Titel: | Ueber die Bereitung einiger Käsearten. Von Hrn. Sr. |
Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. XXXI., S. 134 |
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XXXI.
Ueber die Bereitung einiger Kaͤsearten.
Von Hrn. Sr.
Aus dem Journal des connaissances usuelles. December
1833, S. 290.
Ueber die Bereitung einiger Kaͤsearten.
So viel bereits uͤber die Kaͤsebereitung im Allgemeinen und
uͤber die Fabrikation mehrerer einzelnen Sorten von Kaͤsen geschrieben
worden, so ist die Bereitung einiger der vorzuͤglicheren Kaͤse doch
noch so wenig bekannt, daß ich durch eine kurze Mittheilung derselben manchem Oekonomen keinen
unangenehmen Dienst zu erweisen glaube. Dieß ist die Veranlassung des hier
nachfolgenden Aufsazes.
Von der Bereitung der Kaͤse nach der Brier Form
(fromages façon de la Brie)
Man seiht die frisch gemolkene Milch noch warm durch ein Tuch und vermengt sie dann
mit dem Rahme der Milch des vorigen Abends, den man Morgens abnimmt. Die Milch
enthaͤlt auf diese Weise den Rahm zweier Melkzeiten. Zugleich sorgt man
fuͤr einen Vorrath von heißem Wasser, wovon man so viel in die Milch gießt,
daß dieselbe etwas warm wird. Diese Milch wird dann mit einer großen Schaufel so
lange umgeruͤhrt, bis sie kaum mehr lauwarm ist; in diesem Zustande ist sie
zur Aufnahme des Labs geeignet.
Wenn der Lab gut bereitet ist, so reicht ein Eßloͤffel auf 14 bis 15 Liter
Milch hin. Der Lab darf nie frei in die Milch gebracht werden, sondern man muß
denselben immer in ein feines Tuch bringen, und ihn auf diese Weise mit der Milch
vermengen. Diese Vorsichtsmaßregel ist von groͤßter Wichtigkeit; denn wenn
nur die geringste Menge Lab in die Milch fiele, ohne vollkommen aufgeloͤst zu
seyn, so wuͤrde jener Theil des Kaͤses, mit dem sich dieser Lab
verbinden wuͤrde, zuverlaͤssig zu Grunde gehen und flekig werden.
Wenn nun der Lab gut mit der Milch angeruͤhrt worden, so dekt man das
Gefaͤß, worin derselbe enthalten ist zu, um es dann eine gute halbe Stunde
lang ruhig stehen zu lassen. Nach Ablauf dieser Zeit dekt man das Gefaͤß ab,
und findet man die Milch hierauf noch nicht geronnen, so muß man ungesaͤumt
noch etwas mehr Lab zusezen, weil manche Milch etwas mehr Lab braucht, als eine
andere. Das Gefaͤß wird hierauf wieder zugedekt; nur sieht man von Zeit zu
Zeit nach, ob die Milch hinreichend geronnen ist.
So wie das Gerinnsel gebildet ist, ruͤhrt man dasselbe nach allen Richtungen
in den Molken um, und zwar zuerst mit einer großen Schaufel und dann mit den
Haͤnden. Zulezt druͤkt man es auf den Boden des Gefaͤßes, in
welchem Zustande es dann mit beiden Haͤnden herausgenommen, und sogleich in
den Kaͤsemodel eingepreßt wird. Der Model wird mit einem eigens zu diesem
Behufe verfertigten Brette bedekt, und mit einem kleinen Gewichte beschwert. In
diesem Zustande laͤßt man die ganze Masse so lange, bis die Molken
gaͤnzlich ausgepreßt worden.
