Titel: | Bemerkungen über Versuche, die an verschiedenen Orten angestellt sind, Hohöfen mit erwärmter Luft zu treiben; von P. Sobolewskoy, Obristen im kaiserl. russischen Bergingenieurcorps. |
Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. XXXIV., S. 207 |
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XXXIV.
Bemerkungen uͤber Versuche, die an
verschiedenen Orten angestellt sind, Hohoͤfen mit erwaͤrmter Luft zu
treibenObgleich wir der Ansicht sind, daß die auf den Schmelzpunkt des Bleies erhizte
Luft, zur Speisung der Hohoͤfen angewandt, Vortheile gewaͤhrt,
welche die Kosten des bei dieser Methode erforderlichen besonderen Heizapparates
reichlich aufwiegen und sich theoretisch sehr wohl erklaͤren lassen (man
vergleiche die Bemerkungen des Hrn. Prof. Ch. Bernoulli im Polytechn. Journale Bd.
LV. S. 49), so theilen wir doch den Aufsaz des russischen Ingenieurs
aus einer hauptsaͤchlich nur fuͤr das wissenschaftliche Publicum
bestimmten deutschen Zeitschrift (Poggendorff's Annalen der Physik Bd.
XXXIV. S. 163) mit, weil dessen Ansichten jedenfalls die genaueste
Pruͤfung verdienen und aus den Erfahrungen der russischen Huͤtten
als unbestreitbare Thatsache hervorgeht, daß man bei dem Hohofenbetrieb durch
ein gehoͤriges Verengen der Duͤse, und dadurch, daß man, je
geringer die Oeffnung derselben ist, den Windmesser einen groͤßeren Druk
anzeigen laͤßt, außerordentlich an Brennmaterial ersparen kann. A. d.
R.; von P.
Sobolewskoy, Obristen im kaiserl. russischen
Bergingenieurcorps.
Angestellte Versuche Hohoͤfen mit erwaͤrmter Luft zu
treiben.
Kein metallurgischer Proceß liefert so mannigfaltige Resultate, als das Verschmelzen
von Eisenerzen auf Gußeisen. Ohne von fruͤheren Zeiten zu sprechen, wo die
Siderotechnik noch in ihrer Kindheit war, und wo man ihre Grundsaͤze nicht
studirte, will ich nur bemerken, daß auch heut zu Tage viele Eisenhuͤtten bei
gleichen Localverhaͤltnissen dennoch nicht gleiche Mengen Metall ausbringen,
und dazu noch haͤufig Quantitaͤten von Brennmaterial verbrauchen,
welche in keinem Verhaͤltnisse stehen mit dem, was man auf anderen
Huͤtten sieht, obgleich die Ersparniß desselben eines der wichtigsten
Gegenstaͤnde der bergmaͤnnischen Verwaltung ist. Man kann eine Menge
von Beispielen davon aufzaͤhlen, und die gerade jene Gegenden betreffen, wo
man sich am meisten damit beschaͤftigt. In England verbrauchte man in den
Grafschaften Staffordshire, Shropshire und in Wales bis zur Zeit der neuesten
Verbesserung auf ein Theil Gußeisen 4 Theile, dem Gewichte nach, ungebrannter Steinkohlen. In Yorkshire
verbrauchte man fuͤr dieselbe Menge Gußeisen 4 1/2 Theil Steinkohlen. In
Schottland aber 8 Theile. In Rußland bringen einige Huͤtten auf ein Theil
Holzkohlen 1,4 Theile Gußeisen aus, dagegen andere auf ein Theil Holzkohlen nur 0,4
Gußeisen erhalten. Man schiebt gewoͤhnlich die Ursachen so großer
Verschiedenheiten in den Resultaten theils auf die Qualitaͤt der Erze, theils
auf die Bauart der Hohoͤfen; ich hoffe aber das Ungegruͤndete dieser
Meinungen durch beifolgende Erlaͤuterungen zu beweisen.
