Titel: | Bericht des Hrn. Hericart de Thury über die Verbesserungen, welche Hr. Henry Robert an den Wandpendeluhren anbrachte. |
Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. LXXIII., S. 429 |
Download: | XML |
LXXIII.
Bericht des Hrn. Hericart de Thury uͤber die
Verbesserungen, welche Hr. Henry
Robert an den Wandpendeluhren anbrachte.
Aus dem Bulletin de la Societe d'encouragement. April
1834, S. 137.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Robert's verbesserte Wandpendeluhren.
Hr. Robert, Uhrmacher in Paris, Palais-Royal, dem
wir bereits so viele wesentliche Verbesserungen und Erfindungen in der
Uhrmacherkunst verdanken, hat sich's besonders zur Aufgabe gemacht, die Vortheile
und Nachtheile der in den Uhrmacherwerkstaͤtten uͤblichen Methoden zu
studiren, und alle Huͤlfsmittel seiner Kunst in Bewegung zu sezen, um
fuͤr einen niedrigen Preis gute Pendeluhren liefern zu koͤnnen.
Ueberzeugt von dem Principe, daß die Elemente, aus denen eine Pendeluhr besteht, und
die Koͤrper, welche dieselbe umgeben, eine groͤßere oder geringere
Unregelmaͤßigkeit in deren Gang erzeugen koͤnnen, suchte er die
verschiedenen Theile der Maschine in ein solches Verhaͤltniß zu einander zu
bringen, als es zur Erreichung einer Genauigkeit und Regelmaͤßigkeit der
Bewegung und zur Erhaltung der Elemente, aus denen die Uhren bestehen,
noͤthig war.
Da wir hier keine Abhandlung uͤber die ganze Uhrmacherkunst und deren Details
geben koͤnnen und wollen, so werden wir uns auf eine Pruͤfung jener
Theile beschraͤnken, die Hr. Robert
veraͤndert oder verbessert hat.
I. Von den gewoͤhnlichen Pendeluhren.
Die Pendeluhren fuͤr den gewoͤhnlichen Hausgebrauch, welche Hr. Robert verfertigt, sind sorgfaͤltiger gearbeitet,
als dieß im Allgemeinen der Fall ist; er bedient sich hiebei der
gewoͤhnlichen Vorrichtungen, mit denen die Arbeiter bereits vertraut sind,
jedoch mit mehreren Modificationen, die wir angeben werden. Er stellt
naͤmlich zwischen der Bewegkraft, der Hemmung und dem Regulator oder
Perpendikel jene Verhaͤltnisse her, welche die Theorie sowohl als die Praxis
als die geeignetsten erwiesen, und hat, um den Preis der Uhren ja nicht zu
erhoͤhen, nur da Neuerungen angebracht, wo dieselben unumgaͤnglich
nothwendig erschienen. Einige Beispiele dieser lezteren sind folgende.
1. Von dem Gehaͤnge oder der
Aufhaͤngmethode.
Es ist bei den Pendeluhren von groͤßter Wichtigkeit, daß der Regulator
oder Perpendikel auf eine Weise aufgehaͤngt ist, die dem Gange desselben
im hoͤchsten Grade guͤnstig ist. Die Bedingung hiezu ist, daß
dessen Schwingungen gleichsam wie um eine Achse, die eine Verlaͤngerung
der Achse der Hemmung ist, geschehen. Bei der gewoͤhnlich
gebraͤuchlichen Methode ist zur Erreichung dieses Zwekes gar keine
Vorsorge getroffen; alles ist dem Augenmaaße des Arbeiters uͤberlassen,
und oft ist dieser Theil der Arbeit, der doch von großer Zartheit und
Wichtigkeit ist, und der selbst von vielen erfahrenen Arbeitern nicht
gehoͤrig verstanden wird, einem noch nicht weit fortgeschrittenen
Lehrlinge anvertraut. Um nun direct und auf mechanische Weise zu diesem Ziele zu
gelangen, laͤßt Hr. Robert die
Oberflaͤche, die das Gehaͤnge traͤgt, auf der Drehebank
abdrehen, damit sie den Platten des Gehwerkes parallel werde. Die Schnur
laͤuft zwischen zwei abgedrehten Cylindern durch, deren gleichfalls
abgedrehte Basen auf einer mit den Platten parallelen Flaͤche ruhen, so
zwar, daß, indem die Oberflaͤchen des Cylinders senkrecht auf den Platten
stehen, die Umdrehungsachse des Pendels gleichfalls senkrecht steht. Dieses
Verfahren bietet weit weniger Schwierigkeiten dar, als das gewoͤhnliche,
weil die Genauigkeit der Ausfuͤhrung bei einem Gegenstande, welcher
gedreht wird, viel leichter erreicht werden kann, und weil es hier nicht
derselben Gewandtheit des Arbeiters bedarf, wie sie noͤthig ist, um in
die Oberflaͤche eines Cylinders in einer geraden Linie zwei
Loͤcher zu bohren.
