Titel: | Verbesserung der Schrotgewehre von Dr. Romershausen zu Acken an der Elbe. |
Autor: | Dr. theol. Elard Romershausen [GND] |
Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. XXVI., S. 110 |
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XXVI.
Verbesserung der
Schrotgewehre von Dr. Romershausen zu Acken an der
Elbe.
Mit Abbildungen auf Tab. II.
Romershausen's Verbesserung der
Schrotgewehre.
So gewagt auch das Unternehmen erscheinen mag, an unseren, im
Laufe der Zeit durch die fortgesezten Bestrebungen der
trefflichsten Mechaniker und Kuͤnstler so hoch
ausgebildeten Jagdgewehren noch eine wesentliche Verbesserung zu
versuchen, so wohl begruͤndet ist dasselbe doch, nicht
allein in der allgemeinen Erfahrung, daß unsere Schrotstinten,
bei einer weit staͤrkern Pulverladung, der
Kugelbuͤchse immer noch an Kraft und Wirksamkeit
unverhaͤltnißmaͤßig nachstehen – sondern
auch in dem Umstande, daß selbst unsere geschiktesten
Gewehrfabrikanten, bei sorgfaͤltigster Beachtung ihrer
Kunstregeln nicht immer im Stande sind, diese Gewehre von
gleicher Guͤte mit Sicherheit herzustellen.
Vorzuͤglich aus Lezterem geht hervor, daß eben diese
Regeln der Construction immer noch schwankend und nicht auf ein
allgemeines, wissenschaftlich feststehendes Princip
gestuͤzt sind, welches den Kuͤnstler
uͤberall mit Sicherheit leiten wuͤrde. Der
Verfasser hofft daher, daß auch ein geringer Beitrag zur
Feststellung dieser Regeln nicht ohne Interesse seyn wird, und
daß die Resultate seiner mehrjaͤhrigen Versuche und
Erfahrungen bei den Kundigen diejenige guͤnstige Aufnahme
und Unterstuͤzung finden werden, welche uns
uͤberhaupt bei solchen technischen Unternehmungen nur
durch vereinte Kraͤfte zu hoͤherer Vollendung
fuͤhren koͤnnen.
I. Allgemeine
Erscheinungen, welche die seither gewoͤhnliche
Einrichtung der Schrotgewehre darbietet.
Eine sorgfaͤltigere Beobachtung der allgemeinen
Erfahrungen, welche uns der praktische Gebrauch der
Schrotgewehre vorlegt, zeigt:
1) Daß oft ein altes, vom Zahne der Zeit zerfressenes und
vielleicht voͤllig kunstlos ausgefuͤhrtes Gewehr
das kostbarste, nach den neuesten Kunstregeln gebauete, an
Scharfe und Trefflichkeit des Schusses, bei weitem
uͤberbietet.
2) Daß im Allgemeinen die sogenannten damascirten oder
bandfoͤrmig gewundenen Rohre, mit querlaufenden,
abwechselnd mehr und minder harten Fibern, die
gewoͤhnlichen Gewehrlaͤufe aus
gleichfoͤrmigen Eisen nicht nur an Dauer, sondern auch an
Schaͤrfe uͤbertreffen.
3) Daß im Allgemeinen alle im Innern sehr glatt polirten
Laͤufe, wie auch Rohre von hartem Eisen schlecht
schießen.
4) Daß das beste Schrotgewehr die Scharfe des Schusses verliert,
wenn mit Talgpflastern geladene Kugeln daraus geschossen werden,
oder wenn uͤberhaupt das Innere des Rohres mit irgend
einer Fettigkeit uͤberzogen wird.
5) Daß lange Rohre im Ganzen weiter tragen als kurze, und daß bei
der seitherigen Construction eine gewisse Graͤnze der
Verkuͤrzung Statt findet, wobei sie den Schuß
voͤllig verlieren.
6) Daß die nach einer neuern Einrichtung, nach dem Pulversak hin,
etwas weniges konisch erweiterten Rohre schaͤrfer
schießen, als die voͤllig cylindrischen; daß aber auch
diese Erweiterung eine genau bestimmte Graͤnze hat, wenn
nicht eine weit groͤßere Zerstreuung der Schrote Statt
finden soll.
