Titel: | Bericht des Hrn. Héricart de Thury über verschiedene von Hrn. Henry Robert, Uhrmacher zu Paris, erfundene astronomische und chronometrische Instrumente. |
Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. III., S. 6 |
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III.
Bericht des Hrn. Héricart de
Thury uͤber verschiedene von Hrn. Henry Robert,
Uhrmacher zu Paris, erfundene astronomische und chronometrische
Instrumente.
Aus dem Bulletin de la
Société d'encouragement. Septbr. 1833,
S. 292.
Mit Abbildungen auf Tab. I.
Ueber verschiedene astronomische und
chronometrische Instrumente.
Die Instrumente, welche Hr. Henry Robert, Uhrmacher zu Paris, Palais-Royal, Galerie de Valois No. 164, der
Gesellschaft vorlegte, sind: 1) eine astronomische Wage; 2) ein
tragbarer Meridian; 3) ein chronometrischer Zaͤhler, und
4) eine Vorrichtung, mit deren Huͤlfe sich die Stokuhren
luftdicht verschließen lassen. Ueber alle diese verschiedenen
Gegenstaͤnde habe ich nun die Ehre der Gesellschaft im
Namen der Commission der mechanischen Kuͤnste folgenden
Bericht zu erstatten.
1. Von der
astronomischen Wage.
Die astronomische Wage des Hrn. Robert
ist ein Instrument von neuer Erfindung, mittelst welchem man,
wenn es frei an seiner Kette aufgehangen ist, die Stunde, die
Minute, die Secunde, und selbst den Augenblik beobachten kann,
in welchem die Sonne Vormittags beim Emporsteigen auf irgend
einer Hoͤhe uͤber dem Horizonte anlangt, und
mittelst welchem sich erkennen laͤßt, wann die Sonne des
Nachmittags durch dieselbe Hoͤhe geht. Der Augenblik, in
welchem die Sonne durch den Meridian geht, und in welchem sie
folglich am hoͤchsten steht, findet zu einer Zeit Statt,
welche von den des Morgens und des Abends beobachteten
Hoͤhen gleich weit entfernt ist. Es sind zwar bei genauen
astronomischen Beobachtungen hieran einige kleine Correctionen
zu machen, allein diese kommen hier nicht in Betracht.
Von dem Gebrauche dieser Wage. Die
astronomische Wage wird mit ihrer Kette an einem fixen Punkte so
aufgehaͤngt, daß das Glas gegen die Sonne gerichtet, die
eingetheilte Platte hingegen nach der entgegengesezten Richtung
geneigt ist, und daß sie mit dem Horizonte einen solchen Winkel
bildet, daß die Sonnenstrahlen auf die eingetheilte Platte
fallen. Man nimmt dann eine gute Uhr, und beobachtet und notirt
die Stunde, Minute und Secunde des Eintrittes der Lichtpunkte
auf die Linien der eingetheilten Platte und den Augenblik des
Austrittes eben dieser Linien. Des Nachmittags macht man dann
dieselbe Beobachtung, um hierauf die mit den verschiedenen
Linien angestellten Beobachtungen zu vergleichen, und das
Mittel daraus zu ziehen. Man zaͤhlt dann die Zeit, welche
zwischen den beiden entsprechenden Beobachtungen verfloß, und
rechnet die Haͤlfte dieser Zeit zu den Stunden der ersten
Beobachtung. Gibt die Summe dieser Zeit nicht genau 12 Uhr oder
Mittag, so geht die Uhr um die Differenz zu spaͤt;
betraͤgt die Summe hingegen uͤber 12 Uhr, so geht
die Uhr um die ganze Differenz zu fruͤh.
Diese Methode, den wahren Mittag zu beobachten, gewaͤhrt
den Vortheil, daß man die Stunde ohne Ruͤksicht auf die
Breite des Ortes der Beobachtung erfaͤhrt; daß man
mehrere Beobachtungen macht, um das Mittel aus denselben zu
ziehen; daß man aller Schwierigkeiten, die das Ziehen eines
Meridians mit sich bringt, uͤberhoben ist, und daß man
die wahre Stunde oͤfter erhaͤlt, als durch die
Beobachtung des Durchganges der Sonne durch den Meridian, weil
dieser Durchgang nur einen Augenblik betraͤgt, dessen
Beobachtung durch eine leichte Wolke oder durch verschiedene
andere Umstaͤnde vereitelt werden kann.
