Titel: | Versuche, welche Dr. Andrew Ure, M. D. F. R. S., Professor der Chemie, in Auftrag der Lords des geheimen Rathes für Handel und Colonien über die Zukerraffination anstellte. |
Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. X., S. 45 |
Download: | XML |
X.
Versuche, welche Dr. Andrew Ure, M. D. F. R.
S., Professor der Chemie, in Auftrag der Lords des geheimen Rathes fuͤr
Handel und Colonien uͤber die Zukerraffination anstellte.
Aus dem London Journal of Arts. Maͤrz 1834, S.
90, April S. 138, Mai S. 198, Junius S. 259 und Julius S. 312.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Ure's Versuche uͤber die Zukerraffination.
Die Versuche, deren Resultate ich hier vorlege, wurden auf Verlangen der Lords des
geheimen Rathes fuͤr Handel und Colonien angestellt, um zu ermitteln, wie
viel Hut-, Lumpen-, Bastardzuker und Syrup im Durchschnitte ein
Centner Rohzuker gibt, wenn er nach dem gewoͤhnlichen Verfahren mit Sorgfalt
raffinirt wird. In einer Sizung, welche die Lordschaften im October 1831 in
Gegenwart der Deputirten der westindischen Gesellschaft und der Zukerraffineurs
hielten, kam man darin uͤberein, daß ich bei diesen Versuchen die
gewoͤhnliche Methode die Huͤte oder Brode mit Thon, anstatt mit feinem
Syrup zu entfaͤrben, anwenden sollte, indem lezteres Verfahren
groͤßten Theils auf die Patentzukersiedereien, in denen die Vacuumpfanne
angewendet wird, beschraͤnkt ist. Zum Klaͤren des Rohzukers sollte ich
thierische Kohle anwenden.
Die Resultate solcher im Kleinen angestellten und auf 10 bis 15 Tonnen Zuker
beschraͤnkten Versuche zeigen sich aus mehrfachen Ursachen weniger productiv,
als das Verfahren einer in regelmaͤßigem Gange befindlichen Zukersiederei,
welche im Großen und mit erfahrenen und wohl unterrichteten Leuten, die sich
bestaͤndig in einer Anstalt befinden, arbeitet. Die Stellung meines
Siedmeisters war offenbar nicht so anlokend, als daß ich mir schmeicheln konnte, ein
gewandter Mann wuͤrde sich um dieses Amt, welches von vielen Gliedern dieses
Gewerbes mit mißtrauischem Auge betrachtet ward, bewerben; und doch hing das
Gelingen meiner Versuche großen Theils von der Geschiklichkeit und Ehrlichkeit
dieses Mannes ab.
Nach langem Umhersuchen war ich gezwungen, mich mit einem deutschen Zukersieder von
bekannter Unbescholtenheit zu begnuͤgen, obschon dieser Mann ohne alle
wissenschaftliche Kenntnisse, und bei dem Befolgen des Schlendrians in einer
bedeutenden Zukersiederei der City alt geworden und dann entlassen worden war. Es
kostete mich ununterbrochene und aͤngstliche Aufmerksamkeit, mit der ich
diesen Menschen beinahe bei jedem Processe leiten mußte, indem fuͤr ihn
sowohl das Sieden des Zukers in einer Pfanne, die durch irgend ein Bad geheizt wird, als das
Filtriren durch roͤhrenartige Schlaͤuche, und die Anwendung der
thierischen Kohle ganz fremde Dinge waren. In der Behandlung des gekalkten
brasilischen Zukers war er ganz und gar unerfahren, und da es sich bei unseren
ersten Versuchen gerade um einen schadhaft gewordenen Artikel dieser Art handelte,
so beging er natuͤrlich viele Mißgriffe: und zwar besonders in Hinsicht auf
den Granulationsgrad in der Siedepfanne. Doch muͤssen wir uns, nach dem zu
urtheilen, was ich seither uͤber das Versieden von schlechtem Zuker durch
regelmaͤßig gebildete Zukersieder, und uͤber die hoͤchst zarte
Natur des Zukers uͤberhaupt lernte, Gluͤk wuͤnschen, daß unser
erster. Versuch eine so große Quantitaͤt gekoͤrnten Zuker gab. Leider
verlor ich diesen Mann, nachdem er mit meinem Verfahren vertraut geworden,
ploͤzlich durch den Tod, und ich mußte ihn gleichfalls wieder durch einen
Deutschen, der unter denselben Verhaͤltnissen war, ersezen.
Die Zukersiederei in Ellenstreet, Whitechapel, welche zum Behufe der Versuche
gemiethet wurde, war klein, aber licht und von einem geraͤumigen Hofraume
umgeben. Sie bestand aus einem Grundgeschoß, welches 3 bis 4 Fuß unter das Niveau
der Straße eingesenkt, 33 Fuß lang und 30 Fuß breit war, und uͤber welchem
sich 3 Stokwerke befanden. Das Grundgeschoß, welches das Laboratorium vorstellte,
sieht man aus dem Grundrisse Fig. 28. Den Eingang
sieht man zur rechten Hand. B ist die Schmelzpfanne,
welche beim Klaͤrungsprocesse volle 1 1/2 Tonnen Zuker faßte. Unmittelbar
uͤber dieser Schmelz- oder Klarungspfanne war fest an der Wand und in
gleicher Hoͤhe mit dem ersten Stokwerke ein bedekter kupferner
Behaͤlter angebracht, der zur Aufnahme des Inhaltes der unter ihm liegenden
Pfanne diente, und der, um ihn gegen die kalte Luft zu schuͤzen, mit
schraͤgen Brettern umgeben war. Die Quantitaͤt rohen Materiales, mit
der ich gewoͤhnlich arbeitete, betrug 33 bis 34 Centner Zuker, die ich in
beilaͤufig dem dritten Theile ihres Gewichtes Kalkwasser aufloͤste.
Auf diese Quantitaͤt Zuker wurden beilaͤufig 8 Gallons Ochsenblut und
1 1/2 Centner Knochenkohle genommen. Beim Klaren verfuhr ich gewoͤhnlich
folgender Maßen: ich brachte zuerst das Wasser in den Kessel, vermischte dieses
unter lebhaftem Umruͤhren mit Ochsenblut, und trug hierauf den Zuker ein.
Nachdem das Feuer angemacht war, wurde die Masse sorgfaͤltig und
ununterbrochen fort umgeruͤhrt. Beilaͤufig 1 1/2 Stunden nach dem
Beginnen des Heizens kam die Fluͤssigkeit zum Sieden, wobei die Hize jedoch
so gemaͤßigt wurde, daß kein zu lebhaftes Aufsieden Statt finden konnte.
Wurde das Feuer hierauf gedaͤmpft, so schwamm der Schaum sehr eben auf der
Oberflaͤche, so daß er leicht mit einem Schaumloͤffel abgenommen werden konnte. Dieser
Schaum wurde in einen eigenen Behaͤlter gebracht, der sich in der mit H bezeichneten Eke des Siedhauses befand. Nach dem
Abschaͤumen wurde die thierische Kohle eingetragen, und mit einer Schaufel
gut mit dem Syrup vermengt, worauf unter bestaͤndigem Umruͤhren noch 3
Gallons Ochsenblut zugesezt wurden. Sobald der Schaum hiebei seine groͤßte
Hoͤhe erreicht hatte, wurde das Feuer ausgeloͤscht, und bald darauf
bildete der Schaum eine Kruste, die wie ein ausgeduͤrrter Boden eine Menge
trokener Spruͤnge bekam.
Hierauf wurde eine Pumpenroͤhre bis auf den Boden der Pfanne herabgesenkt, und
deren unteres Ende in eine duͤnne, hohle, mit vielen Loͤchern
durchbrochene Trommel, in den sogenannten Schuh eingelassen. Durch diese Vorrichtung
wurde ein großer Theil der thierischen Kohle und der groͤberen Unreinigkeiten
von dem Eintritte in die Pumpenroͤhre abgehalten, damit die Klappen
bestaͤndig freies Spiel behielten. Die ganze, in der Pfanne enthaltene
fluͤssige Masse wurde auf diese Weise in den oben erwaͤhnten bedekten
Behaͤlter gepumpt.
Fig. 29 ist
ein senkrechter Durchschnitt des roͤhrenfoͤrmigen Sakfilters; am
Scheitel des Kastens, von welchem die Saͤke mittelst angeschraubter
Mundstuͤke herabhaͤngen, sieht man die große Roͤhre, welche die
truͤbe Fluͤssigkeit in den kupfernen Filtrirbehaͤlter A leitet. Der große, bei D
ersichtliche Sperrhahn regulirt den Zutritt des truͤben Syrupes in das
Filtrum. Der klare Syrup fließt von den Saͤken in den flachen
Behaͤlter B ab, und dieser entleert sich durch
den zweiwegigen Sperrhahn bei B, und zwar auf solche
Weise, daß die Fluͤssigkeit, so lange sie truͤbe ist, in den kleinen
Behaͤlter E, so wie sie hingegen klar zu werden
beginnt, in den großen Behaͤlter C geleiter
werden kann. Jeder dieser Behaͤlter ist mit einer Pumpe versehen; die
truͤbe Fluͤssigkeit wird hiedurch wieder in die Schmelzpfanne gepumpt,
aus der sie dann, um noch ein Mal filtrirt zu werden, wieder in den oberen
Behaͤlter gepumpt wird; die klare Fluͤssigkeit hingegen laͤuft
durch eine große Roͤhre in die Abdampfpfanne D,
Fig. 28.
