Titel: Bericht, welchen Hr. Graf Lambel über einen Aufschütter für Mühlen von der Erfindung des Hrn. Conty, Grundeigenthümers zu Haie-Descartes, Indre und Loire, erstattete.
Fundstelle: Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LXIII., S. 337
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LXIII. Bericht, welchen Hr. Graf Lambel uͤber einen Aufschuͤtter fuͤr Muͤhlen von der Erfindung des Hrn. Conty, Grundeigenthuͤmers zu Haie-Descartes, Indre und Loire, erstattete. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Novbr. 1833, S. 369. Mit Abbildungen auf Tab. V. Bericht uͤber einen Aufschuͤtter fuͤr Muͤhlen. Der Ausschuͤtter fuͤr Mahlmuͤhlen, den Hr. Conty der Gesellschaft zur Beurtheilung mittheilte, besteht hauptsaͤchlich aus einer Art von Schale oder Napf, welche oben auf dem Kopfe des Muͤhleisens angebracht ist, und sich mit demselben umdreht, und aus einem Trichter, welcher bis auf eine Entfernung von 18 Linien von dem Boden des Napfes herabsteigt, und senkrecht uͤber dem Mittelpunkte dieses Napfes angebracht ist. Dieser Trichter ist nur in einer beinahe senkrechten Richtung beweglich. Diese Theile sind so eingerichtet und angebracht, daß sich im Zustande der Ruhe ein Theil des Getreides, welches durch den Trichter herabgelangte, in Form eines Kegels ansammelt, dessen Basis auf dem Napfe ruht, waͤhrend der obere Theil an dem Punkte, an welchem er an den Trichter stoͤßt, abgestuzt ist. Ist nun die Muͤhle in Gang, so dreht sich auch, der Napf, und die Folge hievon ist, daß die Centrifugalkraft das Getreide, welches uͤber die Raͤnder des Napfes hinausragt, aus dem Napfe hinauswirft, waͤhrend dafuͤr wieder neues Getreide aus der Muͤndung des Trichters herabgelangt. Je nachdem nun das untere Ende mehr oder weniger weit von dem Napfe entfernt ist, gibt der Ausschuͤtter mehr oder weniger Getreide, und die Entfernung zwischen diesen beiden Stuͤken wird mittelst einer Schraube regulirt, indem diese Schraube ein Querstuͤk, an welchem der Trichter festgemacht ist, hebt oder senkt. Ein Aufschuͤtter, der seinem Zweke gehoͤrig entsprechen soll, muß, wenn die Muͤhle regelmaͤßig geht, in gleichen Zeitraͤumen gleiche Quantitaͤten Getreide liefern; die Quantitaͤt Getreide, die er innerhalb einer bestimmten Zeit zu geben hat, muß sich auf eine leichte und sichere Weise reguliren lassen; diese Quantitaͤt muß sich lediglich in Folge des schnelleren oder langsameren Ganges, der bei der Muͤhle Statt finden kann, und genau im Verhaͤltnisse desselben vermehren oder vermindern; der Aufschuͤtter muß, wenn die Muͤhle zu gehen aufhoͤrt, ohne daß man ihn zu beruͤhren braucht, außer Thaͤtigkeit kommen; endlich muß derselbe arbeiten, ohne daß das Gleichgewicht, welches der Muͤhlstein waͤhrend seiner Umdrehungen beibehalten muß, gestoͤrt wird. Der neue Aufschuͤtter des Hrn. Conty entspricht nach dem Urtheile aller, die denselben arbeiten sahen, allen diesen Bedingungen. Der Muͤhltrogschuh und der Klopfer, deren Stelle er vertritt, arbeiteten mit großem Geraͤusche; ersterer schuͤttete das Getreide immer auf eine und dieselbe Stelle und immer nur auf die eine Seite des sogenannten Auges. Das Getreide wurde bei der Anwendung dieser alten Vorrichtungen sehr oft auf den Laͤufer geschleudert, und ging daher fuͤr den Eigenthuͤmer verloren. Die Stoͤße, welche der Klopfer dem Muͤhltrogschuhe mittheilte, waren an dem Muͤhlsteine fuͤhlbar, und waren dem Gleichgewichte desselben mehr oder weniger nachtheilig. Die Quantitaͤt Getreide, welche zwischen die Muͤhlsteine gebracht wurde, wurde mittelst eines Aufwindseiles regulirt, und war daher von den Einfluͤssen der Trokenheit oder Feuchtigkeit der Luft abhaͤngig. Bei dem neuen Aufschuͤtter hingegen, welcher ohne Geraͤusch und ohne Erschuͤtterungen arbeitet, laͤßt sich die Quantitaͤt des