Das einfache und sinnreiche Instrument des Hrn. Robert duͤrfte zwar bei seiner
Anwendung einige Schwierigkeiten darbieten, welche durch die in
unserem Clima so haͤufigen Veraͤnderungen, durch
die die Wiederholung der des Morgens gemachten Beobachtung
Abends unmoͤglich wird, bedingt sind; allein wir glauben
dessen ungeachtet, daß die astronomische Wage bei ruhigem Wetter
sehr vortheilhaft benuzt werden kann. Der Preis dieses
Instrumentes ist sehr maͤßig; denn eine Wage von 0,30 bis
0,35 Meter oder von beilaͤufig einem Fuße, welche selbst
fuͤr einen sehr ungeuͤbten Beobachter 10 Secunden
angibt, kostet nur 30 Franken; eine Wage von 0,45 bis 0,50 Meter
oder beilaͤufig 18 Zoll, welche 5 Secunden angibt, kostet
nur 36 Franken.
Man sieht dieses Instrument in Fig.
15 abgebildet.
A ist eine hohle messingene
Roͤhre, die in der Mitte ihrer Laͤnge mit einem
Zapfenbande C versehen ist, in
welchem sich das Richtscheit CD dreht. An dem Ende B
befindet sich ein Objectivglas, dessen Brennweite gleich BF ist.
E ist eine Kette, an welcher das
Instrument frei aufgehaͤngt werden kann.
Will man eine Beobachtung machen, so gibt man der Roͤhre
AB eine groͤßere
oder geringere Neigung, damit deren Achse mit der Hoͤhe
der Sonne S correspondire.
II' ist ein an dem unteren Theile der
Roͤhre angebrachter Ausschnitt, der zum Theil von der
schief geneigten eingetheilten Platte G, auf welcher die gekreuzten Linien, die man aus dem
in Fig.
16 abgebildeten Theile der Roͤhre ersieht,
gezogen sind. Auf diese Linien faͤllt im Augenblike des Durchganges der Sonnenstrahl,
der durch die Linse eingetreten.
2. Von dem tragbaren
Meridian.
Die beste Methode zur Bestimmung der genauen Zeit ist die
Beobachtung des Durchganges der Sonne durch den Meridian. Der
Grad der Genauigkeit haͤngt von der Empfindlichkeit des
Instrumentes und der Gewandtheit des Beobachters ab. Man bedient
sich zu diesen Beobachtungen eines Meridian- oder
Passage-Fernrohres, mit welchem man wegen seiner
Dimensionen und wegen der Sorgfalt, die auf dessen Stellung
verwendet wird, selbst Zehntelsecunden bemessen kann: ein
Resultat, welches sich mit sehr kleinen Instrumenten nicht
erreichen laͤßt.
Man trifft im Handel meistens nur schlecht verfertigte und
schlecht gestellte Sonnenquadranten, welche bald unbrauchbar
werden. Fuͤr das gewoͤhnliche Publicum, welches
die Zeit zur Regulirung seiner Arbeiten nur auf 4 bis 5 Minuten
zu wissen verlangt, reicht ein Quadrant dieser Art hin; allein
zwischen dem Astronomen, der die Zehntheile der Secunden wissen
will und muß, und zwischen der Masse des Publicums, der es auf 5
Minuten nicht ankommt, gibt es eine Classe von Menschen, die die
Sonnenzeit genau wissen muͤssen, und diese Classe bilden
die Uhrmacher, und zwar besonders die Uhrmacher auf dem Lande.
Eben so gibt es viele Leute, die sich mit Mechanik und
verschiedenen Wissenschaften beschaͤftigen, und welche
Instrumente besizen, mit denen die Zeit genau gemessen werden
kann, und bei denen es oͤfter darauf ankommt, deren Gang
und deren Genauigkeit zu erweisen.