Diese Pfanne war von mir so ausgedacht, daß die Syrupe sehr schnell eingedikt oder
abgedampft werden konnten, ohne daß sie dabei der Einwirkung der bloßen Flamme
ausgesezt wurden. Nur das aͤußere, aus Eisen bestehende, und mit AA bezeichnete Gehaͤuse kommt
naͤmlich hier mit dem Feuer in Beruͤhrung; die innere, mit D bezeichnete Pfanne besteht aus Kupfer, ihr Boden ist
gerunzelt oder gefaltet, um demselben einen zwei Mal so großen metallenen
Flaͤchenraum zu geben. Zwischen diesem gerunzelten Boden und dem Boden des
aͤußeren Gehaͤuses befindet sich ein Zwischenraum von 2 bis 3 Zoll, der mit dem
fluͤssigen Salzbade angefuͤllt ist. Dieses Bad oder dieses erhizende
Medium kann den in der kupfernen Pfanne befindlichen Zuker selbst dann nicht
zersezen, wenn es bis auf 320° F. erhizt ist, selbst wenn der Zuker troken
auf den Runzeln der Pfanne liegen sollte.
An der mit 1 bezeichneten Stelle ist eine Roͤhre von 3 Zoll im Durchmesser
angebracht, durch welche aller Dampf, der sich allenfalls in Folge eines zu starken
Feuers aus dem Bade entwikeln moͤchte, leicht entweichen kann. In den
Oeffnungen bei 2 und 4 sind Thermometer angebracht, welche die Temperatur des Bades
andeuten; und sollte, dessen Temperatur hoͤher steigen, als man sie haben
will, so laͤßt sich der Siedepunkt des Mediums leicht durch einige Pinten
Wasser, die man durch den Sperrhahn bei H, Fig. 30,
eintreten laͤßt, bis auf den gehoͤrigen Grad erniedrigen.
Fig. 30 ist
ein senkrechter Durchschnitt durch diese Zukerpfanne, an welchem D das aͤußere eiserne Gehaͤuse, und A die innere kupferne Pfanne bezeichnet, deren Boden
gerunzelt ist, damit die Verdampfungskraft der Hize verdoppelt werde, ohne daß deren
Intensitaͤt erhoͤht wird. C in Fig. 28 ist
die Rinne, in welche sich die durch die Runzeln gebildeten Canaͤle entleeren,
und D in Fig. 30 bezeichnet die
Austrittsroͤhre fuͤr den zu koͤrnenden Syrup. B, C und F stellen die
Dampfroͤhre und den Verdichtungsbehaͤlter vor, in welchem der aus dem
Bade emporsteigende Dampf wieder verdichtet wird; dieses verdichtete Wasser
laͤuft durch die an der Seite der Roͤhre B
befindliche kleine Roͤhre wieder in das Bad zuruͤk. Die
gewoͤhnliche Ladung der Pfanne betraͤgt 80 Gallons Syrup, welche nach
2 Minuten zum Sieden kommen, und nach weiteren 15 bis 18 Minuten gekoͤrnt
werden koͤnnen. Da das Feuer nicht gedaͤmpft zu werden braucht, und da
die Badfluͤssigkeit zugleich ein Sicherungsmittel gegen die nachtheiligen
Wirkungen der Feuerflammen und ein Waͤrmemagazin bildet, so vereint diese
Zukerpfanne große Sicherheit mit einer sehr bedeutenden Abdampfkraft.
So wie der Siedmeister durch das Gefuͤhl, d.h. dadurch, daß sich, wenn man
zwischen den Zeigefinger und den Daumen etwas Syrup bringt, ein Kuͤgelchen
und ein Faden bildet, bemerkt, daß der Syrup den gehoͤrigen Grad von
Koͤrnung erreicht hat, so oͤffnet er die Entleerungsroͤhre,
damit die Masse durch G, Fig. 28, in das
Kuͤhlgefaͤß E abfließen kann. So wie dieß
geschehen, wird die Roͤhre geschlossen, und rasch wieder eine frische Menge
Syrup in die Pfanne gebracht, und nachdem auch diese gehoͤrig eingedikt
worden, in das Kuͤhlgefaͤß abgelassen. Nach Beendigung dieser
Operation, die man den zweiten Sud (second skipping)
nennt, beginnt das Koͤrnen oder Granuliren. Bei diesem Geschaͤfte schleudert der
Arbeiter den abkuͤhlenden Syrup mit Heftigkeit gegen die eine Wand des
Kuͤhlgefaͤßes, welche zu diesem Behufe durch ein halbcylindrisches
Kupferblech, das man die Krippe (crib) nennt,
hoͤher und aufgebogen ist. Je mehr der Syrup abgeschlagen wird, um so feiner
wird das Korn des Zukers, und um so groͤßer wird seine Weiße; um so mehr
vermindert sich aber auch der Glanz desselben.
Wenn hierauf auch der Syrup vom dritten Sude in das Kuͤhlgefaͤß
geleitet worden, so wird der ganze Inhalt dieses Gefaͤßes gut unter einander
gemengt, und die Masse dann in die irdenen Formen oder Model gebracht, die vorher
auf der einen Seite des Siedehauses, bei F, in
Bereitschaft gestellt worden. Diese Model werden vorher in der mit K bezeichneten Kufe in kaltes Wasser geweicht, und
nachdem sie mit einem Instrumente, welches wie ein Bootshaken geformt ist,
herausgehoben sind, auf Latten, die quer uͤber die Kufe gelegt sind, kurze
Zeit zum Abtropfen aufgestellt. Endlich verstopft man deren Spize mit einem Lappen,
und stellt sie neben einander auf ihre Spize, indem man sie dadurch, daß man sie in
zerbrochene, auf die Basis gestellte Formen einsenkt, in dieser Stellung
erhaͤlt.
Der gekoͤrnte Syrup wird mit kupfernen Schaufeln aus dem
Kuͤhlgefaͤße in laͤngliche kupferne Beken mit zwei Henkeln
geschoͤpft, in diesen an die Formen hingetragen, und in dieselben
gefuͤllt. Der Model wird bei der ersten Fuͤllung gewoͤhnlich
nur bis zum dritten Theile, bei der zweiten bis zum zweiten Drittel, und bei der
dritten endlich bis zum Rande gefuͤllt.
Zunaͤchst auf diese Operation folgt das sogenannte Steren (hauling), welches darin besteht, daß man die diker
werdende Masse in den Formen der Gleichfoͤrmigkeit der Temperatur und der
Textur des Hutes wegen aufruͤhrt. Diese Operation wird von mehreren Arbeitern
zugleich vollbracht, je nachdem eine Anzahl von Modeln gefuͤllt wurde. Jeder
Arbeiter nimmt zu diesem Behufe ein Messer, dessen Groͤße der Groͤße
des Models entspricht, und schabt, waͤhrend er die Hand uͤber die
Mitte der Basis der Form haͤlt, den Zuker von den Waͤnden der Formen
ab, indem er die Spatel oder das Messer hinter einander niederstoͤßt, und es
auf diese Weise rings herum fuͤhrt. Nach zwei solchen Umgaͤngen
laͤßt man die granulirende Masse einige Minuten lang stehen, bis sie etwas
steifer geworden; und hierauf laͤßt man die Formen unangeruͤhrt bis
zum naͤchsten Morgen auf dem Boden des Fuͤllhauses stehen, wo dann der
Zuker fest geworden. In diesem Zustande wird er hierauf durch die in jedem Stokwerke
gelassenen Fallthuͤren emporgezogen; diese Thuͤren befinden sich in
einer senkrechten Linie; in ihrer Mitte laͤuft uͤber eine Rolle, die
an einem gut gestaͤzten Balken angebracht ist, ein Stuͤk herab.
Nachdem die an einem Tage gefuͤllten Model aufgestert wurden, ist es das
Geschaͤft des mit der Leitung der Pfanne beauftragten Arbeiters, an die
Behandlung des Schaumes zu gehen, der am Morgen von den Schmelzpfannen abgenommen
wurde; dieß geschieht dadurch, daß er die befeuchteten Saͤke auspreßt, bis
alle zukerigen Theile daraus ausgezogen sind. Das Waschwasser der Schaumsaͤke
wird zum naͤchsten Schmelzen von Rohzuker verwendet.
Die abgekuͤhlten Model werden in eines der oberen Stokwerke hinauf geschafft,
nachdem daselbst zu deren Aufnahme vorher eine entsprechende Anzahl gut sortirter
Toͤpfe hergerichtet wurde. Bevor der Kegel der Form in die Muͤndung
eines solchen Topfes gesezt wird, wird der Lappen, womit er verstopft ist, entfernt,
und die Spize des Hutes oder Brodes selbst mit einem ahlenfoͤrmigen
Instrumente angestochen.
