Titel: | Leicht transportabler Queksilbergasometer. Von Professor Zenneck in Tübingen. |
Autor: | Ludwig Heinrich Zenneck [GND] |
Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. LIV., S. 309 |
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LIV.
Leicht transportabler Queksilbergasometer. Von
Professor Zenneck in
Tuͤbingen.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Zenneck, uͤber einen leicht transportablen
Queksilbergasometer.
Um einen Glascylinder, der nur etwa 8 bis 10 Kubikzoll Gas aufnehmen kann, welches,
wie z.B. das Ammoniakgas, das schwefeligsaure, salzsaure Gas u.s.f.Außer diesen Gasen sind noch uͤber Queksilber aufzufassen das Cyangas,
hydriodsaure Gas, hydrobromsaure Gas, Euchloringas, fluorborsaures Gas,
Fluorkieselgas, kohlensaures Gas, Phosgengas, hydrothionsaures Gas,
Selenwasserstoffgas, Tellurwasserstoffgas. Das Chlorgas greift bekanntlich
das Queksilber an, und kann nicht hieher gerechnet werden. unter Queksilber aufgefaßt werden muß, mit dieser
Fluͤssigkeit anzufuͤllen, bedarf man bekanntlich einer Wanne, die wohl 25 bis 30 Pfd. davon enthalten muß, wann
die Anfuͤllung des Cylinders und die Aufnahme des mit Queksilber sperrbaren
Gases sicher und bequem geschehen soll. Auch muß alsdann ein solcher Glascylinder, damit er bei seiner Anfuͤllung mit
einem solchen Gas waͤhrend der dabei vorkommenden starken Bewegung der
Sperrfluͤssigkeit feststehe, auf irgend eine Art, sey es mit der Hand, oder
vermittelst eines staͤhlernen Ringes, festgehalten
werden, und, wenn man den Gang einer mehr oder weniger lang dauernden Gasentwiklung,
wie z.B. die bei einer gaͤhrenden Fluͤssigkeit, beobachten will, so
ist man entweder genoͤthigt, bei dem Plaze, wo die Wanne mit dem
Entwikelungsapparate steht, zu verweilen, oder man hat die ganze einen nicht unbedeutenden Raum einnehmende Vorrichtung mit
ihrem Gewicht von etwa 40 bis 50 Pfd. an einen Ort zu versezen, der nicht immer dazu geeignet ist.
Fuͤr solche Faͤlle nun, wobei sich von der Auffassung und Messung eines mit Queksilber zu sperrenden
Gases handelt, das man auf irgend eine Art entwikeln laͤßt, und dessen
Menge etwa 10 bis 15 oder hoͤchstens 20 rh. Kubikzolle
betraͤgt, werden durch den im folgenden beschriebenen Queksilbergasometer alle die so eben angefuͤhrten
Unbequemlichkeiten einer QueksilberwanneWeit entfernt, eine Queksilberwanne fuͤr andere Falle einer
Gasbehandlung mit diesem Queksilbergasometer als entbehrlich zu
erklaͤren, bemerke ich ausdruͤklich, daß derselbe nur
fuͤr gewisse Faͤlle, die ich
bezeichnet habe, zwekmaͤßig ist. aufgehoben, indem er ihre Stelle ganz vertritt, nur sehr wenig Queksilber erfordert,
und, ohne viel Raum einzunehmen, noch durch sein Gewicht laͤstig zu seyn, an
jeden Ort, wo man beobachten will, leicht aufgestellt werden kann.
