Titel: | Verbesserungen an den Locomotivmaschinen oder Dampfwagen für Eisenbahnen, worauf sich Robert Stephenson, Ingenieur von Newcastle-upon-Tyne, in der Grafschaft Northumberland, am 7. October 1833 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. LXVIII., S. 429 |
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LXVIII.
Verbesserungen an den Locomotivmaschinen oder
Dampfwagen fuͤr Eisenbahnen, worauf sich Robert Stephenson, Ingenieur von
Newcastle-upon-Tyne, in der Grafschaft Northumberland, am 7. October 1833 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
November 1834, S. 261.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Verbesserte Locomotivmaschinen oder Dampfwagen fuͤr
Eisenbahnen.
Meine Verbesserungen an den Locomotiv-Dampfmaschinen oder Dampfwagen, deren
man sich gegenwaͤrtig zum schnellen Transporte von Reisenden und
Guͤtern auf den Eisenbahnen mit Kantenschienen (edge
rails) bedient, beziehen sich auf jene Art von Locomotivmaschinen, welche
man auf der Liverpool-Manchester-Eisenbahn benuzt, und von denen die
erste bekanntlich den Namen „der Planet“ erhielt. An diesen
Locomotivmaschinen sind die beiden Hauptraͤder, welche von der Maschine
getrieben werden, an einer zwei Mal abgebogenen Achse, die durch die Kolbenhube der
Dampfcylinder in Bewegung gesezt wird, angebracht, so daß die Locomotivmaschine
laͤngs der Kantenschienen, auf denen die erwaͤhnten Hauptraͤder
ruhen, fortrollen muß. Nach meinen neuen Verbesserungen lasse ich nun die Reifen der
erwaͤhnten Hauptraͤder der Locomotivmaschinen, welche auf die
angegebene Weise aufgezogen und in Bewegung gesezt werden, flach und ohne alle
hervorragende Seitenraͤnder auf den Kantenschienen laufen; waͤhrend
ich unter dem Hinteren Theile oder Ende der Maschine noch zwei kleine Raͤder
anbringe, deren Reifen mit hervorstehenden Randstuͤken versehen sind, damit
dieses Hintere Ende auf diese Weise beim Fortlaufen auf der Bahn in gerader Richtung
auf den Schienen erhalten wird; und damit auch ein Theil des Gewichtes des Ofenendes
des Kessels auf denselben ruht, gleichwie jene beiden kleinen Raͤder, die
bisher schon vorhanden waren, einen Theil des Gewichtes des Rauchfang-Endes
des Kessels, an welchem sich die Dampfcylinder befinden, tragen.
Meine Verbesserungen bestehen aber ferner auch in der Anwendung kleiner
Nebendampfkolben, welche in entsprechende Cylinder eingepaßt sind. Diese Cylinder
koͤnnen naͤmlich, wenn es erforderlich ist, durch Umdrehen eines
Hahnes von dem Kessel aus mit Dampf versehen werden, so daß hiedurch eine doppelte
Bremse (brake) oder zwei Kloͤze an den Umfang
der Reifen der Hauptraͤder sowohl, als der kleinen mit hervorstehenden
Raͤndern versehenen Nebenraͤder angedruͤkt, und auf diese Weise
eine Reibung und ein Widerstand erzeugt werden kann, durch welchen sich die Bewegung
der Raͤder und folglich das Fortrollen der Maschine auf den Schienen, wenn es
noͤthig seyn sollte, unterbrechen laͤßt.
