Titel: Ueber den Apparat des Hrn. Pelletan zum Eindiken des geklärten Runkelrübensaftes bis auf 33º des Aräometers.
Fundstelle: Band 53, Jahrgang 1834, Nr. IX., S. 40
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IX. Ueber den Apparat des Hrn. Pelletan zum Eindiken des geklaͤrten Runkelruͤbensaftes bis auf 33º des Araͤometers. Aus dem Journal des connaissances usuelles. Mai 1834, S. 249. Mit Abbildungen auf Tab. I. Pelletan's Apparat zum Eindiken des geklaͤrten Runkelruͤbensaftes. Wir haben nach reiflicher Pruͤfung des Apparates, welchen Hr. Pelletan zum Behufe der Eindikung des geklaͤrten Runkelruͤbensaftes bis zu jener Consistenz, bei welcher der Zuker aus demselben krystallisirt, erfand, die Ueberzeugung gewonnen, daß es keine bequemere, vortheilhaftere und wohlfeilere Methode den Syrup im luftleeren Raume einzudiken gebe, als jene des Erfinders. Ja, was noch mehr ist, wir muͤssen sogar gestehen, daß sein neuer, fuͤr die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation bestimmter Apparat jenen Apparat, den er zum Behufe der Raffination des Rohrzukers erfand, und den wir kuͤrzlich bekannt gemacht haben, noch weit uͤbertrifft; der Dampfstrahl erzeugt und unterhaͤlt hier nicht nur den luftleeren Raum, sondern er leitet den im Inneren des Kessels erzeugten Dampf auch in den doppelten Boden, durch welchen derselbe geheizt wird, so daß der Verbrauch an Brennmaterial mithin um die Haͤlfte vermindert wird. Wir sind daher der Meinung, daß diese neue Erfindung die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation auf eine hoͤchst vortheilhafte Weise abaͤndern duͤrfte, und finden uns dadurch veranlaßt, den neuen Apparat so schnell als moͤglich bekannt zu machen. Ehe wir jedoch in die Beschreibung des Apparates eingehen, sey es uns erlaubt, eine Frage, die fuͤr diesen Industriezweig von hoͤchster Wichtigkeit ist, kurz abzuhandeln. Bei den zahlreichen Versuchen, welche bisher in Betreff der Vervollkommnung der Methoden, nach welchen der Runkelruͤbensaft bis zur Syrupconsistenz eingedikt wird, angestellt worden, herrschte allgemein die Idee vor, daß der Saft eine um so groͤßere Veraͤnderung erleide, je laͤnger er der Einwirkung der Hize ausgesezt ist. In Folge dieses Principes waren beinahe alle Versuche dahin gerichtet, die Fluͤssigkeit in sehr kleine Massen vertheilt schnell zu concentriren, so daß jeder einzelne Theil nur kurze Zeit uͤber mit der Hize in Beruͤhrung kam. Der Apparat des Hrn. Allez, die Eindikung auf Platten, die Anwendung von Cylindern, welche mit Dampf geheizt sind, und an deren aͤußerer Oberflaͤche man eine durch ein Metallgewebe geleitete Schichte Fluͤssigkeit laufen laͤßt etc., haben offenbar keinen anderen Zwek, und koͤnnen auch keinen anderen Vortheil haben, als den die Zeit, waͤhrend welcher der Syrup erhizt ist, abzukuͤrzen. Diese Idee ist an und fuͤr sich, und dann richtig, wenn die Eindampfung, indem sie unter dem atmosphaͤrischen Druke geschieht, eine Erhoͤhung der Temperatur, die uͤber 100 Grade betraͤgt, mit sich bringt. Dessen ungeachtet hat aber die Abkuͤrzung der Zeit, waͤhrend welcher die schaͤdliche Einwirkung Statt findet, bisher noch keine großen Vortheile gewaͤhrt, und nirgendwo haben, so viel wir wissen, die Fabrikanten aus 8 1/2 zukerhaltiger Stoffe mehr dann 