Dieser Queksilbergasometer (oder: Myzogasometer fuͤr Gasarten, die mit
Queksilber abzusperren sind) ist, wie seine Figur zeigt, auf ganz aͤhnliche
Art construirt, wie der Gasometer, den ich zur Untersuchung des Chlorkalks
(ChlorometerS. Erdmann's J. d. oͤkon. u. techn. Chemie,
XVI. Heft 2., und Buchner's Repertorium d.
Pharmacie, XLV. Heft 2. angegeben habe. Denn er beruht ebenfalls auf Aussaugung der
atmosphaͤrischen Luft aus dem mit Queksilber zu fuͤllenden
Recipienten, und ist daher, wie jener, aus einem Glascylinder mit Fuß
(Standcylinder), welcher die Stelle einer Wanne vertritt, einem graduirten
Glascylinder (Recipienten) und einer Gasleitungsroͤhre, welche in jenem bis
zu dem geschlossenen Ende von diesem reicht, zusammengesezt. Er ist aber, damit so
wenig als moͤglich von dem Queksilber als Sperrfluͤssigkeit gebraucht
werden darf, von dem obgenannten Wassergasometer (Chlorometer) darin wesentlich
verschieden, daß der Recipient, wann er in dem Standcylinder sizt, beinahe ganz mit
einem durchbohrten Holzcylinder ausgefuͤllt ist, und daß die mit dem Canal
des leztern communicirende glaͤserne Leitungsroͤhre nicht innerhalb
des Standcylinders, sondern außerhalb desselben heraufsteigt, um an ihrem
gekruͤmmten Ende das sich entwikelnde Gas aufzunehmen. Auch ist die
Hoͤhe dieses Apparates vermoͤge der Natur seiner
Sperrfluͤssigkeit, nur bis zu einer Hoͤhe von 26 bis 28 rh. Zoll bei
Aussaugung der atmosphaͤrischen Luft aufzusteigen und wegen ihres großen
Gewichtes die Aussaugung zu erschweren, wie sich leicht begreift, auf 1 bis 2 Fuß
beschraͤnkt, waͤhrend dieselbe bei einem Wassergasometer viel
groͤßer seyn kann, wenn man ihn groͤßer haben will. DennDie beifolgende Erinnerung an ein bekanntes aërostatisches Gesez
waͤre uͤberfluͤssig, wenn mir nicht bei der Versammlung
der Naturforscher in Stuttgart, wo ich den Gasometer vorzeigte, von einem
verdienstvollen Chemiker die Einwendung gemacht worden waͤre, daß
sich das Queksilber nach seiner Emporhebung in einem Cylinder von 8 rh. Zoll
Hoͤhe nicht wohl ohne einen verschließenden Hahn in dieser
Hoͤhe halten koͤnne. daß eine Wassersaͤule durch Aussaugung der in ihrem Cylinder
enthaltenen Luft bis zu einer Hoͤhe von 30 bis 32 Fuß (nach Beschaffenheit
der Erhebung ihres Orts uͤber dem Meeresspiegel) heraufgehoben werden kann,
und dann der mit ihr communicirenden Luftsaͤule so das Gleichgewicht
haͤlt, daß sie in ihrem Cylinder stehen bleibt, ist seit Galilaͤi bekannt, und daß eine
Queksilbersaͤule, je nach der Erhebung ihres Ortes uͤber dem Meere und
nach der Beschaffenheit des Statt findenden Luftdrukes, in ihrem mit der Luft communicirenden Cylinder
eine Hoͤhe von etwa 26 bis 28 Par. Zoll erreichen, und folglich durch
Luftaussaugung so weit gehoben werden koͤnne, beweist seit Toricelli jeder Barometer.
I. Beschreibung des
Queksilbergasometers.
Die verschiedenen Theile, aus denen der Queksilbergasometer zusammengesezt ist, sind
folgende, und, um an einem Beispiele das Verhaͤltniß ihrer Dimensionen zu
zeigen, fuͤge ich die Beschreibung derselben in Bezug auf den Gasometer bei,
den ich bei der Versammlung der Aerzte und Naturforscher in Stuttgart am Ende der
Vortraͤge in der physikalisch-chemischen Section gezeigt habe.
A. Der Glascylinder mit Fuß
(s. Fig. 1 a
Standcylinder), welcher die Stelle einer Queksilberwanne vertritt, hat
1) ohne seinen 3 rh. Zoll breiten und 8 Linien hohen Fuß eine
Hoͤhe = 10 rh. Zoll,
2) einen Durchmesser im Innern = 17 1/2 Linien,
3) unten an der Seite in einer Hoͤhe von 7 Linien
uͤber seinem Fuß und von einem Durchmesser = 3 Linien ein Loch zur
Aufnahme der glaͤsernen Leitungsroͤhre.
