Titel: | Bericht des Hrn. Vallot über den von Hrn. Grafen Max v. Perrochel erfundenen Apparat zum Erwärmen des Inneren der Kutschen, welchen der Erfinder einen Thermarama nennt. |
Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. XXXIX., S. 185 |
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XXXIX.
Bericht des Hrn. Vallot uͤber den von Hrn. Grafen Max v. Perrochel erfundenen
Apparat zum Erwaͤrmen des Inneren der Kutschen, welchen der Erfinder einen
Thermarama nennt.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Julius 1833, S. 240.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Apparat zum Erwaͤrmen des Inneren der Kutschen.
Die Gesellschaft hat bereits im Jahre 1831 mit vielem Interesse den Bericht
angehoͤrt, den damals Hr. Bouriat uͤber
einen Apparat zum Erwaͤrmen des Inneren der Kutschen, der ihr von Hrn. Laignel vorgelegt worden war, abstattete.Dieser Bericht ist im Polyt. Journal Bd.
XLII. S. 259 zu finden. Es ist dieß nicht die einzige Erfindung dieser Art, denn Hr. Graf Perrochel
beschaͤftigt sich
schon seit mehreren Jahren mit der Vervollkommnung eines aͤhnlichen, von ihm
erfundenen Apparates, dem er den Namen Thermarama
beilegte, und den er schon lange der Pruͤfung der Gesellschaft unterworfen
haben wuͤrde, wenn er ihr nicht zugleich auch die Resultate mehrerer Versuche
mit demselben haͤtte vorlegen wollen.
Wir haben hier nicht daruͤber zu rechten., wem die Prioritaͤt dieser
Erfindung zukommt, denn der Hr. Graf wuͤnscht nur, daß die Gesellschaft
seinem Apparate ihren Beifall nicht versage, und daß er durch die Bekanntmachung der
geeigneten Mittel, wodurch man die Wagen auf eine zwekmaͤßigere und
wirksamere Weise als nach den bisherigen Methoden heizen koͤnnte, jene Leute,
die im Winter reisen muͤssen, von dem hoͤchst unangenehmen, und bei
der Unbeweglichkeit des Koͤrpers im Wagen beinahe unvermeidlichen
Gefuͤhle von Kaͤlte befreien koͤnnte. Wir wollen uns daher auch
auf eine Darstellung des Apparates des Hrn. Grafen, und eine Angabe der damit
angestellten Versuche und der daraus entspringenden Vortheile
beschraͤnken.
Hr. v. Perrochel bewirkt die Heizung mittelst zweier
Lampen, welche in einem Gehaͤuse aus starkem Eisenbleche angebracht sind; die
untere oder Bodenplatte dieses Gehaͤuses ist mit mehreren Loͤchern
versehen, damit die Luft und der Rauch frei ein- und austreten
koͤnnen. An den inneren Waͤnden desselben befinden sich zwei Falzen,
auf denen sich die Lampen schieben lassen, wenn ihre Stellung geaͤndert
werden soll, oder wenn man dieselben speisen oder reinigen will.
Jede dieser Lampen ist mit einer Zahnstange von gehoͤriger Laͤnge
versehen, damit man den Docht herablassen oder emporheben kann, je nachdem man die
Hize verstaͤrken oder vermindern will.
Die obere Platte bildet den Boden einer Art von Buͤchse von gleicher
Flaͤchenausdehnung, welche mit Sand angefuͤllt ist, und oben an den
Boden des Wagens stoͤßt, an welchem sie gehoͤrig festgemacht ist. Der
ganze Apparat ist mit einem Fußteppich uͤberzogen.
Der Zwek der beiden Lampen ist, den Apparat gleichmaͤßig und schnell zu
erwaͤrmen; eine einzige Lampe, welche der Erfinder anfangs in der Mitte des
Behaͤlters anbrachte, erhizte die Enden nur schwer und nach langer Zeit, und
nie erreichte die Temperatur daselbst denselben Grad, wie unter der Lampe
selbst.
Es handelte sich hauptsaͤchlich zu ermitteln, welchen Grad von Waͤrme
man auf diese Weise dem Boden des Wagens geben koͤnne, um die Fuͤße gegen die
Kaͤlte zu schuͤzen, ohne dabei in das andere Extrem zu verfallen, und
welchen Einfluß diese Heizmethode auf das Innere des Wagens uͤberhaupt haben
wuͤrde. Die in dieser Hinsicht angestellten Versuche gaben folgende
Resultate.