In Ermangelung von besseren und vorzuͤglich von
wohlfeileren Instrumenten bedient man sich nun
gegenwaͤrtig zu diesem Behufe verschiedener mehr oder
weniger vollkommener Vorrichtungen, mit denen man jedoch kaum
eine groͤßere Genauigkeit, als eine von 15 Secunden
erreichen kann, und welche daher in vielen Faͤllen nicht
genuͤgen. So durchloͤchert z.B. der eine
Blechplatte, befestigt sie in einer Mauer, und verzeichnet
darnach so gut als moͤglich eine Mittagslinie. Ein
anderer haͤngt ein Senkblei auf, und bemerkt die Stelle,
auf welche der Schatten der Schnur im Augenblike des Mittags
faͤllt. Andere errichten Zeigerstangen, und ziehen dann
mit ihrem Regulator, der selbst oft nicht genau ist, die Stunden
und deren Unterabtheilungen.
Alle diese Methoden, die zwar an und fuͤr sich gut sind,
gewaͤhren jedoch keine hinreichende Genauigkeit, weil man
wegen des Halbschattens kein reines Bild zu sehen im Stande ist.
So ist z.B. der große Meridian von Saint-Sulpice, troz aller
Sorgfalt und Vorsicht, die man beim Ziehen desselben verwendet,
doch nur so genau, daß man die Sonnenzeit hoͤchstens bis
nahe an 3 Secunden darnach nehmen kann.
Der tragbare Meridian des Hrn. Robert
ist nun nach dem Principe der großen Durchgangs- oder
Passage-Instrumente erbaut; er besteht aus einem
Diopter-Lineale oder einer Alhidade, welches auf einem
Gestelle ruht, und sich auf demselben in einer Flaͤche
bewegt, die so wenig Veraͤnderungen ausgesezt ist, als es
bei einem so kleinen Instrumente moͤglich ist. An dem
einen Ende dieser Alhidade befindet sich eine Linse, deren
Brennweite der Laͤnge der Alhidade gleich ist; an dem
anderen Ende hingegen ist ein Stuͤk angebracht, an
welchem der gegen die Linse gerichtete Theil in Form einer
schiefen Flaͤche, die mit der Bewegungsflaͤche der
Alhidade einen Winkel von 30° bildet, geschnitten ist.
Auf dieser schiefen Flache befindet sich eine sehr feine Linie
aus Platin, und diese Linie sowohl als die optische Achse der
Linse befinden sich in einer Flaͤche, welche mit der
Bewegungsflaͤche der Alhidade parallel laͤuft.
Der Fuß oder der Traͤger der Alhidade ist so eingerichtet,
daß er jedes Mal, so oft man ihn auf ein eigens hierzu
bestimmtes Gesimse bringt, welches an dem Gesimse eines Fensters
befestigt wird, genau wieder dieselbe Stellung annimmt, die ihm
das erste Mal gegeben wurde. Zur Regulirung seiner senkrechten
Stellung und seiner Stellung im Meridian dienen drei
Fuͤße und drei Stellzapfen.
Dieses Instrument gibt, so klein es ist, und mit einer Linse von
7 Zoll 6 Linien Brennweite, wenn der Beobachter nur einige
Uebung hat, die Zeit mit einer Genauigkeit, welche nahe an 4
Secunden betraͤgt. Seine Empfindlichkeit hat einen
zweifachen Grund: 1) gibt die Linse ein reines Bild, bei welchem
die Ungewißheit wegfaͤllt, die der laͤstige
Halbschatten, den man mit den durchloͤcherten Blechen,
den Senkbleien, den Zeigerstangen etc. erhaͤlt, mit sich
bringt, und 2) wird das Bild nicht von einer Flaͤche
aufgenommen, die gegen die Richtung der Strahlen des leuchtenden
Punktes senkrecht ist, sondern von einer Platte, die mit dieser
Richtung einen Winkel von beilaͤufig 30° bildet.
Diese Flaͤche ist zwei Mal so lang als hoch;
waͤhrend also das Bild der Sonne hier die ganze schiefe
Flaͤche durchlaͤuft, wuͤrde dasselbe nur
die Hoͤhe dieser Flaͤche durchwandern, wenn es,
wie dieß sonst gewoͤhnlich der Fall ist, auf eine
Flaͤche fiele, die senkrecht gegen die Richtung der
Lichtstrahlen gestellt ist. Die Geschwindigkeit des Bildes ist
also fuͤr das Auge des Beobachters eine doppelt so große;
und in Folge dieser Einrichtung erhaͤlt man mit
einer Alhidade von 0,20 Meter eine eben so große
Empfindlichkeit, als man sonst nur mit einer von 0,40 Meter zu
erzielen im Stande waͤre. Wie groß der Vortheil ist, wenn
man mit kleineren Instrumenten denselben Zwek erreichen kann,
wie mit groͤßeren, weiß Jedermann.