Durch meine Verbesserungen bezweke ich einigen Mangeln abzuhelfen, die sich bei der
Anwendung der gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Locomotivmaschinen auf der
Liverpool-Manchester, Eisenbahn ergeben haben. Man fand naͤmlich, daß
die winkelfoͤrmig abgebogenen Achsen der großen Raͤder leicht brechen,
und die Maschinen dann von der Eisenbahn abweichen, und manchmal umgestuͤrzt
oder anderweitig beschaͤdigt werden koͤnnen; ja ein solches Abgleiten
der Raͤder von den Schienen erfolgte in einigen Faͤllen selbst schon
dann, wann die winkelfoͤrmig abgebogene Achse nicht ein Mal brach, sondern
bloß eine Ausdehnung oder Verkruͤmmung erlitt. Auch zeigte sich's, daß die
gewoͤhnlichen, von Menschenhand gefuͤhrten Bremsen oder Kloͤze
an den Raͤdern der Dampfwagen nicht mit genug Kraft und Staͤtigkeit
angewendet werden konnten, und daß es daher nicht moͤglich war, die Bewegung
der Raͤder und folglich das Fortrollen der Maschine so ploͤzlich zu
unterbrechen, als es besonders dann wuͤnschenswerth gewesen waͤre,
wenn die Wagen mit sehr großer Geschwindigkeit fuhren, und wenn sie auf eine
gebrochene oder in Unordnung gerathene Stelle der Eisenbahn oder auf irgend ein
anderes Hinderniß stießen. Auch brannten die Kessel dieser Maschinen in ihrem
Inneren schnell aus, so daß deren Ausbesserung bestaͤndig große Unkosten und
Arbeit verursachte.
Meine Erfindungen und Verbesserungen werden nun diesen Maͤngeln steuern oder
sie wenigstens vermindern. Denn wenn man an den Haupttreibraͤdern, was bisher
an Kanten schienen noch nie versucht wurde, flache Reifen ohne hervorstehende
Raͤnder anwendet, so wird die winkelfoͤrmig abgebogene Achse
endwaͤrts nie irgend einer Dehnung ausgesezt seyn, wenn die Maschine an
seitwaͤrts abhaͤngige Stellen (sidings),
Umkehrstellen (turnings) oder Durchkreuzungsstellen (crossings) der Schienen gelangt, oder wenn sie
laͤngs Kruͤmmungen der Bahn fortzulaufen hat. Unter diesen
Umstaͤnden haben naͤmlich die winkelig abgebogenen Achsen die
groͤßte Gewalt auszuhalten, und unter diesen Umstaͤnden werden sie am
haͤufigsten verbogen oder gebrochen, indem die Maschine hier immer eine
Neigung bekommt die Schienen zu verlassen, und indem dieser Neigung bloß durch die
hervorstehenden Randstuͤke der Raͤder entgegengewirkt wird. Da nun aber die Achsen
der kleinen Raͤder an den verbesserten Maschinen gerade, und folglich
kuͤrzer, als die winkelig abgebogenen sind; da sie ferner nur eine nach
Abwaͤrts wirkende Last zu tragen und keine Drehung auszuhalten haben, und da
ihre Raͤder endlich klein sind, so werden diese geraden Achsen mit einer weit
kuͤrzeren Hebelkraft seitwaͤrts gezerrt, so daß sie meistens von
hinreichender Staͤrke befunden wurden und nur selten brachen. Die winkelig
abgebogenen Achsen hingegen haben eben wegen dieser Abbiegung eine weit
groͤßere Laͤnge; sie haben uͤberdieß von Seite der Kolben, von
denen sie in Bewegung gesezt werden, eine auf Biegung und Drehung abzielende Kraft
auszuhalten, und daher kommt es denn, daß diese Achsen weit haͤufiger einem