Wenn der Kaͤse keine Molken mehr zu enthalten scheint, so befeuchtet man ein
Tuch, breitet es auf dem Brette des Models aus, und stuͤrzt den Kaͤse
darauf; dann breitet man ein anderes Tuch in den Model, worauf man den Kaͤse
wieder in den Model bringt, ihn besonders an den Raͤndern eindruͤkt, und ihn dann mit
dem Tuche und dem Dekelbrettchen bedekt. In diesem Zustande bringt man den
Kaͤse dann in die Presse, um ihn allmaͤhlich zusammenzupressen und ihn
von allen seinen Molken zu befreien. Nach einer halben Stunde nimmt man ihn aus der
Presse, um das Tuch zu wechseln, und ihn dann neuerdings in die Presse zu bringen.
Dieses Wechseln des Tuches und der Presse wird alle zwei Stunden wiederholt, nur
nimmt man nun ein feineres und sehr troknes Tuch. Dieses Verfahren wird bis zum
naͤchsten Tage Abends fortgesezt; beim lezten Umkehren des Kaͤses
bringt man ihn ohne Tuch in den Model, und in diesem Zustande laͤßt man ihn
noch eine gute halbe Stunde lang, um ihn noch mehr zu reinigen.
Beim Austritte aus der Presse bringt man den Kaͤse in einen Kuͤbel, in
welchem man ihn mit Salz abreibt; dann laͤßt man ihn die ganze Nacht
uͤber mit Salz uͤberstreut ruhen, um ihn den Tag darauf neuerdings mit
Salz abzureiben, und dann drei Tage lang in der Salzlake liegen zu lassen. Nach
Ablauf dieser Zeit legt man den Kaͤse zum Troknen auf ein Brett, wobei man
ihn taͤglich ein Mal mit einem troknen Tuche abwischt, und auch von Zeit zu
Zeit und so lange umkehrt, bis er vollkommen troken ist. Sehr gut ist es, wenn
dieses Troknen in den ersten Tagen etwas schnell, und hierauf allmaͤhlich
geschieht; man erreicht diesen Zwek, je nachdem man dem Trokenorte eine
hoͤhere oder niedrigere Temperatur mittheilt.
Wenn nun dieser Kaͤse hinlaͤnglich ausgebildet zu seyn scheint, so gibt
man ihn in ein Faß ohne Boden auf ein Lager aus Haferspreue, welches wenigstens 4
Zoll dik seyn muß. Auf den Kaͤse bringt man dann wieder eine Schichte solcher
Haferspreue, auf diese wieder einen Kaͤse, u.s.f. bis das Faß voll ist, wobei
nur zu bemerken, daß die lezte Schichte wenigstens 4 Zoll hoch aus Haferspreue
bestehen muß. An einigen Orten breitet man, damit keine Spreue in die
Kaͤserinden eindringt, feine Stroh- oder Binsengeflechte uͤber
und unter die Kaͤse; von diesen Geflechten erhalten die Kaͤse auch von
Außen die Eindruͤke, die sie gewoͤhnlich haben. Die mit Kaͤsen
gefuͤllten Faͤsser bringt man an einen etwas kuͤhlen, aber
nicht feuchten Ort; in diesen Faͤssern schwizen die Kaͤse, sie werden
zart, und da sie viel Rahm enthalten, so werden sie bald außerordentlich fein und
des Rufes wuͤrdig, den sie allgemein genießen.
Die Kaͤse, welche ziemlich fest bleiben, werden in der gewoͤhnlichen
Form verkauft; es geschieht jedoch wegen der großen Menge Rahmes, die sie enthalten,
sehr oft, daß sie bei der ersten Hize, die auf sie einwirkt, weich zu werden
anfangen. Dieß laͤßt sich am sichersten verhuͤten, wenn man sie
bestaͤndig an einem kuͤhlen und troknen Orte aufbewahrt. Jene Kaͤse, welche beim
Herausnehmen aus dem Fasse am meisten Neigung zum Weichwerden oder zum Zerfließen
zeigen, werden in Teigform in Toͤpfe gebracht und in diesem Zustande dann an
die entfernteren Orte versandt, wohin sie wegen ihrer Zartheit nicht in ihrer
gewoͤhnlichen Form verpakt werden koͤnnen. Will man diese Kaͤse
sehr fett haben, so nimmt man deren Krusten ab, und gibt nur den weißesten,
fettesten und duͤnnsten Theil der Kaͤse in die Toͤpfe.
