Titel: | Bericht, welchen Hr. Vicomte Héricart de Thury über den Concurs erstattete, den die Société d'encouragement zu Paris auf den Bau von sogenannten hydraulischen Kreiseln oder Belidor'schen Rädern mit krummen Schaufeln ausgeschrieben hatte. |
Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. XXI., S. 85 |
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XXI.
Bericht, welchen Hr. Vicomte
Héricart de Thury uͤber
den Concurs erstattete, den die Société d'encouragement zu Paris auf den Bau
von sogenannten hydraulischen Kreiseln oder Belidor'schen Raͤdern mit krummen Schaufeln
ausgeschrieben hatteWir theilen einstweilen diesen Bericht im Auszuge mit, weil
es noch einige Zeit ansteht, bis wir die gekroͤnte
Preisschrift des Hrn. Fourneyron,
wovon das uns so eben zugekommene Januarheft des Bulletin erst den Anfang
enthaͤlt, vollstaͤndig mittheilen
koͤnnen, und weil wir die Sache fuͤr wichtig
genug halten, um eine vorlaͤufige Notiz uͤber
dieselbe zu rechtfertigen. Da mehrere der ersten Fabrikanten
im Elsaß und in den benachbarten Provinzen Hrn. Fourneyron mit dem Baue
groͤßerer oder kleinerer Kreiselraͤder
fuͤr ihre Anstalten beauftragt haben, so wird nun
uͤber die Vortheile der hydraulischen Kreisel oder
horizontalen Wasserraͤder bald praktisch entschieden
seyn. A. d. R..
Im Auszuge aus dem Bulletin de
la Société d'encouragement. December
1833, S. 414.
Bericht uͤber den Bau von hydraulischen
Kreiseln etc.
Es war im Jahre 1824, als Hr. Girard
der Akademie der Wissenschaften zu Paris im Namen einer
Commission, zu welcher auch die HH. de Prony und Dupin
gehoͤrten, einen Bericht uͤber eine Abhandlung
erstattete, welche ihr von Hrn. Oberbergingenieur Burdin uͤber die sogenannten
hydraulischen Kreisel (turbines
hydrauliques), oder uͤber die mit großer
Geschwindigkeit kreisenden Maschinen vorgelegt worden war.
Ueberrascht von den in diesem Berichte angedeuteten
Vorzuͤgen dieser Art von Wasserraͤder machte die
Gesellschaft diesen Gegenstand zu dem ihrigen, und schrieb daher
im Jahre 1826 einen Preis auf die Anwendung der hydraulischen
Kreisel oder der Belidor'schen
Raͤder mit krummen Schaufeln oder Brettchen im Großen in
Fabriken und Huͤttenwerken aus.Polytechn. Journ. Bd.
XIX. S. 200.
Am 28. November 1829 erkannte die Gesellschaft Hrn. Burdin, der ihr eine theoretische und
praktische Instruction uͤber die hydraulischen Kreisel
eingesandt, und zugleich durch Zeugnisse erwiesen hatte, daß er
in der koͤnigl. Gewehrfabrik zu Saint-Etienne ein
Rad dieser Art erbaut, ihre goldene Medaille und einen Preis von
2000 Fr. zu; sie beschloß jedoch zugleich auch den Concurs noch
bis zum 1. Jul. 1830 zu verlaͤngern, und forderte, um die
Anwendung dieser Raͤder so viel als moͤglich zu
vervielfaͤltigen, daß die von den Concurrenten
vorgelegten hydraulischen Kreisel, wie groß auch dieß Volumen
des von ihnen verbrauchten Wassers seyn mag, eine Wirkung geben
muͤßten, welche sich jener naͤhert, die sich bei
gleichem Kraftaufwande mittelst der sogenannten
Eimerraͤder oder mittelst der sogenannten
unterschlaͤchtigen Raͤder erzielen laͤßt.
Endlich druͤkte die Gesellschaft bei dieser Gelegenheit
auch den Wunsch aus, daß sich eines der zum Concurse vorgelegten
Raͤder mit irgend einer Geschwindigkeit unter dem Wasser
bewegen koͤnne, und daß dasselbe folglich gegen den
Einfluß der Kaͤlte, des Wechsels in der Hoͤhe des
Wasserstandes und anderer, mehr oder minder wesentlicher
Nachtheile geschuͤzt sey.