7) Daß alle die verschiedenen, zum Theil wunderlichen Proceduren,
wodurch die Jaͤger ein Gewehr, welches den Schuß verloren
hat oder nicht toͤdtet, zu verbessern suchen, eigentlich
dahin abzweken, die Seele des Laufes auf chemischem oder
mechanischem Wege zu rauhen.
8) Daß der Zusammenhalt der Schrote gewoͤhnlich mit der
Scharfe des Schusses verbunden ist- und umgekehrt, daß
Gewehre, welche sehr zerstreuen, auch wenig Kraft besizen.
9) Daß die Scharfe des Schusses nicht durch ein Uebermaß des
Pulvers erzwungen werden kann, sondern daß dieses
vorzuͤglich nur auf groͤßere Zerstreuung der
Schrote wirkt.
Wenn nun auch alle Jaͤger und Gewehrkenner in diesen und
mehrern anderen Hieher gehoͤrigen Erfahrungen
uͤbereinstimmen werden, so sind sie doch uͤber die
Gruͤnde dieser Erscheinungen sehr verschiedener Meinung,
und es wird daher nothwendig seyn, zuvor eine an sich
einleuchtende Erklaͤrung derselben festzustellen.
II. Erklaͤrung obiger Erscheinungen aus einem einfachen
Grundsaze der Mechanik.
Der Grund aller dieser Erscheinungen ergibt sich nach
mehrjaͤhrigen sorgfaͤltigen Versuchen des
Verfassers vollkommen einleuchtend aus dem, bei dem Bau unserer
Schrotgewehre seither uͤbersehene Hauptgrundsaz der
wissenschaftlichen Mechanik:
Daß die Wirksamkeit einer jeden gegebenen
und in einer gewissen Zeitdauer erst zu voller
Staͤrke anwachsenden Kraft abhaͤngig ist von
dem bis zu diesem Moment vorhandenen
verhaͤltnißmaͤßigen Widerstande der zu
bewegenden Masse.
Ein jeder Koͤrper, welcher weder durch seine Masse, noch durch einen geeigneten Stuͤzpunkt
derselben, der bewegenden Kraft den zur Mittheilung der Bewegung
erforderlichen Widerstand leistet, gestattet weder die volle
Entwikelung und Einwirkung dieser Kraft, noch eine derselben
entsprechende Bewegungsgroͤße.Vergl. Romershausen,
uͤber die Kraft des Schießpulvers. Halle
1822. So wird z.B. eine volle Mannskraft, welche sich gegen
eine Pflaumfeder stemmt, zur Bewegung derselben nicht mehr
leisten, als der geringste Lufthauch, welcher sie trifft u.s.w.
Wenden wir diesen feststehenden Grundsaz zur Beurtheilung
unserer Schrotstinten an, so ergibt sich nun folgendes:
In dem glatten Rohre liegen die in ihrer Gesammtmasse
zersplitterten Schrote loker eingeschichtet, schon der erste
Moment der beginnenden Pulverentzuͤndung wirft dieselben
wie Spreu vor die Muͤndung des Rohres, ohne daß die
einzelnen Koͤrner im Rohre selbst einen geeigneten Stuͤzpunkt finden,
sich gegen die andringende Pulverkraft zu einer Gesammtmasse zu
verdichten und so zu voller Entwikelung und Einwirkung des
expandirten Gases denjenigen Widerstand zu leisten, welcher
erforderlich waͤre, ihnen eine der vorhandenen Kraft
entsprechende Bewegungsgroͤße zu ertheilen. Die geringe
Kraft, womit dabei die Schrote die ihnen mitgetheilte
geradlinigte Bewegung verfolgen, ist sodann nicht zureichend, um
der ihnen erst vor der Rohrmuͤndung nachfolgenden
Hauptexplosion des Pulvers widerstehen zu koͤnnen, sie
werden vielmehr durch die Seitenexpansion des Gases mehr oder
minder von der geraden Richtung abgebeugt, dadurch noch mehr
geschwaͤcht und unwirksam zerstreut. Lezteres erfolgt
aber um so mehr, je mehr das Pulvermaß verstaͤrkt wird,
da in diesem Falle die nachfolgende Pulverexpansion um so
staͤrker auf die Schrote wirkt. Ein Versuch im Winter auf
dem Schnee lehrt sogar, daß in diesem Falle, durch das erste
Moment der beginnenden Explosion, nicht allein die Schrote,
sondern selbst noch unentzuͤndetes Pulver aus dem Laufe
geworfen wird.
