Titel: | Verbesserungen an den Apparaten zur Erzeugung von Dampf und von Luftströmen, und in der Anwendung derselben an Dampfwagen und anderen Maschinen, worauf sich Moses Poole, Gentleman von Lincoln's Inn, Grafschaft Middlesex, in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung am 8. Julius 1829 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. LXVII., S. 402 |
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LXVII.
Verbesserungen an den Apparaten zur Erzeugung von
Dampf und von Luftstroͤmen, und in der Anwendung derselben an Dampfwagen und
anderen Maschinen, worauf sich Moses Poole, Gentleman von Lincoln's Inn,
Grafschaft Middlesex, in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung am 8. Julius 1829 ein Patent ertheilen ließ.Wir verweisen, indem wir der Vollstaͤndigkeit halber nachtraͤglich
auch folgende kurze Erlaͤuterung dieses Patentes bekannt machen, auf die
Notiz, die sich hieruͤber bereits im Polyt. Journ. Bd. XXXVI. S. 318 befand. A. d. R.
Aus dem London Journal of Arts. April 1834, S.
184.
Poole's verbesserte Apparate zur Erzeugung von Dampf
etc.
Die beiden unter obigem Patente begriffenen Verbesserungen beziehen sich 1) auf einen
eigenen Bau der Dampfkessel, und 2) auf eine eigene Methode den Zug des Rauchfanges
oder Feuerzuges zu vermehren.
Der Kessel, in welchem der Patenttraͤger den Dampf zu erzeugen
vorschlaͤgt, besteht aus einer Reihe kleiner flintenlaufaͤhnlichen
Roͤhren, welche horizontal gelegt, und dadurch mit einander verbunden sind,
daß die offenen Roͤhrenenden auf solche Weise in Verbindungsbuͤchsen
eingesezt sind, daß die ganze Roͤhrenreihe im Zigzag mit einander verbunden
ist. Der ganze Kessel kann in die Form eines Kastens gebracht werden, in welchem
Kasten die Roͤhren die Seitenwaͤnde, den Scheitel und den Boden
bilden, waͤhrend sich das Feuer in der Mitte befindet. Die Roͤhren
sollen, damit sie im Nothfalle leicht geoͤffnet und gereinigt werden
koͤnnen, durch einen Stab, der durch jede Roͤhre geht, mit
Schraubenmuttern an den Enden befestigt werden.
Die Speisung dieser Roͤhren mit Wasser geschieht mittelst einer Drukpumpe, die
das Wasser am Anfange der Roͤhrenreihe durch eine Roͤhre eintreibt.
Der Dampf hingegen tritt am anderen Ende in ein cylindrisches Gefaͤß, welches
gleichsam einen Dampfbehaͤlter bildet, in welchem sich saͤmmtliche
Wassertheilchen, die allenfalls mit dem Dampfe heruͤber gerissen wurden, in
Folge ihrer specifischen Schwere zu Boden sezen, um dann von hier aus wieder in den
Wasserbehaͤlter der Drukpumpe zuruͤkzukehren, waͤhrend der
Dampf durch die Eintrittsmuͤndung in die Maschine uͤbertritt. Der Patenttraͤger
erklaͤrt diese Art von Dampfkessel vorzuͤglich fuͤr Dampfwagen
geeignet, und zeigt deren Anwendung an solchen in der Erklaͤrung seines
Patentes durch mehrere unvollkommene Zeichnungen, die wir hier um so weniger
mitzutheilen fuͤr noͤthig halten, als an der Maschine so wenig als an
den Wagen und an dem Kessel etwas Neues ist. Bemerkt wird in der
Patenterklaͤrung, daß, indem der innere Durchmesser der Roͤhren, aus
denen der Kessel besteht, sehr klein ist, und indem die Roͤhren also sehr
bald ausbrennen wuͤrden, wenn das Wasser verdampft ist, die Maschine immer
ununterbrochen in Gang erhalten werden muß, wenn auch der Wagen angehalten wird,
damit auf diese Weise fortwaͤhrend Wasser in die Roͤhren eingepumpt
werde.
Da die Hinteren Raͤder des Wagens mit dem Triebwerke der Maschine in
Verbindung stehen, so muͤssen dieselben nothwendig jedes Mal, so oft der
Wagen angehalten werden soll, emporgehoben werden, was auf folgende Weise geschehen
soll. Man laͤßt naͤmlich ruͤkwaͤrts vom Wagen einen
Hebel herab, der als Halt zu dienen hat, und der zu diesem Ende einen breiten Fuß
oder Radschuh hat, welcher unter den Umfang des Rades gebracht wird. Dieser Hebel
wird, wenn es erforderlich ist, mit Gewalt in senkrechte Stellung gebracht, und zwar
mittelst einer Radschuhkette, die mit der Stange eines Kolbens, welcher sich in
einem kleinen, unter der Langwied des Wagens befestigten Cylinder befindet, in
Verbindung steht.
Um diesen Apparat in Thaͤtigkeit zu bringen, muß ein Volumen Dampf zu der
Zeit, zu welcher der Radschuh wirken soll, in den kleinen Cylinder eingelassen
werden, wo dann der Druk des Dampfes, indem er den Kolben emportreibt, die Kette
zwingt, den erwaͤhnten Hebel anzuziehen, und ihn in beinahe senkrechte
Stellung zu bringen, so daß der Radschuh dann mit dem unter dem Umfange des Rades
befindlichen Grund und Boden in Beruͤhrung kommt. Dieser Dampfcylinder mit
dem Kolben soll auch jedes Mal in Thaͤtigkeit kommen, so oft die
Geschwindigkeit des Wagens vermindert werden soll, z.B. beim Fahren uͤber
Anhoͤhen hinab.
Der aus der Ausfuͤhrungsmuͤndung der Maschine austretende Dampf geht in
ein cylindrisches Gefaͤß uͤber, welches parallel mit dem
Dampfbehaͤlter angebracht ist, und zum Theil einen Verdichter vorstellen
soll. Der austretende Dampf wird durch eine Furche, die sich in einem den
arbeitenden Cylinder umgebenden Mantel befindet, in dieses Gefaͤß geleitet;
doch ist dieser Theil des Apparates so unvollstaͤndig beschrieben, daß wir
dessen Bau und Einrichtung durchaus nicht verstehen koͤnnen.
Am Schlusse erwaͤhnt der Patenttraͤger, daß der unverdichtete Dampf aus dem zulezt
erwaͤhnten cylindrischen Gefaͤße in die Feuerzuͤge oder in den
Rauchfang des Kessels getrieben wird, damit durch die Geschwindigkeit desselben eine
starke Luftstroͤmung durch den Ofen erzeugt werde. Diese Stroͤmung
kann durch einen Sperrhahn regulirt werden, indem man denselben mehr oder weniger
oͤffnet, je nachdem der Zug vermehrt oder vermindert werden soll. Diese
Anwendung des Dampfstromes wird uͤberall empfohlen, wo ein kraͤftiger
und starker Zug in den Feuerzuͤgen und im Rauchfange erforderlich ist.Sollte hienach nicht etwa Hr. Pelletan der im
Auslande wohnende Fremde seyn, der Hrn. Poole
diese Erfindung in England zu patentiren uͤbertrug? Man vergleiche
die in den lezten Heften unseres Journales befindlichen Aufsaͤze
uͤber die Erfindungen des Hrn. Pelletan.
A. d. R.