Titel: | Ueber die Anwendung des Dampfes zur Erzeugung eines besseren Zuges in den Schornsteinen, zum Abdampfen von Flüssigkeiten im luftleeren Raume, zu Gebläsen bei Hochöfen, zum Betriebe von Dampfbooten ohne Ruderräder etc. |
Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LXXV., S. 408 |
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LXXV.
Ueber die Anwendung des
Dampfes zur Erzeugung eines besseren Zuges in den Schornsteinen, zum
Abdampfen von Fluͤssigkeiten im luftleeren Raume, zu
Geblaͤsen bei Hochoͤfen, zum Betriebe von Dampfbooten
ohne Ruderraͤder etc.
Aus dem Journal des
connaissances usuelles. April 1834, S.
188.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Dampfanwendung zur Erzeugung eines besseren
Zuges in Schornsteinen etc.
Hr. Pelletan entdekte vor
ungefaͤhr vier Jahren eine neue Wirkungsart des Dampfes,
welche, nach den Resultaten zu urtheilen, die sich bei der
Anwendung und Benuzung derselben ergaben, einen aͤußerst
großen und wohlthaͤtigen Einfluß auf sehr viele Fabriken,
und sogar auf die gewoͤhnliche Hauswirthschaft haben
duͤrfte. Wir wollen zuerst das allgemeine Princip dieser
Wirkungsart kurz zu erlaͤutern suchen, und dann auf
einige Details ihrer Anwendung uͤbergehen.
Wenn ein Dampfstrahl, der unter einem mittleren Druke von drei
Atmosphaͤren erzeugt wurde, durch eine gehoͤrige
Muͤndung in einen cylindrischen, an beiden Enden offenen
Canal eingetrieben wird, so reißt er die in dem Canal
befindliche Luft mit großer Gewalt und großer Geschwindigkeit
fort. Hr. Pelletan erklaͤrt
dieß dadurch, daß er annimmt, dieser Dampf besize eine
Geschwindigkeit von 500 Meter in der Secunde, er vermenge sich
mit der Luft, und das dadurch entstandene Gemenge nehme eine um
so groͤßere Geschwindigkeit an, je mehr Dampf und je
weniger Luft in demselben enthalten ist, und eine um so
geringere Geschwindigkeit, je geringer die Quantitaͤt des
Dampfes im Verhaͤltnisse zu jener der Luft ist.
Im Allgemeinen reicht eine sehr geringe Quantitaͤt Dampf
hin, um auf diese Weise sehr große Volumens Luft in Bewegung zu
sezen; wenn z.B. die Geschwindigkeit der Luft in einem guten
Schornsteine nicht uͤber 5 Meter in einer Secunde
betraͤgt, so reicht ein Hundertel als Strahl oder
Einsprizung angewendeter Dampf hin, um diese Geschwindigkeit zu
erreichen. Die Anwendung dieses Dampfes bedingt uͤberdieß
keinen Verbrauch, keine Ausgabe, indem der Dampf nicht
verdichtet wird, und indem sein Waͤrmestoff nach der
Erzeugung des Luftstromes noch zu verschiedenen anderen Zweken
benuzt werden kann.
Das Volumen der fortgetriebenen Luft und die Geschwindigkeit des
Luftstromes laͤßt sich jedes Mal nach Belieben
abaͤndern, je nachdem man das Verhaͤltniß des
Durchschnittes der Muͤndung, aus welcher der Dampf
ausstroͤmt, zu dem Durchschnitte des Canales, worin sich
die Luft bewegt, modificirt. Die fortgetriebene Luft kann nach
Belieben entweder vor dem Dampfstrome einen Druk, oder hinter
demselben einen luftleeren Raum erzeugen; d.h. man kann mittelst
des Dampfstrahles einen Druk, der eine Wassersaͤule auf
eine Hoͤhe von 7 Metern hebt, oder einen luftleeren Raum
von 20 Zollen Queksilber erzeugen und unterhalten. Der
Dampfstrahl kann, wenn er durch Druk wirkt, alle Drukpumpen oder
Drukmaschinen, und, wirkt er durch Aufsaugung, alle
Saugmaschinen ersezen; er erzeugt diese beiden Wirkungen
uͤberdieß, ohne daß große und kostspielige Vorrichtungen
noͤthig waͤren, und mit einem aͤußerst
geringen Verbrauche an Dampf; und was die erzeugte Kraft
betrifft, so gewaͤhrt er den großen Vortheil, daß er
einerseits die Wirkung mit beliebiger Geschwindigkeit
hervorbringt, Waͤhrend diese Wirkung andererseits mit
Huͤlfe eines mit einem Zifferblatte versehenen Hahnes
genau graduirt werden kann.
