Titel: | Ueber einige Verbesserungen an den Treträdern. Von Hrn. Timothy Bramah. |
Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LXXVII., S. 422 |
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LXXVII.
Ueber einige Verbesserungen
an den Tretraͤdern. Von Hrn. Timothy Bramah.
Aus den Transactions of the Society of
Arts im Mechanics' Magazine, No. 547.
S. 290.
Mit Abbildungen auf Tab. VI.
Ueber einige Verbesserungen an den
Tretraͤdern.
Da die Anwendung von Menschenkraͤften zur Erzielung einer
mechanischen Wirkung zu jeder Zeit ein Gegenstand von großer
Wichtigkeit war, so duͤrfte vielleicht eine neue kurze
Notiz uͤber das Tretrad manchen nicht unwillkommen seyn.
Die Documente, welche ich hier mittheilen will, enthalten eine
genaue und authentische Angabe der mechanischen Wirkung, die man
nach Versuchen, welche im Jahre 1824 in dem Schlosse zu Norwich
mit einer sehr gut eingerichteten Mahlmuͤhle angestellt
wurden, durch verschiedene gegebene Kraͤfte erhielt; sie
enthalten ferner auch eine Beschreibung eines Mechanismus, der
im Jahre 1827 von Joseph Bramah und
dessen Soͤhnen in dem Grafschaftsgefaͤngnisse zu
Huntingdon angebracht wurde, um die Gleichfoͤrmigkeit der
Bewegung der Tretraͤder zu bewirken.
Aus dem Documente, welches sich auf die Wirkung bezieht, die man
mit einer gegebenen Menge menschlicher Arbeit in der
Mahlmuͤhle zu Norwich erzielte, wird man ersehen, daß
diese Wirkung das Verhaͤltniß, welches man der Theorie
nach zwischen der menschlichen Kraft und der sogenannten
Pferdekraft aufstellte, bedeutend uͤbertrifft. Man
erreichte dieses guͤnstige Verhaͤltniß nicht durch
eine neue Methode die menschliche Kraft zu mechanischen Zweken
anzuwenden; und wir lassen dem Andenken des sel. David Hardie nur Gerechtigkeit
wiederfahren, wenn wir bemerken, daß er der erste war, der das
aͤußere Tretrad einfuͤhrte, und der die Vortheile
desselben auf eine hoͤchst einfache und wirksame Weise
durch dessen Anwendung bei dem Baue einiger Krahne, die er im
Jahre 1806 fuͤr die ostindische Compagnie errichtete,
erwies.
Ich muß bemerken, daß an der Muͤhle zu Huntingdon die
Arbeit der Gefangenen nur zum Pumpen des Wassers fuͤr das
Gefaͤngniß verwendet werden konnte. Da auf diese Weise
unter den bestehenden Localverhaͤltnissen aber nicht ein
Mal ein einziger Mensch bestaͤndige Beschaͤftigung
erhalten konnte, so mußte ein groͤßerer und
ununterbrochener Widerstand, welcher bei allem Wechsel in der
Zahl gleichmaͤßig auf jeden einzelnen Gefangenen vertheilt
war, ausgedacht werden. Man erreichte dieß in einigen
Faͤllen bereits durch das bekannte Venetianische Flugrad,
gegen welches ich jedoch, abgesehen von dem großen Durchmesser
und seinem unangenehmen Einflusse auf das Aeußere des
Gebaͤudes einige Einwendungen zu machen habe. Ich
erreichte in dem fraglichen Falle den vorgestekten Zwek durch
einen Luftregulator, den ich der Verwaltungsbehoͤrde zum
Behufe des Ventilirens des Gefaͤngnisses vorschlug, und
der gewiß auch in dieser Hinsicht vollkommen entsprochen haben
wuͤrde, wenn man an den einzelnen Faͤchern des
Regulators Klappen angebracht haͤtte.
Ueber die Tretmuͤhle zu
Norwich.
Folgende Versuche wurden in dem Grafschaftsgefaͤngnisse zu
Norwich, in welchem sich zwei fuͤr die Mahlmuͤhle
bestimmte Tretraͤder von 20 Fuß 6 Zoll Laͤnge, 4
Fuß 7 Zoll im Durchmesser und 24 Stufen befinden, und auf denen
die Gefangenen in jeder Minute 50 Tritte machen, angestellt.