Sind die Huͤte gehoͤrig gesotten worden, so laͤuft der
gruͤne Syrup in einigen Tagen von denselben ab, und dieser Syrup wird dann
aus den Abtropftoͤpfen in groͤßere Toͤpfe gegossen. Die leeren
Toͤpfe werden hierauf wieder unter die Formen gestellt, und gleich nachdem
dieß geschehen, wird ein Schoͤpfloͤffel voll Thonteig auf die Basis
eines jeden Hutes gegossen. Dieser Thonteig wird vorher in der Thonbuͤtte J angemacht, indem man Pfeifenthon mit reinem Wasser
abruͤhrt, und das Gemisch durch einen Seiher laufen laͤßt. Der erste,
oder wie man ihn auch zu nennen pflegt, der gruͤne Thon, vertroknet in 5 oder
6 Tagen zu einem Kuchen, der dann abgenommen und bei Seite gelegt wird, um abermals
in Teig verarbeitet zu werden. Die Oberflaͤche der Basis des Zukerhutes
schrumpft mittlerweile ein, und wird concav.
Nun wird der Zuker mit einem Instrumente, welches die Kelle (trowel) genannt wird, von den Waͤnden des Models, an denen er
festklebt, losgemacht; dann auf den losen Zuker eine Schichte gepulverter
Lumpenzuker gelegt, und hierauf das Ganze fest und eben auf die Basis des Hutes
herabgedruͤkt, um dann den zweiten Thon auflegen zu koͤnnen.
Ist dieser zweite Thon troken geworden, so wird derselbe abgenommen, und jeder Hut
aus der Form genommen, was man das Untersuchen (overseeing) nennt. Sind die Huͤte rein, d.h. haben deren Spizen
ihre braune Farbe verloren, was man am besten erkennt, wenn man zwei oder drei
derselben abschlaͤgt, so schreitet der Arbeiter zum Abschaben und zur
Entfernung aller Unebenheiten und Unreinigkeiten, die sich außen an dem Hute befinden. Dieß
geschieht mit einem eisernen Instrumente, mit dessen einer Kante er auch einen
Buchstaben oder eine Zahl in die Basis des Hutes einzeichnet. Wann es noͤthig
ist, gibt man den Huͤten noch eine dritte Thonlage, oder man befeuchtet die
zweite Thonlage etwas.
Die gereinigten Huͤte laͤßt man noch einige Tage in den Modeln, damit
sie jene Festigkeit oder Haͤrte erlangen, die noͤthig ist, damit sie
fest stehen, wenn man sie aus den Formen stuͤrzt; waͤhrend dieser Zeit
stoͤßt man die Formen ein oder zwei Mal leicht gegen einen Holzblok: denn
dadurch wird das Ankleben der Huͤte an den Formen verhindert, das Entweichen
der Feuchtigkeit erleichtert, und die Oberflaͤche schoͤner.
Wenn nun endlich die Huͤte aus den Formen genommen werden sollen, so breitet
der Arbeiter grobes braunes Papier auf den Boden, und stuͤrzt dann jeden Hut
einzeln mit seiner Form auf denselben. Ist das Gemach gehoͤrig erhizt, so
verbreitet sich die Feuchtigkeit innerhalb 24 Stunden gleichmaͤßig durch den
ganzen Hut, so daß er ein gleichmaͤßiges aͤußeres Aussehen
erhaͤlt. In diesem Zustande werden die Huͤte entweder in Papier
eingehuͤllt oder nakt in die Trokenstube gebracht, nach 8 bis 10 Tagen
herausgenommen und zu Markte gebracht.
Bei der Fabrikation von Lumpenzuker pflegt man die gefaͤrbten Spizen der
Huͤte abzuschlagen, und nicht zu warten, bis dieselben rein geworden. Diese
Lumpenkoͤpfe werden in einem Haufen, in einer großen Form getroknet, und
hierauf zur Fabrikation feiner Brode geschmolzen. Der Syrup, der waͤhrend des
Troknens aus dem raffinirten Zuker entweicht, betraͤgt gewoͤhnlich,
sowohl dem Gewichte, als dem Umfange nach, mehr, als das Gewicht des
zuruͤkbleibenden Hut- oder Lumpenzukers; er ist daher ein Gegenstand
von großer Wichtigkeit, und von der gehoͤrigen Behandlung desselben
haͤngt hauptsaͤchlich das Gedeihen der Fabrik ab.
Ich bedaure, daß mir die Umstaͤnde nicht gestatteten, die Reinigung der
Huͤte mit feinem Syrup, anstatt mit Thon, allgemein bei meinem Verfahren zum
Grunde zu legen; denn erstere Operation geht nicht nur viel schneller von Statten,
sondern sie ist den Versuchen gemaͤß, die ich im Kleinen anstellte, auch
ergiebiger, als leztere. Da der Hauptzwek, den die Regierung bei diesen Versuchen im
Auge hatte, darin bestand, zu ermitteln, welche Verguͤtung eigentlich bei dem
gegenwaͤrtig gesezlich bestehenden Ruͤkzolle, der bei der Ausfuhr von
raffinirtem Zuker bezahlt wird, zu bezahlen ist, so mußte ich nothwendig nach jener
Methode verfahren, die der Ausfuhr am Besten entsprach. Ich trieb daher aus diesem
Grunde die Verkleinerung der Zukerkoͤrner in dem Kuͤhlapparate weiter, als ich sie getrieben
haben wuͤrde, wenn mein Zuker fuͤr den inlaͤndischen Markt
bestimmt gewesen waͤre, und suchte auf diese Weise die volle Anzahl von
Huͤten, welche an Weiße dem Musterhute gleichkamen, zu erzielen. Das Korn
ward jedoch nicht ganz geopfert, wie daraus erhellt, daß man in lezter Zeit auf
unserem inlaͤndischen Markte fuͤr unsere raffinirten Zuker
hoͤhere Preise erhielt, als sie von den nach dem Auslande handelnden
Maͤklern bezahlt werden.
Unsere gegenwaͤrtigen Geseze gestatten zweierlei Ruͤkzoll fuͤr
die ausgefuͤhrten Zukerhuͤte: naͤmlich 43 Schill. 2 2/5 Den.
per Centner fuͤr Huͤte von solcher
Weiße, wie sie der auf dem Mauthbureau niedergelegte Musterzukerhut hat; und 36
Schill. 9 3/5 Den. fuͤr alle gut geklaͤrten Zukerhuͤte, die
eine dunklere Farbe haben, als das erwaͤhnte Muster. Die Raffineurs pflegen
von einem sehr weißen Zuker zu sagen, „daß er einen guten Theil Farbe habe
(that it has a great deal of
colour).“
Die relative Weiße der Huͤte haͤngt nicht bloß von der Qualitaͤt
des Rohzukers, aus welchem sie erzeugt werden, noch von dem Grade der Farblosigkeit,
bis auf welchen man den Syrup durch Behandlung mit thierischer Kohle brachte, noch
von dem Siedeprocesse, sondern großen Theils auch von der Art der Granulation in dem
Kuͤhlgefaͤße ab.
Ich habe oben gesagt, daß in dieses Kuͤhlgefaͤß nach einander drei oder
mehrere Ladungen der Siedepfanne gebracht, und zur Erzielung der
Gleichfoͤrmigkeit saͤmmtlich mit einander vermengt werden, bevor die
Masse in die Formen gefuͤllt wird. Je nach der Abdampfkraft der Pfanne und
der Groͤße der Ladungen vergehen nothwendig zwei oder mehrere Stunden, bevor
das Kuͤhlgefaͤß seine ganze Fuͤllung erhaͤlt: d.h. bevor
es so weit gefuͤllt ist, daß eine ganze Reihe von Formen daraus
gefuͤllt werden kann. Wenn der concentrirte und granulirende Syrup
waͤhrend dieser Zwischenzeit nur schwach umgeruͤhrt wird, so werden
die daraus erzeugten Zukerhuͤte grobkoͤrnig und funkelnd seyn; wird
die granulirende Masse hingegen heftig mit einer Schaufel oder Spatel hin und her
geworfen, so werden die Zukerhuͤte ein feineres und wenig glaͤnzendes
Korn bekommen, dafuͤr aber bedeutend weißer seyn, vorausgesezt daß alle
uͤbrigen Umstaͤnde vollkommen gleich sind.
Die englischen Consumenten ziehen grobkoͤrniges, glaͤnzendes, compactes
oder dichtes, raffinirtes Gut vor; die Franzosen lieben mehr eine schneeweiße, wenig
glaͤnzende und minder dichte Waare; daher kann aus einem gleichen Gewichte
rohen Materiales, und wenn die Farbe in beiden Faͤllen eine und dieselbe ist,
eine groͤßere Quantitaͤt Zuker von lezterer oder von der Musterqualitaͤt, als von
ersterer Qualitaͤt erzeugt werden.
Die Weiße des Zukerkornes haͤngt von der Quantitaͤt und
Integritaͤt des von demselben zuruͤkgeworfenen Lichtes ab. Ist das
Korn groß, so wird ein großer Theil Licht aufgefangen, oder auf seinem weiteren
Durchgange durch den Reflex der Hinteren Flaͤche des Krystalles
gefaͤrbt; ist das Korn hingegen klein, so haben die Lichtstrahlen durch eine
duͤnnere Krystallschichte zu dringen, so daß sie also weniger gefaͤrbt
und weniger aufgefangen werden. Jedermann weiß, daß ein sehr braun gefaͤrbter
Kandiszuker-Krystall in kleine Stuͤke zertheilt um so heller wird, je
kleiner diese Stuͤke sind; und selbst ganz brauner Kandiszuker gibt ein
vollkommen weißes Pulver. Der Zukersieder kann daher durch einen bloßen Kunstgriff
fuͤr einen und denselben Zuker den doppelten oder den einfachen
Ruͤkzoll erlangen; d.h. er kann machen, daß 6 Cntr. in Hinsicht auf den
Ruͤkzoll beinahe 7 Cntrn. gleichkommen; oder, um noch genauer zu seyn, daß
95,4 Pfd. 112 Pfd. gleich sind.
