Titel: | Einiges über die Kosten der Dampffahrt auf Eisenbahnen im Vergleiche mit der Dampfwagenfahrt auf gewöhnlichen Straßen. |
Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. I., S. 1 |
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I.
Einiges uͤber die
Kosten der Dampffahrt auf Eisenbahnen im Vergleiche mit der
Dampfwagenfahrt auf gewoͤhnlichen Straßen.
Aus dem Mechanics'
Magazine, No. 549, S. 330.
[Einiges uͤber die Kosten der Dampffahrt auf Eisenbahnen.]
Es ist bekannt, daß die ersten auf die
Liverpool-Manchester-Eisenbahn gebrachten
Dampfwagen nicht uͤber 6 Tonnen schwer waren, und daß
deren Gewicht nach und nach bis uͤber 10 Tonnen
gesteigert wurde. Nach Hrn. M's Angabe sollen die schwereren
Dampfwagen aber verhaͤltnißmaͤßig schwerer zu
betreiben seyn: eine Behauptung, welche offenbar mit der
Erfahrung im Widerspruche steht.Dieser ganze Aufsaz bezieht sich auf eine Abhandlung des
Hrn. Macneil, von welcher wir
fruͤher schon Einiges mittheilten, und auf welche
sich auch Hr. Parnell in
seinem neuesten Werke uͤber den Straßenbau
(Polyt. Journ. Bd. LI.
S. 415) bezog. Wir bemerken nur noch, daß die
London- und
Holyhead-Dampfwagen-Compagnie, welche ein
Granitpflaster legen, und auf diesem dann mit Dampfwagen
fahren wollte, ihrer pompoͤsen
Ankuͤndigung ungeachtet, den neuesten Nachrichten
im Mechanics' Magazine zu
Folge, nicht zu Stande zu kommen scheint. A. d. R.
Man weiß, daß die ebenste, bisher bekannte Straße,
naͤmlich eine aus Granit gebaute, wie sie in dem
Prospectus der London- und
Holyhead-Dampfwagen-Compagnie in Vorschlag
gebracht wird, einen Widerstand leistet, zu dessen Ueberwindung,
wenn eine Last mit einer Geschwindigkeit von 2 1/2 Meile in der
Stunde darauf fortgeschafft werden soll, eine Zugkraft
erforderlich ist, welche 1/70 dieser Last betraͤgt. Es
ist aber auch bekannt, daß der mittlere Widerstand auf einer
Eisenbahn bei der groͤßten Geschwindigkeit nicht
uͤber 1/200 der Last betraͤgt. Wenn daher die
heftigen Erschuͤtterungen und Stoͤße, welche die
Maschinen Hrn. M. zu Folge nothwendig erleiden, schon auf der
Eisenbahn eine Abnuͤzung der Maschinerie von 1 Schill. 9
Den. per Meile erzeugen, welche
Abnuͤzung wird erst durch die weit heftigeren
Erschuͤtterungen, die nothwendig auf den Straßen Statt
finden muͤssen, erzeugt werden?
Ein Gurney'scher Kessel eines auf
einer Eisenbahn fahrenden Dampfwagens verzehrte in jeder Meile
beilaͤufig 6 Pfd. Steinkohle per Tonne. Auf einer Granitbahn wuͤrde derselbe
Kessel aber 18 Pfd. Kohle per Tonne in der Meile verbrauchen, oder mit am deren
Worten, 6 Pfd. Kohlen wuͤrden auf einer Granitbahn nur
1/3 Tonne eine Meile weit bewegen. Dabei ist noch zu bemerken,
daß dieser Kessel der einzige ist, dem Dr. Lardner in seinem Werke
uͤber die Dampfwagen seine volle Billigung ertheilt, und
dem er vor den roͤhrenfoͤrmigen Kesseln den Vorzug
gibt.
Wenn nun mittelst eines Pfundes Kohks beilaͤufig dieselbe
Hize erzeugt wird, wie mittelst eines Pfundes Steinkohlen, so
wird die Quantitaͤt, welche fuͤr einen Dampfwagen,
dessen Last im Ganzen 6 Tonnen betraͤgt, erforderlich
ist, 108 Pfd. statt 43 betragen, d.h. 36 Mal mehr als der beste
gegenwaͤrtig auf den Eisenbahnen gebraͤuchliche
Dampfwagen, und beilaͤufig 24 Mal mehr, als der
Durchschnittsverbrauch.
So weit unser Wissen gegenwaͤrtig reicht, verhaͤlt
sich der Widerstand auf einer Eisenbahn wie der dritte Theil des
Widerstandes auf der besten Granitbahn, wie der siebente Theil
des Widerstandes auf der besten Straße, und wie der
zwoͤlfte Theil des Widerstandes auf den
gewoͤhnlichen Landstraßen. Die Bewegung auf einer
Eisenbahn ist im Vergleiche mit dem stoßenden Laufe der Wagen
auf einem Straßenpflaster ein Hingleiten auf einer
Flaͤche Eis; und welche Resultate man auch immer mit
thierischer oder mechanischer Kraft auf irgend einer dieser
Straßen erreichen wird, so wird dieselbe Kraft auf einer
Eisenbahn zu Resultaten fuͤhren, die man erhaͤlt,
wenn man die angegebenen Bruchtheile als Multiplicatoren nimmt;
und dabei wird man uͤberdieß auf der Eisenbahn auch noch
eine Geschwindigkeit erreichen, die sich auf keiner anderen
bisher bekannten Straße erzielen laͤßt.