Titel: Verbesserungen an den Maschinen zum Mahlen von Korn und anderen Materialien, worauf sich Thomas Sharp und Richard Roberts, beide Ingenieure von Manchester, in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung am 1. Jan. 1834 ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 56, Jahrgang 1835, Nr. LI., S. 285
Download: XML
LI. Verbesserungen an den Maschinen zum Mahlen von Korn und anderen Materialien, worauf sich Thomas Sharp und Richard Roberts, beide Ingenieure von Manchester, in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung am 1. Jan. 1834 ein Patent ertheilen ließen. Aus dem London Journal of Arts. Maͤrz 1835, S. 345. Mit Abbildungen auf Tab. V. Verbesserte Maschinen zum Mahlen von Korn und anderen Materialien. Die unter obigem Patente begriffenen Verbesserungen bestehen hauptsaͤchlich in einer eigenthuͤmlichen Methode, die zwei Steine oder die sonstigen Schneid- oder Reiboberflaͤchen, zwischen denen das Korn oder die sonstigen Substanzen zermalmt werden sollen, anzubringen und aufzuziehen; und das Wesentlichste hiebei ist, daß sich die beiden Steine gemeinschaftlich um Zapfen oder Mittelstifte drehen, welche gegen einander eine excentrische Stellung haben. Die Art und Weise, die zum Zermalmen dienenden Oberflaͤchen aufzuziehen und umzutreiben, so wie die Materialien, die man dazu verwendet, lassen viele Modificationen zu; d.h. die Lager, in denen die Steine ruhen, und die zu deren Umdrehungen dienenden Mechanismen koͤnnen verschieden gebaut seyn, und die Reib- oder Zermalmoberflaͤchen koͤnnen aus natuͤrlichen oder kuͤnstlichen Steinen, aus Metall, oder aus irgend einem anderen passenden Materiale bestehen. Zur Erlaͤuterung der Principien, auf denen diese Verbesserungen beruhen, haben wir in den beigefuͤgten Zeichnungen zwei Mahlmuͤhlen abgebildet, an deren einer die Mahloberflaͤchen aus Gußeisen oder Stahl bestehen und sich horizontal umdrehen, waͤhrend sie an der anderen aus Stein bestehen und bei ihren Umdrehungen senkrecht stehen. Fig. 31 ist ein Aufriß einer Maschine oder einer Muͤhle, an der zwei gußeiserne, in einem gehoͤrigen eisernen Rahmen aufgezogene Scheiben a, b die Zermalmer bilden. Fig. 32 ist ein senkrechter Durchschnitt durch dieselbe Maschine; Fig. 33 hingegen gibt eine horizontale Ansicht derselben. Die Scheibe a, die dem Bodensteine einer gewoͤhnlichen Muͤhle entspricht, hat einen groͤßeren Durchmesser, als der Laͤufer b, und ist an einer senkrechten Welle c befestigt, die sich am Grunde in einer stellbaren Unterlage, und oben in der Buͤchse e in einem Halsringe dreht. Die obere Scheibe oder der Laͤufer b ist mit seinem roͤhrenfoͤrmigen Halse f, f und einem Halsringe an dem oberen Theile des Gestelles aufgezogen, in welchem er durch eine Buͤchse g, g festgehalten wird. Der roͤhrenfoͤrmige Hals f, f bildet die Oeffnung, durch welche das Getreide oder die sonstige zu mahlende Substanz in die Muͤhle gebracht wird. Ueber diese Oeffnung und in dieselbe begibt sich ein an dem Rahmen befestigter Finger, durch welchen das eingetragene Getreide so zuruͤkgehalten wird, daß es beim Umdrehen nicht mit dem Halsringe mit herum gefuͤhrt werden kann. Durch einen Hals und einen Halsring wird in der bereits erwaͤhnten Buͤchse e des Gestelles auch das Getrieb i aufgehaͤngt erhalten. Durch dieses Getrieb geht nun auch die senkrechte Welle c, und beide werden sie, wenn sie sich umdrehen, durch eine Feder oder einen Keil k an einander gesperrt. Die Steine oder Reiboberflaͤchen koͤnnen daher je nach der Beschaffenheit und Qualitaͤt der zu zermalmenden Substanzen einander genaͤhert oder von einander entfernt werden, je nachdem man die Unterlage oder Pfanne d, die zum Behufe des Stellens mit einer Schraube versehen ist, in eine hoͤhere oder tiefere Stellung bringt. An dem inneren Ende der horizontalen Welle l, welche in gehoͤrigen Zapfenlagern in dem Gestelle aufgezogen ist, befindet sich ein Zahnrad m, welches in das Getrieb m eingreift. Wenn daher die Welle l durch Menschenhaͤnde und mittelst einer Kurbel n, oder durch Dampf oder durch irgend eine Triebkraft in kreisende Bewegung versezt wird, so wird sich auch die senkrechte Welle c und mit ihr die untere Scheibe oder der Bodenstein a in horizontaler Richtung umdrehen. Durch die Reibung, welche in Folge der gegenseitigen Beruͤhrung entsteht, wird aber auch die obere Scheibe oder der Laͤufer b in kreisende Bewegung versezt werden, so daß also das durch den Hals f zwischen die beiden Steine gelangende Getreide zerrieben und zermalmt wird, an dem Umfange als Pulver oder Mehl aus den Steinen heraus gelangt, und dann durch irgend ein