Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. XII., S. 73 |
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XII.
Miszellen.
Miszellen.
Preisaufgabe der Société
des sciences physiques, chimiques et arts agricoles et industriels de
France fuͤr das Jahr 1835.
Die unter obigem Titel zu Paris bestehende Gesellschaft hat fuͤr das J. 1835
folgende Preisfrage ausgeschrieben: „Man bestimme durch zahlreiche und
bewaͤhrte Thatsachen, welchen Einfluß die imponderablen
Fluͤssigkeiten (der Waͤrmestoff, das Licht und die
Elektricitaͤt) auf den menschlichen Koͤrper ausuͤben, und
worin sowohl ihr Einfluß, als jener der atmosphaͤrischen Luft, in Bezug
auf die Erzeugung einiger Krankheiten, wie z.B. der Pest, des gelben Fiebers,
der Cholera etc. bestehe.“ Der Preis ist eine goldene Medaille im
Werthe von 500 Fr. Die Werke oder Abhandlungen der Preisbewerber muͤssen bis
zum 1. Mai 1835 an Hrn.
Julia de Fontenelle, den bestaͤndigen
Secretaͤr der Gesellschaft, oder an den Praͤsidenten Hrn. Labarraque eingesendet seyn.
Preise, welche die Société d'encouragement zu Paris ertheilte.
Die Société d'encouragement hat in ihrer
Sizung vom 11. Junius 1834 folgende Medaillen zuerkannt:
I. Die goldene Medaille erster Classe:
1) Dem Hrn. Grangé, fuͤr
seinen Pflug mit Vordergestell.
2) Dem Hrn. Dr. Aujoux, fuͤr
seine kuͤnstlichen anatomischen Praͤparate.
3) Dem Hrn. Caré, fuͤr
seine Fabrik von Dampfmaschinen.
II. Die goldene Medaille zweiter Classe:
4) Dem Hrn. Charles Chevalier,
fuͤr sein einfaches Mikroskop.
5) Dem Hrn. Med. Dr. Robert,
fuͤr seine von der Kammer aus ladbare Muskete.
6) Dem Hrn. Douault Wieland,
fuͤr seine Arbeiten in gefaͤrbtem Glase, Cameen und anderen
erhabenen Gegenstaͤnden.
7) Dem Hrn. Henry Robert, fuͤr
seine Verbesserungen in der Uhrmacherkunst.
8) Dem Hrn. Rattier und Guibal, fuͤr die Fabrikation von elastischen
Geweben aus Kautschuk.
III. Die silberne Medaille:
9) Dem Hrn. Gandais, fuͤr seine
Arbeiten in gemischter Goldarbeiterkunft.
10) Dem Hrn. Eugène Bourdon,
fuͤr seine glaͤsernen Modelle von Dampfmaschinen.
11) Dem Hrn. Pottet d. aͤlt.,
fuͤr seine von der Kammer aus ladbare Jagdflinte.
12) Dem Hrn. Saulnier d. aͤlt.,
fuͤr seine Zubereitung der Kupferplatten fuͤr die
Schwarzkunst.
13) Dem Hrn. Collas, fuͤr seine
Methode nach Reliefs direct Copien zu graviren.
IV. Die bronzene Medaille:
14) Dem Hrn. Palissard, fuͤr
seinen mechanischen Karren zum Ausgraben von Erde.
15) Dem Hrn. Goyon, fuͤr seine
Methode Moͤbel und Metalle zu reinigen.
Ein Dampfboot zur Luftschifffahrt!
Die Cincinnati Daily Gazette schreibt Folgendes:
„Einer unserer erfindungsreichsten Einwohner, Hr. Mason, arbeitet gegenwaͤrtig an einem
Luftdampfboote, in welchem er aufzusteigen und eine Luftfahrt zu machen gedenkt.
Das Boot ist beilaͤufig 10 Fuß lang und dessen Gerippe ist mit Seidenzeug
uͤberzogen, um es so leicht als moͤglich zu machen. In der Mitte
desselben ist eine Dampfmaschine von zwei Pferdekraͤften angebracht,
welche 4 senkrechte Wellen, die uͤber den Bauch und den Hintertheil des
Schiffes hinausragen, in Bewegung sezt. An jeder dieser Wellen sind vier
spiralfoͤrmige, seidene Fluͤgel angebracht, welche mit solcher
Geschwindigkeit umgedreht werden sollen, daß das Fahrzeug sich in der Luft
erheben muß. Ueber das Ganze ist ein beweglicher seidener Ueberzug angebracht,
der nicht bloß der Gravitationskraft entgegenwirken, sondern zugleich zum
Forttreiben des Bootes behuͤlflich seyn soll. Das ganze Boot wiegt mit
Einschluß der Maschine 60 Pfund und rostete beilaͤufig 300 Dollars.