2. Von dem Durchgange (passe).
Der Durchgang oder jener Theil des Pendels, auf den die Gabel (fourchette) wirkt, besteht gewoͤhnlich aus
einem rechtwinkeligen, vierseitigen Prisma, welches in die Gabel paßt. Der
Durchgang muß bei dieser Methode frei und ohne Spielraum in die Gabel passen;
die geringste Unvollkommenheit bewirkt eine fehlerhafte Uebertragung der Kraft.
Die cylindrischen Durchgaͤnge des Hrn. Robert haben diesen Nachtheil
nicht; sie lassen sich leicht auf der Drehebank verfertigen, und wenn die Gabel
parallel geoͤffnet ist, so findet gewiß auch die gehoͤrige Wirkung
Statt. Die Beruͤhrung geschieht uͤberdieß in einer Flache, welche
die Masse des Pendels in zwei gleiche und symmetrische Theile theilt, –
eine Bedingung, welche noͤthig ist, damit die Schwingungen in ihrer
natuͤrlichen Dauer keine Stoͤrung erleiden.
3. Von der Linse.
Wenn eine flache Linse gut seyn soll, so muͤssen deren Oberflaͤchen
zwei mit der Schwingungsflaͤche parallele Flaͤchen bilden; denn
ohne diese Bedingung weicht die Linse bestaͤndig im Verhaͤltnisse
des Widerstandes, den sie von Seite der Luft erfaͤhrt, ab. Man kann bei
genauer Beobachtung auch bemerken, daß die Oberflaͤchen der Linse
waͤhrend jeder Schwingung verschiedene Winkel mit der
Schwingungsflaͤche bilden, wodurch mannigfaltige Anomalien entstehen. Um
diesem Uebelstande abzuhelfen, wendet Hr. Robert
statt der flachen Linse einen Cylinder oder eine Kugel an, die der Luft immer
eine gleich große Oberflaͤche darbietet. Der Cylinder erfaͤhrt
zwar, indem er auf dem Durchschnitte nach einer auf der
Schwingungsflaͤche senkrechten Flaͤche eine groͤßere
Oberflaͤche darbietet, von der umgebenden Luft einen etwas bedeutenderen
Widerstand; allein diese dem Principe nach allerdings richtige Einwendung kann
bei den Uhren, von denen hier die Rede ist, nicht von Belang seyn. Es bedarf
naͤmlich sehr kleinlicher, und mit sehr genauen Pendeluhren angestellter
Versuche, um einen Unterschied zu entdeken, und gewiß ist es, daß dieser
Unterschied an diesen Maschinen, die eigentlich eine weit groͤßere Kraft
besizen, als sie eben brauchen, nicht viel von ihrer Kraft absorbirt. Ueberdieß
ist der Nachtheil einer Linse, die nur eine zitternde Bewegung hat, unendlich
groͤßer.
4. Von der Hemmung.
Die Hemmung wird mit Recht fuͤr den empfindlichsten und wichtigsten Theil
der Maschine gehalten. Man verwendet besonders auf zwei Theile derselben nicht
die gehoͤrige Aufmerksamkeit, und diese sind: die Laͤnge der Arme
des Ankers und die Quantitaͤt der Aushebung (levée). Und doch tragen gute Verhaͤltnisse sehr viel
dazu bei, daß die ganze Kraft des Raͤderwerkes auf den Regulator oder
Perpendikel uͤbertragen wird, daß er die moͤglich groͤßte
Freiheit der Bewegung hat, und daß alle Theile, an denen eine Reibung Statt
findet, conservirt werden.
Man hat beinahe in jeder Fabrik ein gewisses Verfahren oder einen Schlendrian,
von welchem man nicht abgeht; das Pendel mag lang oder kurz, die Linse schwer
oder leicht, das Gehaͤuse fest oder schwankend, die Triebkraft mehr oder
weniger constant seyn, so wird darauf nicht Ruͤksicht genommen. Und doch
kann man mit den besten Hemmungen, z.B. mit der sogenannten Zapfenhemmung, eine
sehr schlechte Pendeluhr, eine Uhr, die weit unter den Uhren mit zuruͤkspringender
Hemmung steht, verfertigen, wenn an ersterer Fehler im Principe und an den
Verhaͤltnissen vorkommen, waͤhrend leztere gut und genau
ausgefuͤhrt ist.
Die Hemmungen, deren sich Hr. Robert bedient, sind
durch lange Erfahrung bewahrt, und von den ersten Uhrmachern als die besten
anerkannt. Er wendet die groͤßte Sorgfalt darauf sie den Proportionen der
Uhren anzupassen, und so zu verfertigen, daß sie nichts zu wuͤnschen
uͤbrig lassen. Wir fuͤhren in dieser Hinsicht nur noch folgende
Worte des Hrn. Robert selbst an: „Auch ich
habe wie viele andere Uhrmacher eine neue Hemmung erfunden; allein ich
wende, wenn ich sie besser finde, lieber die Erfindungen anderer, als meine
eigenen an. Wenn alle Kuͤnstler lieber von dem Verlangen Gutes zu
erzeugen, als von dem eitlen Wahne Neues zu erfinden durchdrungen
waͤren, so wuͤrden viele Dinge bald wesentlich und von Tag zu
Tag besser werden; die Zeit und das Talent, welches sie auf die todtgebornen
Kinder ihres Kopfes verwenden, wuͤrde, auf andere Weise benuzt, gewiß
mehr zum Frommen der Kunst, des Publikums und der Kuͤnstler selbst
gereichen.“
5. Von dem Baue der
Hemmung.