In Folge mannigfacher Gesuche verlaͤngerte die
Gesellschaft den Concurs spaͤter noch bis zum 12.
December 1832, wo derselbe geschlossen, und uns der Auftrag
ertheilt wurde, einen motivirten Bericht uͤber die
eingegangenen Abhandlungen zu erstatten.
Indem wir nun diesem Auftrage nachkommen, erlauben wir uns vorher
einige Bemerkungen uͤber den großen Nuzen und die vielen
Vortheile, die sich aus der Anwendung der hydraulischen Kreisel
oder der untergetauchten Raͤder mit krummen Schaufeln
fuͤr unsere Fabriken und Huͤttenwerke ergeben
duͤrften, vorauszuschiken.
Die hydraulischen Kreisel haben vor allen bis jezt bekannten
Maschinen mehrere Vortheile voraus; denn sie erzeugen 1) das
Maximum der Wirkung um senkrechte, horizontale oder
schiefstehende Achsen; und sie eignen sich 2) fuͤr jeden
Fall des Wassers, fuͤr alle moͤglichen
Geschwindigkeiten, und fuͤr alle Wassermengen, so daß
sich also schon hieraus ergibt, wie sehr gut es waͤre,
wenn sich alle die schaͤzenswerthen Resultate der Theorie
in der Praxis auf eine vollkommene und wohlfeile Weise
realisiren ließen.
Der Eintritt des Wassers ohne Stoß und der Austritt desselben aus
dem Rade ohne Geschwindigkeit sind zwei Bedingungen, welche in
der Voraussezung, daß nur ein einziger Wasserfaden
einfaͤllt, sehr leicht zu erreichen waͤren; allein
es laͤßt sich voraussehen, daß man bei der
Ausfuͤhrung im Großen auf mehr oder minder große
Schwierigkeiten stoßen muͤsse.
Wenn man nur etwas hieruͤber nachdenkt, wird man
fuͤhlen, wie sehr die bestimmten Dimensionen der
ein- und austretenden Massen, die Beweglichkeit der
fluͤssigen Theilchen, die Dike und die Form der krummen
Schaufeln oder Brettchen, uͤber welche sie hingleiten
oder auf die sie einwirken; wie die Entfernung oder die
Ausstoßung dieser Theilchen, die nach ihrer Wirkung ruhig in
einem Raume abgesezt werden, der unmittelbar darauf von dem Rade
eingenommen werden muß; wie sehr endlich alle diese
Umstaͤnde zusammengenommen die Frage, um die es sich
handelt, verwikeln, und zu mannigfaltigen und oft wiederholten
Versuchen zwingen muͤssen.
Diese Betrachtungen, so wie die Wichtigkeit der
Kreiselraͤder, die Allgemeinheit, die ihre Anwendung
erlangen duͤrfte, und endlich die Wahrscheinlichkeit, daß
sich diese Raͤder, unbeschadet des Wechsels des
Wasserstandes und ohne durch das Eis beeintraͤchtigt zu
werden, unter dem Wasser bewegen koͤnnen, veranlaßten die
Gesellschaft zur Ausschreibung ihrer Preisaufgabe, einer
Aufgabe, die zu so ausgezeichneten Erfolgen fuͤhrte.
Wir fuͤhlen uns, bevor wir zur Beleuchtung der einzelnen
eingegangenen Abhandlungen uͤbergehen, nur noch gedrungen
zu bemerken, daß Niemand mehr zur Loͤsung der
erwaͤhnten Frage beigetragen hat, als Hr. Burdin, und daßer ohne Zweifel den
Preis erhalten haben wuͤrde, wenn ihm seine Stellung
gestattet haͤtte, sich um denselben zu bewerben.
Die Zahl der Preisbewerber, welche auftraten, belief sich auf 4.