(Mechanics' Magazine, No. 377.)
Erste Fahrt von Burden's neuem Dampfboote Helena von New-York nach
Albany.
Das New-York Mechanics' Magazine enthaͤlt
folgenden Bericht uͤber die erste Probefahrt, welche Hr. Burden mit seinem neuen Dampfboote Helena (welches nach
dem in Bd. LII. S. 161 des polytechnischen
Journales beschriebenen Principe erbaut ward) anstellte. Die Helena fuhr am 7.
Julius sieben Minuten vor
7 Uhr Morgens von der Werste ab; 6 Meilen von ihr steuerte das Dampfboot Erie,
welches als das schnellste auf dem Hudson gilt. Beide Boote fuhren, wie die
Amerikaner zu sagen pflegen, in einem sehr schonen Style; die Helena zeichnete sich
jedoch zur Verwunderung aller Zuschauer durch die Ruhe und Glaͤtte aus, mit
welcher ihre sehr spizen Cylinder uͤber und durch das Wasser hinglitten.
Diese Ruhe, welche nur mit der ruhigen Bewegung der Wagen auf den Eisenbahnen
verglichen werden kann, stach besonders von den Wellen ab, die das Dampfboot
erzeugte, und welche beinahe eine Meile weit fuͤhlbar waren. Die Helena fuhr
in kurzer Zeit dem kleinen Dampfboote Champion vor, obschon die Raͤder bis
dahin nur 16 bis 18 Umgaͤnge in der Minute machten; erst spaͤter als
sie mit einer Geschwindigkeit von 20 englischen Meilen in der Stunde fortrann,
machten die Raͤder 22 Umgaͤnge in der Minute. Auf diese Weise hatte
sich die Helena bis Mittag dem Erie schon auf drei engl. Meilen genaͤhert,
als ploͤzlich das Triebwerk einer Klappe nachgab, und die Raͤder nur
mehr 16, 14, und endlich gar nur 13 Umgaͤnge machten. Man legte nun an, um
das Uebel auszubessern; allein nach 10 Minuten war die Sache wieder beim Alten, und
da sich zeigte, daß auch der eine der Kessel ausließ, so fuhr man in diesem Zustande
weiter, obschon die Raͤder hoͤchstens auf 16 Umgaͤnge in der
Minute gebracht werden konnten. Dieses Unfalles ungeachtet, und obschon die Helena
deßhalb 2 1/2 Stunde lang anzuhalten gezwungen war, erreichte sie Albany doch nur um
3/4 Stunden spaͤter als der Erie, welcher 20 Minuten vor ihr von
New-York abgefahren war. Die Maschine der Helena war vor dieser Probefahrt
nie gehoͤrig probirt worden, und daher die wiederholten Bruͤche, die
an derselben vorkamen. Ist ein Mal Alles gehoͤrig in Gang, so wird die
Helena, wie man zuverlaͤssig erwartet, die Fahrt von New-York nach
Albany gewiß in 8 Stunden, zuruͤklegen. Hr. Burden
baut gegenwaͤrtig ein zweites Dampfboot nach seinem Plane, welches um 100 Fuß
laͤnger als die Helena werden soll, und dessen parabolische Spindeln aus
Eisen verfertigt werden sollen.
Zunahme der Dampfschifffahrt in England.
Aus einem kuͤrzlich bekannt gemachten Berichte ergibt sich folgendes
Verhaͤltniß der Zunahme der Dampfschifffahrt in Großbritannien innerhalb der
beiden lezten Jahre. Im Jahre 1833 wurden 11,401 Kuͤstenfahrten mit einer
Ladung von 1,652,089 Tonnen unternommen; im Jahre 1832 betrug die Zahl der Fahrten
nur 10,329 und die Tonnenzahl 1,501,649. Nach fremden Haͤfen wurden im Jahre
1832 nur 1112 Fahrten mit einer Ladung von 98,146 Tonnen gemacht; im Jahre 1833
hingegen stieg die Zahl der Fahrten auf 1306 mit einer Ladung von 132,921 Tonnen.