Unfaͤlle ausgesezt sind. Diese Unfaͤlle ereigneten sich wahrscheinlich
dann am haͤufigsten, wenn die Achsen durch die seitliche Wirkung der
Randstuͤke der Treibraͤder auf die inneren Kanten der Schienen eine
noch groͤßere Gewalt auszuhalten hatten. Diese seitliche Wirkung tritt aber,
wie schon oben gesagt, dann ein, wenn die Maschine in den oben angefuͤhrten
Faͤllen eine Neigung hat, die Schienen zu verlassen; und diese seitliche
Wirkung der Randstuͤke der Treibraͤder auf die Kanten der Schienen
trachtet hier wegen der bedeutenden Groͤße der Raͤder und wegen der
bedeutenden Laͤnge der winkelig abgebogenen Achse mit weit groͤßerer
Hebelkraft diese Achse zu biegen und zu drehen. In dem Augenblike aber, in welchem
die Achse aus diesem Grunde ausgedehnt oder so gebogen wurde, daß die
Hauptraͤder aus ihrer rechtwinkeligen Stellung gegen die Achse kamen, in
demselben Augenblike wird die Neigung zur seitlichen Kruͤmmung der Achse, und
die Neigung des Wagens die Bahn in einer nach der Seite gekehrten Stellung zu
verlassen noch groͤßer werden. Es erhellt offenbar, daß jede seitliche
Bewegung der winkelig abgebogenen Achse, wenn sie auch von einem Bruche noch weit
entfernt ist, dadurch, daß sie die Raͤder aus der rechtwinkeligen Stellung
bringt, eine heftige seitwaͤrts ansteigende Bewegung der ganzen Maschine
hervorbringen muß; und daß daher bei der fortlaufenden Bewegung der Maschine
hiedurch nothwendig eine bedeutende Gefahr des Bruches der Achse oder ein Abgleiten
der Maschine von den Schienen erfolgen wird. Diese Neigung zu Verbiegungen oder gar
zum Bruche der winkelig abgebogenen Achse wird nun bedeutend vermindert werden, wenn
man an den Haupttreibraͤdern die hervorstehenden Randstuͤke beseitigt;
und wenn man sich dafuͤr ganz auf die Randstuͤke der beiden kleinen
Nebenraͤder verlaͤßt, die meiner Erfindung gemaͤß unter jenem
Ende des Kessels, an welchem sich die Feuerstelle befindet, angebracht werden
sollen. Da die Achse dieser Raͤder naͤmlich gerade ist, so
laͤßt sich mit
allem Grunde erwarten, daß sie die Gewalt, der sie ausgesezt wird, auszuhalten im
Stande und folglich auch faͤhig seyn wird, ohne Gefahr der Verbiegung oder
eines Bruches die Maschine auf den Schienen zu erhalten.
Wenn man meiner zweiten Erfindung gemaͤß den Druk des Dampfes in hohlen
Cylindern auf Kolben, die in diese Cylinder passen, wirken laͤßt; und wenn
durch die diesen Kolben mitgetheilte Bewegung die Bremsen oder Kloͤze gegen
die Raͤnder der Raͤder angedruͤkt werden, so entsteht dadurch
eine Reibung und ein Widerstand, und mittelst dieser laͤßt sich das Anhalten
der Maschine schneller, mit weniger Muͤhe und mit weniger Kraftaufwand
bewerkstelligen, als nach der gewoͤhnlichen Methode, nach welcher diese
Vorrichtungen durch die Kraft des Maschinenwaͤrters in Anwendung gebracht
werden. Meiner Erfindung gemaͤß hat naͤmlich dieser Mann, wenn er eine
Gefahr bemerkt, die ein moͤglichst schnelles Anhalten erfordert, nachdem er,
