Titel: | Verbesserungen im Spinnen und Drehen von Baumwolle, Flachs, Seide, Wolle und anderen Faserstoffen, worauf sich Peter Wright, Fabrikant in der City von Edinburgh, am 17. Julius 1834 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. LXXII., S. 415 |
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LXXII.
Verbesserungen im Spinnen und Drehen von
Baumwolle, Flachs, Seide, Wolle und anderen Faserstoffen, worauf sich Peter Wright, Fabrikant in
der City von Edinburgh, am 17. Julius 1834 ein
Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. April 1835, S.
51.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Wright's Verbesserungen im Spinnen und Drehen von Baumwolle,
Flachs, Seide, Wolle und anderen Faserstoffen.
Die Unmoͤglichkeit mittelst der Fliegen, wie z.B. an einer Drosselmaschine,
mit einer etwas bedeutenden Geschwindigkeit feine und weiche Garne zu spinnen, ist
allen praktischen Spinnern bekannt, und eben so wissen sie auch, daß dieß von der
Spannung herruͤhrt, der das Garn beim Aufwinden auf die Spule ausgesezt wird,
und welche dasselbe nicht selten zum Reißen oder Brechen bringt. Dieses
gegruͤndeten Einwurfes wegen blieb die Anwendung der Fliege bisher
groͤßten Theils auf hart gedrehtes Garn oder auf Garn von niedriger Nummer
beschraͤnkt.
Der Zwek der neuen Erfindung ist nun diesen Einwendungen abzuhelfen; d.h. die
Spannung, welche das Garn bei der Ueberwindung der Reibung der Spule erleidet, zu
vermindern und zu reguliren; und dieß wird dadurch erreicht, daß der
Patenttraͤger der Spindel, an der sich die Spule befindet, eine andere kreisende Bewegung mittheilt,
als sie die Fliege hat. Diese verschiedenen Bewegungen werden mittelst
Laufbaͤndern von verschiedenen Treibtrommeln her an die Spulen undulld Fliegen fortgepflanzt, und auf diese Weise ist der Patenttraͤger im
Stande, die Spulen nach einer und derselben Richtung wie die Fliegen, jedoch mit
verschiedener Geschwindigkeit, umzutreiben, und dabei diese Unterschiede in der
Geschwindigkeit so zu reguliren, daß eine groͤßere oder geringere Reibung auf
die Spulen wirkt, und daß folglich der beim Aufwinden Statt findende Zug je nach der
Staͤrke des zu erzeugenden Garnes gemaͤßigt oder geregelt wird.
In den beigefuͤgten Zeichnungen zeigt nun Fig. 18 einen
Fronteaufriß eines Theiles einer Drosselmaschine, woran man mehrere nach der neuen
Methode aufgezogene Spulen und Fliegen ersieht. Fig. 19 ist ein
Querdurchschnitt derselben Maschine, woraus die Stellung der verschiedenen
Treibtrommeln, und die Art und Weise, auf welche die Laufbaͤnder von einer
der Trommeln an die Rollen der Spulenspindeln, und von der anderen Trommel an die
Rollen der Fliegenspindeln gezogen sind. Fig. 20 zeigt eine nach
der neuen Methode aufgezogene Spule und Spindel in etwas groͤßerem Maßstabe
dargestellt.