– Das Mechanics' Magazine bemerkt in einer
Anmerkung, welche es dieser aus dem Hull Observer
entnommenen Notiz beifuͤgt, daß die Dampfschifffahrt aus den Fluͤssen
nicht unter diesen Daten begriffen ist. – Die englische Postverwaltung
beschaͤftigt gegenwaͤrtig regelmaͤßig 24 Dampfboote. Zwischen
Liverpool und Dublin fahren 6: jedes zu 300 Tonnen und zu 140 Pferdekraͤften;
6 zwischen Holyhead und Dublin: jedes zu 235 Tonnen und 100 Pferdekraͤften; 4
zwischen Milford und Waterford, von 189 bis zu 237 Tonnen und zu 80
Pferdekraͤften; 2 zwischen Portpatrick und Donaghadee zu 110 und 130 Tonnen
und 40 Pferdekraͤften; 3 zwischen Weymouth und Guernsey und Jersey von 154
bis zu 165 Tonnen und zu 60 Pferdekraften; 5 zwischen Dover und Calais und Ostende,
jedes zu 110 Tonnen und zu 40 und 50 Pferdekraͤften. Alle diese
Paketdampfboote vollbringen jaͤhrlich 2293 Fahrten, wozu sie 30,000 Tonnen
Steinkohlen brauchen. Es kommt beinahe nie vor, daß eines dieser Boote nicht
innerhalb der festgesezten Zeit ankommt.
Ueber Badnall's undulirende Eisenbahn.
Eine Gesellschaft hat nun auf Badnall's Andringen eine
kurze Streke Eisenbahn nach seinem in unserem Journale schon oͤfter
beruͤhrten, undulirenden Principe erbaut. Die Bahn, welche den Namen Whiston Branch-Railway fuͤhrt, ist
vollendet, und es soll demnaͤchst eine Reihe von Versuchen auf derselben
unternommen werden, welche dem Streite hieruͤber ein Ende machen sollen. Wir
zeigen unterdessen
an, daß auf der schiefen Flaͤche von Sutton, an der
Liverpool-Manchester-Eisenbahn Versuche angestellt wurden, aus denen
hervorging, daß einige Lastzuͤge durch das Herabrollen auf der schiefen
Flaͤche ein solches Bewegungsmoment erreichten, daß sie unten auf der oberen
Bahn eine ganze engl. Meile weit fortrollten, ohne den Beistand irgend einer
Triebkraft zu beduͤrfen. Das Mechanics' Magazine
No. 577. zweifelt an dieser aus dem Manchester
Chronicle entnommenen Angabe.
Castera's Vorrichtung zur
Vermehrung der Zugkraft von Zugthieren.
Hr. Vauvillers erstattete der Société d'encouragement zu Paris in ihrer Sizung vom 11.
Junius Bericht uͤber ein Instrument, welches Hr. Castera in Vorschlag brachte, um in gewissen Faͤllen der
Unzulaͤnglichkeit der Zugkraft, welche Thiere, die an ein
gewoͤhnliches Fuhrwerk gespannt sind, entwikeln, abzuhelfen. Hr. Castera will naͤmlich, daß jedes Fuhrwerk zu
diesem Behufe mit einem Hebel versehen werde, welcher drei Radien des Rades gleich
ist, und in die Speichen eingreift. Die Commission, die diese Vorrichtung zu
untersuchen hatte, glaubt, daß dieselbe zwar mehrerer Verbesserungen faͤhig
ist; daß dieselbe jedoch nie unmittelbar mit Vortheil angewendet werden kann. Bulletin de la Société d'encouragement,
Junius 1834, S. 251.)
Verbesserung an Hrn. Professor Henslow's Clinometer.
Das London and Endinburgh Philosophical Journal, August
1834, S. 159 enthaͤlt ein Schreiben des Hrn. J. H. Pratt Esq., in welchem geklagt wird, daß die Clinometer, welche die HH.
Watkins und Hill nach der
Angabe des Hrn. Professors Henslow verfertigen, bei der
Bestimmung der Dike einer Schichte sehr leicht und gewoͤhnlich irrige Angaben
liefern, weil die Nivellirwaage innerhalb des Gehaͤuses und am Boden
desselben angebracht ist. Diesem Uebelstande wird vollkommen abgeholfen, wenn man
die Nivellirwaage außen an dem Dekel anbringt, und sie so in das Holz
einlaͤßt, daß sie nicht leicht zerbrochen werden kann. Man braucht bei dieser
Vorrichtung das Gehaͤuse nur flach auf den Boden der Schichte zu stellen, und
den Dekel emporzuheben, bis die Nivellirwaage andeutet, daß sich der Dekel in
horizontaler Richtung befinde; der messingene Bogen gibt dann die Tiefe an.
