Titel: | Berechnung der Gesammtzahl der Personen, welche in den sogenannten Baumwollmühlen in England beschäftigt werden. Von Hrn. Samuel Stanway, Buchhalter zu Manchester. |
Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. VI., S. 27 |
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VI.
Berechnung der Gesammtzahl der Personen, welche
in den sogenannten Baumwollmuͤhlen in England beschaͤftigt werden. Von
Hrn. Samuel Stanway,
Buchhalter zu Manchester.Die Berechnung, die wir unseren Lesern vorlegen, gruͤndet sich auf die
Antworten, welche die Besizer der Baumwollmuͤhlen in Lancashire,
Derbyshire und Cheshire auf die Fragen ertheilten, welche ihnen von Hrn.
Cowell, der
von der Factoriecommission zur Untersuchung dieser Fabriken in den
angefuͤhrten Gegenden ernannt worden, in einem Rundschreiben vorgelegt
worden. „Die Antworten, sagt Hr. Cowell in
der Vorrede zu seinem Berichte, welche von 300 Baumwoll- und 50
Seidenmuͤhlen in dieser Beziehung einliefen, wurden in die
Haͤnde des Hrn. Samuel Stanway, eines in
diesen Geschaͤften hoͤchst erfahrenen Mannes niedergelegt.
Seine hoͤchst genaue Bekanntschaft mit der in diesen Fabriken
gebraͤuchlichen Buchfuͤhrung und Registration sezten ihn
besonders in Stand, uͤber die Genauigkeit dieser Angaben zu
urtheilen, und dieselben in eine Tabelle zu bringen. Er fand, daß 151 von
diesen Antworten genau und vollkommen waren; und daß 70 zwar in Hinsicht auf
die darin enthaltenen Angaben genau, in Betreff saͤmmtlicher
Umstaͤnde aber nicht vollkommen und erschoͤpfend waren. Nach
diesen Daten nun hat Hr. Stanway die meinem
Berichte beigefuͤgten Tabellen angefertigt, waͤhrend die
uͤbrigen ungenauen Angaben keine Beruͤksichtigung erhielten.
Nach diesen Tabellen, auf deren Ausarbeitung Hr. Stanway nicht weniger dann 6 Monate verwendete, und auf deren
Richtigkeit man mit aller Sicherheit bauen kann, ist die hier gegebene
Berechnung angestellt. Ich wuͤrde ohne die Beihuͤlfe dieses
eben so erfahrenen als scharfsinnigen und eifrigen Mannes kaum so
gluͤklich gewesen seyn, zu so vollendeten und entsprechenden
Resultaten zu gelangen, als ich sie in meinem Berichte vorzulegen die Ehre
habe; ihm gebuͤhrt der groͤßte Theil des Verdienstes, dessen
man denselben vielleicht wuͤrdig finden wird.“
A. d. O.
Aus dem Mechanics' Magazine, No. 563, S.
116.
Berechnung der Gesammtzahl der Personen, welche in den
Baumwollmuͤhlen in England beschaͤftigt werden.
Die Berechnung, die wir hier anstellen wollen, beabsichtigt keineswegs eine
Bestimmung der Menschenzahl, welche gegenwaͤrtig in dem
Baumwollwaarengeschaͤfte in England seinen Unterhalt oder seine Subsistenz
findet, sondern sie bezwekt bloß eine Ermittelung jener Anzahl von Menschen, die in
England in den durch Maschinenkraft betriebenen Baumwollwaarenfabriken ihren
Lebensunterhalt gewinnt, und die innerhalb dieser Fabriken mit dem Zubereiten,
Spinnen, Weben und anderen mechanischen Arbeiten beschaͤftigt ist. Sie umfaßt
daher weder die in den Handwebestuͤhlen beschaͤftigten Arbeiter, noch
die Druker, noch die Bleicher, noch die Faͤrber, noch die
Baumwollspizen-Fabrikanten (einen bereits außerordentlich ausgedehnten und
noch immer in raschem Wachsthume begriffenen Industriezweig), noch viele andere von
der Baumwollspinnerei zunaͤchst abhaͤngige Gewerbe.
Die Resultate dieser Berechnung sind, daß die Zahl jener Individuen, die
gewoͤhnlich in den Baumwollwaaren-Fabriken arbeiten, sich auf nicht
weniger dann 212,800 belaͤuft, und daß diese Individuen jaͤhrlich die
außerordentliche Summe von 5,777,434 Pfd. Sterl. 14 Schill. 1 D. als Lohn verdienen.
Daß dieß richtig ist, wird sich aus Nachfolgendem ergeben.