Vor Kurzem war die Aufmerksamkeit ganz allgemein nur auf die zuerst von Nilson, Director der Gasanstalt auf den Huͤtten
von Clyde und Calder, in der Naͤhe von Glasgow, angestellten Versuche
gerichtet. Er erbaute einen Apparat, der aus einer Menge gußeiserner Roͤhren
von großem Durchmesser bestand. Indem er sie bis zum dunkeln Rothgluͤhen
erhizte, ließ er die Luft, die in die Hohoͤfen geblasen wurde,
durchstreichen, und erhoͤhte dadurch deren Temperatur von 200° F. oder
93° 1/3 C. bis auf 612° F. oder 322°,2 C. Er fand dabei, daß,
je mehr die Temperatur der Luft gesteigert wurde, desto mehr auch Brennmaterial
erspart wurde. Man fand in der Folge, daß man bei Anwendung erhizter Luft statt
Kohls in den Hohoͤfen geradezu rohe Steinkohlen verbrauchen koͤnne,
und verminderte dadurch die Kosten fuͤr das Brennmaterial auf mehr als die
Haͤlfte. Statt 8 Theile Steinkohlen, die man fruͤher verbrauchte, um
einen Theil Gußeisen auszubringen, verbraucht man davon heute nur 2,95 Theile. Zu
gleicher Zeit verminderte man die Menge der Zuschlaͤge zu den Erzen; das
Metall fing nun an sich reiner auszuscheiden, und dessen Quantitaͤt sowohl
als Qualitaͤt gewann bedeutend im Verhaͤltnisse zu fruͤheren
Resultaten bei dem Einblasen von kalter Luft. Alle diese Vortheile wurden der
Einwirkung erhizter Luft zugeschrieben.
Auf anderen Huͤtten Schottlands beeilte man sich diese Entdekung zu benuzen;
nach den lezten Nachrichten waren schon auf 20 Huͤtten 67 Hohoͤfen mit
erwaͤrmter Luft in Gang gesezt worden, ob zwar nicht alle mit gleichem
Erfolge.
Diese Entdekung ging bald in andere Laͤnder uͤber. Es ist bekannt, daß
man im Koͤnigreiche Wuͤrtemberg auf der Huͤtte Wasseralfingen
zwei Hohoͤfen, in denen Eisenerze mit Holzkohlen verschmolzen werden,
gegenwaͤrtig durch erwaͤrmte Luft betreibt. Statt 1,85 Theile
Holzkohlen, die fruͤher verbraucht wurden, um ein Theil Gußeisen zu erzeugen,
verbraucht man jezt nicht mehr als 1,37 Theile.
In Frankreich folgten mehrere Anstalten dem Beispiele Schottlands, und erwarteten
große Vortheile von dieser Entdekung, die einer ihrer bekanntesten Bergingenieure fuͤr die
ruhmvollste und zugleich fuͤr die hoͤchste Vollendung metallurgischer Kunst
erklaͤrte.
Ueberall, wo man sich mit diesem Gegenstande beschaͤftigte, suchte man die
guͤnstigen Resultate, die die erwaͤrmte Luft geliefert hat, dem
Umstande zuzuschreiben, daß fruͤher die kalte Luft das hinlaͤngliche
Steigern der Temperatur gehindert haͤtte. Eine andere Ursache fand man
nicht.
Nach so zahlreichen und gluͤklichen Erfolgen, und nach der so bestimmt
ausgesprochenen Meinung ausgezeichneter Metallurgen kann man keinen Zweifel
uͤber die Zuverlaͤssigkeit der oben angefuͤhrten Resultate
haben. Meine Absicht ist also keineswegs sie zu bestreiten, sondern bloß zu zeigen,
daß die guͤnstigen Resultate nicht dem Erwaͤrmen der Luft
zuzuschreiben sind, und daß man sie durch andere Mittel, ohne alle Unkosten, ohne
alle Veraͤnderung am Hohofen erzielen koͤnne. Um dieß zu
erlaͤutern finde ich mich genoͤthigt, den Vorgang des Hohofens
naͤher zu beleuchten.
Bekanntlich waͤhlt man zur Verarbeitung im Großen unter den Eisenerzen nur die
Oxyde, entweder reine oder verbunden mit Wasser oder Kohlensaͤure. Um das
Metall daraus zu gewinnen, muͤssen sie nur reducirt oder desoxydirt und
zusammengeschmolzen werden. Wenn die Schmelzhize die noch nicht vollstaͤndig
reducirten Erze trifft, so kann aus ihnen nicht die ganze Menge des Metalles
erhalten werden, sondern ein großer Theil davon geht in die Schlaken uͤber.