Hrn. Toplis's Pacificator.
Das Morning Chronicle enthaͤlt folgende Notiz
uͤber eine neue Maschine, welche, wenn sie sich bewaͤhren
wuͤrde oder bewaͤhren koͤnnte, allerdings in hohem Grade den
Namen verdiente, den ihr der Erfinder beilegt. Wir haben schon oft geaͤußert,
daß derjenige fuͤr den groͤßten Wohlthaͤter der Menschheit
gehalten werden muß, der eine Maschine erfindet, mit welcher man die groͤßte
Menge von Menschen auf ein Mal todt machen kann. Dieser Wohlthaͤter
waͤre nun Hr. Toplis, am Museum of National Manufactures zu London, Leicester-Square, wenn
sein Pacificator wirklich das leistete, was sein Erfinder verspricht. Der
Pacificator soll naͤmlich fuͤr die Zukunft alle Kriege
unmoͤglich machen, indem mit Huͤlfe desselben ein Paar Menschen leicht
die groͤßte Armee vernichten koͤnnen. Die Maschine ist tragbar, und
ohne ihrem Gehaͤuse kann sie leicht von zwei Maͤnnern fortgeschafft
werden; auf ihrem Wagen angebracht kann sie mit Schnelligkeit und Leichtigkeit
uͤberall hin gefahren werden, wo Pferde oder Menschen gehen koͤnnen;
sie ist außerordentlich leicht in Thaͤtigkeit zu sezen, und man kann mit
derselben mit ebenderselben Leichtigkeit, mit welcher man aus Feuersprizen einen
Wasserstrahl austreibt, eine beliebige Zeit hindurch einen Strom von Kugeln
erzeugen, der sich mit Sicherheit schnell auf jeden beliebigen Gegenstand richten
laͤßt. Die Maschine ist sehr einfach gebaut; denn sie besteht nur aus einem
langen Rohre, welches an einem Drehringe angebracht ist. Der Hintertheil dieses
Rohres communicirt mit einer Kammer, in welcher mittelst eines Pulvers, welches so
zubereitet ist, daß es ohne Explosion brennt, rasch und fortwaͤhrend Gas
erzeugt wird. Dieses Gas
stroͤmt mit Gewalt durch das Rohr und treibt die Kugeln aus, die durch einen
Trichter aus dem oberhalb angebrachten Behaͤlter in das Rohr fallen. Das Rohr
kann gehoben oder herabgesenkt oder nach irgend einer Richtung gedreht werden, so
daß man ohne alle Muͤhe nach jedem beliebigen Punkte hin einen Kugelstrom
spielen lassen kann. Man sieht hieraus, daß das Princip, auf welchem die neue
Maschine beruht, nicht neu ist; die Erfahrung wird zeigen, ob Hr. Toplis in der Besiegung der Schwierigkeiten, welche die
Anwendung dieses Principes mit sich bringt, gluͤklicher war, als seine
Vorgaͤnger.
Neue Methode Pianoforte's zu stimmen.
Franzoͤsische Journale kuͤndigen an, daß ein Instrumentenmacher zu
Paris eine aus Drukschrauben bestehende Vorrichtung erfunden hat, mit welcher
Jedermann, der nur ein einiger Maßen gutes Gehoͤr hat, sein Pianoforte selbst
zu stimmen im Stande ist. Die neue Vorrichtung soll den großen
Stimmschluͤssel ganz entbehrlich machen; der neue Stimmschluͤssel ist
so klein, daß ihn Jedermann in der Tasche mit sich tragen kann. Die Stimmung
laͤßt sich auf's Genauste erreichen, und man laͤuft bei der neuen
Methode weit weniger Gefahr, daß die Saiten abreißen. (Aus dem Athenaeum.)
Genauigkeit des englischen
Muͤnzgepraͤges.
Unter 1000 Souverainsd'or, welche auf der koͤniglichen Muͤnze zu London
in lezter Zeit ausgepraͤgt und mit einer hoͤchst genauen Waage gewogen
wurden, hatten 500 ganz genau das bestimmte Gewicht, bei 300 fehlte es um einen
halben, bei 100 um 3/4 und bei 100 um einen ganzen Gran. Bringt man die vielen
Operationen, welche jedes Stuͤk durchmachen muß, in Anschlag, so wird man
diesen Grad von Genauigkeit gewiß uͤberraschend finden. (Mechanics' Magazine, No. 578.)