wie gewoͤhnlich den Dampfzutritt unterbrochen, nichts weiter zu thun, als den
Hahn, der sich an einer kleinen Dampfroͤhre befindet, umzudrehen. Die
Roͤhre fuͤhrt naͤmlich dann den Dampf aus dem Kessel in die
erwaͤhnten hohlen Cylinder, in denen sich die Kolben befinden; und so wie der
Dampf auf diese Kolben wirkt, kommen die Bremsen mit weit groͤßerer Kraft und
mit weit mehr Erfolg in Thaͤtigkeit, als dieß bei der bisherigen Methode je
moͤglich war. Ueberdieß hat der Maschinenwaͤrter bei meiner Erfindung
nach dem Oeffnen des erwaͤhnten Hahnes, und nachdem er dadurch die Bremsen
mit dem Umfange der Raͤder in Beruͤhrung gebracht, auch die
Haͤnde frei, so daß er sich waͤhrend des Anhaltens der Maschine mit
anderen Dingen beschaͤftigen kann. Ich muß jedoch bemerken, daß man denselben
Zwek auch erreichen kann, wenn man statt Dampf Wasser aus dem Kessel in den
erwaͤhnten hohlen Cylinder treten laͤßt; der Druk des Wassers wird
naͤmlich auf gleiche Weise wie der Druk des Dampfes auf die Kolben und
Bremsen wirken. Um die Raͤder von den erwaͤhnten Bremsen zu befreien
und um diese lezteren außer Thaͤtigkeit zu sezen, muß der vorher
geoͤffnete Hahn wieder geschlossen werden, damit die Communication des
Dampfkessels mit den hohlen Cylindern, in denen sich die Kolben bewegen,
abgeschlossen wird; dafuͤr muß aber nun ein anderer Hahn geoͤffnet
werden, damit der Dampf oder das Wasser, die in den hohlen Cylindern thaͤtig
waren, in die freie Luft entweichen, und sowohl die Kolben, als die Bremsen in ihre
fruͤhere Stellung zuruͤkkehren koͤnnen. Dasselbe laͤßt
sich auch bezweken, wenn man den Hahn, der den Dampf oder das Wasser eintreten
laͤßt, doppelwegig macht, damit der Dampf oder das Wasser eintreten kann oder abgeschlossen
wird, je nachdem man den Hahn nach der einen oder nach der entgegengesezten Seite
dreht.
Das Ausbrennen der Kessel laͤßt sich gleichfalls vermindern, wenn man die
Locomotivmaschinen meiner Erfindung gemaͤß baut; denn in Folge der Anwendung
von 6 Raͤdern kann man auch den Kesseln mehr Ausdehnung geben. Die kleinen
Raͤder, die ich unter dem Hinteren Ende des Kessels anbringe, tragen das
groͤßere Gewicht, welches die groͤßere Ausdehnung des Kessels mit sich
bringt, so daß also keine Beschaͤdigung der Schienen moͤglich ist.
Fuͤr die kleinen Nebenraͤder muͤssen Tragfedern angebracht
werden, gleichwie dieß an den gewoͤhnlichen Maschinen an den uͤbrigen
Raͤdern der Fall ist. Diese Tragfedern werden bewirken, daß alle 6
Raͤder sanft auf den Schienen aufruhen und alle Erschuͤtterungen
vermieden werden. Die relativen Gewichte oder die einzelnen Theile des Gewichtes der
Maschine, die von jedem der 6 Raͤder getragen werden sollen, werden durch die
Staͤrke und durch die Stellung ihrer respectiven Tragfedern regulirt. Die
Hauptraͤder, welche durch die Triebkraft der Maschine in Bewegung gesezt
werden, muͤssen in allen Faͤllen eine solche Last bekommen, daß
dadurch eine Adhaͤsion der Raͤder an den Schienen, bei welcher das
Glitschen derselben unmoͤglich wird, entsteht.