Die Theorie dieser gewiß hoͤchst merkwuͤrdigen
Wirkungsart eines Dampfstrahles mag seyn, welche sie wolle, so
sind und bleiben die Wirkungen bestaͤndige und
unbestreitbare Thatsachen; wir sahen dieselben in hohem Grade
schon durch einen Dampfstrahl hervorrufen, der, wenn er auch
rein verloren gewesen waͤre, doch nur einen
hoͤchst unbedeutenden Verlust gegeben haͤtte. Wir
wollen nun einige der vorzuͤglichsten Anwendungen des
Dampfstrahles andeuten.
Die Kessel, in denen der Dampf erzeugt wird, geben ein um so
besseres Resultat, je kraͤftiger der Zug ist; allein
aller von der heißen Luft fortgerissene Waͤrmestoff ist
rein verloren. Wir sahen einen Dampfkessel, an welchem ein
Dampfstrahl angewendet wurde; die Roͤhre, welche als
Schornstein diente, hatte nur 2 Zoll im Durchmesser, und
hoͤchstens 2 Fuß Hoͤhe; der Zug war ganz
willkuͤrlich, und konnte auf den hoͤchsten
Grad gebracht werden; die heiße Luft ging aber nicht verloren,
sondern wurde in eine Roͤhrenvorrichtung geleitet, in
welcher die Gesammtmasse ihres Waͤrmestoffes und selbst
jener des Wasserdampfes, der zur Erzeugung des Zuges angewendet
worden, benuzt werden konnte. Man kann also uͤberall
Dampfkessel ohne aufsteigende Schornsteine errichten, ihre
Heizung dabei so lebhaft betreiben, daß sie vier Mal so viel
Dampf liefern, als bei dem gewoͤhnlichen Zuge, eine
vollkommene Verbrennung erzeugen, und uͤberdieß von. der
Gesammtmasse des von dem Brennmaterials entwikelten
Waͤrmestoffes Nuzen ziehen.
Die Heizvorrichtungen in den Treibhaͤusern, so wie jene,
in denen mit heißer Luft geheizt wird, bringen wegen des
Eindringens des Rauches oft solche Unannehmlichkeiten mit sich,
daß man zu deren Abhuͤlfe nicht selten große und
kostspielige Apparate anzuwenden gezwungen war, oder daß man
diese Vorrichtungen sogar gaͤnzlich aufgeben mußte. Dieß
war z.B. mit der Heizmethode im Finanzministerium zu Paris,
deren Einrichtung nicht weniger als 350,000 Franken gekostet
hatte, der Fall. Ein Dampfstrahl, der an dem Ende irgend einer
Roͤhrenleitung angebracht und in Wirksamkeit gesezt wird,
erzeugt durch die Aufsaugung eine solche Stroͤmung, daß
durchaus kein Rauch entweichen kann, wie schlecht auch die
Roͤhren zusammengefuͤgt seyn moͤgen. Man
kann daher unter diesen Umstaͤnden uͤberall
Steinkohlen brennen, und auch den Boden nach Belieben durch
unterirdische Roͤhren erwaͤrmen. Die Kosten des
Wasserstrahles sind beinahe null und nichtig, und der Kessel,
der denselben erzeugt, gibt den besten Ofen.
Das Heizen mit Dampf veranlaßt hauptsaͤchlich deßhalb
große Kosten, weil die Roͤhren so gebaut seyn
muͤssen, daß sie einen ziemlich bedeutenden Druk
auszuhalten im Stande sind; benuzt man hingegen einen
Dampfstrahl, der den Dampf ohne Druk durch alle Roͤhren
fuͤhrt oder treibt, so kann man den dazu noͤthigen
Apparat auch aus Zink, und folglich um den zehnten Theil von
dem, was er bisher kostete, herstellen.
