Titel: Ueber Hrn. Samuel Morey's Dampflampe.
Fundstelle: Band 54, Jahrgang 1834, Nr. XXII., S. 127
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XXII. Ueber Hrn. Samuel Morey's Dampflampe. Aus dem Mechanics' Magazine, No. 569, S. 231. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Morey's Dampflampe. Das Franklin Journal enthaͤlt in seinem neuesten Maihefte die Erklaͤrung eines Patentes, welches dem im Felde der Dampfmaschinen bekannten Samuel Morey in den Vereinigten Staaten kuͤrzlich auf eine Lampe oder auf einen Apparat ertheilt wurde, in welchem das Licht nach einem der Rutter'schen Patentheizmethode aͤhnlichen Principe erzeugt werden soll. Wir zweifeln nicht, daß sich diese Erfindung als sehr schaͤzenswerth bewahren wird, und da, wie wir vernehmen, einige Individuen, nicht Hr. Morey selbst, im Sinne haben, diesen Apparat auch in England patentiren zu lassen, so beeilen wir uns, diese Erfindung bekannt zu machen, damit Jedermann sich ungehindert derselben bedienen koͤnne. Die Patenterklaͤrung lautet folgender Maßen. „Meine Erfindung besteht aus einem metallenen Cylinder von beliebigen Dimensionen und von solcher Staͤrke, daß er einen Druk von 3 bis 4 Pfund auf den Zoll auszuhalten im Stande ist. In die Mitte des Scheitels dieses Cylinders wird eine kleine, beilaͤufig einen halben Zoll lange Roͤhre, die an dem oberen Ende ein einziges Loch von 1/20 bis 1/60, Zoll im Durchmesser hat, eingesenkt. Rund um diese kleine Roͤhre ist eine andere, beilaͤufig einen Zoll lange Roͤhre von einem Zoll im Durchmesser oder daruͤber angebracht; sie ist auf den Scheitel des Cylinders geloͤthet, und hat einen Dekel, welcher angeschraubt oder abgenommen werden kann. Rund um diese Schraube herum sind in einem Kreise und in Entfernungen von 1/3 Zoll kleine Loͤcher von 1/50, bis zu 1/60 Zoll im Durchmesser angebracht; und eben so gehoͤrt zu dem Apparate auch noch eine kegelfoͤrmige, beilaͤufig 3 Zoll lange Roͤhre, deren Durchmesser am unteren Ende 2/4 Zoll oder daruͤber betraͤgt, und durch welche in der Naͤhe des Bodens ein Stab laͤuft, der in das untere Ende der kegelfoͤrmigen Roͤhre paßt, und in der Mitte mit einem Loche und einer Schraube versehen ist. In dem Scheitel des Cylinders wird eine Sicherheitsklappe befestigt, und damit ist der Apparat fertig. Will man sich desselben bedienen, so gieße man durch die Sicherheitsklappe eine Achtelpinte oder mehr Terpenthingeist und eben so viel Wasser in den Cylinder, und lasse auf diesen dann so lange Waͤrme einwirken, bis der Dampf frei aus dem Scheitel der kegelfoͤrmigen Roͤhre austritt. Naͤhert man diesem Dampfe einen brennenden Koͤrper, so entzuͤndet er sich, und brennt wie ein Gaslicht mit schoͤner weißer Flamme. Sollte die Flamme einen Rauch erzeugen, so braucht man die kegelfoͤrmige Roͤhre nur etwas nach Links zu drehen, indem hiedurch mehr Luft eintreten, und sich beim Emporsteigen in der Roͤhre mit dem Dampfe vermengen wird. Da der Dampf in Folge des im Kessel Statt findenden Drukes durch die kleinen Loͤcher im Dekel in die kegelfoͤrmige Roͤhre entweicht, so wird er sich bei seinem Durchgange durch diese Roͤhre je nach seiner Geschwindigkeit mit mehr oder weniger Luft vermengen, so daß es also auf diese Weise sehr leicht ist, der Flamme jeden Grad von Intensitaͤt zu geben. Gut ist es, wenn man den Cylinder, der eine halbe Pinte oder mehrere Gallons fassen kann, in ein Gehaͤuse einschließt, durch welches die Hize besser beisammen erhalten wird. Weißblech eignet sich hiezu am besten, auch muß dieses Gehaͤuse um so viel laͤnger, als der Cylinder