Titel: Ueber einige neuere Verbesserungen an den Dampfwagen. Von Hrn. W. Hancock.
Fundstelle: Band 51, Jahrgang 1834, Nr. LV., S. 241
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LV. Ueber einige neuere Verbesserungen an den Dampfwagen. Von Hrn. W. Hancock. Aus dem Mechanics' Magazine, No. 534, S. 66. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Neue Verbesserungen an den Dampfwagen. Die uͤber die lezten Fahrten meines Dampfwagens von Stratford nach Brighton bekannt gemachten Berichte veranlassen mich zur Mittheilung folgender Bemerkungen uͤber jene Fahrten und uͤber die Dampfwagenfahrten im Allgemeinen. Meine lezte Fahrt nach Brighton erlitt, so wie die fruͤhere, durch die Unregelmaͤßigkeit der Einnahme der Steinkohlen und des Wassers und durch die Untauglichkeit des eingenommenen Materiales einen Aufenthalt. Es sind dieß leider Hindernisse und Unannehmlichkeiten, die erst dann vollkommen beseitigt werden koͤnnen, wenn die Dampfwagenfahrt auf den gewoͤhnlichen Wegen ein Mal vollkommen in Gang, und fuͤr gehoͤrige Stationen zur Einnahme dieser Materialien gesorgt seyn wird. Wir waren bei unserer lezten Fahrt beilaͤufig 24 Stunden von London entfernt, als die Geschwindigkeit unseres Dampfwagens wegen der Incrustation der Roststangen mit zusammengesinterten Steinkohlen sehr schnell abnahm. Nach der Reinigung der Staͤbe des Rostes mit der gewoͤhnlichen Rakel ging die Fahrt zwar schneller von Statten; aber immer blieb die Geschwindigkeit noch geringer, weil die Reinigung nur dann vollkommen geschehen kann, wenn alles Brennmaterial herausgeschafft wird, und wenn man die Staͤbe des Rostes gehoͤrig abkuͤhlen laͤßt. Jedermann, der mit der Feuerung praktisch vertraut ist, weiß die Nachtheile, die ein unthaͤtiges Feuer mit sich bringt, gehoͤrig zu wuͤrdigen, und eben so bekannt ist es, daß ein und derselbe Ofen nach der Qualitaͤt des Brennmateriales und nach verschiedenen anderen Umstanden verschiedene Beeintraͤchtigungen seiner Wirkung erleidet. Ich weiß aus guter Quelle, daß Sir Charles Dance bei der Fahrt, die er kuͤrzlich auf eben dieser Straße mit seinem Dampfwagen unternahm, mit denselben Unannehmlichkeiten zu kaͤmpfen hatte, und daß sein Wagen in gewissen Streken verhaͤltnißmaͤßig eben so viel an Geschwindigkeit verlor, als mein Wagen, der Infant. Da ich nun wahrend der sechs Jahre, waͤhrend welcher ich mich mit Versuchen uͤber die Dampfwagenfahrt beschaͤftige, bestaͤndig gegen diese Unannehmlichkeit zu kaͤmpfen hatte, und da ich fand, daß ich auf keine Weise im Stande war die Bildung von Klumpen, sogenannten Klinkers, an den Stangen des Rostes zu verhindern, so dachte ich daruͤber nach, ob sich nicht allenfalls eine mechanische Vorrichtung ermitteln ließe, die dem Uebel abhelfen koͤnnte. Meine Forschungen wurden in dieser Hinsicht von einem gluͤklichen Erfolge gekroͤnt, und ich glaube, daß meine Erfindung einen der groͤßten Fortschritte in der Dampfwagenfahrt bewirken wird. In Folge der von mir erfundenen Vorrichtung, auf welche ich kuͤrzlich ein Patent nahm, laͤßt sich naͤmlich der verlegte Rost sehr leicht entfernen, und durch einen neuen reinen Rost