Titel: | Beschreibung der Säemaschine und der Gätmaschine des Hrn. Barrau. |
Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LXXXII., S. 439 |
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LXXXII.
Beschreibung der
Saͤemaschine und der Gaͤtmaschine des Hrn. Barrau.
Aus dem Recueil
industriel. Januar und Februar
1834.
Mit Abbildungen auf Tab. VI.
Barrau's Saͤe- und
Gaͤtmaschine.
Die Saͤemaschine, auf welche sich Hr. Barrau im J. 1830 in Frankreich ein
Patent geben ließ, und die er gegenwaͤrtig unter dem
Namen Semoir-Barrau verkauft,
besteht aus zwei Theilen. Der erstere dieser Theile ist das
Gehaͤuse oder das Kaͤstchen, in welchem sich der
Drehapparat (der sogenannte Buͤrsten- oder
Siebhaͤlter (broche-brosse) und der auszubauende Samen
befinden. An dem vorderen Theile dieses Kaͤstchens
befindet sich eine Handhabe, mittelst welcher es dem
Saͤer leicht wird, mit der einen Hand den Apparat vor
sich zu fixiren; zu beiden Seiten sind aber noch zwei andere
Henkel angebracht, durch die man einen Tragriemen laufen
laͤßt. Die hintere Wand des Kaͤstchens ist
bogenfoͤrmig gekruͤmmt, damit sie sich besser an
den Koͤrper des Saͤers anlegt. Bei dem kleinen, an
der oberen Seite angebrachten Thuͤrchen kann man den nach
dem Ausbauen bleibenden Ueberrest des Samens herausnehmen. Unten
von dem Kaͤstchen laufen die Roͤhren aus, an
welche die Verlaͤngerungen, von denen sogleich die
Sprache seyn wird, angesezt werden. Dergleichen Roͤhren
sind eine, drei oder fuͤnf angebracht, und der Rauminhalt
des Kaͤstchens selbst ist der Zahl dieser Roͤhren
angemessen. Dasselbe faßt, wenn es nur eine Roͤhre hat,
6 Liter; bei drei Roͤhren 12 Liter, und bei fuͤnf
Roͤhren 15 Liter; dieß ist naͤmlich im
Durchschnitte die Quantitaͤt, welche noͤthig ist,
um vierzig Minuten lang mit der Maschine saͤen zu
koͤnnen. – Der zweite Theil des Apparates besteht
aus Roͤhren oder Verlaͤngerungen der
erwaͤhnten Roͤhren, die sich nach Belieben ansezen
oder abnehmen lassen.
An dem Ende der einzigen Roͤhrenverlaͤngerung,
oder, wenn deren mehrere vorhanden sind, am Ende der mittleren
ist ein Rad angebracht. Wenn die beiden Muͤndungen dieser
Roͤhren in einander gestekt sind, so schiebt man den
oberhalb befindlichen Riegel daruͤber, damit sich das Rad
nicht werfen kann. Saͤmmtliche Roͤhren haben am
Ende ein kleines Knie. Die Seitenroͤhren, d.h. die neben
der mittleren Roͤhre befindlichen Roͤhren,
koͤnnen durch einen einfachen Handgriff mehr nach Innen
oder nach Außen gewendet werden, so daß sie den Samen in
groͤßerer oder geringerer Entfernung von der mittleren
Roͤhre entleeren. Da die mittlere Roͤhre das
Gewicht des Samens und des gußeisernen Rades traͤgt, so
verbindet man die uͤbrigen Roͤhren durch einen
duͤnnen Eisenstab mit 3 oder 5 Ringen, je nach der
Groͤße des Saͤeapparates; diese Vorrichtung
hindert uͤbrigens nicht, daß man die Seitenroͤhren
wie gesagt einander nach Belieben naͤhern oder von
einander entfernen kann. Fig.
53, 54
und 55
werden das bisher Erwaͤhnte Jedermann deutlich und
anschaulich machen. Hr. Barrau
verfertigte seine Apparate bisher, um sie wohlfeiler liefern zu
koͤnnen, aus Weißblech; doch kann man von ihm auf
Verlangen auch kupferne Saͤemaschinen erhalten.
