Titel: | Verbesserungen in der Fabrikation und Reinigung von Soda, worauf sich Charles Attwood, Glasfabrikant von Wickham bei Gateshead, in der Grafschaft Durham, am 19. Oktober 1834 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. XXIV., S. 127 |
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XXIV.
Verbesserungen in der Fabrikation und Reinigung
von Soda, worauf sich Charles
Attwood, Glasfabrikant von Wickham bei Gateshead, in der Grafschaft
Durham, am 19. Oktober 1834 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Januar
1835, S. 11.
Verbesserungen in der Fabrikation und Reinigung von
Soda.
Meine Erfindung besteht, wie ich hiemit erklaͤre, in der Reinigung der Soda,
welche in jenen Substanzen enthalten ist, die im Handel unter den Namen: Soda,
Barilla, Natrum, Mineralalkali, Kelp, englische oder kuͤnstliche Soda,
Sodakugeln etc. vorkommen: die Soda mag in denselben in Verbindung mit erdigen oder
anderen wenig aufloͤslichen Theilen enthalten seyn, oder sie mag sich in
Aufloͤsung, in aͤzendem oder an Kohlensaͤure gebundenem
Zustande in was immer fuͤr Substanzen befinden, in so fern sie mit Vortheil
aus denselben gewonnen und gereinigt werden kann. Die Unreinigkeit, von der ich die
Soda durch meine Erfindung befreien will, besteht in Schwefel, welcher in einem
Theile der angegebenen Substanzen in chemischer Verbindung enthalten ist, und
welcher bei der Auslaugung derselben mit einem Theile der Soda eine Verbindung
eingeht, die unter dem Namen des Schwefelnatriums oder des schwefelwasserstoffsauren
Natrons bekannt ist. Keineswegs ist mein Verfahren aber zur Entfernung jenes
Schwefels geeignet, welcher als schwefelsaures oder schwefeligsaures Salz in der
Soda befindlich ist. Mein Verfahren ist nun Folgendes.
Ich schlage den Schwefel aus der angegebenen Verbindung mit Natron nieder, indem ich
einer Aufloͤsung der Soda eines oder das andere der unten anzugebenden
Eisen- oder Mangansalze, gleichfalls im Zustande einer waͤsserigen
Aufloͤsung zuseze. In Folge dieses Zusazes scheidet sich naͤmlich der
Schwefel aus seiner Verbindung mit dem Natron ab, um in Verbindung mit der
metallischen Salzbasis als schwarzes oder braunes Schwefelmetall niederzufallen, je
nachdem man ein Eisen- oder Mangansalz angewendet hat. In Betreff der
Quantitaͤten der zuzusezenden Salze wird man dadurch geleitet, daß, in dem
Verhaͤltnisse als sich die beabsichtigte Wirkung ihrem Ende annaͤhert,
die Operation langsamer von Statten geht, und die Umwandlung in der Farbe der
Niederschlaͤge allmaͤhlich immer sichtbarer wird, bis endlich, wenn
man in einem Probirglaͤschen einer geringen Menge der Aufloͤsung ein
geeignetes Probirmittel, wie z.B. ein aufloͤsliches Blei- oder
Silbersalz zusezt, die Basis dieses Salzes in einem sichtbar gemischten Zustande
niederfaͤllt: d.h. nur zum Theil als Schwefelmetall von der bekannten Farbe,
und zum Theil als Oxyd, gleich wie sie von aͤzendem oder kohlensaurem Natron
gefaͤllt wird. Es ist daher noͤthig, daß man in dieser Zeitperiode
sorgfaͤltig zu Werke gehe, und nur nach und nach kleine Quantitaͤten
dieser Eisen- oder Mangansalze zuseze, damit nicht nur aller Verlust an
diesen Substanzen vermieden werde, sondern damit nicht auch ein Theil des reinen
aͤzenden oder kohlensauren Natrons oder der Soda in ein neutrales Salz
umgewandelt werde, indem sich die Saͤuren der Metallsalze mit der Basis des
Sodasalzes verbinden. Es ist nicht schwer die Zusaͤze der Metallsalze so zu
reguliren, daß saͤmmtlicher Schwefel, welcher als Schwefelleber oder
schwefelwasserstoffsaures Salz in der Soda enthalten ist, dadurch gefaͤllt
werde, und ohne daß ein Ueberschuß der Metallsalze entstehe, wenn man die eben
angegebenen Maßregeln gehoͤrig befolgt, und wenn man zulezt mit dem Zusaze
einer neuen Quantitaͤt Metallsalz jedes Mal so lange wartet, bis all der
metallische Niederschlag, der allenfalls in anderem Zustande denn als Schwefelmetall
niederfiel, durch Umruͤhren der alkalischen Aufloͤsung Zeit hatte,
Schwefel aufzunehmen und sich in ein Schwefelmetall zu verwandeln. Wenn der Schwefel
nun auf diese Weise gaͤnzlich oder wenigstens so weit, als man es fuͤr
noͤthig erachtet, niedergeschlagen worden ist, so trenne ich den Niederschlag von der
Aufloͤsung durch Abgießen oder durch Filtriren, oder zum Theil durch dieses
oder jenes, oder durch irgend eine andere der wohlbekannten Methoden.