Die großen Huͤttenwerke bedienen sich bei den meisten
ihrer Arbeiten sehr kostspieliger Geblaͤse, und lassen
durch die Schornsteine ihrer Reverberiroͤfen eine
ungeheure Menge Waͤrmestoff rein verloren gehen. Wir
haben einen Hochofen gesehen, an welchem das Geblaͤse
nach dem neuen Systeme mittelst Druk arbeitete, und zwar auf
eine hoͤchst einfache und sehr wohlfeile Weise.
Wuͤrde der Zug der Reverberiroͤfen nach dieser
Methode erzeugt werden, so ließe sich derselbe sehr leicht nach
Belieben reguliren, und eben so leicht laͤßt sich
berechnen, daß der Waͤrmestoff, der gegenwaͤrtig
unbenuzt verloren geht, mehr als hinreichend seyn
wuͤrde, um die großen Maschinen, deren man sich an diesen
Anstalten bedient, gehoͤrig mit Dampf zu versehen. Die
Huͤttenwerke wuͤrden daher bei der Pruͤfung
und Annahme des neuen Verfahrens gewiß ungemein gewinnen.
Es gibt dermalen noch keine bequemen, tragbaren Maschinen zum
Wasserschoͤpfen, und uͤberall geschieht diese so
haͤufig vorkommende und so noͤthige Arbeit noch
durch Menschenhaͤnde. Wir sahen kuͤrzlich aber
eine solche Maschine, welche aus zwei Gefaͤßen, von denen
jedes 80 Liter faßt, besteht, und welche stuͤndlich
28,000 Liter Wasser auf eine Hoͤhe von 15 Fuß zu heben im
Stande ist. In diesem schoͤnen Apparate druͤkt der
Dampf mit Luft vermengt direct auf das Wasser, welches gehoben
werden soll, und dabei verhindert die Gegenwart der Luft die
Verdichtung des Dampfes.
Eine Maschine von der angegebenen und selbst von einer doppelt
groͤßeren Kraft kann in einem Raume von 6 Fuß
Laͤnge auf 3 Fuß Breite untergebracht und von zwei
Maͤnnern getragen werden.
Diese Methode große Wassermassen in Bewegung zu sezen, gestattete
Hrn. Pelletan auch eine Verbesserung
seines Verfahrens, Dampfboote durch die Reaction des Wassers zu
treiben. Man konnte kuͤrzlich ein nach seiner Erfindung
gebautes Dampfboot mit einer Geschwindigkeit von 3 Meilen in der
Stunde unter den Bogen der Austerlitzbruͤke fahren sehen.
Dieses Boot hatte weder einen Raucht fang, noch
Ruderraͤder, noch auch eine eigentliche Dampfmaschine,
d.h. keine Pumpe, keinen Kolben und keine sonstige Maschinerie;
ein derlei Apparat kostet sehr wenig, kommt nicht leicht in
Unordnung, und wiegt nur den zwanzigsten Theil der Ladung des
Schiffes.
Als leztes Beispiel fuͤr die Anwendung des Dampfstrahles
wollen wir nur die Apparate anfuͤhren, in denen man einen
mehr oder weniger vollkommenen luftleeren Raum erzeugen und
unterhalten kann. Ein derlei luftleerer Raum ist unter
zahlreichen Umstaͤnden, namentlich bei vielen
Abdampfungen, beim Troknen vieler Substanzen, und besonders beim
Troknen von Nahrungsmitteln, beim Zukersieden etc., von ganz
außerordentlichem Vortheile.