Der erste derselben, Hr. Ribes-Bourrel, Geometer zu Limoux, Dept. de l'Aude, zeigte der
Gesellschaft am 21. Maͤrz 1830 an, daß er die
Kreiselraͤder 1) an den Mahlmuͤhlen mit
horizontaler Bewegung; 2) an den Saͤgmuͤhlen,
Walkmuͤhlen, an den Eisenhaͤmmern und an anderen
Gewerken mit senkrechter Bewegung; und 3) an den Oehl-
und Saͤgmuͤhlen mit horizontaler Bewegung und
senkrechter Wirkung angebracht habe. Das außerhalb dem Wasser
angebrachte Kreiselrad, sagt Hr. Ribes, gewaͤhrt so große Vortheile, daß es mit
20 Zoll Wasser, die aus einem Wasserstrome genommen wurden, und
ohne daß dieses Wasser durch irgend eine Wassermenge comprimirt
wird, bei einem Falle von 10 Fuß einen Muͤhlstein von 5
Fuß im Durchmesser in Bewegung sezt, waͤhrend
fruͤher 170 Zoll Wasser dazu noͤthig waren. Er
bemerkt ferner, daß dieses Rad außerhalb des Wassers gebracht,
man mag ein Gefall zur Disposition haben, oder das Rad mag bloß
durch die Bewegung des Wasserstromes in Thaͤtigkeit
gesezt werden, den Vortheil voraus hat, daß es 1) durch das
Anschwellen des Wassers nie in seiner Bewegung gehemmt wird; 2)
daß es nie stehen bleibt, wenn das Wasser faͤllt, und 3)
daß es nie vom Eise leidet.
Der Concurrent erklaͤrt endlich (nachdem er
beigefuͤgt, daß er die Kreiselraͤder auch zum
Heben des Wassers fuͤr Wasserwerke, Garten, Wiesen etc.
geeignet gemacht), daß er auch noch eine Methode die
Huͤttenwerke und alle hydraulischen Maschinen durch den
Wind in Bewegung zu sezen erfunden habe. Diese Methode, nach
welcher diese Maschinen selbst durch einen aͤußerst
schwachen Wind, bei welchem die uͤbrigen
Windmuͤhlen feiern, in Gang gesezt werden, soll darin
bestehen, daß der Erfinder die Fluͤgel direct gegen den
Wind oder vielmehr so stellt, daß sie den Wind schief empfangen
und ihn folglich immer gaͤnzlich aufnehmen,
von welcher Seite derselbe auch wehen mag. Dessen ungeachtet
sollen weder die Arbeiter, noch die Fabriken der Gefahr
ausgesezt seyn, durch die Heftigkeit oder durch den Wechsel des
Windes Schaden zu leihen, indem die Fluͤgel nur gegen
eine Seite hin Widerstand leisten, und sich mittelst eines
Seiles auf einen einzigen Zug biegen lassen.
Die Commission zweifelt zwar nicht, daß Hr. Ribes-Bourrel wirklich mehrere
Kreiselraͤder erbaut habe, sie kann denselben jedoch
nicht zur Preisbewerbung zulassen, weil er weder die dem
Programme gemaͤß erforderlichen Zeugnisse beigebracht,
noch auch eine Zeichnung seiner Raͤder vorgelegt hat.
Der dritte Concurrent, Hr. Brumeaux,
sandte der Gesellschaft eine Abhandlung, zwei Modelle und einen
Atlas mit 50 Tafeln ein, von denen sich 8 auf den theoretischen
Theil, und die uͤbrigen auf die praktische Anwendung
seiner Principien beim Baue von Muͤhlen,
Huͤttenwerken, Fabriken, Dampfbooten etc. beziehen. Der
Verfasser, der die Werke Belidor's
gut studirt zu haben scheint, und welcher auch wirklich zwei
Kreiselraͤder erbaut zu haben angibt, fuͤgte
seinen Zeichnungen eine sogenannte praktische und methodische
Instruction fuͤr den Bau der Kreiselraͤder, wie
sie fuͤr verschiedene Faͤlle erfordert werden,
bei; allein diese Instruction ist so gut wie keine, indem der
Verf., wie er sagt, in keine naͤhere Entwikelungen
eingehen wollte, um dem Wissen der Mechaniker nicht zu nahe zu
treten.
Der Verf. legte nebenbei mehrere Zeichnungen einiger angeblich
von ihm erfundenen Raͤder vor, welche auf die von ihm
gemachten Erfahrungen basirt seyn, und auf den ersten Blik
beweisen sollen, daß sich Luftraͤder mit 5
halbkugelfoͤrmigen Schaufeln nicht nur sehr gut drehen,
sondern horizontal angebracht auch bei jedem Winde eine
außerordentliche Triebkraft entwikeln, die er auf die
Schifffahrt, auf alle Huͤttenwerke, auf die Ausbeutung
von Bergwerken, auf die Direction von Luftballons, auf die
Strategie u.s.w. angewendet wissen will.