Demnach ist der Zwek des Hohofenprocesses: 1) die Erze eine hinlaͤngliche
Zeit hindurch in Beruͤhrung mit den brennbaren Gasen und mit den
gluͤhenden Kohlen zu erhalten, und 2) dem Hohofen eine Temperatur
mitzutheilen, die hinlaͤnglich ist, um das durch oben erwaͤhnte
Beruͤhrung hergestellte Metall, als auch die erdigen Theile, die die Schlaken
bilden sollen, zum Schmelzen zu bringen.
Die Laͤnge der Zeit, die erforderlich ist, um die Eisenerze zu reduciren,
haͤngt von ihrer Zusammensezung und ihrem Gefuͤge ab. Es ist
natuͤrlich, daß der dichte Magneteisenstein einer laͤngeren Zeit dazu
bedarf, als die lokeren Wiesen- und Sumpferze. In beiden Faͤllen kann
der Unterschied ziemlich bedeutend seyn, und die Nichtbeachtung dieses Umstandes muß
nothwendig dem Gange des Processes schaden. Die Hoͤhe des Ofens, so wie auch
seine uͤbrigen Dimensionen uͤben auf die Dauer der Beruͤhrung
zwischen den Erzen und den reducirenden Stoffen nur eine Wirkung aus, die bloß von
der Menge der zustroͤmenden Luft oder von dem in ihr enthaltenen Sauerstoff
abhaͤngt. Wenn diese Menge so groß ist, daß die Kohle Zeit hat zu verbrennen,
eher als das aufgegebene Erz Zeit hat reducirt zu werden, so wird auch der hoͤchste Hohofen eben
so unvortheilhafte Resultate liefern als ein zu niedriger.
Es ist auch bekannt, daß die Erhoͤhung der Temperatur beim Brennen nicht
sowohl von der Quantitaͤt der Luft abhaͤngt, als von der
Schnelligkeit, mit der sie dem brennenden Koͤrper zustroͤmt. Dieser
lezte Umstand wird aber leider nur zu wenig beruͤksichtigt.
Die Erfahrung hat bewiesen, daß beim Verschmelzen von Eisenerzen die Luft eine
hoͤhere Temperatur hervorbringt, wenn sie mit groͤßerer Schnelligkeit,
aber in geringerer Masse zustroͤmt. Unter diesen Umstaͤnden verbrennt
die Kohle langsamer und die Gichten gehen weniger haͤufig nieder; das Erz
aber, welches laͤngere Zeit in Beruͤhrung mit den reducirenden Stoffen
verweilt, ist schon vollstaͤndig, wenn es den Schmelzraum erreicht, es kann
daher die Beschikung vermehrt werden, und das Resultat wird guͤnstiger. Daß
das schnelle Zustroͤmen der Luft zur Erhoͤhung der Temperatur
beitrage, ohne die Menge der verzehrten Kohlen zu vergroͤßern, davon sehen
wir viele Beispiele im gemeinen Leben. Des erste Beispiel davon gibt uns das
Loͤthrohr. Ein feiner Strom Luft, mit einer gewissen gleichmaͤßigen
Kraft auf die Flamme eines gewoͤhnlichen Lichtes gerichtet, bringt mittelst
dieser eine Hize hervor, die im Stande ist, einen ihr auf einer kalten Kohle
vorgehaltenen Stoff in so kurzer Zeit zum Schmelzen zu bringen, daß kaum ein Erbsen
großes Stuͤk Kohle verbrennt, dahingegen kann derselbe Stoff, ohne
Huͤlfe eines gedraͤngten Luftstromes erst mit dem Aufwande eines
großen Stuͤkes Kohle geschmolzen werden.
Hr. Knauff, Mitglied des gelehrten Comité des
Bergcorps in St. Petersburg, fand, als er im Auftrage der Regierung in
Petro-Sanodsk Versuche uͤber vermehrtes Verschmelzen von Eisenerzen
anstellte, daß 100 Kubikfuß Luft, die unter dem Druke von 2 Zoll
Queksilberhoͤhe einstroͤmten, eine Hize hervorbrachten, die derjenigen
gleichkam, welche von dem Einstroͤmen von 200 Kubikfuß Luft, aber unter dem
Druke von einem Zoll Queksilber hervorgebracht wurde, und zwar nur mit dem
Unterschiede, daß in dem lezten Falle die doppelte Menge Kohle nuzlos
verbrannte.
