Titel: | Ueber die Anwendung der unauflöslichen Salze zur Trennung verschiedener Metalloxyde. Von Herrn Horace Demarcay. |
Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. LI., S. 303 |
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LI.
Ueber die Anwendung der unaufloͤslichen
Salze zur Trennung verschiedener Metalloxyde. Von Herrn Horace Demarcay.Da diese Trennungsmittel nicht nur bei chemischen Analysen, sondern auch bei der
Darstellung reiner Metalloxyde zum technischen Bedarf eine sehr vortheilhafte
Anwendung gestatten, so glaubten wir diese Abhandlung unseren Lesern nicht
vorenthalten zu duͤrfen.A. d. R.
Aus den Annales de Chimie et de Physique. April 1834,
S. 398.
Demarcay's Anwendung der unaufloͤslichen Salze
etc.
Die Zersezung der unaufloͤslichen Salze mittelst aufloͤslicher hat die
Aufmerksamkeit der ausgezeichnetsten Chemiker auf sich gezogen; die HH. Gay-Lussac und Dulong
haben sich hauptsaͤchlich damit beschaͤftigt, um die Theorie der
Verwandtschaften und der chemischen Proportionen aufzuklaͤren.
Ein ausgezeichneter englischer Gelehrter, Hr. Herschel,
hat sich zuerst ihrer Versuche bedient, um sie zur chemischen Analyse anzuwenden und in der neuesten
Zeit haben andere Chemiker, besonders Hr. Fuchs, den
kohlensauren Kalk und andere kohlensaure alkalische Erden in Vorschlag gebracht, um
das Eisenoxyd vom Mangan, Kobalt, Nikel etc. zu trennen. Hr. Herschel kann jedoch die Prioritaͤt der Thatsachen, auf welche der
deutsche ChemikerDieser ausgezeichnete Analytiker und Mineralog hatte jedoch die Abhandlung
des Hrn. Herschel, welche ganz in Vergessenheit
gerieth, so wenig wie andere gekannt.A. d. R. seine Versuche stuͤzt, in Anspruch nehmen.
Die kohlensauren Salze der alkalischen Erden und anderer Metalloxyde bieten auf den
ersten Blik so viele Vortheile als sichere und bequeme Trennungsmittel dar, daß man
sich wundem muß, wie ihre Anwendung bisher so beschraͤnkt und so wenig
bekannt seyn konnte. Der Zwek der folgenden Versuche war, alle Vortheile, welche man
aus denselben bei chemischen Analysen ziehen kann, sorgfaͤltig
auszumitteln.
Eine Classe von Metalloxyden zeichnet sich dadurch aus, daß sie nicht im Stande sind,
die Saͤuren vollstaͤndig zu saͤttigen und daß sie sich nur in
einem Ueberschuß von Saͤure aufloͤsen koͤnnen. In diese Classe
gehoͤren die Oxyde von Eisen, Chrom, Zinn, Wismuth und Antimon, so wie die
Oxyde der elektronegativen Metalle, welche die Eigenschaften schwacher
Saͤuren besizen; leztere sind unter einander isomorph und sie enthalten eine
gleiche Anzahl von Sauerstoffatomen. Versezt man die Aufloͤsung eines dieser
Metalloxyde, welche, wie wir oben gesagt haben, uͤberschuͤssige
Saͤure enthalten muß, mit einem Alkali oder mit irgend einer Basis, welche
sich des Saͤureuͤberschusses bemaͤchtigt, so ist klar, daß
dieses Oxyd gefaͤllt werden wird, ohne daß eine maͤchtige
Verwandtschaft ins Spiel kommt.
Wenn man z.B. irgend ein Salz des Eisenoxyds mit kohlensaurem Kalk, Baryt oder
Strontian, oder kohlensaurer Bittererde versezt, so findet schon in der
Kaͤlte eine Zersezung Statt und das Oxyd wird so vollstaͤndig
niedergeschlagen, daß die empfindlichsten Reagentien keine Spur mehr davon anzeigen.