Hienach erklaͤren sich nun die obigen allgemeinen
Erscheinungen leicht und genuͤgend.
Alle im Innern durch Oxydation zerfressene Rohre – Rohre
von weichem, frictions- und eindruksfaͤhigerem,
zur Politur aber minder geeignetem Eisen – damascirte und
mit abwechselnd mehr oder minder harten Querfibern durchwundene
Rohre – konisch nach der Muͤndung zu sich
verengernde und auf chemischem oder mechanischem Wege gerauhete
Laͤufe u.s.w. schießen schaͤrfer, weil die Schrote
hier an den Innenwaͤnden einigen Stuͤzpunkt
finden, wodurch sie zu einer dichter verbundenen Masse
zusammengedraͤngt, der sich entwikelnden Pulverkraft
denjenigen Widerstand gewahren koͤnnen, welcher ihre
vollkommene Wirksamkeit bedingt.
Dagegen sind glatt polirte Rohre von gleichfoͤrmigem,
vorzuͤglich von haͤrterem,
politurfaͤhigerem Eisen – Rohre, deren
Frictionsfaͤhigkeit durch einen Fettuͤberzug
beseitigt wurde u.s.w., um so weniger geeignet den Schroten
einen Stuͤzpunkt zu bieten und dadurch den erforderlichen
Widerstand zu gewaͤhren; ihr Schuß ist daher kraftlos,
ertoͤdtet nicht, d.h. er durchdringt nicht mit der
Schnelligkeit und Gewalt die Koͤrpertheile des Wildes,
welche eine ploͤzliche lethale Entzuͤndung zur
Folge haben.
Daß aber sehr fein zertheilte Koͤrper an den
Innenwaͤnden rauher, wenn auch kurzer Roͤhren, den
zureichenden Stuͤzpunkt finden, um sich in eine dichte,
der Pulverkraft hinreichenden Widerstand bietende Masse zu
verbinden, lehrt uns das Sprengen der Steine bei loker
aufgeschuͤttetem Sande; dagegen sehen wir diese Wirkung
bei hartem, glattem Gestein oft vereitelt.
Daß indessen laͤngere Gewehrlaͤufe unter
uͤbrigens gleichen Umstaͤnden weiter tragen,
schaͤrfer schießen und die Schrote besser zusammenhalten,
leuchtet von selbst ein, da hier die Schrote der Einwirkung des
Pulvers auf laͤngerem Wege in geradliniger Richtung
ausgesezt sind.
Nach diesen vorangehenden Bemerkungen wird nun die folgende
einfache, aber wesentliche Verbesserung unserer Schrotstinten
leicht verstaͤndlich seyn.
III. Die verbesserte
Einrichtung der Schrotgewehre.
Um den Schroten in jedem Gewehre nach dem oben entwikelten
Grundsaze der Mechanik den erforderlichen Stuͤzpunkt zur
Aufnahme der vollen Pulverkraft gleichfoͤrmig zu
gewaͤhren, erhaͤlt die Innenflaͤche des
Rohres passende Querfurchen. Ob nun gleich parallel laufende
eingedrehte Ringe denselben Vortheil gestatten wuͤrden,
so ist doch nach sorgfaͤltigen Versuchen in mehrfacher
Hinsicht ein flachlaufender feiner Schraubenzug vorzuziehen,
indem der sich selbst regulirende Gang der Schraube sowohl die
regelmaͤßige Anfertigung, als auch die Reinigung dieser
Zuͤge erleichtert, den Schroten zugleich, ohne rukweise
Unterbrechung jenen fortdauernden Stuͤzpunkt bietet und
die Haltbarkeit des Rohres weniger beeintraͤchtigt.
Fig. 25 der beigefuͤgten Zeichnung zeigt die
zwekmaͤßigste Einrichtung dieses Schraubenzugs an dem
Durchschnitte eines solchen Rohrstuͤks in wirklicher
Groͤße.Um der Deutlichkeit willen ist der Schraubenzug hier
groͤber und getrennter dargestellt worden, je
feiner und dichter derselbe aber liegt, desto
vorzuͤglicher ist es. Er bildet eine sehr flach abgerundete Vertiefung und
wird durch die ganze Laͤnge des Rohres hin
gleichfoͤrmig und sauber eingeschnitten, doch bleibt der
etwas sich erweiternde Pulversak davon befreit; er beginnt
vielmehr an der Stelle, wo die Schrote bei der Ladung liegen und
laͤuft ohne Unterbrechung fort bis zu 2 bis 3 Zoll von
der obern Rohrmuͤndung, wo sich derselbe in der glatten
Cylinderflaͤche des Rohres verlaͤuft. Dieses
leztere ist fuͤr den richtigen Zusammenhalt der Schrote
wichtig.