Fig. 21 gibt
einen senkrechten Durchschnitt durch die Mitte der Spule und der Fliege, so wie der
dazu gehoͤrigen Spindeln und Rollen. Fig. 22 zeigt dieselbe
Vorrichtung, wie sie in Fig. 20 abgebildet ist;
nur ist hier eine andere Spule angebracht, auch sind die Arme der Fliege
verlaͤngert. a ist eine hohle Spindel, welche in
den stillstehenden, in der Fronte der Maschine befindlichen Riegeln b, b aufgezogen ist, und an welcher eine Rolle c befestigt ist. Die Befestigungsweise dieser hohlen
Spindeln in den angegebenen Riegeln ersieht man aus einem Blike auf Fig. 20. In den Riegeln
b, b sind naͤmlich kegelfoͤrmige
Oeffnungen angebracht, und in diese passen Halsringe d,
d, deren aͤußere Form ganz genau diesen kegelfoͤrmigen
Oeffnungen entspricht, waͤhrend sie im Inneren vollkommen cylindrisch und so
gebaut sind, daß sie den Zapfen der Spindeln genau entsprechen. Um nun diese
Spindeln in den Riegeln b, b aufzuziehen, wird, nachdem
das Halsstuͤk d in dem unteren Riegel befestigt
worden ist, das obere Ende der Spindel a oben durch die
Oeffnung in dem oberen Riegel gestekt, und hierauf, nachdem sie in senkrechte
Stellung gebracht worden ist, mit dem unteren Ende in die Scheide oder den Halsring
d des unteren Riegels eingeschoben, so daß die
Schulter der Spindel auf dem Scheitel des Halsringes aufruht. Dann wird der andere
Halsring uͤber das obere Ende der Spindel gebracht, und in die kegelfoͤrmige Oeffnung
des oberen Riegels hinabgedruͤkt, so daß die Spindel zwar auf diese Weise in
den Riegeln sicher gestellt wird, ohne daß jedoch ihre Freiheit sich umzudrehen
dadurch beeintraͤchtigt ist. Das untere Ende der Spindel a ist außen etwas kegelfoͤrmig, und die in der
Mitte des Halses der Fliege f, f angebrachte Oeffnung
ist gleichfalls auf entsprechende Weise kegelfoͤrmig geformt; die Fliege kann
daher gehoͤrig an der hohlen Spindel angebracht werden, indem man deren
Oeffnung e auf das kegelfoͤrmige Ende der Spindel
a herabdruͤkt. Diese Art von Befestigung wird
die Theile genauer mit einander in Verbindung erhalten, als dieß auf irgend eine
andere Weise moͤglich ist, und zwar bloß durch die Adhaͤsion, die
zwischen den einzelnen Oberflaͤchen Statt findet. Die Bodenspindel g ist in den beiden parallelen Traversirriegeln oder
Dokenlatten in senkrechter Stellung, und zwar so aufgezogen, daß sie mit dem
Mittelpunkte der Fliegenspindel zusammenfaͤllt. Das untere Ende dieser
Spindel g, an der die Rolle i befestigt ist, ruht in einer Pfanne k, an
deren Grund sich eine Stellschraube l befindet, welche
zur Regulirung der Hoͤhe dient. Gegen den oberen Theil der Spindel g dreht sich deren Zapfen oder Journal in einem
Halsringe, der in der oberen Dokenlatte h fixirt ist.
Diese Latte oder dieser Riegel wird zum Behufe des Aufziehens der Spindel
emporgehoben, wo man dann die Spindel durchsteken und so anbringen kann, daß sie
sich frei umzudrehen vermag. Auf der Spindel ist uͤber der Dokenlatte eine
Scheibe m befestigt, die zum Tragen der Spule n dient; zwischen dieser lose auf die Spindel gelegten
Spule und der eben erwaͤhnten Scheibe ist jedoch auch noch ein
Waͤscher oder ein Halsring aus Tuch oder einem anderen geeigneten Materiale
angebracht, welcher zur Regulirung der Reibung der Spule beim Umdrehen derselben um
die Spindel dient.
Wenn nun die Baͤnder von der Treibtrommel o her
uͤber die Rollen c der Fliegenspindel gezogen
sind, und wenn andererseits aͤhnliche Baͤnder von der Trommel p her uͤber die Rollen i der Spulenspindel gezogen sind, so befindet sich die Maschine in einer
arbeitsfaͤhigen Verfassung. Das Garn, welches von den vorderen
Speisungswalzen auf die gewoͤhnliche Weise herabgelangt, geht durch die
hohlen Spindeln a an die Fliegen f, um dann durch Haken, welche sich an den Armen der Fliegen befinden, und
durch die an ihren Enden angebrachten Rollen (scrolls)
an die Trommeln der Spulen geleitet zu werden.