Das Hemmungsrad wird von den Arbeitern, die das Gehwerk beginnen, verfertigt; und
wenn dieses leztere bis zu dem Zustande gediehen, in welchem man es rollend (roulant) nennt, so hat der Arbeiter, der das bereits
auf seine Unterlage geniethete Rad einzuschneiden hat, nichts mehr als den
aͤußeren Umfang, der ihn beim Centriren desselben auf der
Theilungsmaschine leiten kann. Sollte diese Operation gut geschehen, so
waͤre ein sehr gewandter und genauer Arbeiter dazu erforderlich; da
jedoch dieses Schneiden des Rades fuͤr die gewoͤhnlichen Uhren nur
mit 30 Centimen bezahlt wird, so muß es nothwendig sehr schnell geschehen.
Hieraus ergibt sich schon die erste Unvollkommenheit; denn ein schlecht
centrirtes Rad kann keine genaue Eintheilung haben, selbst wenn das Instrument,
dessen man sich zu dieser Arbeit bedient, auf keine andere Weise eine
Ungleichheit erzeugen koͤnnte. Ueberdieß werden diese Raͤder in
den großen Fabriken aus ausgewalzten Messingplatten, die nie hart genug und
selbst oft von schlechter Beschaffenheit sind, ausgeschnitten, so daß also auch
aus diesem Grunde, so wie auch noch aus mehreren anderen Ursachen, schlechte
Raͤder zum Vorscheine kommen muͤssen. Hr. Robert verfaͤhrt auf folgende Weise. Er waͤhlt aus altem
Messinge, z.B. aus alten Kesseln, das beste Messing aus, und laͤßt es,
nachdem man ihm die gehoͤrige Dike gegeben, ausgluͤhen, und dann
so lange haͤmmern, bis es den gehoͤrigen Grad von Haͤrte
erlangt. Mit Unrecht haͤrten einige das Messing auch zu sehr; denn ein
solches zu stark gehaͤrtetes Messing ist an vielen Stellen gebrochen: ein
wesentlicher Nachtheil, den man mit freiem Auge nicht immer bemerkt. Nachdem das
Rad in der Mitte durchloͤchert worden, wird es gekreuzt und dann auf
einem eigenen Instrumente gedreht und geschnitten; der aͤußere Umfang ist
mit dem Umfange des in der Mitte befindlichen Loches genau concentrisch.
An den gewoͤhnlichen Uhren werden die Pendelstangen und die Anker oft in
sehr kurzer Zeit durch die Reibung des Rades beschaͤdigt. Hr. Robert hat
sich durch die Erfahrung und zehnjaͤhrige Beobachtung uͤberzeugt,
daß es außer der Qualitaͤt des Messings, woraus das Rad verfertigt wird,
auch noch mehrere andere Ursachen gibt, die eine mehr oder minder schnelle
Zerstoͤrung der Hemmung bewirken, und daß eine der wirksamsten derselben
in dem Schneiden des Rades selbst liegt. Was geschieht naͤmlich, wenn das
Rad geschnitten wird, und hauptsaͤchlich wenn man hiezu eine neue Feile
anwendet? Der Scheitel der Zaͤhne dieser Feilen ist ein sehr feiner, sehr
harter und aͤußerst gebrechlicher Grath; dieser Grath bricht beim Feilen
der Zaͤhne des Rades in kurzer Zeit ab, es bleiben dadurch kleine
Stahlstuͤkchen in den Zaͤhnen steken, und diese richten, indem sie
sich auf der Hemmung reiben, diese leztere in kurzer Zeit zu Grunde. Wir wissen
nicht, daß dieser Grund der Zerstoͤrung der Hemmung fruͤher schon
ein Mal angedeutet worden waͤre.
Die Uhrmacher haben schon verschiedene Methoden, wodurch der Zerstoͤrung
der Hemmung vorgebeugt werden soll, angewendet. Die beste und sicherste besteht
darin, daß man 1) die Zaͤhne des Rades durch verduͤnnte
Salpetersaͤure oder Schwefelsaͤure zieht, indem diese
Saͤuren die von der Feile zuruͤkgelassenen Stahlatome und die
Kupferoxydtheilchen schnell angreifen; und daß man sie mit einem weichen Holze
und gepuͤlvertem, weichem Schleifsteine und endlich mit Kohlenpulver
milde reibt. Auch Hr. Robert gibt diesem
hoͤchst einfachen Verfahren, als dem sichersten den Vorzug.
Wenn das Rad auf diese Weise vollendet worden, so wird es auf die Unterlage, die
zu dessen Aufnahme gut abgedreht ist, gebracht, und auf dieser nicht durch eine
mit dem Hammer geschehende Verniethung, sondern mittelst einer auf der Drehebank
verfertigten Fassung oder manchmal mittelst Schrauben befestigt. Dieses
Verfahren bietet zwar nichts Neues dar, es wurde schon laͤngst in der
hoͤheren Uhrmacherkunst befolgt; allein die Schwierigkeit lag darin,
dasselbe auch bei den gewoͤhnlichen Uhren einzufuͤhren, ohne deren
Preis zu
erhoͤhen, und dadurch hat Hr. Robert seiner
Kunst einen wesentlichen Dienst erwiesen.