Unter den zahlreichen Anwendungen, die Hr. Brumeaux von den Kreiselraͤdern gemacht haben
will, ist seiner Ansicht nach folgende von hoͤchster
Wichtigkeit. Er will naͤmlich dem Kreiselrads eine
Neigung von 45° geben, und an dessen Achse eine Archimed'sche Schraube anbringen, mit
der man, wenn sie sehr lang ist, nach seiner Meinung, das Wasser
mit einem Male auf eine bedeutende Hoͤhe heben kann.
Endlich erklaͤrt sich der Verf. auch noch fuͤr den
Erfinder eines Hebers, den er eine Luftschleuße (écluse aérienne)
nennt, und mittelst welchem er das Wasser uͤber die
hoͤchsten Berge schaffen und aus den tiefsten Tiefen
empor befoͤrdern will, wenn der Unterschied zwischen den
beiden Armen des Hebers auch nur einen Zoll betraͤgt.
Die Commission kann jedoch auch Hrn. Brumeaux nicht zur Preisbewerbung zulassen, weil er
die erforderlichen Zeugnisse beizubringen versaͤumte.
Der vierte Concurrent, Hr. Civilingenieur Laborde zu Paris, dem die Gesellschaft schon zwei Mal
ihre silberne Medaille zuzuerkennen veranlaßt war, hatte nur zur
Erbauung eines einzigen Kreiselrades Gelegenheit, und zwar unter
unguͤnstigen Umstaͤnden, indem er an der
Muͤhle, fuͤr die er dasselbe baute, nur
uͤber einen Fall von 2,60 Meter, und uͤber eine
Wassermasse zu verfuͤgen hatte, die im Sommer 60 und im
Winter 100 Liter in der Secunde betrug, und wobei
stromabwaͤrts bedeutende Ueberschwemmungen vorkamen, so
daß die Kraft nur 2 Pferdekraͤfte oder 468 dynamische
Einheiten in 24 Stunden betrug. Die Abhandlung des Hrn. Laborde beurkundet einen mit seinem
Gegenstande sehr vertrauten Mann, und die Commission bedauert
daher, auch ihn nicht als Preisbewerber zulassen zu
koͤnnen, theils weil derselbe bisher nur ein einziges
Kreiselrad erbaute, theils weil er die erforderlichen Zeugnisse
beizubringen unterließ.
Wir gehen daher endlich zu der Abhandlung des zweiten
Concurrenten, des Hrn. Fourneyron,
Civilingenieurs zu Besançon, uͤber, welche die
vorzuͤglichste von allen, und mit den erforderlichen
Zeichnungen und Documenten belegt ist. Der Verf. sagt, daß,
obschon sein erster Versuch, den er an den Huͤttenwerken
zu Pont-sur-l'Ognon machte, vollkommen gelang, er
doch nicht eher als Preisbewerber auftreten wollte, als bis es
ihm gegoͤnnt war, mehrere Raͤder nach seinem
Systeme zu bauen, und daß er die praktische und methodische
Anleitung zum Baue der Kreiselraͤder nicht eher
vorzulegen wagte, als bis saͤmmtliche Vortheile, die sich
bei der Anwendung dieser Raͤder ergeben, auch vollkommen
durch die Erfahrung bewaͤhrt waͤren.