Ein Meridian, der so empfindlich ist, daß man mit Leichtigkeit
noch 4 Secunden damit schaͤzen kann, kostet bei Hrn. Robert 80 Franken; und dieser
gewandte Kuͤnstler hofft sogar deren Preis noch auf 50
Fr. erniedrigen zu koͤnnen. Die Commission zweifelt daher
nicht an der guͤnstigen Aufnahme, die dieses Instrument
finden wird, um so mehr, da dasselbe nicht leicht durch ein
anderes, welches in Hinsicht auf Einfachheit, Genauigkeit,
Leichtigkeit des Gebrauches und Wohlfeilheit gleich große
Vortheile gewaͤhrt, ersezt werden duͤrfte.
Man sieht diesen Meridian in Fig.
17 im Aufrisse, und in Fig.
18 im Grundrisse. Er besteht aus einem Diopterlineale
oder einer Alhidade AB, welche
sich um die Achse C bewegen
laͤßt. An ihrem Ende A ist
eine Linse angebracht, deren Brennweite gleich AB ist. An dem Ende B ist ein Metallstuͤk
angebracht, welches an der der Linse gegenuͤber liegenden
Seite eine schiefe Flaͤche I,
Fig.
18, darbietet. Diese schiefe Flaͤche ist
bronzirt, und auf ihr befindet sich eine weiße Linie aus Platin.
Wenn das Bild der Sonne durch diese Linie in zwei gleiche Theile
getheilt wird, so befindet sich dieses Gestirn in der
Flaͤche des Meridians.
M ist eine Tafel mit drei eisernen
Fuͤßen, die in das Gesims eines Fensters eingelassen
sind. Auf dieser Tafel sind die beiden Kloͤze TT, gegen welche sich die
Stellzapfen bb stemmen,
befestigt.
P ist der auf der Tafel M ruhende Fuß des Instrumentes. Der
Staͤnder oder Traͤger P' ist an seinem oberen Theile mit einer Scheibe D versehen, durch welche die Achse
C, um die sich die Alhidade
dreht, geht. V, V sind
Stellschrauben, durch welche das Instrument in eine senkrechte
Flaͤche gestellt werden kann.
b, b, b sind die an dem Fuße P angebrachten Stellzapfen, welche,
indem sie sich gegen die beiden Kloͤze TT stemmen, als Abzeichen
dienen, damit das Instrument genau wieder die Stellung
erhaͤlt, die man ihm gab, nachdem man es nach dem
Aufsezen auf die Tafel M orientirt
hat.
3. Von dem
chronometrischen Zaͤhler und der tragbaren Pendeluhr
mit Weker.
Die Vorrichtung, deren sich Hr. Robert
bei seiner tragbaren Wekerpendeluhr und seinem Zaͤhler
bedient, besteht in einem doppelten Sekundenzeiger nach Art
derjenigen, welche die franzoͤsischen Uhrmacher
aiguilles trotteuses zu nennen
pflegen. Einer dieser Zeiger bleibt naͤmlich
augenbliklich stehen, so wie die Hand auf einen eigens zu diesem
Zweke eingerichteten Vorfall oder Ausheber wirkt; sein
Zifferblatt hat eine Eintheilung, durch welche die Bruchtheile
der Secunden in Fuͤnfteln angegeben werden. Dieser Zeiger
bleibt unbeweglich, waͤhrend der Beobachter die Zeit, die
er andeutet, aufzeichnet: so wie dieß geschehen, und so wie der
Vorfall mit der Hand nach entgegengesezter Richtung bewegt wird,
so beginnt der Zeiger rasch zu springen, bis er jenen Zeiger,
der seinen Lauf unterdessen fortsezte, wieder eingeholt, wo er
sich dann so lange gemeinschaftlich mit diesem lezteren bewegt,
bis man zum Behufe einer neuen Beobachtung wieder dasselbe
Verfahren beginnt. Mit Huͤlfe dieses Instrumentes lassen
sich ohne Muͤhe und mit großer Genauigkeit alle jene
Beobachtungen anstellen, bei welchen die Astronomen, Ingenieure
und Mechaniker die Zeit zu messen pflegen.