Was den Bau der Ankerhemmung selbst betrifft, so bemerken wir hier nur, daß Hr.
Robert an allen Theilen, die einer Verbesserung
faͤhig sind, mehrere Verbesserungen und Vereinfachungen angebracht
hat.
II. Von den Pendeluhren, die einen Monat
lang gehen.
Die Kaliber der kaͤuflichen Pendeluhren sind noch dieselben wie vor 60 Jahren,
wo wegen der Form der Verzahnung und der Unvollkommenheit der Arbeit eine große
Triebkraft noͤthig war. Es wurde seither allgemein anerkannt, daß man hier
weit mehr Kraft habe, als fuͤr die Maschine noͤthig ist, und daß man
in sehr vielen Fallen gezwungen ist so schwache Federn anzuwenden, daß sich
dieselben werfen, und daß ihre Blaͤtter oder Streifen wegen der Verdikung der
Oehle zusammenkleben, so daß der Zug also sehr ungleich wird.
Wenn eine Feder gut seyn soll, so muß ihre Kraft das Mittel halten; eine zu starke
Feder uͤbergibt sich oder bricht leicht; eine zu schwache Feder hingegen hat
die angegebenen Nachtheile. Das Raͤderwerk muß also nach der Feder, die man
fuͤr dasselbe anwenden will, vertheilt und gezaͤhlt werden.
Um seine Pendeluhren einen Monat lang gehen zu machen bringt Hr. Robert die Verzahnung der Trommel des Gehwerkes gegen die
große Platte hin an, und da sich die Verzahnungen der beiden Trommeln kreuzen, so
gewinnt er mehr als zwei Umdrehungen der Feder. Andererseits excentrirt er das Rad
der langen Welle, wodurch unter uͤbrigens gleichen Umstaͤnden noch
Raum fuͤr mehrere andere Trommeln gewonnen wird. Endlich haͤlt er die
Raͤder des Gehwerkes auch noch etwas groͤßer und zahlreicher als
gewoͤhnlich.
Auf diese Weise gelang es Hrn. Robert ohne
Abaͤnderung in dem Schlendrian der Fabrikarbeiter, und ohne merkliche
Preiserhoͤhung bessere Fabrikate zu liefern, als man bisher erhielt.
III. Von den Schlagwerken.
Hr. Robert bringt an den Pendeluhren mit Schlagwerk, wenn
man es verlangt, auch noch einen kleinen Mechanismus an, der eine Minute
fruͤher, als die Stunde geschlagen wird, einen Schlag hervorbringt, damit man
z.B. bei der Nacht vorher aufmerksam gemacht wird, daß die Stunde schlagen wird, und
damit man sich also beim
Zaͤhlen nicht so leicht irrt. Dieser Mechanismus ist sehr einfach, und kann
sogar an den meisten aͤlteren Pendeluhren noch angebracht werden; er ist
nicht sehr kostspielig, und wird sich gewiß in sehr vielen Faͤllen sehr
vortheilhaft erweisen.
IV. Von den
Precisions-Pendeluhren.
Gewoͤhnliche Pendeluhren, an denen die angegebenen Verbesserungen angebracht
wurden, und auf deren Verfertigung man die gehoͤrige Sorgfalt verwendete,
werden gewiß fuͤr den taͤglichen Gebrauch vollkommen genuͤgende
Resultate geben. Allein wo es sich um Beobachtungen, die die groͤßte
Genauigkeit erfordern, handelt, reicht man nicht damit aus, indem sie in ihrem Gange
den Secundenpendeluhren doch noch nicht nahe genug kommen. Da jedoch alle die Fehler
dieser Pendeluhren bekannt sind, so wird man, wenn man die Ursachen dieser Fehler
beseitigt, offenbar am Ende sehr genaue Uhren erhalten. Wenn man also z.B.