B. Der glaͤserne
Recipient (s. Fig. 1 b
Meßcylinder) hat
1) im Innern eine Hoͤhe = 7 Zoll 10 1/2 Linien,
2) einen aͤußeren Durchmesser = 16 1/2 Linien,
3) einen inneren Durchmesser = 13 Linien.
Der Zwischenraum zwischen ihm und dem Standcylinder betraͤgt also auf einer
Seite = 17 1/2 – 16 1/2 = 1/2 Linien.
Dieser Meßcylinder ist von Oben nach Unten in 9 rh. Kubikzolle, die er haͤlt,
eingetheilt.
C. Der Holzcylinder (s. Fig. 1
c), welcher auf den Boden des Standcylinders eingekittet
ist, und unten bis auf 1 Zoll Hoͤhe den Raum desselben ausfuͤllt, hat
von dieser Hoͤhe an
1) einen Durchmesser von = 12 Linien,
2) eine Hoͤhe von = 7 Zoll 11 Linien, und ist folglich an
allen Seiten um 1/2 Linie von dem daruͤber gestuͤzten Meßcylinder
entfernt, und um 1 Zoll niederer als der Standcylinder.
3) Von Oben an bis auf 7 Linien von Unten an gerechnet ist er zur
Communication des Recipienten mit der Gasleitungsroͤhre
gleichfoͤrmig und dann in horizontaler Richtung kegelfoͤrmig nach
Außen durchbohrt. Dieser Gascanal (s. Fig. 1
c') hat demnach eine senkrechte Laͤnge = 7
Zoll 11 + 5 Linien = 8 Zoll 4 Linien, und dabei einen Durchmesser = 1
Linie.
4) Auch ist er,Statt eines Cylinders von Holz waͤre
allerdings einer von Glas besser, wenn sich
ein solcher in seiner Axe und unten horizontal vermittelst eines Drahtes
bei seinem noch weichen Zustande so durchbohren ließe, wie es hier seyn
soll. damit aus seinen Poren keine Luft nach Aussaugen derselben aus dem
Recipienten dringen und in diesen kommen kann, mit einem Firniß bedekt.
D. Die glaͤserne Leitungsroͤhre
Die Fig.
2 zeigt den Querdurchschnitt der drei Cylinder und der
Leitungsroͤhre. (s. Fig.
1
d), welche an ihrem unteren spizig ausgezogenen und
gebogenen Ende in die kegelfoͤrmige Oeffnung des Holzcylinders eingekittet
ist, und oben eine doppelte Biegung hat, zieht sich an dem Standcylinder
uͤber diesen um 1/2 Zoll herauf, so daß, wenn der Standcylinder auch ganz mit
Queksilber gefuͤllt seyn sollte, dieses in der Leitungsroͤhre, worin
es sich ins Niveau sezt, nicht herauslaufen kann.
E. Zur Haltung des Recipienten, wann dieser bei
Einstroͤmung irgend eines Gases uͤber den Holzcylinder
heraufsteigt,In der Fig.
1 ist diese Stellung des Recipienten bei b' angegeben. ist am oberen Ende des Standcylinders ein die Leitungsroͤhre
umfassender Ring von unverzinntem Blech angekittet, welcher in einer Entfernung von
3 Zoll einen den Meßcylinder durchlassenden Ring von
gleichem Metalle vermittelst ein Paar Metallstreifen traͤgt.
F. An dem Standcylinder befindet sich noch eine zur Aufnahme von einem Gasentwikelungsgefaͤße
noͤthige Vorrichtung (s. Fig. 1
f), bestehend aus 2 Ringen, wovon der eine an dem
Cylinder mit einer Stellschraube versehen ist, und der andere in passender
Entfernung mit jenem durch einen Arm zusammenhaͤngt. Beide sind wegen des
Gebrauchs von Queksilber bei diesem Gasometer gleichfalls von unverzinntem
Blech.