Der erste von den vier Abschnitten, in welche die Abhandlung des
Hrn. Fourneyron getheilt ist, ist der
Theorie und den Principien, auf welche sich der Bau der
hydraulischen Kreisel oder der Kreiselraͤder
gruͤndet, gewidmet. Der Verf. sagt hier (nachdem er
entwikelt, daß es sich, um durch einen Wassersturz die
moͤglich groͤßte Wirkung hervorzubringen, darum
handle, daß das Wasser ohne Stoß in den zur Fortpflanzung der
Kraft bestimmten Apparat ein-, und ohne Geschwindigkeit
wieder aus demselben austrete), 1) daß diesen Bedingungen leicht
entsprochen werden koͤnnte, wenn sich in der
Ausfuͤhrung nicht mehrere unuͤbersteigliche
Hindernisse dagegen erhoͤben, indem sich eine nur etwas
bedeutende Wassermasse ganz anders, als ein einfacher
Wasserfaden verhaͤlt, und 2) daß, indem mehrere die
Bewegung der Fluͤssigkeiten begleitende Erscheinungen
unserer Beobachtung entgehen, und andere nicht berechnet werden
koͤnnen, man streben muͤsse, dem Maximum so nahe
als moͤglich zu kommen, wie wenig Hoffnung man auch haben
mag, dasselbe vollends zu erreichen. Nachdem er hierauf alle
Bedingungen untersucht, gibt er nach Navier die Theorie seines Rades, wobei er am Ende zu
der Formel: Sin. a = V/2u gelangt; d.h. der Sinus des
Winkels, unter welchem das Wasser in das Rad eindringt, muß dem
Quotienten der Geschwindigkeit des Wassers getheilt durch das
Duplum der Geschwindigkeit eines Punktes des Umfanges, auf
welchem das Wasser in das Rad eintritt, gleich seyn. Da nun die
Theorie andeutet, daß dieser Gleichung entsprochen ist, so zieht
der Verf. hieraus den Schluß, daß man mit diesem Rade das
Maximum der Wirkung der Triebkraft erhaͤlt, indem Hr. Navier bei seiner Theorie des von Bélidor beschriebenen
Basaclerades von Toulouse (roue du
basacle de Toulouse) zu demselben Resultate gelangte,
obschon Prof. Poncelet bei seiner
Pruͤfung der in der Naͤhe von Metz
gebraͤuchlichen, und dem Basaclerade aͤhnlichen
Raͤder gefunden hat, daß dieselben einen geringeren
Nuzeffect haben, als die anderen bekannten, hydraulischen
Raͤder, – ein Beweggrund, fuͤgt der Verf.
bei, der ihn veranlaßte, den von der Theorie vorgezeichneten
Bedingungen so genau als moͤglich nachzukommen. Wir
bedauern jedoch, uns hier in diesem Berichte nicht in die
Auseinandersezung der Details einlassen zu koͤnnen, in
welche der Verf. einging, um den Werth der Winkel, die Breite
der Kronen des Rades, die Hoͤhe der krummen Schaufeln,
deren Stellung und Anzahl, so wie jene der Scheidewaͤnde
genau zu bestimmen.
Im zweiten Abschnitte beschreibt der Verf. die hydraulischen
Kreisel, die er nach den im ersten Abschnitte aufgestellten
Grundsaͤzen im Großen erbaute, und zwar zuerst jenen, den
er i. J. 1827 an den Huͤttenwerken zu
Pont-de-l'Ognon (Haute-Saône) aufstellte, und der eine
Saͤgmuͤhle, eine Dreherei und eine starke
Muͤhle treibt. Ueber dieses Kreiselrad bezeugt nun Hr.
Thirria, Oberbergingenieur dieses
Departements, 1) daß sich aus drei Versuchen, die mit dem Zaume
des Hrn. de Prony an diesem Rade und
unter verschiedener Belastung der Maschine angestellt wurden,
ergab, daß das Maximum ihres Nuzeffectes oder ihrer Wirkung 6
3/100 Pferdekraͤfte betrug, die Pferdekraft zu 75
Kilogr., welche in jeder Secunde einen Meter hoch
gehoben werden, angenommen; 2) daß diese Wirkung, so
genuͤgend sie uͤbrigens ist, doch noch
groͤßer gewesen waͤre, wenn man die Reibung
ausgeglichen haͤtte, und wenn sich das Rad wegen eines
Fehlers in dem Gebaͤude oder in der Lage der Pfanne nicht
um 0,036 Meter gesenkt haͤtte, wodurch sich ein Verlust
an Wasser ergab; 3) daß die Reibung nicht ausgeglichen wurde,
damit sich ein geringerer Nuzeffect ergaͤbe, als
eigentlich in Wirklichkeit Statt finden sollte; 4) endlich, daß,
indem die Wirkung des Wassers der Theorie nach 7 3/10
Pferdekraͤfte betraͤgt, das Maximum des wirklichen
Nuzeffectes sich zur theoretischen Wirkung wie 83 zu 100
verhaͤlt. Da sich nun an den neuen Raͤdern à la Poncelet der Nuzeffect
bei compensirter Reibung zur theoretischen Wirkung wie 67 zu 100
verhaͤlt, so folgt hieraus, daß das fragliche Kreiselrad
den Vorzug vor den besten Eimerraͤdern verdient, indem
bei diesen lezteren das Maximum des Nuzeffectes zwischen 0,60
und 0,75 der theoretischen Wirkung wechselt. Es folgt ferner,
daß es noch weit mehr den sogenannten unterschlaͤchtigen
Raͤdern vorzuziehen ist, welche nur 0,45 von der
Quantitaͤt der Wirkung des Wassers mittheilen
koͤnnen, und um so viel mehr noch den Schaufel-
oder Panschraͤdern, an denen das Maximum des Nuzeffectes
nur 0,33 von der der Theorie nach zu erwartenden Wirkung
betraͤgt.