Nach gaͤnzlicher Faͤllung des Schwefels wird die alkalische
Aufloͤsung, welche vorher gewoͤhnlich gelb oder
gruͤnlich-gelb gewesen ist, beinahe vollkommen farblos und wasserklar
werden; auch wird weder sie noch die daraus gewonnene Soda auf die Metallsalze,
Farbstoffe, Beizen etc. laͤnger mehr jene nachtheilige Wirkung hervorbringen,
die sie vor der angegebenen Reinigung hervorbrachte; und eben so wenig wird sie nun
auf die Oberflaͤche oder Substanz der metallenen Gefaͤße oder
Apparate, mit denen sie in Beruͤhrung kommt, auf die bekannte nachtheilige
Weise wirken, noch auch, im Falle man sie zur Seifenbereitung benuzt, diese
faͤrben, oder in ihrer Qualitaͤt beeintraͤchtigen.
Mein Verfahren eignet sich nicht nur fuͤr Sodafabrikanten, welche dasselbe bei
der Fabrikation in Anwendung bringen koͤnnen, sondern auch als bloßer
Reinigungsproceß, dessen sich alle jene bedienen koͤnnen, welche mit fremder
unreiner Soda handeln, oder solche verwenden wollen. Zu der von mir vorgeschlagenen
Reinigung lassen sich alle die folgenden Metallsalze mit mehr oder weniger Vortheil
benuzen: 1) alle Salze, welche das Eisen mit Schwefelsaͤure,
Salzsaͤure, Salpetersaͤure oder Essigsaͤure bildet, und von
denen man jenes auswaͤhlen kann, welches man sich am wohlfeilsten verschaffen
kann, oder welches man als Nebenproduct bei einer anderen Fabrikation gewinnt; und
2) alle Salze, welche das Mangan mit den eben genannten Saͤuren bildet. Ich
muß jedoch bemerken, daß ich den Eisensalzen den Vorzug gebe, indem von diesen
beinahe nichts in der Aufloͤsung bleibt oder mit der daraus gewonnenen Soda
eine Verbindung eingeht, waͤhrend von den Mangansalzen, wenn auch nicht
immer, so doch manchmal, etwas in die Soda uͤbergeht, wo dieselbe dann in
solchen Faͤllen, in denen sie gar keine Metalltheilchen enthalten darf,
unbrauchbar werden wuͤrde.
Es ist eine rein finanzielle Frage, die nach Umstaͤnden verschieden
beantwortet werden wird, innerhalb welcher Graͤnzen das Verhaͤltniß
der geschwefelten Soda zur schwefelfreien Soda in dem alkalischen Gemenge stehen
muß, damit meine Erfindung direct und ohne Vorbereitung mit Vortheil zur Reinigung
der Soda angewendet werden koͤnne. Im Allgemeinen laͤßt sich jedoch
meine Methode um so vortheilhafter und um so mehr ohne alle vorbereitende Behandlung
anwenden, je geringer der Gehalt an geschwefelter Soda ist. Sollte der Gehalt an
geschwefelter Soda im Verhaͤltnisse zur schwefelfreien Soda gegen den vierten Theil betragen, so
duͤrfte es in den meisten Faͤllen, besonders aber fuͤr
Sodafabrikanten, welche alle die hiezu noͤthigen Vorrichtungen ohnedieß
besizen, vortheilhafter seyn, das Gemisch vorher dem einen oder dem anderen der
bekannten Calcinirprocesse zu unterwerfen, damit dadurch der groͤßere Theil
des Schwefels weggeschafft werde, bevor man nach meiner Methode zur weiteren
Reinigung schreitet. Im Allgemeinen und im Sinne der Sodafabrikanten gesprochen, muß
ich erklaͤren, daß die 3 oder 4 ersten Ablaͤufe von einem sogenannten
Bottiche Sodakugeln oder Sodaklumpen mit Vortheil durch directe Anwendung meiner
Methode gereinigt werden koͤnnen, indem dieselben nur eine geringe Menge
geschwefelter Soda enthalten. Bei allen weiteren Ablaͤufen hingegen wird es
vortheilhafter seyn, das aufgeloͤste Salz vorher bis zur Trokenheit
einzudampfen und mit Kohle zu calciniren, und endlich gemaͤß meiner Erfindung
noch von jenem Schwefel zu befreien, der ihm gewoͤhnlich noch
anhaͤngt.
Ich nehme keinen der bereits bekannten Processe als mein Patentrecht in Anspruch,
sondern meine Erfindung besteht lediglich in der Reinigung der Soda von dem damit
verbundenen Schwefel durch die beschriebene Anwendung von Eisen- oder
Mangansalzen.