| Titel: | Ueber die Fabrikation der Oehle und Ausfettungsstoffe (dégras), deren man sich zur Zubereitung der Häute und Felle bedient. Von Hrn. Duras. | 
| Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. LXVIII., S. 280 | 
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                        LXVIII.
                        Ueber die Fabrikation der Oehle und
                           Ausfettungsstoffe (dégras), deren man sich zur
                           Zubereitung der Haͤute und Felle bedient. Von Hrn. Duras.
                        Aus dem Journal des connaissances usuelles. Januar
                              1834, S. 35.
                        Ueber die Fabrikation der Oehle und Ausfettungsstoffe.
                        
                     
                        
                           Die Oehle, deren man sich bei der Zubereitung der Haͤute bedient, bestehen im
                              Allgemeinen:
                           1) aus Sommer- oder Winter-Ruͤbsamen- oder
                              Repsoͤhl, Nußoͤhl oder franzoͤsischem Fischthran;
                           2) aus 10 Theilen Oehlhefen, die man reinigt, indem man sie mit 10 Theilen Wasser in
                              einen Kessel bringt, und dann noch eine Kalkmilch zusezt, welche aus 1/12 Kalk und
                              1/18 Kreide, die mit einem Theile Wasser angeruͤhrt worden, besteht. Diese
                              Kalkmilch, die man erst am Ende des Ansudes, den man der Masse fuͤnf Stunden
                              lang bei starkem Feuer gibt, zusezt, dient zum Faͤllen der fremdartigen
                              Theile, damit man beim Abkuͤhlen ein klares Oehl erhalt;
                           3) aus Hefen (pieds) von Koͤrneroͤhlen,
                              Nußoͤhl, Fischthran oder von harzigen Oehlen.
                           Mit allen diesen gereinigten Oehlen sezt man nun in metallenen Kesseln, welche
                              beilaͤufig 25 metrische Centner fassen, verschiedene Gemische zusammen. Ein
                              solches Gemisch ist z.B. folgendes:
                           
                              
                                 30   Theile
                                 Fischthran,
                                 
                              
                                 15       –
                                 auf obige Weise gereinigte Oehlhefen,
                                 
                              
                                   2 1/2 –
                                 feinen Terpenthin,
                                 
                              
                                   2 1/2 –
                                 Burgunderpech.
                                 
                              
                                 ––––––––
                                 
                                 
                              
                                 50   Theile.
                                 
                                 
                              
                           Die beiden lezteren Substanzen sezt man zu, um die Haͤute wasserdicht zu
                              machen. Diese 50 Theile, welche beilaͤufig 25 Centner ausmachen, geben, wenn
                              sie 5–6 Stunden lang bei gelindem Feuer erhizt und mit einander
                              abgeruͤhrt worden, beilaͤufig 24 metrische Cntr. einer zum Gerben und
                              Garmachen geeigneten Substanz.
                           Wenn man das Nußoͤhl und den Fischthran nicht sogleich anzuwenden braucht, so
                              begnuͤgt man sich damit, sie durch Stehenlassen zu reinigen. Ist man aber
                              gezwungen, dieselben sogleich und frisch anzuwenden, so gibt man sie beide in einen
                              Kessel, bringt sie bei gelindem Feuer zum Siedest, und bereitet sich, indem man am
                              Ende des Ansudes eine der oben beschriebenen aͤhnliche Lauge aus Kalk und
                              Kreide zusezt, Gemische von klaren Oehlen und Hefen, welche man, je nach der
                              Beschaffenheit des Oehles, in großen Trichtern durch 50 Kilogrammen
                              kardaͤtschte Wolle oder durch eine gleiche Menge Kohlenpulver filtrirt.
                              – Was die harzigen Oehle betrifft, so laͤßt man das Burgunderpech und den Terpenthin
                              einzeln zergehen, um sie dann durch eine Strohdeke zu seihen, und gegen das Ende des
                              Sudes nach und nach in den Kessel zu gießen.
                           Ein zweites Gemisch ist folgendes:
                           
                              
                                 15   Theile
                                 Fischthran,
                                 
                              
                                 15       –
                                 Sommerrepsoͤhl (huile de
                                       rabette),
                                 
                              
                                 15       –
                                 gereinigtes Stokfischoͤhl,
                                 
                              
                                   2 1/2 –
                                 feiner Terpenthin,
                                 
                              
                                   2 1/2 –
                                 Burgunderpech,
                                 
                              
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 50   Theile
                                 
                                 
                              