Hr. Thirria bemerkt ferner in seinem
Zeugnisse: 1) daß das von Hrn. Fourneyron erbaute Rad auch noch das voraus habe, daß
es selbst dann, wann es ganz ersaͤuft ist, noch arbeiten
kann, und daß dessen Kraft unter diesen Umstaͤnden und
bei einer Tauchung von 0,51 Meter, wodurch sich zwischen dem
oberhalb und dem unterhalb befindlichen Wasser ein Unterschied
im Niveau von 1,03 Meter ergeben wuͤrde, noch 3,88
Pferdekraͤfte betraͤgt, waͤhrend sich das
Maximum der theoretischen Wirkung auf 4,57 Pferdekraͤfte
berechnet; 2) daß das Rad im Verhaͤltnisse zu der Kraft,
die es hervorbringt, nur einen kleinen Raum einnimmt; daß sein
Bau nicht viel kostet, und daß es folglich allen uͤbrigen
Wasserraͤdern vorgezogen zu werden verdient.
Das zweite, von Hrn. Fourneyron
erbaute Rad, welches zum Betriebe des Geblaͤses des
Hochofens von Dampierre (Jura) dient, arbeitet mit einem
Gefalle, das je nach der Quantitaͤt des in einem Teiche
angesammelten Wassers 3 bis 6 Meter mißt. Es unterscheidet sich
von ersterem nicht nur durch die Hoͤhe des
Gefaͤlles, sondern auch noch durch das Vorhandenseyn
eines regulirenden Schuzbrettes, mittelst dessen die Kraft der
Maschine nach Belieben vergroͤßert oder vermindert werden
kann, je nachdem man naͤmlich eine groͤßere oder
geringere Menge Wasser in dieselbe gelangen laͤßt; und
endlich auch noch dadurch, daß das Wasser in einen
gußeisernen, an seinem oberen Theile luftdicht verschlossenen
Cylinder, welcher die Stelle des Kastens fuͤr das
Aufschlagwasser vertritt, geleitet wird. In Folge dieser
Einrichtungen kann die bewegende Kraft in der Mitte eines Saales
oder einer Werkstaͤtte untergebracht werden, wo sie auf
eine Kraft von 8 bis 10 Pferden, oder fuͤr ein
Gefaͤlle von 4 bis 5 Meter keinen groͤßeren Raum
einnimmt, als ihn ein gewoͤhnlicher Ofen erfordert. Der
aͤußere Durchmesser betraͤgt nur 0,81 Meter; die
Schaufeln haben 0,08 Meter Hoͤhe und 0,12 Meter
Ausladung. Das Gesammtgewicht des Rades betraͤgt nur 80
Kilogrammen; das Gefalle mißt 3,50 Meter.
Die guͤnstigen Resultate dieses Kreiselrades veranlaßten
Hrn. Caron, Eigenthuͤmer der
Huͤttenwerke zu Fraisans, dem Hrn. Fourneyron den Bau eines dritten und großen
Kreiselrades von der Kraft von 50 Dampfpferden zu
uͤbertragen. Ueber dieses Rad nun erstattete eine
Commission, welche aus Hrn. Oberbergingenieur Goury d. juͤng., Hrn. Corne, Oberingenieur des
Rhone- und Rheincanales, und aus den HH. Ingenieuren Parandier und Kornpolt bestand, und welche zu Fraisans mit dem Hrn.
Emil Weber, Abgesandten der Société industrielle
von Muͤlhausen, und mit Hrn. Gueble, Mechaniker des Hauses Hartmann zu Muͤnster zusammen traf, einen sehr
guͤnstigen Bericht, aus welchem wir Folgendes
entnehmen.
