Titel: | Verbesserungen in der Bereitung von Leder aus Häuten und Fellen, worauf sich John Paul Neumann, Kaufmann zu Cornhill, City of London, am 21. Dec. 1831 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. LXV., S. 384 |
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LXV.
Verbesserungen in der Bereitung von Leder aus
Haͤuten und Fellen, worauf sich John Paul Neumann, Kaufmann zu Cornhill, City of London, am 21. Dec. 1831
ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. August
1834, S. 78.
Neumann's Bereitung von Leder aus Haͤuten und
Fellen.
Das Neue der unter diesem Patente begriffenen und von einem im Auslande wohnenden
Fremden mitgetheilten Erfindung besteht in der Anwendung der Hopfenpflanze, und zwar
sowohl ihrer Staͤngel, als Wurzeln und Blaͤtter, dieselben
moͤgen getroknet oder frisch seyn, zum Behufe des Gerbens von Haͤuten
und Fellen. Ich wende den Hopfen vorzugsweise getroknet an, und bediene mich der
Wohlfeilheit halber hauptsaͤchlich der Staͤngel und Wurzeln; und
obschon ich diese Theile lieber fuͤr sich allein zum Gerben benuze, so
beschraͤnke ich mich doch nicht hierauf allein, sondern ich vermenge den
Hopfen auch manchmal mit verschiedenen anderen Gerbestoffen. Ich lasse die
Hopfentheile, die ich zum Gerben verwenden will, so fein als moͤglich mahlen,
und benuze dieses Pulver dann ganz auf dieselbe Weise, auf welche man
Eichenrindenpulver oder irgend einen anderen Gerbestoff beim Gerben anwendet. Je
nach Umstaͤnden und je nach der Natur der Haͤute geschieht die
Anwendung des Gerbestoffes warm oder kalk, fuͤr sich allein, in Extract, oder
mit anderen Substanzen vermengt. Jeder praktische Gerber wird wissen, welches
Verfahren er fuͤr
diese, und welches fuͤr jene Art von Haͤuten zu waͤhlen hat, wo
Waͤrme und wo Kaͤlte anzuwenden ist. Ich ziehe die Beibehaltung der
gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Gerbemethode vor, nur mit dem
Unterschiede, daß ich Hopfen, statt Eichenrinde anwende. So viel ich weiß, hat vor
mir noch Niemand die Hopfenpflanze als Gerbemittel benuzt und darin allein liegt
auch das Neue meiner Methode.Hierin irrt sich der Patenttraͤger, und die englische Kanzellei hat
diesen Irrthum durch das Patent, welches sie ertheilte, zu sanctioniren,
oder des Patentertrages halber zu verdeken geruht. Der Hopfen wurde schon im
Jahre 1793 von dem boͤhmischen Gerber Bautsch in seiner zu Dresden erschienenen Schrift uͤber
Lohgerberei als Gerbemittel empfohlen, und der Fehler des Hrn. Neumann sowohl, als der englischen Schreiber am
Patentoffice ist um so unverzeihlicher, als
auch Boͤhmer in seiner weltbekannten und
vortrefflichen technischen Geschichte der Pflanzen, Bd. II. S. 414 darauf
hinweist. – Dem sey nun wie ihm wolle, so ist es wenigstens gut, den
alten Vorschlag des wakeren Bautsch wieder in
Anregung gebracht zu sehen, und wir fordern daher unsere Gerber zu
Gerbeversuchen mit dem Hopfen auf. Sollte sich das Verfahren
bewaͤhren, so waͤre dieß nicht nur fuͤr die Gerberei,
sondern auch fuͤr den Hopfenbau von unendlichem Vortheile, ja es
muͤßte diese weitere Verwendung der Hopfenpflanze sogar eine auf den
Preis des Hopfens sehr guͤnstige Ruͤkwirkung haben. So viel
uns bekannt ist, werden die Hopfenstaͤngel und die
Hopfenblaͤtter, deren Quantitaͤt sich gluͤklicher Weise
jaͤhrlich bei uns vermehrt, selten weiter benuzt, sondern entweder
verbrannt, oder auf den Duͤngerhaufen geworfen, der wegen der
langsamen Faͤulniß der holzigen Staͤngel dadurch eben nicht
sonderlich gewinnt. A. d. R.