                           welche auf die beschriebene Weise erhizt werden.
                           Eine dritte Zusammensezung bereitet man nach folgender Vorschrift:
                           
                              
                                 15   Theile
                                 Sommer- oder Winterrepsoͤhl,
                                 
                              
                                 30       –
                                 Oehl aus Fischthranhefen gewonnen, indem
                                    mandieselben bei einer gelinden Waͤrme, bei welcher
                                    einTheil des Fleisches der Leber zergeht, auszieht,
                                 
                              
                                   2 1/2 –
                                 feinen Terpenthin,
                                 
                              
                                   2 1/2 –
                                 Burgunderpech,
                                 
                              
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 50   Theile,
                                 
                                 
                              
                           welche auf die angegebene Weise behandelt werden.
                           Eine vierte Vorschrift endlich ist folgende:
                           
                              
                                 35   Theile
                                 Sommerrepsoͤhl, welche im Winter bei der
                                    Dampfhize,im Sommer hingegen an der Sonne einen Monat
                                    languͤber einer großen Menge gestoßener Fische
                                    gestanden,und welche durch diese Digestion den
                                    Fischthranaufgenommen haben. Das Oehl muß uͤber Kohle
                                    undWolle filtrirt werden, 
                                 
                              
                                 10       –
                                 Nußoͤhl, die auf gleiche Weise mit Fischthran
                                    gesaͤttigtworden,
                                 
                              
                                   2 1/2 –
                                 seiner Terpenthin, 
                                 
                              
                                   2 1/2 –
                                 Burgunderpech, 
                                 
                              
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 50   Theile,
                                 
                                 
                              
                           die der oben beschriebenen Behandlung unterworfen werden
                              muͤssen.
                           
                        
                        
                           Von den Ausfettungsstoffen(dégras)
                           Diese Stoffe bestehen:
                           1) aus dem fettesten Theile der oben beschriebenen Oehle, welches in Form einer
                              Pomade gerinnt;
                           2) aus allen Arten fettiger Stoffe, welche mit Kalk-, Kreiden- oder
                              Potaschenlauge gereinigt worden;
                           3) aus allen Arten Hefen vegetabilischer und thierischer Oehle. Man vermengt:
                           
                              
                                 12 Theile
                                 der oben erwaͤhnten gestokten selten
                                    Oehle,
                                 
                              
                                   6   –
                                 gereinigte Hefen und gallertartige Substanzen
                                 
                              
                                   1   –
                                 feinen Terpenthin,
                                 
                              
                                   1   –
                                 Burgunderpech, welche beide lezteren dazu
                                    bestimmtsind, die Haͤute wasserdicht zu machen,
                                 
                              
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 20 Theile
                                 
                                 
                              
                           
                           Diese 20 Theile werden kalt und warm zwei Stunden lang gut unter einander
                              geruͤhrt, und dann in einen Kessel gebracht, in welchem man sie unter
                              bestaͤndigem Umruͤhren 4 Stunden lang gelinde erhizt. Man oxydirt
                              dieses Gemenge dadurch, daß man es mehrere Tage hindurch wiederholt
                              umruͤhrt.
                           Wenn man die fremdartigen Substanzen und besonders das Wasser aus den fetten und
                              gallertartigen Stoffen ausziehen will, so waͤscht man sie in einer
                              Potaschenlauge von 4° aus, erhizt sie dann 5 Stunden lang, und laͤßt
                              sie hierauf 72 Stunden lang ruhig stehen, damit das Oehl, oder eine Substanz, welche
                              diker ist, als Oehl, und welche besonders im Winter zur Bereitung der
                              Ausfettungsstoffe dient, emporsteigt. Man bedient sich auch der Kalk- und
                              Kreidenmilch, wenn die Substanzen keiner staͤrkeren Reinigung
                              beduͤrfen.
                           Die Farbe ertheilt man den Ausfettungsstoffen, indem man je nach der mehr oder minder
                              dunkeln orangegelben Farbe, die man ihnen geben will, 50 Kilogr. Oehl mit 5–6
                              Kilogr. Orlean oder mit einer doppelt so großen Menge Curcume siedet. Diese Farbe
                              wird dann kalt auf die in mehrere Kuͤbel vertheilte Ausfettungsmasse
                              gegossen, und so lange umgeruͤhrt, bis man die verlangte Schattirung erreicht
                              hat.