Die Gesammtquantitaͤt Baumwolle, welche im Jahre 1832 nach Burn's
Commercial Glance, ein Buch, dessen Autoritaͤt
sowohl in Liverpool als in Manchester allgemein anerkannt ist, in ganz
Großbritannien zum Spinnen von Baumwollgarn verwendet wurde, belief sich auf
277,260,490 Pfd.; davon wurden jedoch in Schottland 27,327,120 Pfd. verarbeitet, so
daß mithin auf England allein noch 249,933,370 Pfd. kamen.
Der Verlust an Baumwolle, der sich beim Spinnen ergibt, wird von verschiedenen
Autoren verschieden geschaͤzt. Nach den Berechnungen des Hrn. Kennedy, die man in den Transactions of the Manchester Literary and Philosophical Society findet,
betraͤgt derselbe 1 1/2 Unzen per Pfund; Montgomery nimmt ihn in seiner Theory and Practice
of Cotton Spinning zu 1 5/8 und Burn zu 1 3/4
Unzen an. Da jedoch die Berechnungen Kennedy's so
ziemlich allgemein als die richtigeren anerkannt sind, so haben auch wir sie bei
unserer Berechnung zur Grundlage genommen. Zieht man also hienach von dem
angegebenen Gesammtverbrauche an Baumwolle die 1 1/2 Unzen per Pfund oder zusammengenommen 23,431,253 Pfd. ab, so erhaͤlt man
als Totalgewicht des erzeugten Garnes 226,502,117 Pfund.
Die Durchschnittszahl der Straͤhne, welche man auf ein Pfund Garn rechnen
kann, wird von der großen Mehrzahl der Sachverstaͤndigen zu 40 angenommen.
Montgomery nimmt die Durchschnittszahl fuͤr
ganz Großbritannien zu 50 an, was sich sehr wohl mit ersterer Annahme
vertraͤgt, wenn man bedenkt, daß in Schottland
verhaͤltnißmaͤßig eine weit groͤßere Menge feines Garn
gesponnen wird, als in England. Die Antworten, welche aus Lancashire auf die
gestellten Fragen einliefen, geben zwar auch einen Durchschnitt von mehr dann 40
Straͤhnen per Pfund; da jedoch die
Muͤhlen, in denen feineres Garn gesponnen wird, genauere Aufschluͤsse
gaben, als jene, in denen man grobes Garn spinnt, und da die zu Manchester, wo man
mehr feines Garn spinnt, erhobenen Daten vollstaͤndiger sind, als jene von
den Fabriken in der Provinz, wo man mehr grobes Garn spinnt, so erhellt offenbar,
daß die niedrigere Zahl angenommen werden muͤsse. Wir hielten uns daher
gleichfalls an die oͤffentlich und allgemein ausgesprochene und angenommene
Durchschnittszahl 40.
Drei in verschiedenen Gegenden befindliche Muͤhlen von sogenannter
Durchschnittscapabilitaͤt gaben an, welche Quantitaͤt Garn sie in dem
mit dem 4. Mai 1833 abgelaufenen Monate erzeugten. Aus diesen Angaben ergaben sich
als Durchschnitt 39,98 Straͤhne per Pfund. Da
diese Muͤhlen zugleich auch angaben, wie viele Menschenhaͤnde sie im
Laufe dieses Monates zum Spinnen verwendeten, und wie lange die Arbeiter
taͤglich arbeiteten, so gibt dieß Anhaltspunkte, aus welchen sich die
Totalsumme der in den Baumwollmuͤhlen Englands zum Zubereiten und Spinnen der
Baumwolle beschaͤftigten Arbeiter berechnen laͤßt.
In der ersten dieser drei Muͤhlen erzeugten 344 mit der Spinnerei
beschaͤftigte Individuen in 276 Stunden:
18,000 Pfd. zu
30 bis
32 Schill.
18,000 Pfd. zu
38 bis
42 Schill.
2400 Pfd. zu
150 bis
170 Schill.
In der zweiten erzeugten 245 Arbeiter, die 270 Stunden arbeiteten:
1795 Pfd. zu
12 Schill.
4285 Pfd. zu
22 Schill.
33,838 Pfd. zu
40 Schill.
In der dritten endlich erzeugten 110 Arbeiter, welche 286 St. arbeiteten:
16,700 Pfd. zu
40 Schill.
Die drei Muͤhlen geben also, wie bereits oben gesagt worden, einen
Durchschnitt von 39,98 und ein Product von 95,018 Pfd. Baumwollgarn. Die Gesammtzahl
der Arbeitsstunden betraͤgt: 344 × 276 + 245 × 270 + 110
× 286 = 192,554, und das Produkt eines jeden Individuums folglich per St. 95018/192554 = 0,49346 Pfd.