Daraus kann man sehen, daß das Zubringen der Luft zu den Hohoͤfen, in
verhaͤltnißmaͤßiger Menge und unter verhaͤltnißmaͤßigem
Druke oder Schnelligkeit, den Gegenstand der bestaͤndigen Aufmerksamkeit
aller Eisenhuͤttenbesizer ausmachen muß.
Es gereicht den Besizern der russischen Eisenhuͤtten zur Ehre, daß sie diesen
wichtigen Gegenstand nicht ganz außer Acht gelassen haben. Viele von ihnen haben
eine besondere Sorgfalt auf die Regulirung des Geblaͤses verwandt. Heut zu
Tage werden auf achtzehn Eisenhuͤtten des Uralgebirges mehr als 262,500 Kubikarschinen Holzkohlen in
dem Verhaͤltnisse zu dem Verbrauche des Jahres 1806 erspart. Besondere
Beachtung verdient die Ersparniß an Brennmaterial, die man auf einigen russischen
Huͤtten erreicht hat. Auf den Huͤtten der Erben des Kaufmanns Bastorgoueff bringt, man taͤglich bis auf 700 Pud
(233 Centner) Gußeisen aus, und verbraucht dazu nur 500 Pud oder 166 Centner Kohlen
meist aus Birkenholz. Fruͤherhin verbrauchte man auf denselben
Huͤtten, um dieselbe Menge Gußeisen auszubringen, 1000 Pud Kohle. Dieses
Resultat uͤberwiegt bei weitem alles oben uͤber Schottland
Erwaͤhnte.
Das Mittel, wodurch man in Rußland so wesentliche Vortheile bei dem
Huͤttenbetriebe erlangte, ist sehr einfach, und verlangt keine besonderen
Apparate und Unkosten. Man kann dessen Zuverlaͤssigkeit an jedem Hohofen, der
im Gange ist, erproben. Es besteht in der sorgfaͤltigen Beobachtung der
eingeblasenen Luft und in der gehoͤrigen Regulirung ihrer Geschwindigkeit.
Dieß erlangt man durch ein gehoͤriges Verengen der Duͤse, und dadurch,
daß man, je geringer die Oeffnung derselben ist, den Windmesser einen
groͤßeren Druk anzeigen laͤßt.
Der Nuzen der erwaͤrmten Luft haͤngt auch lediglich von der
Quantitaͤt der eingeblasenen Luft und der ihr mitgetheilten Schnelligkeit ab.
In der That wird die Luft, wenn sie bis zu der Temperatur erhizt wird, wie es in
Schottland geschehen, nahe auf den doppelten Umfang dilatirt, und es wird, wenn auch
die ausstroͤmende Luft eine groͤßere Schnelligkeit erlangt, doch eine
geringere Menge Luft in den Ofen befoͤrdert, als beim Gebrauche kalter Luft,
und zwar im umgekehrten Verhaͤltnisse der Temperatur. Je mehr die Luft
erwaͤrmt wird, desto geringer wird auch die Quantitaͤt, die durch
dieselbe Duͤse durchstroͤmen kann, und dieß ist die eigentliche
Ursache der guͤnstigen Resultate mit erwaͤrmter Luft. Wenn man die
geringe Erhoͤhung der Temperatur, die die erwaͤrmte Luft erreicht, mit
der Temperatur vergleicht, bei der die Erze schmelzen, so uͤberzeugt man sich
leicht, daß die Erklaͤrung, die der Erfinder von dem guͤnstigen
Erfolge gibt, indem er ihn dem Umstande zuschreibt, daß der Ofen durch das
bestaͤndige Zustroͤmen warmer Luft nicht abgekuͤhlt werde,
keine Beachtung verdiene.
Ungeachtet der großen Vortheile, die, wie wir gesehen haben, auf der Clyde'schen Huͤtte erlangt worden sind, so
erreicht jener Betrieb dennoch den gewoͤhnlichen englischen nicht, indem dort
mehrere Huͤtten, bei Anwendung kalter Luft, auf einen Theil Gußeisen nicht
viel uͤber 2 Theile Steinkohlen verbrauchen. Auf einigen dieser
Huͤtten hat man es versucht, die eingeblasene Luft zu erwaͤrmen, aber mit
unguͤnstigem Erfolge, was wahrscheinlich seinen Grund darin hat, daß auf
diesen Huͤtten die Menge und die Schnelligkeit der zustroͤmenden Luft
sich schon in dem Verhaͤltnisse befand, wie es der vortheilhafteste Betrieb
erheischt.