6 Pfd. krystallisirbaren Zuker erhalten; d.h. sie haben, da in den Runkelruͤben bekanntlich keine Melasse enthalten ist, durch ihr Verfahren 2 1/2 Pfd. solcher Melasse erzeugt. Wenn es auch von großer Wichtigkeit ist, die Einwirkung der Waͤrme, wenn dieselbe schaͤdlich ist, abzukuͤrzen, so wird dieß doch in jenen Faͤllen, in welchen die Waͤrme im luftleeren Raume bis auf 65º vermindert ist, und in welchen folglich eine Umwandlung des Zukers in Melasse unmoͤglich ist, ganz unnoͤthig seyn. Daß dieß bei dem Apparate des Hrn. Pelletan wirklich der Fall ist, erhellt aus den Versuchen, die damit angestellt wurden; man braucht, um sich hievon zu uͤberzeugen, nur zu bedenken, daß 1500 Pfd. Syrup 11 Mal hinter einander in dem Apparate eingedikt, und dann wieder verduͤnnt wurden, ohne daß sich die Quantitaͤt des krystallisirbaren, Zukers hiebei merklich vermindert haͤtte. Bei diesen 11 Mal auf einander folgenden Operationen war der Syrup nothwendig 11 Stunden lang einer Temperatur von 65º ausgesezt, und das Resultat zeigt, daß diese fortgesezte Einwirkung der Waͤrme keinen Einfluß auf die Natur des Zukers hat, wenn die Temperatur nicht uͤber 65º betraͤgt, und wenn die Operation im luftleeren Raume geschieht. Die Resultate, die man aus den englischen Colonien durch Eindikung des Rohrzukersaftes in den Howard'schen Apparaten erhielt, bestaͤtigen die hier aufgestellten Saͤze. Der Ertrag an krystallisirbarem Zuker hat sich um 1/5 vermehrt, und die Melasse verminderte sich in Folge der Einfuͤhrung dieser Apparate beinahe auf Nichts. Aus Allem, was oben gesagt worden, geht nun hervor, daß es sich gegenwaͤrtig nicht mehr um die Erfindung von Apparaten handelt, in denen kleine Quantitaͤten Runkelruͤbensaft schnell eingedikt werden koͤnnen, sondern daß man sich im Gegentheile jener Vorrichtungen bedienen muͤsse, bei denen man mit großen Quantitaͤten Fluͤssigkeit arbeiten kann, ohne daß jedoch die Temperatur im luftleeren Raume auf mehr dann 65º erhoͤht wird. Der Apparat des Hrn. Pelletan entspricht nun diesen Anforderungen, und wird daher, wie wir uͤberzeugt sind, um so allgemeinere Anerkennung finden, als er im Vergleiche mit anderen Vorrichtungen, namentlich mit jener des Hrn. Roth, so guͤnstige Resultate gab. In der beigefuͤgten Zeichnung sieht man den Apparat des Hrn. Pelletan in Fig. 28 im Langendurchschnitte und in Fig. 29 im Grundrisse; Fig. 30 ist ein Querdurchschnitt des Kessels. AA ist ein halbcylindrischer Kessel von 20 Fuß Laͤnge auf 2 Fuß im Durchmesser. Dieser Kessel ist in einem anderen Kessel, welcher den doppelten Boden BB bildet, enthalten. Das Ganze ist mit einem gedruͤkten Bogendekel CC bedekt, und ruht auf den Fuͤßen V, V, V. D ist ein cylindrischer Verdichter von 6 Fuß Hoͤhe auf 15 Zoll im Durchmesser; an ihm befindet sich ein Hahn mit einem Zifferblatte I, welcher die Quantitaͤt des kalten Wassers, das die Haͤlfte des durch die Verdampfung entstehenden Dampfes verdichten muß, regulirt. K ist ein Hahn, der den Verdichter nach Belieben entweder mit einem Wasserabzuge oder mit einer Pumpe in Verbindung bringt, mit welcher man das warme verdichtete Wasser an irgend einen Ort der Anstalt, wo man dessen bedarf, schaffen kann. H ist ein Hahn, der einen Dampfstrahl von drei Atmosphaͤren in die Kugel G schafft. Der