Titel: | Verbesserungen an den Webestühlen oder an den Maschinen zum Weben von Baumwollen-, Leinen-, Seiden-, Wollen- oder anderen Zeugen, auf welche sich William Thomas Shallcross von Holt Town, Pfarre Manchester, Grafschaft Lancaster, am 8. Januar 1833 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. LIX., S. 258 |
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LIX.
Verbesserungen an den Webestuͤhlen oder an
den Maschinen zum Weben von Baumwollen-, Leinen-, Seiden-,
Wollen- oder anderen Zeugen, auf welche sich William Thomas Shallcross von Holt Town, Pfarre
Manchester, Grafschaft Lancaster, am 8. Januar
1833 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. October
1833, S. 193.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Shallcross, Verbesserungen an den Webestuͤhlen
etc.
Meine Erfindung, sagt der Patenttraͤger, besteht 1) in einer neuen Methode,
den Knecht (pecking-peg) in Bewegung zu sezen; 2)
in einer neuen Methode, die Geschirre (healds) zu
bewegen, und 3) endlich in einer verbesserten Methode, das gewebte Tuch aufzunehmen.
Da der Bau und die Einrichtung des Kunstwebestuhles hinreichend bekannt sind, so
brauche ich denselben hier nicht ausfuͤhrlich zu beschreiben, obschon ich in
der Zeichnung zur groͤßeren Deutlichkeit einen mit meinen Erfindungen
ausgestatteten Webestuhl abgebildet habe. Eine meiner Erfindungen liegt auch darin,
daß das Schiffchen mit groͤßerer Geschwindigkeit, mehr Kraft und
groͤßerer Staͤtigkeit, als dieß bei der alten Methode geschieht,
geworfen wird.
Fig. 1 ist
eine Endansicht, und Fig. 2 eine Ansicht des Ruͤkens des Gestelles, woran man die
vorzuͤglichsten Theile eines gewoͤhnlichen Kunstwebestuhles sieht. Zu
groͤßerer Deutlichkeit sind die von mir erfundenen Theile in Fig. 1a
und Fig. 2a
einzeln fuͤr sich abgebildet. Gleiche Buchstaben beziehen sich in
allen Figuren auf gleiche Gegenstaͤnde. An dem Ende der gewoͤhnlichen
Kurbelwelle befindet sich ein Getrieb A, welches ich mit
dem Kurbelrade B in Verbindung bringe. Dieses leztere
Rad ist an einer Welle C befestigt, die sich in dem
mittelst Bolzen an dem Gestelle befestigten Lager und Dekel DD bewegt. An dem Kurbelrade B befestige ich einen Kurbelstift E, an welchem die Verbindungsstange F
angebracht ist; und an dem unteren Ende dieser Verbindungsstange befestige ich
mittelst des Kurbelstiftes G einen doppelten Winkelhebel
HH, der sich mit seiner Welle I in den an das Gestell gebolzten Lagern JJ dreht. An dem Ende des doppelten Winkehebels
bei K befestige ich mittelst eines Kurbelstiftes die
Verbindungsstange L, an deren oberem Ende sich, wie die
Zeichnung zeigt, ein Fenster oder eine Fuge M befindet.
Diese Stange bewegt sich mittelst dieses Fensters an dem Zapfen N, der durch eine Schraube in dem Regulirfenster des
Winkelhebels O, welcher sich um den in das Gestell
geschraubten Zapfen P schwingt, befestigt ist. An dem
oberen Ende dieses lezteren Winkelhebels, bei Q, bringe
ich durch einen Kurbelstift die Verbindungsstange R an,
deren anderes Ende ich mittelst eines Hebels mit dem Knechthebel (pecking-peg-lever) verbinde. Dieser
leztere Hebel ist an der gewoͤhnlichen Knechtwelle (pecking-peg-shaft) befestigt, und dadurch erhaͤlt der
Knecht, der das Schiffchen aus einer Buͤchse in die andere wirft, seine
Bewegung nach Ruͤk- und Vorwaͤrts.
Die eben beschriebene Methode meine Erfindung anzuwenden, bezieht sich
hauptsaͤchlich auf kleine Webestuͤhle, und an einem Webestuhle dieser
Art sieht man sie auch in Fig. 1 und 2 angebracht. Ich besize
jedoch noch andere Methoden dieselbe mit groͤßeren und anders gebauten
Webestuͤhlen in Verbindung zu bringen, wie aus Folgendem erhellen wird. Statt
des in Fig. 1
und 2
abgebildeten doppelten Winkelhebels HH kann man
sich naͤmlich auch eines geraden Hebels bedienen, den man in Fig. 3 und 7 bei H sieht, und der mittelst des Zapfens I an dem Gestelle befestigt ist. Dieser Hebel wird durch
die oben erwaͤhnte Stange F, an der er bei G durch einen Zapfen festgehalten wird, auf und nieder
bewegt; er steht uͤbrigens auch noch durch den Zapfen K mit der Verbindungsstange L in Verbindung,
die er nach der zuerst beschriebenen Art und Weise in Bewegung sezt.