geeignetes, in der Zeichnung durch punktirte Linien angedeutetes Gehaͤuse in einen zu dessen Aufnahme dienenden Behaͤlter geschafft werden kann. Da die Achsen der beiden Steine oder Reiboberflaͤchen excentrisch gegen einander gestellt sind, und da sich deren Oberflaͤchen dennoch gemeinschaftlich umdrehen, so wird der obere Stein oder der Laͤufer hiebei auf der Flaͤche des Bodensteines herumlaufen, und die Folge hievon wird seyn, daß sowohl die Beruͤhrungspunkte zwischen den beiden Mahloberflaͤchen, als die Geschwindigkeiten, mit denen diese Punkte an einander voruͤbergehen, bestaͤndig wechseln. Diese eigenthuͤmlichen rotirenden Bewegungen der Mahloberflaͤchen werden eine groͤßere Reibung auf die zu zermalmenden oder zu mahlenden Substanzen hervorbringen, und hiedurch bewirken, daß diese Muͤhle vollkommener und schneller dasselbe leistet, was irgend eine andere Mahlmuͤhle mit Mahloberflaͤchen von gleicher Groͤße zu leisten vermag. Ueberdieß kann eine Muͤhle dieser Art bei gleicher Arbeit auch durch eine weit geringere Kraft in Bewegung gesezt werden, als die gewoͤhnlichen Muͤhlen. Es versteht sich von selbst, daß man statt der Metallscheiben auch franzoͤsische oder andere Muͤhlsteine so aufziehen kann, daß sie sich auf gleiche Weise bewegen und eben so arbeiten. Fig. 34 gibt eine horizontale Ansicht des Gestelles, der Achsen oder Wellen und der Muͤhlsteine einer Maschine, an welcher sich leztere senkrecht bewegen. Fig. 35 gibt eine Endansicht und Fig. 36 einen Laͤngendurchschnitt derselben Maschine. Den groͤßeren, dem Bodensteine entsprechenden Stein sieht man auch hier bei a, den kleineren oder den Laͤufer hingegen bei b. Ersterer ist an einer horizontalen Welle c aufgezogen, die sich in geeigneten Zapfenlagern in dem Gestelle dreht, und welche von einer Dampfmaschine her durch ein uͤber den Rigger d laufendes Band, oder von irgend einer anderen Triebkraft in Bewegung gesezt werden kann. Der kleinere Stein oder der Laͤufer ist an der cylindrischen Roͤhre e aufgezogen, und leztere wird in die cylindrische Kammer oder Buͤchse f eingesenkt, in der sie sich umzudrehen hat. Diese Buͤchse ist an einem der Pfosten der Maschine befestigt, und wird von einer uͤber deren oberen Theil gezogenen Klammer g, und am Ruͤken von einer Welle h festgehalten. An den Wellen c und h sind, wie man sieht, Stellschrauben angebracht, mit deren Huͤlfe die Entfernung der Muͤhlsteine von einander regulirt werden kann. Das Korn oder die sonstigen zu mahlenden Substanzen werden durch einen Trichter k in die Buͤchse f gebracht, aus der sie dann mittelst zweier spiralfoͤrmig gewundenen Blaͤtter l, die sich an dem Ende der Roͤhre e befinden, durch diese Roͤhre e gegen die Mahloberflaͤchen vorwaͤrts geschafft werden. Diese spiralfoͤrmigen Blaͤtter treiben naͤmlich, indem sie sich mit der Roͤhre und dem Laͤufer umdrehen, das Korn durch eine Art von Schraubenbewegung in die Roͤhre vorwaͤrts, und aus dieser wird es durch das gerade Blatt m, welches in der Roͤhre fixirt ist, zwischen die Oberflaͤchen der Mahlsteine geschafft. Auch hier kann man statt der Steine auf gleiche Weise Stahl- oder andere Metallplatten oder Scheiben anwenden. Wenn wir Steine zum Mahlen anwenden, so geben wir den Mahloberflaͤchen derselben keine Furchen, sondern wir machen sie so eben als moͤglich, ausgenommen man faͤnde es wuͤnschenswerth, in einem der Steine gegen den Mittelpunkt hin feine Furchen oder Einschnitte anzubringen, wie man sie z.B. in Fig. 37 in die Oberflaͤche eines Bodensteines gehauen sieht. Auch der obere Stein oder der Laͤufer kann gegen die Mitte hin etwas ausgeschweift und sternfoͤrmig ausgefurcht seyn, wie man dieß in Fig. 38 sieht. Bedient man sich hingegen gußeiserner Scheiben zum Mahlen, so faͤnden wir es fuͤr gut, in deren Oberflaͤchen concentrische ringfoͤrmige Furchen anzubringen, deren Kanten bei den Umdrehungen der Mahloberflaͤchen wie Scheeren oder Schneidinstrumente wirken muͤssen; eine aͤhnliche Wirkung kann uͤbrigens auch durch andere Furchen oder Verzahnungen hervorgebracht werden. Wir beschraͤnken uns uͤbrigens bei dem Baue unserer Muͤhlen nicht auf die hier beschriebenen Details allein, sondern wir erachten als in unsere Erfindung und folglich in unser Patentrecht einschlagend, eine jede Muͤhle, an der sich die beiden Mahloberflaͤchen, dieselben moͤgen aus Stein oder aus einem sonstigen geeigneten Materiale bestehen, gemeinschaftlich und nach einer und derselben Richtung an Zapfen, Achsen oder Wellen umdrehen, die excentrisch gegen einander gestellt oder gerichtet sind.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    V
Tab. V