Ein verstaͤndiger Raffineur wird daher, wenn er fuͤr das Ausland
fabricirt, immer das Korn der Weiße opfern; arbeitet er hingegen fuͤr den
eigenen heimathlichen Markt, so wird er einen Mittelweg befolgen, und seinem
Fabrikate so viel Glanz und Korn zu erhalten suchen, als sich mit einem gewissen,
auf dem Markte beliebten Grade von Faͤrbung vertraͤgt.
Ein anderes und rechtmaͤßigeres Mittel das Product an solchem Hutzuker, der
dem doppelten Muster gleichkommt, zu vermehren, liegt in der Anwendung einer
groͤßeren Quantitaͤt thierischer Kohle zum Klaͤren der
zukerhaltigen Fluͤssigkeiten. In dieser Absicht wenden die
franzoͤsischen Zukersieder volle 10 Procent thierische Kohle an,
waͤhrend die englischen selten mehr dann 3 bis 4 Procent nehmen, aus Furcht,
der Glanz des Kornes moͤchte darunter leiden. Diese Furcht ist, wenn die
thierische Kohle rein ist, so viel mir scheint, grundlos; allein leider ist dieser
kostbare Artikel im Handel haͤufig verfaͤlscht.
Die große und unausgesezte Aufmerksamkeit, die ich in den lezten 12 Monaten,
waͤhrend welcher ich mich mit der Leitung dieser Versuche
beschaͤftigte, auf das Studium der Zukersiederei verwendete, brachten mich zu
dem Schluͤsse, daß man es in den Zukersiedereien bei weitem noch nicht zu
jener Ersparniß an Handarbeit und an rohem Materiale gebracht habe, die man heut zu
Tage in anderen großen chemischen Fabrikationszweigen trifft.
Die im Rohzuker von mittlerer Qualitaͤt enthaltenen Unreinigkeiten betragen,
genauen Analysen gemaͤß, selten mehr als 1 Procent, und doch betraͤgt der
Verlust, den man in den Zukersiedereien erleidet, selten unter 4 Procent; ja, wenn
der Syrup wiederholt behandelt wird, um das Maximum an Hut- und Lumpenzuker
daraus zu gewinnen, so belaͤuft sich der Verlust selbst unter der
sorgfaͤltigsten Behandlung auf 5 bis 6 Procent. Es ist hier nicht meine
Aufgabe, meine Bemerkungen uͤber die durch die Wissenschaft gegebenen
Ersparnisse in einer Zukersiederei zu Papier zu bringen; allein meine Pflicht ist es
aufzuklaͤren, woher denn wahrscheinlich der Verlust kommt, der sich bei
einigen meiner Operationen, wenn sie nach der gewoͤhnlichen Methode, und
selbst von fleißigen und gewandten Arbeitern vollbracht wurden, im Gewichte ergab.
Obschon sowohl ich, als der Mauthbeamte, die sorgfaͤltigste Aufsicht hielten,
so war der Verlust doch in zwei Faͤllen so groß, daß ein analytischer
Chemiker sehr vermuthen mußte, es sey dabei mit unrechten Dingen zugegangen.
Die Hauptursachen des Verlustes sind folgende:
1) Die Quantitaͤt Blut, welche in der Mehrzahl der Zukersiedereien zum
Klaͤren der Zukeraufloͤsungen angewendet wird, ist so groß, daß sie
zugleich mit der Knochenkohle eine dike klebrige Masse bildet, welche, wenn sie auch
zwei Mal mit siedendem Wasser ausgewaschen, und jedes Mal durch die
Schaumsaͤke gepreßt wird, doch immer noch eine Quantitaͤt Zuker
enthaͤlt, – eine Quantitaͤt, die, wenn sie auch zu klein ist,
als daß der Zuker auf die gewoͤhnliche Weise mit Vortheil daraus gewonnen
werden koͤnnte, doch hinreicht, um im Großen ein nicht unbedeutendes Deficit
zu erzeugen. Dieses Deficit kann uͤberdieß durch die Nachlaͤssigkeit,
Ungeschiklichkeit oder durch den Betrug des an der Pfanne mir dem Abschaͤumen
beschaͤftigten Arbeiters bedeutend erhoͤht werden. Ich kenne zwei
Zukersieder in London, die gegen diesen haͤufigen Ursprung des Verlustes so
sehr auf ihrer Hut sind, daß sie den ausgewaschenen Schaum nicht eher aus den Augen
lassen, als bis derselbe die Einwirkung einer hydraulischen Presse erfahren.
Wenn ich auch die Resultate meines dritten Versuches, bei welchem der Verlust der
gewoͤhnliche war, mit jenen des sechsten Versuches vergleiche, bei welchem
sich ein außerordentlicher Verlust ergab, so bin ich doch uͤberzeugt, daß der
Schaum in beiden Faͤllen mit gleicher Sorgfalt ausgewaschen wurde; denn die
Aufsicht auf die damit beschaͤftigten Arbeiter war so streng, daß jede
Abweichung von dem vorgeschriebenen Verfahren durchaus unmoͤglich war.
2) Beim Fuͤllen der Formen geht mehr oder weniger Zuker verloren, indem der
granulirende Syrup mit einem Loͤffel aus dem Kuͤhlgefaͤße in
Beken geschoͤpft wird, in denen er eine gewisse Streke weit getragen, und dann mit der Hand
ausgeleert wird, – eine gewiß sehr ungeschikte Operation.
3) Der Hauptverlust ruͤhrt aber, wie ich glaube, von der Behandlung der Formen
her; diese bestehen naͤmlich aus Toͤpferthon, sind etwas
poroͤs, und muͤssen, bevor sie mit dem siedenden Zuker gefuͤllt
werden, durch Untertauchen in den eigens dazu bestimmten Behaͤlter mit Wasser
gesaͤttigt werden. Dieses Einweichen verhindert das Ankleben des Zukerhutes
an die innere Wand der Form, wodurch die Oberflaͤche des Hutes Schaden
leiden, und das Fabrikat auf dem Markte verlieren wuͤrde; allein das Wasser,
welches auf diese Weise jedes Mal in die Form dringt, zieht eine gewisse Menge Zuker
an, und diese wird wieder aufgeloͤst, wenn die Form das naͤchste Mal
wieder in das Wasser eingeweicht wird. Aus diesem Grunde zeigt auch das Wasser, in
welches die Formen getaucht werden, von Zeit zu Zeit ganz unzweideutige Zeichen von
Gaͤhrung.
4) Der beim Klaren der Huͤte in den Modeln abtropfende Syrup faͤllt in
irdene Toͤpfe von einer gewissen Porositaͤt, und daher muß, selbst
wenn gar nichts von der Fluͤssigkeit versprizt wuͤrde, schon dadurch
ein gewisser Verlust entstehen, wenn einige Tonnen Zuker in Tausende von Formen und
Toͤpfen vertheilt werden.
Diese Ursachen des Verlustes bestanden bei allen meinen Versuchen in vollkommen
gleichem Maaße, und daher kann ich nicht wohl begreifen, wie sich bei dem
fuͤnften, und noch mehr bei dem sechsten Versuche, wo doch das ganze
Verfahren unveraͤndert beibehalten ward, ein so großer Abgang an Bastardzuker
und Syrup ergeben konnte. Ich muß nun noch eines Umstandes erwaͤhnen, der dem
vollkommenen Gelingen aller Versuche, die ich anstellte, im Wege lag. Jede Reihe
oder jeder Einsaz von Zukerhuͤten wird, nachdem der gruͤne Syrup von
selbst abgelaufen, gewoͤhnlich mit drei Thonschichten oder drei Mal mit
feinem Syrup behandelt. Jede Thonauflage erzeugt ihre eigene Art von Syrup, die man
den Syrup vom ersten, zweiten oder dritten Thone zu nennen pflegt, und von denen
jede einzeln aufbewahrt, und um das gehoͤrige Korn und die gewuͤnschte
Farbe zu erzielen, mit mehr oder weniger geklaͤrtem Syrup versotten werden
muß. Bei dem Maßstabe, in welchem ich meine Versuche anstellen mußte, konnte ich
jedoch, ausgenommen ich haͤtte so lange gewartet, daß ich Gefahr gelaufen
waͤre, die Masse moͤchte sich zersezen, nie eine solche
Quantitaͤt gleicher Syrupe zusammenbringen, als zu einem Sude nothwendig war;
es ist naͤmlich hiebei auch zu bemerken, daß das Product um so besser ist, je
schneller der abgetropfte Syrup verarbeitet wird.