Man versuchte die Anwendung des luftleeren Raumes bisher nur beim
Versieden von Zukersyrupen, weil die Apparate, deren man sich
zur Erzeugung desselben bediente, so kostspielig waren, daß sie
nur in Zukersiedereien benuzt werden konnten. Howard's Apparat war der erste, der
zu diesem Behufe bekannt gemacht wurde; in ihm wird der
luftleere Raum mittelst Saugpumpen, die durch eine Dampfmaschine
in Bewegung gesezt werden, erzeugt. Das große
Capital, welches die Anschaffung eines solchen Apparates
erforderte, und der taͤgliche Kostenaufwand, den er
außerdem veranlaßte, bewog zur Erforschung anderer Mittel; man
glaubte, es wuͤrde genuͤgen, wenn man die Luft
durch einen Dampfstrom aus dem Apparate austreiben, und diesen
Dampf hierauf durch Einsprizen von kaltem Wasser verdichten
wuͤrde. Auf solche Weise enstand der Apparat des Hrn. Roth, und seither noch 3 oder 4
andere, welche saͤmmtlich auf demselben Principe beruhen,
gegen die sich aber folgende Einwendungen machen lassen:
1) Geht am Anfange der Operation zum Behufe der Austreibung der
Luft eine große Quantitaͤt Dampf verloren.
2) Ist der luftleere Raum hoͤchstens beim Beginne
vollkommen, und bleibt nie in diesem Zustande, weil immer wieder
etwas Luft in den Apparat eintritt. Das Verdichtungswasser
laͤßt bei seinem Eintritte in den luftleeren Raum selbst
Luft entweichen, und da viele Syrupe Kohlensaͤure
enthalten, so entweicht auch diese, so daß, wenn der luftleere
Raum anfangs auch 26 Zoll zeigte, er am Ende nur mehr 18 Zoll
zeigt; und doch soll dieser Raum hauptsaͤchlich am Ende
so luftleer als moͤglich seyn, indem sich der Syrup nicht
am Anfange der Operation, wohl aber dann, wann er ein Mal
bedeutend concentrirt ist, veraͤndert.
3) Da der Apparat waͤhrend eines großen Theiles der
Operation Luft enthaͤlt, so wird die Verdichtung viel
schwieriger; sie erfordert bis an 90 Liter Wasser per Zukerhut, waͤhrend 25 bis
30 Liter hinreichen wuͤrden, wenn der Apparat immer
gehoͤrig luftleer waͤre.
Es ließ sich leicht erwarten und berechnen, daß der Wasserstrahl,
indem er eine der Wirkung einer Saugpumpe vollkommen
aͤhnliche Wirkung ausuͤbt, ein Mittel an die Hand
geben muͤßte, welches mit Vortheil statt des Howard'schen Apparates gebraucht
werden koͤnnte. Dieß bewaͤhrte sich denn auch
wirklich durch einen Apparat, den Hr. Pelletan fuͤr die Bruͤder Perrier verfertigte, und den man in
Fig.
29 abgebildet sieht.
A ist der Hahn, welcher
geoͤffnet wird, um den Apparat mit dem geklaͤrten
Syrupe, welcher in dem Behaͤlter Q, der einen doppelten Boden hat, erhizt wurde, zu
fuͤllen.
B der Hahn, den man oͤffnet,
um den Apparat in dem Ab, kuͤhler O, der sich unter oder uͤber dem Apparate
befinden kann, zu oͤffnen.
C, C ein halbkugelfoͤrmiger
Kessel, welcher 800 Liter Syrup faßt.
D, D ein doppelter Boden, der mit
Dampf geheizt wird.
E ein Dampfhahn, der nur eine Minute
lang geoͤffnet zu werden braucht, um den luftleeren Raum
neuerdings wieder herzustellen.
F ein Verbindungshahn zwischen der
Kugel, in welcher der luftleere Raum erzeugt wird, und dem
Apparate; er muß geoͤffnet werden, waͤhrend der
luftleere Raum erzeugt wird.
G ein Dampfhahn, welchen man
zugleich mit dem Hahne H nur eine
Minute lang zu oͤffnen braucht, um in dem Apparate einen
Druk zu erzeugen, durch welchen er ausgeleert wird, und durch
den der versottene Syrup auf 15 Fuß Hoͤhe gehoben werden
kann.
H ein Hahn, durch den man Luft in
den Apparat eintreten lassen kann.
K ein Hahn, der die Verbindung
zwischen dem Kessel und dem Verdichter vermittelt, und den man
schließt, um in dem Verdichter von einer Operation zur anderen
den luftleeren Raum zu unterhalten.