1) die leichten und hygrometrischen hoͤlzernen Untersaͤze, die bei der
geringsten Veraͤnderung in der Atmosphaͤre ihre Form
veraͤndern, durch eine große marmorne Basis ersezt;
2) wenn man statt des leichten, hoͤlzernen oder alabasternen Gehaͤuses,
welches gewoͤhnlich schlecht aufgestellt ist, ein starkes, metallenes, auf
der marmornen Basis befestigtes Gestell anwendet;
3) wenn man eine Hemmung, deren natuͤrliche und in ihrem Principe liegende
Fehler noch durch die Mißverhaͤltnisse, die beinahe immer an ihr Statt
finden, erhoͤht werden, durch eine gute, von der Erfahrung und den
faͤhigsten Kuͤnstlern anerkannte Hemmung ersezt;
4) wenn die Dimensionen dieser Hemmung jenen der Maschine entsprechen, – eine
Bedingung, die hauptsaͤchlich deßhalb von Wichtigkeit ist, weil ein
Mißverhaͤltniß zur Zerstoͤrung und zu verschiedenen
Unregelmaͤßigkeiten fuͤhrt;
5) wenn man statt der mit einer seidenen Schnur bewerkstelligten Aufhaͤngung
zwei Stahlstreifen oder Blaͤtter anwendet, die wegen ihrer Festigkeit ein
sehr schweres Pendel zulassen, und welche, wenn sie gut verfertigt sind, große
Vortheile gewaͤhren;
6) wenn man den Perpendikel der kaͤuflichen Pendeluhren, der aus einem
Eisendrahte, an dessen Ende sich die Linse befindet, oder aus mehreren
Stuͤken besteht, welche eine laͤcherliche Parodie des
Compensationspendels bilden, verwirft;
7) wenn man statt dessen andere einfache Einrichtungen anwendet; wenn die mit der
aͤußeren atmosphaͤrischen Luft in Beruͤhrung stehenden Oberflaͤchen
auf die der Bewegung des Pendels guͤnstige Methode eingerichtet werden;
8) endlich, wenn die Wirkungen der Temperatur auf einfache und sichere Weise
corrigirt werden, so wird man gewiß sehr genaue Pendeluhren erhalten, die zwar den
besten Secundenpendeluhren nicht gleichkommen, deren Maͤngel jedoch erst bei
sehr strengen astronomischen Beobachtungen fuͤhlbar seyn werden.
V. Von dem Pendel, welches Hr. Robert an
seiner Precisions-Pendeluhr anwendet.
Außer dem im Bulletin de la société
d'encouragement 1829, S. 468 beschriebenen Pendel aus Tannenholz und
Messing wendet Hr. Robert oft auch noch ein einfaches
Lineal aus Tannenholz an, dessen unterer, zur Aufnahme der Linse dienender Theil
breiter als die Linse selbst ist, und welches zwischen die beiden messingenen
Scheiben, aus denen die Linse besteht, und die er kreisrunde Laͤufer (curseurs circulaires) nennt, gedraͤngt ist.
Er wendet auch noch, und zwar vorzugsweise vor jeder anderen Vorrichtung, ein Pendel
an, welches er ein zweiarmiges (à deux branches)
nennt, und bei dessen Bau er der strengsten Genauigkeit in der Compensation und in
den uͤbrigen Eigenschaften Alles opferte. Die Correction der Wirkungen der
Temperatur geschieht hier durch eine einzige Zinkstange, so daß alle die
Schwierigkeiten, die die Zusammensezung der rostfoͤrmigen Pendel mit sich
bringt, hier wegfallen, ohne daß an den Eigenschaften desselben etwas verloren geht.
Wir halten diesen Pendel fuͤr weit besser, als alle uͤbrigen Pendel,
an denen die Compensation durch Hebelwirkungen oder durch Formveraͤnderungen,
die durch den Wechsel der Temperatur veranlaßt werden, bewirkt wird.
1. Von dem kreisrunden Laͤufer.
Die Pendel werden regulirt, indem man den Mittelpunkt der Schwingung dem
Mittelpunkte der Umdrehung des Pendels naͤhert oder davon entfernt. Es
geschieht dieß an allen Pendeln mittelst einer Schraube, welche die Linse
traͤgt; je nachdem man diese Schraube naͤmlich nach der einen oder
nach der anderen Seite dreht, erhaͤlt man verschiedene Resultate. Gegen
diese Einrichtung laͤßt sich einwenden, daß, wie fein auch die
Schraubengaͤnge seyn moͤgen, man doch keine hinlaͤnglich
kleinen Quantitaͤten damit erzielen kann; und daß die wenigsten der
gewoͤhnlichen Arbeiter eine gute Schraube mit ihrer Schraubenmutter zu
schneiden verstehen.
Um daher diesen Theil der Arbeit zu vereinfachen, hat Hr. Robert sogenannte kreisrunde Laͤufer eingefuͤhrt, die
leicht von gehoͤriger Genauigkeit zu verfertigen sind. Er wendet
zweierlei Arten solcher Laͤufer an, die sich dadurch von einander
unterscheiden, daß sich an den einen der Schwerpunkt zugleich mit dem
Mittelpunkte der Schwingung aͤndert, waͤhrend an den anderen nur
der Mittelpunkt der Schwingung seine Stelle veraͤndert. Der Bau dieser
Laͤufer wird aus der weiter unten folgenden Beschreibung deutlich
werden.
Bei den Laͤufern des Hrn. Robert kann man die
Empfindlichkeit des Pendels nach Belieben abaͤndern, und sehr kleine
Quantitaͤten durch ziemlich große Bewegungen hervorbringen, was bei der
Schraubenmutter nie moͤglich ist. Wir glauben daher, daß diese Idee des
Hrn. Robert von wesentlichem Vortheile fuͤr
die Uhrmacherkunst seyn duͤrfte.