G. Fuͤr den Fall, daß die mit der
Leitungsroͤhre verbundene Entwikelungsflasche nicht tubulirt ist, und also
die Luft des Recipienten nicht vermittelst des Tubulus ausgesaugt werden kann, dient
(Fig. 3)
eine gekruͤmmte Glasroͤhre, welche
vermittelst Kautschuk an die Leitungsroͤhren festgebunden wird, und an ihrer
zur Ansaugung bestimmten Muͤndung eng und etwas ausgerandet ist.
II. Construction des
Queksilbergasometers.
Da es sich bei dem Queksilbergasometer von einer Einrichtung handelt, bei der so
wenigMein Gasometer, dessen Recipient 9 Kubikzoll Gas faßt, fordert nur 3 1/2 Pfd.
Queksilber. als moͤglich Sperrfluͤssigkeit noͤthig ist, und wobei
alle Luft aus dem Recipienten ausgesaugt werden soll (was wegen des großen specifischen
Gewichtes des Queksilbers nicht so leicht ist, wie bei einem Wassergasometer); so
werden folgende Bemerkungen uͤber seine Construction nicht ganz unwillkommen
seyn.
1) Um fuͤr den Recipienten und den Standcylinder einen passenden Holzcylinder (oder auch wohl einen massiven Glascylinder)
zu erhalten, laͤßt man sich ihn von hartem Holze, oben convex und von
beliebiger Groͤße (die Hoͤhe kann groͤßer seyn als die des oben
beschriebenen, der Durchmesser hingegen darf wegen der sicheren Messung des Gases
wohl nicht viel groͤßer seyn) drehen, und seine Achse
so fein als moͤglich durchbohren; denn je feiner dieser Canal ist,
desto sicherer wird er von dem Queksilber bei der Luftaussaugung gefuͤllt.
Diesen Holzcylinder schikt man nun in eine Glashuͤtte, und laͤßt die
Meßcylinder und Standcylinder nach beigefuͤgter Zeichnung und genauer Angabe ihrer
Hoͤhen und Durchmesser anfertigen, da es nur selten gelingt, in einer
Glashandlung Glascylinder von der erforderlichen Dimension zu finden, und, wenn es
auch der Fall ist, die Drehung des Holzes nach den gegebenen Cylindern gleichfalls
schwierig ist.
Jedenfalls ist fuͤr das Gelingen einer vollkommenen Aussaugung der Luft aus
dem mir Copalfirniß oder Kautschukfirniß innen an seinem Canale und außen gut
uͤberzogenen Recipienten die Beschaffenheit des obern convexen Theils des
Holzcylinders und seiner Entfernung vom Recipienten wichtig, weil bei zu viel Luft
in dieser Gegend durch das heraufgestiegene Queksilber nur ein Theil
verdraͤngt wird, und daher noch etwas Luft uͤbrig bleibt, welche bei
nachherigen Zuͤgen nur sehr schwer den Recipienten verlaßt; je kleiner daher
der Zwischenraum von beiden Cylindern in dieser Gegend ist (ohne jedoch ganz
aufgehoben zu seyn), desto sicherer wird die vollkommene Auspumpung bezwekt.
2) Um den Holzcylinder und hierauf die Leitungsroͤhre einzukitten, wird
a) der Holzcylinder an seiner
Seitenoͤffnung mit einem Korkstuͤkchen zugepfropft, und die Lage von
dem Mittelpunkte der Oeffnung oberhalb an dem schmaleren Theile des Cylinders
bezeichnet; hierauf der Standcylinder nach Verpfropfung seines Seitenlochs, an
seinem Fuß uͤber Kohlenfeuer erwaͤrmt, die noͤthige
QuantitaͤtSie bestimmt sich durch vorangegangene Probe mit Queksilber, oder Wasser,
dessen erforderliches Volumen hierauf zum Maßstab der geschmolzenen
Kittmenge dient. von feinem Siegellak eingetragen und geschmolzen; endlich der gleichfalls
vorher
erwaͤrmte Holzcylinder eingesezt, auf dem Boden unter bestaͤndiger
Erwaͤrmung des Glases so lange herumgedreht, bis sich der Kitt an der
breiteren Seitenwandung des Holzcylinders verbreitet hat, und wann derselbe zu
erhaͤrten beginnt, der Cylinder genau da im Centrum des Glasgefaͤßes
festgesezt, wo das Zeichen seiner Oeffnung mit dem Loche des lezteren
correspondirt.