Die sogenannten Zaͤhler (compteurs) sind kleine Reisependeluhren; sie bestehen:
1) aus einem Gehwerke, welches zum Messen der Zeit dient. 2) Aus
einem Nebenmechanismus, durch welchen ein Zeiger in dem
Augenblike, in welchem man auf einen Vorfall oder Ausheber
druͤkt, stehen bleibt, und auf einem Zifferblatte die
Secunde und deren Bruchtheile, in Fuͤnfteln
ausgedruͤkt, andeutet. Dieser Zeiger kommt spaͤter
wieder in Gang, und durchlaͤuft mit einem Sprunge den
Bogen des Zifferblattes, der die Zeit angibt, waͤhrend
welcher er stehen geblieben ist. 3) Aus einem Wekerschlagwerke,
welches sich zu einer voraus bestimmten Zeit vernehmen
laͤßt, und welcher des Morgens als Weker, oder zu anderen
Zeiten dazu dienen kann, den mit anderen Arbeiten
beschaͤftigten Beobachter aufmerksam zu machen, daß die
Zeit, zu welcher eine Beobachtung gemacht werden soll, gekommen
ist.
Hr. Robert aͤndert diese Art
von Schlagwerk nach Geschmak und nach Umstaͤnden
verschieden ab. Fuͤr Leute, die sich desselben selten
bedienen, wendet er z.B. einen einfachen Weker an, wie man sich
dessen gewoͤhnlich bedient, und welcher aus einem
Raͤderwerke besteht, das jedes Mal, so oft man gewekt
werden will, aufgezogen und auf den Augenblik, zu welchem das
Schlagwerk abgehen soll, gerichtet wird. An den Uhren
fuͤr Leute, die jeden Tag zu einer und derselben Stunde
aufstehen muͤssen, bringt er einen Weker mit dreifacher
Wirkung an, der jeden Morgen um dieselbe Stunde abgeht, so lange
er nicht anders gestellt wird. Will man nicht gewekt seyn, so
dreht man den Zeiger des Wekers auf das Wort Silence (Schweigen);
befuͤrchtet man aber, daß man z.B. auf einer Reise oder
bei einer sonstigen wichtigen Gelegenheit bei dem Reveil ordinaire (dem
gewoͤhnlichen Weker) verschlafen koͤnnte, so
richtet man denselben Zeiger auf die Worte grand reveil (großer Weker), wo dann
gewiß zur verlangten Stunde ein solcher Laͤrm entstehen
wird, daß selbst der staͤrkste Schlaͤfer
daruͤber erwachen muͤßte.
4) Endlich bestehen diese Zaͤhler aus einem
Raͤderwerke fuͤr das Schlagwerk, aͤhnlich
jenem der gewoͤhnlichen Stokuhren. Diese Vorrichtung
vertraͤgt sich besser mit dem einfachen Weker, als mit
dem Weker mit dreifacher Wirkung.
Uebrigens lassen sich auch noch alle uͤbrigen in der
Uhrmacherkunst gebraͤuchlichen Vorrichtungen, wie z.B.
eine der gewoͤhnlichen Repetition aͤhnliche
Repetition, das große Schlagwerk etc. an den Zaͤhlern
anbringen.
Die Preise dieser Pendeluhren des Hrn. Robert sind folgender Maßen fixirt:
1) Eine einfache Reisependeluhr mit Zaͤhler, welche 8 Tage
geht, kostet 300 Franken.
2) Eine aͤhnliche Pendeluhr mit einfachem Weker kostet 350
Fr.
3) Eine aͤhnliche Pendeluhr mit dreifachem Weker kostet
500 Fr.
4) Eine aͤhnliche Pendeluhr, welche die ganzen und halben
Stunden schlaͤgt, die aber keinen Weker hat, kostet 350
Fr.