Dampf dieses Strahles wird durch die Roͤhre O, O, O in den doppelten Boden des Kessels gebracht, wo er zur Erwaͤrmung dient. Der Dampfstrahl uͤbt im Voruͤbergehen im Verdichter D seine Aufsaugung aus; er treibt zuerst alle Luft aus demselben, und jagt sie in den doppelten Boden, aus welchem sie dann durch den Hahn R entweicht. Wenn der Kessel in Sud kommt, so gelangt dessen Dampf durch die Roͤhre P, P, P in den Verdichter, aus welchem sie von dem Dampfstrahle wieder aufgezogen und in den doppelten Boden geleitet wird, so daß dieser leztere also sowohl durch den Dampf des Dampfstrahles, als durch den aus dem Syrup emporsteigenden Dampf erhizt wird. Aus den Versuchen des Hrn. Pellet an geht hervor, daß ein Dampfstrahl so viel Dampf mit sich fortreißt, als er selbst Dampf haͤlt; das Sieden des Kessels wuͤrde folglich unterhalten, und aller Dampf fortgeschafft werden, ohne daß man ein Verdichtungswasser noͤthig haͤtte. Aus einer ganz einfachen Berechnung ergibt sich jedoch, daß auf diese Weise zwei Mal so viel Dampf in den doppelten Boden gelangen wuͤrde, als noͤthig ist. Um dem Verbrauche dieses Dampfuͤberschusses zu steuern, muß der Einsprizungshahn so geoͤffnet werden, daß die Haͤlfte des Dampfes, der sich aus dem Kessel entwikelt, verdichtet wird, und auf diese Weise wird waͤhrend der ganzen Dauer der Operationen bestaͤndig ein luftleerer Raum von 20 Zoll Queksilber erzeugt und unterhalten. Der Hahn L ist dazu bestimmt, den Verdichter von dem Kessel zu trennen, und muß geschlossen werden, wenn in diesem lezteren zum Behufe der Entleerung ein Druk ausgeuͤbt wird. Der Hahn M liefert einen Dampfstrahl, der so viel atmosphaͤrische Luft in den Kessel schafft, daß ein Druk von 18 bis 20 Fuß Wasser in demselben entsteht. Dieser Druk dient dazu, die in dem Kessel enthaltene Fluͤssigkeit schnell aus demselben auszutreiben, und sie an einen beliebigen, selbst uͤber dem Niveau des Apparates gelegenen Ort zu schaffen. Die Fluͤssigkeit entweicht naͤmlich durch die Roͤhre S, welche bis zu T hinab reicht, wo sich eine Vertiefung befindet, die das vollkommene Entleeren des Apparates gestattet. Eben dieselbe Roͤhre dient auch zum Fuͤllen des Kessels. Der Hahn E communicirt mit den einzufuͤllenden Fluͤssigkeiten; der Hahn F hingegen gestattet jenen, welche hinaus befoͤrdert werden sollen, einen Ausweg. Die gemeinschaftliche Roͤhre Q leitet den Dampf, der in den Dampferzeugern erzeugt wird, herbei. An dem Ende des Kessels und in der Nachbarschaft des Hahnes R befindet sich eine durch einen Schraubenstoͤpsel verschlossene Oeffnung, durch welche man, so oft der Kessel innen gereinigt werden soll, zu diesem Behufe ein geeignetes Instrument einfuͤhren kann. Laͤngs des Apparates sind zu je zweien Seiten mit Glas besezte Oeffnungen angebracht, durch welche man in das Innere desselben schauen und sehen kann, was darin vorgeht. Die Laͤnge des Kessels kann durch eine Scheidewand in zwei Faͤcher abgetheilt seyn, so daß das dem Verdichter entsprechende Drittheil zur Eindikung der Syrupe bestimmt ist, waͤhrend die beiden anderen Drittheile zur Aufnahme und Erwaͤrmung des abgeschaͤumten Saftes bis auf 15º dienen. Es versteht sich von selbst, daß in diesem Falle jedes einzelne Fach mit seiner eigenen Roͤhre und mit den gehoͤrigen Fuͤllungs- und