seyn, daß unter dem Boden desselben eine Oehl- oder Weingeistlampe angebracht werden kann. Wie oder auf welche Weise man die Hize auf den Cylinder wirken laͤßt, ist nicht von Wesenheit, wenn sie nur staͤtig ist, und sich leicht verstaͤrken und vermindern laͤßt. Fuͤr Leuchtthuͤrme oder uͤberhaupt uͤberall, wo eine große Flamme erforderlich ist, duͤrfte vielleicht nichts besser und wohlfeiler seyn, als ein Feuer aus Anthracitkohle, ausgenommen man verwendet die Flamme der Lampe selbst wieder hiezu. Eine Flamme einer Weingeistlampe von der Groͤße einer gewoͤhnlichen Kerzenflamme wird gewiß so viel Dampf erzeugen, als noͤthig ist, um ein Licht zu erzeugen, welches dem Lichte von 10 oder 15 Kerzen gleichkommt, und einen zwei Quart fassenden Theekessel in 7 bis 8 Minuten zum Sieden zu bringen. Wenn der Dampf frei und rasch aus der kegelfoͤrmigen Roͤhre ausstroͤmt, so laͤßt sich die rasche Zersezung des Wassers leicht beobachten. Die Flamme wird naͤmlich einige Zoll uͤber der Roͤhre blau seyn, und an dem aͤußeren Rande derselben wird sich auch ein solcher Saum befinden, der sich nach Außen zu rasch zu vermindern scheint, und 1/8 Zoll hoͤher ganz unsichtbar wird. Die Hize nimmt zu, je weniger und weniger sichtbar die Flamme wird, und dieß findet nicht bloß da, wo die Flamme aufhoͤrt sichtbar zu seyn, sondern sogar bis auf eine bedeutende Entfernung Statt: ja die Hize ist hier sogar staͤrker, als in der Flamme, wie man sich uͤberzeugen kann, wenn man einen feinen Draht durch die Flamme haͤlt. Die Lampe verbreitet gar keinen Geruch nach Terpenthin, ausgenommen man laͤßt den Dampf unentzuͤndet entweichen. Man kann in vielen Faͤllen, wie z.B., wenn es sich um das Beleuchten und Erwaͤrmen von Zimmern handelt, auch Weingeist und Terpenthingeist brennen; man braucht hier jedoch nur den fuͤnften oder sechsten Theil Terpenthingeist zuzusezen, um der Flamme die gehoͤrige Weiße zu geben; auch kann man den Weingeist in beliebigem Verhaͤltnisse mit Wasser vermengen, wo dann der Zusaz von Terpenthingeist um so groͤßer seyn muß, je mehr Wasser der Weingeist enthaͤlt. In lezter Zeit gab ich dem aͤußeren Gehaͤuse fuͤr den Cylinder gewoͤhnlich die Form einer blechernen Kaffeekanne, welche ich um so viel groͤßer als den Cylinder machte, daß ich die zu dessen Erhizung noͤthige Lampe durch eine seitliche Oeffnung einsezen konnte. Der Zwek des Gehaͤuses an dem oberen Ende des Cylinders ist die Stelle eines Gasometers zu vertreten; man kann naͤmlich auf diese Weise mit groͤßerem Druke in dem Kessel arbeiten, und dadurch dem Austritte des Dampfes weit mehr Gleichmaͤßigkeit geben. Da der Dampf ferner durch mehrere Oeffnungen in das Gehaͤuse tritt, so laͤßt sich der Austritt aus diesen Oeffnungen leicht so reguliren, daß vor der Entzuͤndung des Dampfes eine gehoͤrige Vermengung desselben mit atmosphaͤrischer Luft Statt findet, und daß die Geschwindigkeit eine solche ist, daß sie eine vollkommene Verbrennung sichert. Die beschriebene Methode hat daher große und entschiedene Vorzuͤge vor allen anderen Verbrennungsmethoden der angegebenen und aller anderen Fluͤssigkeiten, welche sich verfluͤchtigen lassen und dabei brennbar sind; und ich sehe nicht ein, warum gekohltes Wasserstoffgas auf diese Weise nicht mit großer Flamme, ohne Rauch, und in sehr vielen Faͤllen mit großem Vortheile soll verbrannt werden koͤnnen. Die große und wahrhaft uͤberraschende Menge Licht und Hize, welche diese Lampen und Oefen von sich geben, scheint mir offenbar von der fortwaͤhrenden Zersezung des Wassers waͤhrend der Verbrennung, und von der