5) Eine ebensolche Pendeluhr, die aber auch noch einen einfachen
Weker hat, kostet 400 Fr.
Fig. 19 zeigt das Zifferblatt dieses
Zaͤhlers.
A ist der Minuten- und B der Stundenzeiger.
E ist ein Zeiger, dem man dreierlei
verschiedene Stellungen geben kann. Wird er auf das Wort Reveil gerichtet, so laͤßt
sich das Schlagwerk alle 24 Stunden ein Mal zu einer im Voraus
bestimmten Stunde vernehmen, ohne daß man die Feder deßhalb
taͤglich aufzuziehen braucht. Richtet man den Zeiger
hingegen auf das Wort Grand reveil,
so dauert der Laͤrm viel laͤnger, und richtet man
ihn endlich auf das Wort Silence, so
bleibt das Schlagwerk selbst dann still, wenn der Wekerzeiger
uͤber den Punkt O
gegangen.
R ist ein Wekerzeiger, welcher sich
innerhalb 24 Stunden ein Mal umdreht; er deutet die Zeit an, um
welche der Weker abgehen soll.
S sind zwei uͤber einander
befindliche und mit einander gehende Secundenzeiger.
Ruͤkt man den Riegel von V
nach V', so bleibt einer dieser
Zeiger stehen, und deutet die Bruchtheile der Secunden in
Fuͤnfteln an. Man notirt sich dann den Augenblik der
Beobachtung, und schiebt hierauf den Riegel wieder von V' nach V zuruͤk, wo dann der stehengebliebene Zeiger
mit einem Sprunge den Zeiger einholt, der sich indessen
vorwaͤrts bewegte, und denselben nicht mehr
verlaͤßt, ausgenommen man verschiebt den Riegel V neuerdings wieder.
4. Von dem Apparate,
womit sich die Stokuhren luftdicht verschließen
lassen.
Der Glasgloken oder glaͤsernen Gehaͤuse, die man
gewoͤhnlich uͤber die Stokuhren zu stuͤrzen
pflegt, ungeachtet, dringt, wie Jedermann weiß, immer Staub in
das Innere dieser Uhren. Wie gut man die Uhren selbst auch
verschloß, und wie genau die Glasstuͤrze und sonstigen
glaͤsernen Gehaͤuse auch passen mochten, so
brachte man es bisher doch nicht dahin, diesem fatalen Uebel
abhelfen zu koͤnnen. Dieses Eindringen des Staubes
geschieht hauptsaͤchlich dann, wenn sich die Luft im
Inneren der Uhr mit der aͤußeren Luft in den
Gemaͤchern ins Gleichgewicht zu sezen sucht; so des
Morgens, wo die Fenster geoͤffnet und die Zimmer
geluͤftet werden, und wo dann die kuͤhle Luft in
das Innere der Uhren einstroͤmt, und von den feinen, in
der Luft schwebenden, unsichtbaren Staubtheilchen mit sich
fuͤhrt. Welche Wirkung dieser eindringende Staub auf die
zarten Theile einer Uhr mit der Laͤnge der Zeit
hervorbringen muß, ergibt sich schon aus einer Betrachtung der
diken Staubschichte, die sich taͤglich auf den
Moͤbeln unserer Zimmer anhaͤuft, besonders wenn
sich in diesen Zimmern zahlreiche Gesellschaften versammeln,
oder wenn dieselben mit Teppichen, diesen wahrhaften
Staubbehaͤltern, belegt sind.
Durch das Ausfindigmachen einer Methode, nach welcher sich die
Stokuhren durch eine einfache, wohlfeile, leicht anwendbare und
folglich Jedermann brauchbare Methode so viel als
moͤglich luftdicht verschließen ließen, wuͤrde
also der Uhrmacherkunst ein großer und laͤngst
gefuͤhlter Dienst geleistet werden. Hr. Robert hat dieser Aufgabe durch die
von ihm ausgedachte, und der Gesellschaft vorgelegte sinnreiche
Vorrichtung genuͤgend entsprochen.
