Titel: Bericht des Hrn. Bussy über einige Heber des Hrn. Collardeau zu Paris, rue du Fabourg-Saint-Martin No. 56.
Fundstelle: Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LXVII., S. 368
Download: XML
LXVII. Bericht des Hrn. Bussy uͤber einige Heber des Hrn. Collardeau zu Paris, rue du Fabourg-Saint-Martin No. 56. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. November 1833, S. 383. Mit Abbildungen auf Tab. V. Bussy's Bericht uͤber einige Heber. Hr. Collardeau hat der Société d'encouragement eine kleine Broschuͤre uͤberreicht, in welcher 15 verschiedene Arten von Heber, die er in seiner Fabrik verfertigt, beschrieben sind. Die meisten dieser Heber sind nur Modificationen der bereits bekannten Heberarten, von denen einige allerdings vortheilhafter eingerichtet sind; einige derselben sind auch bereits in einem fruͤheren Berichte des Hrn. Hachette Polyt. Journ. Bd. XIV. S. 59. gehoͤrig gewuͤrdigt worden. Besondere Aufmerksamkeit scheinen uns jedoch nachtraͤglich noch folgende vier Arten von Heber zu verdienen. 1) Heber mit doppelter Verschließung. (Siphon à double obturateur.) Dieser Heber, welcher aus Eisenblech gearbeitet, und hauptsaͤchlich zum Umfuͤllen von Oehlen oder alkoholischen Fluͤssigkeiten bestimmt ist, besteht, wie Fig. 33 zeigt, aus zwei senkrechten Armen A, B von beinahe gleicher Laͤnge, welche durch einen dritten, horizontalen Arm mit einander verbunden sind. Die beiden Muͤndungen desselben sind mittelst zweier beweglichen Verschließer o, o', welche an zwei Eisendrahten, die sich in den Armen A und B schieben, angebracht sind, verschlossen. Will man nun diese Eisendrahte emporziehen, und folglich die Muͤndungen der Arme A, B verschließen, so schiebt man eine Art von hoͤlzernem Keil unter die Woͤlbung oder unter den Bogen C, den die Draͤhte dadurch bilden, daß sie sich uͤber dem horizontalen Arme mit einander vereinigen. Will man die Verschließer hingegen oͤffnen, so entfernt man den Keil, und druͤkt mit der Hand auf die Woͤlbung C, damit die Draͤhte wieder herabsteigen. Einer der Verschließer o' hat in der Mitte ein Loch, welches man mit einem gewoͤhnlichen Korkstoͤpsel nach Belieben verschließen oder oͤffnen kann. Wenn dieser Heber angestekt werden soll, so kehrt man denselben so um, daß seine beiden Muͤndungen nach Oben gerichtet sind, und oͤffnet die Muͤndung o, waͤhrend man die mit dem durchloͤcherten Verschließer versehene Muͤndung o' verschließt. Durch diese leztere Muͤndung gießt man hierauf die Fluͤssigkeit ein; ist sie bei o angelangt, so verschließt man diesen Verschließer, und faͤhrt so lange fort Fluͤssigkeit nachzugießen, bis der Heber bis zu p voll ist, wo man dann die Muͤndung p mit einem Korkstoͤpsel verschließt, und den Heber zum Behufe des Umfuͤllens umkehrt. Ist der Heber auf diese Weise an Ort und Stelle gebracht, so oͤffnet man die beiden Verschließer, damit die Fluͤssigkeit ausfließen kann. 2) Heberpumpe. (Siphon-pompe.) Dieser Heber gewaͤhrt den Vortheil, daß man den Heber anfielen kann, indem man im Inneren desselben mittelst der Pumpe einen luftleeren Raum erzeugt, und daß man, wenn der Unterschied zwischen den beiden Niveau's nicht mehr so groß ist, daß dadurch ein Ueberstroͤmen bewirkt wird, diesem Umstande durch die Pumpe abhelfen kann. Diese Art von Heber findet vorzuͤglich beim Umfuͤllen des Weines aus einem Fasse in ein anderes seine Anwendung, wenn sich beide Faͤsser, wie dieß meistens der Fall ist, in gleicher Hoͤhe befinden. 3) Einblasheber. (Siphon d'insufflation.) Dieser Heber, der nichts weiter als eine modificirte Anwendung des bekannten Einblasgefaͤßes des Hrn. Gay-Lussac ist, verdient theils wegen der großen Einfachheit seines Baues, theils wegen der Leichtigkeit, mit der er in Thaͤtigkeit gesezt werden kann, besondere Empfehlung. Chemiker und Fabrikanten, welche oft aͤzende Fluͤssigkeiten umfuͤllen muͤssen, werden die Vortheile dieses Einblashebers besonders zu schaͤzen wissen. Er ist aus Glas verfertigt, und besteht: 1) aus einer gewoͤhnlichen heberartig gebogenen Glasroͤhre b, c, e, Fig. 34, mit dem Unterschiede jedoch, daß der kurze Arm b, c an seinem Ende einen Haken a bildet, so daß, wenn der Heber arbeitet, die Muͤndung dieses kuͤrzeren Armes nach Oben gekehrt und erweitert ist; 2) aus einer glaͤsernen Roͤhre d, welche momentan zum Anfielen des Hebers dient. Diese Roͤhre hat an dem einen Ende eine Anschwellung, und paßt mit ihrem Ende ziemlich genau auf die Muͤndung des kleinen Armes b, c des Hebers. Um nun den Heber in Thaͤtigkeit zu sezen, taucht man den Arm b, c in das Gefaͤß, bringt hierauf die mit der Fluͤssigkeit gefuͤllte Roͤhre d an, und bewirkt durch ein leichtes Einblasen in diese Roͤhre, daß die in ihr enthaltene Fluͤssigkeit in dem Arme b bis c emporsteigt. Der Heber ist nun hiemit angestekt; man nimmt die Roͤhre d ab, wo die Fluͤssigkeit dann dessen ungeachtet durch die Muͤndung e ausfließt. Dieser Apparat ist so einfach, daß sich ihn sogar jeder Lehrling in der Chemie selbst verfertigen kann. 4) Sicherheits-Saugheber. (Siphon d'aspiration de sûreté.) Auch diese Art von Heber, die man in Fig. 35 abgebildet sieht, kann in chemischen Laboratorien und Fabriken bei Arbeiten, bei denen man es mit scharfen und aͤzenden Fluͤssigkeiten zu thun hat, mit großem Vortheile angewendet werden. Man stekt denselben an, indem man an der Roͤhre e, g, welche parallel an den laͤngeren Arm b, c geschmolzen ist, saugt. An dem oberen Theile dieser Roͤhre ist eine Kugel f geblasen, welche hindert, daß die Fluͤssigkeit, die aus dem Gefaͤße p, q emporsteigt, unmittelbar in den Mund gelangt.

Tafeln

Tafel Tab. V
Tab. V