Ueber die aͤtherischen Oehle
hat einer der ersten Parfumeurs zu Paris, Hr. Raybaud, welcher sich bei der lezten Industrieausstellung
durch seine vortrefflichen Praͤparate auszeichnete, eine Abhandlung bekannt
gemacht, welche Jedermann, der sich mit diesen Gegenstaͤnden
beschaͤftigt, empfohlen zu werden verdient. Hr. Raybaud hat selbst 207 verschiedene Arten von Oehlen destillirt, und in
einer Tabelle die Quantitaͤten Oehl, welche er aus einer bestimmten Menge
roher Stoffe erzielte, die physischen Eigenschaften derselben, und die
Veraͤnderungen, die sie erleiden, wenn sie alt werden, angegeben. Er hat auch
mehrere der Fehler, die man bei der Destillation der aͤtherischen Oehle im
suͤdlichen Frankreich, welches bekanntlich die groͤßte Menge dieser
Stoffe liefert, aufgedekt, und gezeigt, daß der Vorzug, den man dem englischen
Lavendel- und Muͤnzenoͤhle vor dem franzoͤsischen gibt,
lediglich aus diesen Fehlern hervorgegangen sey. Wir bemerken, indem wir auf die
erwaͤhnte Abhandlung aufmerksam machen, daß Hr. Lecaner einen weitlaͤufigen Auszug davon im Journal de Pharmacie, August 1834, S. 437 bekannt machte.
Ueber die Wirkung des Gerbestoffes und einiger anderer
Substanzen auf die Wurzeln der Pflanzen.
Hr. Silvestre der juͤngere hatte wiederholt
behauptet (vergl. Polytechn. Journ. Bd. LII. S. 398), daß Baͤume schnell
absterben, wenn ihre Wurzeln mit den Ueberresten der Wurzeln alter ausgehauener
Eichenstaͤmme in Beruͤhrung kommen. Einige schrieben dieß der
schaͤdlichen Wirkung des Gerbestoffes zu, andere hingegen hielten diesen
fuͤr unschaͤdlich. Hr. Payen suchte diesen
Punkt durch directe Versuche zu eroͤrtern, uͤber welche wir hier das
Wesentliche mittheilen wollen. Er brachte Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und
Maiskoͤrner unter ganz gleichen Umstaͤnden mit gleichen
Quantitaͤten folgender Fluͤssigkeiten in Beruͤhrung: 1) mit
destillirtem, mit Kohlensaͤure impraͤgnirten Wasser; 2) mit demselben
Wasser, dem jedoch 0,01 seines Gewichtes einer gesaͤttigten Aufloͤsung
von kohlensaurem Natron
zugesezt worden; 3) mit ebensolchem Wasser, dem nur 0,001 seines Gewichtes der
gesaͤttigten Aufloͤsung von kohlensaurem Natron zugesezt worden; 4)
mit einer Aufloͤsung, welche 0,001 reinen Gerbestoff enthielt; 5) mit einer
Aufloͤsung, welche 0,001 Schwefelsaͤure enthielt; 6) mit destillirtem,
mit Kalk gesaͤttigtem Wasser. In der 1sten, 3ten und 4ten dieser
Aufloͤsungen erfolgte das Keimen der Samen in der angegebenen Ordnung; in den
drei anderen Aufloͤsungen hingegen fand kein Keimen Statt. Das destillirte
Wasser wurde bald schwach saͤuerlich. Die Entwikelung der Staͤnge!,
welche anfangs in demselben rascher erfolgte, als in der Aufloͤsung von 0,001
kohlensaurem Natron, ließ nach und nach im Vergleiche mit lezterer nach. Wenn das
Alkali durch die bei der Vegetation entwikelte Saͤure gesaͤttigt
worden, wurde die urspruͤngliche Quantitaͤt Alkali wieder zugesezt. In
beiden Fluͤssigkeiten wurden die weißen Wurzeln und die gruͤnen
Staͤngel in 14 Tagen mehrere Centimeter lang. In der Aufloͤsung des
Gerbestoffes wurden alle Wuͤrzelchen allmaͤhlich braun
gefaͤrbt; ihre Entwikelung erfolgte langsam und unvollkommen; die Federchen