Wenn nun in Folge meiner Verbesserungen ein groͤßerer, eine ausgedehntere
Heizoberflache darbietender Kessel angewendet wird, so ist eine minder intensive
Feuerung noͤthig, um die zum Betriebe der Maschine noͤthige
Quantitaͤt Dampf zu erzeugen. Hieraus ergibt sich nicht nur der Vortheil, daß
die Kessel nicht so schnell ausbrennen, sondern die Maschine arbeitet auch
andererseits unter guͤnstigeren Umstaͤnden. Die Geschwindigkeit des
verbrauchten Dampfstromes, der zur Erzeugung eines raschen Zuges und folglich auch
einer lebhafteren Verbrennung des Brennmateriales in den Rauchfang geleitet wird,
kann naͤmlich bedeutend vermindert werden; und daher kann der verbrauchte
Dampf nun leichter aus den Cylindern entweichen, als bisher, wo eine sehr scharfe
und ploͤzliche Stroͤmung dieses Dampfes in den Cylinder empor durchaus
noͤthig war, um jene lebhafte Verbrennung zu erzeugen, bei welcher die
gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Kessel allein die erforderliche Menge
Dampf liefern. Diese heftige und ploͤzliche Stroͤmung laͤßt
sich jedoch nur erreichen, wenn man die Austrittsmuͤndung verengert oder
drosselt, und wenn man dadurch den freien Austritt des Dampfes aus den arbeitenden
Cylindern so hemmt, daß die Kraft der Kolben dadurch Schaden leidet. Es wird also
auf diese Weise nicht nur die Kraft des Kolbens zerstoͤrt, sondern das Metall
des Kessels verbrennt auch in kuͤrzerer Zeit. Das beste und sicherste Mittel
hiegegen liegt in der Vergroͤßerung der Heizoberflaͤche des Kessels und in dem Betriebe
desselben mit einem minder heftigen Feuer; man wird hiedurch nicht nur den
erwaͤhnten großen Maͤngeln steuern, sondern es wird sich auch eine
Ersparniß an Brennmaterial ergeben. Die Anwendung groͤßerer Kessel und alle
hieraus entspringenden Vortheile sind jedoch durch die Anwendung der beiden kleinen,
unter dem Ofenende des Kessels angebrachten Raͤder bedingt, indem die
gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Maschinen bereits fuͤr die jezigen
Schienen zu schwer sind, und also nothwendig eher eine Verminderung der Last
fordern, als eine Erhoͤhung derselben zulassen. Ich muß jedoch
erklaͤren, daß ich die Anwendung von 6 statt 4 Raͤdern als bloßes
Mittel das Gewicht oder die Last besser zu vertheilen und zu tragen, nicht als meine
Erfindung in Anspruch nehme; sondern daß meine Erfindung 1) hauptsaͤchlich
auf der Anwendung großer Raͤder ohne hervorstehende Randstuͤke an der
winkelig abgebogenen Achse der Locomotivmaschine beruht, wobei ich diese
Treibraͤder durch ein drittes, kleines, unter dem Hinteren Ende des Kessels
angebrachtes, mit hervorstehenden Raͤndern ausgestattetes, und gleich den
uͤbrigen Raͤdern mit Tragfedern versehenes Raͤderpaar
unterstuͤze. Ich erklaͤre ferner, daß meine Erfindung 2), wie gesagt,
in der Anwendung des Drukes des im Kessel enthaltenen Dampfes oder Wassers zum
Behufe des Sperrens der Raͤder mit den beschriebenen Bremsen liegt. Auf die
Anwendung von 6 Raͤdern an Dampfmaschinen, die auf Kantenschienen laufen,
gruͤnde ich durchaus keine Anspruͤche, so lange die beiden
Treibraͤder Reifen mit hervorstehenden Randstuͤken haben. Die auf Taf.
VI. beigefuͤgten Zeichnungen werden diese meine Erfindungen anschaulich
machen.
Fig. 8 ist ein
Seitenaufriß, Fig.
9 ein Endeaufriß, und Fig. 10 ein an dem Ende
genommener Durchschnitt meiner Locomotivmaschine. K sind
hier die Haupt- oder Treibraͤder, deren Reifen keine hervorstehenden
Raͤnder haben, welche auf den Kantenschienen L
laufen, und welche, wie Fig. 11 am deutlichsten
zeigt, an der winkelig abgebogenen Welle aufgezogen sind. M ist das dritte kleine Raͤderpaar, dessen Reifen mit
hervorstehenden Raͤndern versehen sind, und welches sich unter dem hinteren
Ende des Ofens befindet. O bezeichnet das
gewoͤhnliche, kleine, gleichfalls mit hervorstehenden Raͤndern
ausgestattete Raͤderpaar, welches sich unter dem vorderen Ende des Kessels
und unter den arbeitenden Cylindern befindet. Die kleinen Raͤderpaare M und O erhalten die
Maschine bei ihrem Fortrollen auf der Eisenbahn gerade auf derselben. Die großen
Raͤder K haben bloß die Maschine vorwaͤrts
zu bewegen und einen angemessenen Theil der Last zu tragen; ihre Reifen haben
deßhalb keine hervorstehenden Randstuͤke, und daher ist die winkelig abgebogene
Achse dieser Raͤder auch von aller der Gewalt, die sonst durch die seitliche
Wirkung dieser Raͤder auf die Kanten der Schienen ausgeuͤbt wird,
befreit.
