Titel: | Ueber einen neuen, von Hrn. Joseph Lerot, Uhrmacher zu Argentan, Orne, erfundenen Mechanismus für Repetiruhren. Bericht des Hrn. Francoeur. |
Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LX., S. 326 |
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LX.
Ueber einen neuen, von Hrn.
Joseph Lerot, Uhrmacher zu Argentan,
Orne, erfundenen Mechanismus fuͤr Repetiruhren. Bericht des
Hrn. Francoeur.
Aus dem Bulletin de la
Société d'encouragement. November
1833, S. 374.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Ueber einen neuen Mechanismus fuͤr
Repetiruhren.
Hr. Lerot hat der Société
d'encouragement eine Uhr vorgelegt, welche dem
Comité der mechanischen Kuͤnste wegen der
Einfachheit ihres Baues sowohl, als wegen der Sicherheit ihrer
Functionen besonders merkwuͤrdig zu seyn scheint.
Die zahlreichen Stuͤke, aus denen die Repetiruhren bisher
zusammengesezt waren, sind naͤmlich an der Uhr des Hrn.
Lerot auf vier reducirt, deren
Mechanismus aͤußerst sinnreich ist. Man wird bei der
Annahme dieses Systemes nicht nur in Zukunft sehr wohlfeile
Repetiruhren zu liefern im Stande seyn, sondern diese Uhren
werden auch so flach seyn, wie man sie gegenwaͤrtig
liebt, und nicht mehr so oft in Unordnung gerathen, als dieß
sonst wegen ihres complicirten Baues leicht geschah. Der Bau der
neuen Uhr ist folgender.
Ein großes staͤhlernes Rad, dessen Durchmesser etwas
kleiner ist, als jener des Zifferblattes, und welches mit
demselben concentrisch ist, fuͤhrt an seinem Umfange 12
Zaͤhne, die dem Baue nach mit den Zaͤhnen der
Sperrraͤder Aehnlichkeit haben, und nach und nach auf den
Stiel des Hammers des Schlagwerkes einwirken. Dieses Rad,
welches von der Bewegung der Uhr ganz unabhaͤngig ist,
wird mit einer kleinen Kurbel, die in dem Knopfe angebracht ist,
gedreht, und die Achse dieser Kurbel, welche die Richtung eines
Halbmessers des Zifferblattes hat, ist mit einem Getriebe
versehen, welches in die Zaͤhne eingreift, die
laͤngs der ganzen inneren Flaͤche des großen
staͤhlernen Rades angebracht sind.
Will man nun die Stunde schlagen lassen, so dreht man die Kurbel
so lange nach der einen Richtung, bis man auf ein Hinderniß
stoͤßt: hiedurch wird das staͤhlerne Rad um eben
so viel gedreht, wobei dessen Arme jedoch den Hammer außer
Thaͤtigkeit lassen. Ist dieß geschehen, so dreht man die
Kurbel nach der entgegengesezten Richtung, wo dann bei jeder
Umdrehung, die in diesem Sinne gemacht wird, ein Zahn des Rades
voruͤbergeht, und ein Schlag des Hammers erfolgt. Die
Zahl der Schlage, die auf diese Weise hervorgebracht wird,
entspricht der Stunde, welche der Zeiger andeutet, weil man auf
ein Hinderniß trifft, welches keine weitere Umdrehung der Kurbel
zulaͤßt.
Die Wirkung ist hier unfehlbar, weil der Sperrer ein
Schwengelstuͤk ist, welches in der Minuterie auf dem
Stundenrade befestigt ist, so daß es materiell unmoͤglich
ist, daß der Hammer mehr Stunden schlaͤgt, als der Zeiger
auf dem Zifferblatts andeutet.
Was die Viertelstunden betrifft, so lassen sich dieselben leicht
nach dem Wege, den die Kurbel zuruͤklegt, nachdem sie den
lezten Schlag bewirkt hat, und der durch den beschriebenen Bogen
gegeben ist, bemessen.