blieben weißlich und trieben keine Staͤngel, so daß diese Fluͤssigkeit
ein offenbares Hinderniß fuͤr die Vegetation bildete. Pflanzen, welche in
destillirtem Wasser schon 3–5 Centimeter Hoͤhe und eine eben so große
Laͤnge der Wurzeln erreicht hatten, wurden in Gerbestoffaufloͤsung von
0,001 Gerbestoff gebracht; sie wurden darin nach und nach gelblich; die Wurzeln
wuchsen beinahe gar nicht, und die Staͤngel nur hoͤchst langsam
weiter, so daß sie nach 10 Tagen gegen die in destillirtem Wasser verbliebenen
Pflanzen von gleichem Alter bedeutend zuruͤkgeblieben waren. Aus diesen und
anderen Versuchen zieht Hr. Payen folgende
Schluͤsse: 1) der Gerbestoff wirkt selbst in kleinen Quantitaͤten auf
die Wurzeln mancher Pflanzen nachtheilig; 2) die Saͤuren schaden selbst in
geringen Verhaͤltnissen dem Keimen und der Entwikelung der Pflanzen; 3) die
Alkalien sind in geringen Quantitaͤten der Vegetation guͤnstig; 4) die
Saͤttigung der Saͤure, welche sich waͤhrend des Keimens
entwikelt, beschleunigt nicht nur das Keimen, sondern beguͤnstigt auch die
weitere Entwikelung. Diese Versuche erklaͤren die nuͤzliche Wirkung
des Kalkes, des Mergels, der Asche, und den nachtheiligen Einfluß, welche die
Alkalien ausuͤben, wenn sie in zu großer Menge angewendet oder ungleich
vertheilt werden. (Journal de Chimie médicale,
April 1834. Wir erlauben uns zu dieser Notiz nur noch die Bemerkung
beizufuͤgen, daß der Gerbestoff wenigstens in seinen Verbindungen nicht so
nachtheilig auf die Wurzeln vieler Pflanzen einzuwirken scheint. Alle
Gaͤrtner wissen z.B., daß wenn die Wurzeln von Pflanzen, die in Lohbeeten
gehalten werden, durch die Toͤpfe in die Lohe dringen, dieß nur einigen
schaͤdlich wird, waͤhrend andere vortrefflich dabei gedeihen. Alte
Lohe wird nicht selten als ein mittelmaͤßiger Duͤnger verwendet, und
besonders im Herbste auf Beeten von Blumenzwiebeln gestreut, wovon wir nie
Nachtheile sahen.)
Ueber die Bereitung der Pektinsaͤure
(Gallertsaͤure) und ihrer alkalischen Salze.
Die Pektinsaͤure und ihre salzartigen Verbindungen, uͤber welche
bekanntlich Braconnot schoͤne Arbeiten
lieferte,Polytechnisches Journal, Bd. XLIII. S.
60. und Bd. XLVII. S.
57. koͤnnte sowohl von Apothekern, als von Zukerbaͤkern sehr gut
benuzt werden, um schnell sogenannte Gelées zu bereiten. Die bisherige
Umstaͤndlichkeit der Bereitung dieser Substanzen hinderte jedoch bis jezt
selbst die unermuͤdlichen und unerschoͤpflichen franzoͤsischen
Zukerbaͤker an der allgemeineren Verwendung dieser Substanzen, was den Hrn.
Simonin zu Nancy veranlaßte, ein einfacheres
Verfahren ausfindig zu machen. Dieses Verfahren wird im Journal de Pharmacie, August 1834, S. 478 folgender Maßen beschrieben: Man
scheidet aus dem Johannisbeerensafte das Pektin oder das durchsichtige Gelée,
welches sich nach der Vermengung desselben mit Sauerkirschensaft von selbst bildet,
ab; waͤscht es aus, um den Faͤrbestoff so viel als moͤglich zu
beseitigen, und kocht es endlich mit einer hinreichenden Menge sehr schwacher
aͤzender Kalilauge, um hierauf die Ueberreste der Johannisbeeren, welche
allenfalls noch damit vermengt sind, dadurch abzuscheiden, daß man die stark
gefaͤrbte Fluͤssigkeit, in welcher das pektinsaure Salz enthalten ist,