Entleerungshaͤhnen versehen seyn muß. Der eben beschriebene Apparat bietet eine Heizoberflaͤche von 60 Quadratfuß dar, und verdampft eben so viele Fluͤssigkeit, als eine aͤhnliche durch Dampf von drei Atmosphaͤren erhizte Oberflaͤche verdampft. Denn unter dem atmosphaͤrischen Druke siedet die Fluͤssigkeit erst bei 100º; der angewendete Dampf hat 135º, und der Unterschied betraͤgt also 35º; in dem Apparate hingegen siedet die Fluͤssigkeit bei 65º, der Dampf, der denselben erhizt, und der keinen Druk hat, hat 100º: folglich betraͤgt der Unterschied auch hier 35º. Aus diesen Daten und Angaben kann jeder Fabrikant berechnen, welche Resultate er von dem beschriebenen Apparate zu erwarten hat. Man wird bemerken, daß sich Hr. Pelletan bei keinem seiner Apparate der Schlangenroͤhren bedient; uͤberall befinden sich an denselben nur beinahe ebene, unveraͤnderliche, und leicht zu reinigende Oberflaͤchen, waͤhrend die Schlangenroͤhren theils wegen der Schwierigkeit der Reinigung, theils wegen des haͤufigen Aussikerns, welches an ihnen vorkommt, mannigfache Nachtheile mit sich bringen. Die Quantitaͤt kalten Wassers, die man bei diesem Apparate noͤthig hat, betraͤgt nicht 5 Mal so viel als die Quantitaͤt des verdampften Wassers; so daß also auf 30,000 Kilogr. zu verdampfenden Wassers, d.h. zur Behandlung von 300 Hectoliter Runkelruͤbensaft, etwas weniger als 2 Liter kaltes Wasser per Secunde nothwendig sind. Zum Heben dieser Quantitaͤt Wasser aus einem Brunnen von 25 Fuß Tiefe ist die Kraft von zwei Tag und Nacht arbeitenden, d.h. von vier Menschen noͤthig, und diese Kraft durch Dampf ausgeuͤbt kommt taͤglich auf 20 Sous zu stehen. An Orten, wo man sich selbst diese geringe Wassermenge nicht verschaffen koͤnnte, koͤnnte man das Wasser, welches zur Verdichtung gedient, nach dem Abkuͤhlen noch ein Mal anwenden, so daß also bis auf das, was durch Verdampfung verloren geht, immer dasselbe Wasser benuzt wuͤrde. Hr. Chartier, der alle Apparate des Hrn. Pelletan verfertigt, hat den hier beschriebenen fuͤr 15,000 Franken hergestellt; die kleine Dampfmaschine, womit das kalte Wasser gehoben werden soll, liefert er fuͤr 3000 Franken, und den Abkuͤhlungsapparat endlich, wenn ein solcher noͤthig ist, fuͤr 2000 Franken. Es versteht sich, daß hiebei die Anschaffung des Dampfkessels, und die Kosten der Aufstellung des Apparates nicht mit eingerechnet sind. Hr. Chartier fordert als sein Erfindungsrecht nur einen Theil der großen Ersparniß an Brennmaterial, die man bei dem Betriebe der Fabrikation mit diesem Apparate macht. Wir erlauben uns der Beschreibung des Pelletan'schen Apparates nur noch eine kurze vergleichende Uebersicht der verschiedenen bisher in Vorschlag gebrachten Methoden, Syrupe im luftleeren Raume zu versieden, beizufuͤgen, indem eine solche Vergleichung vielleicht manchen Fabrikanten sehr wuͤnschenswerth seyn duͤrfte. Der Howard'sche Apparat, dessen Patent gegenwaͤrtig in England erloschen ist, besteht in einem großen, durch Dampf geheizten Versiedkessel; der luftleere Raum wird nach Belieben durch Luftpumpen, welche durch eine Dampfmaschine in Bewegung gesezt werden, hervorgebracht. Man kann mit diesem Apparate wohl große Massen Zuker versieden; allein die Probe ist ungetreu, und die Arbeit ist schwer zu reguliren. Der Aufwand