Titel: | Einiges über das Färben der Hüte. Von Hrn. P. L. Picard. |
Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LV., S. 277 |
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LV.
Einiges uͤber das
Faͤrben der Huͤte. Von Hrn. P. L.
Picard.
Aus dem Journal des
connaissances usuelles. Maͤrz 1834, S.
136.
Einiges uͤber das Faͤrben der
Huͤte.
Da das Faͤrben der Huͤte von den meisten Hutmachern
nur nach einem blinden und herkoͤmmlichen Schlendrian
betrieben wird, so erlaube ich mir einige Bemerkungen
hieruͤber mitzutheilen, die vielleicht Einiges zur
weiteren Aufklaͤrung dieses Industriezweiges beitragen,
oder wenigstens andere zur Bekanntmachung besserer Methoden, als
man sie gegenwaͤrtig groͤßten Theils befolgen
sieht, veranlassen moͤchten.
Man muß, wenn man die Hutfaͤrberei gehoͤrig
betreiben, und sich in derselben auszeichnen will, vor Allem die
kleinen engen Faͤrbekuͤchen, in welche nur wenig
Luft einzudringen vermag, aufgeben, und seine Anstalt an einem
geraͤumigen, luftigen, und in der Naͤhe eines
Flusses gelegenen Orte aufschlagen. Witterung, Luft, Wasser,
Local, Einrichtung der Farbkessel und Beschaffenheit oder
Qualitaͤt der Huͤte haben den groͤßten
Einfluß auf die Schoͤnheit, den Glanz und die Dauer der
schwarzen Farbe der Huͤte.
Das schoͤnste Schwarz erzielt man in den Monaten September
und October; eine zu heiße, stuͤrmische und regnerische
Witterung ist ungeeignet, denn die Luft soll mild und temperirt
seyn. Eine der ersten Bedingungen ist daher die, daß man den
schaͤdlichen Einfluͤssen der Atmosphaͤre
dadurch vorbeugt, daß man die Werkstaͤtte so einrichtet,
daß sich die Luft in denselben immer in den fuͤr die
Hutfaͤrberei guͤnstigsten Umstaͤnden
befindet. Das Local muß mithin geraͤumig, der Ort, an
welchem man die Huͤte ausluͤftet, gehoͤrig
gelegen seyn.
Regen- und Flußwasser verdient den Vorzug; doch habe ich
mich auch des Brunnen- und Quellwassers mit Vortheil
bedient, wenn ich dasselbe vorher in siedendem Zustande mit
einer gewissen Quantitaͤt Potasche behandelte.
Unter allen Ingredienzien, deren man sich zum Faͤrben der
Huͤte bedient, sind das gallapfelsaure Eisen, das
schwefelsaure Kupfer und das Campescheholz allein von Nuzen, und
ich glaube, daß man sogar von diesen mit der Zeit noch lezteres
aufgeben wird. Die Gummi's geben nur Schmuz, und verhindern die
Farbestoffs sich an den Filz anzulegen.
Einer der groͤßten Fehler, den man taͤglich begehen
sieht, besteht darin, daß man Huͤte von verschiedener
Qualitaͤt und verschiedene Fabrikate in
einem und demselben Farbebade und in gleichem Grade
ausfaͤrbt. Wenn ein Hut fett geworden und seine Haare
zusammengepappt sind, so muß man ihn zuerst in ein leichtes
Potaschewasser bringen, und hierauf auswaschen. Hat er bloß
seine Schwarze verloren, so kann man ihn ohne Nachtheil in den
Kessel bringen. Gut ist es, wenn man die feinen Huͤte vor
dem Ausfaͤrben entfettet.
Man kann die Huͤte in Formen aus Weidengeflecht in die
Farbe bringen, und auf diese Weise das Brechen der Krempen, so
wie das Ausreißen der Haare an den Raͤndern verhindern.
Statt der runden Kessel kann man laͤngliche anwenden, in
welche man die Huͤte in einem kupfernen, durchbrochenen
Rade bringt, so daß die eine Haͤlfte des Rades in die
Farbe untergetaucht ist, waͤhrend die andere
Haͤlfte dem Luftzuge ausgesezt ist, und umgekehrt. Einer
aͤhnlichen Methode bedient man sich auch in England. Mit
Huͤlfe eines gehoͤrigen Triebwerkes kann ein
einziger Arbeiter ein Rad, in welchem sich 400 Huͤte
befinden, sehr leicht umdrehen. Bei dieser Methode kommen die
Huͤte nicht mehr mit dem Boden des Farbbades in
Beruͤhrung; auch kann man sie abwechselnd in dem Farbbade
und in der Luft bewegen, wodurch die Huͤte weit mehr
Sauerstoff aufnehmen, und ein schoͤneres Schwarz
bekommen, als sie erhalten, wenn man sie nach der
gewoͤhnlichen Methode auf den Boden der Farbkuͤche
wirft.
Das Verfahren, welches ich befolge, um 100 feine Huͤte zu
faͤrben, ist folgendes. Man koche in einem kupfernen, mit
einer gehoͤrigen Quantitaͤt Wasser
gefuͤllten Kessel zwei Stunden lang 6 Pfd. gestoßene
Gallapfel und 50 Pfd. Campescheholz. Ist dieses Bad, welches ich
mit No. 1 bezeichnen will, fertig,
so gebe man die Haͤlfte desselben in einen anderen
Kessel, seze 20 Pfd. schwefelsaures Kupfer zu, und nehme dann
die Huͤte eine Viertelstunde lang darin durch. Hierauf
senke man die Huͤte 11/2 Stunden lang in dem Farbbade
unter, nehme sie noch eine Viertelstunde lang durch, und
entferne sie hierauf aus dem Bade.
Nun gieße man den dritten Theil von dem, was von dem Bade No. 1 uͤbrig blieb, und 30
Liter brennzelig holzsaures Eisen in den Kessel; dann
maͤßige man las Feuer, bringe die Huͤte wieder in
den Kessel, nehme sie eine Viertelstunde darin durch, tauche sie
hierauf 1 1/2 Stunden lang unter, um sie dann herauszunehmen und
eine halbe Stunde zu luͤften.
Man frische nun das Farbbad mit dem zweiten Drittheile des
Ruͤkstandes des Farbbades No.
1 auf, erwaͤrme es auf 75°, seze 15 Liter
brennzelig holzsaures Eisen zu, weiche die Huͤte eine
halbe Stunde lang ein, luͤfte sie eine halbe Stunde lang,
bringe sie wieder eine Stunde in den Kessel, und
luͤfte sie eine halbe Stunde lang. Endlich frische man
das Bad mit dem lezten Reste des Bades No. 1 auf, erhize es abermals bis auf 75°, seze
noch ein Mal 15 Liter brennzelig holzsaures Eisen zu, weiche die
Huͤte eine Stunde lang ein, und luͤfte sie, um sie
hierauf noch ein Mall 1 1/2 Stunden in den Kessel zu bringen,
dann in fließendem Wasser auszuwaschen, und zulezt in der
Trokenstube auf den Formen zu troknen, und zu
glaͤnzen.