Da sich Hr. Fourneyron auch zum Herrn
und Meister der Thaͤtigkeit dieser Maschine machen
wollte, so brachte er auch an ihr, wie an jener zu Dampierre ein
cylindrisches Schuzbrett an, welches nach Belleben gehoben und
herabgelassen werden kann, so daß man dem Kreiselrade die
erforderliche Kraft mitzutheilen im Stande ist, und zwar mit der
noͤthigen Genauigkeit. Die Berichterstatter haben sich
dieser sinnreichen und schaͤzenswerthen Einrichtung
bedient, um das Kreiselrad auf 1,44 Meter unterzutauchen. Bei
dieser Tauchung wurden nun die 5 ersten Versuche angestellt, aus
welchen hervorging, daß, wenn das Schuzbrett um 0,324 Meter,
d.h. um sein Maximum, gehoben wurde, und wenn das
Gefaͤlle oder der Unterschied der Hoͤhe zwischen
den beiden Canaͤlen nur 0,227 Meter betrug, das Rad noch
8 1/2 Umdrehung in der Minute machte, und folglich einen
Nuzeffect von 0,56 Meter, welcher der Kraft von 2 1/2
Dampfpferde gleichkommt, gab, – ein Minimum, auf welches
die Wirkung des Rades wohl kaum je reducirt werden
duͤrfte. Nachdem das stromabwaͤrts befindliche
Schuzbrett hierauf aufgezogen worden, betrug die Tauchung nur
mehr 0,432 Meter, und nachdem das Treibschuzbrett um 0,27 Meter
gehoben worden, betrug die Geschwindigkeit in dem oberen Canale
0,23. Der Zaum erlitt einen starken Druk, man belud denselben
mit einem Gewichte von 415 Kilogr., welches
jedoch nicht genuͤgte, um die Geschwindigkeit der
Umdrehung der Achse bedeutend zu mindern; sie machte
naͤmlich noch 38 Umgaͤnge in einer Minute, obschon
die Reibung so groß war, daß das Holz Feuer fing, und daß das
Gebaͤlke dadurch erschuͤttert wurde.
Bei den 5 lezten Versuchen, welche die Commissaͤre
anstellten, um die Geschwindigkeit des Rades, wenn sich dasselbe
ohne Hindernisse bewegte, zu bemessen, wurde der Zaum
abgenommen; das Rad machte nun 43 Umgaͤnge: eine
Geschwindigkeit, die die Geschwindigkeit des Wassers, wie sie
der Theorie nach seyn sollte, beinahe um 4/10 (0,38 Meter)
uͤberstieg, obschon das Rad noch auf 0,432 Meter getaucht
war.
Aus dem Berichte der HH. Ingenieure geht hervor: 1) daß das zu
Fraisans errichtete Kreiselrad saͤmmtliche Bedingungen
des Programmes erfuͤllt; 2) daß seine Wirkung, selbst
wenn dasselbe eingetaucht ist, dennoch groͤßer ist, als
man sie an jenen Raͤdern trifft, die bis auf den heutigen
Tag als die wirksamsten betrachtet wurden; 3) daß es sich bei
einer Tauchung von 1,44 Meter mit einer Geschwindigkeit von 12
Umdrehungen in der Minute bewegte, wenn das Gefaͤlle nur
0,307 Meter betrug, und mit einer Geschwindigkeit von 3
Umgaͤngen, wenn die Tauchung nur 0,44 Meter, der Fall
1,19 Meter betrug, und wenn das Schuzbrett um 0,324 Meter oder
um seine ganze Hoͤhe gehoben worden; 4) endlich, daß es
bei einer Tiefe von 1,44 Meter, und selbst bei einer Tiefe von
0,44 Meter, die man ihm kuͤnstlich geben kann, gegen die
Einwirkung der Kaͤlte geschuͤzt ist, und daß es,
indem es bei so verschiedenen Tiefen und mit einem auf 0,227
Meter verminderten Gefaͤlle arbeitet, ebenso gegen die
durch den Wechsel der Hoͤhe des Wasserstandes bedingten
Einfluͤsse gesichert ist.