Die Zukersiederei, welche ich zu meinen Versuchen gemiethet hatte, war nie vollkommen
zu diesem Zweke eingerichtet, und zum Theil abgebrochen. Es war kein Magazin
fuͤr den raffinirten Zuker vorhanden; die hoͤlzernen Sparren der
Trokenstube mußten durch andere ersezt werden; die Filter, die Pumpen und die
verschiedenen Gefaͤße mußten hergeschafft, der Wasserbehaͤlter, in den
die Formen eingetaucht werden, in den Boden eingesenkt, der Kamin ausgebessert, die
Wohnung der Arbeiter hergestellt werden. Alle diese Arbeiten, so wie der Bau der
Sicherheitssiedepfanne erfordern viele Zeit. Leztere, von deren Guͤte das
Gelingen der Versuche großen Theils abhing, wurde von einem Kupferschmiede nach
meinen Angaben gebaut; allein leider nicht unter meiner unmittelbaren Leitung, so
daß sie meinen Absichten nicht vollkommen entsprach; da die Zeit jedoch
draͤngte, so mußte ich mich ihrer bedienen, so wie ich sie fand.
Nachdem auf den Auftrag des sehr ehrenwerthen Handelscollegiums durch die HH. Kemble 15 Tonnen Brasilienzuker zu 19 Schill. 6 Den. per Centner zu diesen Versuchen angekauft worden, begann
ich am 20. Jan. 1832 meine Operationen damit, daß ich 33 Centner 1 Quarter und 10
Pfd. Zuker in dem oben angegebenen Verhaͤltnisse mit Wasser, Blut und
Knochenkohle schmolz und klaͤrte. Der Zuker schien von sehr
mittelmaͤßiger (indifferent) Qualitaͤt;
sein Preis stand um 3 Schill, per Centner unter dem
Preise des englischen Colonialzukers, indem der Markt nicht sehr reich mit
Brasilienzuker versehen war. In einigen Kisten gab er einen unangenehmen sauren
Geruch von sich; in beinahe allen zeigte er ein kleines weiches Korn. Mehrere
verstaͤndige Zukersieder, die ich zu Rath zog, versicherten mich, daß sie
ihre Fabriken beinahe zu Grunde gerichtet haͤtten, als sie Brasilienzuker
allein und von besserer Qualitaͤt zu raffiniren suchten; die
Quantitaͤt unkrystallisirbaren Syrupes oder sogenannten Schweres
haͤufte sich naͤmlich im Laufe einer Siedezeit in so großer Menge an,
daß ihre Operationen dadurch ganz in Unordnung geriethen, und sie einen bedeutenden
Geldverlust erlitten. Ich ging daher mit nicht geringer Sorge an den dem Anscheine
nach so wenig versprechenden Versuch aus dieser Partie Brasilienzuker das Maximum an
Musterhuͤten und Bastardzuker zu erzielen; und zwar um so mehr, als ich
selbst von jenen Zukersiedern, die sonst zu meinen persoͤnlichen Freunden
gehoͤrten, keinen Beistand zu erwarten hatte, weil sie meine Einmischung in
ihr Gewerbe in diesem Falle fuͤr inquisitorisch und zudringlich hielten.
Meine Besorgniß wurde sogar noch durch folgende zwei Umstaͤnde
erhoͤht: 1) Kam der Siedemeister, den ich zur Leitung der Details meiner
Arbeite gewaͤhlt
hatte, durch die Anwendung des Apparates und des Verfahrens, welches ich anzunehmen
gezwungen war, um mit den neueren Verbesserungen in der Zukersiederei, und
namentlich mit dem beruͤhmten, immer mehr und mehr in Aufnahme kommenden Howard'schen Apparate in Einklang zu arbeiten, in nicht
geringe Verlegenheit. 2) Zeigte sich bei einem Versuche, daß die Badpfanne bei einer
Temperatur von 300° F. zwar den Zuker gegen das Anbrennen schuͤzte,
daß die Eindikung des Syrupes aber nicht so rasch vorwaͤrts schritt, als man
es erwarten konnte: ein Fehler, der hauptsaͤchlich davon herruͤhrte,
daß die zwischen dem aͤußeren Gehaͤuse und dem Boden der kupfernen
Pfanne befindliche fluͤssige Masse zu tief war. Diesem Uebelstande wurde
alsbald dadurch abgeholfen, daß die kupferne Pfanne tiefer in das Gehaͤuse
eingesenkt, und ihr Boden so gefaltet wurde, daß er dem Syrup einen doppelt so
großen, erhizten Flaͤchenraum darbot. Auf diese Weise konnte ich
naͤmlich die Abdampfkraft der Pfanne auf jeden beliebigen Grad
erhoͤhen, ohne daß ich die Intensitaͤt der Waͤrme des Bades so
weit zu erhoͤhen brauchte, daß sie dem Zukerstoffe haͤtte nachtheilig
werden koͤnnen. Ich muß jedoch anerkennen, daß der Nachtheil, der sich aus
dem langsamen Verdunsten und aus den ungluͤklichen Proben waͤhrend der
zwei oder drei ersten Wochen meiner Operationen ergab, auf die ganze erste Reihe der
Versuche eine nachtheilige Wirkung aͤußerte. Die durch das Gefuͤhl
bestimmten Proben wurden einige Mal zu niedrig genommen, d.h. der Syrup, den man bei
der Maͤßigkeit der Temperatur fuͤr hinreichend eingedikt hielt, war in
der Wirklichkeit zu duͤnn; und da er in Ermangelung eines mit Dampf geheizten
Apparates zuweilen auch zu kalt in die Formen gefuͤllt wurde, so waren die
auf diese Weise erzeugten Huͤte nicht bloß sehr poroͤs, sondern sie
zerfielen sogar beim Herausnehmen aus den Formen einige Mal zu Pulver, so daß sie
neuerdings mit Syrup und Tranfe behandelt werden mußten. Folgende Tabelle gibt einen
allgemeinen Ueberblik der Resultate des ersten Versuches.
Tabelle I.
Resultate des Versuches mit gekalktem Brasilienzuker, den Centner
zu 19 Schill. 6 Den.
Cntr.
Quart.
Pfd.
Zoll Pfd. Sch.
D.
Geschmolzener u. versottener Zuker
152
1
15
zu 24 Sch. 182 16 9
Totalertrag an Huͤten,
Bastardzukerund Syrup
142
1
16
––––––––––––
Verlust
9
3
25
Verlust per Cntr. 7,33
Pfd.
Der Zuker war sehr unrein (foul). Ein Theil des großen
Verlustes ruͤhrte offenbar davon her, daß die neuen Formen und Toͤpfe
eine große Menge
Zukerstoff einsaugten; man kann sehr wohl annehmen, daß ein Centner auf diese Weise
verloren ging. Der erste Versuch in einer neuen Zukersiederei kann aus diesem Grunde
allein nie so ergiebig seyn, als die spaͤteren.
Cntr.
Quart.
Pfd.
Ruͤkzoll.
Pfd.
Sch.
D.
Ertrag an doppelten Huͤten
19
3
1
zu 54 Sch. per Cntr.
53
7
0
– einfachen Huͤten
68
2
24
zu 46 – –
158
0
9
– Bastardzuker
23
1
25
zu 30 – –
35
4
2
– Syrup
30
1
22
–––––––––––––
––––––––––––
246
11
11
142
1
16
Abzug 1/3 –
49
6
4 3/4
–––––––––––––
Wirklicher Ruͤkzoll
197
5
6 1/4
Bezahlter Zoll
182
16
9
–––––––––––––
Verlust an Einkommen
14
8
9 1/4
19 Cntr. 3 Quart. 1 Pfd. doppelte Huͤte sind gleich 23
Cntr. 0 Quart. 24 Pfd. einfachen Huͤten.
Hiezu die oben ausgewogenen
68 –
2 –
24 –
––––––––––––––––––
Gibt Totalertrag an einfachen
Huͤten
91 Cntr.
3 Quart
20 Pfd.
Cntr.
Quart.
Pfd. Cntr.
Quart.
Pfd. Pfd. Pfd.
152
1
13 : 91
3
20 = 112 : 67,57 = Ertrag an einfachen Huͤten
per Cntr.
152
1
13 : 23
1
25 = 112 : 17,25 = Ertrag an Bastardzuker per Cntr.
115
1
13 : 30
1
22 = 112 : 22,40 = Ertrag an Melasse per Cntr.
Wegen der mittelmaͤßigen (indifferent)
Qualitaͤt des Zukers und einiger anderer bei diesem Versuche vorgekommener
Umstaͤnde glaube ich nicht, daß man aus diesen Resultaten auf den
Durchschnittsertrag des gekalkten Brasilienzukers schließen koͤnne. Ein
Eingangszoll von 26 Schill, per Centner wuͤrde uͤbrigens dem oben
berechneten Ruͤkzolle entsprechen.
Zweite Reihe von Versuchen.
Die Ursachen, welche einiger Maßen auf die Genauigkeit der ersten Reihe von Versuchen
nachtheilig einwirkten, hatten auf die zweite einen nur geringen Einfluß, indem
dieselbe mit einem Gemenge aus gleichen Theilen Brasilienzuker und englischem
Colonialzuker angestellt wurden. Die Beimengung von krystallinischem, obgleich sehr
braun gefaͤrbtem Jamaicazuker, gab dem Producte mehr Korn; der Siedemeister
hatte beim Nehmen der Proben schon mehr Uebung erlangt, und der Apparat selbst war
in vielen Dingen verbessert. Ich begann diese Versuche am 2. April, indem ich ein
Gemeng aus 16 Cntr. 1 Quart. 19 Pfd. Brasilien- und aus 16 Cntr. 2 Quart. 27
Pfd. Jamaicazuker schmolz. Der Zuker wurde bei der Klaͤrung auf gleiche Weise
wie der vorhergehende mit Ochsenblut und Knochenkohle behandelt, und der Syrup eben so mit
Huͤlfe eines aus salzsaurem Kalke bestehenden Bades eingedikt. Die
Gesammtquantitaͤt des geschmolzenen und versottenen Zukers betrug 99 Cntr. 0
Quart. 24 Pfd. Brasilienzuker und 99 Cntr. 2 Quart. 19 Pfd. englischen
Colonialzuker, in Summa also 198 Cntr. 3 Quart. 15 Pfd. Der Verlust war hier nicht
so groß, indem die Formen groͤßten Theils schon mit Zuker gesaͤttigt
waren, und nur einige wenige neue in Anwendung kamen.