Saͤmmtliche Muͤndungen oͤffnen und schließen
sich zu gleicher Zeit und mit großer Genauigkeit mittelst einer
einzigen horizontalen Platte, welche sich im Inneren des
Kaͤstchens in Falzen bewegt; auf diese Weise wird die
Quantitaͤt des herabfallenden Samens so regulirt, daß
kein zufaͤlliger Wechsel in derselben Statt finden kann.
Zwei kleine Loͤcher, die sich in der erwaͤhnten
Schiebewand des Apparates befinden, deuten an, um wie viel man
dieselbe zum Behufe des Durchganges verschiedener Samen bewegen
muͤsse. Bei dem ersten Loche ist naͤmlich
fuͤr die feineren Samen, wie z.B. fuͤr den Reps,
den Klee, den Luzernerklee, die Ruͤben etc. eine Oeffnung
von beilaͤufig einer Linie in der Breite
geoͤffnet. Bei dem zweiten Loche betraͤgt die
Muͤndung zwei Linien; man bedient sich ihrer zum Anbaue
des Rokens, der Esparsette u. dergl. Bei dem dritten Loche,
welches fuͤr die Gerste, den Hafer, die Erbsen, die
Runkelruͤben etc. in Anwendung kommt, ist die
Muͤndung drei Linien weit geoͤffnet; bei dem
vierten Loche erhaͤlt man zum Anbaue des Mays oder
tuͤrkischen Weizens, der Bohnen und Kernbohnen
etc. eine Muͤndung von vier Linien; bei dem
fuͤnften Loche ergibt sich eine Muͤndung von
fuͤnf Linien, die sich fuͤr große Bohnen, und wenn
man es nur etwas weiter oͤffnet, selbst zum Anbaue von
Eicheln eigner; bei dem sechsten Loche endlich hat man die
groͤßte Weite erreicht. Die Schiebewand kann
uͤbrigens auch ganz herausgezogen werden, was jedoch nur
mit Vorsicht und in außerordentlichen Faͤllen geschehen
soll, wie z.B. wenn ihre freie Bewegung durch Anhaͤufung
von Staub oder dergl. beeintraͤchtigt seyn sollte. Die
Oeffnungen am Boden des Kaͤstchens, und jene, die sich in
der Schiebewand befinden, sind einander gleich, und daher
waͤre es ganz unnuͤz, wenn man leztere weiter
heraus bewegen wuͤrde, als zum Durchgange der
verschiedenen Samen eben noͤthig ist.
Ungeachtet aller Sorgfalt, die der Erfinder auf die Verfertigung
seiner Saͤeapparate verwendet, geschieht es zuweilen,
daß, wenn man sich der Maschine mit mehreren Roͤhren
bedient, durch die eine Roͤhre etwas mehr oder weniger
Samen ausgestreut wird, als durch die uͤbrigen. Sollte
nun dieß nur davon herruͤhren, daß sich nicht mehr so
viel Samen in dem Drehapparate befindet, als noͤthig ist,
um denselben gaͤnzlich zu bedeken, so muͤßte man
sich, so lange bis man am Ende des Feldes angelangt ist, wo man
die Maschine wieder fuͤllen kann, des Reservevorrathes,
den der Saͤer in einem kleinen Sake oder in einer
Schuͤrze mittraͤgt, bedienen.
Sollte das richtige Verhaͤltniß zwischen der Groͤße
saͤmmtlicher Oeffnungen der Schiebewand durch irgend
einen Zufall in Unordnung gerathen seyn, so muͤßte man
sich bei allen nach jener Oeffnung richten, die am wenigsten
Samen ausstreut, und die Schiebewand etwas hoͤher
emporziehen, als es eigentlich fuͤr die uͤbrigen
Oeffnungen noͤthig waͤre. Man wird selbst in
diesem Falle im Vergleiche der Aussaat mit der Hand noch eine
bedeutende Quantitaͤt Saatkorn ersparen.