Textabbildung Bd. 52, S. 422
Männer; Um die
Maschine ohne Muͤhlsteine mit einer bestimmten
Geschwindigkeit in Bewegung zu sezen brauchte man; Brachte
man ein Paar Muͤhlsteine, welche als ein Flugrad,
d.h. ohne zu mahlen, arbeiteten, an, so brauchte man; Mit
zwei Paar Muͤhlsteinen brauchte man; Wenn mit einem
Paar Muͤhlsteinen gearbeitet und ein Bushel Mehl in
der Stunde erzeugt wurde, waren noͤthig; Ein Paar
Muͤhlsteine erzeugte 2 Bushels in der Stunde mit; Ein
Paar Muͤhlsteine gab 4 Bushel in einer Stunde und 10
Minuten mit
Hiebei regulirte ein Muͤller die Steine, wie es zur
Erzielung von gutem Mehle noͤthig war, Waͤhrend
der Muͤhlenbauer fuͤr die Gleichfoͤrmigkeit
der Bewegung der Tretraͤder sorgte.
Die verschiedenen Gradationen in der Zahl der
Menschenkraͤfte wurden angewendet, um zu sehen, bei
welcher Anzahl von Gefangenen die Maschine benuzt werden
kann.
Um nun das Maximum der mechanischen Wirkung der Muͤhle
beim Mahlen zu bestimmen, muß man das Resultat der vollen
Menschenzahl, welche 24 betraͤgt, als Basis nehmen.
Nach Boulton und Watt mahlen 33,000 Pfd., welche in der Minute um einen
Fuß fallen, oder eine Pferdekraft, in einer Stunde einen Bushel
Weizen.
Nach den oben angegebenen Versuchen mahlen aber 24 Maͤnner
in 1,166 Stunden 4 Bushels. und 24/1,166 = 3,43 Bushels per Stunde; und da 24/3,43 = 7, so
sind 7 Maͤnner hinreichend, um stuͤndlich einen
Bushel zu mahlen. Nimmt man das Moment, welches jeder Mann
erreicht, zu 4500 an, so erhaͤlt man als die Kraft, die
stuͤndlich fuͤr einen Bushel noͤthig ist,
4500 × 7 = 31,500 Pfd., welche in einer Minute einen Fuß
hoch fallen.
Der Unterschied, der sich hienach zu Gunsten der
Tretmuͤhle ergibt, und welcher 33,000 – 31,500 =
1500 Pfd. betraͤgt, kann dem einfachen Baue der Maschine
in Hinsicht auf die Mittheilung der angewendeten Kraft, so wie
auch dem Umstaͤnde zugeschrieben werden, daß hier die
ganze Kraft in Wirksamkeit kommt, Waͤhrend an der
Dampfmaschine sowohl, als an der Wassermuͤhle einiger
Verlust unvermeidlich ist.
Von der Tretmuͤhle zu
Huntingdon.
Fig. 61 ist ein Laͤngendurchschnitt des zur
Muͤhle eingerichteten Gebaͤudes. Man sieht hier
einen der vier Tretraͤder A,
dergleichen an jeder Seite, an einer und derselben Welle BB einer angebracht ist, sammt
den damit in Verbindung stehenden Mechanismen.
Fig. 62 ist ein Grundriß, der uͤber dem Boden
genommen ist.
Fig. 63 ist ein Querdurchschnitt durch das
Maschinenhaus, der zugleich auch einen Seitenaufriß des
Luftregulators gibt.