b) Ist dieses geschehen, so wird die Verpfropfung der
Seitenoͤffnung durch Ausbohrung aufgehoben, an das spizig ausgezogene
Seitenstuͤk der glaͤsernen Leitungsroͤhre ein durchbohrter Pfropf angekittet, dieser nach
geschehener Bekleidung mit noch weichem Kitte in die Oeffnung eingesezt, und der
Rand derselben mit ihm noch gut uͤberzogen, so daß alle CommunicationUm versichert zu seyn, daß alle Communication zwischen dem Canal des
Holzcylinders und der aͤußeren Flaͤche desselben innerhalb des
Standcylinders aufgehoben ist, und daß auch an dem Loche des lezteren keine
Luft ein- und ausdringen kann, daß also die Verkittung vollkommen luftdicht gemacht worden sey, ist die
Pruͤfung dieses luftdichten Zustandes des Apparates vermittelst
Auflegung des Fingers auf den Canal des Holzcylinders und gleichzeitiger
Ansaugung an der Leitungsroͤhre nicht hinreichend, vielmehr muß man
nach Zuschließung der Leitungsroͤhre den Standcylinder, in den man
etwas Queksilber gegossen hat, in Queksilber oder in Wasser stellen, und
dann durch den Canal des Holzcylinders stark einblasen. Zeigt sich dann in
den beiden Fluͤssigkeiten keine Lustblase, noch irgend eine Bewegung,
so schließt die Verkittung luftdicht. von dem Canale des Holzcylinders mit dem aͤußeren Rande der
festanliegenden Glasroͤhre vollkommen aufgehoben ist.
3) Nach diesen Zurichtungen wird der obere Ring mit seinem
Traͤger um die anliegende Glasroͤhre herum angekittet, und der
fuͤr das Entwikelungsgefaͤß bestimmte verschiebbare Ring mit seiner
Stellschraube angebracht.
III. Maßregeln beim Gebrauche des
Queksilbergasometers.
1) Um den Recipienten mit Queksilber zu fuͤllen, wird dieser bei Seite gelegt, die
Fluͤssigkeit in den Raum zwischen dem Holzcylinder und dem Standcylinder bis
etwa zur halben Hoͤhe gegossen, dann der Recipient uͤber den
Holzcylinder gestuͤrzt und in die Fluͤssigkeit bis auf den Boden
gedruͤkt, so daß ein Theil seines Luftinhalts durch die Leitungsroͤhre
fortgeht; hierauf entweder die Aussaugungsroͤhre (s. Fig. 3) oder ein
tubulirtes Flaͤschchen, das zum Gasentwikelungsgefaͤß dienen soll, an
die Leitungsroͤhre befestigt, und nun die Luft so lange ausgesaugt, bis das
Queksilber den Raum zwischen dem Holzcylinder und dem Recipienten ausgefuͤllt
hat, und in der Leitungsroͤhre aufgestiegen ist.
2) Ist zur Entwikelung und Auffassung eines Gases das hiezu bestimmte Gefaͤß luftdichtDiese luftdichte Verbindung muß wegen des starken Gegendrukes der
Queksilbersaͤule sehr fest seyn, und fordert theils Verkittung,
theils den Gebrauch einer Kautschukroͤhre. mit der Leitungsroͤhre verbunden; so muß, wann die Gasentbindung
anfaͤngt, wohl darauf Acht gegeben werden, daß das im Recipienten angekommene
Gas, wenn dieser sich nicht gleichmaͤßig oder auch zu schnell erheben sollte,
nicht am untern Rande hervordringe, und daher nicht nur derselbe, damit das
Queksilber in dem engen Raume gleichmaͤßig herabsinke, gedreht, sondern auch,
wenigstens spaͤterhin, noch Queksilber nachgegossen werden.