Die Vorrichtung zum Umdrehen besteht aus zwei Theilen,
naͤmlich aus dem Schafte, den man bei dem oberen
Thuͤrchen in das Kaͤstchen bringt, und aus der
Kurbel, welche mit einem hoͤlzernen Griffe versehen ist,
und außerhalb des Kaͤstchens an dem einen Ende des
Schaftes angebracht wird. Das Hin- und Hergleiten des
Schaftes in dem Kaͤstchen wird dadurch verhindert, daß
man durch das andere, der Kurbel entgegengesezte Ende einen
kleinen eisernen Zapfen stekt.
Wenn nun dieses Kaͤstchen mit Samen gefuͤllt
worden, so haͤngt man es mittelst des Tragriemens um, und
unterstuͤzt es mit der einen Hand an seinem vorderen
Henkel, waͤhrend man mit der anderen die Kurbel
dreht, und dabei in der Furche, in der das Rad laͤuft,
vorwaͤrts schreitet. Auf diese Weise wird der Samen, je
nachdem die Kurbel schneller oder langsamer umgedreht wird, mehr
oder weniger dicht auf den Boden gestreut werden. Als allgemeine
Regel kann man, wenn es sich um den Ausbau von Getreide handelt,
annehmen, daß bei 4 bis 5 Umdrehungen der Kurbel in einer Streke
von 6 bis 7 Fuß oder von 3 Schritten eines Menschen von
mittlerer Groͤße, je nach der Qualitaͤt des
Getreides 120 bis 150 Koͤrner zu Boden fallen. Soll die
Aussaat regelmaͤßig werden, so muß man darauf sehen, daß
die Kurbel gleichmaͤßig und nicht stoßweise gedreht
werde; lezteres ist hingegen beim Ausbaue von
Runkelruͤben, welche in gewissen Entfernungen von
einander gebaut werden muͤssen, nothwendig.
In Gegenden, wo man in die Furchen zu saͤen, und die
Aussaat mit dem Pfluge zu bedeken pflegt, reicht eine
Saͤemaschine mit einer einzigen Roͤhre hin. Der
Samen, der in die eine Furche gebaut worden, wird hiebei
alsogleich durch das Ziehen der naͤchsten Furche mit Erde
bedekt, wobei jedoch der Samen nicht mehr als 2 bis 4 Zoll tief
unter die Erde kommen soll. Es laͤßt sich dieß, wie
bekannt, leicht dadurch erreichen, daß man die Pflugschar
hoͤher stellt.
Bei der Aussaat von kleinen Samen, die gewoͤhnlich auf gut
geeggtem Boden gebaut, und die dann so leicht als
moͤglich mit Erde bedekt werden, geschieht das Ausstreuen
des Samens mit der neuen Saͤemaschine ebenfalls sehr
leicht, obschon der Saͤer hier nicht durch die Furchen in
seinem Gange geleitet wird. Man braucht naͤmlich den
auszusaͤenden Samen nur mit Gyps oder Kalk zu vermengen,
wo man dann die bereits besaͤeten Linien sogleich an der
Farbe erkennen wird. Hat man einen sogenannten Furchenzieher, so
ist die Arbeit noch einfacher, denn dann laͤßt man das
Rad nur in den beliebig entfernten Furchen laufen.
