ist, so verwendet man daselbst auf die
Wiesencultur beinahe groͤßere Sorgfalt, als anderwaͤrts auf die
Bebauung des Akerlandes. Das beste und gesuͤndeste Gras waͤchst
bekanntlich auf den hoͤher gelegenen Gruͤnden; das laͤngere und
staͤrkere hingegen in den Niederungen. Hat man nun die Wahl, so bestimmt man
jene Wiesen, die weder zu hoch, noch zu tief liegen, und die ein vorzuͤglich
gutes Futter liefern, zur Mastung der Ochsen. Man breitet alle zwei Jahre im Herbste
auf diesen Wiesen Duͤnger aus, damit das Gras im Fruͤhjahre um so
uͤppiger wachse. In derselben Absicht wendet man je nach der Natur des Bodens
auch ausgelaugte Asche, Kalk, Varec u. dergl. mehr an. Eben so saͤet man
verschiedene Futterpflanzen, wie z.B. rothen und weißen Wiesenklee und verschiedene
Graͤser auf die Wiesen, doch hat die Erfahrung gelehrt, daß eine Nahrung,
welche bloß aus Gras besteht, besseres Fleisch und bessere Butter gibt, als der
Klee.
Ein Ochse braucht je nach der Guͤte und Reichhaltigkeit der Weide, auf welche
man ihn bringt, eine groͤßere oder kleinere Streke Landes zur Mastung. Ist
die Weide von erster Guͤte, so reicht ein Acre hin; ist der Boden hingegen
mager, so braucht man wenigstens 4 Acres, wobei zu bemerken ist, daß der
irlaͤndische Acre 20 Ruthen lang und 8 Ruthen breit ist, und daß die
irlaͤndische Ruche beilaͤufig 7 Yards oder 7 Meter mißt. Man erntet
das Heu selbst auf den besten Wiesen nur ein Mal des Jahres im Monate Julius vor der
Reife der Samen. Einige Tage nach der Heuernte verwendet man die Wiesen sogleich als
Weide; sie werden auf diese Weise geduͤngt, und damit diese Duͤngung
gleichmaͤßiger geschehe, wird der Koch der Thiere woͤchentlich ein Mal
mit einer Schaufel ausgebreitet.
Kein Ochse wird vor dem vierten Jahre in Mastung gebracht, und diese Zeit ist sogar
durch ein Gesez vorgeschrieben. Fruͤher lautete das Gesez, daß kein Ochse zum
Behufe der Ausfuhr getoͤdtet werden durfte, ausgenommen er war uͤber 5
Jahre alt; gegenwaͤrtig ist es aber hinreichend, wenn der Ochse 4 Jahre
zuruͤkgelegt hat.
Der irlaͤndische Bauer kann unter den mißlichen Verhaͤltnissen, unter
denen er lebt, sein Vieh nur selten maͤsten. Die groͤßeren
Grundeigenthuͤmer kaufen daher im Monate April die jungen, mageren Ochsen,
und bringen sie am 1. Mai auf die Weide, auf der sie ihnen eine ihrer Zahl
angemessene Streke Landes anweisen. Die Zeit der Mastung dauert bis zum September
und October, wo die Schlagezeit beginnt, und waͤhrend dieser Zeit erhalten
die Ochsen sowohl im suͤdlichen als im noͤrdlichen Irland nichts als
Gras und Wasser. Ist der October sehr naß und kalt, und waͤchst daher nur
wenig Gras, so gibt man den Thieren auf freiem Felde Heu von erster Guͤte;
dieß geschieht selbst zwei Mal des Tages, und nie kommen die Thiere bis zum Augenblike,
in welchem sie geschlagen werden, in den Stall.
Das beste Heu wird in Irland immer an die Mastochsen verfuͤttert, weil in der
Viehmastung das Haupteinkommen dieses Landes liegt; die Pferde erhalten daselbst nur
Heu von mittlerer Guͤte. Jene Ochsen, die nicht zur Ausfuhr bestimmt sind,
werden erst nach dem fuͤnften oder im sechsten Lebensjahre in Mastung
gebracht. Das Vieh wird so lange als moͤglich und bis zum Eintritte der
Froͤste und des schlechten Wetters in freier Luft gehalten, und die
Staͤlle sind selbst bei den reichsten Guͤterbesizern nur so gebaut,
daß sie mehr als Schuzort, denn als eigentliche Wohnung dienen; sie sind daher von
allen Seiten offen und haben keine Thuͤren. Man betrachtet die frische Luft
nicht nur als sehr gesund, sondern als zur Staͤrkung des Haares, welches in
den Staͤllen großen Theils verloren geht, sehr zutraͤglich. Die
Erhaltung der Haare ist von großer Wichtigkeit, theils wegen des Werthes, den sie an
und fuͤr sich haben, theils weil die Haͤute immer nach dem Gewichte
verkauft werden.
Um die Thiere auch im Winter im Freien zu erhalten, befolgt man in Irland
verschiedene Methoden. Einige legen ihnen das Heu unter Baͤume, wo die Thiere
am meisten geschuͤzt sind; andere geben das Heu hingegen in Krippen, die so
gebaut sind, daß sie das Heu und die Thiere zugleich deken und schuͤzen.
Leztere Methode verdient den Vorzug, weil die großen Regentropfen, die von den
Baͤumen herabfallen, den Haͤuten der Thiere schaden; auch kann der
Mist der Thiere leichter gesammelt und dann auf der Weide ausgebreitet werden.
Man ist allgemein der Ueberzeugung, daß das Fleisch nie zu fett seyn kann, und daß es
seinen guten Geschmak im Salze um so vollkommner erhaͤlt, je fetter es ist.
Um nun diesen Zwek zu erreichen, gibt es kein besseres Mittel, als den Thieren eine
hinreichende Menge Gras und gutes Heu, Wasser und Luft zu goͤnnen.