Dieser Mechanismus hat jedoch zwei Nachtheile: der erste
derselben liegt in der Anwendung der kleinen Kurbel, welche
immer uͤber den Knopf der Uhr hinausragt; der zweite
hingegen besteht darin, daß man in Folge der Einrichtung des
Sperrers und des Armes, der sich gegen denselben stemmt, die
Viertelstunden zwischen 12 und 1 Uhr nicht abschaͤzen
kann. Diesen beiden Nachtheilen ließe sich jedoch leicht
abhelfen; denn die Kurbel ließe sich durch einen
geraͤnderten Knopf, den man zwischen den Fingern dreht,
und desgleichen man an manchen Uhren zu einem anderen Zweke
angewendet sieht, ersezen; und was den Sperrer betrifft, so
ließe sich derselbe so brechen, daß er sich flach niederlegt,
wenn man nach der einen, und emporsteigt, wenn man nach der
entgegengesezten Richtung dreht. Uebrigens hat Hr. Lerot vielleicht selbst die Absicht,
noch mehrere Verbesserungen an seinem Mechanismus anzubringen,
indem die Uhr, die er der Gesellschaft vorlegte, nur als ein
Modell zu betrachten, und in ihrer Ausfuͤhrung so
unvollkommen ist, daß keine Versuche mit dem Gange derselben
angestellt werden konnten.
Fig. 47 zeigt die Uhr in ihrer natuͤrlichen
Groͤße, und mit allen ihren Stuͤken ausgestattet;
nur das Zifferblatt ist abgenommen.
Fig. 48 stellt das Rad des Schlagwerkes von der Seite
vor; in Fig.
49 hingegen sieht man dasselbe im Grundrisse.
a ist ein plattes,
staͤhlernes Rad, an dessen aͤußerem Nande sich 12
Zahne befinden, waͤhrend es an der unteren Flaͤche
mit einer Verzahnung b ausgestattet
ist. In diese Verzahnung greift ein Getrieb c ein, und die Achse dieses
Getriebes laͤuft durch den Knopf, und wird durch die
kleine Kurbel e in Bewegung
gesezt.
f ist eine Aushebung, auf welche die
Zahne des Rades a nach einander
einwirken. Diese Aushebung, welche mit zwei kleinen
Zaͤhnen 1 und 2 ausgestattet ist, ist an der Achse des
Hammers des Schlagwerkes aufgezogen; sie macht das Schlagwerk
jedes Mal, so oft der Zahn 1 eingreift, schlagen.
g ist ein an dem Rade a befestigtes Stuͤk, welches
sich gegen den beweglichen, an dem Stundenrade
angebrachten Sperrer h stemmt. Wenn
die Uhr in Gang ist, so schwingt sich dieser Sperrer und bewegt
sich gegen das Stuͤk g, ohne
dasselbe anzuhalten; so wie man aber so viele Schlaͤge
schlagen laͤßt, als der Stundenzeiger andeutet, so
widersezt sich der Sperrer h jeder
weiteren Bewegung des Rades a, indem
er sich gegen das Stuͤk g
stemmt.
i ist ein auf die Scheibe
geloͤtheter Stift, gegen den sich das Stuͤk g stemmt, wenn das Rad seine
Umdrehung vollendet hat.
Dreht man die Kurbel e nach Links, so
dreht sich das Rad a nach Rechts,
und dabei bewirken die Zahne, indem sie nach einander auf den
Zahn 1 der Aushebung wirken, daß der Hammer so viele
Schlaͤge macht, als der Zeiger Stunden andeutet. Diese
Bewegung dauert so lange fort, bis das Ende des Stuͤkes
g auf den beweglichen Sperrer
h trifft, der dann, indem er
sich nicht mehr schwingen kann, die weiteren Umdrehungen des
Rades a verhindert. In diesem
Augenblike deutet die Kurbel e durch
ihre Stellung die Viertel- und halben Stunden an.
Dreht man die Kurbel nach Rechts, so erhaͤlt das Rad eine
Bewegung nach der entgegengesezten Richtung; dabei bewegen sich
dessen Zaͤhne gegen den Zahn 2 des Aushebers f, wodurch derselbe zu Schwingungen
veranlaßt wird, ohne daß der Hammer jedoch schlagen kann. Diese
Bewegung dauert so lange fort, bis sich das Stuͤk g gegen den Stift i stemmt. Dieß deutet dann die
natuͤrliche Stellung des Rades an, so daß man die Uhr nun
von Neuem schlagen lassen kann.