Getreides, womit die Muͤhle gespeist wird, mit Leichtigkeit und Sicherheit reguliren. Das Getreide wird auf alle Punkte des Umfanges der Muͤndung des Trichters vertheilt, und verbreitet sich folglich in allen Radien der Muͤhlsteine, was wesentlich zur Regelmaͤßigkeit des Ganges und der Arbeit der Muͤhle beitraͤgt. Der neue Aufschuͤtter kann ferner das Getreide nirgend anderswohin als in das sogenannte Auge schuͤtten; er kommt nicht leicht in Unordnung; er braucht eine geringere Kraft zu seinem Betriebe, als zum Betriebe des Muͤhltrogschuhes und des Klopfers noͤthig ist; er ist einfach gebaut, erfordert keine großen Unterhaltungskosten, und kostet bei der Anschaffung weniger als die entsprechenden Theile einer nach englischer Methode erbauten Muͤhle, indem er nur auf 80 Franken zu stehen kommt. Er eignet sich endlich eben so gut fuͤr Getreide, als fuͤr Gruͤze, nur muß man in diesem Falle statt der zollweiten blechernen Roͤhre, durch welche die Koͤrner in den Napf gelangen, eine kupferne Roͤhre von 2 1/2 Zoll im Durchmesser anwenden. Eines der Mitglieder der Pruͤfungscommission begab sich nach Corbei in die schoͤne Muͤhle unseres wakeren Collegen Darblay, der den Aufschuͤtter des Hrn. Conty an 14 Muͤhlsteinen angebracht hat. Er uͤberzeugte sich daselbst nicht nur von der Richtigkeit der erwaͤhnten Vortheile, sondern er sah auch noch 14 andere Muͤhlsteine, an denen die Centrifugalkraft gleichfalls zum Behufe des Aufschuͤttens benuzt wird, mit dem Unterschiede jedoch, daß hier der Napf weggelassen ist. Hier streut naͤmlich eine blecherne, an ihrem Ende durchloͤcherte Roͤhre, die sich zugleich mit dem Muͤhleisen dreht- das Getreide gleichmaͤßig aus; ein cannelirter Cylinder regulirt die Quantitaͤt Getreide, welche aufgeschuͤttet wird. Die Commission schlaͤgt daher vor, Hrn. Conty den Dank der Gesellschaft fuͤr seine Mittheilung auszudruͤken, und den von ihm erfundenen Aufschuͤtter mit ihrer Gutheißung im Bulletin bekannt zu machen. Fig. 43 ist ein Durchschnitt des Aufschuͤtters des Hrn. Conty, nach der Linie AB des Grundrisses. Fig. 44 ist ein Grundriß und eine Ansicht des Gehaͤuses, welches die Muͤhlsteine umgibt, und des Hebels, der den Aufschuͤtter in Bewegung sezt, von Oben. Fig. 45 ist der Napf oder die Schale, in welche das Getreide gelangt, im Grundrisse und im Durchschnitte abgebildet. Fig. 46 ist ein Grundriß und Aufriß des Trichters. a ist die Schale oder der Napf aus Eisenblech, welcher auf dem Kopfe des Muͤhleisens ruht. b, der in dem Querstuͤke k befestigte Trichter. c, das an dem Laͤufer angebrachte Muͤhleisen. d, die senkrechte Welle, welche mittelst des Muͤhleisens den Laͤufer in Bewegung sezt. e, der Laͤufer. f, der Bodenstein. g, das Gehaͤuse. k, ein hoͤlzernes Querstuͤk, an welchem der Trichter b befestigt ist. Dieses Querstuͤk ist an dem einen Ende mittelst eines Zapfens an der Stuͤze l, an dem anderen Ende hingegen in einem Einschnitte der Stuͤze l' festgemacht. m, der Boden der Muͤhle. n, eine eiserne Stange, auf welcher das eine Ende des Querholzes k ruht. Diese Stange, mit welcher das Querstuͤk gehoben oder gesenkt werden kann, geht durch das erste Stokwerk, und ist mit einer Schraube o versehen, welche durch eine in dem Boden angebrachte Schraubenmutter geht, und die folglich, je nachdem man sie nach Rechts oder nach Links dreht, auf- oder abwaͤrts steigt. p, eine Roͤhre aus Eisenblech, durch welche das Getreide oder die Gruͤze von dem oberen Stokwerke in den Aufschuͤtter gelangt, und deren Durchmesser groͤßer oder kleiner seyn kann. Die mit a, b, k, l, n bezeichneten Theile sind von der Erfindung des Hrn. Conty; die uͤbrigen waren bereits an den gewoͤhnlichen Muͤhlen gebraͤuchlich.

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Tafel Tab. V
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