A, A sind zwei der vier
Tretraͤder. Jedes derselben ist 12 Fuß lang und faßt 7
Mann, so daß mithin alle 4 Raͤder zusammengenommen die
Kraft von 28 Mann geben. B ist eine
achtekige Welle, welche der Laͤnge nach durch die
Muͤhle laͤuft, und in abgedrehten Zapfenlagern
ruht. Die Maschinerie, zu deren Betrieb die Kraft der
Tretraͤder Verwender wird, befindet sich in der mittleren
Abtheilung des Gebaͤudes, und besteht aus einer Maschine
mit drei Pumpenstiefeln C und aus
einem zusammengesezten Luftregulator. Lezterer besteht aus drei
Schmiedeblasbaͤlgen DDD
ohne Klappen, welche die Luft durch dieselben Muͤndungen
einsaugen und ausstoßen. Jede dieser Maschinen wird durch einen
dreifachen Winkelhebel E und F, der durch die Welle B in Bewegung gesezt wird, und deren
Geschwindigkeit durch die gewoͤhnlichen Raͤder und
Getriebe erzielt wird, betrieben. Man kann die ganze Kraft auf
den Luftregulator D einwirken
lassen, wenn man die Wasserhebmaschine, die mit einer
Aushebklauenbuͤchse G
ausgestattet ist, ledig macht, sobald sie nicht laͤnger
mehr zu arbeiten braucht. Am Ende der Welle ist ein Geometer
angebracht, der die Umdrehungen der Tretraͤder
registrirt. H
ist
ein an der Welle B aufgezogenes Rad
von 93 Zahnen, welches in ein Getrieb I von 24 Zaͤhnen eingreift. Dieses leztere ist
an dem Ende des Winkelhebels angebracht und dreht sich frei
zwischen zwei Halsringen, bis die verschiebbare
Klauenbuͤchse G an das
Getriebe geschlossen wird, was durch die gewoͤhnliche
Bewegung des Hebels G bewirkt wird.
J, J, J sind Verbindungsstangen
mit ihren Fuͤhrern, wodurch die Kolbenstangen mit dem
Winkelhebel E in Verbindung stehen.
C ist die Wasserhebmaschine,
welche aus 3 vierzoͤlligen Stiefeln mit Kolben, die einen
Hub von 10 Zollen haben, besteht. Das Saugrohr K leitet das Wasser aus einem 600
Fuß weit entfernten Brunnen herbei. L ist die Haupt- oder Entleerungsroͤhre,
die das Wasser in den Hauptwasserbehaͤlter des
Gefaͤngnisses entleert. M ist
ein Rad mit 85 Zahnen, welches sich an der Welle B befindet, und in den
28zaͤhnigen, an der Welle O
aufgezogenen Triebstok N eingreift.
P ist ein Rad mit 93
Zaͤhnen, welches gleichfalls an dieser Welle O angebracht ist, und in ein
24zaͤhniges, am Ende des Winkelhebels F aufgezogenes Getrieb eingreift.
RRR sind die drei
Verbindungsstangen, die von dem Winkelhebel F an die Blasbaͤlge D, D, D fuͤhren. 8 ist ein
Gestell, in welchem die Mundstuͤke der drei
Blasbaͤlge mit einander vereinigt sind, und in welchem
sich zu diesem Behufs drei vierekige Loͤcher befinden.
Vorne in diesem Gestelle oder Rahmen befindet sich eine
Schieberplatte mit entsprechenden Oeffnungen, so daß die
einzelnen Muͤndungen, je nachdem es noͤthig ist,
in allen Gradationen groͤßer oder kleiner gemacht werden
koͤnnen. T ist ein Hebel, der
sich an einer Welle bewegt, und welcher an dem einen Ende mit
dem Schieber, an dem anderen hingegen mit einem Hebel V, der durch die Verbindungsstange
UU an dem Steuerer (governor) befestigt ist, in
Verbindung steht. Die relative Stellung der beiden Hebel wird
durch einen Drehung und durch die Stellschrauben W bestimmt, und zu diesem Behufe ist
auch das Ende der Stange U
ausgeschraubt. X ist der Steuerer;
er erhaͤlt seine Bewegung von dem Winkelhebel F durch zwei Winkelraͤder
mitgetheilt, von denen jenes an dem Winkelhebel 18, jenes an der
Spindel des Steuerers hingegen 14 Zaͤhne hat. Die beiden
Winkelhebel, der Steuerer und die dazu gehoͤrigen Theile
werden von zwei gußeisernen, in die Waͤnde des
Mittelgebaͤudes eingelassenen Bindebalken, in denen sich
fuͤr die verschiedenen Zapfenlager 5 Querbalken befinden,
getragen. Z ist ein Luftcanal.