Diese Bewegung laͤßt sich uͤbrigens auch noch auf eine dritte Art
hervorbringen, die sich hauptsaͤchlich fuͤr große Webestuͤhle
eignet, und welche man aus Fig. 4, 5 und 6 ersieht. A ist das gewoͤhnliche, an dem Ende der
Kurbelwelle angebrachte Getrieb, welches in das Rad B
eingreift. Dieses leztere Rad dreht sich um die Welle C,
welche, wie spaͤter gezeigt werden wird, zur Bewegung der Geschirre durch den Webestuhl
laͤuft.
Meine Erfindung besteht nun darin, daß ich an diesem Rade B einen Kurbelstift D anbringe, an welchem ich
die Verbindungsstange E befestige, die den Hebel F, der durch den Stift G mit
ihr verbunden ist, in Bewegung sezt. Dieser Hebel F ist
durch den Stift H an dem Gestelle befestigt, und an dem
Ende desselben bewegt sich die Verbindungsstange J an
dem Zapfen I, waͤhrend ich an dem oberen Ende
dieser lezteren Verbindungsstange die Schlingen oder Fenster KK anbringe, die jedes Mal, so oft diese Stange
auf und nieder bewegt wird, auf einen der Zapfen LL treffen, welche, wie man aus Fig. 9 deutlicher ersieht,
an dem Winkelhebel M befestigt sind. Dieser Winkelhebel
bewegt sich an einem in dem Pfosten O befestigten Zapfen
N, und die Verbindungsstange P, die mit dem einen Ende an dem Hebel M, mit
dem anderen hingegen mit dem Hebel Q in Verbindung
steht, sezt den Knecht in Bewegung. Meine Erfindungen koͤnnen also auf diese
Weise an allen gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Webestuͤhlen
angebracht werden, wodurch der Nuzen derselben bedeutend erhoͤht werden
duͤrfte. Ich glaube, daß der Webestuhl in Folge dieser meiner Erfindungen
weit weniger complicirt wird, und daß sich daher bei dem Baue desselben sowohl an
Arbeit, als an Material ersparen laͤßt. Die Kraft, die zum Betreiben eines
Stuhles von gleicher Groͤße noͤthig ist, wird durch meine Erfindung
bedeutend vermindert, und ein nach meiner Methode erbauter Webestuhl kann bei
gleichem Kraftaufwande mit weit groͤßerer Geschwindigkeit betrieben werden,
als ein gewoͤhnlicher Webestuhl.
In Folge meiner zweiten Erfindung, die nun beschrieben werden soll, koͤnnen
die Geschirre, deren man sich beim Weben bedient, mit weit mehr Leichtigkeit und
Regelmaͤßigkeit bewegt werden. Man ersieht diese Erfindung aus Fig. 1 und 2, und einzeln
in Fig. 1a, 2a
und 7.
a ist ein an dem Ende der gewoͤhnlichen
Kurbelwelle befestigtes Getrieb, welches das Kurbelrad b
umdreht. Dieses leztere Rad dreht sich um den in das Gestell geschraubten Zapfen c, und an ihm ist, wie aus der Zeichnung ersichtlich,
bei e ein Zapfen eingelassen, an welchem die
Verbindungsstange f befestigt ist. Diese Stange steht
ferner mit ihrem unteren Ende durch den Zapfen g mit dem
Hebel h in Verbindung, und an diesem Hebel befindet sich
zum Behufe der Regulirung der Bewegung ein Fenster. Der Hebel h ist an dem Schuͤttelbaum (rocking-shaft) i befestigt, der von den
beiden, mittelst Bolzen an das Gestell geschraubten Pfosten jj getragen wird. An dem Schuͤttelbaume
bringe ich ferner die Walzen kk an, und an eine jede dieser Walzen
schraube ich die Geschirrriemen ll, welche
mittelst Schnuͤren mit den Geschirren verbunden werden, und die Geschirre auf
und nieder bewegen, so daß auf diese Weise ein sogenanntes Gelese (shed) in dem Eintrage gebildet wird, durch welches das
Schiffchen gehen kann.