Wiederzusammensezung desselben aus der in der Flamme enthaltenen und sie umgebenden Luft herzuruͤhren, was großen Theils dadurch bedingt ist, daß die Daͤmpfe der Fluͤssigkeiten, in denen viel Kohlenstoff und Wasserstoff enthalten ist, sowohl vor der Entzuͤndung, als danach und fortwaͤhrend mit einer großen Quantitaͤt atmosphaͤrischer Luft innig vermengt wird. Meine Lampen haben den Vortheil, daß sich bewirken laͤßt, daß eine und dieselbe Lampe sowohl mit dem Lichte von einer oder zwei, als mit dem Lichte von 20 oder 30 Kerzen brennen kann. Zum Kochen eignen sie sich in gewissen Faͤllen sehr gut; mit einer Achtelpinte Terpentingeist, eben so viel Wasser und 1/16 Pinte Weingeist kann man zwei oder mehrere zwei Quart fassende Theekessel in weniger dann 5 Minuten zum Sieden bringen, Brod roͤsten, und Fleisch fuͤr 3 bis 4 Personen sieden. Beim Sieden von Fleisch duͤrfte es noͤthig seyn, die Flamme einige Zoll lang seitwaͤrts zu kruͤmmen, und die Flamme blau oder beinahe blau anzuwenden. Als Loͤthlampe duͤrfte es meiner Ansicht nach nicht leicht eine bessere Lampe geben, als die meinige; denn wenn man ein Stuͤk duͤnnes Kupferblech in die blaue Flamme haͤlt und etwas Silberloth und Borax darauf bringt, so kommt das Loch alsogleich und das Kupfer sehr bald in Fluß; haͤlt man einen duͤnnen Messingdraht in die Flamme, so tropft es alsogleich ab; auch duͤnner Kupferdraht kommt bald in Fluß und sehr feiner Eisendraht wird augenbliklich entzuͤndet, wenn Luft und Dampf im besten Verhaͤltnisse mit einander vermengt sind. Als meine Erfindung erklaͤre ich die verbesserte Methode durch gehoͤrige Vermengung von Wasser oder Weingeist oder Wasser und Weingeist mit Terpenthingeist in einem cylindrischen Gefaͤße, und die Entzuͤndung des Dampfes, der sich durch Einwirkung von Hize aus diesem Gemenge entwikelt, Licht und Waͤrme zu erzeugen, deren man sich sowohl zur Beleuchtung, als zu verschiedenen anderen Zweken bedienen kann. Das Princip meiner Erfindung ist in obiger Patenterklaͤrung beschrieben, und ich erklaͤre daher nur noch, daß ich mich bei dem Baue meines Apparates auf keine bestimmte Form und auf keine bestimmten Verhaͤltnisse beschraͤnke, sondern daß ich sie verschieden abaͤndere, je nachdem sich diese Abaͤnderungen mit meinem neu erfundenen Principe vertragen. Man ersieht meine Lampe aus Fig. 49. a ist ein metallener Cylinder; b eine kleine Roͤhre von 1/60 Zoll im Durchmesser; c eine andere Roͤhre von einem Zoll im Durchmesser; d eine Schraube; e eine Sicherheitsklappe; f sind kleine Oeffnungen, durch welche der Dampf in die Roͤhren tritt; g Roͤhren; h eine kegelfoͤrmige Roͤhre; i die Eintrittsstelle fuͤr die atmosphaͤrische Luft; k die zur Entwikelung des Dampfes dienende Lampe.“ Der Herausgeber des Franklin-Journals, Hr. Dr. Jones, fuͤgte dieser Patenterklaͤrung folgende Bemerkungen bei. Man kann den Angaben des Hrn. Morey in Allem, was er selbst beobachtete, unbedingten Glauben beimessen, denn er war von jeher ein unermuͤdeter Experimentator und Beobachter, hauptsaͤchlich in Dingen, die sich auf die Erzeugung einer Flamme durch das Zusammenwirken von Weingeist, wesentlichen Oehlen und Wasser beziehen. In einem Artikel, den man in Silliman's Journal Bd. XXV. S. 150 abgedrukt findet, sagt er naͤmlich: „ich habe, um diesen Zwek zu erreichen, gewiß schon mehr als 4000 verschiedene Formen von Lampen, Oefen und Maschinen probirt, und erst seit wenigen Monaten sind meine Erwartungen vollkommen befriedigt. Die Versuche, die ich anstellte, haben praktisch erwiesen, daß eine Maschine, welche ein Boot mit einer