Von den Tretraͤdern hat jedes 4 Fuß 9 Zoll im Durchmesser
auf 12 Fuß Laͤnge; ihr Umfang ist in 24 Stufen
eingetheilt, und ihre mittlere Geschwindigkeit betraͤgt
30 Fuß oder beinahe 2 Umdrehungen in der Minute. Nimmt man nun
das Gewicht eines Mannes im Durchschnitte zu 150 Pfd. an, so
wird das Moment seiner Kraft folglich 150 × 30 = 4500
Pfd. per Minute, auf einen Fuß hoch
gehoben, betragen. Die Geschwindigkeit der Raͤder
wechselt unter allen Graden von Kraft, die man auf dieselben
wirken laͤßt, um 1/10 der mittleren Geschwindigkeit.
Der Winkelhebel oder die Kurbel der Wasserhebmaschine macht 5,25
Umdrehungen in der Minute, und mit dieser Geschwindigkeit
betraͤgt die Quantitaͤt Wasser, welche in einen
Wasserbehaͤlter, der sich 50 Fuß uͤber der
Wasserflaͤche im Brunnen befindet, gehoben wird, 68,4
Kubikfuß in der Stunde oder 1,14 Fuß in der Minute. Die Kraft,
welche zur Erreichung dieser Wirkung erforderlich ist,
betraͤgt also (62 – 5 × 1,14 ×
45)/4,500 = 0,714 der Kraft eines Mannes, welche auf das Rad
wirkt, oder sie laͤßt sich mit Einschluß der Reibung auf
die Kraft eines Mannes schaͤzen.
Die Oberflaͤche des Geblaͤsebrettes hat einen
Flaͤchenraum von 4,58 Fuß. Die Zahl der Umdrehungen, die
der Winkelhebel bei der gegebenen Geschwindigkeit der
Tretraͤder macht, wird sich = 23,5 finden, so daß sich
also als mittlere Geschwindigkeit des Blasbalgbrettes 58,75 Fuß
in der Minute oder 58,75/60 = 0,979 Fuß in der Secunde
ergeben.
Um den Flaͤchenraum der Muͤndung der
Geblaͤse, welcher auf einen Mann kommt, zu bestimmen,
ergibt sich, indem sich der Druk auf das Geblaͤsbrett, im
Vergleiche mit der Triebkraft umgekehrt wie deren
Geschwindigkeiten verhaͤlt, die Gleichung: 58,75 Fuß : 30
Fuß = 150 Pfd. : 76,6 Pfd. 76,6/4,58 = 16,7 Pfd., welche den
Druk auf den Quadratfuß ausmachen, Waͤhrend die
Hoͤhe, welche diesem Druke entspricht, 222,66 Fuß
betraͤgt. Mithin betraͤgt die Geschwindigkeit
wegen der Verengerung der Muͤndung 5 √222,66 =
74,65 per Secunde und die
Quantitaͤt der ausgetriebenen Luft 4,58 Fuß ×
0,979 = 4,4846 Kubikfuß in der Secunde. Folglich ergeben sich
(144 × 4,4846)/(3 × 74,65) = 2,88 Zoll als
Flaͤchenraum der Muͤndung, und √2,88 = 1,7
Zoll fuͤr die ganze Bewegung des Schiebers, indem die
Oeffnung vierekig ist.
Da der Winkelhebel des Regulators 23,5 Umdrehungen macht, so
macht die Welle des Steuerers 23,5 × 18/14 = 30,215
Umdrehungen in der Minute.
Da ferner der Wechsel in der Geschwindigkeit der
Tretraͤder 1/10 betraͤgt, so wird das Maximum
der Geschwindigkeit des Steuerers 31,72, das Minimum hingegen
28,72 Umdrehungen in der Minute betragen.
Die Hoͤhe der Kugeln ergeben sich aus den bekannten
Gesezen fuͤr die Pendel, wie folgt: (30² ×
39,14)/28,72² = 42,76 Zoll, als Laͤnge fuͤr
das Minimum der Geschwindigkeit, und (30² ×
39,14)/31,72² = 35,01 Zoll, als Laͤnge fuͤr
das Maximum derselben. Der Totalunterschied in der Laͤnge
der Pendel betraͤgt mithin 42,7 – 35,01 = 7,75
Zoll; und da die Seiten der vierekigen Muͤndungen des
Regulators 1,7 Zoll haben, so muͤssen sich die Hebel
folglich wie 4,56 zu 1 verhalten, um den erforderlichen
Widerstand zu erzielen.