durch ein grobes Tuch
seiht. Dieses Salz wird dann zersezt, indem man nach und nach, und unter
Umruͤhren eine hinreichende Menge fluͤssigen Chlorkalkes zusezt, die
Fluͤssigkeit wird dadurch schnell entfaͤrbt; es bilden sich in ihr
weißliche Floken von pektinsaurem Kalke, den man auf einem Tuche sammelt und mit
Wasser anruͤhrt, welches schwach mit Salzsaͤure gesaͤuert
worden, und welches daher den Kalk aufloͤst. Die auf diese Weise frei
gewordene Pektinsaͤure wird, nachdem sie auf einem Tuche abgetropft hat,
sorgfaͤltig und lange Zeit fort mit destillirtem Wasser oder mit Regenwasser
ausgewaschen, um allen salzsauren Kalk und alle uͤberschuͤssig
zugesezte Saͤure wegzuschaffen. Nach diesen Operationen, und nachdem man die
Masse, um die groͤßte Menge des Wassers daraus zu entfernen,
ausgedruͤkt, ist die Pektinsaͤure beinahe farblos, durchsichtig, und
von der Consistenz eines diken Gelée; sie verbindet sich sehr leicht mit
Alkalien, und einige wenige Tropfen Ammoniak reichen hin, um sie fluͤssig zu
machen und braun zu faͤrben. Will man sich pektinsaures Ammoniak bereiten, so
sezt man der Saͤure so viel Ammoniak zu, daß sie einen klaren Syrup bildet,
welchen man durch Papier filtrirt, und in duͤnnen, auf Porcellan oder Fayence
aufgetragenen Schichten im Trokenofen oder an der Sonne troknen laͤßt. Dieses
pektinsaure Ammoniak troknet schnell, loͤst sich in braunen, durchsichtigen,
glasigen Stuͤken ad, und ist in destillirtem Wasser vollkommen
aufloͤslich. Alkohol und Zuker scheiden die Pektinsaͤure in Form eines
voluminoͤsen Gelées aus dieser Aufloͤsung ab. Mit Natron und
Kali kann man auf gleiche Weise aͤhnliche Salze bereiten. – Das
Waschwasser, dessen man sich bei diesen Operationen bedient, darf weder Kalk noch
Kalksalze enthalten, indem sich sonst gleich wieder pektinsaurer Kalk bilden
wuͤrde. Sollte man kein destillirtes Wasser und kein Regenwasser zur
Disposition haben, so koͤnnte man auch Brunnenwasser nehmen, nachdem man aus
demselben die groͤßte Menge des Kalkes durch kohlensaures Kali
niedergeschlagen, ohne das Wasser uͤbrigens dadurch zu sehr alkalisch gemacht
zu haben. – 200 Pfund Johannisbeeren geben Hrn. Simonin beilaͤufig 8 Unzen pektinsaures Ammoniak, womit man einer
500 Mal groͤßeren Menge Wasser eine gallertartige Consistenz zu geben im
Stande ist.
Ueber den Wassergehalt einiger Brodsorten.
Hr. Lassaigne erhielt von Hrn. Darblay ein Brod, welches lezterer aus 1/3 Weizenmehl, 1/3 Gerstenmehl und
1/3 Feldbohnenmehl bereitet, und als Pferdefutter empfiehlt. Das Brod ist viel
schwerer und dichter, als das gewoͤhnliche Schwarzbrod, und wie dieses etwas
saͤuerlich. Die Krume desselben verlor durch Troknen bei einer Temperatur von
50 bis 60° nicht weniger als 52,25 Procent Feuchtigkeit; die Kruste hingegen
nur 17 Procent. Von den 47,75 Procent fester Substanz, die nach dem Troknen der
Krume zuruͤkblieben, waren 11,75 Theile in Wasser aufloͤslich, und 36
unaufloͤslich. Von den 83 Procent Kruste, welche nach dem Troknen
uͤberblieben, waren hingegen 45,20 Theile in Wasser aufloͤslich und
37,80 unaufloͤslich. (Journal des connaisannces
usuelles, Junius 1834, S. 296.)
Neue im Gehirne entdekte Substanzen.