3) Hat sich der Recipient nach erfolgter Gasentbindung gehoben, so findet sich das
Gas zum Theil noch in dem Raume zwischen ihm und dem
Holzcylinder, und kann in dieser Lage nicht gemessen
werden. Damit nun aber seine vollstaͤndige Messung geschehen kann, so muß der
Standcylinder uͤber dem Holzcylinder mit Queksilber nachgefuͤllt
werden, bis vermoͤge seines Drukes das in jenem inneren Zwischenraume
befindliche Gas uͤber den Queksilberspiegel zu stehen kommt, und seine Ebene
mit der Ebene des Queksilbers in dem aͤußeren Raume (zwischen dem Recipienten
und dem Standcylinder) vermittelst einiger Emporhebung oder Niederdruͤkung
des Recipienten gleichgesezt werden kann. Bei dieser Stellung desselben kann alsdann
der an ihm bezeichnete Grad abgelesen, und, abgesehen von der Temperatur des Gases,
nach der sein Volumen zu rectificirenDie Rectification des erhaltenen Gasvolumens nach der Normaltemperatur
geschieht entweder vermittelst einer Formel, oder mit Huͤlfe eines
Normalaëroscops, wie bei dem Gebrauch eines Wassergasometers. ist, dieses wenigstens ohne eine Reductionstabelle fuͤr die
verschiedenen Queksilberstaͤnde der inneren und aͤußeren Raͤume
als das wahre aufgenommen werden.
4) Wollte man etwa die zu einem schon construirten Gasometer noͤthige Queksilbermenge berechnen, so muͤßte man zuerst
den Kubikinhalt von der zwischen dem Holzcylinder und dem Standcylinder befindlichen
RingsaͤuleDieser Factor der Berechnung ist wegen des Falls einer gaͤnzlichen
Erhebung des Recipienten uͤber den Holzcylinder noͤthig., von dem Canal des ersteren, von der Leitungsroͤhre bis oberhalb des
Holzcylinders und von der uͤber diesem zu stehenden Queksilbersaͤule
aus den verschiedenen Durchmessern und Hoͤhen dieser Groͤßen
ausrechnen und dann das Gewicht von 1 rh. Kubikzoll Queksilber, das = 3960 Gr. (bei
10° R.) ist, mit der gefundenen Summe jener kubischen Gehalte in Proportion
sezen; oder man koͤnnte auch den Apparat unter Hinweglassung des Recipienten
bis zu einer
gewissen Hoͤhe des Standcylinders mit Wasser fuͤllen, das Volumen
desselben nach seinem Abgießen in ein nach Kubikzollen graduirtes Gefaͤß
messenStatt das gebrauchte Wasservolumen zu messen, koͤnnte man dasselbe
waͤgen und die Queksilbermenge aus f. spec. Gewicht (= 14,5.)
berechnen. und dann aus der Anzahl von erhaltenen Kubikzollen das Gewicht des
noͤthigen Queksilbers vermittelst seines Verhaͤltnisses zu 1 rhein.
Kubikzoll berechnen. Leztere Berechnungsart ist nun freilich die leichteste; jedoch
ist in dem Fall, daß man sich erst einen solchen Gasometer von irgend gewissen
Dimensionen construiren und die dazu erforderliche Queksilbermenge im Voraus wissen
will, nur die erstere anwendbar. Fuͤr diesen Fall moͤgen daher
folgende Berechnungsformeln denjenigen zur Erinnerung
dienen, welchen solche geometrische Aufloͤsungen nicht sehr gelaͤufig
seyn sollten.