Sein Verfahren besteht darin, daß er den Rand oder den unteren
Theil der Glasgloken oder Ballons nicht mit dikem Sammt oder
dergleichen, sondern mit einem elastischen Wulste umgibt,
welcher fest in den kegelfoͤrmigen Theil des Sokels
einpaßt, so daß er an seinem ganzen Umfange so stark gegen den
Sokel oder Untersaz druͤkt, daß die Luft nur in Folge
eines sehr starken Drukes zwischen den beiden Theilen
durchzudringen im Stande ist.
Der Sokel oder der Untersaz ist hohl, oder bildet ein
Gehaͤuse, welches aus einer Zarge, einem Boden und einem
Dekel besteht. Er ist durch eine Scheidewand oder durch einen
Sak aus gummirtem Taffet in zwei Theile getheilt. Der Boden und
der Dekel sind mit einer Oeffnung versehen; die Oeffnung im
Boden stellt die Verbindung zwischen der aͤußeren Luft
und dem unter der Scheidewand befindlichen Theile des Sokels
her, waͤhrend die Oeffnung im Dekel die Verbindung
zwischen der Luft in der Gloke und jener in dem hohlen oder
oberen Theile des Sokels vermittelt. In Folge dieser
eben so einfachen als sinnreichen Vorrichtung kann sich bei den
in den Zimmern eintretenden Veraͤnderungen der Temperatur
das Gleichgewicht zwischen der die Gloken umgebenden Luft und
jener Luft, die sich in den Gloken selbst befindet, sehr leicht
herstellen, und zwar ohne daß Staubtheilchen unter die Gloke
eindringen koͤnnen. Erleidet naͤmlich die im
Inneren enthaltene Luft in Folge der Erhoͤhung der
Temperatur eine Ausdehnung, so gibt die Scheidewand aus
Wachstaffet nach und senkt sich in den unteren Theil des Sokels
oder Untersazes herab; wird die Luft hingegen verdichtet, so
steigt die Scheidewand so lange empor, bis das Gleichgewicht
gehoͤrig hergestellt ist.
Dieser vortreffliche Apparat des Hrn. Robert eignet sich nicht nur zum Verschließen der
Stokuhren, sondern man kann damit auch alle anderen Mechanismen
und Instrumente, und uͤberhaupt alle Gegenstaͤnde
von Werth gegen die nachtheilige Einwirkung des Standes
schuͤzen. Ebenso lassen sich zerfließende oder
verwitternde Salze oder manche andere Praͤparate, viele
Gegenstaͤnde in den Laboratorien, in den Magazinen, in
den physikalischen Cabinetten, und in den Naturaliensammlungen
etc. auf keine andere Weise besser aufbewahren. Der ganze
Apparat, fuͤr den wir Hrn. Robert großen Dank schuldig sind, kommt nicht hoch zu
stehen, und kann allen Gegenstaͤnden, fuͤr welche
er bestimmt ist, welche Dimensionen dieselben haben
moͤgen, angepaßt werden. Ebenso laͤßt er sich ohne
große Ausgaben auch an den bereits vorhandenen
gewoͤhnlichen Sokeln oder Untersaͤzen
anbringen.
Man sieht die Vorrichtung in Fig.
20 abgebildet. CC
ist eine Glasgloke, welche gegen ihren unteren Theil hin mit
einem elastischen Wulste bb,
der in den kegelfoͤrmigen Theil des Sokels einpaßt,
versehen ist. Dieser Wulst druͤkt so stark gegen den
Sokel, daß keine Luft zwischen den beiden Theilen durchdringen
kann.
MNOP ist der hohle Theil des
Untersazes oder Sokels, der durch eine Scheidewand aus
Wachstaffet ST in zwei Theile
getheilt ist.
R ist eine Oeffnung, welche die
Verbindung zwischen der Luft in der Gloke und der Luft, die in
dem hohlen Theile des Sokels enthalten ist, herstellt.
H ist eine Oeffnung, durch welche
die Luft in der unteren Hoͤhle des Sokels mit der
aͤußeren atmosphaͤrischen Luft communicirt.
Die Commission schlaͤgt der Gesellschaft vor, Hrn. Robert fuͤr seine
Mittheilungen zu danken, ihm besonders zu seinem sinnreichen
Apparate die Stokuhren luftdicht abzuschließen Gluͤk zu
wuͤnschen, und seine Erfindungen durch den Bulletin bekannt zu machen.