an Brennmaterial ist um den ganzen Bedarf der Dampfmaschine an solchem groͤßer. Hr. Santerre hatte sich zu England einen Howard'schen Apparat gekauft; man scheint denselben jedoch, obschon der Ankaufspreis 100,000 Franken betrug, aufgegeben zu haben, da man nie gehoͤrig damit zu Stande kommen konnte. Howard hat aus seinem Patente einen bedeutenden Gewinn gezogen, und mehrere seiner Apparate wurden sogar in die Colonien gesendet, wo man um 1/5 mehr und sehr schoͤnen Zuker damit erzeugte. Es scheint, daß dieser Apparat in Hinsicht auf den luftleeren Raum als Muster zu betrachten ist, weil dieser Raum fortwaͤhrend erzeugt wird, und sich folglich am Ende der Operation auf seinem Maximum befinden kann. Der Apparat bringt jedoch auch noch folgende Nachtheile mit sich: 1) sieht man nicht, was im Inneren desselben vorgeht; 2) ist die Probe, wegen der geringen Quantitaͤt, die man auf ein Mal herausnehmen kann, unsicher; 3) laͤßt er sich nur langsam entleeren, wobei die Fluͤssigkeit uͤberdieß nur an einen Ort entleert werden kann, der tiefer liegt, als der Apparat; 4) ist er sehr kostspielig, und 5) bringt der luftleere Raum, den er erzeugt, einen großen Aufwand an Kraft und Dampf mit sich. Der Apparat, auf welchen Hr. Roth in Frankreich ein Patent nahm, besteht aus einem mit Dampf geheizten Versiedkessel mit doppeltem Boden, und einem im Inneren desselben befindlichen Schlangenrohre. Der Dampf wird in einem großen, zu dessen Aufnahme bestimmten Behaͤlter durch einen kalten Wasserregen verdichtet. Der Behaͤlter muß so groß seyn, daß er alles Wasser, welches waͤhrend der Dauer eines Sudes angewendet wurde, fassen kann, und wird zwischen je zwei Operationen ausgeleert. Der luftleere Raum wird hergestellt, indem man vor dem Beginne der Operation durch den ganzen Apparat so lange einen Dampfstrom treten laͤßt, bis man schließen kann, daß keine Luft, sondern bloß Dampf mehr in demselben enthalten ist, wo man den Apparat dann schließt, und kaltes Wasser in denselben einsprizt. Dieser am Anfange der Operation erzeugte luftleere Raum muß bis zum Ende derselben fortbestehen. Dieser Apparat nun hat vor dem Howard'schen den Vorzug voraus, daß die Dampfmaschine bei ihm entbehrlich ist, und daß seine Anschaffung weniger kostet. Die Herstellung des luftleeren Raumes kostet nur den Dampf, mit dem man den Apparat beim Beginne der Operation zu erfuͤllen hat. Uebrigens theilt der Apparat alle uͤbrigen Nachtheile, die dem Howard'schen zur Last kommen, und uͤberdieß erhaͤlt sich der ein Mal erzeugte luftleere Raum nicht immer gleich. Es dringt naͤmlich immer etwas Luft ein, das Verdichtungswasser selbst gibt solche ab, und endlich entwikeln auch die Syrupe, die etwas wenig gegohren haben, Kohlensaͤure, deren man sich nicht entledigen kann; so daß also der luftleere Raum am Ende der Operation nie so vollkommen seyn wird, als am Anfange derselben, obschon gerade am Ende wegen des hoͤheren Grades von Concentration des Syrupes die groͤßte Vollkommenheit des luftleeren Raumes noͤthig waͤre. Bei Hrn. Bayvet zu Paris arbeitet seit laͤngerer Zeit ein solcher Roth'scher Apparat; die Resultate, die er gibt, sind gut; allein er verbraucht eine sehr große Menge kaltes Wasser, naͤmlich 90 Liter auf ein Zukerbrod von 10 Pfunden. Die Arbeit des Versiedens