Ein solcher einfacher Schraubenzug ist besser als ein
gedoppelter, da sich dabei der Winkel, unter welchem er die
Richtungslinie des Schusses durchschneidet, so viel als
moͤglich dem rechten naͤhert. Die gedoppelte
Schraube, welche mehr Steigung hat, muß aber vorzuͤglich
darum vermieden werden, weil sie die Schrotmasse mehr oder
weniger zu einer Achsdrehung veranlassen wuͤrde, welche
sie, nachdem sie das Rohr verlassen hat, in einem Kreise herum
schleudert. Dieses lehrt schon ein Schrotschuß aus dem
gewundenen Buͤchsenrohre.
Dieser Schraubenzug bedarf nur einer sehr geringen Tiefe, um den
Schroten den erforderlichen Stuͤzpunkt zu gewahren, er
muß dagegen mehr in die Breite abgeflacht werden, auch
muͤssen sich die Rinder desselben ohne alle
Schaͤrfe in der cylindrischen Hoͤhlung des Rohres
verlieren, damit sowohl die an der Wandung des Rohres laufenden
Koͤrner der dicht zusammengepreßten Schrotmasse nicht
gewaltsam zerrissen werden, als auch der Wischer bei der
Reinigung leicht und ungehindert die Vertiefungen des Zuges
durchlaufen kann.
Bei dieser Einrichtung ist die gewoͤhnliche
Rohrstaͤrke einer Doppelflinte schon zureichend diesen
Schraubenzug aufzunehmen, ohne daß die Festigkeit des Rohres
dadurch gefaͤhrdet wuͤrde.
IV. Die Vorrichtung
zum Einschneiden des Schraubenzuges.
Das Werkzeug, womit dieser Schraubenzug auf dem einfachsten Wege
und ohne Muͤhe eingeschnitten werden kann, ist in Fig. 26 und 27
der Zeichnung in wirklicher Groͤße dargestellt
worden.
Es ist dieses ein gewoͤhnlicher, fuͤr ein mittleres
Kaliber passender, hier nur in zwei Theile zerschnittener
Schraubenbohrer von gutem Stahl. Die beiden Haͤlften b und c
dieses Schraubenbohrers haben die aus der Figur ersichtliche
Form; sie sind mit ihren untern Wangen g in das runde, zur Aufnahme derselben mit einem
wohlpassenden Einschnitt versehene cylindrische
Eisenstuͤk a eingelassen und
bewegen sich um den Schraubenstift x, ohne zu schlottern, nach der Richtung der dazwischen
liegenden Feder, etwas zur Seite hin. Diese starte Stahlfeder
de, welche vermittelst des
Schwalbenschwanzes n in das
Eisenstuͤk a fest
eingeschoben werden kann, druͤkt naͤmlich die
beiden Bohrtheile b und c gleichfoͤrmig aus einander,
und bewirkt auf diese Weise im Inneren des Rohres einen sanften
und sichern Eingriff der Schraubenschneiden. Um die Form
dieser Bohrtheile noch deutlicher zu machen, zeigt Fig. 27 einen derselben in der Vorderansicht; die
parallelen Schraubenschneiden b sind
an den Seiten scharfkantig zugeschliffen; o
p ist eine, wie gewoͤhnlich
an solchen Schraubenzeugen zum Schnitte und zur
Foͤrderung der Spaͤne eingefeilte Rinne; g ist der einseitige Wangenfortsaz
zur Befestigung in a, und x der Stift, um welchen sich die
beiden vereinigten Bohrtheile drehen. Die Ausarbeitung dieser
Bohrtheile hat keine Schwierigkeit und bedarf nur der besondern
Aufmerksamkeit, daß die Schraubenschneiden nach der Verbindung
in a bei der Umdrehung genau auf
einander treffen.