Tabelle II.
Resultate der Versuche mit einer Quantitaͤt gekalktem
Brasilienzuker zu 19 Schill. 6 Den. per Centner und mit
Jamaicazuker zu 22 Schill. 6 Den. per Cntr.
Cntr.
Quart.
Pfd.
Zoll. Pfd. Sch. D.
Geschmolzener u. versottener Zuker
198
3
15
zu 24 Sch. 238 13 2
Gesammtertrag an
Huͤten,Bastardzuker und Syrup
187
1
9
–––––––––––––
Verlust
11
2
6
Verlust per Cntr. 6,5
Pfd.
Cntr.
Quart.
Pfd.
Ruͤkzoll.
Pfd.
Sch.
D.
Ertrag an doppelten Huͤten
47
3
25
zu 54 Sch. per Cntr.
129
5
6 1/2
– Einfachen Huͤten
72
1
2
zu 46 – –
166
4
6
– Bastardzuker
29
0
17
zu 30 – –
43
14
6
– Syrup
37
3
21
–––––––––––––
––––––––––––
339
4
5 1/2
Gesammtertrag
187
1
9
Abzug 1/5 –
67
16
10 1/2
–––––––––––––
Wirklicher Ruͤkzoll
271
7
7
Bezahlter Zoll
238
13
2
–––––––––––––
Verlust an Einkommen
32
14
5
Ein Einfuhrzoll von 27 Schill. 3 1/2 Den. wuͤrde also dem Ruͤkzolle an
Werth gleichkommen.
47 Cntr. 3 Quart. 25 Pfd. doppelte Huͤte sind gleich 56
Cntr. 1 Quart. 7,4 Pfd. einfachen Huͤten.
Hiezu die oben angegebenen einfachen
Huͤte mit
72 –
1 –
2 –
––––––––––––––––––––––
Gibt Totalertrag an einfachen
Huͤten
128 Cntr.
2 Quart.
9,4 Pfd.
Cntr.
Quart.
Pfd. Cntr.
Quart.
Pfd. Pfd. Pfd.
198
3
15 : 128
2
9 1/2 = 112 : 72,464 = Ertrag an einfachen
Huͤten per Cntr.
198
3
15 : 29
–
17 = 112
: 14,700 = Ertrag an Bastardzuker per
Cntr.
198
3
15 : 37
3
21 = 112 : 19,00 =
Betrag der Melasse per Cntr.
Dritte Reihe von Versuchen.
Diese Reihe von Versuchen wurde mit dem ruͤkstaͤndigen Theile jener
Partie Jamaicazuker angestellt, womit der Brasilienzuker der zweiten Reihe vermengt
worden war. Die Gesammtquantitaͤt betrug 199 Cntr. 0 Quart. 14 Pfd., und die
Operation begann am 13. Jun. mit 35 Cntr. 1 Quart. 11 Pfd. Der Zuker war im
Allgemeinen sehr dunkel gefaͤrbt, mit Melasse uͤberfuͤllt, und
wuͤrde mehr dann 5 Procent Knochenkohle gebraucht haben, um den
groͤßten Ertrag zu geben; zum Behufe der Vergleichung wurde die Kohle jedoch
auf diese Quantitaͤt beschrankt. Der Versuch verlief vollkommen
regelmaͤßig; sowohl er als die folgenden wurden von dem neuen Siedemeister
beaufsichtigt, den ich eingetretener Umstaͤnde halber schnell zu dingen
gezwungen war; dieser Mann hatte in vielen Dingen mehr Erfahrung als sein
Vorgaͤnger, allein er war in seinen Verhaͤltnissen weniger
unabhaͤngig.
Der Zuker von so brauner Farbe, wie ich ihn hier zu behandeln hatte, wird
gewoͤhnlich einem vorlaͤufigen Reinigungsprocesse unterworfen, bevor
man ihn in die Schmelzpfanne bringt; und diese Operation wird auf die eine oder die
andere der drei folgenden Methoden vollbracht.
1) Man macht den Zuker mit heißem Wasser zu einem Teige oder Breie an, und gibt
diesen in Formen, in denen man ihn abkuͤhlen und troknen laͤßt; er
verliert auf diese Weise Vieles von seiner melassenartigen Farbe und seinem
Gaͤhrungsstoffe oder Fermente.
2) Man gibt ihn in flache eiserne Behaͤlter mit falschem Boden aus
Drahtgitter, besprengt ihn mit Wasser, und sezt ihn in befeuchtetem Zustande einem
starken atmosphaͤrischen Druke aus, indem man mit einer Luftpumpe einen
luftleeren Raum unter ihm erzeugt.
3) Man sezt den Zuker, nachdem man ihn vorher befeuchtet und in hoͤlzerne
Gefaͤße gebracht, der Einwirkung einer starken hydraulischen Presse, die
einen Druk von 500 bis 600 Tonnen ausuͤbt, aus.
Wenn auf eine dieser Weisen das melassenartige Ferment, welches in dem
empyreumatischen braunen Zuker in so großer Menge enthalten und so wirksam ist,
entfernt worden, so laͤuft der Zukersieder beim Versieden des gereinigten
Theiles weit weniger Gefahr Schmier (Smear) zu erzeugen.
Da mir weder ein hydraulischer, noch ein pneumatischer Apparat zu Gebot stand, und
da ich auch die erste muͤhsame Methode nicht befolgen konnte, so war ich
gezwungen, den Zuker gleich unmittelbar in die Klaͤrungspfanne zu bringen, so
daß ich also hier unter etwas unguͤnstigen Umstaͤnden arbeitete. Das
ganze Verfahren war uͤbrigens tadellos, und die Eindik- oder
Abdampfpfanne leistete, was man von ihr verlangte. Die geringe Quantitaͤt des
Verlustes, der weniger dann 5 an 112 Pfunden des rohen Materiales betrug, ist ein
Beweis der Sorgfalt, wie welcher bei saͤmmtlichen Operationen verfahren
wurde.
Tabelle III.
Resultate der Versuche mit englischem Colonialzuker, den Centner
zu 22 Schill. 6 Den.
Cntr.
Quart.
Pfd.
Zoll. Pfd. Schill.
Geschmolzener u. versottener Zuker
199
–
14
zu 24 Sch. 238 19
Gesammtertrag an Hutzuker,Bastardzuker
und Syrup
190
1
2
–––––––––––––
Verlust
8
3
2
Verlust per Cntr. 4,928
Pfd.
Cntr.
Quart.
Pfd.
Ruͤkzoll.
Pfd.
Sch.
D.
Ertrag an doppelten Huͤten
13
2
6
zu 54 Sch. per Cntr.
36
11
10 3/4
– einfachen Huͤten
96
3
10
zu 46 –
222
14
7 1/4
– Bastardzuker
38
2
12
zu 30 –
57
18
2
– Syrup
41
1
12
–––––––––––––
––––––––––––
317
4
8 1/2
Gesammtertrag
190
1
12
Abzug 1/5
63
8
10 1/4
–––––––––––––
Gesammtruͤkzoll
253
15
6 1/4
Bezahlter Zoll
238
19
0
Verlust an Einnahme per Cntr. 1 Sch. 5 3/4 Den.
Gesammtverlust an Einnahme 14 Pfd. 16 Sch. 6 1/4 Den.
––––––––––
Cntr. Quart. Pfd.
Cntr.
Quart.
Pfd.
13 2 6 doppelte
Huͤte sind gleich
15
3
17 einfacher Huͤte.
Hiezu die oben angegebenen einfachen
Huͤte mit
96
3
40
––––––––––––––
Gibt Gesammtertrag an einfachen
Huͤten
112
2
27
Cntr.
Quart.
Pfd. Cntr.
Quart.
Pfd. Pfd. Pfd.
199
–
14 : 112
2
27 = 112 : 63,41 = Ertrag an einfachen Huͤten
per Cntr.
199
–
14 : 38
2
12 = 112 : 21,70 = Ertrag an Bastardzuker per Cntr.
199
–
14 : 41
1
12 = 112 : 23,26 = Ertrag an Melasse per Cntr.
Vierte Reihe von Versuchen.
Die vierte Reihe von Versuchen wurde mit gekalktem Brasilienzuker unternommen,
welcher 28 Schill. per Cntr. galt, was damals der
Mittelpreis des englischen Colonialzukers war. Es wurde genau dasselbe Verfahren
befolgt, wie bei den mit dem Jamaicazuker angestellten Versuchen; 2 1/2 Proc.
thierische Kohle wurden wegen der Weiße, die der gekalkte Zuker hatte, fuͤr
hinreichend erachtet. Es ereignete sich bei allen Operationen nicht der geringste
Unfall; folgendes sind die Resultate:
Tabelle IV.
Cntr.
Quart.
Pfd.
