Titel: | Bericht des Herrn Mérimée über das Kobaltblau des Herrn Colville, Fabrikanten feiner Farben für Porcellan und Malereien in Paris. |
Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. LXXV., S. 447 |
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LXXV.
Bericht des Herrn Mérimée uͤber das Kobaltblau
des Herrn Colville,
Fabrikanten feiner Farben fuͤr Porcellan und Malereien in
Paris.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. April 1834, S. 166.
Bericht uͤber Colville's Kobaltblau.
Die Erfindung eines Kobaltblau, welches dem Ultramarin nahe kommt, gehoͤrt
bekanntlich zu den ersten Entdekungen, durch welche sich unser hochverdiente
Praͤsident, Hr. Baron Thénard, in den Kuͤnsten, in
denen er gegenwaͤrtig einen so hohen Ruf genießt, auszeichnete. Seine
Versuche hieruͤber sind im Jahrgange 1802 des Bulletin S. 55 niedergelegt, und die meisten Chemiker haben dieselben mit
mehr oder weniger gutem Erfolge wiederholt.
Einige Jahre spaͤter erzielte Hr. Dumont, Professor
der Chemie, durch Abaͤnderung der salzfaͤhigen Grundlagen, welche die
Farbe des Kobalt bestimmen, ein sehr glaͤnzendes Blau von aͤußerst
intensivem Tone. Diese Farbe, welche wegen ihres Stiches in's Violette das
Ultramarin durchaus nicht zu ersezen im Stande war, war außerordentlich theuer; Hr.
Dumont ermaͤßigte spaͤter den Preis
bedeutend, und fuhr dann besser dabei. Nach Dumont's Tod
trat dessen Neffe Hrn. Colville die Vorschrift zur
Bereitung dieser Farbe, die er ererbt hatte, ab, und dieser bereitet nun die Farbe,
von der er der Gesellschaft die Muster, um welche es sich hier handelt, vorlegt.
Das Blau des Hrn. Colville hat sehr vielen Glanz und einen
aͤußerst kraͤftigen Ton; mit Oehl abgerieben laͤßt es sich
leicht mit dem Pinsel auftragen; es troknet weder zu schnell, noch zu langsam. Mit
Weiß gemengt, gibt es Schattirungen, die zu sehr ins Violette ziehen, als daß man
sie statt des Ultramarins, welches das reine Azurblau gibt, anwenden koͤnnte.
Beim Malen mit Wasserfarben ist dieser Stich in's Violette nicht so nachtheilig; ja
er kann sogar vorteilhaft wirken, weil das Weiß des Papieres immer etwas gelblich
ist, und weil dieses Gelb durch das Violette, welches die Complementsfarbe von Gelb
ist, aufgehoben wird. Auch scheint uns dieses Blau zum Malen von Blumen sehr
geeignet, indem das Blau aller Blumen, die wir kennen, immer mit etwas Roth gemengt
ist, weßhalb diese Blumen, gegen das Licht gehalten, auch mehr oder weniger violett
erscheinen. Der Effect dieses Blau auf Papier ist vielleicht auch der Grund, warum
man sich desselben als Wasserfarbe bedient, obgleich dessen Anwendung schwieriger
ist, als jene des Ultramarin, des Indigo oder des Berlinerblau. Es wuͤrde
sehr schwer seyn, mit dem Blau des Hrn. Colville eine
groͤßere Flaͤche, wie z.B. einen ganz reinen Himmel eines
Gemaͤldes, gleichmaͤßig zu malen, doch scheint uns dieß nicht
unmoͤglich.
Der Verbrauch von Colville's Blau ist zwischen Frankreich
und England beinahe gleich vertheilt; in Paris verwendete man vor einigen Jahren
große Quantitaͤten davon zum Malen des matten Grundes auf Porcellan;
gegenwaͤrtig benuzt man es zur Verzierung mancher Gegenstaͤnde, die
nicht viel gehandhabt werden, denn die koͤrnige Oberflaͤche eines
matten Grundes leidet beim Beruͤhren leicht Schaden, und kann nur mit
Muͤhe ohne Nachtheil wieder gereinigt werden.
Das Colville'sche Blau wird daher hauptsaͤchlich
als Wasserfarbe angewendet, und in allen guten Farbenkaͤstchen findet man ein
Taͤfelchen davon. Der beruͤhmteste Farbenhaͤndler in London,
Herr Newmann, wendet seit langer Zeit das Blau des Hrn.
Dumont an; ja er kaufte bei dessen Tod den ganzen
Vorrath, welcher aus 60 Kilogr. bestand, aus Furcht sich spaͤter kein solches
Blau mehr verschaffen zu koͤnnen. Die Taͤfelchen, die er daraus
verfertigt, und die den Namen Smalt fuͤhren,
haben wirklich das reine Azurblau: ein Beweis, daß er das Colville'sche Blau nicht rein fuͤr sich anwendet, sondern daß er es
mit einer weißen, erdigen Farbe vermengt. Auch Hr. Chenal, einer unserer beruͤhmtesten Farbenhaͤndler in Paris,
bereitet aus demselben Blau Taͤfelchen, welche die Intensitaͤt des
Berlinerblau und des Indigo haben. Wir haben die englischen und
franzoͤsischen Taͤfelchen mit einander verglichen, und gefunden, daß
sie in den helleren Schattirungen einander ganz gleich kommen, waͤhrend die
franzoͤsischen bei den dunkleren Schattirungen offenbar den Vorzug verdienen.
Dessen ungeachtet wird das Kobaltblau des Hrn. Newmann,
sey es aus Vorurtheil, oder weil es wegen der helleren Farbe seiner
Taͤfelchen leichter von den uͤbrigen Blau zu unterscheiden ist, von
vielen Kuͤnstlern vorgezogen. Diese hellere Farbe kann man jedoch den
franzoͤsischen Taͤfelchen ebenfalls sehr leicht geben; man braucht sie
nur mit einer weißen Erde zu vermengen, und dazu scheint uns die Thonerde am meisten
geeignet.
Das Colville'sche Blau kostet 10 Fr. die Unze: ein Preis,
der hoͤher ist, als jener des kuͤnstlichen Ultramarins des Hrn. Guimet, und da das Kobaltblau uͤberdieß auch noch
schwerer wiegt, als das Ultramarin, so ist der Unterschied im Preise noch
groͤßer. Wenn daher beide Farben von gleicher Soliditaͤt sind, so wird
die Kobaltblau-Fabrikation aus diesem Grunde allein nie jene Ausdehnung
erlangen koͤnnen, als wie die Fabrikation des Ultramarins. Dem sey nun wie
ihm wolle, so ist das Colville'sche Blau
gegenwaͤrtig als Wasserfarbe sehr gesucht, so daß es in nicht unbedeutender
Menge ausgefuͤhrt wird, und daß Hr. Colville
deßhalb allerdings eine Aufmunterung von Seite der Gesellschaft verdient.Wir haben im Polyt. Journ. Bd. XLVI. S.
119 ein Verfahren zur Bereitung eines reinen kieselsauren
Kobaltoxyds mitgetheilt, welches sich auf das von Fuchs angegebene Verhalten des Wasserglases zu
Kobaltaufloͤsungen gruͤndet, und das in Schweden bereits im
Großen angewandt wird.A. d. R.