Titel: | Verbesserungen an den Apparaten zum Ausziehen der Melasse oder des Syrupes aus dem Zuker, worauf sich Moses Poole, Gentleman, am Patent-Bureau zu Lincoln's Inn, in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung am 29. Junius 1830 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. LI., S. 224 |
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LI.
Verbesserungen an den Apparaten zum Ausziehen der
Melasse oder des Syrupes aus dem Zuker, worauf sich Moses Poole, Gentleman, am Patent-Bureau
zu Lincoln's Inn, in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung am 29. Junius 1830 ein Patent ertheilen ließ.Wir haben zwar bereits im Polyt. Journale Bd.
XLV. S. 235 eine kurze Notiz uͤber den Apparat des Hrn.
Poole
mitgetheilt; da aber saͤmmtliche englische Journale nun auf eine
ausfuͤhrlichere Beschreibung desselben zuruͤkkommen, und einige
ihn auch sehr brauchbar finden, so nehmen wir keinen Anstand, ihm auch in
unserem Journale neuerdings einen Plaz zu widmen. A. d. R.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
November 1833, S. 272.
Apparat zum Ausziehen des Syrupes aus dem Zuker.
Die gegenwaͤrtige Erfindung besteht in der Anwendung eines oder mehrerer
Gefaͤße, aus welchen die Luft auf die spaͤter zu beschreibende Weise
entfernt wird, um dadurch die Melasse oder den Syrup aus dem Zuker abzuscheiden. Die
Luft druͤkt naͤmlich hierbei auf den Zuker, stroͤmt rasch und
mit großer Gewalt durch denselben in das Vacuum oder in den luftleeren Raum, und
bewirkt dadurch, daß die Melasse oder der Syrup aus dem Zuker entfernt wird.
Der luftleere Raum wird in diesen Gefaͤßen durch die Verdichtung von Dampf
oder durch eine Torricellianische Saͤule erzeugt. Das Princip der Benuzung
eines luftleeren Raumes, um die Fluͤssigkeit von der festen Substanz zu
scheiden, ist, wie der Patenttraͤger bemerkt, schon laͤngst bekannt.
Man bediente sich hierzu eines offenen Gefaͤßes, in welchem sich in der Nahe
des Bodens eine Scheidewand befand, durch welche im unteren Theile des
Gefaͤßes ein Fach entstand, aus dem die Luft mit einer Pumpe ausgepumpt
wurde. In der Scheidewand befanden sich viele kleine Loͤcher, und
uͤber diese Scheidewand wurde hierauf ein Seidenzeug oder ein anderer Zeug,
auf den man die zu behandelnde Substanz legte, gebreitet. Die Luft uͤbte so
lang als der Raum unter der Scheidewand luftleer blieb, ihren Druk auf die zu
reinigende Substanz, und in Folge dieses Drukes floß die Fluͤssigkeit durch
die Loͤcher der Scheidewand ab.
Der Apparat, dessen sich der Patenttraͤger bedient, wird von demselben
folgender Maßen betrieben. Man verschafft sich ein offenes Gefaͤß, welches
man das Scheidungsgefaͤß nennen kann, und welches beilaͤufig 4 Zoll
uͤber seinem wahren Boden mit einem durchloͤcherten falschen Boden
versehen seyn muß. Auf diese Scheidewand wird ein feines Gewebe aus Roßhaar,
Messingdraht oder einem anderen geeigneten Materiale gebreitet, auf welches dann der
Zuker drei bis vier Zoll hoch gelegt wird. Der Boden des Gefaͤßes muß concav seyn, damit die Melasse
oder der Syrup gegen einen Hahn abfließen kann, der eigens zur Entleerung der
Fluͤssigkeit angebracht ist. Sollte der Zuker seine Melasse nicht gern fahren
lassen, so muͤßte man ihn mit Wasserdampf oder irgend einer anderen
geeigneten Fluͤssigkeit behandeln, wodurch der Zuker leicht auf jeden
beliebigen Grad von Reinheit gebracht werden kann. Soll Maccoradezuker, aus dem auf
den Colonien die Melasse gewoͤhnlich zum Theil durch langsames Abtropfen
entfernt wird, in dem Patentapparate behandelt werden, so muß man demselben eine
hinlaͤngliche Menge Wasser oder Syrup zusezen, und die Operation dann so
lange fortsezen, bis der. Zuker den gehoͤrigen Grad von Reinheit erhalten
hat.
Zur Erzeugung des luftleeren Raumes in dem unteren Theile des
Scheidungsgefaͤßes wendet der Patenttraͤger keine Pumpe, sondern einen
kugelfoͤrmigen oder auch anders geformten, kupfernen oder eisernen
Behaͤlter an, den er das Aussauggefaͤß nennt, und welcher
beilaͤufig einen Inhalt von 6 Kubikfuß haben kann, obschon sich derselbe auch
nach Belieben groͤßer oder kleiner machen laͤßt. Dieses
Aussauggefaͤß wird durch eine Roͤhre, an der sich ein Sperrhahn
befindet, mit dem unteren Theile des Scheidungsgefaͤßes in Verbindung
gebracht; an dem oberen Theile desselben befindet sich ein Hahn, der sich nach Außen
oͤffnet und durch welchen die Luft ausgetrieben werden kann; an seinem
unteren Theile hingegen befindet sich ein Hahn, der zum Ablassen des verdichteten
Wassers dient.