Von der Bereitung der Rekaner Kaͤse (fromages du Rekan).
Man nimmt eine gewisse Quantitaͤt Milch, laͤßt sie zwei Tage lang in
hoͤlzernen Gefaͤßen stehen, nimmt genau allen Rahm ab und bewahrt
denselben einzeln fuͤr sich auf. Die abgerahmte Milch bringt man hierauf in
einem Kessel uͤber ein Feuer, welches man so leitet, daß die
Fluͤssigkeit im Kessel nicht zum Sieden kommt. Dabei ruͤhrt man die
Milch ohne Unterlaß so lange um, bis sich aller Kaͤsestoff von den Molken
abgeschieden hat, worauf man dann das Ganze durch ein Tuch seiht und den
Kaͤse so ausdruͤkt, daß so wenig Molken als moͤglich darin
zuruͤkbleiben. Wenn die Kaͤsemasse dann bis zum naͤchsten Tage
abgetropft hat, so vermengt man sie sehr innig mit Gewuͤrznelken- und
Zimmerpulver, wovon man von jedem auf 6 Pfund Kaͤse ein halbes Quentchen
nimmt, und mit 12 Quentchen gepuͤlvertem Kochsalz. Dieses Gemenge wird in
einem Topfe eingedruͤkt, den man drei Tage lang an einen kuͤhlen Ort
stellt. Nach Ablauf dieser Zeit nimmt man den Kaͤse wieder heraus, um ihn mit
dem Rahme zu vermengen, der vorher von der Milch abgeschieden worden; außerdem sezt
man demselben aber auch noch auf jedes Pfund Kaͤse 4 Quenchen Butter und ein
Eigelb zu. Die ganze Masse muß wie ein Teig gut abgeknetet und nach
einstuͤndigem Abarbeiten wieder in den Topf eingedruͤkt werden. In
diesem Zustande laͤßt man sie zwei Mal 24 Stunden stehen, um sie hierauf noch
zum dritten Male abzukneten, und endlich in hoͤlzerne Formen von
wuͤrfeliger Gestalt zu bringen. Aus diesen Formen werden die Kaͤse
nach drei Tagen wieder herausgenommen, und dann in einen Keller gebracht, in welchem
sie nach 30 Tagen alle erforderlichen Eigenschaften erreicht haben.
Diese Kaͤse haben einen eigenen Geschmak, an den man sich gewoͤhnen
muß, der aber von Vielen sehr angenehm befunden wird. In der Gegend, in welcher man
diese Kaͤse bereitet, will man beobachtet haben, daß Roggenstroh das beste
Lager fuͤr dieselben ist, weil es nicht so schnell verdirbt. Man beobachtet
uͤbrigens auch noch die Vorsicht, daß man die Strohhalme von den krautartigen
Scheiden, von denen sie
bis auf eine gewisse Hoͤhe umgeben sind, reinigt, weil sich diese Scheiden an
die Kaͤse anhaͤngen, weil sie durch die Feuchtigkeit bald zersezt
werden, und weil das gefaulte Stroh dem Kaͤse einen bittern Geschmak
mittheilt.
Von der Bereitung des Limburger
Kraͤuterkaͤses.