Der Nuzen der erwaͤrmten Luft hat sich auch in anderen Gegenden, vorzugsweise
aber nur auf den Huͤtten bewaͤhrt, wo man, gleich den
Schottlaͤndischen, bis dahin eine zu große Menge von Luft verbrauchte, und
dadurch eines großen Aufwandes an Kohle bedurfte.
Es waͤre zu wuͤnschen, daß in den Beschreibungen der Betriebe mit
erwaͤrmter Luft, in Schottland sowohl als auch in anderen Gegenden, alle
noͤthigen Data angegeben worden waͤren, um daraus das
Verhaͤltniß des Verminderns der eingeblasenen Luft zur Erhoͤhung der
Temperatur herzuleiten. Bei einigen der Einrichtungen waren aber gar keine
Windmesser angebracht, und wenn bei anderen auch welche gebraucht wurden, so waren
sie von mangelhafter Construction, indem sie den Druk nicht durch die Hoͤhe
einer Queksilbersaͤule anzeigten, sondern ihn durch das Gewicht auf eine
Flaͤche von einer gegebenen Groͤße angaben. Bei allem dem sieht man
aus den Beobachtungen des franzoͤsischen Ingenieurs Dufrénoy, daß in der Caldron'schen
Huͤtte die Menge der Luft beim Erwaͤrmen derselben auf 612° F.
(322° C.) von 3500 Kubikfuß auf 2626 Kubikfuß in der Minute vermindert worden
ist.
Es ist zu bedauern, daß Dufrénoy, der diese
Beobachtungen gemacht hat, nicht gleich auf die wahre Ursache kam, und den Versuch
machte, mit kalter Luft dieselben Vortheile durch Verminderung der Quantitaͤt
derselben im oben erwaͤhnten Verhaͤltnisse zu erreichen. –
Dieser Versuch haͤtte ihm ohne Zweifel gezeigt, daß man durch Verengern der
Duͤse den Hohofen in denselben Zustand versezen koͤnne, in dem er sich
beim Einblasen warmer Luft befindet. Ein guter Hohofenschmelzer kann durch
gehoͤriges Reguliren des Geblaͤses das Niederbrennen der Gichten nach
Maßgabe der Nothwendigkeit verlangsamen, und dadurch eine vollstaͤndigere
Ausscheidung des Metalles bewirken. Durch Beobachtung des Windmessers und
gehoͤriges Zusammendruͤken der Luft kann er bei jedem Ofen, welche
Construction er auch habe, bedeutende Ersparnisse an Brennmaterial bewirken. Zum
Beweise dessen kann man die Kortsche-Gerski'sche
Huͤtte im Olonetzki'schen Bezirk anfuͤhren.
Auf dieser Huͤtte konnte man seit der Zeit des bekannten Gascoins bei allen
Bemuͤhungen der fruͤheren Verwaltung nie mehr als 21 Pud Erz auf einen
Korb, oder nahe 5 Kubikarschinen Kohle verschmelzen. Heut zu Tage ist man, durch die
Bemuͤhungen des. Hrn.
Knauff bei Beobachtung des Windmessers und Verengern der
Duͤse dahin gekommen, 37 Pud mit derselben Menge Kohle zu verschmelzen.
Alles dieses zeigt nach meiner Meinung deutlich, daß der Vortheil des Verschmelzens
mit erwaͤrmter Luft davon abhaͤngt, daß durch eine maͤßigere
Wirkung des Geblaͤses der Gang der Gichten vermindert wird, und folglich das
Erz laͤngere Zeit mit den im Ofen sich bildenden brennbaren Gasen und der
gluͤhenden Kohle in Beruͤhrung bleibt. Dadurch erhaͤlt man die
Moͤglichkeit, die Beschikung im Verhaͤltnisse dieser Verlangsamung zu
vermehren, und so ein guͤnstiges Resultat zu erreichen. Wenn man also durch
Verengerung der Duͤse, bei Anwendung von kalter Luft, dieselben Vortheile
erreichen kann, scheint es uͤberfluͤssig zu seyn, seine Zuflucht zu
theueren Einrichtungen zu nehmen.