Den Fortsaz M des sich im Gewehrlaufe
mit einigem Spielraum drehenden Theiles a bildet endlich eine runde, der Laͤnge des
Rohres entsprechende Eisenstange, sie ist unten mit einem
hoͤlzernen Quergriff, nach Art eines gewoͤhnlichen
Bohrers, versehen, um die Vorrichtung vermittelst desselben
bequem drehen zu koͤnnen. Wer im Besize einer Drehebank
ist, kann das Ende dieser Stange in ein Futter befestigen und
wird auf diese Weise noch schneller und bequemer den Zwek
erreichen.
Außer einer starken Zwischenfeder d
e findet sich bei dem Instrumente
noch eine aͤhnliche, schwaͤchere Feder und
zugleich auch noch zwei aͤhnliche Bohrtheile b
c, deren Außenflaͤche jedoch
anstatt der Schraubenschneiden nur feilartig gehauen ist. Der
Gebrauch beider wird im Folgenden angegeben werden.
V. Das Verfahren des
Einschneidens des Schraubenzuges vermittelst der angegebenen
Instrumente.
Man befestigt den Gewehrlauf auf einem starken Tische, am
bequemsten vermittelst einiger Tischlerschrauben, so daß die
Muͤndung etwas hervorsteht. Nun bemerkt man an der
Bohrstange M genau die Tiefe, bis zu
welcher der Bohrer in den Lauf eindringen darf, und gibt sowohl
dem Innern des Rohres., als auch den Bohrtheilen etwas Oehl. Das
anfaͤngliche Einbringen des Bohrers in die
Muͤndung des Rohres geschieht dadurch, daß man die beiden
Bohrtheile b
c in der Gegend von g vermittelst eines
gewoͤhnlichen Schraubstokes dicht zusammen preßt, worauf
man die Vorrichtung in die Muͤndung einfielt und alsdann
durch Wegnahme des Schraubstokes die Zwischenfeder wieder frei
laͤßt. Schraubt man nun den Bohrer in der Richtung der
Rohrachse bis zu dem Zeichen hinab, wobei derselbe die sichere
Leitung der Schraube von selbst verfolgt, so wird sich der Zug
ausbilden und ein mehrmaliges Auf- und Niederschrauben
denselben vollkommen sauber darstellen. Man nimmt alsdann die
Vorrichtung vermittelst des Schraubstokes eben so
wie bei dem Einbringen wieder heraus, damit der obere Theil der
Rohrmuͤndung von Zuͤgen frei bleibt. Um den auf
diese Weise gebildeten Schraubenzug nun voͤllig zu
reinigen und zu glaͤtten, veraͤndert man das
Instrument auf folgende Art: Man schiebt die starke
Zwischenfeder d
e bei n
heraus, sezt die oben erwaͤhnte schwaͤchere Feder
ein und wiederholt das angezeigte Verfahren, wobei die
Schraubenschneiden die Oberflaͤche des Zuges noch von
allen Rauhheiten befreien und rein und sauber auspoliren. Nach
Herausnahme des Instrumentes sezt man nun die beiden feilartig
gehauenen Theile anstatt der Schraubenschneiden ein, und kolbt
damit den Lauf durch Auf- und Niederfahren sorgfaͤltig
aus, wodurch sowohl der Grad an den Raͤndern des Zuges
hinweg genommen, als auch diese Raͤnder selbst etwas
abgerundet werden.
Durch diese Vorrichtung ist jeder Jaͤger in Stand gesezt,
nicht allein seine Gewehre mit diesem Schraubenzuge versehen zu
koͤnnen, sondern sie gewahrt ihm zugleich den Vortheil,
diesen Zug nach dem Reinigen des gebrauchten Gewehres, bei
einmaligem Durchlaufen mit der schwachen Feder, stets sauber zu
erhalten und von den etwa anliegenden Bleitheilen zu befreien.
Der Gewehrfabrikant ist aber im Besiz noch bequemerer Apparate,
um diesen Zug einzuschneiden u.s.w., er bedarf dazu keiner
weitern Anleitung.
Fuͤr die Behandlung der Doppelrohre muß indessen hier noch
bemerkt werden, daß es besser ist, das Einschneiden des
Schraubenzuges abwechselnd in beiden Rohren zugleich
vorzunehmen, indem ohne diese Vorsicht, bei geringer
Eisenstaͤrke und der einseitigen Dehnung der Eisentheile,
welche die Arbeit des Bohrers bewirkt, eine, wenn auch nur
unbedeutende, Biegung des Rohres veranlaßt werden
koͤnnte.