Man kann dieses Verfahren geradezu benuzen, um das Eisenoxydul und die Oxyde des
Mangans, Kobalts und Nikels vom Eisenoxyd zu trennen; dazu ist nichts
noͤthig, als daß man in die Aufloͤsung kohlensauren Kalk, Baryt oder
Bittererde bringt, worauf das Eisen augenbliklich gefaͤllt wird; die
Fluͤssigkeit enthaͤlt keine Spur mehr davon. Diese Methode scheint
nichts Neues darzubieten, weil sie schon von mehreren Chemikern angewandt wurde; ich
glaube aber, man hat noch nicht beobachtet, daß, um eine genaue Trennung zu
bewirken, die Aufloͤsung waͤhrend der Neutralisation ganz kalt
erhalten werden muß.
Wir werden weiter unten sehen, daß dieses Verfahren, wenn es in der Waͤrme
vorgenommen wird, nicht nur nicht zu empfehlen, sondern im Gegentheil zu verwerfen
ist.
Ich muß hier bemerken, daß kohlensaures Natron und Ammoniak, kochend in die
Aufloͤsung gegossen, zur Trennung des Eisenoxyds vom Manganoxydul und
Kobaltoxyd benuzt worden sind. Hr. Herschel hat gezeigt,
daß man auf diese Art eine mathematisch genaue Trennung bewirken kann, wenn man
aufmerksam die Neutralitaͤt beobachtet. Gießt man naͤmlich in eine
kochende Aufloͤsung, die z.B. Eisenoxyd, Kobaltoxyd und Manganoxydul
enthaͤlt, einige Tropfen kohlensaures Ammoniak, so entsteht ein Niederschlag,
welcher außer Eisenoxyd noch kohlensaures Kobaltoxyd und kohlensaures Manganoxydul
enthaͤlt. Faͤhrt man aber fort zu kochen, so veraͤndert sich
der Niederschlag, die kohlensauren Metalloxyde bemaͤchtigen sich der
Saͤure des Eisensalzes, welche unberuͤhrt blieb, und waͤhrend
sie sich wieder aufloͤsen, faͤllt eine entsprechende Menge Eisenoxyd
nieder. Bei der Zersezung der kohlensauren Metalloxyde, welche anfangs niederfielen,
entwikelt sich natuͤrlich Kohlensaͤure, und wenn man so lange
kohlensaures Natron oder Ammoniak zusezt, als man noch Kohlensaͤure sich
entbinden sieht, und sich zugleich mittelst Lakmuspapier von der Neutralitaͤt
versichert, so kann man das Eisenoxyd vollstaͤndig abtrennen. Wendet man
hingegen die alkalischen Erden im kohlensauren Zustande an, so hat man den großen
Vortheil, daß ein Ueberschuß derselben bei dem Versuche nicht schadet,
waͤhrend die andere Methode die groͤßte Aufmerksamkeit erfordert.
Nun entsteht die Frage, welche alkalische Erde verdient bei Analysen als
Faͤllungsmittel den Vorzug? Kohlensaurer Kalk, Baryt und Strontian, so wie
kohlensaure Bittererde, leisten gleich gute Dienste; ihre Wirkung ist dieselbe,
offenbar enthaͤlt aber die Aufloͤsung, woraus das Metalloxyd
niedergeschlagen wurde, eine entsprechende Menge von einer der angewandten Basen;
und da es wenigstens eben so schwer ist, den Kalk und die Bittererde von den Oxyden
des Nikels und Kobalts und dem Manganoxydul zu trennen, als diese leztere vollkommen
eisenfrei zu erhalten, so wuͤrde man bei Anwendung von kohlensaurem Kalk und
Bittererde, an Statt die Analyse zu vereinfachen, sie im Gegentheil verwikelter
machen, so daß die Methode mit kohlensaurem Natron und Ammoniak ihr vorzuziehen
waͤre.
Der kohlensaure Baryt und Strontian bieten im Gegentheil viele Bequemlichkeiten bei
den Analysen dar und haben nicht den geringsten nachtheiligen Einfluß. Hat man ein
zu analysirendes Mineral aufgeloͤst und das Eisen mit Salpetersaͤure
oder chlorigsaurem Natron vollstaͤndig oxydirt, so kann man durch einen Zusaz von kohlensaurem
Baryt in der Kaͤlte das Eisen vollstaͤndig niederschlagen. Die
Aufloͤsung enthaͤlt nun neben den anderen Metalloxyden eine dem
gefaͤllten Eisenoxyd entsprechende Menge Baryt; nichts ist aber leichter als
diesen abzuscheiden: man braucht die Fluͤssigkeit nur mit verduͤnnter
Schwefelsaͤure zu versezen und zu filtriren, um den entstandenen
schwefelsauren Baryt abzusondern; die anderen Metalloxyde lassen sich dann leicht
mit den gewoͤhnlichen Reagentien trennen.