Gewicht des geschmolzenen und versottenen
Zukers
305
1
5
Zum Behufe des fuͤnften Versuches in
Syrup u. Stuͤke verwandelt
1
–
–
–––––––––––––
Gewicht des Zukers, der beim vierten
Versuche behandelt worden
304
1
5
Totalertrag an Hutzuker, Lumpen- und
Bastardzuker u. Syrup
294
–
15
–––––––––––––
Verlust
10
–
18
so daß also auf den Centner 3,74 Pfd. oder 3 1/3 Procent
Verlust kommen.
Cntr.
Quart.
Pfd.
Ruͤkzoll.
Pfd.
Sch.
D.
Ertrag an doppelten Huͤten
141
1
24
zu 54 Sch. per Cntr.
381
18
6 3/4
– einfachen –
79
2
24
zu 46 – –
183
6
10
– Bastardzuker
29
3
27
zu 30 – –
45
–
–
– Syrup
42
3
24
–––––––––––––––
––––––––––––––
610
5
4 3/4
Gesammtertrag
294
–
15
Abzug 15
122
1
0 3/4
–––––––––––––––
Gesammtruͤkzoll
488
4
4
Zoll von 304 Cntr. 1 Quart. 5 Pfd.
Brasilienzukerzu 26 Sch. per Cntr.
395
11
8
–––––––––––––––
Verlust an Einnahme bei diesem
Zolle
92
12
8
Cntr.
Quart.
Pfd.
141
1
24
doppelte Zukerhuͤte sind gleich 166,066
einfachen Zukerhuͤten.
Hiezu obige einfache Zukerhuͤte
mit
79,714
–––––––
Gesammtertrag an einfachen
Huͤten
245,780
= 245 Cntr. 3 Quart. 4 Pf.
Hieraus ergibt sich folgendes Verhaͤltniß:
Cntr.
Quart.
Pfd. Cntr.
Quart.
Pfd. Pfd. Pfd.
304
1
5 : 245
3
4 = 112 : 90,46 per Cntr. in einfachen Huͤten.
304
1
5 : 29
3
27 = 112 : 11,06 per Cntr.
in Bastardzuker.
304
1
5 : 42
3
24 = 112 : 15,80 per Cntr.
in Syrup.
Oder mit anderen Worten, 112 Pfd. geben:
Pfd.
Doppelte Zukerhuͤte
52,07
Einfache
29,33
Bastardzuker
11,06
Syrup
15,80
Verlust
3,74
–––––––
112,000
Ein Einfuhrzoll von 32 Schill. 1 Den. per Cntr.
wuͤrde obigem Ruͤkzolle gleichkommen.
Anhang. Da 3 Pfd. Bastardzuker beinahe 2 Pfd. einfachem
Hutzuker gleich sind, so wuͤrde sich der ganze Ertrag in einfachem Hutzuker
berechnet auf 97,46 Pfd. belaufen.
Fuͤnfte Reihe von Versuchen.
Diese Reihe von Versuchen wurde mit Jamaicazuker, der im Durchschnitte 52 Schill. per Cntr. galt, angestellt; er kam jedoch zu einer
ungluͤklichen Krisis zu Markt, indem die lezten Partien davon zu 50 Schill. 6
Den. hingegeben werden mußten. Der Zuker kam der Qualitaͤt nach dem beim
dritten Versuche beschriebenen gleich. Die Apparate und die Behandlung waren
dieselben; nur mußte ich 28 Cntr. sogenannter Foots, welche gar zu schlecht waren,
vorher nach der ersten der drei oben beschriebenen Reinigungsmethoden behandeln. Es
geschah bei saͤmmtlichen Operationen kein Mißgriff, und da der Zuker, mit
Ausschluß der Foots, jenem der beim dritten Versuche behandelt wurde, vollkommen
aͤhnlich war, so lassen sich hienach die beiden Producte durch Vergleichung
verificiren.
Am 13. Jun. 1832 wurden 35 Cntr. 1 Quart. 11 Pfd. Zuker in 152 Hamburger Huͤte
versotten, die auf der Waage 13 Centner 2 Quart. 6 Pfd. wogen. Am 28. December 1832
wurden 33 Cntr. 0 Quart. 12 Pfd. des fuͤnften Zukers in 134 Hamburger
Huͤte versotten, welche 12 Cntr. 0 Quart. 27 Pfd. wogen. Da jedoch leztere im
Vergleiche mit ersteren nach der Regel de Tri 12 Cntr. 2 Quart. 17 Pfd. gewogen
haben sollten, so ergab sich hier ein Verlust von 46 Pfd. raffinirtem Zuker, der
einem Verlust von 120 Pfd. Rohzuker entspricht. Am 15. Jun. wurden 28 Cntr. 3 Quart.
17 Pfd. vom dritten Zuker mit der Schaumfluͤssigkeit des Sudes vom 13. Jun.
versotten, und daraus 12 Cntr. 1 Quart. Hutzuker gewonnen. Am 4. Jan. 1833 wurden 33
Cntr. 2 Quart. 8 Pfd. vom fuͤnften Zuker mit der Schaumfluͤssigkeit
des Sudes vom 28. December versotten, und daraus 12 Cntr. 2 Quart. 3 Pfd. Hutzuker
gewonnen, waͤhrend sich der Berechnung gemaͤß ein Ertrag von 14 Cntr.
0 Quart 27 Pfd. hatte ergeben sollen, so daß also hier ein Verlust von nicht weniger
dann 1 Cntr. 2 Quart. 24 Pfd. Statt fand.12 Cntr. 2 Quart. 3 Pfd. Hutzuker entsprechen in der Wirklichkeit, und dem
Verhaͤltnisse gemaͤß, welches sich bei dem dritten Zuker
ergab, 29 Cntr. 3 Quart. 5 Pfd. Rohzuker und nicht 33 Cntr. 2 Quart. 8 Pfd.;
der Unterschied betraͤgt mithin 4 Cntr. A. d. O. Am 27. Junius 1832 wurden 22 Cntr. 2 Quart. 6 Pfd. Zuker vom dritten
Versuche mit 29 Toͤpfen preußischem und gruͤnem Syrup von kleinen
Lumpen (smoll lump green syrup) versotten; der Ertrag
war 15 Cntr. 3 Quart. Lumpenzuker. Am 11. Jan. 1833 wurden 24 Cntr. 3 Quart. 8 Pfd.
vom fuͤnften Zuker mit 28 Toͤpfen gruͤnem Syrup von einfachem
Hutzuker (single loaf green syrup) versotten, und der
Ertrag war nur 14 Cntr. 2 Quart. 9 Pfd. Schaͤzt man nun den Topf Syrup, der
bei ersterem dieser beiden lezten Sude mehr in Anwendung kam, auf 64 Pfd., so bleibt
fuͤr lezteren Sud doch noch ein Ueberschuß von 1 Cntr. 3 Quart. 22 Pfd.
Zuker, der nothwendig auch einen entsprechenden Mehrertrag haͤtte geben
sollen. Diesem gemaͤß, und da 100 Rohzuker 38 raffinirten Zuker geben, so
muͤßte sich hier ein Ertrag von 16 Cntr. 2 Quart, ergeben haben,
waͤhrend sich doch nur ein Ertrag von 14 Cntr. 2 Quart. 9 Pfd. ergab, so daß
also hier ein Verlust von beinahe 2 Cntrn. Statt fand. Es ist uͤberdieß zu
bemerken, daß alle diese Sude von einer und derselben Person, dem Dietrich Schloͤsselmann gemacht wurden; und zwar die
ersteren 14 Tage nach dem Tode seines Vorgaͤngers, wo er mit der Einrichtung
und den Arbeiten in der Zukersiederei noch weniger vertraut war; leztere hingegen
spaͤter, wo er schon in allen Dingen Uebung erreicht hatte. Wenn ein solcher Verlust schon
an einem einzigen Sude des fuͤnften Versuches vorkommen konnte, so
laͤßt sich leicht abnehmen, wie groß der Totalverlust seyn mußte. In der That
betrug der Totalverlust beim dritten Versuche bloß 8 Cntr. 3 Quart. 2 Pfd. auf 199
Cntr. 0 Quart. 14 Pfd. Rohzuker; und nach diesem Verhaͤltnisse muͤßte
der Verlust bei dem fuͤnften Versuche nur 13 Cntr. 2 Quart. 22 Pfd. betragen
haben, waͤhrend er sich um 8 Cntr. hoͤher, naͤmlich auf 21
Cntr. 2 Quart. 8 Pfd. belief. Wenn man hievon auch 1 Cntr. als Verlust beim
vorlaͤufigen Reinigungsprocesse, der beim fuͤnften, nicht aber beim
dritten Versuche vorgenommen wurde, abzieht, so bleibt doch noch ein
unerklaͤrter Verlust von 7 Cntr. Zuker.