Im Jahre 1829 ließ Hr. v. Perrochel auf einer weiten
Reise, die er mit der Post machte, eine seiner beiden Lampen anzuͤnden. Ein
außerhalb des Wagens befindliches Reaumur'sches Thermometer zeigte 4° ober
Null; ein anderes Thermometer, das auf die obere Platte gesezt wurde, stieg in
weniger als zwei Stunden auf 55°, das Maximum seiner Eintheilung; und da die
Hize hierauf noch mehr zunahm, so zersprang das Thermometer. Ein zweites und ein
drittes Thermometer hatten unter gleichen Umstaͤnden dasselbe Schiksal.
Durch diesen Versuch uͤberzeugt, daß sich auf diese Weise ein hoher Grad von
Hize erreichen lasse, wurde der Docht herabgesenkt; die Temperatur der Platte
erhielt sich hierbei zwischen 30 und 35 Graden, obschon die aͤußere
Temperatur indessen in Folge eines schneidenden Nordwindes auf 2° unter Null
herabgesunken war.
Der Docht der Lampe war 12 Linien breit; bei einem zweiten Versuche glaubte Hr. v.
Perrochel diese Breite bis auf 8 Linien vermindern zu
koͤnnen, um auf diese Weise die Kosten des Brennmateriales zu mindern. Diese
Kosten waren jedoch ohnedieß nicht betraͤchtlich, denn innerhalb 50 Stunden
wurden nur 4 Unzen Oehl verbraucht.
Nachdem die Dochte auf diese Weise verkleinert worden, wurde, da Hr. v. Perrochel allein im Wagen saß, gleichfalls eine der
beiden Lampen angezuͤndet, und ein Thermometer außen an dem Wagen, ein
zweites innen an der Deke und ein drittes auf dem Behaͤlter angebracht. Nach
einer halben Stunde war die Waͤrme unter den Fuͤßen auf 30°,
und jene oben an der Deke des ganz geschlossenen Wagens auf 10° gestiegen,
waͤhrend das Thermometer außen 6° zeigte. Nach 4 Stunden,
waͤhrend welcher Alles in demselben Zustande blieb, erhoͤhte Hr. v.
Perrochel den Docht, der Behaͤlter erreichte
dann eine Temperatur von 41°, waͤhrend die Temperatur im Inneren des
Wagens auf 12° stieg. Die Lampe wurde nun ausgeloͤscht, und nachdem
der Sand hierauf abgekuͤhlt war, zeigten die beiden inneren Thermometer
8°, das aͤußere hingegen blieb auf 6°.
Weitere Versuche, welche Hr. v. Perrochel hierauf noch
anstellte, sezten denselben in Stand, den Docht auf 6 Linien Breite zu vermindern. Mit einem solchen
Dochte kann man naͤmlich eine gleichmaͤßige Waͤrme von
30° unterhalten, welche fuͤr alle Faͤlle hinreicht, da man bei
ihr gezwungen wird, die Stellung der Fuͤße von Zeit zu Zeit zu wechseln.