L ist der Verdichter oder
Condensator.
M ein Hahn mit einem Zifferblatts,
durch den das herbeistroͤmende Verdichtungswasser
regulirt wird.
N ein Hahn, durch den das
Verdichtungswasser aus dem Verdichter austritt.
O ein Abkuͤhler oder ein
Gefaͤß, welches zur Aufnahme des verkochten Syrupes
dient.
P ein Behaͤlter mit kaltem
Wasser, der 15 Fuß tief unter dem Niveau des Apparates
angebracht seyn kann.
Q ein Behaͤlter mit doppeltem
Boden, in welchem der geklaͤrte Syrup fuͤr die
naͤchstfolgende Operation durch den Dampf, der zur
Erzeugung des luftleeren Raumes dient, erhizt wird.
R ein Hahn, durch den das Wasser,
welches sich in dem doppelten Boden des eben erwaͤhnten
Behaͤlters verdichtet, in den Dampfkessel
zuruͤkfließt.
S ein Dampfrohr, welches vom
Dampferzeuger herfuͤhrt, und welches durch den Hahn T den doppelten Boden, durch den
Hahn E den luftleeren Raum, und
durch den Hahn G den Apparat zur
Erzeugung des Drukes mit Dampf versieht.
U ein Arm des Dampfrohres, der an
die beiden Haͤhne E und G fuͤhrt.
V ein Barometer, das zum Messen des
Grades des luftleeren Raumes, der in jedem Augenblike in dem
Apparate erzeugt wird, dient.
Die Lichtloͤcher, durch welche das Innere des Apparates
erleuchtet wird, so daß man das, was darin vorgeht, beobachten
kann, so wie die neue Methode, nach welcher man Proben von 1/2 Liter
Syrup aus dem Apparate herausnehmen und wieder
zuruͤkgießen kann, konnten in dieser Zeichnung nicht
dargestellt werden.
Der Gang des Verfahrens mit diesem Apparate, und die Vortheile,
die derselbe gewahrt, sind folgende. Bevor die Operation
beginnt, erzeugt man einen luftleeren Raum von 20 Zollen, indem
man den Hahn, durch den der Dampfstrahl eintritt, eine Minute
lang oͤffnet; zugleich fuͤllt man den Apparat,
indem man den Hahn, der zu dem Behaͤlter mit
geklaͤrtem Syrup fuͤhrt, oͤffnet. Dann
erhizt man den Syrup durch Dampf, den man durch einen graduirten
Hahn eintreten laͤßt, damit man die Hize nach dem Grade
des Sudes reguliren kann. Wenn der Syrup zu steigen beginnt, was
man durch Loͤcher, die mit Glaͤsern versehen sind,
und die zur Erhellung des Apparates dienen, beobachten kann, so
verfolgt man denselben mit den Augen, und unterbricht das
Steigen theils, indem man durch Aufsaugung etwas von der Butter,
die man zu diesem Behufe in einem mit einem Hahne versehenen
Becher anbringt, in den Apparat schafft, theils indem man nur
eine kleine Menge Luft eintreten laͤßt. Man kann auf
diese Weise bei einigen Syrupen bis gegen 5 Franken an Butter
ersparen.
Wenn das Versieden begonnen hat, so treibt man das, was
allenfalls noch an Luft zuruͤk ist, abermals aus, indem
man den Hahn, durch welchen der Dampfstrahl eintritt, neuerdings
eine Minute lang oͤffnet, wo der luftleere Raum dann von
diesem Augenblike an nur mehr von dem Oeffnen des Hahnes, durch
welchen kaltes Wasser eingesprizt wird, abhaͤngt. Gegen
das Ende der Operation vermindert man die Hize, und
vervollkommnet dafuͤr den luftleeren Raum dergestalt, daß
man die Operation bei einem luftleeren Raume von 26 Zollen
Queksilber beschließt.