Die gewoͤhnliche Annahme von 300 Arbeitstagen, jeden zu 11 1/2 Stunden, per Jahr oder von 69 Arbeitsstunden per Woche gibt: 0,49346 × 11,5 × 300 =
1,702,437 Pfd. als das jaͤhrliche Erzeugniß eines jeden Arbeiters und
226,502,117/1,702,437 = 133,045 als die Zahl der Personen, welche in England mit
Zubereitung und mit Spinnen der Baumwolle beschaͤftigt sind.
Aus der Pruͤfung anderer Dokumente geht hervor, daß von den 67,819 Personen,
uͤber welche der Commission Aufschluͤsse gegeben wurden, 43,401 mit
Zubereitung und Verspinnen der Baumwolle beschaͤftigt sind, waͤhrend
23,920 dem Weben obliegen, und 1498 als Mechaniker, Maschinisten, Walzenaufzieher
etc. verwendet sind. Nimmt man nun an, daß dieselben Verhaͤltnisse auch in
Betreff der Gesammtzahl der Baumwollarbeiter bestehen, so betraͤgt die
Gesammtzahl der in den Baumwollzeugfabriken beschaͤftigten Individuen 75,055,
und die Zahl der Mechaniker etc. 4700, so daß sich also mit obigen 133,045 Spinnern
eine Summe von 212,800 Personen, die in den Baumwollwaarenfabriken
beschaͤftigt sind, ergibt.
Diese Gesammtzahl von 212,800 Personen kann, wenn man die Verhaͤltnisse
annimmt, die aus den Antworten auf die im Lancashire gestellten Fragen hervorgehen,
so vertheilt werden, daß hieraus die wahrscheinliche Zahl der Personen, die in den 8
Hauptzweigen oder Departements der Baumwollmanufacturen verwendet sind, so wie auch
der Gesammtbetrag ihres Nettoverdienstes per Monat
hervorgeht.
Textabbildung Bd. 53, S. 30
Verwendet werden zum: Erwachsene:
Männer. Weiber. Kinder unter 18 Jahren: Knaben. Mädchen. unter directer
Verwendung der Meister. unter directer Verwendung der Arbeiter. unter
unbekannter Verwendung. unter directer Verwendung der Meister. unter directer
Verwendung der Arbeiter. unter unbekannter Verwendung. Verhältniß derjenigen,
deren Alter und Geschlecht wegen Unvollständigkeit der Angaben nicht ermittelt
ist. Gesammtzahl der verwendeten Individuen. Gesammtbetrag des monatlichen
Nettoverdienstes. Reinigen und Ausbreiten der Baumwolle. Kardaͤtschen.
Mulespinnen. Drosselspinnen. Haspeln. Weben. Walzenaufziehen. Als Mechaniker,
Maschinisten etc.
In einer der Beilagen zu dem Berichte ist das Verhaͤltniß der Zahl der Kinder,
Knaben sowohl als Maͤdchen, die zwischen 14 und 18 und unter 14 Jahren in den
Fabriken verwendet werden, angegeben. Aus diesem Verhaͤltnisse laͤßt
sich also leicht die wahrscheinliche Anzahl der verwendeten Kinder von weniger dann
14 Jahren berechnen. Es scheint naͤmlich, daß sich die Anzahl der Knaben, die
unter 14 Jahre alt sind, zu jenen, die zwischen 14 und 18 alt sind, wie 12,21 zu
8,95 verhaͤlt, und daß dieses Verhaͤltniß bei den Maͤdchen wie
9,46 zu 10,67 ist. Wendet man nun dieses Verhaͤltniß auf die 42,745 Knaben
und die 40,512 Maͤdchen, die wie oben angegeben unter 18 Jahre alt sind, so
erhaͤlt man:
unter 14 Jahren
24,655 Knaben
19,038 Maͤdchen;
zwischen 14 und
18 Jahren
11,080 Knaben
21,474 Maͤdchen.
––––––
Summa
83,474
Betrachtet man ferner die Schulberichte, so wird man finden, daß in diesen die
Verhaͤltnisse der Kinder, die in den Fabriken von jedem Alter unter 14 Jahren
arbeiten, angegeben sind; und man kann daher hienach mit einem bedeutenden Grade von
Wahrscheinlichkeit die Zahl der Kinder von jedem Jahre berechnen. Es wird sich
hienach ergeben, daß von 5400 Knaben, die in den Fabriken arbeiten und unter 14
Jahre alt sind.