Im dritten Abschnitte gibt Hr. Fourneyron die Details der Versuche, die er
uͤber den hydraulischen Kreisel anstellte, wobei er zur
Berechnung der Pferdekraft 75 Kilogrammen als Element annahm,
und bei welchen Versuchen er sich des Zaumes des Hrn. de Prony, an welchem er verschiedene
Modificationen anbrachte, bediente. Im vierten Abschnitte
endlich gibt der Verf. einen praktischen Unterricht uͤber
die Errichtung der hydraulischen Kreisel in jedem einzelnen
Falle. Man wird diese Anleitung vielleicht zu kurz und
gedraͤngt finden; allein sie scheint dieß bloß deßhalb,
weil der Verfasser von Seite der Muͤhlen- oder
Wasserradbauer genaue und positive Kenntnisse uͤber die
Kraft der Dampfpferde und uͤber die Kraft, die man durch
die zu bauenden Kreisel zu erreichen hat, voraussezt, und weil
er dieselben in HinsichtHinsichr der Details der eigentlichen Praxis auf das
vortreffliche Werk, welches Poncelet
uͤber die Raͤder mit krummen Schaufeln bekannt
machte, verweist, und sich auf die
Berechnungen der Dimensionen und auf einen Umriß des Rades
beschraͤnkt.
(Der Berichterstatter geht nun auf eine sehr ehrenvolle
Wuͤrdigung des Berichtes, den Hr. Emil Weber der Société industrielle zu
Muͤlhausen uͤber den hydraulischen Kreisel zu
Fraisans erstattete, und den unsere Leser bereits aus dem Polyt.
Journ. Bd. XLVIII. S. 95
kennen, uͤber. Er faͤhrt dann, nachdem er mehrere
Stellen aus demselben ausgezogen, folgender Maßen fort.)
In einer Gegend, in welcher die Industrie auf einer so hohen
Stufe, wie in den Depart. du Doubs, du
Haut-Rhin, de la Haute-Saône etc.
steht, mußten die guͤnstigen Resultate, welche die
hydraulischen Kreisel gaben, natuͤrlich schnell großen
Anklang finden, und volle Wuͤrdigung erhalten. Wir haben
daher das Vergnuͤgen, der Gesellschaft anzeigen zu
koͤnnen, daß die in ihrem Preisprogramme ausgesprochene
Absicht nicht nur erreicht, sondern weit uͤbertroffen
wurde. Denn statt der zwei wirklich in Thaͤtigkeit
befindlichen Kreisel, die sie den Preisbewerbern zur Bedingung
machte, hat Hr. Fourneyron nicht nur
die drei oben erwaͤhnten erbaut, sondern es gingen auch
noch folgende drei aus seinen Werkstaͤtten hervor: 1)
einer von 4 Pferdekraͤften fuͤr die Fabrik der HH.
Breton Vater und Sohn zu
Grenoble; 2) einer von 12 Pferdekraͤften fuͤr die
Fabrik der HH. Hartmann Vater und
Sohn zu Muͤnster (Haut-Rhin); 3) einer von 12
Pferdekraͤften fuͤr die Fabrik des Hrn. Jacques
Hartmann, gleichfalls zu
Muͤnster. Außerdem sind gegenwaͤrtig noch im Baue:
ein hydraulischer Kreisel von 8 bis 10 Pferdekraͤften
fuͤr die HH. Grosodier, Roman
und Comp. zu Wesserling; ein gleicher
fuͤr die HH. Hartmann Vater
und Sohn zu Muͤnster; einer von 10 Pferdekraͤften
fuͤr die HH. Breton Vater und
Sohn zu Grenoble, und einer von 45 Pferdekraͤften
fuͤr die HH. J. Ch. Davillier
und Comp. zu Gisors (Eure).
Aus allem diesem geht hervor, daß der zweite Concurrent, Hr. Fourneyron, Civilingenieur zu
Besançon, den Anforderungen, welche die Gesellschaft in
ihrem Programme des Preises, den sie fuͤr den Bau der
hydraulischen Kreisel ausschrieb, an die Concurrenten machte,
vollkommen Genuͤge geleistet hat. Die mit der
Berichterstattung uͤber die in dieser Hinsicht
eingelaufenen Preisschriften beauftragte Commission
schlaͤgt daher, im Einverstaͤndnisse mit dem
Administrationsrathe der Société d'encouragement vor, daß der von
der Gesellschaft ausgeschriebene Preis von 6000 Franken dem
verdienten Hrn. Fourneyron, einem
Zoͤglinge des Hrn. Burdin,
zuerkannt werde.