Das durch den kohlensauren Baryt als basisches Salz niedergeschlagene Eisenoxyd ist
mit dem uͤberschuͤssig zugesezten Fallungsmittel vermengt; behandelt
man den Niederschlag mit verduͤnnter Schwefelsaͤure, so bleibt der
Baryt zuruͤk und das vollstaͤndig aufgeloͤste Eisenoxyd kann
dann mit Ammoniak gefaͤllt werden.
Dieses Verfahren laͤßt nichts zu wuͤnschen uͤbrig, um das
Eisenoxyd von den Oxyden des Kobalts, Mangans und Nikels zu trennen. Ich habe es
angewandt, um das Ceriumoxyd vollkommen eisenfrei zu erhalten, was auf anderem Wege
nicht ganz leicht ist. Der angewandte Cent zeigte mir eine Erscheinung, die bisher
nicht beobachtet wurde. Salzsaͤure, auf das sehr fein gepulverte Mineral
gegossen, entwikelte eine betraͤchtliche Menge Gas, welches fuͤr eben
so reines Wasserstoffgas, als man durch Eisen oder Zink erhaͤlt, erkannt
wurde. Ich pulverte nun eine kleine Menge Cerit in einem Agatmoͤrser sehr
fein und schlaͤmmte sie, wobei Eisenschuppen zuruͤkbleiben. Um mich
von dieser Thatsache vollkommen zu uͤberzeugen, erhizte ich den
Ruͤkstand mit Essigsaͤure und erhielt dann mit Ammoniak einen
Niederschlag von Eisenoxyd.
Der sehr fein gepulverte Cerit wurde mit Salzsaͤure behandelt und die
Aufloͤsung vorsichtig zur Trokniß abgedampft, um die Kieselerde abzuscheiden.
Ich erhizte den Ruͤkstand mit schwach gesaͤuertem Wasser, kochte die
Fluͤssigkeit mit ein wenig Salpetersaͤure, um das Eisen
vollstaͤndig zu oxydiren und sezte in der
Kaͤlte kohlensauren Baryt zu. Das Eisenoxyd wurde
vollstaͤndig niedergeschlagen, und nachdem man den Baryt mit
Schwefelsaͤure abgeschieden hatte, erhielt man mit kohlensaurem Kali einen
schoͤn weißen Niederschlag von kohlensaurem Ceroxydul.
Der kohlensaure Baryt ist besonders ein außerordentlich bequemes und schnell zum
Ziele fuͤhrendes Mittel, bei der qualitativen oder vorlaͤufigen
Analyse eines Minerals, welches Eisen, Thonerde und Bittererde oder Mangan
enthaͤlt. Man loͤst das Mineral in Salzsaͤure auf und nachdem
man die Aufloͤsung mit ein wenig Salpetersaͤure gekocht hat, sezt man
in der Kaͤlte uͤberschuͤssigen kohlensauren Baryt zu, welcher
nur das Eisen niederschlaͤgt. In die filtrirte Fluͤssigkeit gießt man
eine Aufloͤsung von Salmiak und dann Ammoniak. Man kann das Mangan oder die
Bittererde leicht erkennen; ersteres bildet beim Erhizen mit chlorigsaurem Natron
Mangansuperoxyd-Hydrat, welches als ein braunes Pulver niederfaͤllt;
die Bittererde wird durch phosphorsaures Ammoniak niedergeschlagen. Es gibt keine
sichereren Mittel, um diese Oxyde zu erkennen und abzuscheiden.