Geschwindigkeit von 4 Meilen in der Stunde zu treiben, und einen Eisenhahnkarren mit 10 bis 12 Passagieren innerhalb derselben Zeit zwei Mal so weit fortzuschaffen im Stande ist, fuͤr 100 Dollars hergestellt werden kann; daß die Maschine mit dem Gefaͤße, welches die Stelle des Dampfkessels vertritt, nicht uͤber 100 Pfund wiegen darf, und daß die Betriebskosten dieser Maschine nicht hoͤher, als auf 10 bis 12 Cent. per Stunde zu stehen kommen. Es sind hiebei gar keine Schwierigkeiten mehr zu uͤberwinden, denn die angefuͤhrten Thatsachen wurden durch die Versuche, welche vor Hunderten angestellt wurden, praktisch hergestellt. Einige neuere Verbesserungen an dem Baue der Lampen, in denen auch Wasser verbrannt werden soll, trugen sehr zur Vervollkommnung der Operation bei, so daß man die Demonstration nun in jeder Form vollbringen kann.“ Auf diese Bemerkungen laͤßt Hr. Morey eine Darstellung der Wirkung der Flamme seiner Lampe folgen, die der in der Patenterklaͤrung angegebenen gleichkommt, und denen Hr. Prof. Silliman Folgendes beifuͤgt. „Ich habe einigen Versuchen, die Hr. Morey anstellte, beigewohnt, und kann die Richtigkeit seiner Angaben bestaͤtigen, in so fern sie den hohen Grad von Licht und Waͤrme betreffen, der durch die Verbrennung von Wasserdampf in Verbindung mit Terpenthin- oder Weingeistdampf und atmosphaͤrischer Luft hervorgebracht wird. Die Resultate dieser Versuche waren sehr schlagend und sehr schoͤn, und ich sehe nicht ein, warum sich dieselben nicht auch in der Praxis von sehr großem Nuzen bewahren sollten.“ Wir haben zwar die Morey'sche Lampe nicht selbst in Thaͤtigkeit gesehen; allein wir sind dennoch von der Richtigkeit saͤmmtlicher Angaben des Erfinders uͤberzeugt, obschon wir mit der von demselben aufgestellten Theorie durchaus nicht einverstanden seyn koͤnnen. Hr. Morey hat naͤmlich in dem Aufsaze, auf welchen wir uns so eben bezogen, eine Theorie seiner Lampe aufgestellt, und dieselbe auf einige, die Natur der Elektricitaͤt betreffende Punkte gestuͤzt, welche Punkte jedoch von vielen Physikern und auch von uns nicht zugestanden werden koͤnnen. Wir wollen jedoch hier nicht in eine philosophische Eroͤrterung dieser Annahmen eingehen; denn was die Lampe und das Patent betrifft, so sind sie ein Factum, und es waͤre uns weit lieber, die Erfindung allgemein eingefuͤhrt und weiter verbessert, und den Erfinder fuͤr seine viele und unermuͤdliche Anstrengung reichlich entschaͤdigt, als unsere Theorie siegreich uͤber die seinige hervortreten zu sehen. Eine Bemerkung erlauben wir uns jedoch beizufuͤgen, und diese betrifft das sogenannte Verbrennen des Wassers. Die Idee Wasser als Brennmaterial zu benuzen ist naͤmlich nicht Hrn. Morey eigen, indem bereits vor ihm mehrere Patente auf sogenannte Wasserverbrenner genommen wurden. Die Einleitung von Wasserdampf unter brennende Koͤrper beschleunigt zwar unter vielen Umstaͤnden die Verbrennung, indem sie namentlich die Flamme vergroͤßert; allein dessen ungeachtet glauben wir nicht, daß dieß durch die Zersezung und Wiedererzeugung von Wasser bedingt ist, sondern vielmehr davon herruͤhren duͤrfte, daß die Theile der Flamme dadurch mechanisch mehr ausgebreitet, und folglich der Einwirkung einer groͤßeren Menge Luft ausgesezt werden. Wir wiederholen nur noch, daß unserer Ansicht nach die gleichzeitige Zersezung und Wiedererzeugung von Wasser einander in Hinsicht auf die Erzeugung von Licht und Waͤrme neutralisiren muͤßten.

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Tafel Tab. II
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