Titel: | Ueber das Kobaltblau. Von Herrn Gaudin. |
Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. LXII., S. 339 |
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LXII.
Ueber das Kobaltblau. Von Herrn Gaudin.
Aus dem Journal de Pharmacie. Sptbr. 1834, S.
534.
Gaudin, uͤber das Kobaltblau.
Montami nahm zur Bereitung seines Kobaltblau eine
Aufloͤsung von arseniksaurem Kobalt in Salpetersaͤure, die er mit
Kochsalz vermengte. Er dampfte diese Aufloͤsung beinahe bis zur Trokenheit
ab, so daß nicht alle Saͤure gaͤnzlich verjagt wurde; auf diese Art
erhielt er eine blaue Substanz, welche er der Luft aussezte, wodurch sie
Feuchtigkeit anzog, roth und in Wasser aufloͤslich wurde. Nach einigen Tagen
brachte er die Masse auf heiße Asche, um wieder die uͤberschuͤssige
Saͤure zu verjagen, sezte sie dann neuerdings der Luft aus, und wiederholte
diese Versuche so lange, bis die Masse an der Luft nicht mehr roth werden und das
Wasser nicht mehr rosenroth faͤrben konnte. Bei diesem Verfahren begibt sich
also die Arseniksaure an das Natron, in dem Maaße als sie die
Salpetersalzsaͤure verlaͤßt, und das frei gewordene Kobaltoxyd
verwandelt sich in Kobaltsaͤure, um sich mit dem Natron zu verbinden: damit
sich das Blau in seiner ganzen Intensitaͤt entwikelt, muß man die Masse der
Rothgluͤhhize aussezen, nachdem man sie mit der gehoͤrigen Vorsicht
ausgewaschen hat. Man gelangt zu demselben Resultat, wenn man schwarzes Kobaltoxyd
anwendet, und es mit arseniksaurem Natron verbindet, oder wenn man arseniksaures
Kobaltoxyd mit Aeznatron zusammenbringt.
Das nach irgend einer dieser Verfahrungsarten bereitete Kobaltblau zieht die
Feuchtigkeit an, und verliert dadurch seine Farbe; man ertheilt sie ihm neuerdings,
wenn man es wieder erhizt. Eine geringe Menge Eisen verhindert die Erscheinung der
blauen Farbe nicht.
Als Thenard sich mit Versuchen uͤber diesen
Gegenstand beschaͤftigte, brachte er phosphorsaures Kobalt mit Aezkali oder
Aeznatron in Beruͤhrung, und erhielt dadurch ein lebhaftes Blau. Zum Beweise,
daß hiebei ein Austausch der Basen Statt fand, dient, daß wenn er zu viel Alkali
anwandte, die Graͤnze, wobei die Kobaltsaure sich zu bilden anfing,
uͤberschritten wurde, und er eine schwarze Farbe erhielt; als er
phosphorsaures Kobalt in gallertartigem Zustande mit gallertartiger Alaunerde
zusammenbrachte, entstand auch noch eine Zersezung, und die Alaunerde spielte nun
wirklich die Rolle der Basis.
Wenn man das Kobaltoxyd mit einem Silicat verbindet, um in starkem Feuer ein Blau zu
erhalten, geschieht es oft, daß man mit denselben Oxyden bald ein schoͤnes
Dunkelblau, bald ein gewaͤssertes Blau, bald ein stetiges Blau, bald ein Blau
von schlechter Farbe erhaͤlt. Es waͤre zu wuͤnschen, daß man
ein Verfahren ausmittelte, wodurch man dieses Blau stets von gleicher Beschaffenheit
erzielt; oft schreibt man die Ursache des Mißlingens mit Unrecht dem Eisen zu; der
Fehler liegt offenbar nur darin, daß man die Hize entweder zu lange andauern
laͤßt oder zu weit treibt, so daß dann andere chemische Reactionen Statt
finden. Man darf nicht vergessen, daß sich die KobaltsaureDer Verfasser scheint anzunehmen, daß im sogenannten Kobaltblau das Metall
als Kobaltsaͤure enthalten ist, und es ist uns unbegreiflich, daß die
Herausgeber des Journal de Pharmacie diesen
Irrthum nicht berichtigt haben. A. d. R. nur unter gewissen Umstaͤnden, deren man Meister zu werden suchen
muß, in ihrer ganzen Intensitaͤt entwikelt. Ich glaube, daß wenn das
Kobaltoxyd rein iß, die Hize bisweilen die Anziehung des Sauerstoffes durch das
Kobalt verhindert, und eine geringe Menge davon reducirt.
Bereitung einiger Sorten von Kobaltblau.
Der Niederschlag, welcher entsteht, wenn man eine neutrale Kobaltaufloͤsung in
boraxsaures Natron gießt, oder umgekehrt, wild schwach ausgewaschen und schwach
gegluͤht. Ein Theil des so erhaltenen boraxsauren Kobaltoxyds wird mit einem
oder zwei Theilen geschmolzenen phosphorsauren Natrons vermengt, und das Gemenge in
einem Tiegel bis zum Rothgluͤhen erhizt. Man kann das boraxsaure Kobalt auch
durch phosphorsaures ersezen, und erhaͤlt ebenfalls ein schoͤnes Blau.
Das phosphorsaure Natron kann durch arseniksaures ersezt werden.
Man kann auch ein boraxsaures Kobalt auf folgende Art bereiten: man gießt boraxsaures
Natron in Ueberschuß in eine Aufloͤsung eines Kobaltsalzes, und sezt so lange
eine Aufloͤsung von kohlensaurem Natron zu, als noch ein Niederschlag
entsteht, welcher ausgewaschen, filtrirt und schwach gegluͤht wird.
Anderes Blau. Man nimmt zwoͤlf Theile schwach
gegluͤhten phosphorsauren Kobalts, zwoͤlf Theile geschmolzenes
phosphorsaures Natron, zwei Theile geschmolzenen Borax, vier Theile gegluͤhte
Alaunerde; auch kann
man, wenn man will, noch drei Theile gegluͤhtes kohlensaures Natron zusezen.
Das Gemenge wird auf einem Reibstein gut zusammengerieben und in einem Tiegel
gegluͤht. Nach diesem Verfahren erhaͤlt man ein sehr schoͤnes
Blau.Man vergleiche uͤber diesen Gegenstand auch die Abhandlung im Polyt.
Journ. Bd. XLVI. S. 119. A. d.
R.
Ich glaube, daß wenn man an Statt des Kobalts Kupfer anwenden wuͤrde, man sehr
schoͤne gruͤne Farben erhielte.