Im Falle man die Muͤndung der Roͤhre an ihrem Ende
zu groß faͤnde, und im Falle man dieselbe verkleinern
wollte, um zu verhindern, daß die kleinen Samen beim Herabfallen
auf den Boden nicht zu sehr aus einander geworfen werden,
koͤnnte man diese Oeffnung leicht durch einen
Stoͤpsel, der mit einem dem fraglichen Zweke
entsprechenden Ausschnitte versehen ist, verkleinern. Der
Ausschnitt des Stoͤpsels wuͤßte jedoch nach Unten
gegen das Rad hin gerichtet seyn, damit das Herabfallen der
Samen dadurch beguͤnstigt wird, und damit in den Enden
der Roͤhren keine Anhaͤufung von Samen erfolgen
koͤnne. Eben so kann man, wenn nur kleine
Quantitaͤten dieser kleinen Samen ausgebaut werden
sollen, dadurch verhindern, daß sich
diese Samen nicht zu sehr auf dem Boden des Kaͤstchens
zerstreuen, daß man kleine, duͤnne, hoͤlzerne
Scheidewaͤnde in dasselbe bringt, um die Samen auf diese
Weise mehr gegen die Roͤhren zu leiten. Eine solche
Scheidewand, dergleichen sich Jedermann leicht selbst
verfertigen kann, und welche sich leicht mittelst kleiner Keile
oder Zweke fixiren laͤßt, sieht man in Fig.
56.
Man hat gegen diesen Saͤeapparat eingewendet, daß man sich
bei demselben auf die Sorgfalt und auf den guten Willen des
Saͤers verlassen muͤsse, wenn man keine unbesamten
Stellen haben wolle, und daß selbst unter dieser Voraussezung
der Ausbau ungleich wird, je nachdem der Saͤer langsamer
oder schneller dreht, langsamer oder schneller geht. Man sagte
endlich, daß das Umdrehen der Kurbel mit der Hand fuͤr
einen Arbeiter, der an der Regelmaͤßigkeit und dem
Gelingen der Aussaat kein wesentliches Interesse hat, zu
langweilig und zu ermuͤdend sey, und daß sein Gang
waͤhrend des Saͤens ein viel
regelmaͤßigerer seyn wuͤrde, wenn er die Kurbel
nicht zu drehen brauchte, und beide Arme zur
Unterstuͤzung des Kaͤstchens verwenden
koͤnnte. Um nun auch diesen Einwuͤrfen zu
begegnen, hat der Erfinder eine Vorrichtung angebracht, in Folge
deren es frei steht, die Kurbel mit der Hand oder auf andere
Weise umdrehen zu lassen. Er bringt naͤmlich zwei Rollen
an, von denen die eine an der Seite des Rades, die andere
hingegen an dem einen Ende der Welle der Kurbel aufgezogen ist,
und laͤßt uͤber diese beiden Rollen, wie man aus
Fig.
55 sieht, eine Kette oder auch ein Laufband laufen. Da
die untere Rolle im Grunde der Kehle vier, die obere hingegen
nur zwei Zoll im Durchmesser hat, so macht leztere zwei
Umdrehungen, waͤhrend erstere nur eine macht; und hat das
Rad der Saͤemaschine 10 Zoll im Durchmesser, so
durchlaͤuft dasselbe bei jeder Umdrehung eine Linie von
30 Zollen oder von 2 1/2 Fuß, d.h. die Laͤnge eines
Schrittes eines Mannes von mittlerer Groͤße. Gesezt also,
man will Getreide von mittlerer Groͤße ausbauen, und zwar
so, daß in einer geraden Linie von 30 Zollen nicht mehr als 50
Koͤrner gepflanzt werden, so hat man nichts weiter zu
thun, als die Schiebewand auf das zweite Loch zu stellen.
Auf dieselbe Weise und mit eben der Sicherheit laͤßt sich
die Besamung auch in allen uͤbrigen Faͤllen
reguliren, ohne daß man lange herumzutappen brauchte. Da dieser
ganze zulezt beschriebene Apparat jedoch beim Ausbaue von
Runkelruͤben, Mays, Stekbohnen, Erbsen, Bohnen, die in
groͤßeren Zwischenraͤumen gepflanzt werden, nicht
noͤthig ist, so braucht man fuͤr diese
Faͤlle nur die Kette abzunehmen, und die Kurbel
dafuͤr absazweise, je nachdem es erforderlich ist, mit
der Hand zu drehen.