ist uͤbrigens nicht regelmaͤßig, und es scheint, daß viele Brode oder Huͤte flekig werden. Die Gruͤnde hievon sind: 1) weil der Apparat Luft enthaͤlt, weßhalb mehr Verdichtungswasser erforderlich ist, und 2) weil die Operationen gegen das Ende hin traͤg von Statten gehen, indem der Raum gerade in diesem Zeitpunkte nicht genug luftleer ist. Der Roth'sche Apparat ist ferner auch sehr theuer; der zu Honfleur errichtete kam auf 80,000 Franken zu stehen, und doch scheint der Eigenthuͤmer nicht ganz damit zufrieden zu seyn, indem der Pariser Apparat besser arbeiten soll; gleiche Bewandtniß hat es mit dem zu Marseille errichteten Apparate dieser Art. Hr. Louvrier hat das Verfahren des Hrn. Roth an einer Vorrichtung, die er fuͤr Hrn. Gauvin erbaute, abgeaͤndert. Er hat den großen Behaͤlter, der als Verdichter diente, ganz beseitigt, und das Verdichtungswasser in einen Brunnen von 32 Fuß Tiefe geleitet, so daß dieses Wasser in dem Maße, in welchem es zufließt, wieder abfließt, und also den Verdichter nie erfuͤllen kann. Diese Einrichtung, die wohl den Umfang des Apparates kleiner macht, bedingt uͤbrigens keine Verbesserung an dem Verfahren selbst: der luftleere Raum erhaͤlt sich nicht besser, und der Verbrauch an kaltem Wasser ist noch groͤßer; denn von zwei artesischen Brunnen dient der eine dazu, das Wasser zu liefern, waͤhrend der andere fuͤr den Abfluß desselben bestimmt ist. Der Apparat, der durch eine Dampfmaschine in Bewegung gesezt wird, hat mehr als 60,000 Franken gekostet. Hr. Degrant zu Marseille hat seinen Apparat nach einem Principe erbaut, welches in Beziehung auf die Verdichtung der Daͤmpfe von den fruͤher angegebenen Vorrichtungen abweicht. Er wendet einen Kessel an, der durch ein Schlangenrohr, und nicht durch einen doppelten Boden erhizt wird; er verdichtet die Daͤmpfe von Außen, indem er sie durch ein sehr großes Schlangenrohr von 5 bis 600 Fuß, auf welches ein Wasserregen faͤllt, leitet. Das Schlangenrohr selbst befindet sich in einem weiten, 20 Fuß hohen Cylinder, in welchem die Waͤrme des angewendeten Wassers einen kalten Luftstrom erzeugt, der sowohl das Schlangenrohr als das regenartig herabfallende Wasser abkuͤhlt. Die Verdichtung wird also hier nicht durch Einsprizung von kaltem Wasser in das Innere, sondern durch einen aͤußerlich wirkenden kalten Wasserregen erzeugt, so daß man immer dieselbe Quantitaͤt Wasser benuzen kann, die durch Verduͤnstung verloren gehende Menge jedoch abgerechnet. Uebrigens erzeugt Hr. Degrant den luftleeren Raum am Anfange der Operation auf dieselbe Weise, auf welche er an den uͤbrigen Apparaten erzeugt wird, so daß sein Apparat also dieselben Nachtheile mit den anderen theilt. Um diesen zum Theil abzuhelfen, hat er einen eigenen Raum angebracht, in welchen er nach Belieben einen Dampfstrom leiten kann, um die Luft aus demselben auszutreiben, und auf diese Weise einen Theil des verloren gegangenen luftleeren Raumes herzustellen. Er wendet auch einen doppelten Kessel an, in welchen er die versottene Masse bringt, ehe er sie in den Kuͤhlapparat gelangen laͤßt. Der Apparat des Hrn. Degrant ist also complicirt, und besteht uͤberdieß aus vielen Schlangenrohren, die bekanntlich vielen Unfaͤllen ausgesezt sind, weil sich die Metalle, welche zum Zusammenloͤthen der einzelnen