2. Von der Gabel.
An den Gabeln, die man an den genau gehenden Pendeluhren anwendet, wird mittelst
einer Nußschraube ein Wagen hergestellt, der selbst schon eine kleine, ziemlich
complicirte Maschine ist, welche, wenn sie genau gearbeitet werden soll, einige
Schwierigkeiten darbietet, bildet. Hr. Robert erzeugt
die noͤthige Hin- und Herbewegung durch eine sehr einfache
Vorrichtung, welche die Nußschraube und die dieselbe umgebenden Theile
entbehrlich macht. Eine wesentliche Eigenschaft der Gabel liegt darin, daß sie
gut equilibrirt und sehr leicht ist; diese Bedingung ist durch den excentrischen
Apparat, den Hr. Robert an seinen
Precisions-Pendeluhren anwendet, leicht zu erreichen, waͤhrend die
Nußschraube nie diesen Vortheil gewaͤhrt.
VI. Von den Preisen der Pendeluhren des
Hrn. Robert.
Die Gesellschaft sezt einen sehr hohen Werth darauf, wenn die Fabrikate bei der
groͤßten Vollkommenheit fuͤr den niedrigsten Preis geliefert werden
koͤnnen; sie wird daher gewiß mit Vergnuͤgen sehen, daß die Preise der
Pendeluhren des Hrn. Robert niedriger sind, als sie sonst
von guten Uhrmachern angegeben werden, obwohl er fuͤr die Guͤte
derselben, und selbst dafuͤr gut steht, daß sie besser sind, als jene der
besten Uhrmacher. Wir fuͤgen daher folgende Preisliste bei.
Textabbildung Bd. 53, S. 438
Gewoͤhnliche Pendeluhren
fuͤr den Hausgebrauch; Gehwerk, welches vierzehn Tage geht; Gehwerk,
welches einen Monat geht; Einfach; Mit Schlagwerk; 1. Sogenanntes Ochsenauge
(oeil de boeuf) fuͤr Bureau's, Speisesaͤle etc; von 6 Zoll im
Durchmesser; 2. Deßgl; von 8 Zoll im Durchmesser; 3. Einfaches Gehaͤuse
aus auslaͤndischem Holze, von 12 Zoll Hoͤhe; 4. Deßgl. mit
eingelegter Arbeit und besserem Werke; 5. Gehaͤuse aus Marmor von
Sainte-Anne, Malplaquit, aus Noir francais etc; von 12 Zoll Hoͤhe;
6. Deßgl. aus gelbem, gruͤnem, braun- und rothgeflektem Marmor etc.; 7.
Gehaͤuse aus Marmor auf reichen bronzenen Fuͤßen, von 13 Zoll
Hoͤhe; 8. Deßgl. auf Fuͤßen aus reich vergoldetem Bronze, mit
Koͤrper aus weißem Marmor, und von 13 Zoll Hoͤhe; II;
Precisions-Pendeluhren oder Régulateurs à
demi-secondes; 9. Gestell aus bronzirtem und uͤberfirnißtem
Gußeisen, Unterlage aus Marmor, von 20 Zoll Hoͤhe; 10. Deßgl. aus
polirtem und uͤberfirnißtem Bronze, mit Secunden-Zifferblatt und
Zeiger, und mit Compensationspendel; 11. Deßgl. aus Bronze, Gehwerk mit zwei
Trommeln, zweiarmigem Compensator etc.; Die Pendeluhren, welche den Datum und
die Mondsphasen angeben, so wie jene, welche 3 Monate lang gehen, und
uͤberhaupt alle außergewoͤhnlichen Uhren koͤnnen hier nicht
angegeben werden
Wir haben hier nur von jenen Theilen des Uhrwerkes gesprochen, die am wenigsten
studirt sind, waͤhrend es doch von groͤßter Wichtigkeit ist, die
zahlreichen Maͤngel derselben zu verbessern. Die Kuͤnstler, welche
sich mit der Verfertigung von Pendeluhren beschaͤftigen, muͤssen immer
streben, die Principien der Wissenschaft und der Kunst gehoͤrig anzuwenden,
und in dieser Hinsicht muͤssen wir die Gesellschaft wiederholt darauf
aufmerksam machen, daß Hr. Robert die Uhrmacherkunst
wahrhaft studire, und daß er, wie bekannt ist, schon mehrere wichtige Verbesserungen
und Erfindungen in derselben machte, indem er die positiven Wissenschaften, mit
denen sich die Uhrmacher leider im Allgemeinen zu wenig beschaͤftigen, auf
seine Kunst anwendete. Wir bemerken daher nur noch, daß Hr. Robert indem
er die Sache nahm, so wie er sie fand, an den Pendeluhren Alles beibehielt, was er
fuͤr gut hielt, und Alles verbesserte oder vereinfachte, was ihm einer
Verbesserung faͤhig schien, mit der Vorsicht jedoch, daß er nicht eher etwas
verwarf, als bis dessen Unzwekmaͤßigkeit erwiesen war, und daß er nichts
Neues einfuͤhrte, ausgenommen er war durch viele Versuche von der
Zwekmaͤßigkeit desselben uͤberzeugt. Wir schließen daher mit dem
Antrage, Herrn Robert den Dank und die
Gluͤkwuͤnsche der Gesellschaft zu erkennen zu geben.
Erklaͤrung der Abbildungen.