Was die Probe oder die Mittel betrifft, deren man sich bediente,
um zu erfahren, ob der Syrup bereits bis auf den
gehoͤrigen Grad versotten sey, so waren dieselben bei
allen den geschlossenen Apparaten, deren man sich bisher
bediente, hoͤchst unvollkommen; man konnte immer nur
einige Tropfen Syrup, die nur sehr Ungewisse Aufschluͤsse
gaben, herausnehmen. Hr. Pelletan
hingegen erfand eine Vorrichtung, mit welcher man bequem einen
halben Liter Syrup aus dem Apparate herausnehmen und wieder
zuruͤkgießen kann, und bei welcher selbst die Anwendung
eines Schaumloͤffels moͤglich ist.
Ist der Syrup gehoͤrig versotten, so muß der Kessel
geleert werden: eine Operation, die bei saͤmmtlichen
bisherigen Kesseln wegen der Klebrigkeit und Zaͤhigkeit
der Fluͤssigkeit nur langsam von Statten ging. Bei der
neuen Vorrichtung des Hrn. Pelletan
hingegen ist der Kessel in einer Minute geleert, und zwar in
Folge eines kraͤftigen Drukes, der durch die Einwirkung
eines zweiten Dampfstrahles hervorgebracht wird. Dieser
Dampfstrahl fuͤhrt naͤmlich eine große Menge
aͤußerer atmosphaͤrischer Luft mit sich in den
Apparat, und der auf diese Weise ausgetriebene Syrup kann bis
auf 15 Fuß uͤber das Niveau des Apparates gehoben
werden.
Ist der Apparat geleert, so laͤßt man die Masse feuchter
Luft, welche im Inneren desselben comprimirt war, entweichen,
wodurch der Kessel und die Roͤhren vollkommen gereinigt
werden, so zwar, daß sich in denselben keine Unreinigkeit
ansezt, und daß sie auch nicht verstopft werden.
Der Dampf, welcher zur Erzeugung und Vervollkommnung des
luftleeren Raumes verbraucht wird, ist in Betracht der kurzen
Zeit, Waͤhrend welcher er in Anwendung kommt (3 bis 4
Minuten reichen fuͤr die ganze Operation hin), sehr
gering; und selbst diese geringe Menge geht nicht verloren,
indem sie in den doppelten Boden des Behaͤlters, in
welchem sich der geklaͤrte Syrup befindet, geleitet wird,
und daselbst zur Erhizung und Vorbereitung desselben dient. Es
wird daher hier ein so viel als moͤglich vollkommener
luftleerer Raum erzeugt, und zwar ohne Aufwand an Dampf, und
ohne irgend eine mechanische Kraft.
Das heiße Wasser, welches zur Verdichtung diente, kann durch eine
Dampfpumpe, die einen Theil des Apparates ausmacht, aufgenommen,
und zu verschiedenen Zweken verwendet werden. Die Dampferzeuger
sind so eingerichtet, daß sich bei ihnen ein Drittel
Brennmaterial ersparen laͤßt.
Die Apparate des Hrn. Pelletan sind im
Allgemeinen so eingerichtet, daß in 10 Stunden 600
Zukerhuͤte gesotten werden; sie verzehren dabei nur halb
so viel Kohle, als die gewoͤhnlichen Schaukelkessel, und
geben ein groͤßeres Resultat, als man beim Versieden
uͤber dem Feuer erhaͤlt. Man sott aus
kaͤuflicher Melasse Zuker; man versott und
verduͤnnte einen und denselben Syrup, indem man mit einer
Quantitaͤt von 1500 Pfd. auf ein Mal arbeitete, 11 Mal,
ohne daß der Zuker irgend eine merkliche Veraͤnderung
erlitten haͤtte. Die Quantitaͤt Melasse, welche
Zuker von mittlerer Guͤte zuruͤklassen,
schaͤzte man endlich auf 5 Proc.
Hr. Chartier zu Paris, rue Richelieu No. 69, der diese
neuen Apparate fuͤr sehr billige Preise liefert,
verfertigt auch Apparate, in denen der Runkelruͤbensyrup
im luftleeren Raume versotten werden kann.
Wir werden diese Apparate, die sich wesentlich von den
beschriebenen Raffinationsapparaten unterscheiden, in einem
spaͤteren Artikel bekannt machen.