Bekanntlich sind die Felder nie so eben, als daß sie nicht hie
und da Vertiefungen hatten, und bekanntlich pflegt man in diese
Niederungen oder tieferen Stellen, in denen sich das Wasser
laͤnger haͤlt, zur Vorsorge eine groͤßere
Quantitaͤt Samen zu bauen. Damit dieß nun auch bei der
Anwendung dieser Saͤemaschine geschehen koͤnne,
braucht man die Schiebewand, wenn man an diese Niederungen
gelangt, nur etwas weniger zu heben, damit mehr Samen austreten
kann, und sie hierauf wieder in ihre fruͤhere Stellung zu
bringen.
Wenn man sich der Saͤemaschine mit mehreren Roͤhren
bedient, so wird es nicht selten geschehen, daß, wenn man gegen
das eine seitliche Ende des Feldes kommt, nicht mehr so viele
Furchen da sind, als die Saͤemaschine Roͤhren hat.
Will man nun in die bereits besaͤeten Furchen nicht
abermals Samen fallen lassen, so brauchte man nichts weiter, als
die Verlaͤngerungen der uͤberfluͤssig
gewordenen Roͤhren abzunehmen, und die Muͤndungen
derselben an dem Kaͤstchen mit Korkstoͤpseln zu
verschließen. Da dieß jedoch im Allgemeinen zu
umstaͤndlich und zu unbequem befunden werden
duͤrfte, so hat Hr. Barrau
seine Maschine auch noch mit einer anderen Vorrichtung
ausgestattet, naͤmlich mit Schiebewaͤnden, die zum
Auswechseln bestimmt, und fuͤr alle Arten des Ausbaues
berechnet sind. So braucht man z.B. in dem eben
erwaͤhnten Falle nur die Schiebewand, deren man sich
bisher bediente, zu entfernen, und dafuͤr eine andere
fuͤr den fraglichen Fall passende an Ort und Stelle zu
bringen, wobei nichts weiter zu beobachten, als daß man das
Kaͤstchen so haͤlt, daß der Samen indessen nicht
bei den geoͤffneten Muͤndungen ausfallen kann. Hat
man ferner z.B. mit einer Saͤemaschine mit 3
Roͤhren Getreide in Furchen gebaut, die 6, 7, 8 oder 9
Zoll von einander entfernt sind, und will man hierauf mit
derselben Maschine Runkelruͤben oder andere Samen, die in
18 bis 20 Zoll weit von einander entfernten Linien
gesaͤet werden sollen, bauen, so nimmt man die
Schiebewand mit 2 Oeffnungen und bringt sie an die Stelle der
Schiebewand mit 3 Oeffnungen, so daß die Samen also nur durch
die beiden aͤußersten Oeffnungen entweichen
koͤnnen. Hat man eine Saͤemaschine mit 5
Roͤhren, so kann man auch mit dieser, wenn man will, nur
eine oder drei Furchen besaͤen; man braucht
naͤmlich fuͤr diese Falle nur die entsprechenden
Schieberwaͤnde einzusezen. Alle diese verschiedenen
Schiebewaͤnde lassen sich vorne an dem Kaͤstchen
befestigen, damit man sie jederzeit in Bereitschaft hat. Hieraus
erhellt, daß derjenige, der eine Saͤemaschine mit 5
Roͤhren hat, eigentlich einer Maschine mit einer, zwei
oder drei Roͤhren nicht bedarf, indem sich erstere allen
vorkommenden Faͤllen anpassen laͤßt. Am
gesuchtesten duͤrfte jedoch die Maschine mit 3
Roͤhren werden, weil auch diese wie eine Maschine mit
zwei oder mit einer Roͤhre benuzt werden kann, und dabei
leichter ist, als eine mit 5 Roͤhren. Mit zwei solchen
Maschinen koͤnnen 2 Weiber oder 2 Knaben an einem Tage 10
bis 12 Morgen Akerlandes besaͤen. Ein guter
Saͤemann besaͤet zwar diese Streke, wenn er aus
der Hand saͤet, gleichfalls in einem Tage; allein er
verbraucht wenigstens noch ein Wal so viel Saatkorn.