Wenn der groͤßere Durchmesser der Ringsaͤule
von Queksilber, der dem inneren Durchmesser des Standcylinders gleich ist, mit D, und der kleinere Durchmesser, der dem Durchmesser des
Holzcylinders gleich ist, mit d bezeichnet, so wie das
Verhaͤltniß des Durchmessers zum Kreis durch q
(etwa = 22/7) ausgedruͤkt wird; so gibt die Formel:
Textabbildung Bd. 54, S. 316
Diese Formel (aus der die vorhergehende fließt) folgt daraus, daß eine solche
Ringflaͤche = Dq × D/4 – dq × d/4, d.h. dem Unterschied
der groͤßeren und kleineren Kreisflaͤche gleich ist.
unmittelbar die Grundflaͤche einer solchen
Ringsaͤule, und das Product derselben mit ihrer Hoͤhe ihren
Kubikinhalt.
Um die uͤbrigen Queksilbersaͤulen ihrer Grundflaͤche nach zu
berechnen, hat man sich bloß an die Formel (d².q)/4 zu halten und die erhaltene
Zahl mit der Hoͤhe der Saͤule zu multipliciren, um den Kubikinhalt zu
bekommen. So fuͤhrt z.B. die Berechnung des Queksilbergewichts bei dem oben
beschriebenen Gasometer nach diesen Formeln auf die Zahl: 3 1/2, Pfd.
Denn
1) ist hier D = 17,5 Linien
und d = 12,0 L.; also (D + d)/2 =14,75 L. und (D – d)/2 =
2,75 L.; ihr Product = 40,5625 L. unddaher mit 22/7 multiplicirt die
Grundflaͤche des Ringcylinders =113 Quadratlinien. Folglich da
ihre Hoͤhe 7 Zoll 11 Linien = 95Linien ist, ihr
Kubikinhalt
= 10735 Kklin.
2) Der Kubikinhalt des Canals von dem Holzcylinder ist
ist
= 21,6
Kklin.
– – der
Leitungsroͤhre bis 8 L. uͤber dem Holzcylinder
= 340,2
–
– – der
Queksilbersaͤule v. 1/2 Z. uͤber jenem
= 864,0
–
–––––––––––––
3) Also die Summe des gesammten
Queksilbervolumens
= 11960,8 Kklin.
Nun fuͤhrt die Zahl (3960. Gr. × 11961 Kklin.)/(1728 Kkl. × 480
Gr.) auf 57 Unzen Queksilber. Folglich betraͤgt die Queksilbermenge bei
diesem Gasometer 57/16 = 3,5 Pfd.
IV. Einrichtung des Gasometers, bei
welcher die Leitungsroͤhre zur Wiederholung eines Versuchs nicht wieder
geoͤffnet werden darf.
Wenn der Recipient nach erfolgter Gasentwikelung mit einer Luftart gefuͤllt
und gemessen worden ist und der Versuch nach Entlassung des erhaltenen Gases bei
demselben Entwikelungsgefaͤße wiederholt werden soll; so muß dieses
geoͤffnet und der Recipient aufs Neue durch Aussaugung mit Queksilber
gefuͤllt werden. Damit nun diese Wiederoͤffnung des
Entwikelungsgefaͤßes und daher der Leitungsroͤhre vermieden werden
kann; so dient hiezu, an der Stelle des oben geschlossenen Recipienten, ein Glascylinder
Dieser Glascylinder mit einem Hahn, der am besten
von Glas ist (denn einer von Holz oder Eisen taugt in manchen Faͤllen
nicht), kann auch sonst zu manchen Gasversuchen unter Gebrauch von wenig
Queksilber in irgend einem anderen Glasgefaͤß fuͤr sich
angewandt werden. von gleichen Dimensionen, auf welchen ein gut verschließbarer Hahn luftdicht
mit einer Aussaugungsroͤhre eingekittet ist (s.
Fig. 4).
Um daher bei dieser Einrichtung die schon erhaltene Luft zu entlassen und den
Recipienten mit Queksilber wieder zu fuͤllen; so oͤffnet man den Hahn,
entfernt den Cylinder, gießt von dem Queksilber die uͤberfluͤssige
Menge ab, sezt jenen wieder auf und saugt durch seine Roͤhre die restirende
Luft unter alsbaldiger Verschließung des Hahns aus; ist dieses geschehen, so kann
die Gasentwikelung aufs Neue fortgesezt werden.