Stuͤke dienen, ungleich ausdehnen. Diese Methode duͤrfte sich in allen jenen Localitaͤten, in welchen man sich unmoͤglich einen Liter Wasser per Secunde – das Maximum kaltes Wasser, welches zum Versieden von 600 Zukerbroden in einer Tagsarbeit von 10 Stunden erforderlich – verschaffen kann, als nuͤzlich erweisen. Uebrigens koͤnnen alle diese Apparate an wasserarmen Orten angewendet werden, indem sie das Wasser dadurch, daß sie dasselbe emporheben, und in Form eines Regens herabfallen lassen, abkuͤhlen. Die Kosten des Degrant'schen Apparates lassen sich gegenwaͤrtig noch nicht genau bestimmen, indem der Erfinder noch keinen in hinreichend großem Maßstabe erbaut hat; jener, der zu Marseille errichtet ist, ist sehr klein und sehr unvollkommen; doch scheint sich aus verschiedenen Daten zu ergeben, daß ein vollkommener Apparat dieser Art 30 bis 40,000 Franken kosten duͤrfte. Hr. Braam ging von einer ganz anderen Idee aus, als seine Vorgaͤnger. Man hatte schon oͤfter versucht, die Zukersyrupe bei einer niedrigen Temperatur nicht im luftleeren Raume, sondern dadurch zu verdampfen, daß man sie uͤber große Massen Luft leitete; Braam hatte die Idee, diese Luft warm anzuwenden, und sein Apparat ist nach diesem doppelten Principe erbaut. Sein Kessel ist offen, und wird durch einen doppelten Boden geheizt. Er hat eine durchloͤcherte Scheidewand, unter welche ein Geblaͤs einen Luftstrom, der vorher erhizt worden, leitet. Dieser Apparat gewaͤhrt den Vortheil, daß die Arbeit offen von Statten geht; allein es entsteht dabei eine ungeheuere Menge Schaum, und es ist auch noch nicht erwiesen, daß ein so großer Zutritt der Luft dem Zuker nicht schadet. Es ist uͤbrigens eine große mechanische Kraft nothwendig, um diese Luftquantitaͤten durch den Syrup zu treiben, und diese Kraft geht rein verloren, wenn man im luftleeren Raume bei einer niedrigen Temperatur ohne diesen Aufwand auch Zuker sieden kann. Das Geblaͤs complicirt daher auch den Apparat so sehr, daß er auf 66,000 Franken zu stehen kommt, den taͤglichen Verbrauch der Dampfmaschine an Brennmaterial nicht in Anschlag gebracht. Hr. Desrosnes bietet den Zukerraffineurs einen Apparat an, den man bei ihm im Kleinen sehen kann, und der sehr gut arbeiten soll. Dieser Apparat, welcher auf demselben Principe beruht, wie jener Degrant's, hat die Pruͤfung im Großen noch nicht bestanden; wir enthalten uns daher um so mehr eines Urtheiles daruͤber, als wir dessen Preis nicht ein Mal annaͤherungsweise zu bestimmen im Stande sind. Nach allem diesem scheint uns, daß jeder Raffineur uͤber den Apparat, dessen er sich zum Versieden des Syrupes bedienen will, folgende Fragen zu stellen hat: Was kostet der Apparat? Ist der luftleere Raum, der sich in ihm erzeugen laͤßt, gut? Ist der Verbrauch an Dampf auf das Minimum reducirt? Ist der Bedarf an kaltem Wasser auf das Minimum gebracht? Ist die Probe gut und zuverlaͤssig? Kann der Apparat schnell geleert und gefuͤllt werden? Ist er einfach, fest und wenigen Reparaturen unterworfen? Kann man in denselben hineinsehen, um den Gang der Arbeit zu beobachten? Gibt er endlich gute Producte? Allen diesen Bedingungen entspricht nach unserer Ueberzeugung kein Apparat vollkommener, als jener des Hrn. Pelletan.

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