1. Aufhaͤngung der Pendel. Die gegenwaͤrtig
gebraͤuchliche, aus Fig. 1 und 2 ersichtliche Methode,
die Pendel aufzuhaͤngen, hat zahlreiche Unvollkommenheiten. Es ist keine
Vorsorge getroffen zur Herstellung und Erhaltung des Parallelismus zwischen der
Oberflaͤche des Pendelhalters und jener der Platten; die
Schwingungsflaͤche wird nicht direct bestimmt, sondern haͤngt von der
Gewandtheit ab, mit der der Arbeiter die Loͤcher, die zur Aufnahme der
Seidenschnur dienen, zu bohren weiß. Der Durchgang (passe), der durch die Gabel geht, bildet ein rechtwinkeliges
Parallelogramm, und folglich muß die Gabel genau dieselbe Form haben. Die kleinen
drehenden Bewegungen, welche die Seide dem Pendel mittheilen kann, stoͤren
den Parallelismus der Seitenwaͤnde dieses Durchganges mit den Seiten der
Gabel, so daß also auch eine Stoͤrung in den Schwingungen entstehen muß. Die
Oberflaͤchen der Linse hoͤren, wenn sie es auch vorher waren, auf, mit
der Schwingungsflaͤche parallel zu laufen, und hieraus folgt nothwendig eine
Abweichung in Folge des veraͤnderten Widerstandes der Luft. Nach der neuen
Methode des Hrn. Robert, die man in Fig. 3 von Vorne, in Fig. 4 hingegen
im Profile sieht, lassen zwei auf den Pendelhalter geschraubte Cylinder C, C, einen der Dike der Seidenschnur S, an welcher das Pendel aufgehaͤngt ist,
gleichkommenden Raum. A ist der Haken des Pendels; P der cylindrische Durchgang, welcher frei durch die
Gabel F geht; L ein
bleierner oder messingener Cylinder, der die Stelle der Linse vertritt.
Die Oberflaͤche des Pendelhalters, auf welcher sich das Gehaͤnge
befindet, wird mit den Platten in Parallelismus gebracht; und da die Seiten des
Cylinders auf dessen Basis senkrecht stehen, so ist der zwischen den Cylindern
befindliche Raum eine auf den Platten senkrechte Linie in der Verlaͤngerung
der Achse der Hemmung. Bei dieser Einrichtung schwingt sich das Pendel also in einer
der Platte parallelen Flaͤche, was bei einer guten Aufhaͤngmethode
unumgaͤnglich nothwendig ist. Ueberdieß geschieht die Fortpflanzung der Thaͤtigkeit der
Gabel an das Pendel in einer Flaͤche, welche das Pendel in zwei gleiche
Theile theilt, damit hiedurch der Abweichung vorgebaut werde, die an dem Pendel
Statt findet, wenn diese Bedingungen nicht erfuͤllt sind.
2. Pendel aus Tannenholz mit Linse und kreisrundem
Laͤufer. Fig. 9 und 10 zeigen dieses Pendel
von Vorne und im Profile. AB ist eine Pendelstange aus
Tannenholz; DE
,
FG sind messingene Scheiben, zwischen denen die
Pendelstange AB mittelst der Schraube C, die den Mittelpunkt der Umdrehung bildet,
festgehalten wird. Jede dieser Scheiben hat innenwendig eine excentrische Vertiefung
f, g, welche mit Blei ausgefuͤllt ist, damit
dadurch das Gleichgewicht aufgehoben wird. Auf der Lefze der Scheibe ist eine
Gradeintheilung angebracht, welche von dem Durchmesser AR der Bleimasse, die die kreisrunde Hoͤhle ausfuͤllt,
beginnt. Der aͤußerste, von der Aushoͤhlung am weitesten entfernte
Punkt ist mit R bezeichnet, was Retardirung oder
Verspaͤtung bedeutet; das entgegengesezte Ende desselben Durchmessers
hingegen ist mit A bezeichnet, was so viel als
Avancirung sagen soll; die Mitte zwischen diesen beiden Punkten ist mit o bezeichnet. In der senkrechten Linie AB, welche die Pendelstange in zwei gleiche und
symmetrische Theile theilt, befindet sich ein Zeiger I,
der durch diese Stange geht, und auf beiden Seiten sichtbar ist. Da die Scheiben
einander gleich sind, so werden sich die beiden Massen, wenn man sie dreht, bis der
Punkt o dem Zeiger entspricht, auf dem horizontalen
Durchmesser AR auf gleicher Hoͤhe befinden;
bringt man hingegen die erste gegen A hin gelegene
Eintheilung dem Zeiger gegenuͤber zu liegen, so wird die Aushoͤhlung
in gleichem Maaße emporsteigen, so zwar, daß der Durchmesser, der durch deren Mitte
geht, sowohl in der einen, als in der anderen Scheibe mit der senkrechten Linie
einen und denselben Winkel bildet. Hiedurch wird die Symmetrie nicht
gestoͤrt; nur wird, indem ein Theil des Gewichtes der Linse dem
Aufhaͤngepunkte naͤher zu liegen kommt, die Dauer der Schwingungen
eine kuͤrzere seyn. Dreht man hingegen die Scheiben so, daß der Buchstabe R dem Zeiger genaͤhert wird, so wird sich der
schwerere Theil der Linse von dem Aufhaͤngepunkte entfernen.