7
Knaben
5
Jahre
oder unter
6
haben,
19
–
6
–
–
7
64
–
7
–
–
8
180
–
8
–
–
9
657
–
9
–
–
10
1089
–
10
–
–
11
1141
–
11
–
–
12
1147
–
12
–
–
13
1096
–
13
–
–
14
–––––
5400
Von 5001 Maͤdchen, die in den Fabriken arbeiten und unter 14 Jahren alt sind,
haben nach denselben Daten:
6
Maͤdchen
6
Jahre
oder unter
7
77
–
7
–
–
8
183
–
8
–
–
9
496
–
9
–
–
10
905
–
10
–
–
11
1007
–
11
–
–
12
1218
–
12
–
–
13
1109
–
13
–
–
14
–––––
5001
Von diesen Angaben ausgegangen haben also von den 24,665 Knaben unter 14 Jahren, die
in den Fabriken beschaͤftigt sind:
32
Knaben
5
Jahre
oder unter
6
87
–
6
–
–
7
292
–
7
–
–
8
822
–
8
–
–
9
3001
–
9
–
–
10
–––––
4234
4974
–
10
–
–
11
5212
–
11
–
–
12
5239
–
12
–
–
13
5006
–
13
–
–
14
–––––
20,431
––––––
24,665
Von den 19,038 in den Fabriken beschaͤftigten Maͤdchen unter 14 Jahren
haben:
23
Maͤdchen
6
Jahre
oder unter
7
293
–
7
–
–
8
697
–
8
–
–
9
1888
–
9
–
–
10
–––––
2901
3445
–
10
–
–
11
3833
–
11
–
–
12
4637
–
12
–
–
13
4222
–
13
–
–
14
–––––
16,137
––––––
19,038
Aus dem Durchschnittsverdienste der Kinder beiderlei Geschlechts, so wie derselbe von
der Commission durch ihre persoͤnlichen Erkundigungen in der Sonntagsschule
zu Manchester und Stokport ergruͤndet wurde, ergibt sich, die Kinder unter 9
Jahren zu dem niedrigsten Durchschnittsverdienste angenommen, der Nettoverdienst per Monat folgender Maßen:
4234
Knaben
verdienen bei
einem
Wochenlohne v.
30,11
D.
2124
Pfd.
15
Sch.
3
D.
4947
–
–
–
–
37,85
–
3137
–
15
–
3 ½
–
5212
–
–
–
–
47,84
–
4155
–
14
–
0 ¼
–
5239
–
–
–
–
52,57
–
4590
–
4
–
8 ¾
–
5006
–
–
–
–
64,39
–
5372
–
5
–
5 ¼
–
–––––
–––––––––––––––––––––––––––––
24,665
19,380
Pfd.
14
Sch.
8 ¾
D.
2901
Maͤdchen
verdienen b.
ein.
Wochenlohne v.
34,11
D.
1663
Pfd.
14
Sch.
5 ½
D
3445
–
–
–
–
41,41
–
2377
–
12
–
5 ¾
–
3833
–
–
–
–
45,96
–
2936
–
1
–
6 ½
–
4637
–
–
–
–
54,88
–
4241
–
6
–
2 ¼
–
4222
–
–
–
–
68,86
–
4872
–
19
–
10 ¼
–
–––––
–––––––––––––––––––––––––––––
19,038
16,091
Pfd.
14
Sch.
6 ¼
D.
Aus allem diesem geht hervor, daß der Nettoverdienst obiger Kinder unter 13 Jahren
monatlich 25,227 Pfd. 3 Schill. 11 1/2 D. betraͤgt; da jedoch der Betrag des
woͤchentlichen Nettoverdienstes den Kindern fuͤr eine volle Woche
gegeben wurde, so ist obiger Betrag als fuͤr 24 Arbeitstage zu betrachten.
Der Nettoverdienst per Jahr von 300 Arbeitstagen wird
hienach 315,339 Pfd. 19 Schill. 5 3/4 D. betragen. Auf gleiche Weise wird sich der
Nettoverdienst der Gesammtzahl der Kinder unter 14 Jahren, welche aus 24,665 Knaben
und 19,038 Maͤdchen besteht, woͤchentlich auf 35,472 Pfd. 9 Schill. 3
Den. und jaͤhrlich auf 443,405 Pfd. 15 Schill. 7 Den. belaufen.
Der gesammte jaͤhrliche Nettoverdienst der oben angenommenen 212,800
Individuen belaͤuft sich also auf 5,777,434 Pfd. 14 Schill. 1 Den.
Wir bemerken schließlich nur noch, daß die Eigenthuͤmer der oben angegebenen
Muͤhlen, welche 67,819 Menschen beschaͤftigen, außerdem auch noch 183
Personen in den Comptoirs und 1147 in den Magazinen (in den Muͤhlen)
verwenden, so daß also, von diesem Verhaͤltnisse ausgegangen, auf die 212,800
Arbeiter noch 574 Comptoirdiener und 3599 in den Magazinen beschaͤftigte
Individuen kommen.