Das Wismuthoxyd verhaͤlt sich in seinen Aufloͤsungen auf
aͤhnliche Art wie das Eisenoxyd. Es ist zwar leicht zu erkennen, aber seine
Trennung vom Kupfer und Blei, welche auch durch Schwefelwasserstoff gefaͤllt
werden, bietet einige Schwierigkeiten dar. Eine Aufloͤsung, welche nur
Wismuth und Kupfer enthaͤlt, wird in der Kaͤlte durch den kohlensauren
Baryt gaͤnzlich zersezt, welcher das Wismuthoxyd vollkommen kupferfrei
niederschlaͤgt. Man kann auf dieselbe Art das Wismuth vom Blei, Mangan und
Nikel trennen. Freilich kann man das Wismuth von diesen Metallen auch durch
Schwefelwasserstoff trennen, obgleich weniger leicht; denn das Schwefelwismuth muß
wieder in Salpetersaͤure aufgeloͤst und neuerdings niedergeschlagen
werden, waͤhrend man bei Anwendung des kohlensauren Baryts nur noch das
Wismuthoxyd in Schwefelsaͤure aufzuloͤsen braucht.Viele Kobalterze enthalten Wismuth. Diese Methode ist vortrefflich, um sie zu
analysiren.A. d. O.
Das Antimon- und Zinnoxyd koͤnnen aus ihrer Aufloͤsung in
Salzsaͤure durch kohlensauren Baryt vollstaͤndig niedergeschlagen
werden; sie verhalten sich hiebei genau wie das Eisenoxyd und Wismuthoxyd. Diese Trennungsmethode ist sehr bequem fuͤr viele
Analysen, die im gewoͤhnlichen Leben vorkommen. Ich will davon zwei
Faͤlle anfuͤhren. Man benuzt das gewoͤhnliche Zinn zu vielen
Hausgeraͤthen; es ist wichtig seinen Gehalt an Blei, Kupfer und Antimon zu
bestimmen. Ersteres sezt man aus Betrug und das Kupfer deßhalb zu, um der
Composition mehr Haͤrte zu geben. Wenn man solches Zinn in Salzsaͤure
aufloͤst und durch die Aufloͤsung lange genug Chlorgas leitet, damit
sich alles Zinnoxydul in Oxyd verwandelt, so braucht man dann nur in der
Kaͤlte kohlensauren Baryt zuzusezen, um das Zinn- und Antimonoxyd
vollstaͤndig niederzuschlagen, waͤhrend das Kupfer und Blei
aufgeloͤst bleiben. Man kann nach demselben Verfahren den Bleigehalt des
kaͤuflichen Schwefelantimons ausmitteln.
Wir besizen aber nur ein einziges Verfahren, um das Zinn vom Antimon zu trennen, das
Hr. Gay-Lussac angab und welches darin besteht,
das Antimonoxyd mit metallischem Zinn zu reduciren.
Wenn man die Menge des Zinnoxyds direct bestimmen will, was bei der Methode des Hrn.
Gay-Lussac unmoͤglich ist, so kann man
den kohlensauren Baryt anwenden, das Zinnoxydul wird naͤmlich durch dieses
Salz nicht gefaͤllt, sondern bloß das Oxyd. Will man also Antimonoxyd von
Zinnoxydul trennen, wenn beide in Salzsaͤure aufgeloͤst sind, so
braucht man nur kohlensauren Baryt zuzusezen, welcher alles Antimon
niederschlaͤgt, ohne das Zinnoxydulsalz zu zersezen. Es ist klar, daß man
unter diesen Umstaͤnden den Zutritt der Luft so viel als moͤglich
vermeiden muß, weil sonst das Oxydul in Oxyd uͤberginge und ebenfalls
niederfiele.
Das Chromoxyd ist in seiner Zusammensezung und allen seinen Eigenschaften dem
Eisenoxyd so aͤhnlich, daß man schon a priori
folgern konnte, es werde sich eben so gegen den kohlensauren Baryt verhalten. Eine
Aufloͤsung von Chromoxyd in Salzsaͤure wird auch schon in der
Kaͤlte ganz durch den kohlensauren Baryt zersezt, welcher das Oxyd vollkommen
niederschlaͤgt. Nach diesem Verfahren kann man das Chrom leicht von den
Oxyden des Nikels, Kobalts und Mangans trennen, und von allen denen, welche ich oben
beim Eisenoxyd erwaͤhnte; es wird aber sehr wichtig, wenn die
Aufloͤsung Eisen und Chrom enthaͤlt. Bekanntlich geht das Chromoxyd,
wenn man das Chromerz, welches Chrom und Eisen enthaͤlt, mit Salpeter
schmilzt, in Chromsaͤure uͤber, die mit dem Kali ein sehr
aufloͤsliches Salz bildet, waͤhrend das Eisenoxyd zuruͤkbleibt.