Man nimmt eine bestimmte Quantitaͤt geronnene Milch, in der aller Rahm
enthalten ist, und vermengt dieselbe, nachdem die Mollen so gut als moͤglich
daraus ausgepreßt worden, mit einer hinreichenden Menge Kochsalz, und mit
Petersilien-, Cipollen- und Bertramblaͤttern, von denen man auf
je zwei Pfund Kaͤse eine starke Prise nimmt. Wenn alle diese Substanzen so
innig unter einander gemengt sind, daß sie einen gleichmaͤßigen Teig bilden,
so theilt man die Masse in Portionen von zwei Pfunden, welche man in vierekige oder
runde, hoͤlzerne Formen mit durchloͤchertem Boden bringt. Nach 36
Stunden nimmt man die Kaͤse aus diesen Formen, und sezt sie
sorgfaͤltig auf ein Weidengeflecht, welches man vorher mit
ausgewaͤhltem Stroh belegt hat. Diese Geflechte mit den Kaͤsen bringt
man dann an einen Ort, an welchem die Temperatur so hoch ist, daß die Kaͤse
nach 8 bis 10 Tagen fest und troken werden; manchmal sezt man sie auch der Sonne
aus. In diesem Zustande werden die Kaͤse dann in den Keller gebracht, auf
frisches Stroh gelegt, und mit einer duͤnnen Schichte Kochsalz bestreut. Wenn
sich auf den Kaͤserinden nach einiger Zeit eine Schimmelschichte bildet, so
entfernt man dieselbe mit einer Buͤrste, die man in Wasser taucht, in welchem
etwas rothes Bolus angeruͤhrt worden. Diese Operation wird gegen drei Mal
wiederholt, denn die Kaͤse koͤnnen gewoͤhnlich erst nach einem
dreimonatlichen Aufenthalte in dem Keller verbraucht werden. Sind diese Kaͤse
gut bereitet, so zeigen sie im Innern Schattirungen von Blau, Roth, Braun, Gelb etc.
Ihr Geschmak ist angenehm und ihre Consistenz ziemlich fest; man koͤnnte
statt der gewoͤhnlichen, meistens schlechten Landkaͤse leicht
uͤberall solchen wohlschmekenden Limburger Kaͤse bereiten, da dessen
Bereitung so hoͤchst einfach ist.
Von der Bereitung eines vortrefflichen Kaͤses nach
englischer Form (façon
d'Angeleterre).
Man vermengt die frischgemolkene Morgenmilch mit dem Rahme der Milch vom
vorhergehenden Abende, seiht das Ganze durch ein Tuch in einen Kuͤbel, und
versezt es mit einer gehoͤrigen Menge Lab. Nachdem man das Gefaͤß
hierauf eine halbe Stunde lang zugedekt stehen gelassen, bricht man das Gerinnsel
und druͤkt es aus, um die Molken abzuscheiden. Wenn nun das Gerinnsel oder
der Topfen fest genug zu seyn scheint, so sezt man demselben auf beilaͤufig 70 Liter Milch 1 1/2
Kil. frische Butter zu, vermengt ihn mit Huͤlfe der beiden Haͤnde so
innig als moͤglich damit, streut hierauf etwas Salz auf das Gemenge und
vermengt auch dieses damit. In diesem Zustande bringt man die Masse dann in einen
mit einem feuchten Tuche ausgekleideten Model, in welchem man den Kaͤse unter
die Presse gibt. Nach Ablauf einer halben Stunde kehrt man ihn dann um und gibt ihn
neuerdings unter die Presse; dieses Verfahren wird oͤfter wiederholt, und
dabei jedes Mal das feuchte Tuch gewechselt. Gegen das Ende der Operation breitet
man bei dem Umkehren der Kaͤse vier Mal ein troknes Tuch ein. Zulezt preßt
man den Kaͤse 40 Stunden lang sehr stark, wo er dann aus der Presse genommen,
mit Molken abgewaschen und so lange in ein Tuch eingewikelt wird, bis er troken ist.
In diesem Zustande wird er in die Trokenkammer gebracht, dabei oͤfter
umgekehrt, und jedes Mal sorgfaͤltig abgewischt, bis er vollkommen troken
geworden. Hiermit ist der Kaͤse zum Verbrauche fertig; er haͤlt sich
sehr lange.