VI. Vortheile und
Vorzuͤge, welche diese neue Einrichtung der
Schrotgewehre nach praktischen Erfahrungen
darbietet.
1) Da dieser Schraubenzug den Schroten gleichfoͤrmig den
erforderlichen Stuͤzpunkt zur Einwirkung der vollen
Pulverkraft gewaͤhrt, so kann dadurch ein jedes, sonst nur richtig gebautes
Gewehr, mit Sicherheit zu gleichfoͤrmiger
Schaͤrfe des Schusses gebracht werden.
2) Halten diese Gewehre die Schrote weit besser zusammen, da die
erhoͤhete Kraft, womit die im Rohre dichter verbundene
Schrotmasse die Richtung der Schußlinie verfolgt, der durch die
nachfolgende Seitenexpansion des Pulvergases
bewirkten Abbeugung derselben schneller entweicht und
kraͤftiger widersteht.
3) Gestatten diese Gewehre ohne Ruͤkstoß ein fast um ein
Dritttheil vermehrtes Pulvermaß, indem die Kraft desselben im
Inneren des Rohres vollkommener benuzt wird.
4) Koͤnnen diese Gewehre bei gleicher Kraft und
Guͤte des Schusses weit kuͤrzer gebaut und ihnen
also bei gleichem Gewichte eine haltbarere Rohrstaͤrke
gegeben werden, wodurch dem so haͤufigen Zersprengen,
vorzuͤglich der Doppelgewehre, besser vorgebeugt
wird.
Ein Beispiel wird alles dieses am besten erlaͤutern: Im
Winter des Jahres 1828 wurde auf einem Treibjagen durch
Unvorsichtigkeit ein neues gutes Doppelgewehr nahe in der Mitte
seiner Rohrlaͤnge zersprengt. Da es auf
gewoͤhnlichem Wege nicht mehr brauchbar erschien, so
uͤbernahm es der Verfasser, um seine Theorie dadurch
einer naͤhern und oͤffentlichen Pruͤfung zu
unterwerfen. Es wurde zu dem Ende dicht unter dem Bruche
abgeschnitten und behielt auf diese Weise nur eine
Rohrlaͤnge von 1 1/2 rhein. Fuß. Wiederholte Versuche
zeigten, daß dasselbe bei seiner seitherigen Pulverladung auf 50
Schritte, im guͤnstigsten Falle nur 3 Schrote von No. 5 in einen gewoͤhnlichen
Papierbogen brachte, wobei diese anschlagenden Schrote
voͤllig unwirksam von dem Brette abprallten – es
hatte daher nach allgemeinem Erachten den Schuß voͤllig
verloren. Hierauf gab der Verfasser diesem Gewehre seinen
Schraubenzug, und die fortgesezten Versuche zeigten, unter
uͤbrigens voͤllig gleichen Umstaͤnden, daß
im Mittel 39 Schrote dieselbe Flaͤche mit einer solchen
Schaͤrfe trafen, daß mehrere Koͤrner das harte 3/4
zoͤllige Brett durchschlugen. Dieses Gewehr hat sich
bereits im praktischen Jagdgebrauch vollkommen bewaͤhrt
und uͤbertrifft jezt die besten Gewehre von fast
doppelter Laͤnge bei weitem an Zusammenhalt und Scharfe
des Schusses, indessen bedarf es bei seiner fast zu sehr
verkuͤrzten Ziellinie um eben dieser Vorzuͤge
willen eines guten Schuͤzen. Diese Erfahrung gewahrt also
einen augenscheinlichen Beweis der Richtigkeit obiger
Theorie.
Was die Laͤnge dieser Gewehre betrifft, so hat der
Verfasser bis jezt keine bedeutende Differenz der Resultate
dabei finden koͤnnen, indessen moͤchten etwa 2 Fuß
lange Rohre wohl in jeder Hinsicht die bequemsten und
zwekmaͤßigsten seyn. Er uͤberlaͤßt die
naͤhere Ermittelung dieses Umstandes unseren mit bessern
Huͤlfsquellen ausgeruͤsteten Gewehrfabriken, denen
er uͤberhaupt durch diese Darstellung zunaͤchst
nuͤzlich zu werden wuͤnscht, indem er ihnen die
weitere Ausbildung dieses Gegenstandes bestens empfiehlt.