Es ist aber sehr schwierig diese beiden Metalle zu trennen, wenn sie zusammen in
einer Saͤure aufgeloͤst sind; die aͤzenden Alkalien
loͤsen zwar das Chromoxyd sehr leicht auf, das Eisen haͤlt aber immer
eine gewisse Menge Chrom zuruͤk, so daß man also nach dieser Methode zu gar
keinem genauen Resultat gelangt.
In diesem Falle saͤttigt man die Aufloͤsung dieser beiden Metalle mit
Schwefelwasserstoff und sezt kohlensauren Baryt oder besser gegluͤhte
Bittererde zu; das Chromoxyd wird gaͤnzlich gefaͤllt, das Eisen aber
bleibt als Oxydul aufgeloͤst. Der in der Fluͤssigkeit enthaltene
Schwefelwasserstoff verhindert das Oxydul sich in Oxyd zu verwandeln und folglich
die Zersezung des Salzes.
Das Oxyd und Oxydul des Queksilbers werden, wenn sie in Salpetersaͤure
aufgeloͤst sind, wie das Wismuthoxyd durch kohlensauren Baryt
gefaͤllt. Man kann sich dieser Methode bedienen, um das Queksilber von
solchen Metallen zu trennen, die ebenfalls durch Schwefelwasserstoff gefaͤllt
werden.
Man hat, wie ich bereits sagte, die kohlensauren alkalischen Erden zur Trennung
verschiedener Oxyde vorgeschlagen, ohne daß diese Idee die verdiente Aufmerksamkeit
erregt haͤtte; der Grund, weßwegen diese Methode bei den Chemikern so wenig in Gunst kam, ist
aber der, daß man den wichtigsten Punkt nicht beobachtet hat, naͤmlich die
Temperatur, bei welcher die Faͤllung vorgenommen werden muß.
Ich habe das Verhalten einer großen Anzahl von Metallaufloͤsungen gegen die
unaufloͤslichen kohlensauren Salze der alkalischen Erden und der Metalloxyde
beobachtet. Die Beschreibung dieser Versuche kann dazu dienen, diese
Faͤllungsmittel zu classificiren.
Die Wirkung dieser Salze ist verschieden nach der Waͤrme, wobei man operirt
und der Saͤure, worin die zu trennenden Koͤrper aufgeloͤst
sind. Bei den Analysen hat man besonders Aufloͤsungen von salpetersauren oder
salzsauren Salzen zu untersuchen.
Wir wollen zuerst die Wirkung der Carbonate auf salzsaure Aufloͤsungen
betrachten. Wir finden, daß die salzsauren Salze von Kobalt, Nikel, Mangan, Zink und
Kupfer durch die Carbonate von Kalk, Baryt und Bittererde ganz zersezt werden. Die
Metalloxyde werden gefaͤllt, waͤhrend der Kalk oder Baryt sich ihrer
Saͤure bemaͤchtigen. Ich habe zu bemerken, daß man hier die
Beihuͤlfe der Waͤrme anwenden muß, was bei dem Eisen und Chrom
unnuͤz ist. Die erwaͤhnte Zersezung steht in directem Widerspruche mit
den Versuchen von Fuchs, nach welchen das Mangan, Nikel
und Kobalt durch kohlensauren Kalk nicht gefaͤllt wurden. Deßwegen habe ich
diese Versuche mit der groͤßten Sorgfalt wiederholt, aber gefunden, daß diese
Metalle stets gefaͤllt werden, man mag die Kreide pulverisirt und
gegluͤht oder reinen kohlensauren Kalk, durch Zersezung des salzsauren Kalks
mit kohlensaurem Natron bereitet, anwenden. Der phosphorsaure Kalk (gebrannte
Knochen) schlaͤgt ebenfalls diese Oxyde aus ihrer Aufloͤsung nieder,
aber als phosphorsaure Salze.