Wenn man die beiden Scheiben, statt daß man sie so bewegt, daß die Radien, auf denen
sich die Massen befinden, einen Winkel bilden, der von der senkrechten, durch den
Schwerpunkt der Linse gehenden Linie AB in zwei
gleiche Theile getheilt wird, so weit dreht, bis die beiden Aushoͤhlungen
einander diametral gegenuͤberstehen, so wird man zu einem Resultate gelangen,
welches jenem aͤhnlich seyn wird, das man mit den kreisrunden Laͤufern
erhaͤlt, wenn dieselben, wie gleich gezeigt werden soll, an den zweiarmigen
Pendeln angewendet werden.
3. Zweiarmiges Pendel mit Linse mit kreisrundem
Laͤufer. Man sieht dieses Pendel in Fig. 5, 6, 7 und 8 abgebildet. AB ist ein eisernes oder staͤhlernes Lineal,
welches die Pendelstange bildet; es ist nach Unten gefenstert, und bildet gleichsam
einen Rahmen, in welchem sich die Zinkstange z, z, Fig. 7,
befindet. Die messingene Linse gleitet frei, aber ohne Spielraum, laͤngs des
staͤhlernen Lineales; durch sie geht eine Achse, die auf der Furche oder
Rinne ruht, welche in den oberen Theil der Zinkstange geschnitten ist. Diese Achse
dient den beiden Scheiben, welche die kreisrunden Laͤufer bilden, und welche
innen ausgehoͤhlt sind, als Mittelpunkt der Bewegung. Die beiden Theile o, p koͤnnen also als zwei Massen betrachtet
werden, welche von den Enden eines Durchmessers, der sich um den Mittelpunkt C dreht, getragen werden. Aus dieser Einrichtung
erhellt, daß, wenn man eine der Platten in der Richtung TL, Fig.
8, dreht, die Masse p sich um eben so viel der
horizontalen Linie TS naͤhert, als sich die
Masse o senkt, wenn sie sich derselben horizontalen
Linie naͤhert; der Schwerpunkt der Platte behaͤlt also hienach seine
Stellung bei, waͤhrend sich die Stellung des Mittelpunktes der Schwingung
veraͤndern wird.
Um sich das Princip, auf welches dieses System des kreisrunden Laͤufers
begruͤndet ist, noch mehr zu versinnlichen, braucht man sich nur zu erinnern,
daß man, um den Mittelpunkt der Schwingungen eines zusammengesezten Pendels zu
bestimmen, jeden Koͤrper des zusammengesezten Pendels mit dem Quadrate seiner
Entfernung von der Achse der Umdrehung multipliciren, alle die Producte addiren, und
die Summe derselben durch die Summe aller Koͤrper, multiplicirt mit der
Entfernung des Schwerpunktes des ganzen Systemes von der Achse der Umdrehung,
dividiren muͤsse.
Es sey S, Fig. 11, die Achse der
Umdrehung, und C der Schwerpunkt der beiden Massen AB, die sich um einen gemeinschaftlichen und
gleich weit von dem Schwerpunkte entfernten Mittelpunkt drehen; so aͤndert
sich die Summe der Quadrate ihrer Entfernung von der Achse der Umdrehung mit dem
Winkel, den der Durchmesser mit der horizontalen Linie AB bildet; und der Unterschied wird das Maximum erreicht haben, wenn sich
der Durchmesser in der senkrechten Linie ST
befindet. Die Summe der Entfernungen der beiden Massen von dem Mittelpunkte der
Umdrehung bleibt bei der Bewegung dieses Laͤufers immer gleich; nicht das
Quadrat der Summe dieser Entfernungen bildet ein Element der Formel, sondern die Summe der Quadrate
dieser Entfernungen, was ein großer Unterschied ist.
Die groͤßere oder geringere Empfindlichkeit wird sich aus dem
Verhaͤltnisse ergeben, welches zwischen den Massen der Laͤufer und der
Masse der Linse besteht, und ihre Wirkung wird von der Stellung des Mittelpunktes
der Umdrehung der Laͤufer in Bezug auf den Mittelpunkt der Schwingungen des
ganzen Apparates abhaͤngen.
Was die Dimensionen, welche die Compensation bewirken, betrifft, so hat man, zur
Bestimmung der Totallaͤnge des Stahl- und Zinkstabes, indem weder die
eine noch die anbete, sondern nur die Entfernung AC, Fig.
5, des Aufhaͤngepunktes von dem Mittels punkte der Schwingung, und
die Ausdehnung der Metalle approximativ bekannt ist, nach folgender Proportion zu
verfahren:
Die Ausdehnung des Zinkes verhaͤlt sich zu jener des Stahles, wie AC
+
CB, die Gesammtlaͤnge der Stahlstange, zu
CB, der Laͤnge der Zinkstange. Hieraus
ergibt sich: die Ausdehnung des Zinkes, weniger jener des Stahles, verhaͤlt
sich zu der Ausdehnung des Stahles wie AC : CB; und ist nun die Ausdehnung des Stahles = 107,
jene des Zinkes hingegen = 294, so erhaͤlt man:
CB = (107 + AC)/(294
– 107)