Zu bemerken ist noch, daß man, wenn man eingekalktes Saatkorn
ausbaut, der Buͤrsten- oder Siebhaͤlter,
den man nach Belieben herausnehmen und einsezen kann, nach
Beendigung der Arbeit ab, waschen und abtroknen muß, indem man
die Borsten desselben auf diese Weise Jahre lang in gutem
Zustande erhalten kann. Auch ist sehr zu beruͤksichtigen,
daß der Saͤer bei dieser Maschine von dem Staube des
eingekalkten Getreides durchaus nicht belaͤstigt
wird.
Außer dieser Saͤemaschine hat Barrau auch eine Vorrichtung zum Gaͤten
erfunden, die sich, wie er glaubt, vorzuͤglich
fuͤr solche Laͤnder eignen duͤrfte, in
denen man Mangel an Arbeitern leidet. Diese Vorrichtung, die man
in Fig.
57 abgebildet sieht, hat einige Aehnlichkeit mit einem
Schubkarren oder mit einer Scharre, die mit einem Rade versehen
ist. Vor dem Rade befindet sich naͤmlich ein Kopf, der
wie der Kopf eines Rechens gebaut ist, und in welchem sich bei
einer Laͤnge von 30 Zollen 19 Loͤcher befinden. In
diese Loͤcher wird eine beliebige Anzahl langer, starker,
eiserner Zahne eingesezt, indem man dieselben in einer
beliebigen Hoͤhe mittelst Drukschrauben fixirt, deren
Kopf durchloͤchert ist, damit man sie nach Art der
Schluͤssel einer Bettlade mittelst eines Sfoͤrmigen Eisens drehen
kann. Da sich alle diese Zaͤhne nach Belieben entfernen
oder einsezen lassen, so ist man auf diese Weise im Stande die
Zwischenraͤume zwischen den Furchen zu gaͤten,
ohne daß man Gefahr laͤuft, zugleich auch die guten
Pflanzen zu beschaͤdigen, besonders wird dieß der Fall
seyn, wenn die Furchen beim Ausbaue regelmaͤßig gezogen
wurden. Die Zaͤhne, deren man nicht bedarf, und sogar
alle, wenn man die Vorrichtung auf das Feld faͤhrt oder
wenn man davon heimkehrt, werden in einen eigenen
hoͤlzernen Behaͤlter, der eigens hiezu angebracht
ist, gelegt. Eben so soll man in diesem Behaͤlter eine
Zange, einen Hammer und das Sfoͤrmige Eisen vorraͤthig haben, um das
Instrument jederzeit nach Belieben mit Zaͤhnen versehen
zu koͤnnen.
Die Dimensionen dieser Gaͤtmaschine sind, wie die
Zeichnung zeigt, fuͤr die Kraft eines Menschens
berechnet. Der Erfinder will sie von keinem Zugthiere gezogen
haben, weil die Wanzen von diesen zu sehr zusammengetreten
werden. Es ist, wie er sagt, zwar wahr, daß
ein Mensch nicht so viel leisten wird, als ein Pferd; allein
dafuͤr erspart man auch die Kosten des Pferdes, welches
doch immer wieder von einem Menschen geleitet werden muß. Ein
Arbeiter kann mit dieser Maschine 2 bis 3 Furchen auf ein Mal,
und je nach der Beschaffenheit des Bodens des Tages 1 bis 2 1/2
Morgen Landes gaͤten. Der Arbeit mit derselben wird
regelmaͤßig und vollkommen ihrem Zweke entsprechen; es
handelt sich naͤmlich hier nicht um ein tiefes Umbrechen
der Erde, nicht um ein Anhaͤufeln des Getreides, sondern
bloß um ein Ausreißen, Durchneiden oder Umstuͤrzen des
Unkrautes, damit die guten Pflanzen freier wachsen und gedeihen
koͤnnen.
Der Erfinder hat vierekigen senkrechten Zaͤhnen oder
Naͤgeln den Vorzug vor horizontalen schneidenden Klingen
gegeben, weil erstere tiefer in die Erde eindringen und sie
folglich besser umarbeiten; weil die Arbeit mit denselben nicht
so muͤhsam ist, und nicht so leicht durch Hindernisse,
die der Maschine in den Weg kommen, unterbrochen wird, und
endlich weil man, wenn einer der Zaͤhne bricht, leicht
durch einen anderen vorraͤthigen Zahn aushelfen kann.
