Titel: | Verbesserungen an Flinten und anderen kleinen Schießgewehren, worauf sich William Stedman Gillett Esq. von Guilford Street in der Grafschaft Middlesex, am 8. Februar 1834 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. XXXIV., S. 176 |
Download: | XML |
XXXIV.
Verbesserungen an Flinten und anderen kleinen
Schießgewehren, worauf sich William Stedman Gillett Esq. von Guilford Street in der Grafschaft
Middlesex, am 8. Februar 1834 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
September 1834, S. 136.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Gillett's Verbesserungen an Flinten und anderen kleinen
Schießgewehren.
Der Zwek meiner Erfindung ist die Laͤufe von Kugelstuzen, Musketen,
Vogelflinten, Pistolen und anderen leichten Schießgewehren so aufzuziehen, daß sich
die Hand, welche das Gewehr haͤlt oder abfeuert, eine bedeutende Streke vor
der Schwanzschraube, und also, so viel als moͤglich in der Naͤhe des
Schwerpunktes des Laufes befindet. Ich bewirke dieß, indem ich den Kolben nur eine
kurze Streke uͤber den Lauf hinausragen lasse, so daß demnach der Schwerpunkt
des ganzen Gewehres nicht wesentlich von dem Schwerpunkt des Laufes abweichen kann.
Ich kann auf diese Weise Flinten von bestimmter Laͤnge und Staͤrke der
Laͤufe verfertigen, welche viel leichter, und auch viel bequemer zu handhaben
sind, als die nach der gewoͤhnlichen Methode aufgezogenen Flinten. Zugleich
sind meine Flinten bei einer bestimmten Laͤnge der Laͤufe viel
kuͤrzer, als sie waͤren, wenn dieselben Laufe nach dem
gewoͤhnlichen Verfahren geschaftet worden waͤren, so daß also eine
Flinte von groͤßerer Kraft nicht schwerer wird, als eine gewoͤhnliche
Vogelflinte oder Buͤchse, und dabei mit groͤßerer Leichtigkeit,
Festigkeit und Stetigkeit abgefeuert werden kann. Das Zielen kann daher hier durch
die Schwankungen der Hand, des Armes oder des Koͤrpers bei weitem nicht so
beeintraͤchtigt werden, als dieß der Fall ist. wenn die Hand beim Halten und
Abfeuern des Gewehres in einer groͤßeren Entfernung von der Muͤndung
des Laufes oder hinter der Pulverkammer liegt; denn in lezterem Falle ist schon ein
weit groͤßerer Kraftaufwand noͤthig, um das Gewehr gehoͤrig
gehoben zu erhalten. Endlich besteht meine Erfindung auch noch darin, daß ich, wie
spaͤter gezeigt werden soll, eine Feder anbringe, welche eine
Laͤngenbewegung des Laufes zulaͤßt. Die beigefuͤgte Zeichnung
wird dieß deutlicher machen.
Fig. 47
stellt eine gewoͤhnliche Jagdflinte vor, welche ich hier nur deswegen
Zeichnen ließ, um den Zwek meiner Erfindung anschaulicher zu machen. Die Linie a, b bildet naͤmlich den Punkt, an dem die Hand,
mit welcher abgefeuert wird, den Schaft umfaßt, waͤhrend die andere Hand als
Stuͤze fuͤr den Lauf vorgeschoben wird.
Fig. 48 zeigt
eine gemaͤß meiner Erfindung aufgezogene und geschaffte Flinte. Man sieht
hier in bedeutender Entfernung vor der Kammer einen hervorstehenden Griff, welcher
sich so nahe als moͤglich an dem Schwerpunkte des Laufes befinden soll.
Diesen Griff c umfaßt man mit der Hand, mit welcher
abgefeuert werden soll. Vor diesem Griffe befindet sich der Druͤker, der
durch eine zuruͤklaufende Stange, welche in der Zeichnung durch punktirte
Linien angedeutet ist, mit dem Schlosse in Verbindung sieht. Das Schloß, welches
fuͤr Percussionsfeuer eingerichtet ist, kann irgend eine der
gewoͤhnlichen Formen haben, nur muß der Hahn in einer der
gewoͤhnlichen entgegengesezten Richtung niederfallen, damit der Lauf eine
Laͤngenbewegung machen kann. In der Scheide d, in
welche die Schwanzschraube tritt, ist naͤmlich eine Spiralfeder angebracht,
und daher erhaͤlt der Lauf, im Falle er einen starken Ruͤkstoß gibt,
diese Laͤngenbewegung mitgetheilt, indem die Fugen oder Fenster e, durch welche die Stifte gehen, eine solche Bewegung
zulassen, wie dieß in Fig. 48 durch punktirte
Linien angedeutet ist. Uebrigens empfehle ich diese zur Vermeidung des
Ruͤkstoßes oder des sogenannten Schlagens dienende Vorrichtung nur an solchen
Schießgewehren, aus denen mit Kugeln gefeuert wird.
Ich hielt es nicht fuͤr noͤthig auch eine Muskete oder Buͤchse
abzubilden, indem jeder Gewehrfabrikant meine Erfindung auch auf diese Arten von
Feuergewehren anzuwenden wissen wird. Aus ebendiesem Grunde habe ich auch keine nach
meiner Methode verfertigte Pistole abgebildet, doch muß ich bemerken, daß an diesen
gar kein solcher Griff angebracht wird, wie man ihn an den gewoͤhnlichen
Pistolen sieht, sondern daß der Schaft hier nur bis etwas hinter die Schwanzschraube
reicht, waͤhrend der Griff c auf aͤhnliche
Weise, wie oben an den Flinten beschrieben worden, in der Naͤhe des
Schwerpunktes des Laufes angebracht wird.
Meine Erfindung besteht demnach lediglich in einer solchen Schaftung der
Schießgewehre, daß sich die dasselbe abfeuernde Hand in der Naͤhe des
Schwerpunktes des Laufes und folglich vor der Kammer befindet; und zweitens in der
Anwendung einer Spiralfeder, welche eine Laͤngenbewegung des Laufes zur
Vermeidung des Schlagens bedingt.