Fig. 12 zeigt
die Bremse zum Sperren der Raͤder, die man in Fig. 8 an Ort und Stelle
angebracht sieht, einzeln fuͤr sich. A ist der
hohle Cylinder, in welchen ein Kolben eingepaßt ist, der, wie man sieht, durch den
Hebel y und eine gerade Stange f auf die beiden Bremsen oder Kloͤze D,
D wirkt, die mit pendelartigen Gelenken z an
dem in dem Gestelle befestigten Mittelstifte oder Bolzen E aufgehaͤngt sind. Die Bremsen oder Kloͤze D, D werden an den Umfang der Reifen der Raͤder
K und M
angedruͤkt; und dieß geschieht mittelst der Gelenkstuͤke g, g, welche zwischen den beiden Bremsen D, D angebracht sind, und welche, wenn sie in den aus
der Zeichnung ersichtlichen Winkel hinabgedruͤkt werden, die Reifen der
Raͤder K, M von den Bremsen befreien. Wenn man
aber durch Oeffnen des Hahnes c mittelst der
Roͤhre b, b Dampf oder Wasser in den hohlen
Cylinder A einstroͤmen laͤßt, so wird der
in demselben befindliche Kolben B emporgedruͤkt
werden; und dadurch wird der Hebel y mittelst der Stange
f die Gelenkstuͤke g,
g empor und in eine gerade Linie zu ziehen suchen, so daß demnach die
beiden Bremsen oder Kloͤze mit einer groͤßeren Kraft, als sie dem
Kolben eigen ist, aus einander getrieben und an den Umfang der Raͤder K und M angedruͤkt
werden. Die Vermehrung der Kraft erfolgt naͤmlich durch den Hebel y, der seinen Stuͤzpunkt in dem Mittelstifte x hat, und durch die schiefe Richtung der
Gelenkstuͤke g, g. Wird der Hahn c nach entgegengesezter Richtung gedreht, so kann der
Dampf durch eine nach Oben gerichtete Muͤndung austreten, und aus den
Cylindern in die freie Luft entweichen.
Meine Erfindung, d.h. die Anwendung von 6 Raͤdern und die Befreiung der
mittleren oder Treibraͤder von den hervorstehenden Randstuͤken
laͤßt sich auch an den gewoͤhnlichen, gegenwaͤrtig
gebraͤuchlichen Dampfwagen anbringen. Die vorderen Raͤder oder deren
Achse wird dann, wie gewoͤhnlich, mittelst Kniehebeln und Verbindungsstangen,
die an der aͤußeren Seite hinlaufen, mit der abgebogenen Achse der
Treibraͤder in Verbindung gebracht. Die Bremsen oder Kloͤze
koͤnnen auch weggelassen werden, wenn man sie entbehren zu koͤnnen
glaubt.Der Patenttraͤger hat mehrere Theile, die in der Beschreibung nicht
angegeben sind, in seiner Abbildung nicht mit Buchstaben bezeichnet, sondern
gleich mit deren Namen benannt. Da dieß in unserer Abbildung der
Deutlichkeit halber nicht thunlich war, so haben wir die Namen durch Zahlen
ersezt, deren Bedeutung wir hier in einer Note beifuͤgen
wollen. 1 ist der Dampfkessel, mit dem Kopfe 2; 3 der Rauchbehaͤlter;
4 der Rauchfang; 5 der Feuerbehaͤlter; 6 die Steuerung; 7,7,7 die
Federn; 8 das hoͤlzerne Gestell; 9 das Ofenthuͤrchen; 10 die
gerade Achse der Hinteren Raͤder; 11 der Drosselhahn; 12 die Griffe
der Steuerung; 13 der Rost; 14, 14 die Steinunterlagen fuͤr die
Schienen. A. d. R.