ersezen, und zwar in weit kuͤrzerer Zeit, als bisher zum Reinigen des Rostes erforderlich war. Fig. 41 ist ein senkrechter Durchschnitt und Fig. 42 ein Grundriß des Ofens. F ist die Feuerstelle und A das Aschenloch. a ist ein aus einem Stuͤke gegossener Boden mit Stangen; die aͤußerste dieser Stangen ist an jeder Seite an der unteren Flaͤche mit Zaͤhnen versehen, die eine Art von Zahnstange bilden. Unter jeder dieser Zahnstangen ist ein Riegel angebracht, den man bei b sieht; und diese beiden Riegel tragen den Boden mit den Stangen, derselbe mag sich in Ruhe befinden oder bewegt werden. In diese Zahnstangen greifen zwei Getriebe c ein, die sich an einer Welle d befinden. e ist ein Theil des eisernen Gehaͤuses, welches den Feuerherd umgibt. Wenn nun ein Rost unrein geworden, so wird ein reiner Rost an demselben befestigt, wie man dieß bei g ersehen kann; dann bringt man die Kurbel f an die Welle d und dreht dieselbe um, wodurch der unreine Rost mit den zusammengebakenen Steinkohlen an der rechten Seite herausgeschafft, und an der linken Seite dafuͤr ein neuer Rost eingezogen wird, wahrend die brennende Kohle hierbei von dem einen Roste auf den anderen geschafft wird. In dem Gehaͤuse e sind zu diesem Behufe gehoͤrige Thuͤrchen angebracht. Die Verbindung des einen Rostes mit dem anderen geschieht mittelst einer Fuge oder eines Falzes, der zur linken laͤngs des Scheitels eines jeden Rostes laͤuft, und mittelst eines Vorsprunges, welcher sich zur Rechten an der unteren Seite der Roste befindet, und in den erwaͤhnten Falz einpaßt. Der unreine Rost braucht, indem sich das Metall beim Abkuͤhlen zusammenzieht, wodurch die zusammengebakenen Klumpen lose werden, nur umgekehrt zu werden, um ihn wieder zu reinigen, so daß er bei der naͤchsten Station neuerdings wieder eingezogen werden kann. Die ganze Vorrichtung kommt, wie Jedermann hieraus ersehen wird, nicht hoch zu stehen; sie macht bei der praktischen Anwendung nicht die geringsten Schwierigkeiten, bedingt eine Ersparung an Brennmaterial, und beseitigt eines der groͤßten Hindernisse, die bisher der Dampfwagenfahrt im Wege standen. Ich pflegte an meinen Kesseln zwischen den Kammern Scheidewaͤnde oder Feuerzuͤge anzubringen, welche aus senkrechten eisernen Staͤben bestanden, die wie ein Gitter oder Rost zusammengesezt waren, und wodurch die Kammern zum Behufe der Einwirkung des Feuers in gehoͤriger Entfernung von einander erhalten wurden; jezt mache ich aber das Metall, aus welchem die Kammern bestehen, von der inneren Seite her erhaben, so daß ich dieser Scheidewaͤnde nicht Mehrbedarf. In Fig. 43 stellt h die Waͤnde einer Kammer dieser Art vor, waͤhrend man in Fig. 44 zwei solche Kammern von Vorne abgebildet sieht. Man wird hieraus ersehen, daß ich, indem die halbkugelfoͤrmigen Erhabenheiten sowohl in horizontalen als in senkrechten Reihen auf einander treffen, mein Feuer entweder wie gewoͤhnlich unter den Kammern anbringen kann, wo dann die Flamme bloß senkrecht emporsteigt; oder daß ich dasselbe in der Fronte anbringen kann, wo die Flamme dann, wie die Pfeile andeuten, sowohl wagerecht als senkrecht wirkt; oder endlich, daß