So wie also die Fliegenspindeln a mit solcher
Geschwindigkeit, wie man es fuͤr das zu spinnende Garn fuͤr
noͤthig findet, umgedreht werden, so werden die Spindeln g, an denen sich die Spulen befinden, gleichfalls, allein
mit einer anderen Geschwindigkeit, umgedreht, damit die Umdrehung der Spulen von
jener der Fliegen verschieden werde, und damit das Garn in dem Maaße auf die
Trommeln der Spulen aufgewunden wird, in welchem die Umdrehungen der Fliegen deren
Fasern spinnen oder drehen. Die Verhaͤltnisse der Geschwindigkeit zwischen
der Spule und der Fliege koͤnnen genau ein Aequivalent der Aufwindebewegung
seyn, in welchem Falle jedoch durch die Spannung des Garnes kein Zug auf die Spule
ausgeuͤbt werden wuͤrde. Da jedoch der Patenttraͤger beim
Aufwinden einen solchen Zug nicht ganz zu beseitigen gesonnen ist, so bewirkt er
zwischen der Geschwindigkeit der Spulen und jener der Fliegen einen solchen
Unterschied, daß dadurch ein merklicher Zug erzeugt wird; und um diesen Zug je nach
der Staͤrke des zu spinnenden Garnes zu reguliren, gibt er den
Spulenspindeln, in Bezug auf die Fliegenspindeln, eine solche Geschwindigkeit, wie
es die Umstaͤnde eben erfordern. Er ist daher im Stande den Zug so zu
temperiren, daß er jeder Sorte des in einer Drosselmaschine zu spinnenden Garnes
entspricht; d.h. die Geschwindigkeit der Treibtrommeln o
und p wird durch die Durchmesser der zu ihrer Bewegung
dienenden Raͤder bestimmt.
Eine Methode, eine herabhaͤngende Fliege an einer Drosselmaschine anzubringen,
an der sich die Spule um eine fixirte Spindel dreht, sieht man in Fig. 23, in welcher eine
Fronteansicht eines Theiles einer hienach gebauten Drosselmaschine gegeben ist; Fig. 24 ist
ein Querdurchschnitt derselben Vorrichtung. Die herabhaͤngende Fliege an
einem Kloͤppel (bobbin), der sich um eine
stationaͤre Spindel dreht, angebracht, sieht man in Fig. 25; dieselbe an
einer Spule (spool) angebracht, sieht man aus Fig. 26. Der
Kloͤppel ist in Fig. 27 im senkrechten
Durchschnitte dargestellt, waͤhrend Fig. 28 einen eben
solchen Durchschnitt der Spule zeigt. Die Fliege und ihre Spindel sind genau auf
dieselbe Weise, wie dieß oben angegeben wurde, gebaut, und in zwei parallelen
Riegeln aufgezogen. Die Spule oder der Kloͤppel paßt lose auf eine
stationaͤre Spindel, welche auf die bei den lezten Figuren beschriebene
Methode mit einer Stellschraube in der Dokenlatte fixirt ist. Wenn nun die Spindel
der Fliege von der Treibtrommel her in kreisende Bewegung versezt wird, so wird das
Garn durch seine Spannung die Spule oder den Kloͤppel herumziehen, und das
Aufwinden durch die Reibung, welche die Kreisbewegung verspaͤtet, bewirkt
werden.
Da bei der zulezt beschriebenen Einrichtung die Spindel, an der sich die Spule
umdreht, in der Dokenlatte fixirt ist, so wird sich die Spule mit der
groͤßten Ruhe und Staͤtigkeit bewegen, und durch aus nicht jenen Schwingungen
ausgesezt seyn, die sie macht, wenn sie mit der rotirenden Bewegung der Fliege in
Verbindung steht. In Folge der Aufhaͤngung der Fliege an der hohlen Spindel
mit kegelfoͤrmigen Oberflaͤchen, und in Folge der beschriebenen
Methode, die Spindeln in den zwei parallelen Riegeln anzubringen, kommen die Fliegen
so sehr in die Naͤhe ihrer Zapfenlager, daß sie sich selbst mit der
groͤßten Geschwindigkeit umdrehen koͤnnen, ohne
Erschuͤtterungen oder Schwingungen ausgesezt zu seyn.
Die Patentanspruͤche des Patenttraͤgers beziehen sich 1) auf die
beschriebene Methode, den Fliegen und Spulen einer Drosselmaschine oder irgend einer
anderen Spinn- oder Zwirnmaschine eine von einander verschiedene rotirende
Bewegung zu geben, um dadurch die Spannung, welche die Faͤden beim Aufwinden
zu erleiden haben, zu reguliren; 2) auf den eigenthuͤmlichen Bau der Fliege
und ihrer Spindel, so wie auf die Verbindung beider; 3) auf die Anwendung und
Verbindung stationaͤrer Spindeln mit der beschriebenen herabhaͤngenden
Fliege.