Hr. J. P. Couerbe legte der Akademie der Wissenschaften zu
Paris eine Abhandlung uͤber das Gehirn vom chemischen und physiologischen
Gesichtspunkte aus betrachtet vor, und Hr. Dumas
erstattete am 11. August im Namen einer Kommission, zu welcher Thenard, Chevreul und er gehoͤrten, hieruͤber einen sehr
guͤnstigen Bericht. Wir beschraͤnken uns darauf anzugeben, daß Hr. Couerbe außer einer großen Menge Cholesterin auch noch
folgende 4 fette Substanzen in der Gehirnmasse entdekte: 1) Ein weißes,
unschmelzbares, in Aether unaufloͤsliches, in kochendem Alkohol
aufloͤsliches, getroknet zerreibliches, das Papier nicht beschmuzendes Fett,
welchem er den Namen Cerebrot beilegte, und welches im
Gehirne von Gesunden 2–3 Procent; im Gehirne von Wahnsinnigen 3 bis 5, und im
Gehirne von Bloͤdsinnigen und Greisen unter 2 Procent Phosphor enthalten
soll. 2) Ein braunes, in Wasser unaufloͤsliches, in 25 Gewichtstheilen kalten
Aethers aufloͤsliches, in der Hize weich werdendes, aber nicht schmelzbares,
elastisches und kautschukaͤhnliches, von Saͤuren schwach angreifbares,
mit Alkalien verseifbares
Fett, welches er Cephalot nennt, und welches in seinen
Bestandtheilen dem Cerebrot sehr aͤhnlich ist. 3) Ein fahles, unschmelzbares,
in warmem und kaltem Wasser, Alkohol und Aether unaufloͤsliches, in den
Oehlen aufloͤsliches, pulverfoͤrmiges Fett, Stearoconot genannt, welches durch Salpetersaͤure in ein
krystallisirbares Product verwandelt wird. 4) Endlich ein roͤthlich gelbes,
unangenehmes, in Aether in allen Verhaͤltnissen, und eben so auch in
kochendem Alkohol aufloͤsliches Oehl, das sogenannte Eleencephol, welches seiner ganz verschiedenen Eigenschaften ungeachtet,
in seiner Zusammensezung mit dem Cephalot die groͤßte Aehnlichkeit hat. Die
Bestandtheile aller dieser Koͤrper ergeben sich aus folgender Tabelle.
Textabbildung Bd. 54, S. 80
Cholesterin; Cerebrot; Cephalot u.
Eleencephol; Stearoconot; Kohlenstoff; Wasserstoff; Sauerstoff; Stikstoff;
Phosphor; Schwefel
(Aus dem Temps No. 1760.)
Festigkeit der Champagnerflaschen der Bruͤder Blum.
Die HH. Bruͤder Blum haben der Société d'encouragement zu Paris
Champagnerflaschen aus ihrer Fabrik vorgelegt, welche in der Werkstaͤtte des
Hrn. Collardeau mit der von ihm erfundenen Maschine in
Gegenwart einer Commission untersucht wurden. Die Flaschen hatten im Durchschnitte
eine Dike von 3 Millimeter) der Bruch erfolgte im Durchschnitte bei einem Druke von
26 Atmosphaͤren, waͤhrend die fruͤher vorgelegten Flaschen nur
einen Druk von 21 Atmosphaͤren aushielten. Die Commission hat sich
vorgenommen die zum naͤchsten Concurse einlaufenden Flaschen einem
bestimmten, aber laͤnger fortgesezten Druke auszusezen, wozu einige
Veraͤnderungen an dem Apparate des Hrn. Collardeau
vorgenommen werden muͤssen. (Aus dem Bulletin de la
Société d'encouragement, Junius 1834, S. 251.)
Nachtheilige Wirkung von eisernen Nageln auf
Spalierbaͤume.
Ein ungenannter Correspondent des Journal des connaissances
usuelles bestaͤtiget die schon oͤfter gemachte Beobachtung,
daß eiserne Naͤgel nicht bloß, wenn sie durch die Aeste der in Spalier oder
an Mauern gezogenen Obstbaͤume geschlagen werden, sondern selbst dann, wenn
die Aeste an solche Naͤgel gebunden werden, eine so nachtheilige Wirkung
haben, daß dergleichen Aeste gewoͤhnlich gelb werden und bald ganz absterben.
Besonders auffallend soll sich dieß an Kirschen- und Pfirsichbaͤumen
zeigen. Er empfiehlt daher in jeder Hinsicht die Aeste dadurch an den Mauern zu
befestigen, daß man Tuchschnizel um dieselben fuͤhrt, und diese dann an die
Mauer nagelt.
Sonderbares Mittel Fruchtbaͤume gegen die Raupen zu
schuͤzen.
Unter den unzaͤhlig vielen Mitteln, welche bereits in Vorschlag gebracht
wurden, um Obstbaͤume gegen Raupen zu schuͤzen, gehoͤrt
folgendes, welches im Journal des connaissances usuelles
von einem Landeigenthuͤmer als vollkommen bewaͤhrt empfohlen wird, zu
den sonderbareren. Man soll naͤmlich oben auf die Theilung des Stammes eine
große Erdscholle legen und befestigen. In Folge dieses einfachen Mittels sollen die
Raupen, selbst wenn sie sich auf den hoͤchsten Aesten befinden, herabfallen,
und wenn sie von Unten an dem Stamme hinaufzukriechen suchen, sogleich wieder
umkehren, so wie sie an die Erdscholle gelangen. Wenn dieses Mittel, woran wir
zweifeln, auch wirklich etwas leistete, so waͤre es schwer die Wirkungsart
desselben zu erklaͤren.