die Fronte der Feuerstelle auch schief geneigt seyn kann, – eine Einrichtung, die hauptsaͤchlich in Hinsicht auf die Speisung des Feuers ihre Vortheile hat. In Fig. 43 ist h eine Kammer; i die Feuerstelle oder der Feuerherd; k die Feuerstangen, welche entweder aus solidem Eisen oder aus Roͤhren bestehen koͤnnen, welche zur Vermeidung des Verbrennens entweder mit dem Kessel in Verbindung stehen, oder durch welche der verbrauchte Dampf geleitet wird. l ist die Kammer fuͤr den verbrauchten Dampf; der Dampf wird, indem er durch m in das Feuer tritt, in seine Bestandtheile zersezt. n ist die Roͤhre, die die Luft aus dem Geblaͤse in das Feuer leitet, o ist ein Schieberthuͤrchen, bei welchem, wenn es die Umstaͤnde erfordern sollten, das ganze Feuer mit einem Male entleert werden koͤnnte. –––––––––– Das Mechanics' Magazine fuͤgt diesem Aufsaze des Hrn. Hancock eine Abbildung seines neuen Dampfwagens, „the Autopsy“ bei, der die Fahrten nach Brighton mit so ausgezeichnetem Erfolge machte, und der nun bereits einige Wochen zwischen Finsbury-Square und Pentonville hin und her faͤhrt. Der Herausgeber dieser Zeitschrift bemerkt, daß er sich sowohl als Passagier, denn als Zuschauer von den Leistungen dieses Dampfwagens uͤberzeugt habe, und daß auch er der allgemeinen Stimme beipflichten, und sagen muß, daß diese Maschine vortrefflich arbeite. Man sieht den Wagen, der nach Hrn. Hancock's neuestem Patente erbaut ist, in Fig. 45 abgebildet. Die Menge Kohks, welche der Autopsy auf jeder Fahrt von beilaͤufig 2 englischen Meilen verbrauchte, betrug kaum uͤber einen Bushel, so daß, wenn die Abnuͤzung seines Maschinenwerkes auch eben so groß oder selbst 2–3 Mal groͤßer seyn sollte, als an den Dampfwagen des Hrn. G. Stephenson auf der Liverpool-Manchester-Eisenbahn, der zwischen London und Pentonville hin und her fahrende Wagen dennoch einen reichlichen Gewinn abwerfen muß. Nach folgender, von einem Eingeweihten angestellter Berechnung muͤßte sich nach Ablauf von 365 Tagen ein reiner Gewinn von beinahe 100 Procent ergeben. Erforderliches Capital. Kosten des Dampfwagens   700 Pfd. Sterl. Kosten eines zweiten Wagens, welcher in Ganggesezt wird, waͤhrend der andere ausgebessert wird   700   –     – –––––––––––– 1400 Pfd. Sterl. Ausgaben. Arbeitslohn: fuͤr den Maschinisten woͤchentlich40 Schill., fuͤr den Wagenlenker 30 Schill., undfuͤr den Gehuͤlfen 20 Schill.   234 Pfd. Sterl. Reparaturen   150   –    – Zoll, 4 Den. fuͤr jede Fahrt × 12 × 365     73   –    – Kohks, 6 Den. fuͤr jede Fahrt × 12 × 365   109   –    – Wasser     50   –    – Miethzins fuͤr das Kutschenbureau und die Remise   100   –    – Secretaͤr     50   –    – Praͤmium fuͤr den Patenttraͤger, zu 1 Den. vonjedem Passagier   438   –    – Reservefonds zur Anschaffung neuer Wagen,wenn die alten nach 3–4 Jahren abgenuͤzt sind   175   –    – –––––––––––– 1452 Pfd. Sterl. Dividende von 84 Pfd. auf 1400 Pfd. 1176   –    – –––––––––––– 2628 Pfd. Sterl. Ertrag. Erloͤs von taͤglich 12 Fahrten, jede zu 12 Passagiers, den Passagier zu 6 Den. × 12 × 24 × 365 2628 Pfd. Sterl.

Tafeln

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Tab. IV