Die Zaͤhne sind beilaͤufig 2 Zoll weit von einander
entfernt, und dringen gegen 2 Zoll tief in die Erde, so daß das
Unkraut mithin dergestalt getroffen wird, daß es nothwendig
abstirbt, oder daß die guten Pflanzen, die unberuͤhrt
blieben, dasselbe folglich bei weitem uͤberwachsen und
endlich ganz verdraͤngen. Man laͤßt in vielen
Gegenden im Fruͤhjahre die Egge uͤber das
Getreide, und namentlich uͤber die Haferfelder gehen;
waͤre es nicht besser, wenn man auch hier die
Gaͤtmaschine des Hrn. Barrau
anwendete, bei deren Benuzung nicht so viele Pflaͤnzchen
von den Pferden zusammengetreten wuͤrden?
Die Arbeit mit dieser Gaͤtmaschine wird auch noch dadurch
bedeutend erleichtert, daß unter den beiden Griffen oder Sterzen
derselben zwei durch ein Querstuͤk verbundene
Fuͤße angebracht sind, die dem Arbeiter gestatten, in der
Mitte der Arbeit auszuruhen, gleichwie man beim Fahren eines
einfachen Schubkarrens ausruhen kann. Wenn man die Maschine zwei
Mal nach einander oder zu verschiedenen Zeiten uͤber
eines und dasselbe Feld gehen laͤßt, so soll man jedes
Mal die Richtung veraͤndern, d.h. wenn die Maschine z.B.
das erste Mal von Suͤden gegen Norden lief, so soll man
sie das zweite Mal von Norden gegen Suͤden laufen lassen,
weil die Erde auf diese Weise besser aufgelokert, und das
Unkraut sicherer getroffen wird. Es ist uͤbrigens ganz
gleich, ob der Arbeiter das Instrument vor sich her schiebt,
oder ob er es ruͤklings gehend nachzieht. Daß man bei
nassem Boden nicht gaͤten soll, ist bekannt, und eben so
versteht sich von selbst, daß man, wenn es die Natur des
Bodens erfordert, zwischen je 2 oder 3 Zaͤhnen einen
ausnehmen muß.
Die Gaͤtmaschine arbeitet um so leichter und um so
genauer, je gerader die Furchen gezogen sind, und je mehr die
Zwischenraͤume zwischen denselben gleich sind;
uͤbrigens kann der Arbeiter dieselbe auch eben so gut wie
einen Schubkarren durch etwas buchtige Furchen ziehen oder
schieben, wenn diese nur einiger Maßen parallel mit einander
laufen. Man kann sich dieser Maschine auch sehr gut statt der
gewoͤhnlichen Egge oder statt des Rechens bedienen, um
Samen, der auf gut zubereitetem, sandigen und nicht
grobscholligen Boden ausgebaut worden, mit Erde zu bedeken; man
belaͤßt ihr in diesem Falle entweder alle ihre Zahne,
oder man entfernt je nach Umstaͤnden und nach
Beschaffenheit des Bodens die abwechselnden Zaͤhne. Der
Erfinder bemerkt uͤbrigens, daß man sich zu diesem Behufe
sehr gut auch eines eisernen Rechens bedienen kann, und daß dieß
besonders in solchen Gegenden, in welchen es an
maͤnnlichen Arbeitern gebricht, sehr vortheilhaft ist. Er
versichert, daß er einen großen Theil seiner Felder von
Weibsleuten besaͤen laͤßt; d.h. ein Weib streut
den Samen mittelst seiner oben beschriebenen Saͤemaschine
aus, und ein anderes zieht die Furchen mit dem eisernen Rechen
zu, wobei es jedes Mal in der vierten Furche geht, und die drei
vor ihr befindlichen Furchen auf ein Mal
uͤberfaͤhrt.