Um zu zeigen, wie vortheilhaft das laͤngere Verweilen der Beschikung in
Beruͤhrung mit den brennenden Kohlen ist, will ich ein Beispiel
anfuͤhren, welches ich aus dem Gange der dem Obristen Fock gehoͤrigen Huͤtte zu Sumbula entnommen habe. Dort
wurden seit sieben Jahren Eisenerze nicht durch Kohle, sondern durch Holz
verschmolzen. Bei dem Anblasen des Ofens im Jahre 1830 wurde eine runde Duͤse
mit zweizoͤlliger Oeffnung im Durchmesser gebraucht. Die Gichten, die, wie
immer, 3 Kubikarschinen Holz enthielten, brannten sehr schnell, naͤmlich zu
50 in 24 Stunden nieder. Die Beschikung bestand aus 10 Pud Erz auf jede Gicht, und
ob zwar im Schmelzraume Alles in Ordnung zu seyn schien, so wurde doch gar kein
Gußeisen erhalten. Die Verminderung der Beschikung bis auf 6 Pud half durchaus
nicht, und das Gestell fuͤllte sich bloß mit einer Schlake an, die der
Frischeisenschlake vollkommen glich; sie war vollkommen fluͤssig, und floß
beim Ausstechen wie Gußeisen, hatte auch beim Erkalten dessen aͤußeres
Ansehen, war aber im Innern krystallisirt, gleich wie Frischschlaken. Als man aber
die zweizoͤllige Duͤse mit einer einzoͤlligen vertauschte, so
erschien bald Gußeisen, und zwar sehr weiches; statt 50 Gichten aber gingen nur 20
in den 24 Stunden nieder. In diesen Bemerkungen habe ich haͤufig darauf
angedeutet, daß es unumgaͤnglich noͤthig sey, die Angaben eines gut
eingerichteten Windmessers zu beobachten. Darunter verstehe ich aber einen
Windmesser, der aus einer S foͤrmig gebogenen
Roͤhre besteht und mit Queksilber gefuͤllt ist. Das eine Ende wird in
die Roͤhre, durch welche die Luft eingetrieben wird, luftdicht eingepaßt, das
andere Ende enthaͤlt einen Schwimmer, der als Zeiger dient. Wenn der Druk der
Luft das Queksilber von der einen Seite niederpreßt, so steigt es im anderen Arme
der Roͤhre hinauf, und schiebt den Zeiger in die Hoͤhe. Auf einer besonderen Scale
liest man die Hoͤhe der Queksilbersaͤule ab, die den Druk anzeigt. Es
versteht sich von selbst, daß die Roͤhre in allen ihren Theilen von gleichem
Durchmesser seyn muß; solche Windmesser sind fuͤr genaue Beobachtungen
geeignet, und es waͤre zu wuͤnschen, daß man sich ihren Gebrauch
uͤberall zur Pflicht machte. Alle die Nachtheile, die sich beim Schmelzen
ereignen, als: zu schnelles oder zu langsames Niederbrennen der Gichten, so auch das
Kochen im Schmelzraume, das Verdiken der Schlaken u. dergl., die fast alle der
Guͤte des Gußeisens schaden, und die Arbeit erschweren – alle diese
Nachtheile koͤnnen bei gehoͤriger Beobachtung des Windmessers und
guter Behandlung des Geblaͤses vermieden werden.
Alle, die den Gang eines Hohofens beobachten, wuͤrden einer Menge Vorurtheilen
uͤber Dimensionen der Oefen, uͤber die Nothwendigkeit der Erweiterung
im Schachte und andere Gegenstaͤnde betreffend, entsagen, wenn nur die
Anwendung des Windmessers ihnen gelaͤufig waͤre.
In Rußland kennt man schon hinlaͤnglich den Nuzen dieses Instrumentes, und nur
der genauen Beachtung seiner Anzeigen verdankt Hr. Fock
den guͤnstigen Erfolg seiner Schmelzung mit Holz, ein Verfahren, das wegen
Nichtbeachtung dieser Anzeige noch in keinem anderen Lande mit Erfolg nachgeahmt
worden ist.
Ich hoffe, daß das von mir Gesagte die Veranlassung dazu werden werde, die Versuche
uͤber Einblasen warmer Luft mit groͤßerer Genauigkeit, als bisher
geschehen ist, zu wiederholen, und einige Huͤttenbesizer von einer zu
fruͤhzeitigen Nachahmung eines theueren und unsicheren Regulirungsmittels des
Geblaͤses abzuhalten.