Salzsaures Zink und Kupfer werden mit der groͤßten Leichtigkeit zersezt. Dieß
veranlaßte mich zu untersuchen, ob sie auch bei einer Temperatur gefaͤllt
werden, wobei das Kobalt und Nikel vielleicht aufgeloͤst bleiben. Ich
bediente mich eines Wasserbades, um die Temperatur leicht erhoͤhen und
erniedrigen zu koͤnnen; der Versuch ergab, daß bei einer Temperatur
uͤber 60° C. das Nikel, Kobalt, Mangan, Zink und Kupfer durch
kohlensauren Kalk gefaͤllt werden. Ich muß jedoch bemerken, daß der zur
vollstaͤndigen Abscheidung erforderliche Zeitraum verschieden ist, daß aber
das Kupfer und Zink zuerst niederfallen, das Kobalt und Nikel nach diesen, und das
Mangan zulezt.
Die Aufloͤsungen dieser Metallsalze werden auch durch kohlensauren Strontian,
Baryt und Bittererde zersezt. Dasselbe findet Statt, wenn die Oxyde in
Salpetersaͤure aufgeloͤst sind, sie werden vollstaͤndig
gefaͤllt. Die kohlensauren alkalischen Erden koͤnnen nicht angewandt
werden, um die Oxyde des Kobalts, Nikels, Zinks und Mangans von einander zu trennen;
ich habe, um zu diesem Zweke zu gelangen, einige Versuche angestellt, die ich
beschreiben will.
Die Oxyde des Kobalts, Nikels und Zinks sind in aͤzendem und kohlensaurem
Ammoniak aufloͤslich, das Manganoxydul und Bleioxyd aber nicht. Hieraus
konnte man folgern, daß die ersteren in Salmiak aufloͤslich sind;
hinsichtlich des Manganoxyduls und Bleioxyds waren aber erst Versuche anzustellen.
Die Metalloxyde, sie moͤgen vollkommen troken oder frisch gefaͤllt
seyn, loͤsen sich gaͤnzlich in einer kochenden Aufloͤsung von
Salmiak auf; und da diese Eigenschaft allen elektropositiven Oxyden gemein zu seyn
scheint, und zwar ohne Ausnahme, so loͤsen sich der kohlensaure und
phosphorsaure Kalk, Baryt, Strontian, Zink etc. im salzsauren Ammoniak auf, indem
sie das Ammoniak frei machen.
Ich suchte mittelst anderer Oxyde das Kobalt vom Nikel und Mangan zu trennen, das
Resultat entsprach aber meinen Versuchen nicht. Sezt man z.B. rothes Queksilberoxyd
dem salzsauren Kobalt, Nikel oder Zink zu, so werden diese Salze vollkommen zersezt;
die Oxyde schlagen sich ohne Zweifel als basische Salze nieder, und das
Queksilberoxyd erhaͤlt eine rothbraune Farbe, aͤhnlich derjenigen,
welche man durch Versezung einer Sublimataufloͤsung mit einer unzureichenden
Menge von Kalkwasser oder Alkali erhaͤlt.
Eine salpetersaure Aufloͤsung von Kobalt, Nikel oder Zink erleidet nicht die
geringste Veraͤnderung, wenn man sie mit Queksilberoxyd kocht; die Oxyde
werden nicht gefaͤllt und es bildet sich kein basisches Salz; man weiß aber
wie schwach die Verwandtschaft des Queksilberoxyds zur Salpetersaͤure ist, da
das salpetersaure Queksilberoxyd schon durch warmes Wasser zersezt wird.
Versezt man salpetersaures Blei mit Ammoniak, aber nicht in Ueberschuß, so
erhaͤlt man einen voluminoͤsen weißen Niederschlag, welcher basisches
salpetersaures Blei ist. Erhizt man dieses Salz mit salpetersaurem Kobalt, Nikel
oder Zink, so werden dieselben zersezt und die Oxyde gefaͤllt. Das Zinnoxydul
zersezt in der Waͤrme diese Aufloͤsungen ebenfalls.
Ich versuchte auch nach einem aͤhnlichen Verfahren das Zink vom Nikel und
Kobalt zu trennen; dieß veranlaßte zu folgenden Experimenten:
Bis jezt kennt man nur eine sichere und genaue Methode das Zinkoxyd vom
Kobalt- und Nikeloxyd zu trennen. Sie besteht darin, uͤber das Gemenge
dieser Oxyde, waͤhrend dasselbe rothgluͤhend ist, einen Strom
salzsauren Gases zu leiten.