Wenn nun dieser Apparat in Gang gebracht werden soll, so bringt man auf den
durchloͤcherten falschen Boden des Scheidungsgefaͤßes eine 3–4
Zoll dike Schichte Zuker, und laͤßt dann durch eine mit einem Sperrhahne
versehene Verbindungsroͤhre Dampf aus einem Kessel in das
Aussauggefaͤß stroͤmen. Der Dampf wird die Luft aus diesem
Gefaͤße austreiben, und wenn dieß geschehen, muß her Lufthahn geschlossen
werden; eben so wird auch der Dampfhahn geschlossen, wenn das Aussauggefaͤß
mit Dampf gefuͤllt ist. Hierauf wird naͤmlich der Hahn der sogenannten
Verdichtungswasserroͤhre, die von einem hoͤher oben angebrachten
Wasserbehaͤlter herfuͤhrt, geoͤffnet, und dadurch wird das
kalte Wasser durch das Ende dieser Roͤhre, welches innerhalb des
Aussauggefaͤßes eine. Art von Sprizkopf bildet, in vielen kleinen Strahlen in
den Dampf getrieben, so daß der Dampf auf diese Weise schnell verdichtet wird, und
daß folglich in dem Aussauggefaͤße ein luftleerer Raum entsteht.
Von dem Zustande oder dem Grade der Verduͤnntheit der Luft in dem
Aussauggefaͤße kann man, sich jederzeit leicht durch ein Queksilberbarometer,
das man in irgend einem Theile des Aussauggefaͤßes anbringt, uͤberzeugen.
Wenn der Dampf verdichtet worden, so wird der Hahn der Roͤhre, die das
Verdichtungswasser herbeileitete, geschlossen, und dafuͤr der Hahn an jener
Roͤhre, die das Aussauggefaͤß mit dem Scheidungsgefaͤße
verbindet, geoͤffnet. Die Luft wird nun mit großer Gewalt auf den Zuker
druͤken und durch denselben stroͤmen, und dadurch die Melasse oder den
Syrup mit sich in den unteren Theil des Scheidungsgefaͤßes hinab
fuͤhren.
Es versteht sich von selbst, daß man diesen Apparat von jede beliebigen Groͤße
bauen kann. Der Patenttraͤger zieht es vor, zwei oder mehrere
Aussauggefaͤße anzubringen, damit, wahrend das eine mit Dampf gefuͤllt
wird, in dem anderen der luftleere Raum erzeugt wird u.s.f., so daß die
Thaͤtigkeit in dem Scheidungsgefaͤße ununterbrochen fortgeht.
Will man sich zur Erzeugung des luftleeren Raumes einer Torricelli'schen
Saͤule bedienen, so kann der Apparat auf folgende Weise eingerichtet werden.
Die Aussauggefaͤße koͤnnen nach der beschriebenen Form verfertigt
werden; allein statt der Dampfroͤhre muß man eine
Speisungswasserroͤhre mit einem Sperrhahne oder einer Klappe anbringen. Die
Roͤhre fuͤr das Verdichtungswasser, so wie der Hahn am Boden des
Aussauggefaͤßes, der zum Ablassen des verdichteten Wassers diente, fallen in
diesem Falle weg; dagegen muß aber jener Hahn, durch welchen man die Luft entweichen
laͤßt, und die Verbindungsroͤhre zwischen dem Scheidungs- und
dem Aussauggefaͤße beibehalten werden. Am Grunde des Aussauggefaͤßes
muß eine Roͤhre befestigt werden, welche beilaͤufig 33 Fuß weit
hinabreicht, mit einem Wasserbehaͤlter communicirt und mit einem Sperrhahne
versehen ist. Um nun diesen Apparat in Thaͤtigkeit zu sezen, muß zuerst der
Hahn an der Roͤhre, die das Aussauggefaͤß mit dem
Scheidungsgefaͤße verbindet, so wie der Hahn an der absteigenden
Roͤhre, geschlossen gehalten werden; dann wird das Aussauggefaͤß durch
die Speisungsroͤhre mit Wasser gefuͤllt, und die in diesem
Gefaͤße enthaltene Luft dadurch bei dem dazu bestimmten Hahne ausgetrieben.
Ist dieß geschehen, so wird der Hahn an der Speisungsroͤhre und der Hahn,
durch welchen die Luft entwich, geschlossen, und dafuͤr der Hahn an der
absteigenden Roͤhre geoͤffnet, wo dann das Wasser in dem
Aussauggefaͤße bis auf jene Hoͤhe herabsinken wird, auf welcher der
Druk der Luft das Wasser in einem luftleeren Gefaͤße zu erhalten vermag.
Wenn nun auf diese Weise in dem Aussauggefaͤße ein luftleeren Raum erzeugt
worden, so wird der Hahn, der dieses Gefaͤß mit dem Scheidungsgefaͤße
verbindet, geoͤffnet, wo dann die Luft aus die beschriebene Weise auf den
Zuker druͤken und durch denselben stroͤmen wird. Man kann auch in diesem Falle zwei
oder mehrere Aussauggefaͤße hinter einander arbeiten lassen, ohne daß mehr
dann eine einzige absteigende Roͤhre noͤthig waͤre; allein
jedes der Gefaͤße muß dann an der Roͤhre, mittelst welcher es mit der
absteigenden Roͤhre in Verbindung steht, seinen eigenen Sperrhahn haben.