Alle diese Versuche wurden an einer mittelst Gukfenstern verschlossenen Calesche
angestellt; sie sind zwar nicht so zahlreich, als daß man aus denselben positive
Resultate uͤber das Verhaͤltniß entnehmen koͤnnte, welches in
Bezug auf die groͤßere oder geringere Waͤrme des Behaͤlters
zwischen der inneren Temperatur des Wagens und der aͤußeren Temperatur
bestehen muß. Allein dieses Verhaͤltniß wird sich immer nur sehr schwer unter
ein bestimmtes Gesez bringen lassen, weil alle Wagen, wie sorgfaͤltig sie
auch gebaut seyn woͤgen, immer eine groͤßere oder geringere Menge von
der aͤußeren Luft eindringen lassen, und zwar je nach den bestaͤndigen
Erschuͤtterungen, welche die Wagen fortwaͤhrend erleiden, und je
nachdem die Schlaͤge oder die Gukfenster mehr oder minder oft
geoͤffnet werden muͤssen. Uebrigens geht aus diesen Versuchen doch so
viel hervor, daß, wenn sich die innere Temperatur des Wagens auch bei Weitem nicht
so sehr erhoͤhte, wie jene der Fußplatte, sie im Vergleiche mit der
aͤußeren Temperatur doch immer stieg, und daß die Kaͤlte, wie groß sie
auch seyn mag, doch nie die Erwaͤrmung der Fußplatte hindert; worauf es doch
hauptsaͤchlich ankommt, da man sich an den uͤbrigen Theilen des
Koͤrpers weit leichter gegen die Einwirkungen der Kaͤlte zu
schuͤzen im Stande ist. Außerdem haben diese Versuche auch erwiesen, daß
diese Heizmethode durchaus keine Feuersgefahr mit sich bringt, und noch weniger
einen uͤblen Geruch und Rauch im Wagen erzeugt, wie einige
befuͤrchteten. Nur die mit Sand gefuͤllten Behaͤlter sind der
Einwirkung der Flamme ausgesezt, und die Luft, welche durch die in dem
Lampengehaͤuse angebrachten Oeffnungen zum Behufe der Unterhaltung der
Verbrennung eindringt, bewirkt, daß der untere Theil dieses Gehaͤuses nie
sehr warm wird. Da zwischen diesem lezteren Theile des Apparates und dem Boden des
Wagens uͤbrigens durchaus kein Gefuͤge besteht, so ist es ganz
unmoͤglich, daß ein uͤbler Geruch oder Rauch in den Wagen dringen
koͤnne.
Die Commission hatte zwar nicht Gelegenheit die Versuche des Hrn. Grafen Perrochel zu wiederholen; allein die Autoritaͤt
dieses um die Foͤrderung der Industrie Frankreichs so hoch verdienten Mannes
ist gewiß hinreichend, um ihr die Ueberzeugung zu schaffen, daß sein Apparat sehr
zwekmaͤßig und sehr nuͤzlich ist, daß man mit dessen Huͤlfe dem
Boden der Wagen ohne alle Gefahr und ohne große Kosten eine gehoͤrige Temperatur mittheilen
koͤnne; daß sich diese Temperatur nach Belieben erhoͤhen oder
vermindern laͤßt; daß man mit zwei Lampen den Fußboden eines Wagens so
erwaͤrmen kann, daß vier Personen ihre Fuͤße daran waͤrmen
koͤnnen, ohne einander gegenseitig laͤstig zu fallen; daß die
Festigkeit und Eleganz des Wagens dadurch nicht im Geringsten beeintraͤchtigt
wird, und endlich, daß man die Kosten des Brennmateriales bedeutend vermindern kann,
wenn man, im Falle sich nur ein Reisender im Wagen befindet, nur eine der beiden
Lampen anzuͤndet.
Die Commission schlaͤgt daher vor, dem Hrn. Grafen den Dank der Gesellschaft
auszudruͤken, seine Erfindung bekannt zu machen, und das Modell derselben in
der technologischen Sammlung aufzustellen.
Fig. 5 ist ein
Langendurchschnitt des Kastens einer Calesche.
Fig. 6 ist ein
Querdurchschnitt derselben.
Fig. 7 zeigt
die Lampe einzeln fuͤr sich und von vorne.
A ist der Kasten der Calesche.
B sind die Size.
C ist der Boden, der von 2 Lampen erwaͤrmt wird,
und auf welchem die Fuͤße ruhen. Dieser Boden besteht aus einer Art von
flachem Gehaͤuse aus starkem Eisenbleche, welches Gehaͤuse mit Sand
gefuͤllt ist, in einer Flaͤche mit dem Boden liegt, und an dem
eigentlichen Boden befestigt ist. Das Ganze ist mit einem Fußteppich
uͤberzogen.
D ist ein blechernes Gehaͤuse, dessen untere
Platte mit mehreren Loͤchern versehen ist, damit die Luft und der Rauch
aus- und eintreten kann.
E ist eine im Inneren dieses Gehaͤuses D angebrachte, und mittelst des Hakens a befestigte Lampe. Diese Lampe schiebt sich in zwei an
den Waͤnden des Gehaͤuses befindlichen Falzen, damit man sie zum
Behufe der Speisung und Reinigung herausnehmen kann.
b ist der Wikentraͤger.
c, ein Staͤbchen, mit welchem man die Zahnstange,
die zum Heben und Senken des Dochtes dient, bewegt.
d ein Rauchfang aus Eisenblech, der den Docht umgibt,
und mit Loͤchern versehen ist.