Ich habe den Schuͤttelbaum sowohl in der Zeichnung als in der Abbildung als
mit zwei Rollen ausgestattet dargestellt; diese Einrichtung ist bei dem sogenannten
under-pick loom nothwendig; bei jener Art von
Webestaͤhlen, die man in England over-pick
looms nennt, reicht aber auch eine einzige solche Rolle oder Walze hin,
wenn man dieselbe in der Mitte des Schuͤttelbaumes, wie z.B. in Fig. 7
ersichtlich ist, anbringt.
Eine zweite Methode, die Geschirre in Bewegung zu sezen, ist folgende. An dem Ende
der Welle C wird, wie Fig. 4 und 5 zeigt, eine kleine
Kurbel a angebracht, mit der mittelst des Kurbelstiftes
b die Verbindungsstange c in Verbindung gesezt wird. Diese Verbindungsstange ist an ihrem unteren
Ende durch den Zapfen d an den Hebel e geschraubt, in welchem sich zur Regulirung der
Bewegung ein Fenster oder ein Falz befindet. f ist der
an dem Hebel e befestigte Schuͤttelbaum, und g die oben beschriebene Walze oder Rolle fuͤr die
Geschirre.
Die Maschinerie, durch welche die Geschirre nach diesen beiden Methoden in Bewegung
gesezt werden, ist der Laͤnge nach in dem Webestuhle angebracht; ich kann
dieselbe jedoch auch der Quere nach anbringen, und zwar auf folgende, in Fig. 8
versinnlichte Weise. a ist das Getrieb an dem Ende der
Kurbelwelle, wodurch das an der Welle c befindliche Rad
b in Bewegung gesezt wird. Diese Welle laͤuft
durch den Webestuhl, und dreht sich in Lagern, die an dem Gestelle befestigt sind.
d ist ein in der Mitte der Welle c befestigtes Excentricum, und e das excentrische Ringgefuͤge. f ist
ein sogenanntes Universalgefuͤge, welches noͤthig ist, da die Bewegung
eine Querbewegung ist. g ist ein Zapfen, welcher in
einen Hebel h mit einem Regulirfenster oder Falzen
geschraubt ist. Dieser Hebel ist an den Schuͤttelbaum i geschlossen, der auf diese Weise ruͤk- und
vorwaͤrts bewegt wird. k ist die Rolle oder Walze
fuͤr die Geschirre. Diese leztere Erfindung laͤßt sich sowohl auf
aͤltere als neuere Webestuͤhle anwenden; der Hauptvortheil derselben
ist, daß die Bewegung eine Regelmaͤßigkeit erlangt, die sich bei der
aͤlteren Methode nicht erreichen laͤßt; daß die Webestuͤhle
wohlfeiler verfertigt und ausgebessert werden koͤnnen, als bei dem alten
Baue, und endlich, daß die Geschirrbewegung weit leichter abgeaͤndert werden
kann.
Die dritte und lezte meiner Erfindungen besteht in einem Faͤnger, den ich an
dem Aufnahmshebel unter dem Mittelpunkte desselben anbringe, um dem Baume oder den
Walzen zum Behufe der Aufnahme des gewebten Tuches eine drehende Bewegung
mitzutheilen.
An dem Ende des Schuͤttelbaumes f ist, wie man in
Fig. 5 und
6 sieht,
ein Hebel h mit einem Regulirfenster befestigt, und an
diesem Hebel ist mittelst des Zapfens i die
Verbindungsstange j angebracht, welche durch den Stift
bei k an den Hebel l
geschraubt ist. Dieser leztere Hebel ist mittelst des Zapfens m, um welchen er sich bewegt, an dem Gestelle befestigt, und an seinem
oberen Ende ist mittelst eines Stiftes der Faͤnger n angebracht. Unter der Mitte dieses Hebels bringe ich ferner, wie die
Zeichnung zeigt, einen anderen Faͤnger o an. So
oft sich daher der Hebel l nach Ruͤk- oder
Vorwaͤrts bewegt, bewegen die beiden Faͤnger das Sperrrad abwechselnd
um einen oder mehrere Zaͤhne auf ein Mal, und dadurch wird das gewebte Zeug
regelmaͤßiger auf den Werkbaum aufgewunden, als es bisher an den
gewoͤhnlichen Maschinen geschah. Ich nehme jedoch von diesen Theilen nur den
Faͤnger o als meine Erfindung in Anspruch.
Als meine Erfindung an den Kunstwebestuͤhlen zum Weben von Baumwolle, Flachs,
Seide, Wolle oder anderen Faserstoffen, nehme ich keinen der bereits bekannten
Theile in Anspruch, sondern nur die eigenthuͤmliche Einrichtung der
Maschinerie zum Werfen des Schiffchens und zum Bewegen der Geschirre, so wie den
Faͤnger o, der zum Aufnehmen des gewebten Zeuges
dient.