Ein solcher außerordentlicher Verlust kann unmoͤglich auf Rechnung des
Schaumes geschrieben werden, da derselbe jedes Mal regelmaͤßig ausgewaschen
und ausgepreßt wurde, bevor man ihn beseitigte; auch ist es nicht wahrscheinlich,
daß ein Diebstahl geschehen sey, indem der Zollbeamte jedes Mal den Rohzuker in der
Schmelzpfanne mit Ochsenblut und Wasser vermengen sah, und Abends vor dem
Nachhausegehen die Thuͤren der oberen Gemaͤcher immer
sorgfaͤltig verschloß. Das Laboratorium oder das Fuͤllhaus, in welchem
sich der Kessel mit dem Blute und dem Zuker befand, unter den wie gewoͤhnlich
schon sehr fruͤh Morgens Feuer angemacht wurde, konnte leider nicht unter den
Schluͤssel des Zollbeamten gestellt werden, weil fruͤh und
spaͤt bei der in der Eke des Fuͤllhauses befindlichen Trokenstube
nachgesehen und gefeuert werden mußte. Sollte es daher die boͤswillige
Absicht des einen oder des anderen Arbeiters gewesen seyn, etwas von dem in der
Pfanne befindlichen Zuker zu zerstoͤren oder zu beseitigen, so waͤre
hiezu Gelegenheit genug gewesen.
Es ist sowohl unter den englischen, als unter den auswaͤrtigen Zukersiedern
allgemein angenommen, daß der raffinirte Zuker sowohl der Farbe, als dem Korne nach
um so besser wird, je rascher das Sieden (skipping) von
Statten geht. Vor dem Beginnen des fuͤnften Versuches war die Siedekraft der
Pfanne mit gefaltetem Boden wesentlich verbessert worden, wie dieß aus der
Qualitaͤt der Producte des fuͤnften und sechsten Versuches am besten
hervorgeht. Denn waͤhrend aus dem unverbrauchten und beinahe gleichen Zuker
des dritten Versuches nur 7 Procent Hutzuker vom doppelten Muster gewonnen werden
konnten, wurden aus der ganzen Quantitaͤt des Zukers des fuͤnften
Versuches 25 Proc. erzielt, und davon nur 3 1/2 Proc. aus dem vorlaͤufig
gereinigten Zuker. Dieß beweist, daß der Verlust nicht durch einen Fehler im
Versieden bedingt seyn kann; eben so wenig konnte er dadurch entstehen, daß die
Pfanne allenfalls etwas Zuker entweichen ließ: denn haͤtte die Pfanne auch
durch irgend eine
Gewaltthaͤtigkeit ein Loch bekommen, so haͤtte der Syrup doch nicht
durch dasselbe entweichen koͤnnen, indem die Fluͤssigkeit, aus der das
die Pfanne umgebende Bad bestand, bedeutend dichter war, als der Syrup. Ich
vermuthete eine andere Ursache des Verlustes, und ließ daher den großen, unter den
Filtern befindlichen Syrupbehaͤlter von dem Zollaufseher und dem Siedemeister
bis zu einer bestimmten Hoͤhe mit Wasser fuͤllen, um zu sehen, ob
nicht allenfalls dieser etwas durchlasse; allein auch dieser Behaͤlter zeigte
sich bei mehrtaͤgigem Versuche als vollkommen dicht und undurchdringlich.
Wenn man allenfalls behaupten wollte, daß der große Verlust, der sich bei diesem
Versuche ereignete, von dem oͤfteren Umarbeiten (turning over) des Syrupes herruͤhre, so antworte ich erstens, daß
dieß den großen Verlust bei den einzelnen Suͤden oder Tagwerken doch
keineswegs erklaͤre; und zweitens, daß bei dem vierten Versuche der Syrup
noch oͤfter umgearbeitet oder umgegossen wurde, und daß dessen ungeachtet der
Verlust bei dem vierten nur 3 1/2, bei dem fuͤnften hingegen 7 Proc. betrug.
Es wurden zu jedem dieser Versuche beilaͤufig 15 Tonnen Zuker genommen, und
doch war der Verlust beim fuͤnften Versuche um nicht weniger als 11 Cntr.
groͤßer, als jener beim vierten. Dieser Unterschied, der sich zwischen den
Resultaten zweier auf einander folgender Operationen von vollkommen gleicher Art
ergab, kann nicht ganz einer Verschiedenheit in den Zukern zugeschrieben werden;
denn vergleicht man das Product der ersten Tagarbeit des vierten, mit Brasilienzuker
angestellten Versuches mit dem Producte der ersten Tagarbeit des fuͤnften
Versuches, so wird man beide so ziemlich gleich finden. Es ergibt sich hienach
folgendes Verhaͤltniß:
(5)
(4)
(4)
(4)
33.
0. 12 : 12.
0. 27 = 32.
0. 8 : 11.
3. 19.
Statt dieser 11. 3. 19 wurden aber bei dem vierten Versuche in
der That 12. 2. 8 erzielt, folglich um 2 Quart. 27 Pfd. oder 83 Pfd. mehr. Zieht man
hievon 46 Pfd., um welche die erste Tagarbeit des fuͤnften Versuches geringer
ausfiel, ab, so betraͤgt der Unterschied an einer Tagarbeit Jamaicazuker im
Vergleiche mit einer Tagarbeit gekalkten Brasilienzukers nur 37 Pfd. Beim Versieden
des Syrupes der Brasilienzukerhuͤte wird der Vorzug desselben in Hinsicht auf
die Qualitaͤt der Huͤte noch anschaulicher werden; unsere Aufgabe
beschraͤnkt sich jedoch hier nur auf die Herstellung des Ertrages nach dem
Gewichte; wir haben leztere Aufgabe genau erfuͤllt, und lassen den großen
Verlust, der sich beim fuͤnften Versuche im Vergleiche mit dem dritten und
vierten ergab, einstweilen unerklaͤrt. Die zweite Tagarbeit des vierten
Versuches kann nicht wohl
zur Vergleichung benuzt werden, weil die Huͤte hier mit
Zukeraufloͤsung und nicht mit Thon behandelt wurden.
Ich bemerke hier nur noch die große Gleichfoͤrmigkeit der Temperatur, mit
welcher Schloͤsselmann seine Syrupe versott. Ich
stand beinahe bei jeder Gelegenheit uͤber der Siedepfanne, und maaß mit einem
Thermometer die Temperatur, auf welche die Fluͤssigkeit gestiegen war, wenn
Schloͤsselmann den Syrup durch die Probe mit
dem Daumen und dem Zeigefinger fuͤr gehoͤrig versotten
erklaͤrte. Die Temperatur wechselte hiebei selten um einen halben Grad, und
betrug fuͤr frische Fluͤssigkeiten 39 bis 40°; fuͤr
schlechtere Syrupe hingegen 43 bis 44°. Von dieser Genauigkeit der Temperatur
haͤngt die Qualitaͤt des raffinirten Zukers ab; bei zu geringer
Temperatur bleiben die Huͤte schwammig; bei zu hoher werden sie zu compact,
als daß sie sich gehoͤrig entfaͤrben ließen. Wenn 3 oder 4 solche Sude
hinter einander gemacht und gut in dem Kuͤhlgefaͤße vermengt werden,
so erhaͤlt man ein Fabrikat von außerordentlicher Gleichheit. Einer der
Hauptvorzuͤge meiner Badepfanne besteht auch darin, daß die Temperatur des
Syrupes in derselben vollkommen regelmaͤßig steigt, und bis auf Bruchtheile
eines Grades beobachtet werden kann, waͤhrend an den gewoͤhnlichen
Pfannen, die uͤber ein naktes Feuer gesezt werden, die Temperatur sprungweise
steigt, und zwar besonders in der Naͤhe des Versiedungspunktes.
Tabelle V.
Cntr.
Quart.
Pfd.
Gewicht des geschmolzenen und raffinirten
Zukers
311
3
9
Gesammtertrag an Hut-,
Lumpen-, Bastardzuker und Syrup
290
1
1
–––––––––––––
Verlust (7 3/4 Procent)
21
2
8
Cntr.
Quart.
Pfd.
Pfd.
Sch.
D.
Ertrag an doppelten Huͤten
78
1
15
Ruͤkzoll zu 54 Sch.
211
13
6
– einfachen Huͤten
124
–
23
– 46 –
285
13
8
– Bastardzuker
46
1
5
– 30 –
69
8
7
– Syrup
41
1
14
–––––––––––
566
15
9
Abzug von 1/5
113
7
2
–––––––––––
Nettoruͤkzoll
453
8
7
Zoll von 311 Cntr. 3 Quart. 9 Pfd. zu 24 Sch. per Cntr.
374
3
11
–––––––––––
Scheinbarer Verlust an Einnahme von 15 1/2 Tonne Zuker
89
4
8
–––––––––––
Zoll zu 29 Sch. per Cntr.
453
8
7
78 Cntr. 1 Quart. 15 Pfd. doppelte
Huͤte =
92 Cntr.
1 Pfd. einfachen Huͤten.
Hiezu obige einfache Huͤte
mit
124 –
23 –
Gibt Totalertrag an einfachen
Huͤten
216 –
24 –
Hieraus ergibt sich folgendes Verhaͤltnis:
Cntr.
Quart.
Pfd. Cntr.
Quart.
Pfd. Pfd. Pfd.
per Cntr. Rohzuker.
311
3
9 : 216
–
24 = 112 : 77,66
an einfachem Hutzuker.
311
3
9 : 46
1
5 = 112 : 16,65
an Bastardzuker.
311
3
9 : 41
1
14 = 112 : 14,84
an Syrup.
Oder 112 Pfd. geben:
Pfd.
Doppelten Hutzuker
28,16
Einfachen Hutzuker
44,74
Bastardzuker
16,66
Syrup
14,84
Verlust
7,61
––––––
112,00
(Beschluß im naͤchsten
Hefte.)